Ist eine Therapie das Allheilmittel für Alkoholiker?

  • Klare Worte ... der Beitrag ist echt super. 100 Prozent Wiedererkennungswert. Alles auf dem Punkt gebracht . Ohne Ausreden. Ich hab hier noch nie einen Beitrag wie diesen gelesen . Fragen bleiben da nicht offen . Liebe Grüsse und danke für den Beitrag

  • In meinen Augen könne fast jeder mal eine gescheite Therapie gebrauchen. Und wenn es nur ist, um nicht die ganze Zeit so unreflektiert durch die Weltgeschichte zu rennen.

    Wie meinst du das?

    Nicht jeder Alkoholiker weist psychische Defizite auf, leidet an Persönlichkeitsstörungen oder an Depressionen. Nicht jeder Alkoholiker hat das selbständige Denken verloren oder ist durch das Trinken unfähig selbst zu handeln. Die meisten Alkoholiker, die ich kennenlernen durfte, bestätigten mir, einfach den Absprung nicht geschafft zu haben.

    Danke.

    Ich bin süchtig geworden, ich wusste das auch recht schnell und ich habe ‚einfach‘ den Absprung nicht geschafft.
    Ich hatte keinen Zweifel, dass ich Alkoholiker geworden bin, ich habe mir auch nix ‚schön‘ geredet, ich war zu mir selbst schon sehr ehrlich. Aber ich wusste einfach nicht, wie ich aus dieser Suchtspirale wieder rauskommen kann. Ich wusste noch nicht mal, dass ich da wieder rauskommen kann.
    Ob mir da eine Therapie geholfen hätte, bezweifle ich.

    Wenn man sich entscheidet aufzuhören und alles dafür tut, um es durchzuhalten, in Therapie geht, dann gehört Saufdruck dazu.

    Dann gehört Saufdruck dazu?
    Generell oder wenn man alles dafür tut ‚durchzuhalten‘?

    Aber jetzt mal aus reiner Mitmenschlichkeit - sollte einem Alkoholiker nicht eine Suchttherapie vorgeschlagen werden, weil man annimmt, der packt das eh nicht?

    Wer kann sich denn anmaßen anzunehmen, dass es Jemand eh nicht packt?

    Abschließend...Hier habe ich noch nicht den Überblick, wer Therapie gemacht hat und wer nicht. Ich kenne nur ein paar Alkoholiker, die ohne Reha/Therapie ein zufriedenes trockenes Leben führen.

    Ich bin ohne Therapie zufrieden nüchtern geworden.

    Ich habe ‚nur‘ dieses Forum als meine SHG. Anfangs habe ich noch sehr viele Videos im Internet zum Thema Alkoholsucht angeschaut. Ein Hörbuch hatte ich mir noch gekauft. Ansonsten lerne ich aus den Erfahrungsberichten hier, von den Alkoholiker, die nüchtern geworden sind, von den Alkoholikern, die mit sich und der Sucht kämpfen, von den Alkoholikern, die sich trauen, hier von ihrem Rückfall zu erzählen …..Aber auch von den hilfslosen Angehörigen, die davon erzählen, wie die traurige Realität ‚da draußen‘ ist.

    Die Herausforderung besteht darin, zunächst sich selbst nicht zu vertrauen und zwischen Suchtdenken und realistischem Denken zu unterscheiden.

    Das verstehe ich nicht. Noch nicht mal, wenn ich den Satz für mich auseinander nehme.

    Ich musste mir vertrauen. Ohne Vertrauen in mich hätte ich mich gar nicht auf den Weg machen können. Ich finde das Vertrauen in mich selbst eine ganz wichtige Voraussetzung für den nüchternen Weg. Also, ich für mich.

    Was genau Suchtdenken ist, habe ich bis heute nicht so richtig verstanden.

    Aber ja, es gibt nur den richtigen Weg für jeden selbst! So ist es und nicht anders.

    So sehe ich das auch.
    Was für den Einen der richtige Weg ist, muss nicht für den Anderen passen.

    Vielleicht spricht man deshalb von ‚Selbsthilfe‘ ….
    Mir war es hier beim Lesen sehr hilfreich, in den verschiedensten Tagebücher lesen zu dürfen. Das sind ja wirklich sehr private Gedanken festgehalten.

    Ich hätte mich in einer realen SHG vermutlich nicht so öffnen können wie hier in einer doch anonymen Umgebung.
    Über eine Therapie habe ich nie so wirklich nachgedacht. Liegt vermutlich auch daran, dass in meiner Vorstellung von Therapie irgendwas aufgearbeitet werden müsse. Über Aufarbeitung habe ich nachgedacht, weil ich dachte, das gehört zum Nüchternwerden dazu.
    Aber ich habe recht schnell erkannt, dass es in meiner Vergangenheit nix zum Aufarbeiten gibt. Warum ich angefangen hatte mit saufen, das wusste ich und warum weiter gesoffen habe, als meine Welt schon lange wieder in Ordnung war, war leicht zu beantworten: Weil ich Alkoholiker geworden bin und das Saufenmüssen genau dem geschuldet war. Letztendlich habe ich so viele Jahre gesoffen, weil ich süchtig bin.

    Viele Grüße

    Stern

    ⭐️

    Wenn du heute aufgibst, wirst du nie wissen, ob du es morgen geschafft hättest.

  • Das verstehe ich nicht. Noch nicht mal, wenn ich den Satz für mich auseinander nehme.

    Es geht nur um das nasse und trockene Denken. Jahrelang vertraute ich meinen von Sucht geprägten Gedanken; sie verschwanden nicht einfach, weil ich von einem Tag auf den anderen aufhörte. Deshalb konnte ich erstmal meinen Gedanken bezüglich des Trockenwerdens nicht vertrauen.

    Gruß Hartmut

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