Ich habe ca. 10 Jahre lang miterlebt, wie jemand elendig am Alkohol zu Grunde geht. Ein Mensch aus unserer Mitte mit Problemen wie sie fast jeder mal hat - zeitweise Arbeitslosigkeit, Auszug des Kindes, Trennung vom Partner, Tod geliebter Angehöriger. Ein Mensch wie du und ich. Aus diesem herzensguten, hilfsbereiten, stillen, aber doch lebensfrohen Menschen wurde jemand, der voller Verbitterung auf seine Umwelt schaute, jemand, der seinem Umfeld die Schuld an seinem Elend gab und nicht in der Lage war, selbst Verantwortung für sich zu übernehmen.
Die Sucht begann schleichend, ein Glas Bier oder Wein zum Abendessen und danach, damit man einfach entspannen kann. Die Mengen zur Entspannung wurden sukzessive größer und dieser Mensch begann süchtig zu trinken. Nach 4 Jahren konnte der Körper nicht mehr und brach zusammen. Einweisung in die Klinik, Entgiftung, Entlassung und das Leben wurde, wie es war, fortgesetzt, zwar ohne Alkohol, aber auch ohne wirklich was an der Lebensweise zu ändern. Der Körper war angeschlagen und hatte irreparable Schäden. Trotzdem wäre ein zufriedenes Leben möglich gewesen. Irgendwann nach ca. 3 Jahren schlich sich der Alkohol wieder ein. Der Mensch zog sich immer weiter zurück und trank wieder heimlich. Das Wesen dieses Menschen veränderte sich, die Verbitterung auf die Umwelt und der Neid auf das Umfeld wurden stärker. Die Spirale verlief rasant abwärts. Meine letzte Begegnung mit diesem Menschen war furchtbar – ich konnte den Tod sehen. Völlig vergiftet stand der Mensch vor mir, quittegelb, dünne Arme und Beine, dicke Gelenke, ein Wasserbauch, das Bett voll Blut, zu schwach zum Stehen und Denken und weigert sich ins Krankenhaus zu gehen. Dieser Mensch hat den Ärzten noch auf der Intensivstation gesagt, dass er nicht trinkt. Nach 3 Tagen auf dieser Station ist er dann elendig verblutet, weil auf Grund der zerstörten Leber keine Gerinnung mehr stattfinden konnte. Dieser Mensch ist gerade 50 Jahre alt geworden. Wir als Familie werden lernen, mit diesem sinnlosen Tod zu leben, wir werden lernen, damit umzugehen, dass es nichts auf dieser Welt gab, was diesen Menschen dazu bewegen konnte, den Alkohol stehen zu lassen. Trauer und Fassungslosigkeit werden uns noch begleiten. Ich wünsche mir für mich irgendwann ohne Tränen und Wut auf das Leben dieses Menschen zurück blicken zu können und für ihn, dass er nun den Frieden gefunden hat, den er auf dieser Erde nicht finden konnte.
Du hast nicht ohne Grund dieses Forum gefunden und nicht ohne Grund hast Du diesen Text gelesen. Noch ist es für Dich nicht zu spät. Lass den Alkohol stehen und sorge dafür, dass Du ohne ihn ein zufriedenes Leben führst. Du wirst an jeder Ecke Hilfe finden, aber es ist Deine Aufgabe, Dich um diese Hilfe zu kümmern. Es gibt in diesem Forum viele Beispiele dafür, dass ein zufriedenes Leben ohne Alkohol möglich ist. Dieses Forum kann Dich unterstützen, wenn Du es willst.
Solltest Du wie ich, ein Angehöriger sein, kann ich Dir aus meiner Erfahrung nur sagen, dass es wichtig ist, dafür zu sorgen, dass es Dir gut geht. Du hast die Verantwortung für Dein Leben, so wie der Alkoholiker die Verantwortung für sein Leben hat. Dabei kann das Forum helfen, aber auch hier gilt, gehen musst Du Deinen Weg allein.