Trennung oder Abwarten?

  • Hallo, ich bin 26 Jahre alt und mein Freund ist 28. Mein Freund hat seit 4 Jahren ein massives Alkoholproblem. Wir leben bereits seit dreieinhalb Jahren zusammen. Er wird immer wieder rückfällig. Seit einem Jahr schafft er es nur noch, maximal 3 Monate lang abstinent zu bleiben, und dann trinkt er wochenlang ohne Unterbrechung. Er ist ein Angstpatient, das heißt, wenn er ein Tag trinkt, kann er nicht mehr aufhören und wird ängstlich. Vorher also in den ersten 2 Jahren hatte er so nur einen Monat oder Wochen Trinkpausen. Ich bin am Ende und weiß nicht mehr, wie ich ihm helfen kann. Ich bin mit ihm vor 2 Jahre in eine neue Stadt gezogen wegen meines Psychologiestudiums, habe nie wirklich studiert und seit einem halben Jahr studiere ich auch nicht mehr. Ich habe keine Arbeit und keine Ausbildung. Es fällt mir schwer, ihn zu verlassen, denn er ist ein wunderbarer Mensch, wenn er nüchtern ist. Wir haben wirklich schöne Zeiten zusammen, wenn er nicht trinkt. Er ist so lieb zu mir und verspricht, nicht mehr zu trinken. Wir haben kürzlich beschlossen, in 6 Monaten zu heiraten und in einem Jahr ein Kind zu bekommen. Aber vor 2 Tagen hat er wieder mit einem alten Freund getrunken, und das tut er immer noch. Ich bin so verzweifelt und kann mich nicht entschieden. Ich denke, bevor ich diese Zukunftspläne mit ihm schmiede, sollte ich genau überlegen. Das größte Problem ist, er kann alleine nicht schaffen. Er hat immer Unterstützung von seinen Eltern und von mir. Er ist Einzelkind und seine arme Eltern tun mir auch sehr leid. Seit einem Jahr hat er einen guten Job, aber er wird ihn bald verlieren, wenn er so weiter macht. Führerschein hat er seit dreieinhalb Jahren nicht mehr. Ich muss ihn immer zur Arbeit fahren und ihn abholen. Es ist so schrecklich bei uns, wenn er rückfällig wird :cry: . Wir sind bereits unter Nachbarn schikaniert worden. :oops: Wir haben keine Freunde. Es ist so schlimm für mich. ;( Ich habe kein Leben mehr. :cry: Welchen Rat könnte ihr mir geben? Ich werde für die Freischaltung sehr dankbar.

  • Lolo 28. Dezember 2021 um 13:14

    Hat den Titel des Themas von „Bin als co so verzweifelt“ zu „Trennung oder Abwarten?“ geändert.
  • Hallo Lolo,

    herzlich Willkommen hier bei uns!

    Hier findest du ganz bestimmt jede Menge hilfreiche Geschichten zum Nachlesen, wie andere Frauen in ähnlichen Situationen gehandelt haben. Es geht ja darum zu handeln, denn nur so kann es dir langfristig besser gehen.

    Wenn du wartest, oder dich nur auf ihn konzentrierst oder wenn du ihn als deinen einzigen "Patienten" behandelst und darauf wartest, daß er sich ändert... , dann kann sein, daß sich eben nichts für dich ändert oder es einfach nur immer schlimmer wird.

    Eine Heirat oder gar ein Kind wird auf gar keinen Fall die Situation verbessern. Eher verschlimmern. Denn dann hat er dich "im Sack", ums mal so auszudrücken. Du bist noch immobiler als eh schon. Und er kann tun und lassen was er will. Schreiende Kinder werden auch gerne als Anlaß genommen um zu saufen. Ich würde mit einem nassen Alkoholiker keine Sekunde daran denken, ein Kind in die Welt zu setzen.

    Trennung oder Abwarten? Du warstest doch schon ca. 4 Jahre, daß es sich ändert. Tut es aber nicht. Bitte vertraue deiner Wahrnehmung und lasse dich nicht einlullen.


    https://alkoholiker-forum.de/bewerben/

    Hier ist der Bewerbungslink für dich. Bitte einfach das Textfeld ausfüllen, absenden, dann können wir dich fürs Forum freischalten und dein Thema gleich in den Angehörigenbereich verschieben, o.k.?

    Viele liebe Grüße und es ist gut, daß du dir Hilfe für dich selber gesucht hast! Du bist mit so einer Situation echt nicht alleine. Ich wünsche dir einen hilfreichen Erfahrungsaustausch!

    Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Dein Partner muss es selbst wollen und sich selbst die Hilfe holen, die er benötigt. Du kannst ihm nichts abnehmen. Du kannst nur dein eigenes Leben in die Hand nehmen und das solltest du tun. Du bist noch jung und hast alle Möglichkeiten. Für Kinder ist das Leben mit alkoholabhängigen Eltern grausam - du wirst hier viele Erfahrungsberichte finden.

    Viel Kraft wünsche ich dir!

  • Liebe Lolo!

    Dein Beitrag hat mich sehr berührt. Vor allem, weil du geschrieben hast .. wochenlang Pause, dann wieder wochenlang durchtrinken. Ich habe das 10 Jahre lang mitgemacht. Gerade so ein Trinkverhalten ist schwer zu verstehen und man erkennt fast nicht, dass Sucht dahinter steckt. Dachte lange Zeit, dass er einfach unwillig ist. Leider ist es mit den Jahre immer schlimmer geworden und sein Verhalten hat sich noch massiver verändert. Er ist nüchtern ein toller Mensch, den ich noch immer liebe. Der alles für mich gemacht hätte. Betrunken hat er mich geschimpft, bedroht und auch schwer verletzt. Er war oft bis zu 48 Stunden abgängig. Aus dem Bauch heraus würde ich daher sagen .. geh, es wird nicht besser! Aber ich weiß auch, wie schwer das ist, weil man Hoffnung hat und glaubt, selber die Kraft hierfür zu haben. Egal für welchen Weg du dich entscheidest, gib DICH nicht auf, schau auf dich, hole dir jetzt schon professionelle Hilfe und beobachte gut, wie sich die Dinge verändert. Und wenn sie das tun, dann sei überzeugt, es liegt nicht an DIR! Ich wünsche dir viel, viel Kraft und alles Liebe! Anita

  • Hallo

    Bei mir ist es in etwa auch so, nur das es sich um meine Frau handelt.

    Da ich leider viele Alkoholiker in der Klinik kennen gelernt habe, ist mir eins immer wieder aufgefallen. Den Weg zu prof. Hilfe haben die meisten erst gewagt wenn ein Schlüsselerlebnis sie dazu getrieben hat. (irgendetwas ist passiert).
    Maxx

  • Hallo Maxx,

    bitte vor deiner Freischaltung in deinem eigenem Fädchen bleiben. Es wird sich zeitnah bei dir einer melden!

    Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünschst für diese Welt. – Mahatma Gandhi

  • Vielen Dank für Ihre Antwort. Ich fühle mich wirklich machtlos und gefangen. Für mich ist es so unglaublich schwer, ihn zu verlassen. Denn er ist wirklich ein guter und lieber Mensch. Außerdem ist er so klug und kreativ, dass es nur sehr selten Menschen wie ihn gibt. Ich finde es so schade, wie dieses Gift ihn zerstört, und das kann ich einfach nicht zulassen. Ich komme nicht aus Deutschland, bin seit 6 Jahren hier und habe durch ihn viel gelernt. Ich fühle mich in dieser Beziehung irgendwie gefangen. Auch eine Art Verantwortung, weil ich mich jahrelang mich so verhalten habe. Wenn ich ihn verlasse, fühle ich mich schuldig und lasse meine Liebe im Stich.
    Das Problem auch ist, dass ich mir zu 100 % sicher bin, dass er es nicht allein schaffen wird.

    Seine Sucht entwickelte sich stark, als ich ihn gerade kennenlernte. Damals wusste ich noch nichts über Alkoholismus und ließ ihn einfach trikken. Mit der Zeit änderten sich viele Dinge in meinem Leben. Ich traf keine Freunde mehr, ich arbeitete nicht mehr. Es hat sich alles nur um ihn gedreht. Bin die ganze Zeit mit ihm zusammen, habe auch keine Hilfe gesucht. Ich dachte immer, dass er sich ändern wird. Erst heute habe ich diesen Forum endeckt. Nachdem ich einige Beiträge gelesen habe, bin ich wirklich fassungslos. Ich habe vor 5 Monaten eine Psychotherapie begonnen, weil ich so deprimiert war. Aber ich habe es nicht zu Ende gebracht, weil ich meine ganze Zeit für meinen Freund brauchte. Das Gute auch an meinem Freund ist, dass er seit anderthalb Jahren große Fortschritte gemacht hat. Außerdem nimmt er stets das Suchtmittel - edit, Medikamentenname entfernt, Linde - , das die Abstinenz unterstützt. Aber er kann nicht länger als 3 Monaten.

    Ich liebe ihn auch sehr und wollte wirklich eine Familie mit ihm gründen. Aber wenn er trinkt, ist er unglaublich, er vergisst alle unsere Pläne und seine Arbeit, die gefährdet ist. Selbst mit seinem Führerschein schafft er es nicht, ein Jahr lang abstinent zu bleiben, um die MPU zu bestehen. Ich möchte auch endlich ein friedliches Leben führen (eine Ausbildung beginnen, eine sichere Zukunft mit Familie und Kindern). Ich werde im Februar 27 Jahre alt und habe bisher noch nichts. Mit meinem Freund ist einfach alles unsicher. Durch seine Rückfälle und Entgiftungen verschiebt sich das alles nur. Ich bin sowas von frustriert und kann mich einfach nicht entscheiden.

    Einmal editiert, zuletzt von Linde66 (28. Dezember 2021 um 16:16) aus folgendem Grund: Medikamentenname entfernt. Bitte keine Medikamente nennen, danke. Linde

  • Liebe Lolo, erst einmal ein herzliches Willkommen auch von mir!

    Im Moment bist du noch jung, kannst einen anderen Mann kennen lernen, mit dem dann eine Familie gründen und genau das friedliche Lebe führen, das du dir so sehr wünschst.

    Mit deinem Alkoholiker bleibt dir doch schon jetzt nicht einmal so viel Zeit für dich, dass du eine Therapie zu Ende bringen kannst. Wie stellst du es dir denn dann vor, wie du dich um ein Baby kümmern solltest und parallel noch arbeiten gehen und die Familie ernähren willst. Denn du befürchtest ja jetzt schon, seinen Job wird er vielleicht nicht mehr lange behalten können. Niemals, würde ich ein Kind in die Welt setzen, mit einem Alkoholiker, der kein Interesse zeigt trocken zu werden.

    Ich selbst bin ein EKA, ein erwachsenes Kind aus einer Alkoholiker Familie. Aus eigener Erfahrung kann ich nur sagen, kein Kind geht ohne langfristige Folgen aus so einem Elternhaus heraus. Sie leiden, die einen weniger die anderen unerträglich, ihre komplette Kindheit und oft sogar den Rest ihres erwachsenen Lebens.

    Dein Text hat mich so betroffen und traurig gemacht. Dir geht es nicht gut, da wo du dich zur Zeit befindest. Auch ich habe schon Männer geliebt, die nüchtern oder ohne Drogen ganz wundervolle, faszinierende Persönlichkeiten waren. Man kann aber nicht nur einen Teil von jemandem Lieben, entweder das komplette Paket ist der Mensch, mit dem man sein Leben verbringen will, mit allen Facetten die dazu gehören. Oder es passt leider einfach nicht. Das ist die traurige Wahrheit und es tut mir wirklich leid dir das so schreiben zu müssen.

    Hier findest du Menschen die dich verstehen, es wird immer jemanden geben der dir gerne zuhört. Es ist schön, dass du dir nun Hilfe suchst!

    Ganz viel Kraft und liebe Grüße, Lea

  • Hallo Ihr Lieben,

    ich muss mich hier wieder melden, weil ich mich sehr schlecht fühle und mit keinem darüber reden kann. Ich kann die Entscheidung "mit der Trennung" einfach nicht treffen. Seit diesem Rückfall vor 6 Tagen kann ich keinen Tag mehr mit meinem Freund zusammen aushalten. Er ist jetzt bei seinem Vater, und ich bin seit gestern bei meiner Familie. Aber es tut mir so leid, was er durchmachen muss. Als ich weg war, sagte er, er brauche Hilfe und sei sehr krank. Aber nach so vielen Jahren und Horrorerlebnissen mit ihm unter einem Dach, kann ich das alles nicht mehr ertragen. Ich werde aggressiv, schlage ihn und schreie. Vorgestern ging es mir soo schlecht, dass ich viel getrunken und alles in der Wohnung kapput gemacht habe, ich bin so ausgeflippt. Als ich wieder zu mir kam, konnte ich nicht glauben, dass ich das war. Sogar die Nachbarn riefen die Polizei an, weil es so laut war. Ich bereue es auch sehr. Normalerweise trinke ich nie, und ich mochte es schon nicht, bevor ich meinen Freund kennenlernte. Aber ich konnte einfach nicht mehr mit so viel Nachdenken aushalten. So ist es immer, wenn mein Freund rückfällig wird, ich kann nur noch an ihn denken. Es war auch immer so, dass ich früher die ganze Zeit bei ihm war, bis er in den Entzug kam. Aber wenn ich es manchmal nicht aushalten konnte, war er bei seinem Vater.

    Aber dieses mal könnte ich ein Tag nicht aushalten. Das Problem ist, dass mein Freund seine Situation wirklich ändern möchte. Er trinkt 3 Monate lang nicht, aber irgendwie ist der Suchtdruck dann so hoch, dass er nicht anders kann. Ich versuche, wenn es zu diesem Punkt kommt, dass er mit mir darüber offen redet, um den Rückfall zu vermeiden. Dann können wir das sicher gemeinsam mit viel Kraft und Anstrengung überwinden. Aber er schafft es leider nicht. Ich lese hier oft, dass nur der Süchtige alleine sich selbst helfen kann.

    Die meisten Alkoholiker schaffen es auch nicht, nüchtern zu bleiben, weil sie von allen Seiten im Stich gelassen werden. Sie fühlen sich dann verzweifelt und allein.

    Und dann das ist besonders schwierig, wenn man einen vernebelten Kopf hat. Diese Menschen brauchen dann jemanden, der ihnen den richtigen Weg zeigt. Bei uns ist es so, dass mein Freund wirklich alles bereut und lange abstinent bleibt. Ich verstehe auch, dass man mit so jemandem ein sehr schwieriges Leben haben wird. Aber wir Menschen sind meist emotionale Wesen, die anderen helfen wollen. Es ist auch eine Tatsache, dass die meisten abhängigen Menschen, die am Ende ganz unten ankommen und am Ende nichts haben, diejenigen sind, die keine Unterstützung durch den Partner oder die Familie haben. Ich möchte auch nicht ständig meinen Freund verteidigen. Da ich auch so viel für meinen Freund geopfert habe, kann ich nichts in meinem Leben zu Ende bringen und meine Ziele erreichen. Deshalb bin ich jetzt hier angemeldet, und dieses Mal hänge ich nicht die ganze Zeit mit meinem betrunkenen Freund herum. Ich überlegte wirklich die Tagen, ob ich mich nicht von ihm trennen sollte. Es ist bei uns wirklich sooo schön wenn mein Freund trocken bleibt. Er ist ein so kluger, kreativer, warmherziger und wunderbarer Mensch.

    Bei uns ist es jetzt so, dass wir bald in eine andere Stadt umziehen wollten, weil er wegen seiner Arbeit monatelang immer lange fahren musste oder bzw. ich, weil er keinen Führerschein hat. Und wir haben auch schon eine Wohnung gefunden. Aber ich habe solche Angst, dass mein Leben immer nach dem gleichen Muster ablaufen wird. Und dass ich am Ende nichts zusammenbekomme. Andererseits denke ich jetzt die ganze Zeit an meinen Freund, wenn ich mit ihm Schluss machen werde. Ich denke auch, dass wir alles gemeinsam schaffen werden. Und dasd wir immer füreinander da sein sollten, in guten wie in schlechten Zeiten. Wie auch bei seinen Eltern, die für ihn da sind, weil sie ihn lieben und ihn nicht verlieren wollen. Es ist auch nicht seine Schuld, dass er süchtig geworden ist. Er hat einfach Pech gehabt. Aufgrund seiner Umgebung hat er in jungen Jahren so viel getrunken und ist dann unvorsichtig in diese Falle getappt, die ihn sein ganzes Leben lang begleiten wird. Solche Menschen sind krank und man sollte nicht so streng mit ihnen sein. Ich bin ich so verwirrt und so traurig.  :cry: :cry:

  • Hallo Lolo,

    Die meisten Alkoholiker schaffen es auch nicht, nüchtern zu bleiben, weil sie von allen Seiten im Stich gelassen werden.

    Das sehe ich anders. Alkoholiker bekommen, wenn sie es wollen, von sehr vielen Seite Hilfe! Aber sie müssen diese auch annehmen und beginnen, ihr Leben nach ihrer Krankheit auszurichten. Wie sowas geht, dafür gibt es Therapeuten, Entwöhnungstherapien, Selbsthilfegruppen. Diese Dinge können, dürfen, alle Alkoholiker in Anspruch nehmen und bekommen dort auch Hilfe! Wie gesagt, sie müssen es aber wollen, annehmen, umsetzen. Dass kann keiner für sie übernehmen, schon garnicht der Partner.

    Alkoholiker schaffen es leider oft nicht nüchtern zu bleiben, weil sie gewisse Dinge nicht in ihr Leben integrieren möchten, weil sie denken es würde reichen, einfach nicht zu trinken, weil sie nichts dafür tun und sich darauf verlassen, dass andere es für sie schon machen.

    Aber ich habe solche Angst, dass mein Leben immer nach dem gleichen Muster ablaufen wird. Und dass ich am Ende nichts zusammenbekomme.

    Diese Angst ist leider nicht unbegründet. Wenn sich alles nur um IHN dreht, wenn du dein ganzes Leben nur auf IHN ausrichtest, bleibt für dich nichts mehr übrig. Es gibt auch Erkenntnisse, dass Coabhängige häufig noch vor dem Alkoholiker sterben. Weil sie völlig verbraucht sind.

    Ich denke auch, dass wir alles gemeinsam schaffen werden.

    Wenn ER den absoluten Wunsch hat, mit dem Trinken für immer aufzuhören, wenn er sich professionelle Hilfe dafür sucht, dann ist es möglich, den Weg in die Trockenheit gemeinsam zu gehen. Gemeinsam und doch jeder für sich. Der Alkoholiker braucht, wenn er es ernst meint, viel Zeit für sich. Um zurück in ein selbstverantwortliches, erfülltes Leben zu finden. Er braucht dafür KEINE coabhängige Partnerin, die ihm den Weg ebnet und alles für ihn erledigt. Im Gegenteil. Es ist wichtig, dass er den Weg FÜR SICH macht. Ebenso ist es für die Co. Sie muss sich selbst wiederfinden, lernen, Grenzen zu ziehen, ihre Bedürfnisse ernst zu nehmen und achtsam mit sich selbst umzugehen. Sie muss den Alkoholiker loslassen für seinen eigenen Weg und muss ihren Weg ebenso alleine gehen. Und wenn das klappt, wenn jeder seine eigene Sucht bearbeitet und erkennt, dann ist daraus ein gemeinsamer Weg entstanden.

    Trockenlieben funktioniert nicht!

    Es ist auch nicht seine Schuld, dass er süchtig geworden ist. Er hat einfach Pech gehabt.

    Niemand hat Schuld daran. Aber da er Alkoholmissbrauch betrieben hat, hat er diese Möglichkeit in Kauf genommen. Niemand weiß, wer abhängig wird und wer nicht. Das ist auch unter Wissenschaftlern noch nicht klar, welche Mechanismen da greifen. Aber wenn ich Missbrauch betreibe dann besteht immer die Möglichkeit.

    Solche Menschen sind krank und man sollte nicht so streng mit ihnen sein.

    Ja, Alkoholiker sind krank, zweifellos. Alkoholismus ist eine schwere Erkrankung. Aber anders als sehr viele andere Erkrankungen bietet diese die Möglichkeit, sie zum Stoppen zu bringen und ein zufriedenes, gutes, langes Leben zu führen. Es liegt einzig und alleine in der Hand des Alkoholokers, was er daraus macht. Niemand kann ihn zum Trockenwerden zwingen. Auch die beste und liebste Freundin nicht...

    Ich rede bzw schreibe hier aus eigener, leidvoller Erfahrung!

    Ich habe eine Ehe mit einem Alkoholiker hinter mir. In den 26 Jahren unseres Zusammenseins ist er nach und nach immer tiefer in die Sucht reingerutscht. Nichts konnte ihn abhalten. Wir haben zwei gutgeratene Kinder in die Welt gesetzt, hatten eine abbezahlte Eigentumswohnung, waren wohlhabend und ich hab Jahr um Jahr alles für ihn gemacht. Weil ich dachte, ich wäre dazu als einziger Mensch in der Lage, weil ich wusste, wie sensibel er doch war, weil ich dachte, ich könnte ihn heilen und sonst niemand.

    Ich bin nach 26 Jahren aus dieser Beziehung rausgegangen, habe inzwischen eine chronische Depression bekommen und bin chronisch erschöpft. Ich bin psychisch und körperlich kaputt...

    Mein Exmann hat sich schlussendlich totgesoffen. Weil er es so wollte.

    Oh je, jetzt hab ich ja was vom Stapel gelassen... ich hoffe, dich ein wenig zum Nachdenken zu bringen damit.

    Liebe Grüße

    Aurora

    Willst du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten.


    chinesische Weisheit

  • Hallo Lolo,

    der Satz ist mir aufgefallen:

    Zitat

    Aber es tut mir so leid, was er durchmachen muss.

    Er muß das ja nicht durchmachen.

    Er könnte zum Arzt, zur ärztlich begleiteten Entgiftung, zur Langzeittherapie, zu einer Selbsthilfegruppe usw. usw.

    Tut er aber nicht, oder?


    Zitat

    Ich versuche, wenn es zu diesem Punkt kommt, dass er mit mir darüber offen redet, um den Rückfall zu vermeiden. Dann können wir das sicher gemeinsam mit viel Kraft und Anstrengung überwinden.

    Siehe oben, als Angehörige hast du keine Chance ihn trockenzuhalten.

    Weißt du, was jetzt richtig schlimm wäre? Wenn du auch noch das Saufen anfängst.

    Lieber Gruß, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Die meisten Alkoholiker schaffen es auch nicht, nüchtern zu bleiben, weil sie von allen Seiten im Stich gelassen werden. Sie fühlen sich dann verzweifelt und allein.

    Und dann das ist besonders schwierig, wenn man einen vernebelten Kopf hat. Diese Menschen brauchen dann jemanden, der ihnen den richtigen Weg zeigt.

    Ich frage mich hin und wieder aus welcher Verzweiflung heraus ein CO, sich eigene Geschichten zusammenzimmert, um jemanden zu helfen, der sich nur selbst helfen kann. Umgekehrt wird ein Schuh draus. Keiner, außer der Alkoholiker selbst kann sich trocken halten. Nicht die ihm angetragene Hilfe hilft, nur die Hilfe, die er für sich selbst sucht.

    Gruß Hartmut

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    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Hallo Lolo.

    Wenn mich etwas stört, muß ich etwas dagegen tun.

    Tue ich nichts, bin ich dafür, ich bin einverstanden damit.

    Klingt recht einfach, ist auch so.

    Wünsche allen einen freudvollen Jahreswechsel!!!!!!!!!!

  • Lolo, DU hattest einen Nervenzusammenbruch!

    DU bist diejenige, um die du dich jetzt kümmern musst, denn es wird sonst niemand anderes für dich tun.

    Bleib ihm fern, bringe DEIN Leben wieder ins Lot. Mache dein Studium oder eine Ausbildung fertig.

    Kümmere dich jetzt BITTE zuallererst um DICH!

  • vielen lieben Dank für deine Worte.

  • Vielen Dank für deine Worte Aurora,

    ich weiß, dass du mir helfen willst und all dies aus deine eigenen Erfahrung heraus erzählt. Was aber, wenn der Kranke sich doch helfen lässt? Mein Freund macht aber ständig Fortschritte. Er gibt mir auch selbst seine Wodkaflasche ab und trinkt nur Bier, bis er ins Krankenhaus kommt. Er ist auch auf der Suche nach Hilfe. Er hat heute seinen Arzt angerufen und wollte mit seinem Vater in den Entzug gehen. Früher hat er auch oft dasselbe gezeigt. Aber die waren leider geschlossen. Das Problem ist, dass mein Freund, wenn er anfängt zu trinken, meistens auch andere Drogen wie Kokain und Marihuana dazu nimmt. Dann hat er so einen dummen Kopf und wird nur noch ängstlicher. Er hat 2 Jahre lang ständig Gras geraucht, als er 14 war, und jetzt bekommt er immer Angstzustände und Paranoia. Dann trinkt er, um seine Ängste zu unterdrücken. Und die Entgiftung ist auch sehr schwierig, er hat jedes Mal so viel Angst davor, dass wir das überhaupt nicht verstehen können. Und seit einem Jahr trinkt er eine Woche oder höchstens 10 Tage lang, dann schafft er es, reinzugehen. Ihm geht es schon nach 3 Tagen Trinken sehr schlecht, weil er kaum isst, schläft und diese Angstzustände noch. Er hat vor 3 Jahren eine Langzeittherapie begonnen, aber leider nach 2 Wochen abgebrochen. Er ist ein Abenteuermensch, der immer etwas braucht, um sich abzulenken, also Arbeit, Sport, ständige Abwechslung. Wir waren zusammen in Selbsthilfegruppen, aber die sind meistens so, dass nur alte Leute da sind. In so unseren Alter gibt Selbsthilfegruppen sehr selten. Deshalb ist es dann auch nicht wirklich nützlich, weil man einen nicht richtig verstehen kann. Ich denke, dass die Unterstützung durch die Familie und den Partner sehr wichtig sein kann.

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