Guten Morgen,
ich würde gern meine Gedanken zum Thema "Therapie" hierlassen:
Für eine Therapie benötigt es ein klares Denken, bereits nüchtern zu sein, ist die Voraussetung für eine Therapie. Und damit meine ich nicht, das Nüchtern-Sein, wenn man gerade eine Trinkpause macht. Nein, ich meine "trocken"sein. Also bereits alles in die Wege geleitet zu haben, eine lebenslange Abstinenz anzustreben und das auch bereits zu leben!
Ein Alkoholiker kann sich jegliche Arten von Therapien sparen, solange er trinkt. Das ist völlig verschwendete Energie!
Deshalb wird es auch nie funktionieren, wenn Alkoholiker ihren Co.s zur Beruhigung erzählen: „Ich höre bald auf zu trinken, denn ich beginne eine Therapie“.
Eine Therapie ist keine Gehirnwäsche, die einen Alkoholiker trocken legt. Sie sorgt weder dafür, dass der Alkoholiker aufhört zu trinken noch dafür, dass er weniger trinkt.
Auch das ist ja ein Gedanke, den viele Alkoholiker haben. Dass sie nur so viel trinken und so über die Stränge schlagen, weil sie Sorgen haben. Nein, das stimmt so einfach nicht. Sie trinken, weil sie süchtig sind. Wenn eine Grenze erst einmal überschritten ist, dann wird ein Alkoholiker niemals wieder kontrolliert trinken können. Es ist, als ob sich ein Schalter im Gehirn umgelegt hat. Da kann er noch so glücklich und zufrieden werden in seinem Leben. Ist er erst einmal der Alkoholsucht verfallen, gibt es keinen Rückwärtsgang mehr und wird nie wieder kontrolliert trinken können, völlig unabhängig von Therapien, Glück oder Zufriedenheit.
Und selbst wenn der Alkoholiker eine lebenslange Abstinenz anstrebt, wird er nicht mit einer Therapie erreichen, trocken zu werden. Eine Therapie kann unterstützen, wenn der Alkohol bereits aus dem Leben verbannt ist, niemals aber ist eine Therapie der START in ein abstinentes Leben.
Erst kommt der Gang zum Arzt wegen des Entschlusses mit dem Trinken aufzuhören und die Entgiftung/Abstinenz!
Erst dann kann man zusätzlich eine Therapie beginnen, wenn man es für nötig erachtet!
Niemals wird umgekehrt ein Schuh draus, auch wenn das immer total gern als Vorhaben von Alkoholikern kommt. Ganz nach dem Motto:
„Ich mach ne Therapie, bekomme dadurch meine Probleme in den Griff und dadurch ändert sich mein Trinkverhalten automatisch, denn ich trinke ja nur, weil ich Probleme habe“
Nee. Das ist Schwachsinn! Denn ein Alkoholiker trinkt, weil er süchtig ist. Da kann er tausend Therapien machen. Das wird nichts ändern.
Ich merke gerade, wie mich das Thema beschäftigt, weil ich es auch oft gehört habe damals und da hatte ich noch nicht das Wissen, dass meine Hoffnung, die ich mir beim Wort „Therapie“ gemacht habe, völlig umsonst war.
Auch hier im Forum lese ich das seit Jahren immer wieder "Er will ne Therapie machen" und schon sind alle Hoffnungen auf Sendung. Eine Therapie ist keine Wunderheilung. Ich kenne übrigens persönlich Alkoholiker, die Therapien gemacht haben und trotzdem noch trinken. Das Eine hat mit dem Anderen einfach gar nichts zu tun und wenn es nicht geklickt hat, dann wird auch keine Therapeutin der Welt dafür sorgen können, dass es klickt! Weil ein nasser Alkoholiker nicht therapiefähig ist.
Ich würde mir wirklich sehr wünschen, dass sich das Co-Abhängige verinnerlichen. Und wenn Co-Abhängige das jetzt lesen und denken, dass es bei ihrem XY aber anders ist, weil es eine Ausnahme ist, dann glaubt mir: Nein, das ist bei Eurem XY auch nicht anders, er ist keine Ausnahme.
Denn auch das ist ja immer wieder hier im Forum herauszulesen: Der Glauben, dass es in der eigenen Geschichte ja so anders ist. Denn man selbst hat ja einen Alkoholiker erwischt, der ohne Alkohol total lieb ist und man selbst hat ja außerdem einen Alkoholiker an seiner Seite, der WIRKLICH aufhören will zu trinken und außerdem ist man selbst ja so fähig, Einfluss auf den Alkoholiker zu nehmen, weil man ja selbst so gut darin ist, jemandem zu helfen. Deshalb ist es einfach bei einem selbst in der eigenen Geschichte ganz anders und die Dinge, die hier geschrieben werden, zählen für einen selbst ja nicht. Der eigene Alkoholiker manipuliert ja nicht, auch nicht unbewusst, das machen nur die anderen Alkoholiker.
Na? In dem Geschriebenen wieder erkannt? Dann glaubt mir: Es ist bei Euch exakt genau so, wie bei allen anderen Suchtgeschichten auch!
Wie ihr merkt, kämpfe ich gerade gegen den Satz "Die Hoffnung stirbt zuletzt" und das mache ich auch ganz bewusst, denn das ist das nächste Thema, was mich beschäftigt:
Immer wieder lese ich hier, dass Co-Abhängige denken, dass sie ihren Alkoholiker doch nicht allein lassen können, denn er wäre ja krank und er erreicht bestimmt bald seinen Tiefpunkt. Hier im Forum sind ja schließlich auch so viele trockene Alkoholiker, mein Alkoholiker schafft es sicherlich auch. Moment! Bitte immer daran denken, dass hier quasi die "Zentrale der trockenen Alkoholiker" ist. Da "draussen" gibt es unzählige Alkoholiker, die ihren Tiefpunkt niemals erreichen, weil es für sie keinen Tiefpunkt geben wird. Es gibt etliche Alkoholiker, die um ihr Leben kämpfen mussten, weil sie im Krankenhaus gelandet sind, die dem Tod noch einmal von der Schippe gesprungen sind und dennoch saufen sie ein halbes Jahr nach dem Vorfall wieder, weil sie denken, dass sie ja nun aufgewacht sind und kontrolliert trinken könnten. "Mal ein Bier kann ja nicht schaden". und dann landen sie innerhalb kürzester Zeit wieder genau dort, wo sie waren, bevor sie eingewiesen wurden.
Bitte liebe Co.´s denkt nicht, dass es irgendwann bei jedem Alkoholiker klickt und man nur genügend Geduld benötigt. Dem ist nicht so.
"Die Hoffnung stirbt zuletzt...". Ein Satz, auf den man sich nicht stützen sollte, denn letztendlich ist es der Alkoholiker, der irgendwann stirbt. Vielleicht unter dem Deckmantel einer anderen Krankheit oder eines anderen Grundes. Aber Fakt ist, wenn nichts dazwischen kommt, dann säuft er sich tot. Die Frage ist dann, ob man dabei sein möchte bzw. das Begleiten möchte.
Und schon ist das die Überleitung für das nächste Thema in meinem Kopf: "Ich kann ihn doch nicht allein lassen, ich muss ihn schließlich begleiten, er ist doch krank".
Nee! Kein Co-Abhängiger der Welt muss seinen Alkoholiker begleiten und ist egoistisch, wenn man sich für ein Leben entscheidet, ohne jemanden an seiner Seite, der trinkt! Ja, Alkoholismus ist eine Krankheit. Diese ist aber nicht zu vergleichen mit z. B. Krebs. Hab ich hier nämlich auch schon gelesen, ganz nach dem Motto, wenn er Krebs hätte, würde ich ihn ja auch nicht verlassen.
Dennoch ist es aber kein Vergleich, denn die Alkoholkrankheit kann ich als Alkoholiker in jedem Fall stoppen! Bei Krebs oder anderen Krankheiten verhält es sich anders. Ich kann da zwar auch alles dafür tun, diese Krankheit zu heilen oder stoppen, aber es liegt nicht in meinem Einflussbereich, ob das funktioniert.
Und nochmal: Die Alkoholsucht jedoch kann ich stoppen mit der lebenslangen Abstinenz.
Und wo wir wieder beim Anfangsthema wären: Ich kann die Alkoholsucht nicht mit einer Therapie stoppen ... sondern mit einer lebenslangen Abstinenz!
LG Cadda