Wieso,weshalb, warum

  • Entschuldige Bolle, ich sehe gerade, dass wir bei Dir und nicht bei Whitewolf sind.

    Wenn ich das verschieben soll, sag bitte Bescheid.

    Hab ich auch gerade überlegt. Wäre sinnvoll. Da hab ich versehentlich etwas angepikt:S

    m. , Bj. 67 :wink: , abstinent seit 2005

    Wir gehen unseren Weg, weil wir nur den Einen haben. Hätten wir mehrere zur Auswahl, wären wir total zerrissen und unglücklich. Einzig die Gestaltung unterliegt uns in gewissen natürlichen Grenzen.

  • Genau, komisch , dass diese Frage hier so die Gemüter erhitzt, das hab ich vor ein paar Wochen hier auch erlebt, aber immerhin belebt es den Austausch. 😉

    Ich finde, insbesondere Cadda hat sehr gut auf den Punkt gebracht, warum es gerade für frisch Abstinente wie mich sinnvoll sein kann, über die eigene Schlitterpartie in die Sucht nachzudenken.

    Dazu möchte ich noch einen wichtigen Aspekt ergänzen: die Gefahr der Suchtverlagerung. Wenn ich mich eben nichtdamit beschäftige, welche Funktion der Alkohol für mich hatte (in meinem Fall: Entspannung/Betäubung, Trost, Belohnung, "Man gönnt sich ja sonst nichts"), sodass daraus irgendwann eine Sucht wurde, besteht die Gefahr, dass ich auf das nächste Mittel umsteige (z. B. Exzessiver Kaffee- oder Süßigkeitenkonsum), mit den daraus resultierenden Problemen (bis hin zu einer neuen Sucht). Ds habe ich einige warnende Beispiele in der Reha erlebt...

    Zufriedene Abstinenz sieht für mich anders aus. Deshalb gucke ich (nachdem die Anfangseuphorie über das bloße Nüchternsein verschwunden ist) verstärkt darauf, warum denn das Bedürfnis nach Entsspannung/Betäubung /Belohnung etc. bei mir so groß war (und ist?), dass ich sehenden Auges in die Sucht gerutscht bin. Denn "nur nicht trinken reicht nicht", und so drehe ich nach und nach an weiteren Stellschrauben, z. B. Meiner Arbeitszeit oder meinem Umgang mit Konflikten. Meine Nüchternheit ist der Schlüssel für meine Weiterentwicklung, und Selbstreflexion (nicht Selbstmitleid) gehört für mich unbedingt dazu.

  • Danke Bolle für Deinen thread. Das mit dem Erstkontakt hatte ich so noch nicht auf dem Schirm und der Vergleich mit der zerschossenen Sicherung gefällt mir. Das trifft auch auf mich zu.


    Wichtig zudem, dass ich nie an einen vorsichtigen Alkoholkonsum herangeführt worden bin, sondern bei meinem Vater und leider auch bei den Großeltern ebenfalls heftig gesoffen wurde. Von daher bin ich leider in einem alkoholverseuchten Umfeld aufgewachsen.


    Dennoch schiebe ich die Gründe für meinen Absturz nicht den Vorfahren in die Schuhe, da nicht jedes Kind in der Familie abgerutscht ist. Dafür trage ich allein die Verantwortung und letztlich auch die Schuld im Sinne von persönlicher Vorwerfbarkeit.

  • Eigentlich hat Cadda alles gesagt. Ich als Frischling teile diese Einschätzung.

    Wenn es bei mir einen Trinkgrund gab, wie von Cadda aufgezählt, ist er ja nicht weg, weil ich keinen Alkohol mehr trinke. Dann möchte ich aber momentan vornehmlich wissen, mit wem oder was ich es zu tun habe. Ist dieser Trinkgrund ein Risiko für meine Abstinenz und wenn ja, was kann ich dagegen tun, zusätzlich zu dem was ich bisher schon gelernt habe? Finde ich keinen, dann ist es auch in Ordnung.

    Viele Grüsse Nayouk

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    - abstinent seit 6.01.2024 -

  • Äh…. entschuldigt bitte. Ich habe übersehen, dass nach Cadda‘s Nachricht noch eine schon gut gefüllte Seite war.

    Ich wollte nicht das dort Gesagte nochmal wiederholen😔

    VG Nayouk

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    - abstinent seit 6.01.2024 -

  • einen Trinkgrund gab

    Gibt es wirklich den einen und klar zu identifizierenden Grund, um zu saufen? Bei mir jedenfalls nicht.


    Meine Suchtgeschichte wurde im Rahmen meiner Therapie aufgearbeitet. Ein exakter Grund für mein Abgleiten ließ sich nicht ermitteln. Es sind mehrere Ursachen zusammengekommen, die in ihrer Addition zu dem Ergebnis führten. Daher konnte ich nicht mal eben einen einzelnen Grund beseitigen und ruck-zuck war das Problem gelöst. So einfach funktioniert die Sucht, so weit ich es überblicken kann , leider nicht.

  • Ich hatte mich ja direkt zum Erstkontakt nicht weiter geäussert, das hole ich einfach mal nach:

    Das erste woran ich mich wirklich erinnere ist, das ich noch vor meinem 10. Lebensjahr mal mit nem Polizeibulli nach Hause gebracht wurde weil wir auf nem Feld Lagerfeuer gemacht haben und irgendjemand hatte so eine grosse billige Rotweinpulle dabei. Meine Mutter hat nen Riesenaufstand gemacht, mein Vater hat nichts weiter dazu gesagt soweit ich noch weiss. Die anderen Teilnehmer waren um einiges älter als ich, weiss nicht mehr so genau wie ich da reingeraten bin.

    Bei uns stand immer Alkohol auf dem Tisch, zu jeder Gelegenheit. Richtig los ging es dann wohl so ab 14 schätze ich. Das war im Freundeskreis normal damals. Vollrausch inklusive.

    Ich habe also viele wichtige Entwicklungsschritte schon in Verbindung mit Alkohol durchlaufen. Das hat mir als Begründung gereicht.

    m. , Bj. 67 :wink: , abstinent seit 2005

    Wir gehen unseren Weg, weil wir nur den Einen haben. Hätten wir mehrere zur Auswahl, wären wir total zerrissen und unglücklich. Einzig die Gestaltung unterliegt uns in gewissen natürlichen Grenzen.

  • Gibt es wirklich den einen und klar zu identifizierenden Grund, um zu saufen? Bei mir jedenfalls nicht.

    Bei mir auch nicht.
    Ich wurde mit meiner Sozialisation und meiner psychischen Konstitution mit Ereignissen konfrontiert, die das Leben nun mal für den ein oder anderen von uns so mit sich bringt.
    Ich würde mich als verantwortungsbewussten aber eher konfliktscheuen Menschen beschreiben.
    Beruflich/privat hatte ich Erfolg/Glück.

    Aber: Um von A nach B zu kommen, brauchte ein vergleichbarer Kollege/Kollegin 60 Liter körperlich/mentalen Sprit. Ich brauchte für die gleiche Strecke 80 Liter Sprit um das gleiche Ergebnis zu erreichen. Auf die Dauer ist das sehr anstrengend und hinzukommt das ich mir dadurch selbst einige Probleme erzeugt habe. Also eine komplexe Gemengelage im Laufe der Zeit.
    Der Alkohol war ein Mittel, den Stress und den Druck für einige Zeit zu verdrängen. Das Mittel wurde zur Gewohnheit und auf Dauer wurde das Halten der eigenen Leistungsfähigkeit noch anstrengender und….und….und. Viele ineinandergreifende Gründe. (eine sehr verkürzte Beschreibung)

    Die Frage nach dem „Warum“.
    Gibt es ein oder mehrere Merkmale in meiner Sozialisation und meiner psychischen Konstitution, die genau diesen Weg befördert haben? Können sie meinen neuen Weg der Abstinenz wieder beeinflussen oder gar gefährden? Das ist die Warum-Frage, die ich mir stelle.

    Momentan verspüre ich keine Anhaltspunkte oder gar Zwang um diese Fragen zu beantworten. Ich lasse es momentan ruhen, bin aber achtsam diesbezüglich.
    Die eigene Auseinandersetzung mit diesem Thema und die Diskussionen und Beiträge in diesem Forum haben mich zu dieser Haltung gebracht.
    Ich empfinde es als hilfreich.

    Viele Grüße Nayouk

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    - abstinent seit 6.01.2024 -

  • Und dann gibt’s noch diejenigen, die so zufrieden sind und nichts mehr zu bearbeiten haben oder es nicht wollen

    Ich kann nur mein Denken nehmen .

    Hat nicht mit einem wollen oder Zufriedenheit zu tun. Sondern mit Akzeptanz und Nutzen. Die Akzeptanz, dass nichts rückgängig gemacht werden kann, mit dem Wissen, dass jede sichtbare oder emotionale Situation mir die Sucht das Saufen als Lösung anbietet.

    Damals in der nassen Zeit bis zur Sucht.

    Gruß Hartmut

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