Provokante Frage: Gefühlsleben eines Alkoholikers

  • Schönen guten Abend allerseits!

    Ich bin neu hier, habe mich schon kurz vorgestellt und wollte gerne mal eine (vielleicht provokante) Frage stellen, die mich aber sehr beschäftigt: Ist ein Alkoholiker überhaupt (noch) in der Lage, wahre Gefühle für andere Menschen zu haben? Kann er nachvollziehen, wie sie sich (auch seinetwegen) fühlen? Oder denkt und handelt er in erster Linie egoistisch und ist vor allem auf die Befriedigung seiner Bedürfnisse aus? Sucht er sich bewusst einen mitfühlenden, empathischen Partner oder werden solche Menschen wie ich mit unserem Helfersyndrom von ihnen angezogen!

    Es dankt Euch recht herzlich für Eure Antworten und grüßt Euch,

    Leyla

  • Hallo Leyla,

    Ist ein Alkoholiker überhaupt (noch) in der Lage, wahre Gefühle für andere Menschen zu haben?

    Ja kann er, jedoch ist die Priorität 1 seine Sucht zu befriedigen. Die Alkoholkrankheit lässt im nassen Zustand auch nichts anderes zu.

    Sucht er sich bewusst einen mitfühlenden, empathischen Partner oder werden solche Menschen wie ich mit unserem Helfersyndrom von ihnen angezogen!

    Ich stelle die Frage mal umgekehrt.

    Sucht sich der CO Partner einen Alkoholiker um sein "Helfer Syndrom" befriedigen?

    Alkohol und die Auswirkungen sind Teufelswerk, da brauchen wir nicht diskutieren aber es liegen in jeden Menschen auch Charaktereigenschaften, die nichts mit dieser Krankheit zu tun haben.

    Gruß Hartmut

    ------------------

    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Sucht sich der CO Partner einen Alkoholiker um sein "Helfer Syndrom" befriedigen?

    Das scheint auch ziemlich oft der Fall zu sein.

    Aber wenn man seht jung zusammen kommt, und der Partner/ in noch nicht alk.abhangig war? Und sogar die Alkoholiker im Umfeld bedauert hat?

    Ich persönlich hinterfrage immer noch mein eigenes Urteilsvermögen...wieso habe ich es nicht früher erkannt... Wieso habe ich Jahre!!!! viele Jahre ...lang dann gehofft und unzählige Absichtserklärungen für wahre Münze genommen...

    Das einerseits...

    Und dann immer noch die Frage was die Leyla stellt... Ob er fähig ist zu lieben. Seine Familie, uns, seine Kinder... ich denke schon.

    Aber das Trinken liebt er mehr, jetzt auch noch jemanden, mit dem er das weiter kann.

    Die Frage hat mich auch sehr lange beschäftigt... Bis Ich einfach begriffen habe, ich werde es nie verstehen können. Brauche es nicht weiter zu versuchen.

    Jeder darf sich dafür entscheiden, was für ihn wichtiger ist.

    Der Alkoholiker genauso wie sein/e Co...

    LG

    Stern

  • Aber wenn man seht jung zusammen kommt, und der Partner/ in noch nicht alk.abhangig war? Und sogar die Alkoholiker im Umfeld bedauert hat?

    Krankhaftes Verhalten aus verkehrt verstandener Hilfe entwickelt sich mit der Zeit. Da ist es bei CO und Alkoholiker ähnlich. Man will oder kann es im ersten Moment nicht erkennen.

    Aber das Trinken liebt er mehr,

    Bei mir war das nicht der Fall. Ich musste trinken und das hatte sicherlich nichts mit Liebe zu tun.

    Das schlimme am Alkoholismus sind nicht nur die geistige oder körperliche Folgen . Es gibt auch keine Entschuldigung oder Rechtfertigung für ein krankhaftes Verhalten. Es gibt nur ein Verstehen was die Krankheit bedeutet. Dazu gehört jedoch auch, ein eingestehen selbst hilflos für den Anderen zu sein.

    Gruß Hartmut

    ------------------

    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Zitat

    Aber das Trinken liebt er mehr

    Meine Mutter hat während meiner ganzen Kindheit getrunken. Ich hatte aber nicht den Eindruck, daß sie das Trinken geliebt hat. Sie musste, sie war wie ferngesteuert. Das hatte nichts mit mir zu tun.

    LG, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Sucht sich der CO Partner einen Alkoholiker um sein "Helfer Syndrom" befriedigen?

    Nicht unbedingt, im Grunde mag ich das was ein Helfersyndrom ausmacht überhaupt nicht. Ich fand es eher belastend für alle und jeden da zu sein oder mich neben dem Beruf um alles kümmern zu müssen, Haushalt und Kinder war meine alleinige Aufgabe, ich fühlte mich oft ausgenutzt. Am Wochenende lagen alle auf der Couch nur ich habe geputzt, gekocht, gemacht und getan, so manches Mal war ich richtig wütend deswegen.

    Ich fand aber nie so richtig die Kraft mich deswegen zu wehren und habe es viele Jahre mitgemacht. Aber eins weiss ich genau ich hätte nie einen Mann geheiratet der zuviel trinkt, fand aber auch nicht die Kraft mich dagegen aufzulehnen als ich es gemerkt habe. Alkohol ist für mich ein seltenes Genussmittel das ich mir ab und zu gönne aber ich muß es überhaupt nicht haben.

    Ist ein Alkoholiker überhaupt (noch) in der Lage, wahre Gefühle für andere Menschen zu haben?

    Ich würde sagen auf jeden Fall, mein Mann hat mich und die Kinder bestimmt geliebt, er wollte immer daß wir keine Not leiden und es uns gut geht. Er sah sich aber viele Jahre nicht als Alkoholiker sondern meinte sein Konsum wäre normal.

    LG Marie

    Wer nichts ändern will für den ist die Opferrolle die beste Strategie!

  • Wie kann das alles - Verhalten, Muster, Gedankengänge soooo ähnlich sein???

    Ich war immer überzeugt, wir alle sind so einzigartig, es sollen keine Schubladen überhaupt geben.

    Und was Fähigkeit zu lieben angeht war ich auch der Meinung,

    wenn er uns liebt, uns keinen Leid wünscht, wird er nicht weiter trinken.

    Falsch verstandene Hilfe... Meine war ihn das Spiegel vorzuhalten. Was voll schwer war, den Menschen der dir wichtig und teuer ist. Den man loben möchte. Der viel gutes kann (oder konnte).

    Was ist "richtig verstandene" Hilfe?

    Die er jetzt hat? Mittrinken und das Gefühl holen, wie toll man dabei ist?

    Zu sagen das Leben ist nur dann glücklich, wenn man sich nicht dabei einschränken muss?

    Seine Kinder nicht (nicht einmal auch am Vatertag) zu sich einladen? Weil sie alle so intolerant sind?

    Oder macht das Alkoholiker aus Liebe?

    Die Entscheidung weiter zu trinken, für die Sucht überhaupt, hat m.E. sehr viel mit Liebe zu tun.

    Oder mit der Abwesenheit von Liebe.

    LG St

  • Erst einmal vielen Dank für Eure Antworten bis hierher!

    Ich habe diese Frage gestellt, weil es mir im Momentan richtig schlecht geht. Ich habe für mich selbst das Gefühl, von diesem Mann loskommen zu müssen, aber ich merke auch, dass ich es nicht schaffe.

    Was mir einfällt, versuche ich: „Prioritätenliste“ erstellen, was ihm wichtig ist (Zigaretten, Kaffee, Bier, die Besorgung dieser „Suchtmittel“, Fernsehen, Kontakt zu „Freundinnen“ von früher....... Ich). Mir in den Kopf rufen, wie er mich schon tituliert hat. Wie ich mich dabei gefühlt habe. Dass ich es bin, die ihm hinterhertelefoniert und hinterhertelefoniert.

    Und jedes Mal, wenn ich denke, dass ich auf einem guten Weg bin, dass ich mich Stück für Stück von ihm entfernen kann - macht er etwas, das ich naiv als „Liebesbeweis“ sehe. Bringt mir Blumen mit. Oder Schokolade. Kocht was.

    Aber hat das wirklich etwas mit Liebe zu tun? Oder liebt er in Wirklichkeit doch nur seine Bierflaschen und will mich in Sicherheit wiegen? Im Grunde möchte ich doch nur seine Liebe. Aber je mehr ich mich anstrenge, desto weniger kommt von ihm zurück. Ich glaube, für ihn wäre es überhaupt nicht schwer, würde ich wirklich gehen. Und das macht mich so furchtbar traurig.

  • Hallo Leyla,

    Und jedes Mal, wenn ich denke, dass ich auf einem guten Weg bin, dass ich mich Stück für Stück von ihm entfernen kann - macht er etwas, das ich naiv als „Liebesbeweis“ sehe. Bringt mir Blumen mit. Oder Schokolade. Kocht was.

    Wir sagen hier dazu auch Co-Knöpfe drücken. Er kennt dich doch und weiß auf was Du reagierst. Das muss ja nicht mal bewusst sein, ich denke, da läuft vieles intuitiv. Deine Frage hab ich mir zu Anfang auch gestellt. Ist die Antwort darauf für Dein Leben wirklich relevant? Ich weiß heute, dass ich seine Sucht nicht verstehen kann. Solange ihm die Sucht nicht bewusst ist und er selbst dagegen was tun will, kannst Du Dich auf den Kopf und zurück stellen, er wird saufen. Als ich damals ausgezogen bin, war mir komplett egal, was aus unserer Ehe wird (über 20 Jahre). Ich musste mich retten, ich war wichtig und ich musste herausfinden, was ich, unabhängig von ihm, wollte. Schau auf Dich, was erwartest Du von Deinem Leben, was möchtest Du erreichen - unabhängig von deinem Mann. Wie kannst Du deine Ziele erreichen? Dein Mann ist erwachsen, er trifft die Entscheidungen für sein Leben selbst, auch wenn es das Saufen ist.

    Sorge dafür, dass es Dir gut geht.

    sonnige Grüße

    Lütte

    "In dem Moment, wo Du eine Entscheidung triffst, formt sich dein Schicksal"

  • Liebe Leyla,

    wenn ich deinen Text lese, fühlt es sich fast an, als würde ich meinen lesen…ich verstehe Dich so gut! Ich stelle mir diese Frage auch noch immer, auch wenn wir getrennt sind oder was auch immer wir gerade sind. Ich stellte mir und stelle mir noch immer die Frage, was bin (war) ich für ihn, welche Rolle habe ich je in seinem Leben gespielt?!

    Ist es nicht verrückt, wir bemühen uns stets um die Beziehung, eigentlich sollte / müsste er das doch tun?! Aber was kommt??? Leider nichts… es ist unfassbar traurig und ich finde auch sehr herzzerreißend. Diese innere Leere, die sich breit macht…die Fassungslosigkeit, wie ein Mensch sich so sehr verändern kann. Nach den ersten Rückfällen hat meiner sich immer noch sehr bemüht…das hat gänzlich nachgelassen. Seine Co-Person wird natürlich vor Allem beschützt, bei der Stange gehalten. Das ist das noch das I-Tüpfelchen.

    Ich weiß nicht, ob er je soweit denken konnte / kann, was er mir antut. Und das ist der springende Punkt…wir lassen es zu, indem wir bleiben, uns bemühen, um seine Liebe kämpfen.

    Er wird sich nicht ändern. Zumindest jetzt nicht. Ich hoffe und bete schon zu lange…

    Ich habe oft den Eindruck, er müsste sich für nichts erklären, was er im Suff veranstaltet hat, sich nicht in Reue entschuldigen, wenn er anderen Weibern geschrieben hat, mich beleidigt und gedemütigt hat, da er ja krank ist. Tut mir leid, das zählt für mich nicht mehr! Es ändert nichts an seinen Taten, die haben stattgefunden und dafür hat man sich zu entschuldigen! Punkt.

    Liebe Leyla…ich bin mir nicht sicher, was und wie ein Betroffener mit steigendem Konsum denkt, fühlt, rafft..bewusst oder unbewusst tut.

    Ich kann dir nur sagen, es wird schlimmer…von dem Mann, den du liebst, bleibt vorerst nichts über.

    Ich habe auch wieder Schwierigkeiten bei mir zu bleiben, obwohl mein Innerstes mir sagt, ich will etwas anderes. Ich will respektiert, wertgeschätzt werden, aufrichtig geliebt werden und nicht gedemütigt, gekränkt und benutzt werden. Was ist das für eine Beziehung, wenn man ständig um den anderen rumtanzen muss, sich anpassen soll, funktioniert, damit er rein gar nichts ändern muss?! GAR KEINE!

    Wirklich Liebe? Ich weiß es nicht. Was ich denke, es ist nicht die Liebe, die schmerzt. Es ist die unmittelbare Wahrnehmung des Verlustes an Geborgenheit, Zugehörigkeit, teilen zu können, schwach sein zu dürfen, etc. Es ist die unausweichliche Realität, wieder „allein“ zu sein. Es ist der Verlust einer Zukunft, die man mit dieser Partnerschaft verbunden hat…und das tut enorm weh.

    Puh…doch wieder so lang geworden…sorry!

    Fühl dich umarmt Leyla.

  • Noch einmal Danke für Eure lieben Reaktionen, besonders an Dich, Sensual. Es scheint, als wären sich unsere Geschichten total ähnlich. Ich bin froh, dass ich dieses Forum gefunden habe. Natürlich habe ich auch eine Handvoll wirklich gute Freundinnen, denen ich schon zuhauf mein Leid geklagt habe, aber wenn man nicht wirklich in einer solchen Situation war oder ist, kann man es wohl nicht wirklich nachvollziehen.

    Wenn ich doch auch nur mal meine Gedanken abstellen könnte. Der Alkoholiker trinkt ja unter anderem auch, um sich zu betäuben, um quasi nichts mehr fühlen zu müssen, oder? Nur geht dadurch ja die Ursache seines Schmerzes nicht weg. Im Gegenteil. Bei meinem „Mann“ (wir sind nicht verheiratet, wohnen auch nicht zusammen) habe ich ganz stark das Gefühl, dass er immer mehr braucht, um nichts mehr zu spüren, was ihn so sehr quält.

    Teilweise bin ich mir gar nicht mehr sicher, ob ich es ansprechen soll. Wie gerne würde ich ihn mal sagen „Hey, Du, Mann, ich bräuchte auch mal ein liebes Wort von Dir, ein bisschen Zuspruch, eine Umarmung, oder dass Du Dich mal ins Auto setzt und zu mir kommst“. Aber ich traue es mich nicht. Meine ich, stark sein zu müssen? Will ich nicht, dass er meine Ängste erkennt? Oder habe ich Angst davor, dass es Streit gibt?

    Ich lese hier so oft, dass sie die Flasche mehr lieben als alles andere. Kann ich ihm also glauben, wenn er sagt, dass er mich liebt? Oder ist das nur eine leere Phrase? Würde er für mich da sein, wenn es mir schlecht ginge? Oder wären seine eigenen Bedürfnisse im Vordergrund?

    Er hat sich schon einmal von mir getrennt. Wollte „wieder Single sein“. Damals habe ich ihm seine Trinkerei oft vorgehalten. Nach der Trennung ging es mir sehr schlecht. Wir hatten irgendeine Verbindung, die war noch da. Dann hat er plötzlich von einem auf den anderen Tag komplett aufgehört. Kalter Entzug. Es war grausam anzusehen. Er wollte mich zurück, hat er gesagt. Vier Monate ungefähr blieb er trocken. Seitdem wird es kontinuierlich wieder mehr. Und ich weiß nicht, was mich wütender macht: Die Trinkerei an sich oder seine Aussagen („war einkaufen, weil ich kein Brot mehr hatte“ oder „war noch mal an der Tanke, Zigaretten holen“) und dass ich ihm vormachen muss, ich würde sie glauben. Am Schlimmsten ist allerdings, dass sich meine Gedanken quasi nur noch um unsere Beziehung drehen.

    Entschuldigt bitte den langen Text... 😔

  • Leyla. Ich fühle jedes Deiner Worte…mir geht bzw ging es nicht anders…ich würde dir gerne positives berichten können 😔

    Meiner ist seit ich ihn kenne einsichtig, hat bereits mehrfach Entzüge hinter sich, LZT etc…und eine Rückfall nach dem anderen. Den kalten Entzug habe ich ebenfalls schon mitgemacht-mache ich nie wieder. Das soll er alleine machen, wenn er denn meint. Aber neue Wege? Wieso denn, er kennt doch den Weg…und dennoch ist er nach jedem Rückfall das Opfer. Mit mir überfordert, mit allem überfordert…bis zum nächsten Absturz. Ich sehe vieles, was er nicht sieht. Auch das Thema Schmerz verdrängen.Ich weiß, was du meinst. Dennoch wirst du ihn nicht wach bekommen. Das kann nur er allein.

    Ich kann dir nur ans Herz legen, mach Du Dich auf Deinen Weg! Ich weiß, wie schwer es ist, wie es Dich innerlich zerreißt. Dennoch ist es eine Abwärtsspirale. Ich habe mich auch wieder „einfangen“ lassen, emotional zumindest. Aber jeder Tag, der vergeht, komme ich zu der Erkenntnis, der Weg ist hier zu Ende.

    Überlege doch mal…du bekommst weder Anerkennung, noch Wertschätzung, Respekt, Geborgenheit, Liebe. Stattdessen sein Leid, seinen ganzen Müll, wirst mit Liebesentzug „bestraft“, wenn du deinen Mund aufmachst und Grenzen ziehen willst…im Grunde bestrafen wir uns selbst! Eigentlich ist es „NUR“ eine Entscheidung treffen. Denn mit Liebe hat das eigentlich alles nichts mehr zu tun. Wer liebt behandelt den, den er liebt, nicht so. Ja, es ist eine Krankheit. Aber wer wirklich trocken werden will, der findet Wege.

    Mir laufen auch schon wieder die Tränen…ich möchte im Herzen nicht aufgeben, aber für mich, für mein Leben muss ich…

  • Und wenn du beginnst, dein Leben wieder zu gestalten, Schönes zu machen, Dich wichtig zu nehmen, dir zu erlauben, glücklich zu sein, zu erkennen…dreht sich auch nicht mehr permanent alles um ihn und die Beziehung….😌😘

    Wenn er auf seinem Weg ist, kann er dich ja vllt in einem halben Jahr oder Jahr anrufen…VIELLEICHT gehst du ja auch ran.

  • Guten Morgen,

    ich bin selbst trockene Alkoholikerin und war außerdem auch lange Zeit Co-Abhängige. Mein damaliger Partner hat auch getrunken.

    Ich kann nur sagen, dass ich meinen Partner trotz des Trinkens sehr geliebt habe und ich weiß, dass er mich auch geliebt hat. Das Saufen liebt man nicht. Man ist süchtig, deshalb trinkt man.

    So, nun zweifle ich also selbst im Nachhinein nicht daran, dass die Liebe da war. Die Frage ist jedoch: Was ändert das??

    Kann man die Situation ertragen, wenn man die Gewissheit hat, dass man geliebt wird??

    Das Zusammenleben mit einem Alkoholiker ist schrecklich. Glücklich-sein ist definitiv nicht möglich. Deshalb war der Schritt für mich, die Beziehung zu beenden, trotz vorhandener Liebe auf beiden Seiten.

    Das Beste, was ich machen konnte. Der Liebeskummer ist inzwischen vorüber und ich bin frei und glücklich. Ich hätte viel früher gehen sollen…

    Liebe Grüße

    Cadda

  • Hallo Leyla!

    Wenn ich doch auch nur mal meine Gedanken abstellen könnte. Der Alkoholiker trinkt ja unter anderem auch, um sich zu betäuben, um quasi nichts mehr fühlen zu müssen, oder? Nur geht dadurch ja die Ursache seines Schmerzes nicht weg. Im Gegenteil. Bei meinem „Mann“ (wir sind nicht verheiratet, wohnen auch nicht zusammen) habe ich ganz stark das Gefühl, dass er immer mehr braucht, um nichts mehr zu spüren, was ihn so sehr quält.

    Warum der Alkoholiker trinkt ist ja für dich Nebensache, es ist seine Baustelle. Da kannst du ihm mit all deiner Liebe und Fürsorge nicht helfen, ganz einfach weil er es nicht zulässt und es nicht will. Wenn er ernsthaft sein Leben verändern wollte würde er es zumindest versuchen in die Gänge zu kommen und das ganz ohne dich. Ich denke schon daß er in seinem Inneren genau weiß daß etwas gewaltig schief läuft.

    Ich weiß bis heute nicht warum mein Mann getrunken hat und werde es auch nie erfahren denn er ist an seiner Sucht gestorben. Ich habe es mittlerweilen so akzeptiert. Was ich aber irgendwann nicht mehr akzeptiert habe war seine Sucht. Es war seine Sucht und er hat kein Recht auch mich deswegen unglücklich zu machen, denn ich bin nicht er!

    Ich habe mit seiner Sucht nichts zu tun und bin nicht der Auslöser davon. Ich habe mir ein Leben ausserhalb seiner Sucht verdient, ich bin dafür nicht zuständig. Ich muß mir solche ungerechten Dinge die er mit mir macht nicht gefallen lassen. Wenn er mit sich selbst nicht zurecht kommt ist es nicht meine Aufgabe ihn zu bespaßen. Er würde das eh nur ausnutzen um ungehindert weiterzutrinken.

    Es ist schwer da auszusteigen aber wenn man sich nur das Negative das so eine Partnerschaft vor Augen führt klappt es vielleicht eher. Als ich ausgestiegen bin habe ich es so empfunden als müsste ich mein Leben retten.

    LG Marie

    Wer nichts ändern will für den ist die Opferrolle die beste Strategie!

  • Hallo Sensual!

    Überlege doch mal…du bekommst weder Anerkennung, noch Wertschätzung, Respekt, Geborgenheit, Liebe. Stattdessen sein Leid, seinen ganzen Müll, wirst mit Liebesentzug „bestraft“, wenn du deinen Mund aufmachst und Grenzen ziehen willst…

    Dann nehme dich wahr und schaue genau hin, ist es das was du verdient hast? Denke mal darüber nach was du so mit dir machen lässt. :!: Du kannst ihn nicht ändern nur dich selbst!

    LG Marie

    Wer nichts ändern will für den ist die Opferrolle die beste Strategie!

  • Hallo Leyla,

    Du schreibst:

    Zitat

    ...habe ich ganz stark das Gefühl, dass er immer mehr braucht, um nichts mehr zu spüren, was ihn so sehr quält.

    Das man immer mehr Alkohol braucht, um sich wegbeamen zu können, liegt daran, das der Körper eine gewisse Toleranz entwickelt.

    Was ihn so sehr quält?

    Ich denke, das einen was "quält", ist auch eine sehr bequeme Ausrede für die Sauferei.

    So nach dem Motto: "Oh ich arme Sau, ich habe es sooo schwer im Leben, schwere Kindheit, Mobbing im Beruf und dieses und jenes, da MUSS ich ja saufen, was soll ich denn sonst tun? Ich kann ja gar nicht anders!"

    Hmmmm...andere haben aber auch schwere Kindheiten gehabt beispielsweise, wurden ebenfalls im Job gemobbt, aber sie saufen deshalb nicht alle!

    Weil sie bessere Strategien entwickelt haben, mit schwierigen Lebenssituationen umzugehen.

    Wir sind doch alle nicht völlig ohne Blessuren durch unser bisheriges Leben gegangen, oder?

    Leyla, das ist typisches nasses Alkie-Gelaber...das einen etwas quält oder man es sooo schwer ist. Nass ist man nun mal voller Selbstmitleid. Was zugleich auch wieder ein sehr guter Vorwand für das nächste Saufgelage ist.

    Quälend und Probleme bereitend ist doch auch ganz stark die eigene Alkoholsucht und ihre Folgen!

    Aber es liegt in unserer Hand, dieses Elend zu beenden. Trocken muss man nicht mehr unter dem Suff leiden und könnte Probleme sehr viel besser angehen als nass.

    Und einige lösen sich auch von ganz allein, wenn man die eigene Sauferei stoppen kann.

    Viele wollen das aber gar nicht! Die WOLLEN trinken...und müssen es auch oft schon aufgrund körperlicher Abhängigkeit.

    Mit all dem hat aber ein Partner NICHTS zu tun.

    Der hat das nicht "verschuldet" und ist auch keinesfalls dafür verantwortlich zu machen.

    Es ist aber einfacher, den anderen zu beschuldigen, anstatt da hinzuschauen, was man selbst denn gerade Schlimmes anrichtet. Was man sich selbst mit der Sauferei antut, und ebenso den Angehörigen.

    Neee, lass mal....lieber nicht! Denn die Realtität tut weh, und ist sehr sehr unangenehm. Lieber weiter beide Augen fest zukneifen, anderen die Schuld in die Schuhe schieben und vor allem WEITER SAUFEN!

    Du kannst selbst entscheiden, ob Du das immer weiter so mitmachen möchtest!

    Für alles der Sündenbock sein möchtest.

    Zum Ausstieg aus der kranken Beziehung gehört sicher auch Mut.

    Und es ist auch sehr unschön, wenn die eigenen Träume platzen, die geplante Zukunft gerade den Bach runter geht.

    Und ist außerdem noch eine CO-Abhängigkeit vorhanden, wird man sich auch damit noch befassen und auseinander setzen müssen, auch das wird unbequem und kann auch schmerzhaft werden.

    Ist aber besser, als sich an den nächsten Säufer zu hängen und das ganze Elend von neuem mitzuerleben.

    Höre besser auf, auf ihn zu starren, all Deine Gedanken ihm zu widmen...und was hätte sein können, und was vielleicht irgendwann sein könnte und bliblablubb.

    Lenke Deine Gedanken lieber auf Dich selbst und schaue, wie es DIR wieder besser gehen kann. Und dann komme FÜR DICH bitte in die Handlung.

    Denn für ihn kannst Du nichts tun, egal was Dir auch einfallen würde. Er kann nur selbst erkennen, was los ist und ob er Hilfe annehmen möchte.

    Sollte das der Fall sein, weiß heutzutage auch jeder, wo die entspechenden Hilfsangebote zu finden sind. Auch dabei brauchts keine Hilfe, die letztendlich ja doch keine ist, nicht sein kann.

    Denn der Wille zu einem trockenen Leben kann nur vom Betroffenen selbst kommen.

    Unterstützen können Angehörige erst ab dann, wo jemand wirklich ein trockenes Leben leben will, wieder die Verantwortung für sein Leben tragen will und sein trockenes Leben zur Prio 1 macht.

    Auch die eigene Trockenheit vor den Partner stellt....denn alles weitere im Leben wird genau darauf aufbauen, auch eine Beziehung.

    Wenn dem so ist, dann kann der Partner auch eine echte Unterstützung sein, alles vorherige ist vergebliche Liebesmüh.

    Obwohl...das Wort Liebesmüh ist eigentlich auch völlig unangebracht in diesem Zusammenhang, denn um Liebe geht es nicht in Abhängigkeitsbeziehungen. Sondern um Abhängigkeiten, wie das Wort ja auch schon sagt.

    Meine Meinung nach gibt es hier auch nicht DAS Opfer und DEN Täter, sondern Beide "profitieren" in einer gewissen Form von einer Abhängigkeitsbeziehung.

    Hört man aber als Angehörige nicht so gern, nicht wahr?

    Das man auch eigene Anteile an der kranken Beziehung trägt...

    LG und viel Kraft wünscht Dir

    Sunshine

    (trockene Alkoholikerin)

    Einmal editiert, zuletzt von Sunshine_33 (14. Juli 2021 um 13:07)

  • Hallo,

    ich dachte, dass nur ich diese seltsame Art von Beziehung gelebt habe, aber es ist identisch mit dem, was ihr erlebt habt.

    Ich habe genug gekämpft - wie eine Löwin-, aber es kam der Punkt, an dem ich endlich begriffen habe, dass ich das endgültig beende. Ich bin schon 2 Mal zu ihm zurückgegangen, weil er alles gegeben hat, damit ich wieder zu ihm komme. Ja, unser Baby war noch nicht lange auf der Welt und ich wollte doch endlich eine glückliche Familie. Auch für meine großen Kinder.

    Dieses Kämpfen um mich hörte schnell wieder auf, er trank wieder mehr, ließ sich nicht mehr blicken, weil er im Büro saß und dort alleine gesoffen hat. Nein, er liebt nicht den Alkohol. Er kam kurz zu uns, wollte eigentlich auch bleiben -sein Wunsch für uns da zu sein, mit uns abends einen Film zu sehen… aber er konnte nicht. Er musste fahren… ob zur Tankstelle, um nur Zigaretten zu kaufen, wurde dann wie immer ein Abend nur mit den Kindern.. „Schade, aber ihr wisst, er hat so viel Arbeit…“

    Boah, ich wurde so sauer, als die Nachbarn ihn bemitleideten, weil er so viel arbeiten muss. ICH war diejenige, die sich um die 3 Kinder kümmert, Haushalt, selber halbtags arbeitet…

    Das Schlimmste waren die Beleidigungen - diese Schimpfwörter will man nicht in den Mund nehmen und ich war an allem Schuld. Wusste manchmal gar nicht woran ich eigentlich Schuld war.. im Nachhinein weiß ich, er brauchte nur einen Grund, damit er fahren konnte (allerdings mit einem traurigen Blick).

    Es spitzte sich zu. Er kam noch einige Male abends, obwohl er getrunken hatte und fing gleich an böse zu werden -manchmal von einem auf den anderen Moment- ich lag manchmal schon im Bett, er kam plötzlich schimpfend, ich solle seine Wäsche waschen, er nimmt seine Sachen… dann brach er wieder zusammen - er würde das doch gar nicht wollen und liebt uns!

    Mein Herz fühlte immer weniger. Ich stellte ihm ein Ultimatum und sagte ihm auch ganz klar was er ändern müsste!

    Ausreden, es sollte so weiterlaufen, er gab zwar zu, dass er ein Problem mit Alk hätte, aber er könnte es reduzieren…

    Dann war Schluss!!!!!! Ich will leben, mit meinen Kindern - ich habe 2 Kinder gut großgezogen, da bekomme ich den kleinen auch alleine groß. Er war ja eh nie da. Wo sollte der Unterschied sein.

    Im Gegenteil, jetzt, wo Feierabend ist, ist es viel einfacher! Ich muss nicht mehr kämpfen, meine Kraft für etwas verschwenden, was ich eh nicht ändern kann. Von dieser Liebe habe ich nichts außer Stress und dass ich unglücklich bin!

    Er wollte es nicht wahr haben, erst die Liebeserklärungen, dann heftigste Drohungen am Abend (ich habe ihn nicht angezeigt, weil ich Angst hatte), aber ich schrie ihn an, dass er uns in Ruhe lassen soll und „Dieser Scheiß Alkohol hat uns als Familie nicht auseinander gebracht sondern erst gar nicht richtig Zusammenwachsen lassen!“

    Ich habe 4 Jahre gekämpft, er hatte lange Zeit etwas zu ändern und 100 Chancen in den Sand gesetzt.

    Ich höre seit einigen Tagen zum Glück nichts mehr von ihm, nur dass er am Boden ist.

    Ich habe ihm zum Schluss geschrieben, dass ich für IHN hoffe, dass er sein Leben in den Griff bekommt und irgendwie glücklich wird.

    Ich weiß, ich werde wieder etwas hören, aber ich bin soooo froh, dass ich das beendet habe!

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