Lollo05 - Sein Alkoholkonsum-meine Sorgen

  • Liebe alle,

    Ich bin seit über 10 Jahren glücklich verheiratet und wir können eigentlich über alles sehr offen reden. Nur über das Thema Alkohol nicht. Das ist ein rotes Tuch.

    Mein Mann hat einen sehr stressigen Job auf dem Bau. Er trinkt abends sein Bierchen zum runter kommen. Er trinkt selten vor mir - meist in der Garage, wo ich den Umfang des Konsums nicht sehe. Ich habe mir darüber nie Gedanken gemacht. Aber vor kurzem bemerkte ich, dass er am Wochenende schon nachmittags nach Alkohol riecht. Und seit dem achte ich auf sein Verhalten, auf alles an ihm. Um zu sehen, wie viel er wirklich trinkt, fotografierte ich jeden Morgen den Bierkasten. Ich komme mir dabei total paranoid vor.

    Ich war schockiert als ich feststellte, dass es jeden Abend - von 17-20 Uhr- 5-6 große Flaschen Bier sind. Seit dem weiß ich, dass er ein Problem hat.

    Ich habe mich dazu belesen, auch wie ich ihn darauf anspreche. Habe mich darauf vorbereitet. Argumente notiert. Und dann hatte ich den Mut gefasst, ihn darauf anzusprechen. Er hat es natürlich geleugnet. So viel wäre es nicht. Und alles verharmlost. Ich wollte ihm aber nicht erzählen, dass ich weiß wieviel er trinkt, weil ich es kontrolliert hab. Ich habe Angst, dass er dann sein Bier vor mir versteckt. Das Gespräch endete in einem Disaster, könnt ihr euch vll.vorstellen.

    Die nächsten 2 Tage danach hatte ich den Eindruck, dass er sich bemüht weniger zu trinken. Heute glaube ich, er wollte mich nur ruhig stellen . Jetzt ist wieder alles beim Alten und ich weiß nicht, wie es jetzt weiter gehen soll. Wie ich ihn wieder darauf ansprechen soll. Ich brauche Hilfe.

  • Hallo Lollo,

    herzlich willkommen in unserer Online-Selbsthilfegruppe.

    Dieses Kontrollieren ist typisch für Coabhängige. Ich hab zum Beispiel auch Striche an Schnapsflaschen gemacht. Und Bierflaschen kontrolliert. Irgendwann hab ich festgestellt, dass mein Exmann die Kronkorken so geschickt aufgemacht hatte, dass er die Bierflaschen mit Wasser füllen und wieder verschließen konnte.

    Ja, dein Mann wird tricksen, leugnen, verstecken. Das ist ganz oft so.

    Gut, dass du dir Hilfe für dich suchst. Hier kannst du dich für den Austausch bewerben:

    https://alkoholiker-forum.de/bewerben/

    Wenn du auf den Link klickst, öffnet sich ein Fenster. Schreib nochmal kurz, dass du um Freischaltung bittest. Nach der Freischaltung wird dein Thema dann von hier in den Bereich für Angehörige und Coabhängige verschoben.

    Liebe Grüße Aurora

    Glücklichsein ist eine Entscheidung

  • Hallo Lollo,

    ich habe dich nun freigeschaltet. Du kannst dich jetzt hier überall austauschen.

    Bitte schreibe die ersten 4 Wochen nicht im Vorstellungsbereich. Du kannst den Bereich daran erkennen, dass die Namen in roter Schrift erscheinen.

    Liebe Grüße Aurora

    Glücklichsein ist eine Entscheidung

  • Ich habe heute ein paar Schicksale hier im Forum gelesen und da kommen mir meine Probleme auf einmal gar nicht mehr so groß vor. Aber für mich sind sie trotzdem belastend und ich stehe wahrscheinlich erst am Anfang.

    Ich habe den übermäßigen Alkoholkonsum gerade erst realisiert. Er ist abends nicht sturz betrunken, aber gut alkoholisiert, er ist nicht gewalttätig, aber er vergreift sich dann ab und an im Ton und bemüht sich sehr "nüchtern" zu wirken. Aber ich bin da mittlerweile so sensibilisiert.

    Ich muss unbedingt mit meinem Mann reden, aber weiß nicht, wie ich anfangen soll, damit er nicht gleich wieder auf 180 ist. Der sanfte Weg hat nicht gut funktioniert. Ich würde ihm am liebsten an den Kopf knallen, dass er seinen Konsum regulieren muss, dass er unsere Ehe damit aufs Spiel setzt oder ich für mich Konsequenzen ziehen muss. Aber kann ich mit der Hau-drauf-Taktik etwas erreichen? Oder hin und wieder einen Nadelstich wegen seinem Trinkverhalten geben? Welche Erfahrungen habt ihr gemacht bzw. wie habt ihr eure Parter:innen zum Zuhören gekriegt? Sein Vater war Alkoholiker. Ich habe miterlebt, wie er abgestürzt ist. Davor habe ich bei meinem Mann Angst.

    Unser Kind steckt mitten in den Prüfungsvorbereitungen fürs Abi und sie soll sich darauf konzentrieren. Ab September/Oktober ist sie dann weg zum Studium. Bis dahin möchte ich einen Plan haben. Am liebsten natürlich, dass ich das gemeinsam mit ihm ändern kann. Noch glaube ich daran.

  • Hallo Lollo,

    herzlich willkommen bei uns. Es ist gut, dass du dich hier angemeldet hast. Bitte vergleiche deine Situation nicht mit anderen. Deine Situation ist für dich schlimm, dass ist es was für dich zählen sollte.

    Der sanfte Weg hat nicht gut funktioniert. Ich würde ihm am liebsten an den Kopf knallen, dass er seinen Konsum regulieren muss, dass er unsere Ehe damit aufs Spiel setzt oder ich für mich Konsequenzen ziehen muss. Aber kann ich mit der Hau-drauf-Taktik etwas erreichen? Oder hin und wieder einen Nadelstich wegen seinem Trinkverhalten geben?

    Du kannst weder mit Sanftheit noch mit der Hau - drauf Methode etwas erreichen, solange dein Partner keine Krankheitseinsicht hat. Es ist aber wichtig, dass du bereit bist, deine eventuellen Ankündigungen auch konsequent umsetzen kannst, und dich nicht von immer neuen Versprechungen wieder besänftigen lässt. Sonst würdest du dich unglaubwürdig machen, und er würde dich nicht mehr ernst nehmen.

    lg Morgenrot

    Wer nicht hofft, wird nie dem Unverhofften begegnen. ( Julio Cortazar )

  • Hallo und herzlich Willkommen Lollo,

    da kommen mir meine Probleme auf einmal gar nicht mehr so groß vor. Aber für mich sind sie trotzdem belastend

    Es gibt für das persönliche Empfinden keinen Maßstab, bei Dir stehen Ampeln auf rot und das zählt. Wenn Du für Dich sagst es reicht, das tut es das auch. Jeder Mensch ist anders gestrickt. Im Umkehrschluss bedeutet Deine Aussage nichts anderes, als das Du noch viel mehr leiden musst um es zu thematisieren. Das ist natürlich Blödsinn.

    Leider gibt es für die Sucht keinen versteckten An-Aus-Knopf den Du betätigen könntest. Du fühlst Dich machtlos und möchtest etwas tun. Das ist ein normales Verhaltensmuster in der Co & Alkoholabhängigkeit.

    Also beobachtest Du, kontrollierst die Menge, schnupperst hinterher und stehst ständig auf "hab acht". Als nächstes kommt dann verstecken, auskippen, überall suchen, schimpfen, weinen, drohen, verleugnen der Erkrankung vor Dritten... eine 24/7 -Beschäftigung. Somit seid ihr dann beide in den Fängen des Alkohols.

    Mit Deiner Anmeldung hier im Forum kannst Du Dir davon einiges ersparen, es gibt für so eine und ähnliche Situationen hier mehr als genug Erfahrungswerte.

    Ich schreibe aus der Sicht eines Alkoholikers, und ich weiss noch sehr genau wie wichtig mir diese tägliche Dosis "Bier" war. Zusammenreissen ging mal für ein paar Tage, das wurde aber nachgeholt. Es gibt auch kein "nur Bier", Alkohol ist Alkohol, der Schritt zu härterem Stoff ist nur sehr klein und der wird auch genommen wenn nichts anderes verfügbar ist.

    Jetzt heisst es erstmal : Abgrenzen und nicht voll in seine Suchtspirale mit einsteigen. Selbstverständlich reden Menschen miteinander und Du solltest ihm Dein Empfinden mitteilen. Allerdings solltest Du Deine Hoffnungen nach so einem Gespräch mit Versprechungen seinerseits nicht zu hoch ansetzen.

    Noch etwas wichtiges : Wenn Du es für angebracht hälst Ihm Konsequenzen in Aussicht zu stellen, dann achte darauf, das Du "angedrohte" Deadlines auch einhalten kannst. Mit jedem verstrichenen "Termin" wird Deine Glaubwürdigkeit weniger, irgendwann interessiert es niemanden mehr was Du diesbezüglich so sagst.

    lG WW

    m. , Bj. 67 :wink: , abstinent seit 2005

    Wir gehen unseren Weg, weil wir nur den Einen haben. Hätten wir mehrere zur Auswahl, wären wir total zerrissen und unglücklich. Einzig die Gestaltung unterliegt uns in gewissen natürlichen Grenzen.

  • Hallo Lollo,

    Das hast du bei Kaettl geschrieben, und ich denke dass es eine Falle für COabhängige ist.

    Ich bin meist die Fahrerin, da er ja alkoholisiert ist oder wir müssen dann immer schnell nach Hause, damit er seinen Drang nachgeben kann.

    ich habe hierzu nur eine Anmerkung, du hast ja schon einiges für dich in Erwägung gezogen, dass ist auch gut so. Mit deinen Chauffeurdiensten unterstützt du aber wieder die Sucht, wenn er saufen will, soll er sehen wie er an die Quelle kommt. Dass sind so Doppelbotschaften, mit denen du dir deine guten Ansätze selbst wieder zunichte machst.

    Bei mir war es umgekehrt, da ich wegen einer Sehbehinderung nie einen Führerschein machen durfte, fühlte sich mein xy sicher, da ich ihn ja brauchte, um auf die Arbeit usw. zu kommen. Das hat mit zu meinen ersten Änderungen gehört, mit ihm nicht mehr Auto zu fahren.


    lg Morgenrot

    Wer nicht hofft, wird nie dem Unverhofften begegnen. ( Julio Cortazar )

  • Hallo Lollo,

    Welche Erfahrungen habt ihr gemacht bzw. wie habt ihr eure Parter:innen zum Zuhören gekriegt?

    Ich verlinke Dir einen Beitrag von mir, wie es meiner Frau und mir gegangen ist

    Lebenskuenstler
    14. Februar 2025 um 17:36


    Da steht Einiges drin. Vielleicht verstehtst du dann besser.

    LG LK

    Das Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht.
    Das Gras wächst auch nicht schneller, wenn man es anschiebt.

    Aber das Gras wächst.
    Sei sparsam mit dem Düngen:mrgreen:

  • Da muss ich noch ein ganzes Stück umdenken und dazu lernen. Danke für die ehrlichen Worte.

    Ich verstehe halt auch nicht, dass ich das so lange nicht bemerkt habe. Das Feierabend-Bierchen war ok für mich, aber von der Menge des aktuellen Konsum wurde ich doch kalt erwischt.

    ich habe hierzu nur eine Anmerkung, du hast ja schon einiges für dich in Erwägung gezogen, dass ist auch gut so. Mit deinen Chauffeurdiensten unterstützt du aber wieder die Sucht, wenn er saufen will, soll er sehen wie er an die Quelle kommt. Dass sind so Doppelbotschaften, mit denen du dir deine guten Ansätze selbst wieder zunichte machst.

  • Lebenskünstler, danke für die Verlinkung und den Erfahrungsbericht. Ich überlege mal, ob eine Eheberatung uns vll auch helfen könnte und erst einmal Klarheit bringt.Vll hört er mir dann ja endlich mal zu. Im Moment bringen alle Gespräche unter uns nichts.

    Daher werde ich die hilfreichen Tipps hier aufsaugen und mir einen Plan zurecht legen. Und ich werde die rosarote Brille absetzen und der Realität ins Auge blicken. Und ich werde daran arbeiten, mich aus der Co-Abhängigkeit zu lösen.

    Einmal editiert, zuletzt von Lollo05 (11. April 2025 um 22:55)

  • Beim Thema Alkohol können wir nicht miteinander reden. Da schaltet er in den Sturmodus und hört mir nicht zu. Hat hier schon jemand seinem/r Partner*in einen Brief geschrieben? Ich möchte ihn wissen lassen, wie ich mich fühle und warum ich wie reagiere bzw. welche Entscheidungen ich für mich getroffen hab.

    Mir ist bewusst, dass er sich dadurch nicht ändern wird.

  • hallo Lollo,

    ich möchte ihn wissen lassen, wie ich mich fühle und warum ich wie reagiere bzw. welche Entscheidungen ich für mich getroffen hab.

    ich habe das tatsächlich mal versucht, aber ohne Erfolg und ohne Reaktion von seiner Seite. Ich habe hier dann gelernt, dass es überhaupt nichts bringt, einem nassen Alkoholiker etwas erklären zu wollen. Meine Annahme war, dass er ja morgens nüchtern ist. Das ist eine Fehleinschätzung gewesen. Niemand der bis in den späten abend hinein trinkt ist morgens nüchtern. Also konnte ich auch diesen Plan abhaken.

    Wer nicht hofft, wird nie dem Unverhofften begegnen. ( Julio Cortazar )

  • Beim Thema Alkohol können wir nicht miteinander reden. Da schaltet er in den Sturmodus und hört mir nicht zu.

    Auch ich habe damals kaum mit meinem Mann über meinen Alkoholkonsum gesprochen. Ich war süchtig und brauchte den Alkohol, meinte ich.

    Dass der Alkohol alles nur verschlimmert, mich krank macht, mich isoliert, das alles wollte ich nicht sehen. Das konnte ich nicht sehen, weil ich süchtig war und mir nur noch Gedanken um den Nachschub und die Entsorgung des Leergutes machte.

    Ein nasser Alkoholiker steckt in einem Sucht-Tunnel. Alles andere wird unwichtig. Nur der Rausch, der benötigt wird, um nicht in den Entzug zukommen, ist wichtig. Ein gewisser Level muss erreicht werden. Es ist eine Spirale, die immer weiter nach unten führt. Der Körper braucht im Laufe der Zeit immer mehr Alkohol und zerstört sich damit selbst.

    Es ist ein tödlicher Kreislauf, den nur wenige unterbrechen können. Die Zahlen der an der Alkoholsucht verstorbenen Menschen spricht für sich.

    Schau mal bei Kaettl , da habe ich auch zwei Beiträge geschrieben, die für Dich interessant sein könnten.

    Erste Schritte für Angehörige und Co Abhängige - Alkoholiker Forum

    Es hilft den Angehörigen auch, wenn sie sich durch Lebensgeschichten lesen, die schon länger zurückliegen. Z.B. die Geschichte von Aurora haben schon viele hier im Forum von Anfang an gelesen, habe ich mitbekommen. Und sie konnten für sich viel mitnehmen, haben vieles gelernt und verstanden.

    Und so gibt es unzählige Lebensgeschichten von Angehörigen, die viele Jahre zurückreichen. Ein wahrer Schatz an Wissen ist in unserem Forum seit 20 Jahren festgehalten.

    LG Elly

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    Mancher wird erst mutig, wenn er keinen anderen Ausweg mehr sieht.

    - Trocken seit 06.01.2013 -

  • Heute ist bis jetzt ein guter Tag! Ich habe es bis jetzt geschafft ihn nicht zu kontrollieren, auch wenn es mir sehr sehr schwer fällt.


    Aber uch muss tatsächlich versuchen diese scheiß Spirale zu durchbrechen sonst dreh ich durch

  • Heute ist bis jetzt ein guter Tag! Ich habe es bis jetzt geschafft ihn nicht zu kontrollieren, auch wenn es mir sehr sehr schwer fällt.


    Aber uch muss tatsächlich versuchen diese scheiß Spirale zu durchbrechen sonst dreh ich durch

    Hallo liebe Kaettl,

    auch ich kenne diese Machtlosigkeit, dieses ständige kontrollieren, die Fotos, es macht einen kaputt.
    Mich hat es kaputt gemacht. Ich habe meinen Mann schon viele Jahre gebeten endlich das Bier sein zu lassen, erfolglos. Im letzten Jahr eskalierte sein Konsum, zwar immer noch Bier, aber viele. Und es gibt kaum einen Tag, an dem er ohne Fahne vom Bau kommt. Es ist zermürbend. Wir haben 2 kleine Kinder. Deshalb habe ich mich jetzt entschieden den Kampf gegen den Alkohol aufzugeben, denn es ist nicht mein kampf.
    Ich wünsche dir ganz viel Kraft und hoffe, du findest den richtigen Weg für dich ❤️

  • Beim Thema Alkohol können wir nicht miteinander reden. Da schaltet er in den Sturmodus und hört mir nicht zu. Hat hier schon jemand seinem/r Partner*in einen Brief geschrieben? Ich möchte ihn wissen lassen, wie ich mich fühle und warum ich wie reagiere bzw. welche Entscheidungen ich für mich getroffen hab.

    Mir ist bewusst, dass er sich dadurch nicht ändern wird.

    Hallo Lollo05

    Ja, ich habe so einen Brief geschrieben. Er wurde richtig richtig lang und es ging nicht nur um Alk sondern um vieles was bei uns im Argen lag . Er hat den Brief Monate lang nicht gelesen, was mir sehr zu schaffen gemacht hat, da ich ihm mehrmals gesagt hatte, dass das doch meine Gefühle, meine Sorgen, meine Perspektive ist und ob er es echt nucht erträgt, mir mal in Ruhe zuzu"hören".

    Aber für mich selber war es gut, den Brief zu schreiben. Ich konnte mich dadurch ein Stück weiter sortieren. Es war nochmal anders als hier zu schreiben. Eine gute Ergänzung.

    LG

    Api

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