Shari . Mann ist Alkoholiker, gibt es aber nicht zu

  • Das Thema ist mir nicht neu. Meine Mutter war schwere Alkoholikerin und meine Schwester ist 2021 am Alkohol gestorben. Ich hab lange versucht, dass sie sich helfen lässt. Dann hat sie den Kontakt abgebrochen und ist gestorben.

    Mein Mann hat immer gerne und auch viel getrunken, aber dabei immer noch funktioniert und es auch nie verheimlicht. In den Jahren von 2018 bis heute war er viel krank. Unterschiedliche Baustellen, darunter auch eine kaum noch funktionierende Bauchspeicheldrüse, Diabetis und die Leber. Im letzten Jahr habe dann auch ich endlich realisiert, dass er viel zu viel trinkt, obwohl er ein striktes Alkoholverbot vom Arzt hat. Er fing im letzten Jahr an heimlich zu trinken, seine Umgebung und mich ständig zu belügen, Märchen zu erfinden warum etwas ist, wie es ist und last but not least, war der Führerschein auch weg. Seine Firma ist den Bach runter gegangen und seine Depressionen (aber er hat ja keine Depressionen) wurden schlimmer. Nachdem er sich endlich überreden lies wieder zum Arzt zu gehen und diverse Untersuchungen zeigten, dass er zu viel trinkt, habe ich ihm gesagt, dass ich nicht mehr kann. Das ich die letzten 4 Jahre durch die Hölle gegangen bin, dass ich mir einfach keine Sorgen mehr machen will und kann. Seitdem ist alles stark abgekühlt und auch seine Firma ist in der Auflösung begriffen.

    Der Arzt hat ihm eine Reha verordnet, ihm aber auch gesagt, dass wenn er nicht aufhört zu trinken, es vollkommen sinnlos ist überhaupt einen Antrag zu stellen. Ich denke das größte Problem ist, dass er nach wie vor der Meinung ist, dass er kein Problem hat und alles nicht so schlimm ist. Solange er aber das nicht zugibt, wird er immer wieder zurückfallen. Nachdem ich das letzte Altglaslager auf dem Grundstück ausgehoben habe, unglaublich wo ich überall leere Flaschen gefunden habe, meinte er, er müsse weniger trinken, dass ginge ja nicht so weiter. ACH! Die letzten Tage hat er tatsächlich auch weniger getrunken, aber nicht aufgehört. Jedoch glaube ich, dass der Auslöser die heutige Blutabnahme war und es in Kürze ungebremst weiter gehen wird. So war das immer. Er wurde krank, ging zum Arzt, wenn es schon fast zu spät war, hielt sich einige Wochen an das Rezept und wenn es ihm besser ging, lies er wieder alles schleifen. Und ich stand wie immer, hilflos daneben.

    Ich habe im letzten Jahr jede Hoffnung verloren und plane auch eigentlich meinen Auszug. Er macht mich so wütend und ich fühle mich so hilflos.... Dadurch das er die letzten Tage weniger getrunken hat, fiel ihm wohl auch auf, dass ich nicht mehr besonders nett zu ihm bin. (ich hatte das Gefühl, wenn ich freundlich und verständnisvoll bin, kommt er nie zur Besinnung) Er versucht also seit 2 Tagen sich mehr einzubringen, nur kann ich dem ganzen nicht mehr trauen und ihm schon mal gar nicht mehr glauben. Ich hatte ihm den Rehaantrag vorbereitet und er muss nur noch sein eigenes Statement abgeben. Damit hat er auch angefangen, aber schreibt kein Wort vom Alkohol.

    Natürlich gibt er jedem anderen die Schuld an seinem Versagen. Das er sich wegen der Trinkerei um nichts mehr gekümmert hat, davon ist nie die Rede. Ich habe vieles versucht aufzufangen, mit einem Semiotimalen Erfolg. Es ist eigentlich nur eine Frage der Zeit, bis ich dran bin. Bis er mir die Schuld gibt, dass es nicht funktioniert. Die abgekühlte Beziehung ist das eine, die Frage nach dem Warum, wird er nicht stellen, da er viel zu viel Angst davor hat, dass er dabei nicht besonders gut wegkommt. Zudem er mich schon eh lange nicht mehr wirklich wahrnimmt. Er ist sich selbst viel zu wichtig geworden.

    Ein nasser Alkoholiker ist das eine, aber ein Alkoholiker der zu wenig trinkt, ist das andere. Er ist stellenweise auch in seiner Paranoia gefangen. Ich habe Angst davor, dass er durchdreht. Zum Glück wohnt mein ältester Sohn mit im Haus und ich bin nicht ganz alleine.

    Mittlerweile bin ich nicht nur emotional am Ende, sondern auch körperlich. Ich kann tatsächlich nicht mehr. Ich weis natürlich, dass der Alkoholiker per se krank ist. (psychisch und physisch) Das das Verhaltensmuster meines Mannes seiner Krankheit entspricht, aber ich weis auch, dass ein kranker Mensch der seine Krankheit verleugnet, nichts dafür tun wird gesund zu werden, denn er hält sich nicht für krank. Das hab ich bereits mit Mutter und Schwester durch.

    Ich bin nur mittlerweile so aufgebraucht. Dabei kann ich mir das wirklich nicht leisten. Zuhause hängt natürlich alles an mir und einen Job habe ich auch. Mittlerweile habe ich Panik Attacken, habe seit Monaten nicht mehr richtig geschlafen, außer ich fahre ein paar Tage weg, und bin einfach nur noch müde.

    Was kann ich noch tun?

  • Hallo Schari,

    willkommen bei uns in der Selbsthilfegruppe.

    Du hast es richtig erkannt, nur der Alkoholiker kann etwas gegen seine Sucht tun. Als

    Angehöriger kann man nur versuchen die Situation für sich selbst zu verbessern.

    Du schreibst, dass Du arbeitest. Die beste Möglichkeit ist, wenn Du Dir eine eigene

    Wohnung suchst. Dann bist Du auf Abstand und nicht mehr direkt dabei.

    Mit Deinem Problem bist Du leider nicht allein, möchtest Du Dich im offenen Bereich mit anderen Angehörigen austauschen?

    Hier ist der Bewerbungslink für Dich:

    https://alkoholiker-forum.de/bewerben/

    Anklicken und kurz etwas dazu schreiben. Dann wirst Du freigeschaltet und Dein Thema in den entsprechenden Bereich verschoben.

    LG Elly

    ---------------------------------------------------------------------------------------

    Mancher wird erst mutig, wenn er keinen anderen Ausweg mehr sieht.

    - Trocken seit 06.01.2013 -

  • Deinen Sohn nehmen und gehen. :?


    Hallo Schari,

    herzlich Willkommen hier bei uns in der Gruppe! Es ist gut, daß du für dich jetzt eine Selbsthilfegruppe gefunden hast. Zuerst mein Beileid zum Tod deiner Mutter und auch deiner Schwester. Es ist erschütternd zu lesen, wie eure ganze Familie drin hängt.

    Mein Satz oben ist das erste, was mir als Antwort auf deine Frage eingefallen ist. Meistens braucht es aber auch bei Angehörigen einen Tiefpunkt, um so eine Entscheidung treffen und durchziehen zu können. Aber die Gedanken hast du ja auch schon in dir rumoren. Oft gehen die Angehörigen schneller kaputt als der Alkoholiker selber, psychisch und körperlich... :?

    Ich wünsche dir von ganzen Herzen einen hilfreichen Austausch mit den anderen Betroffenen hier.

    Viele liebe Grüße, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • [...]

    Ich bin nur mittlerweile so aufgebraucht. Dabei kann ich mir das wirklich nicht leisten. Zuhause hängt natürlich alles an mir und einen Job habe ich auch. Mittlerweile habe ich Panik Attacken, habe seit Monaten nicht mehr richtig geschlafen, außer ich fahre ein paar Tage weg, und bin einfach nur noch müde.

    Was kann ich noch tun?

    Hallo Schari,

    Willkommen im Forum, ein großes Päckchen dass du da zu tragen hast!

    ich habe nur den letzten Teil zitiert: "Du kannst es dir wirklich nicht leisten" ... wer fällt tot um wenn du anfängst dich auch um dich zu kümmern? - aller Wahrscheinlichkeit nach nur du selbst, DU schränkst dich selbst massiv ein, DEINE Kraft lässt nach, DU bekommst keinen Schlaf DU hast Panikattacken ... Das geht alles zu DEINEN Lasten, raubt dir unglaublich viel Kraft und macht dich Krank.

    Daher wäre meine Idee: sage auch mal Nein wenn jemand etwas von dir will und versuche dich soweit es geht um dich zu kümmern, DU darfst der wichtigste Mensch in deinem Leben sein! Oder ganz praktisch gesehen: wenn du zusammenbrichst (und irgendwann ist es JEDEM egal wie gut Sie oder er ist zuviel) dann kannst du dich auch nicht mehr kümmern weder um deinen Sohn, noch um dich selbst ...

    Darum: schau' wo du Zeit für dich findest, frage dich was du grade wirklich brauchst... und arbeite darauf hin.


    Grüße

    Barthell

    Train to survive

    survive to train

  • Hallo Schari,

    meine Güte, da liegt aber ein bewegtes Leben mit ständigen Begleiter des Alkohols hinter dir. Mein aufrichtiges Beileid.

    Ich glaube du musst anfangen an dich zu denken. Du kannst deinem Mann nicht helfen. Aber dass weißt du ja selbst.

    Versuche dich anzugrenzen. Du hast ja schon damit begonnen.

    Wäre es möglich dass dein Mann auszieht? Ich nehme mal an, eher nicht. Aber ich glaube auf kurz oder lang brachst du eine räumlich Trennung.

    Ich wünsche dir hier einen erfolgreichen Austausch für dich. Hier kannst du deinen Ballast abladen. Oft hilft dass einem sich zu sortieren.

    Liebe Grüße Petra

  • Ich danke euch für eure Gedanken. Er scheint sich wirklich zusammenreißen zu wollen. Schlimm ist, dass mir mittlerweile das Vertrauen und der Glaube daran fehlt, dass er es schafft. Ich komme mir regelrecht schlecht dabei vor, dass ich so kühl auf ihn reagiere. Dabei hat er mich nur noch als funktionierendes Beiwerk behandelt. Der Mann ist die Lebe meines Lebens und der Schmerz darüber, so zu ihm sein zu müssen, bringt mich fast um. Mein jüngerer Sohn sagte mir: "Wenn Du ihn aufgibst, dann aber so das du dir selbst nichts mehr vorzuwerfen hast, sonst wirfst du dir das den Rest deines Lebens vor."

    Immer wieder stelle ich mir die Frage: Hast du genug getan? Hast du das richtige getan?

    Im Sommer hat er seinen Führerschein wegen Alkohol verloren, er fährt trotzdem noch. Ich hasse es, dass er mich zum Mittäter macht und ich hasse mich dafür, dass ich ihn noch nicht angezeigt habe. Todesangst habe ich davor, dass etwas schlimmeres passiert. Das er dabei jemanden verletzt. Ich bin so zornig, dabei passt das eigentlich gar nicht zu mir und das bin ich auch eigentlich gar nicht. Seine Sucht hat auch mich bereits zu einem Menschen gemacht, den ich nicht leiden kann.

  • Das ist wirklich eine unglaublich schwierige Situation für dich. Ich denke, du brauchst dringend Hilfe.

    Hast du dich schon einmal bei einer Suchtberatungsstelle gemeldet? Dort kann man auch als Angehöriger Hilfe bekommen.

    Ich hab dort nach einem Kennenlern-Gespräch die Möglichkeit bekommen zu ausführlichen und vertraulichen Einzelgesprächen. Es hat so gut getan, mit jemand erfahrenen und unabhängigen Menschen über das Ganze zu sprechen.

  • Hallo Schari,

    herzlich Willkommen in unserer Onlineselbsthilfegruppe.

    Er scheint sich wirklich zusammenreißen zu wollen

    Zusammenreißen genügt nicht, weniger trinken auch nicht.

    Ein nasser Alkoholiker kann sich nicht zuzammenreißen, da es die Sucht ist, die sein Leben bestimmt.

    Da sollte aktives arbeiten zu erkennen sein. Arztbesuch, Entgiftung usw. Das ist aber nicht deine Aufgabe das zu beobachten, er muß an den Punkt kommen, wo er etwas ändert.

    Fahren ohne Führerschein spricht auch nicht für eine Einsicht. Ich habe mich auch früher nicht getraut meinen Mann anzuzeigen wenn er alkoholisiert gefahren ist, heute würde ich es tun.

    Hast du genug getan? Hast du das richtige getan?

     

    Ich sage ja, denn du selbst bringst ja ( d ) eine langjährige Alkoholismusgeschichte aus der Familie mit.

    Du mußt nichts nacharbeiten und nichts besser machen, du darfst endlich mal auf dich sehen, damit es dir besser geht. Hast du eine Ahnung, was du für dich tun könntest?

    Elly, hatte dir in ihrer Begrüßung einen Bewerbungslink für den offenen Bereich geschickt. Magst du dich bewerben, da beginnt dann der richtige Austausch. Wir sind ja hier noch im Vorstellungsbereich.


    lg Morgenrot

    Wer nicht hofft, wird nie dem Unverhofften begegnen. ( Julio Cortazar )

  • Hallo Schari,

    wenn ich deine Zeilen lese, werde ich sehr an meinen Vater erinnert, eine sehr ähnliche Geschichte ... auch ich veränderte ich mich.

    Ich versuchte alles. Nichts fruchtete. Es dauerte Jahre bis ich es begriff, dass ich absolut machtlos war, dass die Hoffnung nur in mir lebte.

    Sobald der Alkoholiker nur die kleinsten Zugeständnisse machte, keimte meine Hoffnung wieder auf, eine Entäuschung folgte der anderen (das ging über Jahre).

    Ich musste loslassen, ihm sein Ding machen lassen, sonst hätte ich noch grösseren Schaden genommen.

    Das tat sehr weh, doch war das der einzige Weg - für mich!

  • Hartmut 13. Januar 2023 um 11:54

    Hat den Titel des Themas von „Mein Mann ist Alkoholiker, gibt es aber nicht zu“ zu „Shari . Mann ist Alkoholiker, gibt es aber nicht zu“ geändert.
  • Hallo Shari,

    ja leider ist das so, der Alkoholiker gibt immer vor etwas tun zu wollen, schafft es dann auch ein paar Tage ohne Alk., glaubt er sei der Held, bekommt womöglich noch Anerkennung und dann geht's wieder von vorn los ... bis der Tod sie scheidet.

    Erst wenn es für dich unertäglich (!!!) wird, es an deine Substanz geht, wirst du dieses Theater nicht mehr mitmachen.

    Gehen oder bleiben?

Unserer Selbsthilfegruppe beitreten!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!