Eismann, 46, Alkoholiker

  • Hallo und eine schöne Woche allen.

    Hab am Sonntag mit meiner Frau Verwandte besucht und musste daran denken, wie es mir früher bei solchen Fahrten ging. Auf der Hintour übernächtigt und verkatert und im Hinterkopf die Frage: Na, wirklich ohne Restalkohol? Auf der Rückfahrt dann unruhig und gereizt. Die Flasche wartete ja schließlich und ich musste noch was aufholen.

    In einer Kurve kam uns gestern ein LKW entgegen und plötzlich ein Überholer auf unserer Fahrspur. Vollbremsung, Ausweichen nach rechts, zurück auf die Fahrbahn und Fahrzeug stabilisieren bevor es in den Gegenverkehr gerät. Mit viel Glück konnte ein Zusammenstoß verhindert werden.

    Sicher ist es ein wenig Glaskugellesen und hätte, hätte Fahrrad... Ich denke aber, vor einem halben Jahr wäre ich zu so einer Reaktion im Grenzbereich der Fahrphysik nicht in der Lage gewesen. Meine Frau meinte später, dieses Jahr hätte ich mir selbst schon zweimal das Leben gerettet.

    Eismann

  • Hallo Eismann,

    das hört ich nach einer knappen Geschichte an. Klar weiß man nicht, was wäre wenn, aber verkatert oder sogar mit Restalkohol wäre es vielleicht doch zu einem Unfall gekommen.

    Die Gedanken wie es einem füher in bestimmten Situationen ging, kenne ich nur zu gut. Ich überlege auch ganz oft "früher hätte ich...". In die Lücke passen dann viele Bausteine "kaum aufstehen können", "etwas trinken müssen", "Nachschub organisieren müssen", "nicht mit meinen Emotionen umgehen können",...

    Viele Grüße

    Seeblick

  • Hallo in die Runde,

    mein Urlaub steht bevor und das kann ja in der Anfangszeit der Abstinenz zu kritischen Situationen führen. Nun war Urlaub mit meiner Frau zwar nie meine typische Saufzeit aber ich habe mir trotzdem über Risiken Gedanken gemacht. Neben den normalen und alltäglichen bin ich bei der Minibar im Hotelzimmer hängengeblieben. Der Gedanke an Alk in meinem Zimmer war mir nicht geheuer. Ich habe das Hotel gebeten, alkoholische Getränke raus zu räumen. Heute die Antwort, dass ihre Minibar ohnehin alkoholfrei ist👍

    Mit heutigem Tag ein halbes Jahr nüchtern

    Eismann

  • Alles richtig gemacht. Ich finde es gut das trotz der Euphorie des Urlaubs nicht deinen eigenen Schutz vergisst. Klasse.

    Gruß Hartmut

    ------------------

    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Aurora war anfänglich auch immer besorgt ob der Minibars in den Hotelzimmern.

    Auch wir haben anfänglich darum gebeten, keinen Alkohol dort hinein zu stellen.

    Mittlerweile ignorieren wir die Minibars; sie waren ohnehin nie eine Option zur Getränkeversorgung.

    Wir haben immer Halbliterflaschen Mineralwasser im Reisegepäck bzw. versorgen uns dann damit vor Ort.

    Als wir 2011 unseren Urlaub am Bodensee machten, stand im Hotelzimmer eine Flasche Begrüßungssekt.

    Da war Aurora sehr verunsichert. Sie hatte Angst, dass ich mich während ihres Aufenthalts im Badezimmer mit dem Zeug betanken würde.

    Wir haben die Flasche am nächsten Tag der Wirtin gegeben mit dem Hinweis, das wir keinen Alkohol trinken würden.

    Am Nachmittag fanden wir dann eine Tüte Schoko auf unserem Zimmer. :)

    Die Mühen der Gebirge liegen hinter uns.
    Vor uns liegen die Mühen der Ebenen. (Bert Brecht) 8)

  • Mit der Zeit und Erfahrung wird sich sicher einiges einspielen. Bis dahin gilt für mich im Gegensatz zum Willy Brandt Zitat 'Im Zweifel für die Sicherheit.' Zumindest was Alkohol angeht. Das Hotelzimmer wird ja für eine Weile irgendwie mein Zuhause. Und zu Hause möchte ich das Zeug nicht haben. Da bin ich einfach zu frisch.

    Ein anderer Funfact. Bei zurückliegenden Urlauben habe ich mir vorher immer die Gaststätten in der Umgebung im Internet angeschaut. Am wichtigsten war, welches Bier ausgeschenkt wird. War tatsächlich Teil meiner Urlaubsvorbereitungen 🙄

  • Hallo Eismann,

    gut, das du so umsichtig warst, beim Hotel nachzufragen.

    Früher habe ich gehofft, dass es eine Minibar gibt. Allerdings nicht wegen des darin befindlichen Angebots, sondern um dort selbst mitgebrachten Wein zu kühlen. Dann kann man ja vorm Schlafen gehen noch einen Absacker trinken...

    Viele Grüße

    Seeblick

  • Hallo in die Runde,

    therapiebedingt war ich seit Februar nie wirklich allein. Nun ist meine Frau einige Tage auf Lehrgang. Ich war neugierig/ besorgt ob sich verstärkt Suchtgedanken einstellen nach dem Motto 'Merkt ja eh keiner...' SHG- Notfallkontakt hatte ich vorsorglich informiert und das Thema in der Nachsorge besprochen. Kann sagen, dass ich die Tage sehr genossen habe. Völlig selbsorganisiert, viel für mich getan. Ich hab mich nicht eingeigelt, war aber aufmerksam. Kritische Momente gab es nicht. Mir ist nochmal richtig bewusst geworden, dass ich ganz allein für meine Abstinenz verantwortlich bin. Gedanklich habe ich meine Frau aus der Aufpasser- Rolle entlassen, die ich ihr da wohl ganz unbewusst untergeschoben habe.

    Montag geht's gemeinsam in den Urlaub🙂

    Ein schönes Wochenende wünscht

    Der Eismann

  • Hört sich gut an, Eismann !

    Zitat

    Ich war neugierig/ besorgt ob sich verstärkt Suchtgedanken einstellen nach dem Motto 'Merkt ja eh keiner...'

    Beim lesen von dem hier kam bei mir kurz die Frage auf, willst DU denn ein trockenes Leben oder machst Du das für andere?

    Horche da mal bitte genau in Dich rein...denn gewisse Gedanken gehen einem Rückfall sehr oft voraus.

    Wenn Du wieder säufst, merkst DU das ja...und die Frage ist, willst DU da hin zurück?

    Denn sobald Du wieder Alkohol zu Dir nimmst, bist Du früher oder später (meist früher) wieder im alten Saufstrudel.

    Ich für meinen Teil habe mir da nie Hoffnungen gemacht, das ich nochmal so trinken könnte, das ich es unter Kontrolle habe.

    (Wobei die zweite Frage gleich wäre, hatte ich es denn je wirklich unter Kontrolle?)

    Warum sollte ich irgendwas können, was Millionen andere erneut in den Suff führte?

    Nöööö, so großkotzig bin ich dann auch wieder nicht.

    Zitat

    Völlig selbsorganisiert, viel für mich getan. Ich hab mich nicht eingeigelt, war aber aufmerksam. Kritische Momente gab es nicht.

    Das hört sich sehr gut an! So als ob Du gut für Dich gesorgt hast. Dann weißt Du nun schon, was Du machen musst, damit es Dir auch gut geht, wenn Du ganz allein auf Dich gestellt bist.

    Zitat

    Mir ist nochmal richtig bewusst geworden, dass ich ganz allein für meine Abstinenz verantwortlich bin. Gedanklich habe ich meine Frau aus der Aufpasser- Rolle entlassen, die ich ihr da wohl ganz unbewusst untergeschoben habe.

    Ja genau, Du bist allein dafür verantwortlich, ob Du wieder säufst oder trocken bleiben kannst.

    Der Partner hat damit nix zu tun. Man will es sich nur einfach und bequem machen, wenn man den Partner da mit rein zieht, das ist zumindest meine Meinung.

    Und wenn man rückfällig würde, kann man ihn auch noch mit beschuldigen, nicht gut genug aufgepasst zu haben.

    Sowas geht einfach GAR NICHT!

    Gut, das Du erkannt hast, das Deine Frau nicht Dein Aufpasser sein kann.

    Hoffentlich kommt sie auch mit der neuen Rolle klar, auf so eine Art nicht mehr gebraucht zu werden?

    Das ist leider nicht immer so, manche Partner können den trocken Werdenden einfach nicht loslassen, fühlen sich nicht gut damit, wenn der Partner sein Leben wieder in die eigenen Hände nimmt.

    Bei meinem Mann war es zum Glück nicht so, der konnte wieder gut loslassen, was ich ihm alles zu Saufzeiten so aufgedrückt hatte.

    Er hat mich immer dazu ermutigt, wieder alles allein zu regeln.

    Trotzdem kann ein Partner eine tolle Unterstützung sein auf dem Weg in die Trockenheit und der späteren Abstinenz!

    Wenn er denn auch gut mit der neuen Rolle klar kommt...

    Deine Frau hat Dich dieses WE allein gelassen, um an einem Lehrgang teilzunehmen.

    Das spricht ja sehr dafür, das sie auch wieder loslassen kann...denn ansonsten hätte sie das kaum gemacht und Dich stattdessen lieber kritisch beäugt und kontrolliert.

    Ich wünsche Dir viel Erfolg auf Deinem weiteren Weg, Eismann

    LG Sunshine

  • Hallo Eismann,

    das hier

    Mir ist nochmal richtig bewusst geworden, dass ich ganz allein für meine Abstinenz verantwortlich bin. Gedanklich habe ich meine Frau aus der Aufpasser- Rolle entlassen, die ich ihr da wohl ganz unbewusst untergeschoben habe.

    zitiere auch ich nochmal. Weil genau das für mich damals den Unterschied gemacht hat. In diese Eigenverantwortlichkeit zu kommen. Für mich ist das der Schlüssel. Ich bin für mich (wieder) selbst verantwortlich, nicht mein/e Patner/in, nicht die (widrigen) Umstände oder irgendwelche äußeren Faktoren.

    Ich wünsch dir / euch einen schönen Urlaub!

    Thalia

  • Hallo Eismann,

    ich erinnere mich, dass es mir auch ähnlich ging. Während der Sucht-Zeit hätte ich alleine "unkontrolliert" getrunken. Nun muss sich mein Mann keine Sorgen mehr machen. Er kann da auch loslassen. Mir zeigt es, dass ich sein Vertrauen wiedergewonnen habe. Darauf bin ich stolz.

    Viele Grüße

    Seeblick

  • Hallo an alle,

    hier konnte ich oft lesen, dass Beziehungen nach einer Trockenlegung nicht mehr funktionieren. Nun ist das anscheinend auch bei mir der Fall. Meine Frau hat mir gestern Vorstellungen über unser weiteres Zusammenleben präsentiert, von denen ich weiß, dass sie mit meiner Abstinenz nicht vereinbar sind. Darauf konnte ich auf keinen Fall eingehen. Trennung steht im Raum und ich bin unheimlich traurig. Gleichzeitig bin ich froh den Schmerz nicht wegspülen zu müssen. Wir werden die nächsten Schritte intensiv besprechen und dann wohl in Angriff nehmen. Ich bin froh dass dabei keine Verletzungen im Spiel sind. Nur ganz große Traurigkeit bei beiden😥30 Jahre sind schon eine kleine Ewigkeit.

    Eismann

  • Guten Morgen Eismann,

    als ich vorhin Deinen Eintrag gelesen habe, da hab ich erstmal Deinen Thread gelesen. Deshalb erstmal vorweg: Ich finde, Du hast es bis jetzt alles sehr gut gemacht. Du achtest auf Dich und nimmst Deine Trockenheit sehr ernst. Das wird vermutlich auch damit zu tun haben, dass Du nun feststellst, dass es mit Deiner Frau nicht mehr funktioniert? Das ist zum Einen natürlich gut, also dass Du Deine Trockenheit über Alles stellst, weil es sonst nicht funktionieren kann. Zum Anderen tut es mir natürlich leid, dass Du diese Erkenntnis hast und nun offensichtlich gezwungen bist, zu handeln. Magst Du beschreiben, was genau denn nun zu den Problemen führt, dass eine Trennung im Raum stehst? Bisher hatte ich den Eindruck, dass ihr da an einem Strang zieht (alkoholfreies Zuhause usw.).

    LG Cadda

  • Zunächst sind da kein Groll und keine offenen Rechnungen. Wir lieben uns sogar noch. Ich kann es hier nur verkürzt wiedergeben. Wir haben uns sehr jung kennen gelernt und ohne große Erfahrungen eine Beziehung eingegangen. Meine Frau war in jüngerer Vergangenheit schwer krank und es ist keine Selbstverständlichkeit, dass sie heute noch lebt. Seit ihrer Genesung ist sie auf Kurs Sinnsuche und Selbsterfahrung auch in sexueller Hinsicht. Da ist wohl einiges, was sie in unserer Beziehung vermisst, was ich ihr aber bei aller Liebe nur begrenzt geben kann. Mein alkoholischer Sidekick war sicher auch nicht hilfreich. Ich habe mich aber nicht gegen neues gesperrt, hab aktiv daran gearbeitet mich weiter zu entwickeln und ihr auch Raum gegeben, sich auszuprobieren (Tantramassagen etc.). Für mich gab es aber eine rote Linie. Die war zwischen uns klar kommuniziert. Nun wünscht sich meine Frau grenzenlose Freiheit. Das ist keine Augenblickslaune sondern hat sich über einen längeren Zeitraum aufgebaut. Ist vielleicht wie bei meiner Alkoholsucht- die Dosis von gestern reicht heute nicht mehr. Ich wünsche ihr von Herzen ein erfülltes Leben. Selbst bin ich innerlich aber nicht so frei, eine offene Beziehung führen zu können. Das würde mich richtig fertig machen und von einer ausgewogenen Lebenssituation wäre ich weit entfernt. Bleibt mir wohl nur, sie in Liebe gehen zu lassen.

  • Weißt Du, Eismann... Das Alles ist aber sicherlich unabhängig von Deiner Alkoholkrankheit. Das sind unterschiedliche Vorstellungen vor einer Beziehung und unterschiedliche Vorstellungen in sexueller Hinsicht. Daran scheitert viele Beziehungen, eben weil einer fremdgeht. Hier seid ihr offen zueinander und das ist auch sehr lobenswert. Ich finde es toll, wenn ihr da so drüber reden könnt. Fakt ist aber, wenn ihr Euch da nicht irgendwie in der Mitte treffen könnt, so dass beide zufrieden sind, dann gebe ich Dir Recht, dass das Loslassen hier nicht verhindert werden kann.

    Bitte achte auf Dich. Du bist traurig und hast Liebeskummer. Dass da das Trinken keine Option ist, weil es nur für den Moment helfen würde und langfristig gesehen die Gefühle nur noch verschlimmern, das weißt Du selbst. Ich wollte es trotzdem nochmal erwähnt haben :)

    LG Cadda

  • Hallo Eismann,

    jetzt komme ich auch mal in Deinem TB vorbei, hab mich erst einmal etwas hier bei Dir eingelesen. Ich finde, Du bist auf einem sehr guten Weg! Und dass Du jetzt eine Trennung in Betracht ziehst, erfordert Mut und viel Kraft. Finde ich klasse, dass Du da Dir selbst gegenüber so offen und ehrlich bist.
    Mach weiter so, Dein Weg scheint bis jetzt ein guter zu sein!

    Viele Grüße
    Sue

    You will bloom if you take the time to water yourself 🌷

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