• Ich habe ca. 10 Jahre lang miterlebt, wie jemand elendig am Alkohol zu Grunde geht. Ein Mensch aus unserer Mitte mit Problemen wie sie fast jeder mal hat - zeitweise Arbeitslosigkeit, Auszug des Kindes, Trennung vom Partner, Tod geliebter Angehöriger. Ein Mensch wie du und ich. Aus diesem herzensguten, hilfsbereiten, stillen, aber doch lebensfrohen Menschen wurde jemand, der voller Verbitterung auf seine Umwelt schaute, jemand, der seinem Umfeld die Schuld an seinem Elend gab und nicht in der Lage war, selbst Verantwortung für sich zu übernehmen.

    Die Sucht begann schleichend, ein Glas Bier oder Wein zum Abendessen und danach, damit man einfach entspannen kann. Die Mengen zur Entspannung wurden sukzessive größer und dieser Mensch begann süchtig zu trinken. Nach 4 Jahren konnte der Körper nicht mehr und brach zusammen. Einweisung in die Klinik, Entgiftung, Entlassung und das Leben wurde, wie es war, fortgesetzt, zwar ohne Alkohol, aber auch ohne wirklich was an der Lebensweise zu ändern. Der Körper war angeschlagen und hatte irreparable Schäden. Trotzdem wäre ein zufriedenes Leben möglich gewesen. Irgendwann nach ca. 3 Jahren schlich sich der Alkohol wieder ein. Der Mensch zog sich immer weiter zurück und trank wieder heimlich. Das Wesen dieses Menschen veränderte sich, die Verbitterung auf die Umwelt und der Neid auf das Umfeld wurden stärker. Die Spirale verlief rasant abwärts. Meine letzte Begegnung mit diesem Menschen war furchtbar – ich konnte den Tod sehen. Völlig vergiftet stand der Mensch vor mir, quittegelb, dünne Arme und Beine, dicke Gelenke, ein Wasserbauch, das Bett voll Blut, zu schwach zum Stehen und Denken und weigert sich ins Krankenhaus zu gehen. Dieser Mensch hat den Ärzten noch auf der Intensivstation gesagt, dass er nicht trinkt. Nach 3 Tagen auf dieser Station ist er dann elendig verblutet, weil auf Grund der zerstörten Leber keine Gerinnung mehr stattfinden konnte. Dieser Mensch ist gerade 50 Jahre alt geworden. Wir als Familie werden lernen, mit diesem sinnlosen Tod zu leben, wir werden lernen, damit umzugehen, dass es nichts auf dieser Welt gab, was diesen Menschen dazu bewegen konnte, den Alkohol stehen zu lassen. Trauer und Fassungslosigkeit werden uns noch begleiten. Ich wünsche mir für mich irgendwann ohne Tränen und Wut auf das Leben dieses Menschen zurück blicken zu können und für ihn, dass er nun den Frieden gefunden hat, den er auf dieser Erde nicht finden konnte.

    Du hast nicht ohne Grund dieses Forum gefunden und nicht ohne Grund hast Du diesen Text gelesen. Noch ist es für Dich nicht zu spät. Lass den Alkohol stehen und sorge dafür, dass Du ohne ihn ein zufriedenes Leben führst. Du wirst an jeder Ecke Hilfe finden, aber es ist Deine Aufgabe, Dich um diese Hilfe zu kümmern. Es gibt in diesem Forum viele Beispiele dafür, dass ein zufriedenes Leben ohne Alkohol möglich ist. Dieses Forum kann Dich unterstützen, wenn Du es willst.

    Solltest Du wie ich, ein Angehöriger sein, kann ich Dir aus meiner Erfahrung nur sagen, dass es wichtig ist, dafür zu sorgen, dass es Dir gut geht. Du hast die Verantwortung für Dein Leben, so wie der Alkoholiker die Verantwortung für sein Leben hat. Dabei kann das Forum helfen, aber auch hier gilt, gehen musst Du Deinen Weg allein.

    "In dem Moment, wo Du eine Entscheidung triffst, formt sich dein Schicksal"

  • Ich habe als Kind meinen Großvater krepieren gesehen und gehört. Ja, genau so war das. Beschönigende Worte nehme ich absichtlich nicht.

    Mein Großvater kam, wie man das heute weiß, mit einer Posttraumatischen Belastungsstörung aus dem Krieg zurück. Vielleicht hat er den Alkohol benutzt, um alles zu betäuben, das weiß man nicht. Er hat die Hölle erlebt und war Teil der Hölle. Wieder daheim ging es nur noch in eine Richtung: Abwärts. Gesoffen, geschlagen, gekotzt, gepisst, geschissen, gelogen, geschrien, gefressen, geschlafen............. Für meine Großmutter, für ihre 3 Kinder und für uns Enkelkinder war es eine jahrzehntelange, tägliche Hölle.

    Ja klar, er ist mit uns Enkelkindern in den Wald geradelt zum Brombeeren pflücken..., das war toll. Aber er hat auch jeden Tag ca. 5 Liter Wein getrunken. Wenn die Großmutter Glück hatte, wurde sie nur mit den leeren Flaschen verdroschen. Wenn sie Pech hatte, waren die Flaschen noch voll. Sie hatte so eine zarte Haut, daran erinnere ich mich noch, aber sie war immer grün und blau. Damals habe ich das nicht verstanden.

    Das alles und noch viel mehr ist über 50 Jahre her. Damals war das so. Internet, Frauenhäuser, all sowas gab es noch nicht. Und wenn, hätten sich die Angehörigen keine Hilfe geholt. "Es" muß in der Familie bleiben und darf nicht herauskommen.

    Dann ging es ans Sterben. Das war dann nicht mehr zu verheimlichen. Wir Kinder sind im Hinterhaus aufgewachsen und morgens an der Vordertür vorbei, zum Hoftor hinaus auf die Straße und dann in die Schule gerannt. Gerannt. Denn der Gestank war widerlich. Wir verstanden das nicht. Sozialstationen und häusliche Pflegedienste gab es noch nicht. Die Großmutter wusch und pflegte ihn - und hielt dem Sterbenden die Schnapsflasche an die Lippen. Weil er danach schrie. Irgendwann schrie er nur noch. Vom Hausarzt gab es ab und zu mal eine Morphiumspritze. Aber nicht viel und nicht oft, weil Morphium schließlich abhängig mache... Heute stellt man Palliativpatienten schmerzfrei, egal was die Ursache fürs Sterben ist.

    Mein Großvater ist schreiend verreckt. Ich werde das nie in meinem Leben vergessen, wenn wir mittags von der Schule heimgeschlichen kamen. Wir mussten am Vorderhaus vorbei. Seine Schreie waren schon auf der Straße zu hören, etliche Häuser entfernt. Er ist an Leberkrebs oder Bauchspeicheldrüsenkrebs verreckt, so genau weiß das niemand, das ist 50 Jahre her und hat Wochen gedauert.

    Uns Kinder wollte niemand besuchen. Die Klassenkameraden mieden uns wie Aussätzige. Wir waren 6 Jahre alt.

    Ich bekam nach seinem Tod und nachdem die Leiche abtransportiert war, die "gute" Daunendecke geschenkt. Die könne man doch reinigen lassen und dann wäre die wie neu. Es hat mich so geekelt, unter der Bettdecke zu schlafen, in der er gestorben ist, da habe ich energisch NEIN gesagt, so klein wie ich damals war. Die Erwachsenen haben das nicht verstanden. Die Decke war doch noch gut. Und daher kam sie in die Reinigung und dann in mein Kinderbett.

    Wo fängt man an, wo hört man auf? Die Geschichte ist endlos.

    Aber die eigene Lebenszeit eben auch. Heute hat man es in der Hand STOP und NEIN zu sagen.

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Aber die eigene Lebenszeit eben auch. Heute hat man es in der Hand STOP und NEIN zu sagen.

    Mein Vater hatte ein ähnliches Schicksal, er soff >20 Jahre richtig heftig, dann versagte der Körper, langsam... Einzelheiten erspare ich.

    Das hielt mich nicht ab, täglich Bier zu trinken, der Einsamkeit geschuldet kam dann Schnaps dazu. Ca. 1 Jahr später kam bei mir der Totalabsturz und ich soff ein weiteres Jahr richtig heftig, den ganzen Tag über. Ich würde sagen, ich steckte in einer Psychose, fernab jeglicher Realität und machte Dinge, traf Entscheidungen wider der (meiner) Vernunft. Was ich mir in den letzten 25 Jahren aufbaute, zerstörte ich zur Gänze.

    Ich weiß auch nicht, warum ich das hier schreibe. Vielleicht, um zu zeigen, daß man auch aufhören kann, wenn man ganz am Boden ist oder gerade weil man ganz am Boden ist (?).

  • Es freut mich für dich, achelias, dass du dich auf den Weg gemacht hast ohne den Alkohol zu leben. Ich wünsche jedem Alkoholiker, dass er die Einsicht und die Kraft findet, der Sucht zu entkommen. Die Kollateralschäden dieser Sucht sind enorm.

    "In dem Moment, wo Du eine Entscheidung triffst, formt sich dein Schicksal"

  • Für sie ist er der absolute Traummann!

    Attraktiv, sehr gebildet, einfühlsam, künstlerisch so unglaublich begabt, vielseitig interessiert und wahnsinnig gut im Bett.

    Gemeinsam genießen sie gerne mal eine zwei Flasche Wein, oft sind Freunde dabei. Unter seinen Kommilitonen ist es chic zu Kiffen, sein alternativer Lebenswandel, seine Andersartigkeit, zieht sie zusätzlich in seinen Bann. Vielleicht beschleich sie manchmal ein ungutes Gefühl, er könnte einen ungesunden Konsum haben oder sich auf Sauftour mit Freunden zu sehr gehen lassen. Eigentlich benimmt er sich aber nicht anderes, als alle anderen auch. Sie ist jung, klug, hat einen guten Beruf, steht auf eigenen Beinen. Was soll ihr schon schlimmes passieren, es ist aufregend und sie weiß genau worauf sie sich einlässt.

    Als sie versehentlich schwanger wird, beschließen beide, das sie diesen Wink des Schicksals annehmen und gemeinsam meistern werden. Sie leben in einer tollen Stadt, Arbeit gibt es genug, ihre Freunde beteuern sie zu unterstützen. So ein Kind kann ihr locker flockiges Leben sicher nur bereichern.

    Einige Jahre später trinkt und kifft der Mann praktisch täglich, probiert hier und da auch andere Drogen, er hat seinen Freundeskreis erweitert. Ein schöner Mann ist er immer noch, vielleicht etwas ungepflegt, das könnte aber auch Teil seiner Gesamtinszenierung sein. Das Studium hat er inzwischen aufgegeben, obwohl er das vor seinen Eltern und Freunden nicht wirklich eingestehen will. Er ist stolz auf sein alternatives Leben und die Kreise in denen er sich bewegt. Seine Eltern besucht er eigentlich gar nicht mehr, zu seinen früheren Freunden ist der Kontakt eingeschlafen.

    Frau und Kind haben ihn verlassen, als seine Tochter noch klein war. Kontakt zu seinem Kind wäre schon schön, aber er hält auch nichts davon Unterhalt zu zahlen oder von verbindlichen Absprachen. Die Mutter der kleinen ist eine Hexe und macht ihm durch ihre Erwartungen den Kontakt viel zu anstrengend. Außerdem findet seine neue Frau seine Vergangenheit nicht so prickelnd. Sie macht es ihm aber leicht weiter zu trinken unterstütz ihn finanziell bei verschiedenen Geschäftsideen, sorgt dafür das er sein Gesicht wahren kann. Das Leben mit ihr als Unterstützerin an seiner Seite ist so schön einfach. Er muss nichts ändern, kann sein wie er will, kann trinken wie er will.

    Als ich diesem Mann zum ersten Mal bewusst und als erwachsene Frau begegnet bin, war von dem besonderen Menschen aus meiner Erinnerung und von den Bildern von früher nicht mehr viel übrig. Das erste Treffen mit meinem Vater, nach zehn/fünfzehn Jahren war ein prägendes Erlebnis für mich als sehr junge Frau. Mein niemals endenden Traum, irgend eine Beziehung könnte sich nun doch noch entwickeln, wurde eindrucksvoll in seine Schranken gewiesen.

    Der früher so intelligente attraktive Mann, war aufgedunsen, abgemagert, zottelig und sehr ungepflegt. Er hauste in einem mülligen Zimmer und zeigte mir stolz die Diplomarbeiten, die er gegen Bezahlung, mal eben so runter schreiben konnte. Welch vergeudetes Talent. Seinem Mitbewohner hätte ich nicht im Dunkeln begegnen wollen, die anderen Räume habe ich lieber nicht betreten, aber riechen konnte ich sie. Auch er wollte wirklich einen funktionierenden Kontakt zu mir aufbauen, war ich doch eigentlich das letzte Fitzelchen Familie, dass den Kontakt noch nicht abgebrochen hatte. Er nah mich stolz mit zu seiner Arbeit, stellte mich seinen Freunden vor. Sofort wurde in munterer Runde das erste Bier geöffnet, der erste Freigang eines Anwesenden gefeiert. Ich saß schweigend in einer Ecke, beobachtete diese surreale Situation und fragte mich, wieso diese abgehalfterten alten Säcke es für eine gute Idee hielten der völlig deplatzierten jungen Frau Alkohol an zu bieten, wohlwissend, dass sie noch eine lange Autofahrt vor sich hatte. Ich bin dann gegangen, traurig über das Ende, dieses ersten Treffens nach einer Ewigkeit.

    Es folgte eine vorsichtige Phase der Annäherung, ein weiterer Besuch, einige Telefonate. Der Mann hat sich so sehr um den Kontakt bemüht, aber er war längst nicht mehr in der Lage ihn auch positiv aufrecht zu halten. Es gab nächtliche Anrufe, in denen er seine Tochter um Geld anbettelte und sie übelst beschimpfte. Sie brach dann den Kontakt endgültig ab.

    Als mein Vater Jahre später bewusstlos und vermutlich zusammen geschlagen aufgefunden wurde, lag er in einem Gemisch aus Blut, Erbrochenem und in seiner eigenen Scheiße. Der einst so faszinierende, intelligente, besondere Mann hatte sich endgültig zugrunde gesoffen.

    Man versetzte in in ein künstliches Koma und seine getrennt lebende Co Abhängige Frau machte in den nächsten Jahren einen exzellenten Job als Co. Inzwischen hat er sich zu Tode gesoffen und ist elendig verreckt. Seine Beerdigung muss eine bedrückend leere Veranstaltung gewesen sein.

    Der Mann ist zerbrochen an seiner Sucht, wen interessieren da noch die Hintergründe oder Auslöser seiner Sucht. Es ist ein weiteres vergeudetes Leben und er hat einige mit sich gerissen in diesen Abgrund. Seine Mutter starb als gebrochene Frau, für meine Mutter war er vermutlich der Einstieg in eine eigene Suchtkarriere sie hat nie mehr zurück gefunden in ihren Beruf. Seine Co hat sich bis über den Tod hinaus nicht befreien wollen.

    Ich bin EKA und werde es auch immer bleiben. Aber es endet mit meiner Generation, denn das liegt in meiner Hand!

  • lütte69 davor habe ich so eine Angst das er elendig zu Grunde geht 😢 er trinkt eigentlich schon seit 31 Jahren mal mehr mal weniger……..Symptome hat er einige starken Husten und fast täglichen Durchfall…….aber zum Arzt geht er nicht 😞😞😞 ich schweige lieber bevor es Krach gibt…….😢😢😢

  • Das ist ja das Fatale an der Sache, wir können nur zuschauen, wie Menschen, die wir lieben, die zu uns gehören, zu Grunde gehen, wenn sie selbst nicht aufhören wollen zu trinken. Wir können uns nur selber schützen. Wir können dafür sorgen, dass es uns gut geht. Und es darf uns gut gehen, auch wenn jemand in unserem Umfeld so leidet. Das war schwer für mich zu begreifen, aber irgendwann hab ich es für mich angenommen. Ich und nur ich kann dafür sorgen, dass es mir gut geht, ich habe die Verantwortung für mein Leben und so ist es bei jedem anderen erwachsenen Menschen - sein Leben und seine Verantwortung.

    Also nicht schweigen, sondern den Fokus auf das eigene Leben, die eigenen Wünsche und Bedürfnisse lenken und dafür sorgen, dass Du zufrieden bist.

    sonnige Grüße

    Lütte

    "In dem Moment, wo Du eine Entscheidung triffst, formt sich dein Schicksal"

  • lütte69 da hast du vollkommen recht 😞 aber es ist so schwer hier nur zu zusehen 😢 ich kann doch nicht glücklich sein wenn es meinem Mann so dreckig geht…….ich komme mir schäbig vor…….aber habe jetzt wirklich alles versucht es geht nichts anderes 🙏🏼

    Was mich immer so fertig macht ist das wir Riesen Stress haben und lautstark streiten und er dann immer abhaut…….und dann 8 Stunden später ist es so bei ihm als ob nie was war 😞 er fragt dann direkt wie ist dein Plan heute……? Was wollen wir machen ? Und immer Vorschläge wo es immer und irgendwie was getrunken wird 🙏🏼🙏🏼🙏🏼🙏🏼 er macht mich mit seinen 5 Gesichtern wahnsinnig 😩 weiß er das wirklich nicht mehr was hier für ein Streit war oder verdrängt und überspielt er das nur ?????

    Ich bin so verwirrt 🤨 was diesen Mann angeht 🤔🫥🤔

  • Ich hab das Bedürfnis, mir diese Last von der Seele zu schreiben und andere vor solch einer Erfahrung zu schützen/warnen.

    Mein Lebensgefährte (Ex) wollte mir damals beweisen, das er es ernst mit uns meint und wollte einen Entzug zu Hause machen. Ich hatte zwar ein mulmiges Gefühl ,(auf das ich, hätte hören sollen) stimmte dem kalten Entzug aber zu. Er schwitze und zitterte schon ziemlich stark als er bei mir zu Hause ankam aber das hatte er bei anderen Entzügen die er alleine in seiner Wohnung vollzogen hatte auch schon. Krampfanfälle hatte er bis Dato laut seiner Aussage noch nie vorher gehabt. Wir haben uns dann über unsere gemeinsamen Pläne unterhalten, kümmerte mich darum das er genug Wasser trank und wechselte regelmäßig seine durchschschwitzte Kleidung. Alles war den Umständen entsprechend in Ordnung, dachte ich.. Ich legte mich dann gegen 22:00 Uhr ins Bett, er wollte noch bisschen vorm Fernseher bleiben.

    Gegen 2:00 Uhr weckte er mich und wollte mir unbedingt sofort etwas erzählen. Er stammelte irgendwas von:" komisch hier in diesem Zimmer hab ich das nicht". Ich wusste im ersten Moment überhaupt nicht was los ist und fing schlagartig an mir Sorgen zu machen. Er erzählte mir das er ein bestimmtes Lied hört und mit seinem Vater (der leider nicht mehr lebte) gesprochen hätte und er nun weiss was zu tun ist und das er weiss das er mich liebt aber das gerade nicht fühlen kann. Er wollte mir alles aufschreiben aber das hätte nicht funktioniert. Ich wusste das jetzt ganz gewaltig etwas schief läuft und mir schoß das Wort Dilirium in den Kopf. Ich versuchte so ruhig wie möglich zu bleiben, innerlich hatte ich große Angst. Er legte sich dann hin und ich beruhigte ihn. Er schlief dann ein ( er hatte 3 Tage zuvor kaum bis garnicht geschlafen) und ich rief den Krankenwagen.

    Als sofort danach, nach ihm schaute war der Krampfanfall im vollem Gange. Ich blieb bis zum Ende des Anfalls bei ihm. Man kann sich nicht vorstellen was ich für eine Angst empfunden habe und wie lang es mir vorkam bis der Krankenwagen eintraf. Der Krampfanfall löste sich und er wusste natürlich nicht wo er sich gerade befand und wollte unbedingt los laufen, ich versuchte ihn daran zu hindern aber es war zwecklos zum Glück klingelte es dann auch endlich an meiner Tür. Ich erklärte den Rettungskräften kurz was passiert war und untersuchten kurz seine Pupillenreflexe. Sie fragten ihn nach seinem Namen, Adresse, wie alt er ist, welches Jahr wir haben. Er konnte nichts davon beantworten, er schaute mich hilfesuchend an.

    Sie nahmen ihn dann mit und als die Tür ins Schloss fiel, fing ich hemmungslos an zu weinen. Ich packte ein paar Sachen ein und fuhr in die Klinik, dort bekam er noch einen 2. Anfall bei dem er sich auch noch am Kopf verletzte. Er kam auf die Stroke Unit und ich musste draussen vor der Tür warten. Wir waren ja nicht verheiratet und ich hatte Angst das ich keine Auskunft bekommen würde. Gefühlt saß ich mit meiner Angst um ihn, stundenlang vor dieser Tür die mich von ihm trennte. Der Arzt kam heraus und fragte mich ob ich herein kommen würde um meinen Lebensgefährten zu beruhigen da er um sich tritt und nach mir ruft.

    Ich ging dann mit und sah ihn blutverschmiert, eingenässt, voller Angst und in einem erbärmlichen Zustand vor mir liegend. Ich konnte ihn zum Glück beruhigen. Er wurde sediert und fixiert, was mich fertig machte... er wirkte auf mich wie ein Kleinkind und ich hatte Angst das er Schäden die nicht wieder reperabel sind , davon getragen haben könnte. Die nächsten Tage folgten Untersuchungen und es war anscheinend nicht sein erster Krampfanfall was man auf den CT Bildern gut erkennen konnte. Sein Hirn hatte auch schon angefangen zu "schrumpfen" was auf den jahrelangen Alkoholmissbrauch zurück zu führen war. Ich war geschockt aber gleichzeitig dachte ich, nach so einer schrecklichen Erfahrung würde er sicherlich nicht wieder anfangen zu trinken.

    Er erholte sich langsam und kam wieder zu Kräften und ich war so glücklich das es ihm wieder besser ging. Leider war alles Hoffen umsonst und es war nicht sein letzter Entzug aber zumindestens keine kalten Entzüge mehr. Es war eine sehr traumatische Erfahrung und ich rate jedem davon ab es auf so einen Versuch ankommen zu lassen, es war lebensgefährlich für ihn und auch mich hätte es in eine gefährliche Situation bringen können.

  • Ach Gott! :| Das hört sich alles so furchtbar traurig an... Da kann ich echt nur froh sein jetzt die Reißleine gezogen zu haben... Natürlich möchte ja im Grunde niemand, daß es seinem Ex oder anderen so furchtbar schlecht geht.. Was wäre man dann auch für ein Mensch.

    Ich für meinen Teil wünsche und hoffe für meinen Ex, dass er vielleicht doch mal ernsthaft über sich selbst nachdenkt. Er sich von allem selbst mal vor Augen führt was er mit seiner Alkolsucht alles zerstört hat. Oh er das tut werde ich wohl nicht mehr erfahren aber ich würde es mir für ihn wünschen.

  • Es macht echt keinen Sinn!

    Meine Freundin hat mir ein Bild geschickt, was er auf Seinem WA Status veröffentlicht hat.. sein total blutiges Schienbein mit tiefen Wunden. :shock: und darunter stand " Endlich alles gut! Schienbein zwei mal durch!"

    Und anschließend noch eins mit so einem komischen Spruch! " Enttäuscht, belogen und betrogen wirst Du von Menschen, von denen Du es nie erwartet hättest erst, wenn sie nicht mehr bekommen was sie wollen!"

    Ich habe gedacht ich lese nicht richtig! :shock:

    Hab ihn dann bei WA ( hatte ihn blockiert) geöffnet und geschrieben er möge doch bitte aufhören sowas zu post und das ich ihn weder belogen, betrogen oder sonstwas habe. Ich habe ihm gesagt, dass er sehr wohl weiß warum ich mich getrennt habe. Darauf kam dann.. " Ich sag es Dir nur einmal! Lass mich in Ruhe!

    Nun ja... Nun ist er wieder blockiert und so soll es auch bleiben!

    Mich hat das irgendwie sehr schockiert! Er merkt es echt nicht! Also Hopfen und Malz verloren! :rolleyes:

  • Das ist ja das Fatale an der Sache, wir können nur zuschauen, wie Menschen, die wir lieben, die zu uns gehören, zu Grunde gehen, wenn sie selbst nicht aufhören wollen zu trinken. Wir können uns nur selber schützen. Wir können dafür sorgen, dass es uns gut geht. Und es darf uns gut gehen, auch wenn jemand in unserem Umfeld so leidet. Das war schwer für mich zu begreifen, aber irgendwann hab ich es für mich angenommen. Ich und nur ich kann dafür sorgen, dass es mir gut geht, ich habe die Verantwortung für mein Leben und so ist es bei jedem anderen erwachsenen Menschen - sein Leben und seine Verantwortung.

    Also nicht schweigen, sondern den Fokus auf das eigene Leben, die eigenen Wünsche und Bedürfnisse lenken und dafür sorgen, dass Du zufrieden bist.

    sonnige Grüße

    Lütte

    Liebe Lütte,

    Deine Zeilen helfen mir gerade. So groß ist die Furcht vor diesem sich nun immer weiter verschlimmernden Leiden, dem Weg, den meine bald 80-jährige Mutter schon vor langer Zeit eingeschlagen hat und nie ändern konnte und wollte. Und dennoch darf es mir gut gehen. Darf ich hier in meiner Stadt mit meinem Mann lachen und mich über Schönes freuen, Wandern gehen, Freunde sehen und mich um mich kümmern und um uns, meinen Mann und mich. Diese Diskrepanz ist schwer auszuhalten, auch wenn ich alles nicht hautnah, sondern "nur" aus der Distanz mitbekomme. Allerdings werde ich bald wegen eines Termins für zwei Tage zu ihr fahren. Das lastet auf mir.

    Lieben Gruß

    Siri

  • Liebe Forummitglieder, ich habe meinen Mann vor 2 Wochen nach jahrelanger Alkoholkrankheit durch Suizid verloren. Es war ein langer Weg, aber es gab auch viel Hoffnung und Zuversicht und 2 Jahrelang Abstinenz, er konnte es schaffen und dann kam schlagartig das Ende. Mir wird jetzt immer wieder gesagt wie hoch die Suizidgefahr bei Alkoholsüchtigen ist. Das war mir so nicht bewusst.....

    Bei meinem Mann wurde es erst 2020 so schlimm mit der Trinkerei (mehrere Entzüge, 4 epileptische Anfälle nach kaltem Entzug etc.), die letzten 2 Jahre war er sogar trocken, weil er den Führerschein verloren hatte und das die schlimmste Strafe für ihn war.... Ihr könnt gerne meine Geschichte "Sucht und Suizid" lesen... Nach den 2 Jahren ohne Alkohol, ging es ganz schnell: Er stürzte wieder in die Sucht, der Führerschein war gleich wieder weg nach 3,3 Promille am Steuer. Nach einem 3,5 wöchigem Aufenthalt in einer Klinik nach einem ersten Suizidversuch, hat er sich zuhause erhängt. Die Sucht stand über allem, über unserer Liebe, über der Angst wieder den Führerschein zu verlieren, über all dem was wir uns aufgebaut haben...Die Sucht hat ihn beherrscht... und er hat keinen anderen Ausweg mehr gewusst. Hilfe hat er nicht angenommen, er hat bis zum letzten Tag seine Sucht geleugnet!

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