Nayouk24- Vorstellung eines Neulings

  • Ja, durch diese Phase der antriebslosigkeit muss man durch. Aber es gibt davon auch noch eine andere Seite, zumindest bei mir: ich war immer sehr hektisch aktiv, um die „saufschuld“ abzuarbeiten. Das war auch immer stressig, aber lange zeit effektiv. Seit ich nicht mehr trinke, muss ich wieder lernen, zu erkennen, ob ich grad antriebslos bin oder entspannt. Manchmal fühle ich mich schuldig, weil ich grad gerne nichts mache. Das neue Belohnungssystem will wieder gelernt sein.

    Abstinent seit dem 22.9.2023

  • ….genau, und wenn das Belohnsystem auch mal Nichtstun belohnt, bin ich wieder ein Stück weiter. Nennt man wohl Entspannung, statt Langeweile 😉

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    - abstinent seit 6.01.2024 -

  • Maximal 1-2 Standardgläser pro Woche, habe ich in einem anderen Thread gelesen.
    Mir kam der Gedanke, wie soll das gehen ? Das reicht nicht.

    Es würde nicht gehen und es müsste sehr viel mehr sein.

    Ein Gedankenblitz aus dem Suchthirn vom Gesandten des Teufels!
    Selbst beim lesen in diesem Forum !

    Ist es nicht schön, dass die Sucht dich an ihre Kraft erinnert, aber du mit deinem Wissen dagegenhalten kannst?

    Eine kluge Erkenntnis.

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    - abstinent seit 6.01.2024 -

  • Hallo NovaSol und Wacholderfrau

    ich kann dir mit meinen 8 Tagen Nüchternheit nicht wirklich etwas sagen, was du nicht weißt

    Das weiss ich nicht. Ich weiss nur, dass ich noch wenig weiss und ich kann immer dazu lernen:wink: Danke für die Blumen.:)

    Wir Alkoholiker:innen sind uns doch alle ziemlich ähnlich, zumindest was die Episoden aus der nassen Zeit betreffen, die ich hier lese.
    Den Supermarkt wechseln, die Vorratshaltung, das Timing, die Fahne vertuschen, das Verstecken, das Leergut entsorgen, die Ausreden, die Ängste und...und...und

    Das liegt alles hinter uns.
    Jeder geht seinen eigenen trockenen Weg, den wir uns mitteilen können und da können wir, jeder für sich, viel voneinander lernen.

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    - abstinent seit 6.01.2024 -

  • Anfangs war ich erst mal von den Socken, dass es so vielen anderen auch so gegangen ist. Bzw. diese auch so gehandelt haben.

    Ich dachte immer, dass ich da ein "besonderes" Problem habe.

    Schon ab diesem Moment habe ich mich verstanden gefühlt. Das war die erste Voraussetzung. Ein Nicht-Alkoholiker hätte mir viel erzählen können.

    die Vorratshaltung, das Timing, die Fahne vertuschen, das Verstecken, das Leergut entsorgen, die Ausreden,

    Das volle Programm. Inzwischen ist, das zu lesen, immer ein "ach ja, das war sch...".

    Gut, immer wieder daran erinnert zu werden. :)

  • Oh Gott ja…der Walk of Shame zum glascontainer. Das immerwieder nachkaufen der exakt gleichen Weine, damit das verschwinden aus dem weinregal nicht auffällt. Mein Partner trinkt ja keinen Alkohol, trotzdem hatte ich Angst, dass er feststellt, wie schnell sich das Regal leert. Ihm wäre es vermutlich gar nicht aufgefallen, welche Sorte da jetzt genau lag aber in meinem Kopf herrschte blanke Panik, wenn ich an einem Wochenende zwischen Freitag und Sonntag (wenn er nicht da war) 5 Flaschen getrunken hatte und nun natürlich eine Lücke klaffte. Ich bin durch etliche Supermärkte gezogen, um genau diesen Wein wieder nachzulegen. Absurd. Einfach nur absurd.

  • 8 Monate und 2 Tage bin ich jetzt trocken. Darf ich schon trocken sagen?

    Auch wenn seit 8 Monaten kein Blutalkohol mehr gemessen hätte werden können, die Schäden und Veränderungen, die das Gift hinterlassen hat sind noch da.
    Ausser den normalen Zipperlein und einer leichten Polyneuropathie, die ja ein Alkoholiker auf seiner Reise gleich mit bucht, habe ich keine diagnostizierten Schäden.
    Glück gehabt, ganz viel Glück gehabt. Ich hoffe das bleibt so und es kommen keine Spätschäden.

    Anders sieht es mit den Veränderungen in der Schaltzentrale aus. Manches bildet sich zurück, manches bildet sich neu und manches bleibt geschädigt, für immer.
    Es ist auf alle Fälle dieser „Schalter“, der kaputt ist, der es dem Kontrollhirn ermöglichen würde, der Sucht den Stecker zu ziehen.

    Was mache ich, wenn es draussen zu hell ist und ich weiss, dass ich den Rolladen nicht runter lassen darf, weil ich ihn dann nicht mehr hoch bekomme?
    Ich lasse ihn oben und ich denke nicht mal drüber nach und probiere es auch nicht aus, ob er vielleicht doch wieder hoch geht. Und damit es nicht plötzlich doch passiert, schraube ich den Gurt an der Wand fest….
    Eine trügerische Sicherheit ? Vielleicht! Also schaue ich sehr oft nach, ob die Schraube noch fest sitzt und bemühe mich um andere Sicherungen, die den Rollladen oben halten.

    Wie war das? Alles braucht seine Zeit?
    Das, was in der Psyche heilen kann, braucht definitiv seine Zeit und wenn dies nicht greifbar ist,
    die Veränderung der Synapsen kann man durch neurobiologische Techniken nachweisen.

    Wenn ich meine, dass die Psyche heilt, dann meine ich, ich spüre mehr Stabilität und Stärke.
    Es ist kein Spüren in die Vergangenheit, es ist das Spüren mit Blick nach vorne.

    Dadurch bekommen Begriffe wie Haltung und Achtsamkeit plötzlich eine Bedeutung und sind nicht mehr abstrakte Worthülsen, wie am Anfang.
    Aber es braucht seine Zeit.

    Und wenn ich diese Zeit nutze und mit all dem fülle, was ich hier gelernt habe, dann fühlt es sich irgendwann leichter an, als ich gedacht habe. Das Kämpfen, das Zweifeln und hinterfragen weicht einer zufriedenen Gelassenheit.

    Es braucht seine Zeit, aber es lohnt sich so ungemein !


    Viele Grüsse

    Nayouk

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    - abstinent seit 6.01.2024 -

  • 8 Monate und 2 Tage bin ich jetzt trocken. Darf ich schon trocken sagen?

    Nun, das ist ein Begriff, den jeder anders interpretieren kann. Wenn es der Motivation zuträglich ist, dann ist es immer angemessen.;)

    Wenn trockene Gedanken die Oberhand gewinnen und nasse Gedanken keine Panik auslösen, weil man darauf vorbereitet ist, dann denke ich, ist man trocken. Der Kopf ist es, der trocken sein muss, nicht das Glas, das beiseite gestellt wurde.:whistling:

    Oder? Ich habe mich bisher noch nicht so intensiv mit diesem Thema auseinandergesetzt.

    Wenn ich auf 18 Jahre Forum zurückblicke und User vergleiche, habe ich bei dir bisher ein gutes Gefühl .

    Weiter So!

    Gruß Hartmut

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    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Lieber Nayouk, vielen Dank für Deine berührenden Worte! … und herzlichen Glückwunsch! Ich glaube das entscheidet jeder selbst, wann er nicht mehr nüchtern sondern trocken ist. Dein Weg liest sich auf jeden Fall gut!

  • Und wenn ich diese Zeit nutze und mit all dem fülle, was ich hier gelernt habe, dann fühlt es sich irgendwann leichter an, als ich gedacht habe. Das Kämpfen, das Zweifeln und hinterfragen weicht einer zufriedenen Gelassenheit.

    Lieber Nayouk,

    ich folge Deinen Weg, seit Du ins Forum gekommen bist und freue mich sehr, das von Dir zu lesen. Schön, dass es sich für Dich anfängt leichter anzufühlen.

    Ich finde, Du machst das alles richtig super :lol:

    Viele Grüße Martha

    Achte auf deine Gedanken, sie sind der Anfang deiner Taten ...

  • habe ich bei dir bisher ein gutes Gefühl .

    Und das will was heißen. Das hatte er bei mir nämlich nicht so sehr, am Anfang. :S

    Ich bekomme immer ein Ziehen, wenn jemand schreibt, "ich bin jetzt schon sechs Tage trocken". Oder, "ich war schon öfters, für einige Tage trocken".

    Nein. Das geht nicht. Wer alle paar Tage trinkt, war auch nicht eine Sekunde trocken.

    Aber hier wird einfach nur trocken mit nüchtern verwechselt. Den großen Unterschied habe ich ja auch erst selbst lernen dürfen. Ja dürfen.

    Das trockene Gefühl im Kopf. Es ist schön. Kein Druck mehr, kein Verlangen, klare Gedanken. Für mich gehört auch die Gabe, die Stimme zu erkennen, dazu. Denn nur dann kann sie nicht mehr manipulieren. Den, wie Du schon geschrieben hast. Der Schalter ist kaputt. Ja kaputt. Wie ein Rauchmelder, der nicht mehr piept, egal wie sehr die Hütte brennt.

    Das Wichtigste ist, das wirklich nicht mehr trinken wollen.

    Nicht nur, weil es ungesund ist. Ich hatte aufgrund gesundheitlicher Probleme aufgehört. Massive Probleme. Und beginnende Äderchen im Gesicht. Nicht mehr zu verheimlichen.

    Inzwischen trinke ich auch nicht mehr, weil ich nichts Positives darin sehe. Alkohol zersetzt jede Zelle, die ihm in die Quere kommt. Das freiwillig zu trinken, wäre schon recht dämlich. Auch ein Grund, wieso ich nicht zurückdenken muss/will. Das wäre Selbstkasteiung.

    Die hundert anderen positiven Dinge brauche ich nicht aufzählen. Die sind schön, aber ich würde auch ohne sie nicht mehr trinken.

    Trockenheit ist nicht, wie gesund Du körperlich bist. Es ist Kopfsache. Ich war zum Glück sehr schnell trocken. Kein Kampf und Suchtdruck.

    Der kaputte Schalter ist aber noch da. Das darf ich nicht vergessen.

    Ich kann nicht in Deinen Kopf schauen. Aber ich würde mal das "Trocken"-Schildchen für Dich hochhalten. :thumbup:

    Und Glückwunsch zu über 8 Monaten.

  • Lese immer gerne bei dir und verfolge deine positive Entwicklung.

    Weiter so.

    8 Monate sind ein sehr guter Anfang, verglichen mit dem Rest des Lebens nicht so viel. Trotzdem, von deiner Einstellung und Denkweise her geb ich dir den ersten Trockenstempel:lol:

    Auf dass noch viele folgen mögen

    LG Bolle

    Der Weg ist das Ziel(Konfuzius)

    Seit 1.1.2014 trocken

  • 8 Monate und 2 Tage bin ich jetzt trocken. Darf ich schon trocken sagen?

    Du darfst alles sagen, was sich für dich richtig anfühlt.

    Ich persönlich mag das gar nicht sagen: Ich bin trocken. Ich bin nüchtern.
    Trocken war ich schon so mit bisschen über einem Jahr….irgendwie verbinde ich immer damit, wenn vom ‚Trockensein‘ gesprochen wird, dass ich jetzt die Windel weglassen kann …mehr noch, wenn gerätselt wird, ob wer ‚schon trocken ist‘.

    Ich lese dich sehr gerne. Ich finde es super, wie du in dich reinhorchst, hier davon berichtest und dir hier aus der Schatzkiste der Erfahrungen rausnimmst, was dir nützlich erscheint, aber auch mal liegen lassen kannst.

    Viele Grüße

    Stern

    ⭐️

    Wenn du heute aufgibst, wirst du nie wissen, ob du es morgen geschafft hättest.

  • So haben die Worte, nüchtern und trocken für jeden seine Bedeutung.
    „Nüchtern“ waren bisher für mich immer vorübergehende Phasen.

    Hartmut ich meine ich hätte am Anfang bei Dir sowas gelesen, wie „Trockenheit muss man sich erst verdienen“ oder so ähnlich. Kann aber auch sein, dass ich mich irre. Auf jeden Fall war das der Grund, warum in meiner Signatur abstinent steht und nicht trocken

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    - abstinent seit 6.01.2024 -

  • ich meine ich hätte am Anfang bei Dir sowas gelesen, wie „Trockenheit muss man sich erst verdienen“ oder so ähnlich

    Nun bin ich schon einige Tage hier, und im Laufe der Zeit relativiert sich manches oder ich sehe es anders. Manche sagen, Entwicklung dazu, andere Aussagen dazu sind mir wurscht. Jedoch das Zitat hat schon was ;)

    Aber wenn ich einige der Beiträge betrachte, die ich in den letzten Jahren hier verfasst habe, muss ich manchmal selbst den Kopf schütteln. Gott hat uns aber glücklicherweise mit einem beweglichen Kopfgelenk ausgestattet, was dies erleichtert.:)

    Es gibt Fehler, die man macht und die geschehen sind, und es gibt Fehler aus der Vergangenheit, die sich heute korrigieren lassen.

    Was den Weg angeht, so bleibe ich konsequent wie am ersten Tag. Kein Abweichen, keine Kompromisse, nur ein Anpassen der Stabilität.

    Gruß Hartmut

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    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Auf jeden Fall war das der Grund, warum in meiner Signatur abstinent steht und nicht trocken

    Hallo Nayouk,

    ich benutzte nur hier im Forum den Ausdruck trocken, weil das irgendwie "unsere" gemeinsame Sprache ist, aber auch nach jahrelanger Alkoholfreiheit nutze ich lieber das Wort abstinent - ich bin doch kein Baby, was nicht mehr in die Windeln macht. Aber ich reibe mich auch nicht daran, wenn jemand von sich sagt, dass er trocken ist- jeder wie er will - ich weiß ja was gemeint ist.

    aber für mich ist trocken und abstinent das Gleiche . Also ich finde Dich abstinent- trocken :mrgreen:

    Lieben Gruß Martha

    Achte auf deine Gedanken, sie sind der Anfang deiner Taten ...

  • 8 Monate und 2 Tage bin ich jetzt trocken. Darf ich schon trocken sagen?

    Lieber Nayouk,

    herzlichen Glückwunsch.

    Trocken oder abstinent, völlig wurscht, solange du nicht von geheilt sprichst. Ich spreche meist von meinem trockenen Leben, Saufen vs trockenes Leben, das passt für mich.

    Ich lese deine Beiträge sehr gern, und wie du dich im offenen Bereich einbringst ist wirklich beeindruckend. Schön, dass du hier bist.

    Wacholdergrüße

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