Brettman - Sucht seit ca. 33 Jahren

  • Auch von mir ein Hoch an dich für 120 nüchterne Tage.
    Ich bin auch nur ein paar Donnerstage länger nüchtern. Aber ich freue mich über jeden Tag.
    Und der Gedanke an einen eventuellen, möglichen, in der Zukunft liegender Rückfall kommt mir auch manchmal. Ich setze da immer sehr zügig einen anderen Gedanken dagegen:

    Ich muss nicht mehr trinken! Wie toll ist das denn! Nie wieder muss ich trinken! Wow!

    Mir hilft das. Und ich mache das ganz bewusst und spreche es in Gedanken ganz laut.

    Mach weiter. Tag für Tag.

    Lg Lalu

  • Ich wollte Dir eine kurze Rückmeldung zu einem Satz von Dir aus dem Faden von Corinna geben:

    "Ich habe alles: Frau, Geld, (beruflichen) Einfluss, Freunde…, aber keine wirkliche Zufriedenheit."

    Wie kann man andere Menschen als Besitz ansehen und in eine Reihe mit Geld und Macht stellen?

    Die Dir nahe stehenden Menschen erscheinen in der Reihenfolge Deiner Worte als Rahmen für Dein Geld und Deine Machtentfaltung. So ist meine Empfindung und ehrlich gesagt bin ich zusammengezuckt, als ich das gelesen habe.

  • … ich habe die Rückmeldung zur Kenntnis genommen und bin erschrocken, wie hier wieder einmal eine Aussage aus dem Kontext genommen und völlig abseitig interpretiert wird. Ich habe weder von Besitz noch von Macht gesprochen. Ist letztlich aber auch egal. Du kennst mich doch überhaupt gar nicht und bildest dir eine Meinung, weil irgendwas so verstanden wird, wie man es verstehen will oder offenbar einfach nur nicht nach deinen sprachlichen Moralvorstellungen zum Ausdruck gebracht wurde. Das ist nicht nur übergriffig, sondern auch sinnentleert. Ich werde mich nämlich auch künftig so ausdrücken, wie ich es meine oder es will und keine Rücksicht darauf nehmen, ob jemand vielleicht zusammenzucken könnte. Allerdings nicht mehr in diesem Forum. Und meine Frau hat überhaupt keine Probleme, wenn ich im SPAß sage, dass ihr… seit dem Jawort mir gehört.

  • Ich find Siris Reaktion übertrieben, ich würde das von mir genauso sagen, ich hab alles, von dem ich immer geträumt habe - Mann, Kinder, Haus, Freunde, genug Geld, bin gesund etc. Die Reihenfolge ist dabei beliebig, ich hätte auch das Haus zuerst nennen können, wobei mir das Haus ganz sicher nicht wichtiger ist als meine Kinder. Und ich sehe weder meine Kinder, noch meinen Mann oder meine Freunde als meinen "Besitz" an.

  • Hallo Brettman,

    ich habe Dir nur meine subjektive Empfindung mitgeteilt, die keinesfalls den Anspruch erhebt, repräsentativ für dieses Forum zu stehen oder universell gültig zu sein. Es ist mir einfach nur aufgefallen und Dein Satz hat etwas in mir berührt. Es ist doch prima, wenn es ganz anders ist.

    Alles Gute für Dich

    Siri

  • Allerdings nicht mehr in diesem Forum.

    Warum? Was hat das Forum denn mit der Aussage einer einzelnen Person zutun?

    Ich persönlich finde Deine Aussage ok. Und was Siri erlebt hat, warum Siri diese Aussage getätigt hat, wissen wir nicht.

    Manche Dinge sollte man nicht zu ernst sehen. Das gilt für beide Seiten. :)

  • Hallo Brettmann

    nun spreche ich mal von meiner Frau, meiner Kinder, meiner Familie und meinem nassen Denken. Alles gehört zu mir. Umgangssprachlich ist da für mich nichts einzuwenden. Ich bin nicht mal verheiratet. :mrgreen: Es hat was mit meinem Zugehörigkeitsgefühl zu tun.

    Dass da und da mal eine gewisse Sensibilität bei User aufkommt, ist seiner eigenen Suchtgeschichte geschuldet. Manche wurden eben als Besitz angesehen und das wird dann auch in einer Post transportiert. Wenn es mich nicht betrifft, nehme ich solche Post auch nicht (mehr) an.

    Natürlich wird auch mal was aus dem Kontext gerissen. Hat was mit dem Kennenlernen oder des Verstehens des Gegenübers zu tun.

    Als ich nach mehreren Versuchen trocken werden konnte, war ich sehr dünnhäutig und legte alles auf meine Goldwaage. Das hatte zwei Gründe. Einmal war ich sauer auf mich, nie wieder normal saufen zu können. Anderseits hatte ich hin und wieder das Gefühl, mit der Faust in der Tasche trocken zu werden. Das spiegelte sich auch in meiner Post wieder. Und glaube mir, ich habe hier mehr Menschen auf die Füße mit meiner Art getreten als es nötig war.

    In der nassen Zeit war das anders. Wenn ich genervt war oder ich mich angepisst fühlte, bin ich an die Bar und habe mir die Birne volllaufen lassen. Heute muss ich nicht mehr fliehen. Ich bin trocken. Wenn ich hier das Forum verlasse, dann sicherlich nicht aus dem Grund, weil hier irgendjemand mich mit einer Post nervt.

    Solltest du weiterhin dabei sein wollen, sage bitte nochmals per PN Bescheid. Wenn nicht, dann schließe ich den Thread in ein paar Tage ab

    Gruß Hartmut

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    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Man sagt doch auch mein Mann, meine Frau, meine Kinder.

    Klar, ich spreche auch von "meinem" Mann. Aber ich würde eben niemals sagen: "ich habe alles" und dann darunter auch die Personen subsumieren, die mir wichtig sind. Dann würde ich intuitiv eher auf die Ebene der Beziehung gehen: Ich habe alles: eine glückliche Ehe, Haus, Einfluss im Job, tragfähige Freundschaften...oder so. Aber klar, man muss die Worte nicht auf die Goldwaage legen.

    Als jemand, der durch eine symbiotische Beziehung geprägt wurde, bin ich da sicher eher empfindlich und tatsächlich bin ich geflohen, als mir ein Mann einmal im Spass gesagt hätte: Du gehörst jetzt mir. Aber wie gesagt, dass ich da hellhörig werde, liegt ja an meiner eigenen Geschichte als Tochter einer Alkoholikerin.

  • Manchmal wird jedes Wort auf die Goldwaage gelegt.

    Und wir sollten mal alle tief durchatmen und bedenken, dass das geschriebene Wort leicht in den falschen Hals geraten kann.

    Und manchmal interpretiert man/frau etwas falsch. Da hilft es auch mal die Finger still zu halten und weiter zu scrollen.


    Meinen Glückwunsch zu 123 Tage Abstinenz! Und immer schön weiter so, Brettman!

    LG Elly

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    Mancher wird erst mutig, wenn er keinen anderen Ausweg mehr sieht.

    - Trocken seit 06.01.2013 -

  • … alles klar, ich bin ab jetzt tiefenentspannt und mich bitte nicht schließen. Update: 138 Tage und ich werde aufgrund des Forums immer wieder daran erinnert, dass es noch 9855 Tage so weitergehen muss; wesentlich älter als 80 will ich eigentlich nicht werden (is'n Spaß). Das Schöne hier, sind die Geschichten hinter der Abhängigkeit. Es gibt vermutlich nichts Vergleichbares, was immer dasselbe ist. Ich bin mittlerweile gut in der Lage, meine durchaus noch bestehende Dünnhäutigkeit - F**k, ich kann nie wieder saufen - mit mir auszumachen. D.h., ich gehe in mich und mache mir bewusst, schön, ich muss nie wieder saufen. Anfangs hat die liebenswerte Person, die seinerzeit das Risiko eingegangen ist, mich zu ehelichen (aka meine Frau - ich habe einen Hang zum Zynismus), das Gefühl, dass ich gelegentlich latent aufbrausend reagiere. Gleichwohl hat sie natürlich den Zusammenhang zur Abstinenz erkannt und klar gesagt: "Besser als saufend und das wird mit der Zeit besser." Kennt das jemand, dass Nüchternheit nicht nur per se Glückseeligkeit verspricht, sondern immer wieder mit (lohnenswertem) Kampf und Zwang verbunden ist? Meine Persönlichkeit hat sich aufgrund des jahrzehntelangen Konsums klar verändert, nicht immer zwingend für Außenstehende bemerkbar, was das Geheimnis einer VERMEINTLICH gut kontrollierbaren Sucht sein dürfte. Jetzt wieder in den Normalmodus - welcher war das eigentlich jemals - zurückzufinden, ist für mich manchmal anstrengend. Bitte nicht falsch verstehen. Ich bin Zufrieden und innerlich stolz auf mich. Natürlich hänge ich das nicht groß auf, weil ich an der Abhängigkeit zum großen Teil selber Schuld bin. Ist halt keine Grippe und selbst Syphillis dürfte gesellschaftlich akzeptierter sein. Aber wann tritt das Gefühl "Trocken seit …" umfänglich ein? Ich gehe jetzt am besten Steine streicheln und schmeiße Katzen ins Wasser. Und Susi, kannst du mal bitte deinen Schwanz aus der Butter nehmen (das versteht nur jemand, der Katzen hat)?

    BG

    Brettman

  • Brettman, wenn die erste Euphorie nachlässt und man auf sich selbst "zurückfällt", so ganz nüchtern, dann geht die eigentliche Trockenarbeit erst richtig los! ;)

    Der Normalbetrieb stellt sich ein und somit auch das nüchterne Leben. Und das ist manchmal schwer auszuhalten. Denn ich muss ja etwas ändern, an mir und an meiner Einstellung.

    Anfänglich war es für alle etwas schwierig, weil ich auf einmal anders funktionierte. Ich stellte fest, dass ich manches einfach so nicht mehr hinnehmen konnte und wollte. Ich also klar kommuniziert habe, das geht mir jetzt zu weit und das will ich so nicht (mehr).

    Allein schon aus Selbstschutz habe ich gelernt, dass ich auf mich selbst aufpassen muss. Und das bedeutet, dass man unbequemer wird. Für sich selbst und auch für andere.

    Das alles dauert seine Zeit, denn der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Den genauen Zeitrahmen, wie lange dieser Prozess dauert, kann ich Dir nicht mehr genau sagen. Aber es pendelt sich wieder ein.

    Sobald man sich selbst besser kennt und das Umfeld erkennt, dass man einen großen Schritt vollbracht hat, nicht mehr derjenige ist, der man vorher war, dann wirds leichter!

    Ich weiß nicht genau, ob ich das getroffen habe, was Du wissen wolltest, aber Du kannst gerne die Steine weiter streicheln! 8)

    LG Elly

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    Mancher wird erst mutig, wenn er keinen anderen Ausweg mehr sieht.

    - Trocken seit 06.01.2013 -

  • Aber wann tritt das Gefühl "Trocken seit …" umfänglich ein? I

    Ist nur eine Zeitangabe, um sich daran zu erinnern, wann das letzte Glas gesoffen wurde. .Es stellt sich auch nie vollumfänglich ein, denn das können nur Nichtsüchtige behaupten. Aber da gibt es den Ausdruck nicht. ;)

    Gruß Hartmut

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  • Kennt das jemand, dass Nüchternheit nicht nur per se Glückseeligkeit verspricht, sondern immer wieder mit (lohnenswertem) Kampf und Zwang verbunden ist?

    Kampf? Nee, wer kämpfen muss, hat noch viel vor sich. Zwang? Meinst Du Saufdruck? Ja, den kenne ich zur Genüge, gerade in den ersten beiden Jahren hatte ich häufig welchen. Die Abstände wurden gottlob immer größer. Wer die ersten Drucksituationen gemeistert hat, merkt schnell, dass so ein Druck nie lange andauert und was dagegen zu tun ist.

    Ist halt keine Grippe und selbst Syphillis dürfte gesellschaftlich akzeptierter sein.

    So ähnliche Gedanken hatte ich in der Anfangszeit auch, wenn auch nicht in Verbindung einer Geschlechtskrankheit. Da spricht die Scham über Dich selbst. Auch das legte sich mit der Zeit. Heute bin ich mit mir und meiner nicht spürbaren Krankheit im Reinen. Es ist halt so wie es ist.

    Aber wann tritt das Gefühl "Trocken seit …" umfänglich ein?

    Was meinst Du? Wann Du das Stadium der zufriedenen Abstinenz erreicht haben wirst? Letzteres ist mehrdeutig. Zufrieden, da trocken oder ein zufriedenes Leben?


    Du hast jahrelang getrunken, der Körper ist relativ schnell entgiftet, sofern Du Dir keine schweren Schäden an den inneren Organen und Nerven angesoffen hast. Aber bis das Hirn wieder normal tickt, das dauerte bei mir auch eine Weile, mehr als eine Handvoll Tage.


    Ich behaupte mal so als Richtschnur pi mal Daumen. Das erste Jahr ist das schwerste, später wird es leichter, auch mental.

    Nimm es geduldig hin, Abstinenz ist eher ein Ultra-Marathonlauf als ein Kurzstreckensprint, um einen kleinen Ausflug in die Welt der leichtathletik zu unternehmen.

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