• Guten Abend!

    Mein Mann oder Noch-Mann (leben seit Januar getrennt) ist nasser Alkoholiker.

    Ich bin 47 Jahre alt. Wir kennen uns seit 9 Jahren und haben 2019 geheiratet. Wir sind kinderlos. Und ja, ich bin voll in die Co-Abhängigkeitsfalle reingetappt.

    Bevor ich hier aber mehr von mir und den ganzen Umständen erzähle, möchte ich mich zunächst mal mehr einlesen.

    Schönen Abend und Danke für die Aufnahme <3

  • Hallo Peppita,

    herzlich willkommen bei uns im Forum.

    Schau dich in Ruhe um und wenn du soweit bist, wäre es schön mehr von dir zu erfahren.

    lg Morgenrot

    Wer nicht hofft, wird nie dem Unverhofften begegnen. ( Julio Cortazar )

  • Hallo Peppita,

    herzlich willkommen in unserer Online-Sebsthilfegruppe.

    Hier gibt es viel zu lesen. Als ich damals hier ankam war ich überwältigt, so viele Geschichten und Schicksale - und alle waren so ähnlich wie meine. Ich war nicht mehr alleine.

    Und du bist es auch nicht.

    Liebe Grüße

    Aurora

    Willst du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten.


    chinesische Weisheit

  • Ich danke Euch schon mal allen für Eure Worte.

    Bin schon die ganze Zeit damit beschäftigt, meine Geschichte zu formulieren. Und es arbeitet sehr viel in mir. Ich denke heute oder morgen Abend, schaffe ich es hier einzustellen und würde mich dann wirklich sehr über Austausch freuen.

    <3

  • Hallo Zusammen,

    dann werde ich jetzt mal los legen und fällt mir super schwer, einen Anfang zu finden.

    Denn letztendlich durchzieht sich das Thema Alkohol wie ein roter Faden durch mein Leben, was mir beim Lesen der ganzen Beiträge hie, ob nun bei den Alkoholikern oder den Angehörigen nochmals bewusst geworden ist.

    Ich bin Tochter einer Alkoholikerin, die ihre Hochzeit in meiner Kindheit und Teenie Zeit (Ende 70er bist Mitte 80er Jahre) hatte und wodurch ich im Endeffekt auch später im sozialen Bereich beruflich gelandet bin und immer mit Suchtkranken gearbeitet habe. Meine Mutter wurde nach mehreren heftigen Abstürzen (sogar im wahrsten Sinne des Wortes Treppensturz mit Wirbelsäulenbruch) und Klinikaufenthalten bis zu Leberzirrhosen trocken, als sie an meinem 14. Geburtstag einen Hirnkrampf hatte. Sie war im Krankenhaus mit der Leberzirrhose und hatte es geschafft beim Kiosk Schnaps zu besorgen und dadurch dann der Hirnkrampf und wir wussten nicht, ob sie es überlebt und Schäden übrig bleiben. Überlebt hat sie es. Seitdem auch nie wieder einen Tropfen Alkohol angerührt aber der Schaden war dann eine Narbe im Hirn, die für epileptische Anfälle sorgte. Aber sie hatte es geschafft danach ihr Leben lang keinen Alkohol mehr zu trinken. Sie starb vor 4 Jahren im Alter mit 66 an Bauschspeicheldrüsenkrebs innerhalb von 4 Monaten, was nicht auf die "nasse Zeit" zurück zu führen war. Ich hatte kein gutes Verhältnis zu ihr, weil ich früh, eben sehr früh, durch sie in die Rolle der Erwachsenen reinschlüpfen musste. Hatte viel Wut auf sie, zumal auch im Nachhinein, nie dieses Gefühl aufkam, eine Mutter in ihr zu haben. Auch nicht als sie trocken war. Sie war nach wie vor immer wie ein kleines Mädchen. Und das Verhältnis und diese Zeit aus Kindheit und Jugend habe ich selber in unzähligen Therapiesitzungen aufgearbeitet und war auch Teil in der Selbstreflexion in meinem späteren Studium Sozialarbeiterin. Und wisst ihr was? Ich bin sogar ausgebildete Suchtberaterin, weshalb die ganze Situation gerade für mich besonders voller Scham behaftet ist, weil ich einen Alkoholiker geheiratet habe und selber so in die Co-Abhängigkeit reingerutscht bin. Ich bin sogar eine Sozialarbeiterin und habe vielen auf ihrem Weg aus der Sucht begleitet. Und habe auch viele erlebt, die es nicht geschafft haben. Und habe auch viele Angehörige dabei begleitet, sich abzugrenzen und das zu tun, was notwendig war. Und ausgerechnet ich, stecke gerade in der selben Situation und leide, was das Zeug hält, weil ich mich selber nicht abgrenzen kann. Was ein Zynismus. Ihr könnt Euch bestimmt vorstellen, wieviel Mut es mich kostet, dies hier offen zu schreiben. Aber ich muss es selber nochmal schwarz auf weiss lesen und suche auch den Austausch mit Partner*innen von Alkoholikern aber eben auch insbesondere mit Alkoholikern, die es durchgemacht haben.

    Was mich bisher hier sehr betroffen gemacht hat, dass ich nachgelesen habe, wieviele Beziehungen auseinander gegangen sind. Und da bin ich mir auch noch nicht im klaren darüber, was das für mich bedeutet. Aber dazu später mehr, denn jetzt ist es Zeit davon zu erzählen, was mich dazu gebracht hat, mich hier anzumelden. Dazu später mehr.

  • Hallo Peppita,

    du bist mit deiner Biographie absolut nicht alleine hier. Viele erwachsene Kinder alkoholkranker Eltern ergreifen Berufe in dieser Richtung und/oder landen in Beziehungen mit Süchtigen. Man erlernt von klein auf ein bestimmtes Muster, wächst hinein und irgendwann wird es zur Selbstverständlichkeit. Hinschauen, immer wieder hinschauen.

    Wichtig ist, sich hier im Forum nicht zu verirren. Du schreibst, daß du beruflich in der Suchthilfe arbeitest. Achte gut auf dich, daß du hier nicht in den anderen Threads zu "helfen" beginnst. Von daher ist die Selbsthilfegruppe hier ein sehr guter Ort, um zu üben, bei sich zu bleiben und sich aus der Co-Abhängigkeit herauszuarbeiten.

    Hier ist der Bewerbungslink für die Freischaltung:

    https://alkoholiker-forum.de/bewerben/

    Bitte einfach das Formular kurz ausfüllen und absenden. Wir schalten dich dann frei.

    Viele liebe Grüße und einen hilfreichen Erfahrungsaustausch,

    Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Liebe Linde,

    ganz lieben Dank für Deine Worte. Das erleichtert mich total und ich hab mir auch erhofft, hier nicht alleine damit zu sein.

    Und mir geht es echt nicht darum, selber hier als Fachfrau zu agieren, sondern ich brauche ganz dringend einen Ort, wo ich selber mal über meine ganzen Gefühle frei sprechen kann.

  • Ich versuche jetzt mal zum eigentlichen Teil meiner Geschichte zu verfassen.

    Vor 10 Jahren habe ich meinen heutigen Mann im Internet kennen gelernt. Zu dem Zeitpunkt kam ich gerade aus einer Beziehung, die mir leider auch nicht gut getan hatte und hatte zu dieser Zeit auch mit einem Burnout zu tun und dem Liebeskummer. Aus heutiger Sicht weiß ich, dass es falsch in der Singlebörse angemeldet zu sein, weil ich eigentlich noch gar nicht bereit war. Ich hatte ihn dann getroffen und hab eigentlich relativ schnell von ihm wieder Abstand genommen, weil ich nach dem ersten Treffen festgestellt hatte, dass er, noch viel weniger als ich bereit für eine Beziehung war. Denn beim ersten Date ging es nur darum, dass er gerade aus einer Ehe gekommen ist, die annulliert wurde, weil seine Ex ihm fremd gegangen ist und daraus dann ein Kuckuckskind entstand. Ich hab dann schnell von ihm Abstand genommen, weil ich gemerkt hatte, es ging nicht darum, mich kennen zu lernen, sondern darum, dass er jemand hat, der ihm und seinem Leid zuhört. Und darauf hatte ich keine Lust. Ich hatte mich in der Zwischenzeit ganz gut erholt und fühlte mich wohl mit mir alleine. Ich war viel mit meinem damaligen Hund und meinem alten VW T 3 unterwegs. Einzig merkte ich, dass ich meinen Job als Bewährungshelferin nicht weiter ausüben möchte, weil mir das alles zu viel wurde. Und zwar nicht die Geschichten der Menschen wurden mir zu viel, sondern ich wollte dieses ständige angelogen werden und das ganze nicht mehr. Hab mich zu dem Zeitpunkt ausprobiert auch im kreativen Bereich.

    Und dann meldete sich mein heutiger Mann bei mir, weil er mich auf Facebook gefunden hatte. Es war ein gutes Dreiviertel Jahr vergangen und ich hab mir gesagt, komm gib dem eine Chance er wird drüber weg sein. In der Kennenlernphase haben wir viel miteinander telefoniert auch spät Abends und hier war eigentlich schon der erste Punkt, wo ich dachte, Obacht, weil er meistens angetrunken war. Aber fand ich nicht so schlimm. Denn auch ich hab nie ins Glas gespuckt, war auch viel feiern und auch das ein oder andere Wochenende Sonntags verkatert. Aber nie so, dass ich dadurch selber Aussetzer gehabt hätte oder nicht auch darauf hätte verzichten können. Doch gehöre definitiv auch nicht zu denjenigen, die aufgrund der Vorgeschichte mit ihrer Mutter, keinen Alkohol anfassen würde.

    Ich schreibe das alles so ausführlich, weil ich damit die ganze Geschichte auch nochmal vor Augen habe. Und vor allen Dingen möchte ich mich ja selber auch nochmal reflektieren.

    Wir konnten immer gut reden und ich glaube vor allen Dingen unsere beiden inneren Kinder, haben gut miteinander harmoniert, wenn ihr wisst, was ich meine.

    Für mich begann eine sehr sehr glückliche Zeit. Er war Polizist, ich Bewährungshelferin, gleiche Sprache, zwei sehr sensible Menschen aber auch zwei Menschen die gut feiern können und ihre Geschichte haben.

    Ich merkte damals schon, dass er in Löcher fiel und wesentlich öfters trank, vor allem beim Playstation Zocken und dadurch auch nicht zum Dienst konnte. Und auch er fühlte sich in seinem Job als Polizist nicht mehr wohl. Er ist damals in die Fußstapfen seines Vaters getreten, der ebenfalls Polizist war und bei dem er bis heute Anerkennung sucht. Und in seiner Kindheit und Jugend hat er die Polizei durch den Vater als sehr gesellig erlebt und immer viele Parties mitbekommen. Zudem kommt er ursprünglich aus einem kleinen Dorf, von ich bis heute behaupte, dass dort Alkohol schon in der Babyflasche den Kindern eingeflößt wird und absolut zum Alltag gehört. Und auch in seiner Polizeilaufbahn als Streifenbeamter wurde immer viel nach dem Dienst getrunken. So viel, dass kistenweise Lieferungen vom Getränkedienst in die Wache geliefert wurden. Auch das gab ihm immer ein Gefühl von Zugehörigkeit, Geselligkeit usw. Der eigentliche Polizeidienst war meiner Meinung nach, nicht der Antrieb für die Berufswahl.

    Die Beziehung lief gut, auch wenn ich da schon gemerkt habe, wie problembehaftet er eigentlich ist. Aber dennoch war ich glücklich, weil ich dachte, damit geht für mich der Traum von eigener Familie in Erfüllung. Obwohl da eigentlich schon deutlich wurde, seine größten Leidenschaften zielen auf die Playstation, Fussball gucken und eben Alkohol. Außerdem war ich ja auch kein Waisenkind und auch ich war zum Teil echt schräg, weil ich grundlos eifersüchtig war, was zu Konflikten geführt hatte. Aber in meiner Welt war es halt so, Probleme sind zum lösen da. Und zudem bin ich ja die reflektiere Sozialarbeiterin, die für alles Verständnis hat und der vor allem keine Tiefe des Lebens fremd ist oder verängstigt. Fluch und Segen zugleich, sag ich Euch.

    Wir haben auch viel gemeinsam getrunken, oftmals lange lustige Nächte gehabt. Dass er oft seinen Dienst nicht antreten konnte oder mit Restalkohol morgens von Kollegenfreunden abgeholt wurde, habe ich nicht verdrängt aber auch nicht so ernst genommen. Entschuldigung für mich war immer, dass er ein depressiver Typ ist, Schwierigkeiten wegen seiner massiven Schuppenflechte hatte und ich ihn ja liebe. Er lebte im Haus, dass er mit seiner Ex angeschafft hatte, was für mich sehr schwierig war. Aber dennoch war ich überglücklich, als er wollte, dass ich zu ihm ziehe und habe es getan.

    Doch schon schnell kam es zu sehr viel Streit. Ich hab sehr schnell das Gefühl gehabt, er ist eigentlich gar nicht bereit, für irgendetwas Verantwortung zu übernehmen. Wichtig war ihm die Playstation, das Trinken und der Rückzug. Der Rückzug natürlich weil ich für ihn zu anstrengend war. Zu anstrengend, wenn ich eben genau diese Themen angesprochen habe. Hinzu kam meine damalige Eifersucht, für die ich mich bis heute schäme genauso wie für die Streits, bei denen ich dann auch betrunken war. Es haben sich ganze Dramen abgespielt und ich selber bin auch immer depressiver geworden. Zumal ich immer den Mund halten sollte und ich diejenige in seinen Augen war, die irre ist. Wer Ruhe braucht ist im Recht, war seine Aussage. Überhaupt geht es bis heute bei ihm ganz viel um das Thema Schuld, die ich natürlich in seinen Augen in erster Linie habe. Seine ständige Unzufriedenheit mit sich, ständige Rückzüge und die Nächte zum Tag machen und tagelang kein Wort mit mir reden. Opfer seines eigenen Lebens. Auch wenn er damals in Therapie war, bei einer Therapeutin, die eine Freundin seiner Tante ist, was schon ein Unding ist, hatte nicht dazu geführt, dass es ihm besser ging. Vielmehr wurde dort das Thema Trinken, nie angesprochen. Wohl aber die böse Partnerin, die ihn dazu bringen würde, zu trinken und sich zurück zu ziehen. Ein gemeinsames Gespräch bei der Therapeutin, die völlig grenzüberschreitend auf meine Kindeheitserlebnisse mit meiner Alki-Mutter reduzierte, endete damit, dass er im Anschluss zu Rewe gefahren ist mit Ankündigung, so und ich trinke jetzt heute Abend, weil Du dich so schlimm bei meiner Therapeutin verhalten hast. Und aus drei 3 Flaschen Wein später wurden dann mehrere Tage Rückzug hinter die Playstation oder Serien, Saufen und kein Wort mit mir Reden und mich mich komplett ignorieren. Und ich habe es ausgehalten. Die Bestrafung ausgehalten. Ich hab ihn angefleht mit mir zu sprechen, ich hab mich so zum Affen gemacht. Das ganze endete dann, dass ich letztendlich stationär in der Psychosomatik gegangen bin, mit dem Gefühl ich bin ein Monster und bin wirklich die Irre. Und dennoch riss es mir das Herz raus, als wir uns trennten. Erst recht, weil ich im Endeffekt am 40 Geburtstag keine Wohnung hatte und nicht wusste, wohin mit mir und zum Glück bei Freunden, die ich in der Reha kennen gelernt habe vorübergehend wohnen konnte. Das liegt jetzt so 7 Jahre zurück.

    Und ich mache an dieser Stelle mal eine Pause und werde morgen weiter schreiben.

    Ich hoffe, das ist nicht zu ausführlich alles und ok es so aufzuschreiben. Bin gerade selber überrascht, dass ich so viel schreibe.

  • Dann geht es jetzt hier für Dich weiter :)

    Ich habe Dich, weil Du die Sache mit Deinem Partner, als eigentliches Thema bezeichnet hast, hier her verschoben. Also in den Bereich für Angehörige bzw. Co-Abhängige.

    Es gibt noch einen EKA Bereich (Erwachsenes Kind Alkoholiker). Wenn Du lieber dort landen möchtest, sag Bescheid.

    Austauschen kannst Du Dich aber eh in beiden Bereichen.

    LG Cadda

  • Das ist prima 😊

    Und es ist der Bereich, wo ich mich auch angesiedelt sehe.

    An dieser Stelle möchte ich Euch schon ein großes Kompliment machen, wie ihr hier arbeitet.

    Orientiere mich gerade noch und lese sehr viel und ich merke allein dadurch passiert schon viel bei mir.

    Und ich danke für Eure Zeit. Versuche heute bei meinem Thema auf den Punkt zu kommen.

  • Guten Morgen Peppita und herzlich willkommen!

    Mach dir mal keinen Stress, ich zB. finde es total spannend dass vermeintlich viele Worte aus dir raus sprudeln. Es ist aber ja auch viel passiert, was sich nun seinen Weg bahnt, nicht wahr. Hier hast du soviel Zeit wie es eben braucht, es ist kein kurzer Termin in dem die Zeit weg läuft, der Raum gehört ganz dir und du kannst ihn völlig frei nutzten.

    Liebe Grüße, Lea

  • Ich hoffe, das ist nicht zu ausführlich alles und ok es so aufzuschreiben. Bin gerade selber überrascht, dass ich so viel schreibe.

    Hallo Pepita,

    auf keinen Fall zu ausführlich. Habe es verschlungen, auch durch die Tatsache, dass mir nichts davon fremd ist.

    Klasse geschrieben, auch aus der Position der Fachfrau. Das Gift macht vor keinem Intelligenzgrad halt.

    Freue mich auf weiteren Austausch

    Schönen Tag

    Topema

  • Hallo Peppita!

    Auch von mir ein herzliches Willkommen hier im Forum, ich bin/war auch Angehörige eines Alkoholikers und war viele Jahre co-abhängig. Ich habe deinen Bericht mit Spannung und Interesse gelesen und durchaus Parallelen entdeckt. Es ist schön daß die Worte aus dir so raussprudeln und das wird dir bestimmt gut tun.

    Ich bin sogar ausgebildete Suchtberaterin, weshalb die ganze Situation gerade für mich besonders voller Scham behaftet ist, weil ich einen Alkoholiker geheiratet habe und selber so in die Co-Abhängigkeit reingerutscht bin. I

    Du brauchst dich nicht zu schämen für das was passiert ist. Ich habe auch viele Jahre mit Suchtkranken zu tun gehabt (Krankenschwester) und obwohl ich mich mit der Materie gut auskannte habe ich viele Jahre an der Seite eines trinkenden Mannes verbracht und mich co-abhängig verhalten. Aus heutiger Sicht und 10 Jahre später weiß ich warum ich so gehandelt habe und mir selber verziehen.

    Aber komme erst mal an und schreibe dir deine Geschichte von der Seele. Du wirst mit der Zeit merken daß Jeder hier seine eigene Geschichte hat und es immer wieder zu "AHA-Erlebnissen" kommt.

    LG Marie

    Wer nichts ändern will für den ist die Opferrolle die beste Strategie!

  • Hallo Peppita,

    Ich bin sogar ausgebildete Suchtberaterin, weshalb die ganze Situation gerade für mich besonders voller Scham behaftet ist, weil ich einen Alkoholiker geheiratet habe und selber so in die Co-Abhängigkeit reingerutscht bin. Ich bin sogar eine Sozialarbeiterin und habe vielen auf ihrem Weg aus der Sucht begleitet.

    ich kann dich so gut verstehen, bei mir war es ähnlich.

    Im beruflichen Umfeld arbeite ich auch mit Alkoholikern, aber es hat mich nicht davor bewahrt, selbst COabhängig zu werden.

    Sich dies einzugestehen tut weh, weil ich immer dachte, bei mir ist alles anders.

    All mein Wissen hat mir nichts genützt, und ich bin immer tiefer rein gerutscht.

    Ich konnte im Kollegenkreis darüber reden, das hat mir damals wirklich gut getan. Plötzlich war ich die "Fachfrau für Sucht". Hat mir anfangs auch gut getan, aber ich wurde ja wieder nur gebraucht. Habe also quasi nur mein Einsatzgebiet noch mehr auf die Arbeit verlagert.

    Es hat lange gedauert bis ich wieder in der "Normalität" angekommen war.

    Du siehst, Scham ist nicht angebracht.


    lg Morgenrot

    Wer nicht hofft, wird nie dem Unverhofften begegnen. ( Julio Cortazar )

  • Guten Abend Ihr Lieben!

    Ihr wisst gar nicht, wie gut mir Eure Reaktionen getan haben und ich möchte mich dafür herzlich bedanken.

    Gedanklich bin ich tatsächlich auch den ganzen Tag mit dem Forum hier beschäftigt gewesen und so ziemlich im Wechselbad der Gefühle. Und ich setzte mich auch viel mit Euren Geschichten auseinander.

    Eigentlich wollte ich ja "nur" von der aktuellen Situation sprechen und mir Ratschläge holen, wie ich mit IHM umgehen soll. Wie ich etwas retten kann, welche Sprache ich finden muss. Aber ich merke gerade das reicht nicht aus, denn irgendwie gehört dazu auch die ganze Geschichte der Beziehung ungeschönigt hierher, damit ich mir selber noch mal klar werde, wie tief ich selber in der scheiss Co Abhängigkeit stecke und denke noch immer die Retterin zu sein und alles wird gut. Doch ich die Ahnung ist da, ich lüg mir damit in die Tasche.

    Und es ist tatsächlich so, dass ich nicht wirklich jemanden zum reden habe. Vor allen Dingen keinen, der sich in die Situation hineinversetzen kann bzw. wo es passt, darüber zu berichten. Und eine große Hemmung ist natürlich auch, mein Gesicht als "professionelle Helferin" wahren zu wollen. Zumal mich das eh an die Grenzen bringt, mich nicht selber als total unfähig zu sehen. Ganz schön verquere Situation irgendwie. Und ja, mir ist bewusst, dass es einen Unterschied macht, wenn man selber betroffen ist. Der Chirurg würde bei seiner Frau auch nicht selber einen komplizierten Eingriff machen aber ist dazu in der Lage, den Eingriff zu verstehen.

    Deshalb werde ich mich jetzt auch erstmal weiter an meine Geschichte dran geben und erzählen, wenn das ok ist.

    Und danke, dass ihr mir die Zeit und den Raum gebt. <3

  • Liebe Peppita,

    mich berührt dein Vertrauen uns gegenüber, deine Geschichte zu schreiben, sehr. Ich finde das gut!

    Denn mir ging es damals auch so, ich habe angefangen und alles sprudelte plötzlich aus mir raus. Das war solch eine Erleichterung. Und hat mir immens geholfen mich zu sortieren und zu erkennen, warum, wieso, weshalb ich so lange in meiner ersten Ehe ausgehalten hatte.

    Deshalb werde ich mich jetzt auch erstmal weiter an meine Geschichte dran geben und erzählen, wenn das ok ist.

    Und danke, dass ihr mir die Zeit und den Raum gebt.

    Ja, das ist okay. Dafür ist unsere Selbsthilfegruppe (wie andere Selbsthilfegruppen auch) da.

    Du hast hier Zeit und Raum für dich, hier ist dein Platz, extra für dich reserviert, gewissermaßen.

    Liebe Grüße

    Aurora

    Willst du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten.


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