*los - Der Tanz auf Messers Schneide

  • Hallo los,

    das was du da gerade leistest ist ganz schön anstrengend. Ich bin gerade ratlos um dir Tipps zu geben. Da ist so viel was gelöst werden müsste. Und dass geht nur, wenn deine Frau das möchte. Du bist gerade in einem Teufelskreis gefangen.

    Ich muss lernen damit umzugehen und für mich selber zu sorgen, dafür habe ich mich hier angemeldet.

    Wie willst du dass schaffen ohne dass euer Kind darunter leidet?

    Wäre evtl. eine Tagesklinik was für sie?

    Warum schützt du sie noch vor ihrer Familie? Könnten die dich dann nicht evtl. mitunterstützen in der Kinderbetreuung.

    Oje....sorry....irgendwie keine hilfreichen Tipps die ich dir geben kann.

    Aber gut dass du dich hier angemeldet hast.

    Liebe Grüße Petra

  • Lieber los,

    das hört sich verdammt anstrengend an. Es tut mir sehr leid, dass du in dieser Situation steckst. Ich selbst bin von der Alkoholikerfront und keines der erfahrenen Mitglieder wie Hera, Panama etc., sprich erst ganz frisch am Aufhören und seit Kurzem hier angemeldet. Deine Geschichte berührt mich sehr, weil sie zeigt, wie sehr wir unseren Angehörigen mit unserer Sucht schaden. Wäre eine professionelle Angehörigenberatung von Suchtkranken etwas für dich? Gibt es da eine Anlaufstelle in deinem Umkreis?

    lg Beere

    Bin erst auch erst 5 Monate trocken, daher kann ich mich leider noch gut hineinfühlen. Ich erkenne meinen Mann und seine Verzweiflung in manchen Worten von *los, da hatte ich heute beim Lesen ein übles Bauchgefühl. Traurigkeit und ein schlechtes Gewissen.

    Wollt ich nur kurz loswerden.

  • Hallo Los,

    puuhh, du bringst wirklich schweres Gepäck mit. Aber schön, dass du hier her gefunden hast. Hier kannst du alles aufschreiben, was dir auf der Seele brennt und vielleicht auch durch die Anonymität all das aussprechen, das du sonst nicht sagen kannst oder willst.

    Ich kann mich (zum Teil) ganz gut in deine Lage versetzen, weil ich ähnliches in den letzten 1,5 Jahren erlebt habe, nur halt, dass ich die angehörige Ehefrau und zweifache Mutter war. Die Sache, wenn das Kartenhaus immer höher und die Angst immer größer wird, dass bald ein Windstoß daherkommen könnte, kenne ich. Ich habe von morgens bis abends funktioniert, alle anstehenden Pflichten erledigt, gearbeitet, mich um die Kinder gekümmert und Tag und Nacht überlegt, was ich tun könnte um meinem Ehemann irgendwie zu helfen, seine Stimmungsschwankungen, seine Trinkerei, sei Desinteresse am Familienleben, seine Beleidigungen und Beschuldigungen und meinen dauerangespannten Zustand ertragen. Mir war bewusst, dass ich Raubbau an meiner Seele betreibe, doch ich sah keinen Ausweg. Ich wusste genau, dass meine massiven Schlafstörungen bereits ein lautes Alarmzeichen einer sich anbahnenden Depression waren. An der Seite des psychisch erkrankten Mannes (bei ihm ist es auch nicht nur der Alkohol) dachte ich zeitweise, ich werde selbst verrückt. Ich bin gefühlt 3x/Woche an dem Punkt gestanden, an dem mir klar war, ich muss mich trennen. Ich sah das als einzig richtigen Weg an, bis ich um mich kurz darauf lauter Stoppschilder und geschlossene Türen sah. Irgendwie habe ich es immer wieder geschafft weiterzumachen. Ich dachte, ich müsste. Ich war verzweifelt und habe mich auch geschämt. Geändert hat meine Mühe gar nichts, denn der Mann fühlte sich selbst ja total gesund und hat dafür mir diagnostiziert, dass ich in die Psychiatrie gehöre. Zeitweise hatte ich das Gefühl, ich lasse mich freiwillig einliefern.

    Seit 4 Monaten sind wir nun nach einer Eskalationssituation getrennt. Die Familie zusammenzuhalten und meinem Mann zu helfen...beides ist mir nicht gelungen. Eines musste ich ganz hart lernen: ich kann niemandem helfen, der keine Hilfe will - auch nicht, wenn es sich einmal um den liebsten und damals empathischsten Ehemann handelt. Ich kann mir heute nicht vorwerfen irgendetwas nicht versucht zu haben. Doch ich frage mich, wie es gekommen wäre, hätte ich viel früher sehr radikal gehandelt und den Mann vor die Wahl gestellt: Alkohol und Depression oder die Kinder und ich. Ich war nicht mutig genug. Ich war zu mitleidend und habe viel zu viel abgenommen. Ich habe immer den kleinen verletzten Jungen in ihm gesehen. Doch wann hat er meine Wünsche und Sehnsüchte gesehen? Wann hat er sich gefragt, ob er mir nicht vielleicht doch ein bisschen zu viel zumutet? Wann hat er wenigstens ein bisschen Verantwortung für seinen Zustand übernommen? Müsste man sich als Ehepaar nicht irgendwie abwechselnd entgegenkommen und sein Bestes geben?

    Was das Alleinesein mit den Aufgaben und Pflichten die Kinder, die Arbeit, den Haushalt betreffend hat sich für mich seit der Trennung rein gar nichts geändert. Es ist wie davor, als wir noch zusammen waren. Es erschüttert mich, denn ich merke, dass ich tatsächlich alles alleine und selbst gemacht habe.

    Ist denn deine Frau derzeit in Behandlung? Ist sie medikamentös eingestellt? Du nimmst ihr eigentlich so ziemlich alles ab. Sie arbeitet nicht, sie macht nichts im Haushalt, trägt keine Verantwortung. Wäre es denn möglich, dass sie wenigstens kleine Aufgaben übernimmt - zumindest mal für sich selbst? Kann sie sich im Alltag durch irgendetwas als selbstwirksam erleben?

    Ich habe, wenn ich die diversen Probleme meine Mannes recherchiert bzw. Ärzte und Psychologen befragt habe, immer wieder den Rat erhalten die Familie zu informieren - zumindest den engsten Kreis. Solange das wahre Ausmaß verheimlicht wird, muss der Erkrankte tatsächlich nichts tun. Diesen Rat habe ich leider erst befolgt, als ich selbst nicht mehr konnte und in eine Depression gerutscht bin, nachdem ich schon 1,5 Jahre an zeitweise schweren Schlafstörungen litt und am Ende keine Nacht mehr länger als 2h schlafen konnte. Da war ich an einem Punkt angelangt, an dem auch ich mich nicht mehr im Stande sah mich angemessen um unsere Kinder zu kümmern. Meine Therapie begann zum Glück bereits nach einer Woche zu greifen und nun kämpfe ich mich immer weiter zurück. So traurig es ist, manchmal hilft es nur anzunehmen, dass man dem Angehörigen nicht helfen kann. Du hast ja selbst berichtet, dass du dir bereits eine Auszeit nehmen musstest. Einfach weiterzumachen ist ein Spiel mit dem Feuer. In den 1,5 schlimmen Jahren habe ich parallel dazu immer Selbstfürsorge betrieben. Damit konnte ich meinen Kopf über Wasser halten. Hätte ich das nicht gemacht, wäre ich wahrscheinlich schon früher zusammengebrochen. Wirklich hilfreich war es nicht.

    Wie erlebt euer Kind seine Mutter? Kann es sich bei der Mutter sicher fühlen? Schont es die Mutter? Kann es Kind sein? Kann es sich der Mutter zumuten? Zeigt es irgendwelche Auffälligkeiten? Gibt es außer dir noch eine andere stabile Bezugsperson? Wie erlebt es dich? Kennt es dich glücklich und entspannt?

    Ich kann das Gefühl dich nicht von deiner Frau trennen zu können sehr gut nachempfinden und verstehen. Man hat sich ja als Ehepaar einmal etwas versprochen. Es gab vermutlich auch einmal sehr schöne, unbeschwerte Zeiten. Auch wenn ich noch sehr verletzt bin, bin ich trotzdem auch noch immer sehr traurig über die Wendung, die unser Leben genommen hat. Getrennt bin ich eigentlich gegen meinen Willen, doch noch länger zu bleiben, wäre auch nicht mehr gegangen. Es habe nicht nur ich als Ehefrau sehr gelitten, sondern leider auch unsere Kinder. Trotz allem hast auch du wie jeder Mensch das Recht auf ein glückliches Leben. Kannst du neben und mit deiner Frau glücklich sein?

    LG, Saphira

  • hallo los,

    herzlich willkommen in unserer Selbsthilfegruppe.

    Du hast schwere Dinge im Gepäck, die scheinen sehr schwer zu bewältigen. Alkohol und Borderline sind eine heftige Mischung, die Angehörige zerreissen kann, weil sie oft das Gefühl haben nicht einhaken zu können.

    Zitat: "Wäre ich alleine würde ich nicht mehr auf dieser Welt sein." Zitat Ende

    Das ist Manipulation vom schlimmsten, noch verstärkt durch Borderline. Ich kenne auch diese Androhungen, sie hörten erst auf, als ich ihm sagte , das ich bei der nächsten Ankündigung die Polizei rufen würde und er eingewiesen würde.

    Ich kann dir nur raten, im Familienkreis nichts mehr zu vertuschen. Bei mir kam erst Hilfe, als ich darüber reden konnte, und du brauchst jemanden der dir im Alltag hilft.

    Korrigiert mich, aber eine gewisse Struktut im Leben ist doch gerade bei Suchterkrankungen wichtig.

    Das ist nicht deine Aufgabe, du betreust dein Kind und regelst alles andere. Es ist ihre Verantwortung in ihrem Leben zu ändern. Das kann sie nicht, so lange sie ihr Problem nicht einsieht. Du bist nicht ihr Therapeut.

    Sie sieht aber vielleicht die Notwendigkeit nicht, da ja alles läuft, egal wie sie sich verhält.

    Versorge dein Kind und dich. Ich habe nichts mehr für meinen Mann getan, nur für mich eingekauft, gekocht usw. Nur eingegriffen wenn es mich selbst auch direkt betroffen hat.

    Ab und an fordert sie von mir Motivation ein, ich soll sie ermutigen was zu tun. Das ist dann wieder so ein Punkt den ich nicht erfüllen kann, da ich mich ja selber von Tag zu Tag hangeln muss.

    dafür bist du auch nicht zuständig, es ist ihre Aufgabe. Sie schiebt dir alle Verantwortung zu, nimm sie nicht an.

    Das alles geht nicht von heute auf morgen, gehe Schritt für Schritt im Blick auf dich und dein Kind. Hast du schon mal an eine Vater - Kind - Kur gedacht, damit du mal etwas für dich tun kannst.

    Bitte kündige nur das an, was du auch ausführen kannst, sonst machst du unglaubwürdig und sie wird es gnadenlos ausnutzen.


    lg Morgenrot

    Wer nicht hofft, wird nie dem Unverhofften begegnen. ( Julio Cortazar )

  • Hallo *los,

    im Grunde genommen bist du doch alleinerziehend.

    Auch ich habe keine Antwort auf deine Fragen, du kannst nur ausprobieren und versuchen dir ein Hilfswerk aufzubauen, durch andere Familienmitglieder, Eltern, Schwiegereltern, ggf. Familienhelfer (?) und sie „zwingen“ wieder selbst für sich Verantwortung zu übernehmen, es ihr eben nicht mehr angenehm zu machen.

    Auch ein Alkoholiker weiß, daß er etwas tun muss, damit es nicht äußerst unangenehm wird.

    Du hast Recht, dieses muss sie wieder Stück für Stück lernen und es muss dafür unangenehm werden.

    Sich ständig seinen „Frust“ betäuben ist der einfache Weg.

    Eine Vater-Kind-Kur wäre doch ein Versuch. ?

  • Wie willst du dass schaffen ohne dass euer Kind darunter leidet?

    Hallo Petra,

    keine Ahnung, aber wenn ich weggbreche ist das auch keine Option.

    Warum schützt du sie noch vor ihrer Familie?

    Leichte Frage, sehr komplexe Antwort: Weil Ihre Familie den Großteil ihrer Probleme verursacht hat. Ihre Familie hat einen anderen kulturellen Hintergrund, da stehen Themen wie Disziplin, Gehorsam, Gewalt (vor allem psychische Gewalt) im Vordergrund. Und ganz wichtig: Was denken andere von mir? Also schön immer nach außen glänzen. Das hat meine Frau seit Kindesbeginn erfahren müssen, und teile davon leider auch adaptiert. Wenn ich da jetzt ankomme und denen sage das ihre Tochter Alkoholikerin ist kann man sich ausmalen welcher Druck dann kommen wird. Ob das förderlich wäre mag ich mal dahingestellt lassen.

    Oje....sorry....irgendwie keine hilfreichen Tipps die ich dir geben kann.

    Darüber reden ist auch schon hilfreich!

    Nach einem Windstoß, geht ein Sturm los, einfach beispiellos, es wird Zeit*los

  • Wie ist es mit deinen Eltern? Kannst du sie zur Unterstützung bei der Kinderbetreuung einbinden?

    Wie läuft das denn nachmittags bei euch?

    Wie lange musst du arbeiten? Wer holt das Kind aus dem Kiga ab?

  • In den 1,5 schlimmen Jahren habe ich parallel dazu immer Selbstfürsorge betrieben

    Hallo Saphira,

    was hast du konkret gemacht?

    Wie erlebt euer Kind seine Mutter? Kann es sich bei der Mutter sicher fühlen?

    Wie er seine Mutter erlebt kann ich schwer beurteilen, er ist gerade 5 geworden und redet zwar viel, aber nicht über sowas. Wie er sie erlebt: In der Woche holt Sie ihn zumindest aus der Kita ab. Das weitere ist dann von der jeweiligen Tagesform abhängig. Wenn es ihr nicht gut geht, spielt er alleine oder schaut Fernsehen. Geht es ihr "gut", dann beschäftigt sie sich ca. 2 Stunden mit ihm bis ich Feierabend mache. Dann ist sie oft aber auch schon überfordert, legt sich auf das Sofa und überlässt mit die Betreuung. Seltener geht Sie mit ihm raus und trifft sich mit Freundinnen und ihren Kindern draußen.

    Gibt es außer dir noch eine andere stabile Bezugsperson? Wie erlebt es dich? Kennt es dich glücklich und entspannt?

    Jein. Oma und Opa (Mütterlicherseits) sind zwar im Notfall da, aber der Umgang dort geht auch eher in die Richtung emotionale Erpressung, daher gebe ich ihn eigentlich ungerne für längere Zeit dort ab. Ich selber versuche halt so wie es mir möglich ist auf seine Bedürfnisse einzugehen. Ich merke aber leider das auch meine Zündschnur nicht immer die längste ist :| . Ich bin kein guter Schauspieler, glücklich und entspannt ist diametral zu meinem jetzigen Zustand. Wenn ich es mal schaffe die Sorgen Sorgen sein zu lassen haben wir aber auch unsere schönen Momente.

    Nach einem Windstoß, geht ein Sturm los, einfach beispiellos, es wird Zeit*los

  • Wie ist es mit deinen Eltern? Kannst du sie zur Unterstützung bei der Kinderbetreuung einbinden?

    Nein, die sind seit langer Zeit getrennt, ein Teil wohnt 400 Kilometer weit weg, der andere Teil 500 Kilometer weit weg....

    Wie läuft das denn nachmittags bei euch?

    Wie lange musst du arbeiten? Wer holt das Kind aus dem Kiga ab?

    Siehe meine Antwort an Saphira :)

    Nach einem Windstoß, geht ein Sturm los, einfach beispiellos, es wird Zeit*los

  • Ich habe meiner Frau gestern übrigens gesagt das ich die Verantwortung für den Frühdienst (Kind fertig machen und zur Kita fahren) nicht mehr übernehme. Kleinlaut hat sie es mündlich akzeptiert, heute morgen hat sie den Frühdienst übernommen. Ich bin gepannt wie es weiter geht.....

    Nach einem Windstoß, geht ein Sturm los, einfach beispiellos, es wird Zeit*los

  • Hallo los,

    danke für deine Antworten.

    Super das du schon begonnen hast, Verantwortung abzugeben. Bist du dann noch zu Hause, um zu beobachten ob der Frühdienst klappt? Es ist wirklich einen sehr verzwickte Lage bei dir.

    Hast du dir für dich eine zeitliche Begrenzung gesetzt, wie lang du diesen Zustand ertragen möchtest?

    Käme denn eine Taesklinik in betracht? Da wäre die nötige Struktur. Oder lehnt sie das auch ab?

    Liebe Grüße Petra

  • Das ist ja schon mal was. Dann war sie bislang eher zu bequem dazu, als dass sie dazu tatsächlich gar nicht in der Lage wäre? Könnt ihr zur Kita laufen oder wie kommt ihr dahin? Frage gerade wegen evtl. Auto fahren unter Restalkohol.

    Das ist natürlich schade mit deinen Eltern.

    Es gibt aber natürlich auch sonst noch Möglichkeiten, wenn du deiner Frau eine längere Betreuung nicht zutraust. Dauerhaft vorm TV parken geht ja bei einem gerade 5-jährigen schlecht.

    Ich weiß ja nicht, wie gut du finanziell aufgestellt bist, aber Babysitter und sonst bezahlte Hilfe im Haus wären ja eine Möglichkeit.

    Es gibt aber auch sowas wie Leih-Großeltern.

    Eine alleinerziehende Freundin von mir hat darüber eine "Leih-Oma" gefunden, die sie schon seit Jahren immer mal bei der Kinderbetreuung unterstützt. Das Kind übernachtet auch manchmal da, sodass meine Freundin auch mal richtig Zeit für sich hat.

    Was ist mit deinen Freunden und Bekannten? Kannst du mit denen zusammen mit Kind und evtl. deren Kindern an den Wochenenden was unternehmen?

    Und ansonsten kannst du noch mit zunehmendem Alter des Kindes Freundschaften und gute Beziehungen zu den Eltern der Freunde aufbauen. Da kann man sich später auch gut gegenseitig unterstützen und entlasten (Fahrten zu den Hobbies, die man abwechselnd übernimmt, Übernachtungsbesuche etc.).

    Ich bin schon immer viel mit meinen Kindern alleine gewesen, weil mein Mann oft längere Dienstreisen auch ins Ausland hat. Da ist es super, wenn man ein gutes Netzwerk hat. Manches Hobby oder manche Veranstaltung wäre für meine Kids sonst vielleicht nicht möglich gewesen, manchmal überschneiden sich die Termine ja auch und da ist es so hilfreich, wenn zB ein Kind von den Eltern von Freunden gefahren wird.

  • Hallo Saphira,

    was hast du konkret gemacht?

    Ich bin, egal ob ich Lust hatte oder nicht, täglich in der frischen Luft unterwegs gewesen, ein bisschen Sport (bin faul), Meditationen, ich habe versucht mit den Kids ein möglichst normales Leben zu führen (also Freude treffen, schwimmen, Ausflüge), ich bin zuerst zu zweit, später alleine zur Paar- und Familienberatung gegangen, ich habe eine größere Ausbildung begonnen, damit ich in meinem Leben weitergehe und an meiner Zukunft arbeite und nicht stillstehe, ab und zu habe ich mir Massagen gegönnt. Zeitweise habe ich es echt geschafft, dass ich mich sogar glücklich gefühlt habe, zwischendurch war wieder jeder Tag ein einziger Kampf und ich am Limit. Ich habe mir oft gesagt, nur weil meine Beziehung gerade schlecht läuft, müssen nicht alle anderen Bereiche meines Lebens auch mies sein. Darauf habe ich mich extrem fokussiert. Ich habe mich viel mit Persönlichkeitsentwicklung beschäftigt. Ich habe leider bei vollem Bewusstsein sehr oft meine Grenzen überschritten. Bei uns war es ein wenig anders wie bei den meisten hier. Mein Mann hat sich einerseits schleichend andererseits dann aber tatsächlich von einem Tag auf den anderen massiv in seinem Wesen verändert. Ich wusste lange nicht, was überhaupt los war. Der Alkoholkonsum war zwar aus meiner Sicht schon eine Weile besorgniserregend, er hat aber immer funktioniert und ich habe ihn nie betrunken erlebt. Es war von jetzt auf gleich so, als wäre er in eine andere Welt abgetaucht und von dort ist er bis heute nicht mehr zurückgekommen. Ich war beim Arzt, bei Psychologen usw um herauszufinden, was er haben könnte...ich hatte sogar eine Weile lang den Verdacht, er könnte einen Gehirntumor haben, weil er so psychotisch reagiert hat. Lange war für mich klar, einen geliebten Menschen, der plötzlich eine komische Erkrankung bekommen hat, lässt man nicht allein. Ich habe übersehen, dass er mich mit allem allein gelassen hat.

    Wie er seine Mutter erlebt kann ich schwer beurteilen, er ist gerade 5 geworden und redet zwar viel, aber nicht über sowas.

    Das kann er noch nicht oder nur selten. Kinder in dem Alter leben noch total im Moment. Ist er im einen Moment noch total enttäuscht oder traurig, kann sich schon im nächsten Moment eine coole Spielgelegenheit ergeben und schon ist wieder alles gut. Das heißt aber nicht, dass ein Kind nicht wegen einer belastenden Familiensituation leidet. Stress äußern sie anders: z.B. durch vermehrt aggressives oder sehr in sich gekehrtes Verhalten, durch Nägelbeißen, Bettnässen, extreme Anhänglichkeit, sehr stark ängstliches Verhalten, schlechten Schlaf, Neurodermitis usw. Manche Kinder regredieren zeitweise, d.h. sie fallen auf eine jüngere Entwicklungsstufe zurück, weil sie sich dort vermeintlich sicher fühlen (z.B. wieder in Babysprache sprechen, noch mal den Schnuller brauchen, sich plötzlich nicht mehr selbst anziehen können etc) Andere Kinder sind zu Hause extrem brav und unkompliziert, weil sie sehr feine Antennen dafür haben, dass sie sich den Eltern oder einem Elternteil nicht ganz zumuten können.

    Ich selber versuche halt so wie es mir möglich ist auf seine Bedürfnisse einzugehen. Ich merke aber leider das auch meine Zündschnur nicht immer die längste ist :| . Ich bin kein guter Schauspieler, glücklich und entspannt ist diametral zu meinem jetzigen Zustand.

    Das ist total verständlich. So ungefähr habe ich das auch gemacht. Ich hoffe, dir ist bewusst, dass du gerade extrem viel leistest. Eigentlich bist du Mama und Papa in einer Person. Die Frage ist halt, ob man sich irgendwann mit einer so komplizierten Situation abfinden kann und wieder dauerhaft glücklich ist, auch wenn sich der Ehepartner nicht ändert. Ich bin definitiv nach 4 Monaten Trennung noch nicht glücklich. Es gibt ab und zu Momente, in denen ich Glück und Dankbarkeit fühle. In vielem funktioniere ich nach wie vor nur. Aber trotzdem hat sich eine Sache total geändert: ich bin nicht mehr dauerangespannt, weil ich den Stimmungsschwankungen des Mannes nicht mehr unberechenbar ausgeliefert bin, mein Gedankenkarussell auf der Suche nach einem Ausweg dreht sich nicht mehr pausenlos, meine Geduld ist meistens wieder auf normalem Level, ich bin wieder belastbarer, sodass ich den Alltag mit den Kids gut im Griff habe, ich schlafe wieder jede Nacht gut und bin am Morgen ausgeruht, ich bin wieder stabil und ich sehe, dass manche Ängste unbegründet waren. Irgendwann wird auch meine Lebensfreude wieder zurückkehren. Aber ich glaube, ich bin meinen Kindern wieder eine normalere Mama wie noch vor 2 Monaten, bei der sie Kind sein dürfen.

    Alleinerziehend sein fühlt sich für mich bis jetzt nicht anstrengender an. Denn eigentlich war ich es schon länger, ich bin es gewohnt für fast alles alleine (letzt)verantwortlich zu sein. Ich mache nichts, was ich nicht in den letzten Jahren auch gemacht habe. Im Gegenteil - nun sind die Kinder in regelmäßigen Abständen beim Papa und ich habe quasi "frei" - diesen Luxus hatte ich vorher nicht.

  • Super das du schon begonnen hast, Verantwortung abzugeben. Bist du dann noch zu Hause, um zu beobachten ob der Frühdienst klappt?

    Ich arbeite im Homeoffice, also ja.

    Hast du dir für dich eine zeitliche Begrenzung gesetzt, wie lang du diesen Zustand ertragen möchtest?

    Möchten tu ich den Zustand schon lange nicht mehr ertragen. Da ich aber voll in der Spirale bin stellt sich nur die Frage, wie lange Körper und Geist den Zustand noch mitmachen. Wäre mein Sohn nicht hätte ich vermutlich bereits die Reißleine gezogen. Oder mir wäre es egal und wir würden einfach nebeneinander so herleben. Oder Oder.... Ich weiß es selbst gerade nicht so genau... Das ist ja das generelle Problem was ich häufiger hier gelesen habe, es gibt da halt auch immer wieder diesen besseren Momente oder die bessere Vergangenheit an die man sich im Geiste klammert, gepaart mit der Hoffnung auf eine wieder bessere Zukunft.... In guten wie in schlechten Zeiten.... Das ist zum kotzen wenn man selber nicht mehr weiß wo hin mit sich, woran man glauben und hoffen soll, hoffen kann oder doch nicht? Kriegt meine Frau die Kurve, kriegt sie sie nicht? Will man warten, soll man gehen? Hätte Mette wäre wenn.... So kann man meine Gefühlslage beschreiben....

    Was meine Frau aktuell an einer Therapie hindert werde ich mal in einem gesonderten Post beschreiben, das sprengt gerade den Rahmen

    Nach einem Windstoß, geht ein Sturm los, einfach beispiellos, es wird Zeit*los

  • Hallo los,

    die genauen Einzelheiten über sie schreibe mal lieber nicht. Hier kann ja das ganze www mitlesen. Ihre Beweggründe sind ihre Sache. Wir wissen, daß sie trinkt, mehr brauchen wir nicht zu wissen hier.

    Viel wichtiger ist, daß du zunehmend versuchst, den Fokus auf dich selber zu legen. Und damit hast du ja schon angefangen! Das ist gut.

    Mit genau solchen vermeintlich kleinen Schritten eröffnet sich mit der Zeit ein gangbarer Weg.

    Liebe Grüße, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Dann war sie bislang eher zu bequem dazu, als dass sie dazu tatsächlich gar nicht in der Lage wäre? Könnt ihr zur Kita laufen oder wie kommt ihr dahin? Frage gerade wegen evtl. Auto fahren unter Restalkohol.

    Es gibt 2 Zustände: Wenn sie mal einen Abend nicht getrunken hat kann sie nicht schlafen weil Gedankenkarussell.... Dann schläft sie erst morgens um 5 oder 6 ein und steht dann nicht auf weil sie erst eine oder zwei Stunden geschlafen hat.

    Wenn sie abends säuft, dann ist sie lt. eigener Aussage nicht fahrtüchtig. Zur Kita gehts nur mit Auto, die ist zu Fuß zu weit entfernt


    Zu dem Rest: Ja, es gibt definitiv diverse Möglichkeiten sich externe Unterstützung zu holen. So weit bin ich aber noch nicht.

    Zumal meine Frau schon reflektieren kann, so ist es ja nicht. In den beiden Langzeitrehas hat sie einiges lernen können. Aber wie heißt es so schön im Leben: easy to learn, hard to work..... Das gilt auch für sie, aber auch für mich. Ich bin jetzt gerad erst an dem Punkt, an dem ich Veränderungen einleiten will/muss. Schritt für Schritt....

    Die Wochenenden verbringe ich möglichst sinnvoll..... Sind dann oft draußen oder unterwegs, zumal mein Kleiner am Wochenende auch Sportveranstaltungen etc. hat. Manchmal mache ich das dann mit ihm alleine, wenn meine Frau nicht gerade ein Loch hat dann ist die auch mal dabei, aber meistens mache ich was mit ihm.

    Kannst du mit denen zusammen mit Kind und evtl. deren Kindern an den Wochenenden was unternehmen?

    Die Wochenenden verbringe ich möglichst sinnvoll..... Sind dann oft draußen oder unterwegs, zumal mein Kleiner am Wochenende auch Sportveranstaltungen etc. hat. Manchmal mache ich das dann mit ihm alleine, wenn meine Frau nicht gerade ein Loch hat dann ist die auch mal dabei, aber meistens mache ich was mit ihm. Meine Frau belastet das schwer nach Ihrer Aussage, sie würde gerne als Familie viel mehr unternehmen. Wenn da nicht der scheiß Alk wäre.....

    Nach einem Windstoß, geht ein Sturm los, einfach beispiellos, es wird Zeit*los

  • Denk nur bitte daran, dass nicht nur du unter der Situation leidest.

    Je älter dein Sohn wird, desto mehr bekommt er mit.

    Wie sehr Kinder unter dem Alk-Konsum der Eltern leiden, kannst du hier bei vielen Geschichten nachlesen. Ich finde das wirklich erschreckend. Und offenbar ist es so, dass sehr sehr viele Kinder, deren Eltern Alkoholiker sind/ waren später selbst zum Alkoholiker werden.

    Du bist nicht nur für dich, sondern auch für dein Kind verantwortlich.

  • Ich habe übersehen, dass er mich mit allem allein gelassen hat.

    Ich beneide dich für diese Einsicht.

    Das heißt aber nicht, dass ein Kind nicht wegen einer belastenden Familiensituation leidet.

    Auffälliges Verhalten beobachte ich bisher nicht wirklich. Er ist sehr lebhaft (das war er aber schon immer) und ein sehr aufgeschlossenes und fröhliches Kind. Ich hoffe das es so bleibt....

    Die Frage ist halt, ob man sich irgendwann mit einer so komplizierten Situation abfinden kann und wieder dauerhaft glücklich ist, auch wenn sich der Ehepartner nicht ändert.

    Ich glaube Menschen können sich mit vielen abfinden wenn es die Situation erfordert. Macht einen das glücklich? Nein! Ich glaube aber, das man sich sogar mit unglücklich sein arrangieren kann, nicht weil man es will sondern weil man es "erlernen" musste. Und das macht es so schwer aus diesem Teufelskreis auszubrechen. Ich bewunder jeden Angehörigen der dies geschafft hat, sich aus dem unglücklich sein zu befreien und sein Leben wieder für sich zu gestalten.

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  • Denk nur bitte daran, dass nicht nur du unter der Situation leidest.

    Je älter dein Sohn wird, desto mehr bekommt er mit.

    Wie sehr Kinder unter dem Alk-Konsum der Eltern leiden, kannst du hier bei vielen Geschichten nachlesen. Ich finde das wirklich erschreckend. Und offenbar ist es so, dass sehr sehr viele Kinder, deren Eltern Alkoholiker sind/ waren später selbst zum Alkoholiker werden.

    Du bist nicht nur für dich, sondern auch für dein Kind verantwortlich.

    Dessen bin ich mir bewusst. Meine volle Aufmerksamkeit ist auf das Wohlergehen meines Sohnes gerichtet. Da spielen sehr viele Facetten mit rein die es zu beachten gilt....

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  • Das gilt auch für sie, aber auch für mich. Ich bin jetzt gerad erst an dem Punkt, an dem ich Veränderungen einleiten will/muss. Schritt für Schritt....

    Du gehst erste, für dich machbare Schritte. Das ist ein guter Anfang.

    . Macht einen das glücklich? Nein! Ich glaube aber, das man sich sogar mit unglücklich sein arrangieren kann, nicht weil man es will sondern weil man es "erlernen" musste.

    Das liest sich sehr, sehr traurig.

    Zum Glück achtest du auf dein Sohn. Wäre gut wenn er dieses "sich arrangieren unglücklich zu sein" nicht erlernen muss.

    Liebe Grüße Petra

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