Ich bin seit 6 Jahren mit meinem Mann zusammen, seit 4 Jahren verheiratet. Wir sind eine Patchworkfamilie. Er hat Kinder im Teenageralter mitgebracht. Gemeinsam haben wir einen Sohn, der jetzt 4 Jahre alt ist. Ich habe nie an ein Alkoholproblem gedacht, obwohl ich ihn in der Anfangszeit ein paar Mal betrunken erlebt habe. Habe mir nichts weiter dabei gedacht. Auch als wir zusammengezogen waren hat er es ganz gut verheimlichen können oder ich war einfach blind oder wollte es nicht wahrhaben. Oder es ist seit Corona und den Schicksalsschlägen in den letzten 2 Jahren mehr geworden (er war ein Jahr arbeitsunfähig, ich war sehr krank, ich hatte einen Verkehrsunfall, der jüngere Sohn aus erster Ehe stand vor der Tür und zog bei uns ein, ...). Ich weiß es nicht. Jedenfalls: Er findet für alles einen Anlass zu trinken. Beim Sport mit der Mannschaft, am Abend zur Belohnung, beim Kochen um zu testen ob der Wein gut genug für die Soße ist, bei einer Magenverstimmung einen Schnaps, wenn er seinen Freund trifft immer etwas, wenn Freunde zum Grillen kommen das Bier (bzw. mehrere), auf dem Weihnachtsmarkt der Glühwein, es gibt immer einen Grund für ihn und wenn nicht dann zum Fernsehen, zum Fussball, weil er Lust darauf hat,...
Ich habe schon mehrfach gesagt dass ich das nicht mehr will, darunter leide und ihn nicht wiedererkenne. Vor allem weil der Alkohol ihn verändert. Wenn er nüchtern ist steht ein ganz anderer Mann vor mir als alkoholisiert. Er ist super schnell gereizt, ist langsam im Denken und zieht komische Grimassen beim Sprechen. Er ist wackelig und wird schnell beleidigend und verletzend. Das sind ständige auf und abs. Ich versuche ihm aus dem Weg zu gehen wenn er getrunken hat aber da er an 5-7 Tagen die Woche trinkt ist das gar nicht so einfach. Und eine Partnerschaft stelle ich mir auch anders vor. Ich leide sehr unter der Situation.
Ich war bei der Suchtberatungsstelle und habe auch ihn "genötigt" dorthin zu gehen. Er war ein paar Mal dort - halt als Geschickter und nicht weil er es wollte. Die in der Suchtberatung hat sich wahrscheinlich von ihm "einlullen" lassen, denn sie meinte wohl zu ihm (so seine Erzählung) er habe ja gar kein Problem und beim Sport gehöre das ja dazu. Wahrscheinlich hat er ihr etwas anderes als die Wahrheit erzählt. Ich kann mir nicht vorstellen dass eine Suchtberaterin einem Geschickten sagt es sei alles tippt toppi. Nun fühlt er sich bestärkt das bei ihm alles in bester Ordnung sei. Er sollte noch ein Trinktagebuch führen um mir zu zeigen dass alles gut sei. Das hat er aber nie gemacht, ich denke, er würde dann ja feststellen dass es doch nicht so ist. Vor einigen Wochen haben wir uns geeinigt dass er nur noch an 3-4 Tagen trinkt. Jetzt ist es wieder mehr und er behauptet diese Vereinbarung hätte es nie gegeben und er lasse sich das nicht vorschreiben wann er trinken darf und wann nicht. Ich hätte ein Problem - nicht er. Schließlich funktioniere er ja und wäre nicht gewalttätig oder ausfällig. Als ob es erst dann ein Alkoholproblem wäre... Die großen Kinder sagen nichts und nehmen die Situation so hin. Vielleicht kennen sie ihn nicht anders, vielleicht weil sie sich zur Loyalität verpflichtet fühlen (es ist ja ihr Vater).
Ich bin selbst noch nicht wieder richtig arbeitsfähig weil ich vor 2 Jahren selbst einen krassen Infekt hatte der mich noch immer lähmt. Das bedeutet, ich traue mich auch nicht meine Drohnung ernst zu machen zu gehen weil ich nicht wüsste wie ich das Leben mit dem Kleinen finanzieren und stemmen sollte. Ich frage mich außerdem, ob ich schon alles versucht habe. Wir erleben ja auch schöne Momente und manchmal gibt es Hoffnungsschimmer. Aber am Ende werde ich dann doch immer wieder enttäuscht weil ihm das Trinken wichtiger zu sein scheint als mir dieses Leid zu ersparen.
Ich hoffe hier guten Austausch zu finden und zu lesen, was andere in ähnlichen Situationen unternommen haben, damit sie nicht selbst zugrunde gehen.
Liebe Grüße