SouthAfrica123 - Frage nach Erfahrungen/Ratschlägen

  • Hallo,

    ich bin 35 lebe aktuell in Südafrika und habe hier vor ca. 1 Jahr meinen Partner (36) kennen gelernt.

    Ich wusste von Beginn an, dass er einige Probleme mit sich trägt, insb. durch eine schlimme Scheidung, Streit ums Kind und auch aufgrund schlimmer Erfahrungen in der Kindheit. Alkohol hat er von Beginn an konsumiert aber wer Südafrika kennt, weiß vielleicht, dass 99% der Bevölkerung hier nach unseren Standards als Alkoholiker gelten würde. Zunächst einmal war es nach meiner Wahrnehmung also geselliges, wenn auch starkes Trinken.

    Im Sommer letzten Jahres kam es dann zu einem ersten "Zusammenbruch". Die Depressionen und das daraus folgende nicht aufstehen, sowie der einhergehende vermehrte Alkoholkonsum wurden zu stark und hatten negative Auswirkungen auf die Arbeitsstelle. Er hat zugestanden, dass er professionelle Hilfe benötigt, ist zum Psychologen und nimmt seitdem sehr zuverlässig Anti-Depressiva sowie Tabletten gegen seine Angststörungen. Dann war er ein paar Tage trocken, fing aber wieder an. Der Konsum steigerte sich, bzw. schwankte je nach Stresslevel und Ausprägung seiner Depressionen.

    Wir sind im November zusammen gezogen und haben beide die Arbeitsstelle gewechselt. Der Dezember war alkoholreich aber wieder mehr im "sozialen" Kontext und er wirkte insgesamt weniger depressiv. Dies schwenkte im Januar mit beginnendem Schichtdienst stark um. Immense Schlafprobleme, wechselnde Schichten, Stress und Druck auf der Arbeit...alles führte zu einem nun extremem Konsum, so dass er auch am Morgen schon trank und abends tw. so übermäßig betrunken war, dass er auch beleidigend wurde. Nach angesprochenen Selbstmordgedanken, ist er seit gestern in einer 4-wöchigen Reha mit intensiver Therapie.

    Ich weiß, es gibt kein Regelwerk und keine sicheren Vorhersagen. Ich mache mir natürlich um ihn Sorgen, aber auch um unsere Beziehung. Wir waren von Beginn an sehr eng, auch wenn es durch seine schlechten Erfahrungen etwas gedauert hat, bis er sich voll auf die Beziehung einlassen konnte. Wir haben über all diese Fallstricke aber zu jederzeit sehr offen kommuniziert und ich würde unsere Beziehung daher als sehr stabil bezeichnen.

    Dennoch plagen mich Gedanken, ob die Beziehung hält und, auch wenn ich mich dafür schäme, die Frage: Hat er sich nur unter Alkoholeinfluss in mich verliebt? Ich werde die 4 Wochen nun nutzen, um meine Heimat zu besuchen und auch etwas Abstand zu bekommen. Die Therapiestelle hat mir aber bereits geraten, ihn die ersten Wochen eng zu "überwachen". Nun habe ich Bedenken, dass diese "Überwachung" zu viel wird für mich/ ihn/ die Beziehung. Ich habe bislang keinerlei Erfahrungen mit Alkoholabhängigen gemacht.

    Welche Erfahrungen habt ihr, wenn der Partner von der Therapie zurückkehrt? Welche Gedanken habt ihr, wenn ihr die Geschichte lest? Welche Verhaltenstipps könnt ihr mir geben?

    Vielen Dank!

  • Hallo SouthAfrika!

    Willkommen bei uns in der Selbsthilfegruppe!

    Es ist gut, dass Du Dir Gedanken machst und Dich bei uns gemeldet hast.

    Leider kann der Angehörige nichts an der Alkoholsucht des Partners ändern. Überwachen geht schonmal gar nicht. Erstens ist es nicht Deine Aufgabe und zweitens, wenn ein Alkoholiker saufen will, dann findet er Wege.

    Hier gibt es einige, u.a. auch ich, die ohne Reha trocken geworden sind. Eine erfolgte Teilnahme garantiert noch keine lebenslange Abstinenz. Dazu gehört schon einiges anderes. Z.B. Veränderung der privaten Kontakte und einen zeitweisen Rückzug aus dem alten sozialen Umfeld, etc.

    Möchtest Du Dich mit den anderen Angehörigen im offenen Bereich austauschen?

    Das wird Dir weitere hilfreiche Informationen geben. U.a. ist auch für Dich interessant, wenn Du Dich in die verschiedenen Geschichten der Angehörigen im Forum einliest.

    Erste Schritte für Angehörige und Co Abhängige - Alkoholiker Forum (alkoholiker-forum.de)

    LG Elly

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    Mancher wird erst mutig, wenn er keinen anderen Ausweg mehr sieht.

    - Trocken seit 06.01.2013 -

  • Hallo South Africa,

    ja, dein Thread wird nach der Freischaltung an Ort und Stelle verschoben, damit du nicht alles nochmal schreiben mußt.

    Damit wir dich freischalten können, klicke bitte auf diesen Link hier und schreibe "bitte um Freischaltung".

    https://alkoholiker-forum.de/bewerben/

    Liebe Grüße, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Du bist jetzt für die offenen Bereiche freigeschaltet, SouthAfrica.

    Und Du kannst überall schreiben, jedoch bitte nicht die ersten 4 Wochen bei den neuen Teilnehmern im Vorstellungsbereich.

    Ich wünsche Dir einen guten und hilfreichen Austausch.

    LG Elly

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    Mancher wird erst mutig, wenn er keinen anderen Ausweg mehr sieht.

    - Trocken seit 06.01.2013 -

  • Hallo und vielen Dank für die Freischaltung.

    Hat jemand Erfahrungen für mich, für die Zeit, die der Partner in der Rehab ist? Ich berichte einfach mal, wie es hier läuft.

    Er ist nun seit ca. 1 Woche dort (3 noch ausstehend) und hatte wohl keine ernsten körperlichen Entzugserscheinungen. Die erste Woche ist komplett Kontaktsperre. Danach darf er 2 mal die Woche für 10 Minuten telefonieren. Der Betreuer wollte mich eigentlich auf dem Laufenden halten, was er leider kaum tut. Nur ein Satz, ohne wirkliche Infos.

    Ich wurde angefragt, einen Brief an meinen Partner zu schreiben und eine Tonaufnahme, wie ich ihn vorlese. Dieser wird dann dort in einer Gruppensitzung vorgespielt und diskutiert. Inhalt waren positive Erinnerungen aus der Partnerschaft, was sich durch den Alkohol/ die Depressionen negativ verändert hat, welche Situationen mir wütend, ängstlich, beschämt, usw. gemacht haben und was für Grenzen für die Zukunft ich setze. Dies fand ich eine schöne Idee und es runterzuschreiben hat mir selbst auch geholfen. Den Ansatz dies in der Gruppe zu diskutieren ist für mich etwas befremdlich, da es ja schon sehr privat ist, aber ich habe auch keinerlei Erfahrungen mit solchen Therapien.

    Ich würde mir wünschen, dass der Betreuer doch wenigstens in 2-3 Sätzen schildert, wie es meinem Partner geht. Natürlich keine Details aber zumindest ein: Er kommt gut mit der Gruppe klar, macht gut bei den Therapien mit und es geht ihm soweit gut....oder sowas ähnliches...oder erwarte ich hier zu viel?

    Was habt ihr denn für Erfahrungen gemacht? War für euch der fehlende Kontakt auch so schwer? Wir wohnen zusammen und verbringen sehr viel Zeit miteinander, da ist das nun wirklich ein harter Einschnitt, auch wenn ich den Ansatz verstehe, dass er sich dort auf sich konzentrieren soll.

    Vielen Dank für ein paar Rückmeldungen!

  • Hallo SouthAfrica,

    mein erster Mann hat zwar keine Entzugsreha gemacht aber er war ca 14 Tage im Krankenhaus. Zur Entgiftung.

    In dieser Zeit fand ich es für mich beruhigend, dass er weg war und ich viel stressfreien leben konnte. Ich habe die Zeit genutzt um zu mir zu kommen.

    Da ich allerdings sowieso in Trennung zu meinem Ex war, fiel mir das nicht schwer, dass er nicht da war. Im Gegenteil.

    Du wolltest die Zeit für dich nutzen, hattest du anfänglich geschrieben. Ich finde das eine gute Idee.

    Liebe Grüße Aurora

    Willst du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten.


    chinesische Weisheit

  • Hallo zusammen,

    ich dachte, ich gebe mal wieder ein Update....vielleicht auch, weil mir das Schreiben einfach gut tut.

    Es ist nun die Hälfte der Reha vorbei und ich bin auf Heimatbesuch. Ich reflektiere natürlich noch viel und lese auch hier fleißig eure Erfahrungen und genieße aber auch die Ablenkung.

    Nach wie vor steht für mich, dass keine Trennung in Frage kommt. Die Telefonate und auch die Rückmeldungen von seinem Betreuer geben mir auch ein positives Bild. Es scheinen viele Emotionen und Probleme hochzukommen und er kann sie dort mit professioneller Unterstützung aufarbeiten. Ebenso konnten sie einen Todesfall in der Familie ind er letzten Woche auffangen, da bin ich sehr froh drum. Natürlich ist die Reha nur der Startpunkt eines langen Weges, aber das gemeinsam durchzustehen gehört für mich auch in gewisser Weise zu einer Beziehung dazu, so lange beide mit Liebe in der Beziehung investiert sind.

    Gibt es denn auch von eurer Seite positive Erfahrungen für den gemeinsamen Weg nach einer Reha bzw. während einer weiteren psychologischen Betreuung? Ich lese hier sehr viele Geschichten, die alle in Rückfällen/ Trennung enden...als gäbe es quasi gar keine Hoffnung. Bitte nicht falsch verstehen: ich respektiere jede individuelle Entscheidung hier und stelle auch keine der Trennungen in Frage.

    Viele Grüße

  • Hallo Southafrika,

    Ich kann dir nur von mir berichten.. ich habe mit meinem Partner einige Entzüge und Rückfälle durchgemacht.. derzeit ist mein Partner im Entzug.. nach fast 5 Jahren in Beziehung wünsche ich ihm sehr dass er es diesesmal schafft, doch meine Hoffnung ist gering. Auch wir sind/waren in Liebe verbunden, doch das hat letztlich nicht gereicht.. Ich habe meine Konsequenzen gezogen.

    Ich kann dir also leider kein positives Beispiel geben..

    Ich kann dir nur raten auf dich zu sehen, pass auf deine Grenzen auf und handle nach Ihnen.

    lg Alexa

  • Hallo SouthAfrika,

    ich hatte schon mehrmals begonnen dir zu schreiben - und immer kam was dazwischen... jetzt aber!

    Ich bin bestimmt kein aufbauendes Beispiel. Mein Mann war schon mehrals in der "Qualifizierten Entgiftung" (= 2 Wochen zum körperlichen Entzug, teils auch mit therapeutischen Inhalten ) und hat drei stationäre Rehas gemacht (jeweils 8-12 Wochen). Fürchte ich bin sozusagen sowas wie dein "Anti-Held". - Die Statistiken sprechen ja für sich und ob gerade dein Partner die Ausnahme wird, kann niemand wissen.

    Es ist klasse, dass du dich hier im Forum umschaust. Vielleicht hilft dir das Co-Muster zu erkennen und einen gesunden Umgang für dich zu finden.

    Ein paar Sachen sind mir aufgefallen und ich erlaube mir Mal was dazu zu schreiben.

    aber wer Südafrika kennt, weiß vielleicht, dass 99% der Bevölkerung hier nach unseren Standards als Alkoholiker gelten würde.

    Das sind natürlich Umstände, die das Ganze nicht gerade begünstigen. Aber vor allem frage ich mich wo hier deine EIGENEN Standards sind? Wo ist deine Grenze? Ich hatte in meiner großen, weitverzweigten Herkunftsfamilie quasi auch "südafrikanische Verhältnisse". Dadurch waren meine Grenzen was "normal" ist sehr geweitet...

    Wir sind im November zusammen gezogen

    Ich frage mich wie es kommt, dass du, nachdem schon alle Warnsignale auf rot waren, dennoch mit ihm zusammen gezogen bist? Ich meine nicht die äußeren Gründe....hier wieder die Frage nach Standards. Was erwartest du von einer Beziehung? Bekommst du das?

    die Frage: Hat er sich nur unter Alkoholeinfluss in mich verliebt?

    Für mich ist die Frage: wie kommt es, dass DU dich in ihn verliebt hast, obwohl er von Anfang an so viel getrunken hat? Ich meine das jetzt überhaupt nicht moralisierend, sondern als ernste Frage an dich selbst. Ich erwarte auch keine Antworten. (Bei meinem Mann bin ich sicher, dass er mich liebt - mit oder ohne Alkohol).

    die Rückmeldungen von seinem Betreuer geben mir auch ein positives Bild.

    Bei meinem Mann war jeder einzelne Therapeut immer sehr "begeistert", wenn ich das mal so nennen darf. Immer top Prognose. Er hat alles gegeben, super mitgearbeitet, reflektiert, radikal ehrlich. Hat trotzdem nicht gereicht.

    Ich habe den Eindruck, dass das Konzept in Südafrika wohl anders ist. Das mit dem Brief kenne ich in der Form, dass es in einem Seminar die "Übung" gab, dass mein Mann sich hinter mich stellen sollte, die Hand auf meiner Schulter. Und ich sollte dann sagen was mich alles verletzt hat. In der Gruppe, reihum. Das war aber in der Langzeitreha.

    Den Partner zu "bewachen" nach der Entlassung ist nie verlangt worden, im Gegenteil!!!! Das wäre ein absolutes No-Go.

    Ich verstehe, dass Trennung für dich nicht in Frage kommt (wer könnte DAS besser verstehen als ich...), aber vielleicht machst du schon mal einen Plan B?

    Südafrika! Das hört sich so nach Abenteuer, Freiheit, Sehnsucht an. (bei allem Elend...ich weiß schon..) Ich bin früher auch sehr viel im Ausland gewesen, eine wahnsinnig tolle Zeit. Lass' dir das nicht kaputt machen!

    Alles Liebe,

    Jump! 🏵️

  • Hallo zusammen,

    erstmal lieben Dank für die Rückmeldungen! Ich hab die letzten Wochen und vor allem die Zeit noch auf Heimatbesuch ein bisschen für mich genutzt aber auch hier viel gelesen und nachgedacht.

    Jetzt ein Update: Ich bin wieder daheim und habe meinen Partner Montag vor einer Woche abgeholt. Zuvor hatte ich zwei Wochen nichts gehört, was mich etwas besorgt hatte.
    Bei Abholung dann ein sehr positives Bild. Er war gut drauf, hat sich laut Betreuer immer mehr geöffnet und hat super Prognosen (ja ich weiß, die Statistik spricht dagegen)

    Er hat direkt von sich aus viel erzählt, sehr klar über die Zeit des Alkohols gesprochen und berichtet, dass ihn mein Brief sehr traurig gemacht hat, denn er hat das nunmal alles nicht wahrnehmen können und es tut ihm aufrichtig leid.

    Wir sprechen täglich viel, genau das, was über die letzte Zeit verloren gegangen war und ich erkenne viele positive Eigenschaften wieder klar, durch die ich mich damals auch in ihn verliebt hatte. Er bringt sich wieder im Haushalt ein, bekocht mich, der Umgang ist durchweg respektvoll und liebevoll soweit alles super. Das vielleicht auch weil Jump! Gefragt hatte: er hat für mich sehr viele positive Eigenschaften und sein trinken war nicht durchgängig so krass, dass dies alles verschüttet war. So entstand damals die Beziehung und so entstand auch die Entscheidung zusammen zu ziehen.

    Er formuliert klar, dass es nur an ihm liegt, trocken zu bleiben und er dies auch unumstößlich will. Auch ist er so offen zu sagen, welche Situationen in ihm den Wunsch nach einem Drink triggern.

    Ich bin froh, dass er so offen kommuniziert, denn das macht es mir leichter seine Denkweise und ggf entstehende Probleme zu verstehen. Auch ist er nun wieder viel offener für mein Feedback und bezieht mich wieder aktiv in Entscheidungen (wie bspw. Job) ein. Die Stimmungslage ist noch nicht durchweg gut und ein wenig hardert er sicher noch mit der Umstellung aber so haben wir denke ich eine gute Basis ubd ich bin sehr positiv gestimmt.

    Ich selbst trinke seit seiner Rückkehr auch nichts mehr, auch wenn er meint, dass es ihm nichts ausmachen würde. Mir macht der Verzicht nichts aus, da ich immer nur mal in geselliger Runde bzw. aus Genuss getrunken habe.

    Wo ich noch an mir arbeiten muss: ich muss für ein paar Tage beruflich weg und da kommt wohl der Co in mir hoch, dass ich mir doch Sorgen mache. Ich halte mir dann immer die Ratschläge hier vor Augen. Ich kann ihn nicht davon abhalten, wenn er trinken wollen würde, auch wenn ich nur im Nebenraum bin und ich bin auch nicht verantwortlich. Mit diesem Mantra wird es langsam besser :)

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