Inkas Perlen oder: Tag für Tag

  • So ihr Lieben,

    ich mach dann mal hier weiter.
    Der Vergleich mit den Tagen, die ich wie Perlen aneinander reihe, gefällt mir gut, weil Perlen ja etwas Schönes, Wertvolles sind.
    So möchte ich das jetzt versuchen zu betrachten - jeder nüchterne Tag ist wertvoll, und ich wünsche mir, dass es möglichst viele werden.

    Ich mach mir nichts vor... die Wahrscheinlichkeit, dass ich früher oder später auf die Nase falle, ist relativ groß. :-|
    Aber ich möchte jetzt dran bleiben. Dieses "ich will" kriege ich gedanklich noch nicht hin, davor hab ich einen Riesenrespekt.
    Meine Hoffnung ist, dass es mit jedem Tag ein bisschen leichter wird, und dass ich irgendwann denke: hey, jetzt hast du schon XXX Tage geschafft, das willst du doch jetzt nicht wegwerfen!

    Nächste Woche hab ich den Termin in der Suchtambulanz. Dem sehe ich völlig gelassen entgegen, weil mich die Ärzte da erstens nicht kennen und die ja zweitens ausschließlich mit Sucht zu tun haben und das für die Alltag ist. Da habe ich keine Hemmungen oder Angst davor, die Karten auf den Tisch zu legen. Die medizinische Untersuchung schreckt mich auch nicht. Meine Hausärztin macht bei mir regelmäßig alle paar Monate ein großes Labor, weil ich eine Autoimmunerkrankung habe und man das da im Auge behalten muss. Da waren zumindest die Leberwerte immer total unauffällig.
    Bauchspeicheldrüse war mal nicht so doll, da wurde dann auch eine Sonographie gemacht, die aber nichts ergeben hat.

    Aber auch das Thema SHG steht ja im Raum, und da hat es sich dann mit der Gelassenheit. :?
    Die Rahmenbedingungen wären super, es gibt eine Freitagsgruppe ganz in meiner Nähe... da könnte ich locker zu Fuß hingehen (hab kein Auto), und Freitag finde ich auch gut, so zum Wochenabschluss, und freitags ist es ja auch egal, wenn man ein bisschen später ins Bett kommt.

    Aber ich hab so einen Schiss!! :cry:
    Ich kenn doch da (hoffentlich?!) keinen, und ich bin doch so schüchtern... ich kann doch da nicht einfach so hingehen und sagen "Hallo, ich bin die Inka und Alkoholikerin, kann ich bei euch mitmachen?" Schon bei dem Gedanken wird mir ganz schlecht.

    Ok, ich sollte jetzt eigentlich mal was arbeiten... *hust*
    Habt einen schönen Tag!

    Liebe Grüße, Inka

  • Shit, das war mein RL-Name! Hab ich grad gepennt, weil meine Kollegen mit mir gesprochen hat. Kann das bitte jemand editieren?

    erledigt. lg Morgenrot

  • Hallo Inka,

    falls ich dich noch nicht begrüßt habe, hole ich das mal nach.
    Herzlich willkommen bei uns.

    Ich habe deinen Namen editiert.

    Ich möchte dir aber auch Mut machen, für die realen SHG`s die du dir ansehen willst.
    Vergiss nicht, die Menschen sind alle aus dem gleichen Grund dort, du brauchst dich nicht verstecken.
    Ich habe mal in einem gemischten Meeting einen Lehrer meines Sohnes getroffen, klar ist da erst einmal Erstaunen und ein kurzer Moment der Panik, aber das vergeht.


    lg Morgenrot

    Wer nicht hofft, wird nie dem Unverhofften begegnen. ( Julio Cortazar )

  • Hallo Inka,

    wie schön dich hier zu lesen.
    Bei der SHG brauchst du gar nicht bange sein. Du musst ja bedenken, es sind Menschen die genau das gleiche Problem haben wie du selber auch. Dann müsste es denen theoretisch genauso peinlich sein.
    Ich sage müsste, weil ich es keineswegs peinlich finde wenn man sich ein Problem eingesteht und dagegen angehen möchte.
    Das verdient in meinen Augen sogar großen Respekt.
    Also geh mit erhobenen Kopf dorthin.
    Viele Menschen wären gerne schon soweit wie du :)

    LG

    Twizzler

  • Hallo und willkommen!

    Klar ist das irgendwie sonderbar, in einer SHG oder einer ambulanten Therapie jemand zu treffen, den man schon kennt.

    Ehrlich gesagt, war es mir seinerzeit gar nicht so recht, dort jemanden zu treffen, den ich kannte. Aber da musste ich durch. Das mulmige Gefühl legte sich zwar mit der Zeit etwas, aber es blieb dennoch in kleinerem Ausmaß die ganze Zeit über erhalten. Ein befreiter Dialog wie mit "Fremden" kam bei mir nicht zustande.

    Sieh mal, die Gruppe tagt in deiner Nähe.

    Falls Du keine "bekannten Gesichter" treffen möchtest, dann wirst Du dir eine Gruppe suchen müssen, die weiter weg beheimatet ist und selbst dann hast Du keine Garantie.

    Ich rate, geh hin und mach dir ein eigenes Bild.

    Gruß
    Carl Friedrich

  • Guten Morgen zusammen!

    Vielen Dank für's Editieren, Morgenrot. :)

    Also wegen der Selbsthilfegruppe... ich glaub eigentlich nicht wirklich, dass ich da jemand bekanntes treffen würde.
    Persönlich kenne ich in meiner Wohngegend kaum Leute, außer vom Sehen halt. Peinlich fände ich es, wenn da dann z.B. eine Kassiererin aus einem der Supermärkte sitzen würde, wo ich immer meinen Stoff gekauft hab. Au weia. :shock:
    Das Problem bei einer entfernteren Gruppe ist, dass ich kein Auto habe und es mit den Öffentlichen abends halt auch nicht mehr so doll aussieht, wenn man nicht gerade in einer Großstadt lebt.

    Schiss hab ich hauptsächlich, weil ich mich mit Gruppen und fremden Leuten grundsätzlich furchtbar schwer tue. Schlimmes Mobbing in der Schule früher... das hat mich echt richtig traumatisiert. Zumal ich damals psychisch eh schon am Boden war, da gab mir das den Rest.
    Suizidversuch, Jugendpsychiatrie, Schulabbruch, blah.

    Also das könnte jetzt auch ein offener Spieleabend sein oder eine Umweltschutzgruppe oder so, und ich hätte fast genauso viel Angst.
    Klar, offen auszusprechen, dass ich Alkoholikern bin, stellt schon auch eine gewisse Hemmschwelle dar, aber das würde ich schon schaffen.
    Ich geb mir jetzt eh noch eine Woche Schonfrist, denn morgen Abend ist mit meinem Freund verplant, da kann ich nicht.
    ------

    Themawechsel...
    Meine Gefühlswelt ist eine einzige Achterbahn.
    Gestern Nachmittag wurde ich wieder zunehmend unruhig und grantig, weil ich mich mittwochs sonst immer schon ab Mittag auf den ersten Schluck nach Feierabend gefreut hab, und gestern war da halt wieder nix zum drauf Freuen. Also hatte ich weder Lust, weiter zu arbeiten, noch Lust auf zu Hause. Außerdem war ich extrem genervt und innerlich gestresst durch den ganzen Kram, den man halt nach Feierabend noch so zu erledigen hat.
    Dazu konnte ich mich auch immer ausschließlich unter Alkoholeinfluss einigermaßen motivieren. Der war das Benzin für meinen Motor.
    Schwer gefallen ist es mir trotzdem immer, aber jetzt ist es noch viel schlimmer. Sch*** Depression, Sch*** Antriebslosigkeit. :evil:

    Gestern Abend dann gemütlich eingekuschelt im Bett und mit einer interessanten Doku auf Netflix war ich dann eigentlich ganz ruhig und zufrieden und bin irgendwann friedlich weggeduselt.

    Heute Morgen dann wieder Land unter und Weltuntergangsstimmung. Ich hätte sonst was für ein bisschen Stoff gegeben.
    Morgens ist es immer besonders schlimm, jedenfalls wenn ich alleine, also daheim aufstehen muss.
    Ich fühle mich dann richtig nackt und schutzlos und den ganzen negativen Gefühlen hilflos ausgeliefert.
    Der Kokon, in den ich mich immer eingesponnen habe, fehlt.
    Und dann kommen solche Gedanken wie: "Vergiss es doch, das schaffst du sowieso nicht, jeden Tag diesen Kampf. Gib lieber gleich auf, wozu die Quälerei? Du hältst doch eh nicht durch".
    Überlegungen, wann und wo ich wieder was kaufen könnte (nicht so bald, weil ich jetzt bis Montag bei meinem Freund bleibe).
    Gleich wieder verworfen. Wieder rausgekramt. Genervt Wasser und heiße Brühe getrunken, weil ich nicht mal Cola oder Energy da hatte.

    Dann komm ich ins Büro und wär am liebsten gleich rückwärts wieder raus - Fenster sperrangelweit offen, knapp 18°C. Geht's eigentlich noch??
    Irgendwann raste ich noch aus wegen dem Frischluftwahn meiner Kollegin. :evil:
    Kommentarlos und mit zusammengebissenen Zähnen, damit ich nicht los maule, das Fenster zu gemacht.

    Joah, und jetzt sitze ich hier und bin einfach nur leer. Will nichts und niemanden und hab einfach keine Lust mehr.

    Aber noch geb ich mich nicht geschlagen. Weiter geht's. Immer einen Tag nach dem anderen.
    Wann wird das leichter...?

  • Liebe Inka,

    Zitat

    Wann wird das leichter...?

    Bald. :)

    Dein Bild, einen (trockenen) Tag an den anderen zu reihen wie Perlen ist schön!

    Und darauf kommt’s am Anfang vor allem an - abstinente Zeit ansammeln. Ich kann mich noch gut erinnern an die Stimmungsschwankungen, die innere Unruhe, auch Aggression und Frustration in den ersten Tagen.

    Überhaupt fühle ich mich durch einiges, was du von dir beschreibst, an mich erinnert.

    Zitat

    Morgens ist es immer besonders schlimm, jedenfalls wenn ich alleine, also daheim aufstehen muss.
    Ich fühle mich dann richtig nackt und schutzlos und den ganzen negativen Gefühlen hilflos ausgeliefert.
    Der Kokon, in den ich mich immer eingesponnen habe, fehlt.


    Auch hier wieder: Ich kann dich so gut verstehen!

    Es braucht Geduld mit dir selbst. (Das fällt mir oft auch heute noch schwer!)
    Und ich habe auch in solchen Situationen, wenn ich dachte „Ich schaff das nicht“, und mir alles zu viel wurde, und ich dachte, „wie soll ich meinen Alltag nur ohne Wein meistern“, eine Sprudelwasserpause gemacht. Wasser getrunken, tief durchgeatmet, vielleicht vor mich hingemurmelt „Eins nach dem anderen“ (das hat mir oft geholfen, wenn ich mich von den Anforderungen, die an mich gestellt wurden - oder die ich an mich stellte - überrannt fühlte.) Ganz ruhig. Eins nach dem anderen.

    Ich habe übrigens erst nach einem halben Jahr Abstinenz den Weg in eine reale SHG gefunden (in der ich jetzt noch bin). Ich mag, ähnlich wie du, auch solche Situationen mit fremden Leuten gar nicht gerne (auch hier hatte mir der Alkohol zuvor “geholfen“, meine sozialen Ängste überspielen zu können. (Nicht überwinden, das geht erst ohne!)

    Wenn du dich doch hin traust, kannst du ja auch, wenn du dich vorstellst, gleich sagen, dass du sehr unsicher bist und beim ersten Mal noch nicht so viel sagen möchtest. Ich bin ziemlich sicher, dass das respektiert wird.

    Ich wünsche dir hier weiterhin einen guten Austausch und für die nächsten Tage eine wachsende Ruhe im Bauch.

    Alles Gute!
    Thalia

  • Guten Morgen Thalia,

    du glaubst gar nicht, wie gut es mir getan hat, hier gerade deinen lieben Eintrag zu finden!
    Hat ein ganz warmes Gefühl im Bauch gemacht. Vielen Dank dafür! :*
    (Hier fehlt mir jetzt ein Wangenküsschen-Smilie)

    Auch dass du dich in vielem wiedererkennst, was ich schreibe, tut echt gut... ich fühle mich nicht so alleine. :)

    Das Forum war definitiv eine gute Entscheidung. Ohne wäre ich vielleicht schon wieder eingeknickt.
    Immer wieder lesen zu können und zu dürfen, dass es machbar ist, und Mut zugesprochen zu bekommen, ist eine Riesenhilfe!

    Deswegen werde ich das mit der realen SHG früher oder später bestimmt angehen - weil ich mir inzwischen echt gut vorstellen kann, was für eine tolle Hilfestellung das ist. Und Hilfe brauche ich definitiv, sonst wird das nix.
    Ich muss halt noch Anlauf nehmen. Aber das ist ok. Ich mag mich da nicht unter Druck setzen... Druck hab ich zurzeit schon genug.
    ----------

    Der gestrige Nachmittag war stimmungsmäßig ok. War ja Donnerstag, und donnerstags geht's nach der Arbeit immer zu meinem Schatz. ***
    Donnerstag ist also kein Feierabend-Sauftag, insofern kam da auch kein Druck auf.
    Bis Montag bin ich jetzt sowieso durchgehend bei ihm, ausnahmsweise, weil ich morgen Geb. hab. Das ist gut so.
    Ich bin im Moment eh bestrebt, so wenig wie möglich allein zu Hause zu sein und so viel wie möglich bei ihm. Da bin ich halt "sicher", weil es erstens sauffreie Zone ist (wenn auch nicht alkfreie, mein Freund ist kein Anti, trinkt aber nur ganz selten was und dann nur ganz wenig) und ich zweitens bei ihm kaum Druck habe. Er ist schon ganz glücklich, weil ich sonst nie so lange am Stück bei ihm sein wollte. *lach*

    Klar, es ist schon umständlich, ich muss für die Tage einen Haufen Zeug mit zur Arbeit nehmen etc., aber seit ich nüchtern bin überwiegen die Vorteile und ich nehme das gerne in Kauf. In Saufzeiten wollte ich ja dann auch irgendwann nach Hause, damit ich wieder trinken kann, logisch. :oops:
    Übrigens hat er mich gestern Abend gefragt, ob wir uns ein Bier zum Vesper teilen sollen. Ich hab dann nur gesagt "Och nö, das is so kalt, lieber Tee". Wie gesagt... kleine Mengen und in Gesellschaft reizen mich eigentlich gar nicht.

    Früher oder später werde ich natürlich noch offen mit ihm sprechen müssen.
    Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass er nicht ahnt, dass ich da ein ernstes Problem habe, er ist ja nicht blöd.
    Vor ein paar Jahren hab ich ihm auch mal gestanden, dass ich oft aus Frust alleine daheim trinke.
    Das hat ihn ganz schön verstört und ich werde nie vergessen, wie komisch er mich an dem Abend gefragt hat, ob ich ein Bier zum Vesper möchte.
    Zu der Zeit war es aber noch nicht so ausgeprägt bei mir wie in den letzten Jahren, und soweit ich mich erinnere, hab ich danach auch für eine relativ lange Zeit aufgehört und er hat wohl lange gedacht (oder gehofft), es hätte sich erledigt.

    Ich möchte nun gerne eine längere nüchterne Zeit vergehen lassen, bevor ich mit ihm rede, einfach damit er gleich weiß, ich bin da schon dran, und nicht das Gefühl haben muss, dass die Hütte brennt. Da fühlt er sich immer schnell hilflos und überfordert.
    In der Zwischenzeit ist es kein Problem, weil er es von mir ja gewöhnt ist, dass ich zum Vesper oder beim Essen gehen so gut wie nie Alkohol trinke. Das ist nichts, was ihm besonders auffallen würde.

    Ok, genug gelabert für heute. :oops:
    Ist ja schlimm! *lach*

    Habt einen guten Tag alle miteinander.

    LG, Inka


    *** Ab jetzt nenne ich ihn hier T., damit ich nicht immer "mein Freund" schreiben muss.

  • Zitat

    Sieh zu, dass du trocken bleibst, bis du auch wirklich trocken bleiben willst. So irgendwie. Nur leider ist das Trockenbleiben bis zu diesem Punkt echt schwer.


    Will man denn automatisch irgendwann nüchtern bleiben, wenn man lange genug nüchtern war?
    Und was, wenn nicht? :-|

    Zitat

    Ich bin so froh, dass ich es irgendwie geschafft habe, nicht mehr trinken zu wollen.
    Das ist der Klick, und wenn er nicht da ist, dann wird es sehr sehr schwer. Dann entscheidet sich jemand aus Vernunftgründen, aus Liebe, aus Angst, was weiß ich, nicht mehr zu trinken. Aber es bleibt die Hintertür offen, und dann bleibt es ein Kampf, mal mit Saufdruck, mal ohne, aber es bleibt ein Kampf.


    Davor hab ich im Moment am meisten Angst, denn an dem Punkt, dass ich es wirklich will, bin ich noch längst nicht... und den Kampf, wenn es einer bleiben sollte, halte ich nicht unbegrenzt durch.

    Thalia, ich hoffe es ist ok, dass ich dich hier zitiere.
    Du hast es einfach so exakt auf den Punkt gebracht.

  • Liebe Inka,

    ja, ich fand (und finde) es auch hilfreich, mich nicht so alleine zu fühlen. Es ist ja beides wahr: nur du allein kannst es schaffen, aber du brauchst es nicht alleine zu schaffen. (So ähnlich.)

    Du schriebst neulich, dass du einen Termin in der Suchtambulanz vereinbart hast. War der schon?

    Deine Frage, ob „man“ automatisch irgendwann nüchtern bleiben will, kann ich nur aus meiner Perspektive beantworten. Für mich war nach einigen (vielen) Monaten der Abstinenz, in denen ich mich intensiv mit meinem Trinken und der Funktion (den Funktionen), die das Trinken für mich hatte, auseinandergesetzt hatte, irgendwann klar, dass ich abhängig war und dass es kein Zurück in ein nicht abhängiges Trinken mehr gab. Und das abhängige Trinken war (nüchtern betrachtet) wirklich schrecklich und (selbst)zerstörerisch. Das wollte und will ich nicht mehr.

    Aber an dem Punkt war ich auch noch nicht von Anfang an. Wie gesagt, gib dir (nüchterne) Zeit. Und nutz die Hilfen, die es gibt. Hier schreiben und lesen. Gespräch in der Suchtberatungsstelle. Nutze alle Möglichkeiten, dich zu öffnen und „es“ nicht mit dir alleine auszumachen.

    Zu deinem Freund: Warum sollte er denn denken, dass „die Hütte brennt“, wenn du ihm sagst, du willst (zumindest eine Weile) abstinent leben, weil du das Gefühl has, dein Trinken ist nicht gesund?

    Ich hatte in der Vergangenheit auch manchmal den Plan, aufzuhören, ohne es jedoch jemandem mitzuteilen, und da hat dann durchaus der Gedanke mitgespielt, dass ich mir dann ja auch keine Blöße gebe oder Erklärungen liefern muss, wenn es „nicht klappt“. Spielt das bei dir auch eine Rolle?

    Aber ich hab gut reden, ich konnte erst (endgültig, hoffe ich) aufhören, als ich mich von meinem Mann getrennt hatte. Daher musste ich „nur“ ehrlich mir selbst gegenüber sein und nicht noch gegenüber einem Partner.

    Viele Grüße und ein schönes Wochenende dir!
    Thalia

  • Guten Morgen, Forum.
    Melde mich nach wie vor nüchtern vom Wochenende zurück.
    Mein Geb. war ganz schön, angestoßen wurde im Restaurant mit Majacujaschorle.

    Leider hat T. das Wochenende gestern Abend noch gründlich gegen die Wand gefahren und es endete mit hilflosem Schweigen beider- und einer Menge Tränen meinerseits. Wir konnten es auch heute Morgen nicht in Ordnung bringen. Es ist nicht wieder gut.

    Mir geht's richtig dreckig. Sitze im Büro und knirsche mit den Zähnen vor Anstrengung, nicht wieder loszuheulen. Bei mir sieht man jede Träne, meine Augen schwellen sofort an, die Nase wird knallrot... ich kann nicht heimlich weinen. Und ich will nicht gefragt werden. Will nicht reden.
    Von der Kollegin gab es noch Geschenke, voll lieb, aber es ist so schwer gerade, mich über Wasser zu halten.

    Was das heute Abend dann gibt, keine Ahnung. Ganz ehrlich, keine Ahnung. Der Druck ist riesig.
    Ich bin traurig und hoffnungslos.
    Ich will das heute Abend trotzdem hinkriegen, aber mehr als versuchen geht nicht. Wenn es kippt, bevor ich einkaufen gehe, wenn der Schalter mal umgeschnappt ist, ist es gelaufen. Dann spult sich das Programm ab und ich komm nicht mehr raus.
    Muss irgendwie die Entschlossenheit solange aufrecht halten, bis ich den Laden betrete... spontan werde ich nichts kaufen.
    Aber der Wunsch nach Betäubung ist sehr groß heute.
    Dabei weiß ich ja, dass ich nach der nüchternen Zeit gar nichts mehr vertrage. Dass ich garantiert irgendwann kotzend überm Klo hängen würde und morgen früh ein totales Wrack wäre. Und natürlich noch genug übrig wäre, um dann direkt weiter zu machen. Was ich mir gar nicht leisten kann, weil ich morgen den ganzen Tag Seminar hab.

    Zitat

    Du schriebst neulich, dass du einen Termin in der Suchtambulanz vereinbart hast. War der schon?


    Der ist diesen Mittwoch.
    Hab mir auch mal vorsichtig vorgenommen, diesen Freitag vielleicht zur Gruppe zu gehen.
    Weiß nicht. Ist grad alles tendenziell irgendwie... egal oder so.

    Und jetzt heule ich doch... und versuche, mich notdürftig hinter dem Monitor zu verstecken.
    F*ck.

  • Liebe Inka,

    wenn du dies vor deinem Feierabend noch liest, dann wünsche ich dir Kraft - und die richtigen Mittel - um dem Druck nicht nachzugeben.
    Kannst du heute Abend mit einer Freundin telefonieren? Hier schreiben? Sport machen? Dich anderweitig irgendwie ablenken?

    Oder dich mit ner Kiste Wasser hinsetzen und weinen? Wenn „alles Mist“ ist, dann hilft es manchmal auch nicht, sich abzulenken, sondern dann müssen die Tränen, die Trauer, die Hilflosigkeit, die Wut, oder was da noch so ist, einfach mal raus.

    Ich wünsch dir, dass du dem Druck, dem Suchtgedächtnis, nicht nachgibst, weil es ja absolut rein gar nichts besser macht.

    Ich schicke einen ganz herzlichen Gruß!
    Thalia

  • Ich hoffe du bist durch gekommen und heute Morgen kein Wrack!

    Manchmal ist losheulen gar nicht verkehrt finde ich, klar blöd in der Firma, aber die Andern dürfen doch auch sehen wenn's dir nicht gut geht.


    Ganz ganz viel Kraft wünsche ich dir!

    Train to survive

    survive to train

  • Hallo liebe Forumsmitglieder,

    ich hatte gestern Morgen einen langen Beitrag getippt, aber noch nicht abgeschickt, und bin dann zum Seminar... wusste nicht, dass unsere NC's automatisch runterfahren, wenn sie längere Zeit nicht bedient werden. War dann später alles weg.

    Also auf ein Neues und das wichtigste zuerst - bin nach wie vor nüchtern.
    Und zum ersten Mal regt sich sogar ein leiser Stolz in mir.
    Es ist nämlich wirklich eine harte Zeit gerade. Sieht so aus, als würde meine 16-jährige Beziehung auseinanderbrechen.

    Seit Montag Morgen haben wir uns nicht gesehen, nicht mal telefoniert, und eigentlich sperrt sich in mir auch alles dagegen.
    Dennoch habe ich mir ein Herz gefasst und T. vorhin per E-Mail gebeten, dass wir heute Nachmittag einen Cappuccino trinken gehen.
    Reden müssen wir ja mal, da führt kein Weg dran vorbei, aber ich möchte neutrales Terrain und die Möglichkeit, aufzustehen und zu gehen, wenn ich merke, dass es nicht funktioniert. Bei ihm in der Wohnung hätte ich gerade das Gefühl, in der Falle zu sitzen.

    Ich habe kein gutes Gefühl.
    Die jetzige Situation hatten wir zwar schon viele Male (das kann ich nicht so kurz mal erklären), aber im Gegensatz zu sonst fühle ich mich seltsam abgeklärt, und das ist kein gutes Zeichen. Da ist keine Panik bei dem Gedanken, dass es vielleicht zu Ende geht, nur eine tiefe Traurigkeit.
    Gleichzeitig bin ich wie betäubt und habe ein ganz unwirkliches Gefühl, als würde ich einen halben Meter über dem Boden schweben.
    Ich bin eigentlich gar nicht richtig da. Körper und Kopf fühlen sich ganz wattig an. Wahrscheinlich eine Schutzreaktion meiner Psyche.

    Ich bin keine (Beziehungs)-Dramaqueen, und wir führen auch keine so genannte On-off-Beziehung. In den über 16 Jahren stand eine Trennung nie ernsthaft im Raum. Nur zur Erklärung der Situation. Es geht um sehr viel.

    Vielen Dank für eure lieben Worte, Thalia und Barthell!

    Wer mag und Zeit hat... ich könnte heute Nachmittag ein paar gedrückte Daumen gebrauchen. :(

  • Liebe Inka,

    die sind ganz feste gedrückt. Denke an dich.

    Es ist so toll, dass du trotz des ganzen Stresses nüchtern bleibst. Ich wünsche dir, dass es weiterhin so bleibt.

    Viel kann ich dir gar nicht schreiben, ich kenne eure Situation nicht, aber nach einer so langen Zeit kann eine Beziehung wohl kaum ohne Schmerz beendet werden.
    Aber wer weiss, vielleicht bekommt ihr ja noch einmal die Kurve.
    Ich würde es euch sehr wünschen.

    LG

    Twizzler

  • Hallo liebe Inka,

    Liebeskummer ist ein A....... loch. Ich drücke Dich mal auf der Ferne und wünsche Dir, dass das dabei heraus kommt, was Du Dir wünscht bzw. was gut für Dich wäre. Ich kenne das Gefühl, sich zu trennen und obwohl ich mich als starke Persönlichkeit bezeichnen würde, leide ich bei solchen Dingen wie blöd. Von daher hast Du mein volles Mitgefühl.

    Super, dass Du weiterhin nüchtern bist. Es lohnt sich so sehr!!!

    LG von Cadda

  • Hallo Inka,

    ich finde es klasse, das du weiterhin nüchtern bist! Darauf darfst du einfach mal stolz sein :)

    Für deine Problematik was deine Beziehung angeht wünsche ich dir, das du auf deinen Bauch hören kannst und ihr einen guten
    Weg findet, die Dinge klären zu können. Manchmal braucht man auch einfach etwas Zeit ganz für sich, um wieder bei sich selbst
    anzukommen....du hast dich auf einen neuen Weg gemacht und möchtest dein Alkproblem ernsthaft angehen...du brauchst nun
    alle dir zur Verfügung stehenden Kräfte für dich! Versuche bei dir zu bleiben, denn du bist gerade das Wichtigste...

    Herzliche Grüße von Lena

  • Ganz lieben Dank für euer Lob und euren Zuspruch!
    Es ist wirklich schön, hier so viel Rückmeldung zu bekommen, damit hätte ich nie gerechnet.

    Ja, also... wir haben geredet. Ich habe es geschafft zu sagen, was ich sagen wollte, und wurde auch gehört. Wozu aber recht viel Nachdruck notwendig war, aber damit hatte ich gerechnet.
    T. hat es erst geschafft was zu sagen, als ich schon wieder gehen wollte. Nachdem ich gesagt hatte, was mir auf dem Herzen lag, war erst mal Schweigen im Walde. Irgendwann wurde mir das zu blöd und ich hab gesagt, dass ich soweit fertig wäre, und wenn er nichts sagen möchte, dann würde ich jetzt gehen. Also standen wir auf und verließen das Café. Ob ich noch eine rauchen würde, fragte er, dann würde er noch warten. Ich also Kippe angesteckt, und DA fing er dann an zu reden. Männer... :?

    Naja, im Moment haben wir relativ viel Distanz, auch räumlich, weil ich das jetzt erst mal brauche. Das akzeptiert er auch. Und er hat wohl verstanden, dass es diesmal ernster ist für mich und ich nicht bereit bin, das Problem wieder unter den Teppich zu kehren.
    Er ist bereit, daran zu arbeiten und möchte das auch für sich selber.

    Um es mal kurz anzureißen, es geht darum, dass er immer mal wieder aus dem Nichts heraus Wutausbrüche hat und dann sehr laut und verbal sehr verletzend wird, immer wegen irgendwelcher Lappalien, für die seine Reaktion völlig unangemessen ist. Das verletzt mich unheimlich, und jedes Mal verliere ich für mich erst mal die ganze Sicherheit und Geborgenheit in der Beziehung. Es ist, als würde aus heiterem Himmel ein Kübel Eiswasser über meinem Kopf ausgeschüttet. Ohne nachvollziehbaren Grund und ohne jede Vorwarnung.
    Natürlich tut es ihm hinterher immer leid. Aber dann ist der Schaden halt schon angerichtet.

    Und ich merke, dass es diesmal für mich anders ist als sonst. Dass da innerlich Distanz entstanden ist.
    Wir haben uns jetzt seit Montag früh wirklich nur diese eine Stunde lang gesehen, und ehrlich gesagt fühlt sich das für mich gerade gut und richtig an. Ich vermisse ihn nicht mal. :(
    Normalerweise vergehe ich nach ein paar Tagen ohne ihn immer vor Sehnsucht und fühle mich einsam. Diesmal nicht.

    Alles verwirrend und traurig gerade, und ich hab keine Ahnung, wie es jetzt weitergehen soll.
    Ich sollte mich doch besser fühlen jetzt. Wir haben geredet, ich wurde gehört, er akzeptiert, dass ich gerade Abstand brauche.
    Ich sollte erleichtert sein, weil es nicht das Ende ist, weil es weitergehen kann.

    Ich fühle mich aber nicht besser. Kein bisschen. Ich bin nicht erleichtert.
    Mir geht es beschissen, und ich kann das überhaupt nicht einordnen.

    Ich hab riesigen Suchtdruck. Gestern war es schon verdammt schwer, durchzuhalten.
    Und heute denk ich schon seit dem Aufstehen nur daran, wie verdammt gut es tun würde.

    Dann hab ich nächste Woche auch noch frei, ohne dass ich darauf wirklich Lust hätte und ohne zu wissen, was ich mit der Zeit überhaupt anfangen soll. Ich muss halt meinen Resturlaub nehmen, weil wir nicht übertragen dürfen, aber auch nicht verfallen lassen sollen.

    Ganz ehrlich... es wäre ein wahrhaftiges Wunder, wenn das gut ginge. :(

  • Hallo Inka,
    kannst du mal fragen, ob du dir den Urlaub ausbezahlen lassen kannst, weil du weiter arbeiten möchtest?
    Ansonsten brauchst du einen Plan B, wie du die Woche ausfüllst.

    Zitat

    und DA fing er dann an zu reden. Männer...

    Ich habe die Erfahrung gemacht, daß Männer nicht gern irgendwo "festgehalten" werden und sei es am Küchentisch. Die reden nur, wenn sie die Möglichkeit zur Flucht haben, das scheint so ein Steinzeitding zu sein... Also lieber zwischen Tür und Angel oder gleich in der Fußgängerzone... Das ist nicht ganz ernst gemeint. :wink: Aber Beziehungsgespräche sind glaube ich nie einfach.

    Lieber Gruß, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Liebe Inka,

    Ein Umbruch in deinem Leben passiert da gerade, so lese ich das. Du veränderst dich, deine Perspektive auf deine Beziehung verändert sich, das schafft bestimmt ganz viel Unsicherheit. Umbrüche, auch wenn sie gewollt sind, sind ja immer mit Angst verbunden, weil wir eben nicht wissen, was kommt.

    Und wenn man emotionale Regulierung lange durch Alkohol betrieben hat wie du (und ich), dann ist es nicht überraschend, dass du das Bedürfnis spürst, zu trinken, bzw. Suchtdruck bekommst.

    Allerdings bin ich in einer Hinsicht anderer Meinung:

    Zitat

    Ganz ehrlich... es wäre ein wahrhaftiges Wunder, wenn das gut ginge. :(

    Du bist ja jetzt schon ein paar Tage (10? 14?) abstinent. Wenn du jetzt wieder trinkst, ist es deine Entscheidung. Es nicht zu tun, ist auch kein „Wunder“, sondern ebenfalls deine Entscheidung. Du bist diejenige, die entscheidet.

    Die Frage ist doch, was bringt es dir, wenn du wieder Alkohol einsetzt? Benebelung? Und was bringt dir Benebelung? Glaubst du, die Situation/deine Gefühle anders nicht aushalten zu können? Wird etwas besser sein, wenn du getrunken hast? Hinterher? Und wenn nicht, wäre es nicht sinnvoller, die Situation/deine Gefühle anders zu be-/verarbeiten, durch Gespräche, schreiben, lesen, Therapie?

    (Ich merke gerade, dass ich beginne, auf dich einzureden, und das ist natürlich Quatsch. Entschuldige bitte. Nur du weißt, wie es ist, in deiner Situation zu sein, und deine Gefühle zu haben. Und die Entscheidung, zu trinken oder auch nicht, ist ganz allein deine.)

    Ich wünsch dir sehr, dass du dir deine Selbstbestimmtheit nicht selber nimmst.

    Herzlichen Gruß,
    Thalia

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