Hi zusammen,
ich wollte mich kurz vorstellen. Ich bin Anfang dreißig und trinke seit ungefähr zehn Jahren täglich Bier. Angefangen hat das Ganze aber schon vor etwa fünfzehn Jahren. Vermutlich ein klassischer Verlauf: erst am Wochenende auf Partys, dann ab und zu ein paar Bier alleine zu Hause. Dann alle zwei bis drei Tage, später jeden zweiten Tag und irgendwann wurde es zur täglichen Gewohnheit
.
Aktuell halte ich den Konsum recht stabil bei vier Bier am Abend. Gelegentlich weniger, manchmal mehr. Dass ich ein Problem habe ist mir schon länger bewusst. Ich würde mich selbst als alkoholabhängig bezeichnen.
Warum ich trinke? So genau weiß ich das gar nicht. Wahrscheinlich Langeweile, das Flüchten vor Alltagsthemen und einfach abschalten. Wenn ich das erste Bier trinke, weiß ich schon: Der Tag ist gelaufen. Danach vegetiere ich nur noch vor mich hin und schaue Fernsehen oder YouTube
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Der Gedanke, dass es so nicht weitergehen kann ist in den letzten Monaten immer stärker geworden. Vor allem jetzt, wo ich meinen Job gekündigt habe und ab nächstem Jahr den Weg in die Selbstständigkeit gehen möchte. Weiter für große Konzerne und deren Interessen zu arbeiten hat mich zunehmend frustriert
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Nun aber zum eigentlichen Punkt: Wie es der Zufall wollte, habe ich seit Sonntag kein Bier mehr getrunken
In letzter Zeit habe ich abends häufiger am Rechner gezockt und Alkohol macht mir das zunehmend schwerer. Dadurch hat sich das Trinken ohnehin nach hinten verschoben statt ab 17 oder 18 Uhr oft erst ab 22 oder 23 Uhr.
Vergangenen Sonntag wurde es beim Spielen einfach immer später. Der Kiosk hatte schon zu also blieb ich nüchtern. Ich dachte zwischendurch: Komm, fahr zur Tanke. Aber irgendetwas in mir hat das blockiert. Um 3 Uhr morgens kam mir der Gedanke jetzt zur Tankstelle zu fahren völlig absurd. Ich musste früh aufstehen und wollte mir nicht die Blöße geben mitten in der Nacht drei Bier zu kaufen während andere ihren ersten Kaffee holen
. Also bin ich einfach ins Bett und ich habe geschlafen.
Die ersten zwei Nächte hatte ich zwar Alpträume aber ehrlich gesagt hat mich das sogar gefreut, denn ich habe schon jahrelang nicht mehr geträumt. Durchschlafen konnte ich sowieso nicht mehr wirklich.
Und jetzt: fünfter Abend ohne Bier. Ich bin selbst überrascht wie gut es bisher funktioniert. Die Angst vor schlimmen Entzugserscheinungen war groß und hat mich auch davon abgehalten meinen Konsum noch weiter zu steigern oder zu harten Sachen zu greifen.
Warum schreibe ich das alles jetzt? Heute spüre ich zum ersten Mal so richtig den Suchtdruck. Diese innere Unruhe kenne ich vom Rauchen (leider bin ich da ebenfalls stark abhängig). Auch das möchte ich eigentlich beenden aber ich weiß, dass ich weiter trinke werde ich vom Rauchen nicht loskommen. Trotzdem: Schritt für Schritt. Erst die Abstinenz, dann rauchfrei. Ich will vermeiden dass ein Rückfall beim Rauchen gleich wieder mit Alkohol belohnt wird.
Genau das ist mir vor sechs bis sieben Jahren passiert. Eine Woche trocken dann ein Sixpack und eine Schachtel Zigaretten. Natürlich redet man sich ein: Morgen hörst du wieder auf… Der Rest ist bekannt.
Diesmal soll es anders laufen. Ich will es schaffen und muss es auch. Die Haltung dazu ist da. Jetzt lerne ich wie ich mit diesen Situationen klarkomme ohne in alte Muster zu fallen. Und deshalb erhoffe ich mir in diesem Forum Rat zu finden und diesen Prozess auch gerne zu dokumentieren um mich selbst zu commiten. Ich dachte lange: Ach so schlimm ist es bei dir nicht. Aber ich bin mir mittlerweile sicher, dass ich nicht der einzige bin. Einen körperlichen Entzug merke ich nicht. Beim Arzt war ich diesbezüglich auch schon einmal. Da wurde es aber abgestempelt nach dem Motto: So schlimm ist es nicht. (Den Satz hatte ich dann wohl adaptiert)
Mein Ziel ist die absolute Abstinenz. Alles andere endet am Ende doch wieder dort, wo ich vor einer Woche war. Ich kenne diese Kettenreaktion.
Es gibt noch viele weitere Gründe weshalb ich aufhören möchte aber das wäre hier wohl zu viel auf einmal. Wer bis hierhin gelesen hat: Vielen Dank. Ich wünsche dir eine gute Nacht und alles Gute.
Boss ![]()