9Leben - Bin neu hier im Forum

  • Die Krankheit Alkoholabhängigkeit möchte ich insgesamt besser verstehen, und ich finde es sehr interessant, was Betroffene dazu schreiben.

    Warum willst du sie besser verstehen? Hat das was mit dir und deiner Selbstreflexion zu tun? Ich bin ähnlich, wie Linde auf die Frage gekommen, ob du selber ein Suchtproblem hast. Es geht hier doch um Selbsthilfe, nicht um Fremdhilfe.

    Was ich nicht verstehe ist, anderen schon wegen anderer Begriffsvorlieben die Möglichkeit zum Erfolg gänzlich abzusprechen.

    Das ist doch Quatsch. Wer sagt das denn? Wer spricht gänzlich was ab? Niemand spricht irgendjemand was ab. Deswegen müssen wir doch nicht jede Tür und Tor öffnen, wenn wir eine andere Erfahrung haben.


    außer Ex-Co nichts. Ich wäre vermutlich noch weiter Co, wenn mein Mann noch leben würde.

    Aufgrund dieser Erkenntnis habe ich hier meine Reflektion gestartet.

    Was meinst du genau mit Reflexion?

    Gruß Hartmut

    ------------------

    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Mit Reflektion meine ich meinen Versuch, mir bewusst zu machen, aufgrund welcher Faktoren und welcher Motivation ich mich wie zu meinem Mann verhalten habe, um es künftig anders zu handhaben, es anders handhaben zu können.

    Herauszufinden, weshalb ich z.B. wie irrsinnig an der Hoffnung festgehalten habe, dass mein Mann seine Krankheit irgendwann zum Stillstand bringt, er zu dem dafür erforderlichen Willen kommt, obwohl alle Anzeichen permanent dagegen sprachen.

    Ziel für mich ist, ein anderes Selbstbewusstsein zu entwickeln und zu festigen, damit ich bzgl. etwaiger neuer Partnerschaft nicht das schon einmal Erlebte nochmal durchlaufe.

  • Huhu

    wenn ich das so lese… welche Faktoren, welche Motivation, irrsinnig an der Hoffnung fest gehalten… dazu dann die Erinnerung an die Geschichte mit deinem Mann, die für mich als Leserin ein Musterbeispiel für Co-Abhängigkeit darstellt.

    Da frage ich mich dann schon, ob es dir bei der aktuellen Diskussion nicht eher darum geht, dich nicht selbst als Co Alkoholikerin benennen zu wollen.

    Ich bin da selbst auch manchmal hin und her gerissen bei diesen festen Begriffen, ab und an stelle ich auch Fragen oder mische mich ein. Es ist nur halt gar nicht meine Baustelle und mir deshalb letztlich doch eher egal.

    Für dich und deine Zukunft ist es aber doch ganz besonders wichtig, deinen Fokus weg von den Alkoholikern und hin zu dir selbst zu bewegen. Deine eigene Abhängigkeit zu erkennen und daran dauerhaft zu arbeiten. Ein verändertes Selbstbewusstsein ist dabei sicher ein guter und wichtiger Schritt. Eine glückliche suchtfreie Zukunft mit suchtfreien Beziehungen erfordert aber so viel mehr. Co Abhängigkeit endet ja nicht automatisch mit dem Ende deiner Beziehung, zumal es ja nicht du warst, die dem ganzen ein Ende gesetzt hat.

    Eventuell wäre auch für dich der erste Schritt das ehrliche Eingeständnis vor dir selbst 🤔

    Beim Schreiben merke ich gerade, dass mein Text sehr viel bewertender ist, als es sonst meistens meine Art war. Trotzdem lasse ich ihn jetzt so stehen. So kannst du lesen, was für ein Eindruck bei mir entstanden ist und bestenfalls etwas für dich daraus mitnehmen.

    Liebe Grüße, Lea

  • Da frage ich mich dann schon, ob es dir bei der aktuellen Diskussion nicht eher darum geht, dich nicht selbst als Co Alkoholikerin benennen zu wollen.

    Liebe Lea,

    es kostet mich keine Überwindung, mein Verhalten bzgl. meines verstorbenen Mannes als co-abhängig zu bezeichnen: Das war ich durchgehend.

    ich habe viel über Begrifflichkeiten nachgedacht und gegooglet, aber es gibt keine nuancierten Alternativbegriffe. Mich irritiert unverändert die zusammengefügte Bezeichnung "Co-Alkoholiker". Ich assoziiere damit zu sehr eine stoffgebundene Abhängigkeitserkrankung und fühle mich mit dieser Bezeichnung gar nicht angesprochen.

    Nun kann man natürlich sagen, für den Co ist eben der Alkoholiker der Suchtstoff, deswegen bleibt man bei ihm und bin ich eben geblieben. Im Buch Robin Norwood ist die Rede von "der Sucht, gebraucht zu werden", also irgendeine Form, sich selbst über seine Taten und Duldsamkeit rund um den Alkoholiker in der eigenen Bedeutung aufzuwerten, die man sich sonst nicht geben kann.

    Es behagt mir nicht, einen Menschen als Suchtstoff zu sehen. Ich nehme an ihm ja schließlich keine Prise oder kaue ihm ein Stück ab und fühle mich dann wie berauscht oder wie abgeschaltet von Problemen/Schmerzen. Deswegen gefällt mir persönlich für mich die Bezeichnung co-abhängig besser, weil "abhängig" für mich für mich stoffgebundene und ungebundene Süchte einschließt.

    Das zu meinem Tanz um die Formulierung.

  • es kostet mich keine Überwindung, mein Verhalten bzgl. meines verstorbenen Mannes als co-abhängig zu bezeichnen: Das war ich durchgehend.

    Bei aller Wortklauberei 😎 nach diesem Satz würde ich vermuten, dass du ausschließlich dein Verhalten rund um den verstorbenen Mann als solches bewertest.

    Aber was ist mit ganz grundsätzlichen Co abhängigen Strukturen? Bist du nach deinem Selbstverständnis geheilt, nachdem dein Mann nicht mehr da ist? Warst du nach deiner Definition nie süchtig?

    Wo stehst du?

    Interessierte Grüße, Lea

  • Mich irritiert unverändert die zusammengefügte Bezeichnung "Co-Alkoholiker". Ich assoziiere damit zu sehr eine stoffgebundene Abhängigkeitserkrankung und fühle mich mit dieser Bezeichnung gar nicht angesprochen.

    Wo steht denn "Co Alkoholiker" hier bei uns im Forum, 9Leben?

    Das hat Lea in ihrem obigen Text geschrieben, vielleicht hat sie sich auch verschrieben,

    das kann sein.

    Überall steht:

    LG Elly

    ---------------------------------------------------------------------------------------

    Mancher wird erst mutig, wenn er keinen anderen Ausweg mehr sieht.

    - Trocken seit 06.01.2013 -

  • Ich hab das bewusst so geschrieben, weil es mir um die Wortwahl im Kopf und auch um diese extrem auffällige Abwehr gehen das Wort Alkoholiker ging ☺️

    Und das Zitat von Elly zeigt ja auch, dass der Begriff im Kopf von 9Leben durchaus existiert, als würde er hier oder wo auch immer häufiger verwendet werden.

  • Wie kommst Du auf die Frage, ob ich selbst eine Suchterkrankung habe?

    Sowas frage ich manchmal, weil wir ja ein Suchtforum sind. Zwar speziell für Alkoholiker und co-Abhängige, aber es gibt ja Mehrfachsüchte bzw. Suchtverlagerung.

    LG, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Aber was ist mit ganz grundsätzlichen Co abhängigen Strukturen? Bist du nach deinem Selbstverständnis geheilt, nachdem dein Mann nicht mehr da ist? Warst du nach deiner Definition nie süchtig?

    Liebe Lea,

    genau darüber bin ich mir noch nicht ganz schlüssig.

    ich weiß nicht sicher, ob meine co-abhängige Verhaltensweise in der gelebten Ausprägung auf meinen Mann mit nur seinem individuellen Persönlichkeitszuschnitt begrenzt bleibt. Was ich sicher weiß ist, dass ich noch nicht alles klar und abschließend verarbeitet habe.

    ich wüsste derzeit nicht, zu wem ich mich unterbewusst hingezogen fühle, und daher denke ich schon, dass ich noch ein Risiko mit mir herumtrage, wieder co-abhängiges Verhalten an den Tag zu legen.

    Was ich ja aber gerade auf keinen Fall wiederholen will.

    ich denke, dafür muss ich für mich neue Grenzen definieren. Das wird ein Stück Arbeit. Mir wurde schon als Kind gesagt: "Du bist doch so sozial." Im Sinne von hilfsbereit. Und: "Du kannst Dich gut zurücknehmen und anpassen". Für beides habe ich natürlich schon immer Grenzen gehabt, aber die sind weit gesteckt. Geduldig warten und beharrlich sein kann ich auch gut. Ich denke, auch aus all dem ist in mir bezüglich meines Mannes (an anderen habe ich zum Glück keine Erfahrung, daher ist mein Mann die einige Referenz) die Co-Abhängigkeit erwachsen.

    Dazu kam natürlich das reale Beziehungsleben, namentlich Ehe und Familie, was ich funktional erhalten wollte und mit dieser Motivation automatisch mein co-abhängiges Verhalten entzündet habe.

    Elly ,

    der Begriff Co-Alkoholiker ist im Internet genauso zu lesen wie Co-Abhängigkeit.

  • Sowas frage ich manchmal, weil wir ja ein Suchtforum sind. Zwar speziell für Alkoholiker und co-Abhängige, aber es gibt ja Mehrfachsüchte bzw. Suchtverlagerung.

    LG, Linde

    Liebe Linde,

    danke für Deine Antwort. Hat Dich ein bestimmter Beitrag von mir oder meine Diskussion um Begrifflichkeiten dazu motiviert, mir die Frage erst ein paar Wochen nach meiner Anmeldung zu stellen?

  • Ja klar, die Frage kam mir beim Lesen der Threads in den Sinn und da habe ich sie einfach gestellt.

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Hallo 9Leben,

    ich habe eine 26jährige Beziehung bzw Ehe hinter mir. Das heißt, nach dieser Zeit konnte ich mich 2007 trennen. Ca 1 Jahr vor der Trennung habe ich zum ersten Mal die Begriffe "Coabhängigkeit " bzw "Co-Alkoholiker" gehört, gelesen.

    Ich habe mich dann nach der Trennung mit mir selbst, meinem Verhalten in der Ehe, meiner Persönlichkeit, auseinandergesetzt. Ich wollte und will nie wieder so leben wie in den Jahren mit meinem alkoholabhängigen ersten Mann.

    Ich konnte sehr viel darüber erfahren, wie oder warum ich so gelebt hatte.

    Bei mir sind es Prägungen, ich bin nach dem Bild der guten Ehefrau, Hausfrau, Mutter erzogen worden. Ich bin Ende der 50ger Jahre geboren worden und so aufgewachsen, es war damals das Frauenbild.

    Ich war immer eher ängstlich, harmoniebedürftig. Streit war bei uns Zuhause ein Tabu. Es herrschte "Friede, Freude, Eierkuchen". Die anderen hatten immer Recht und der Klügere, also meine Eltern und wir Kinder, gibt nach. Ich habe nicht gelernt Grenzen zu setzen. Mich zu streiten. Nach außen immer alles perfekt.

    Sei lieb, fügsam, lieb Kind, dann bist du beliebt. Das Wort "nein" existiert lieber nicht. Wenn du "ja" sagst werden dich die Leute lieben.

    Mein geringes Selbstvertrauen, Selbstwertgefühl gab mir den Rest.

    Das ist nur mal so ein grober Überblick. Ich habe festgestellt, dass ich mich nicht nur in der Beziehung mit meinem ersten Mann so verhalten habe sondern ganz viele meiner Beziehungen so funktioniert haben. Da war kein Alkohol im Spiel. Trotzdem ähnelte es sich in ganz vielen Punkten. Das bedeutet für mich deshalb, dass ich nun viel achtsamer unterwegs bin. Und trotzdem bemerke ich immer wieder bestimmte Muster, nach denen ich funktioniere.

    Ich akzeptiere mich meistens, wie ich bin. "Nein" sagen geht immer besser, Grenzen ziehen auch.

    Meine zweite Ehe ist meine erste normale Liebesbeziehung. Aber ich bin viel zu oft auch noch Co... Es ist meine Persönlichkeit. Und vieles davon möchte ich auch so denn es gefällt mir, dass ich so bin. Jetzt. Aber in Maßen, es soll mir gut gehen und mich nicht einschränken. Das hatte ich genug in meinem Leben.

    Lange Rede kurzer Sinn.

    Liebe Grüße

    Aurora

    Willst du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten.


    chinesische Weisheit

  • Da kann ich auch ein Lied von Singen.

    Als Kind früh mit Verhaltensweisen in der Familie oder in der Schule angeeckt. Zu laut, zu verspielt, zu unfolgsam. Wurde mir gut aberzogen.

    Der Begriff Co-abhängig war mir nicht bekannt und schon 10x nicht, was es überhaupt bedeutet. Nach knapp 25 Jahren mit meinem Ex-Mann, wusste ich davon immer noch nichts. und in der Rückschau weiß ich nun, was da bei mir und in meiner Ehe schief gelaufen ist (und nicht nur da, auch Beziehungen zur Mutter/Vater, Feunden, Kollegen). Während der Beziehung zu meinem alkoholkranken Ex-Partner, brauchte es die Bezeichnung von meiner Therapeutin und trotzdem habe ich erst durch eigene Recherche im Internet, einen tollen Podcast dazu und durch die SHG sowie und vor allem durch das Forum verstanden, was das tatsächlich bedeutet. Nun, da dass Kind einen Namen und eine Definition bekommen hat, konnte ich erst sehen, was bereits seit vielen Jahren mit mir los ist/war.

    Und jetzt kann ich daran arbeiten. Jetzt wo ich weiß, was ich all die Jahre nicht wusste, gelingt es mir endlich zu verstehen und loszulassen. Und vor allem, die Muster zu erkennen. Jede Situation für mich neu zu bewerten und dementsprechend meine Entscheidungen zu treffen und mein Verhalten so zu lenken, dass es mir gut geht. Ich hab mich seit so vielen Jahren nicht mehr soo gut gefühlt wie gerade, da ich nun weiß, wie ich ticke und was ich an mir ändern kann. Und es ist Arbeit, harte Arbeit und jeden Tag aufs Neue. Aber es lohnt sich so sehr.

  • Hallo 9Leben,

    Nun kann man natürlich sagen, für den Co ist eben der Alkoholiker der Suchtstoff, deswegen bleibt man bei ihm und bin ich eben geblieben. Im Buch Robin Norwood ist die Rede von "der Sucht, gebraucht zu werden", also irgendeine Form, sich selbst über seine Taten und Duldsamkeit rund um den Alkoholiker in der eigenen Bedeutung aufzuwerten, die man sich sonst nicht geben kann.

    Meiner Meinung nach ist diese einzige Definition „Taten und Duldsamkeit rund um den Alkoholiker“ zu eindimensional.

    Die Motivation zur Selbsterhöhung steckt ja irgendwie mehr oder weniger ausgeprägt in jedem Menschen.

    Je nachdem, welche Kindheits(mangel)erfahrungen -oder welche Sozialisation dahinter stehen. Insofern sind hier fast alle Co-Abhängigen in unterschiedlichster Weise zu lange im Stadium „Taten und vor allem Duldsamkeit“ verharrt.

    Manche merken es nie aber andere stoßen an ihre persönlichen Grenzen wenn sich der Leidensdruck erhöht und die Ausweglosigkeit erkannt wird.


    Natürlich ist es verständlich, wenn es auch Kinder betrifft, die Familie erhalten zu wollen. Du hast ja auch einiges dafür getan, damit deine Kinder verstehen, warum es in ihrer Familie ist wie es ist.

    Ich als EKA frage mich allerdings, ob der Schaden für die Kinder nicht größer ist, wenn sie in einer dysfunktionalen Familie aufwachsen müssen, wo sich alles den Befindlichkeiten des Alkoholikers oder wie in meinem Fall, der Alkoholikerin unterordnet. Kinder haben ja keine Wahl.

    Was ich meine, und das ist glaube ich, ein wesentliches Merkmal von Co-Abhängigkeit, dieses lange Festhalten an der eigenen Hoffnung, wenn der andere sich nur ändert, wird alles wieder so schön wie einst (und ich selbst muss mich hierfür nicht anstrengen).

    Das ist eigentlich der Punkt, warum fällt es so schwer, selbst in die Pötte zu kommen um die eigene Lebenssituation zu verbessern?

    Was hindert mich? Damit meine ich nicht „mein Haus, mein Garten, mein Hund etc… sondern was hindert speziell mich.

    Welche Ängste stehen dahinter? Ist es Angst vor Kontrollverlust oder Einsamkeit? Warum macht es mir solche Angst, alleine zu sein?

    Ist es Angst vor finanziellen Einbußen? Will ich meinen gewohnten Lebensstandard nicht aufgeben? Warum denke ich, dass ich es alleine nicht schaffe?

    Zumindest sind das die Fragen, die ich mir irgendwann gestellt habe, nachdem mich alles Rationale keinen Schritt weitergebracht hatte. Im Kopf wissen ja die meisten Co-Abhängigen, dass etwas ganz und gar nicht in Ordnung ist. Aber das schwierige ist, dieses Wissen auch in Taten umzusetzen.

    Solange du dich hier wegen Begrifflichkeiten verzettelst, vermeidest du die echte Auseinandersetzung mit dir selbst, deinen Gefühlen und deiner Trauer. Co-Abhängigkeit ist kein Zustand, der mit einer Trennung oder schlimmer, so wie in deinem Fall, mit dem Tod des Alkoholikers endet. Co-Abhängigkeit ist ein Wesensmerkmal, ein erlerntes Muster, das sich immer wieder in verschiedensten Facetten und Situationen zeigt, sei es über Hilfsbereitschaft, Anpassung, Verleugnung oder in welcher Form auch immer. Das Gegenüber muss dafür noch nicht mal Suchtstoffabhängig sein. Man kann auch von Beziehungen abhängig sein oder von Anerkennung zum Beispiel.

    Das waren jetzt so meine Gedanken zu der Diskussion hier.

    Grüße

    Solea

    Ein Problem lösen, heißt manchmal, sich vom Problem lösen.

  • Ich nehme an ihm ja schließlich keine Prise oder kaue ihm ein Stück ab und fühle mich dann wie berauscht oder wie abgeschaltet von Problemen/Schmerzen.

    Meiner Erfahrung nach ist es sehr wohl so. Ich übernahm Verantwortung für ihn, überspitzt gesagt, habe ihn entmündigt Eigenverantwortung zu übernehmen. Und gleichzeitig meine eigene Verantwortung für mich und mein Leben nicht wahrgenommen. In einer Co-Abhängigkeit schaue ich weg von meinen Problemen und arbeite mich am Gegenüber ab.

    Als ich meinen Ex verlassen habe, da stand ich plötzlich da mit einem Blick auf meine eigenen Schmerzen und Probleme. Das tat richtig weh. Mein Problem war überhaupt nicht der Alkoholkonsum meines Ex, sondern ich und die Frage wie ich dort hineingeraten bin und wieso die Trennung so schwer fiel. Ich kenne meine Muster mittlerweile sehr gut. Sie zu ändern ist für mich genauso eine Lebensaufgabe, wie die Trockenheitsarbeit.

    Alles was man über das Leben lernen kann, ist in 3 Worte zu fassen: es geht weiter.

  • Mein Problem war überhaupt nicht der Alkoholkonsum meines Ex, sondern ich und die Frage wie ich dort hineingeraten bin und wieso die Trennung so schwer fiel. Ich kenne meine Muster mittlerweile sehr gut. Sie zu ändern ist für mich genauso eine Lebensaufgabe, wie die Trockenheitsarbeit.

    Ja doch, auch der Konsum.
    Aber ICH war für mich das größere Problem, ohne zu wissen, dass ICH es war.
    Ich frag mich, mit meinen Erkenntnissen von heute, ob ich im Dezember auch so gehandelt hätte. Oder ob ich versucht hätte, erstmal mich wieder in die Spur zu bringen und so evtl. die Beziehung weiter bestehen geblieben wäre. Ob ich dann damit hätte leben können, wenn er wieder abgetaucht wäre.
    Ich denke Nein, es hat die räumliche Trennung gebraucht, um überhaupt diese Erkenntnisse zu erlangen und daran arbeiten zu können. Ohne nur noch bei mir selbst zu sein, hätte ich wohl immer noch zu sehr nach ihm, seinen Befindlichkeiten, seinem Konsum geschaut und mich weiter vernachlässigt. Ich glaube nicht wirklich, dass ich mich mit der ständigen Nähe jemals an diesen Punkt hin entwickelt hätte. Und es ist wirklich ein Hinterfragen der eigenen Motivation, warum etwas im Leben so läuft, wie es das eben tut. Wird das erkannt, kann man aktiv etwas unternehmen und aufhören in der Angst hängen zu bleiben. Dann kann es vorwärts gehen und dann auch aufwärts :)

  • Ja doch, auch der Konsum.
    Aber ICH war für mich das größere Problem, ohne zu wissen, dass ICH es war.

    Ja, so sehe ich das auch. Sein Konsum war natürlich ein Problem, er hat dadurch die Kinder gefährdet. Und die Beziehung hat massiv gelitten. Aber so wie du schreibst, ich war blind für meine Anteile.

    Ich frag mich, mit meinen Erkenntnissen von heute, ob ich im Dezember auch so gehandelt hätte. Oder ob ich versucht hätte, erstmal mich wieder in die Spur zu bringen und so evtl. die Beziehung weiter bestehen geblieben wäre

    Die Runde hab ich gedreht. Hat nicht geholfen 😉

    Ich denke Nein, es hat die räumliche Trennung gebraucht, um überhaupt diese Erkenntnisse zu erlangen und daran arbeiten zu können

    Genau! Abstand war für mich der game changer und meine Chance mich zu befreien.

    Alles was man über das Leben lernen kann, ist in 3 Worte zu fassen: es geht weiter.

Unserer Selbsthilfegruppe beitreten!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!