Hallo!
Wie so viele hier zuvor weiß ich gar nicht wie ich am besten anfange...
Ich bin w, Mitte zwanzig und seit etwa 3 Jahren mit meinem alkoholkranken Partner zusammen.
Schon zu Beginn der Beziehung hatte ich die Vermutung, dass er kein gesundes Verhältnis zu Alkohol hat, da er immer in ein Lokal gehen wollte. (Er meinte immer wir könnten uns dort gemütlich hinsetzen, gemeinsam etwas unternehmen - er bestellte aber immer Bier). Wenn mir einmal nicht danach war in ein Lokal zu gehen wurde er sehr schlecht gelaunt. Irgendwann habe ich dann 1+1 zusammengezählt und mir meine Gedanken darüber gemacht. Etwas später stellte ich fest, dass eine Alkoholflasche in meiner Wohnung gefehlt hat. Ich habe ihn darauf angesprochen aber er wusste angeblich von nichts (obwohl es eindeutig war, dass er sie genommen hat). Ein paar Monate später bekam er seine eigene Wohnung und wir waren hauptsächlich bei ihm. Dort viel mir auf, dass er immer ein Glas hatte, dass er kaum aus den Händen gelassen hat. Er nahm es sogar mit ins Bad wenn er Duschen ging. Es kam auch immer wieder einmal vor, dass man den Alkohol riechen konnte. Irgendwann fand ich dann an den verschiedensten Orten in der Wohnung Vodka Flaschen, teilweise voll, teilweise leer. Wie viel er pro Tag trinkt war mir damals nicht bewusst. Ich dachte es wäre vielleicht eine Flasche in der Woche.
Wiederum ein paar Monate später kam er während dem Abendessen mit Tränen in den Augen zu mir und meinte er hat ein Problem. Das war das erste Mal, dass er zugegeben hat, Alkoholiker zu sein. Ich habe ihm gesagt, dass ich ihn unterstützen werde. Ein paar Tage danach hat er sich Informiert wie es mit einem Entzug ausschaut und angeblich mit jemandem telefoniert, der das ebenfalls hinter sich hatte. Kurz zusammengefasst hat er aus dem Gespräch mitgenommen, dass es aussichtslos ist - weil Stationärer Entzug käme für ihn nicht in Frage, weil er dann in der Arbeit fehlen würde und ein kalter Entzug kann tödlich sein. (Ich zweifle bis heute daran, dass er tatsächlich bei der Suchtberatung angerufen hat, da ich nicht davon ausgehe, dass ihm nur diese zwei Möglichkeiten vorgeschlagen werden). Es verging wieder einige Zeit in der sich nichts änderte an der Situation.
Eine Weile später hat er beschlossen zu einer Psychologin zu gehen was jedoch nichts änderte. Ich weiß auch nicht, ob er den Alkohol damals angesprochen hat oder nicht. (Er hat auch noch weitere psychische Erkrankungen, die er jedoch nicht wahrhaben will. Er ist immer der Meinung, dass er das Opfer ist und macht alle anderen für seine Probleme verantwortlich.)
Fast forward,... wir leben seit fast 2 Jahren nun offiziell zusammen. Er trinkt nach wie vor und ich weiß mittlerweile, dass es oft 0,5-1,5 Flaschen Vodka pro Tag sind. Er war zwischenzeitlich wieder in Therapie - die ihm zum Teil gut getan hat, aber er hat diese aufgehört als er letztes Jahr seinen Job verloren hat. Mittlerweile ist er der Meinung, dass er keine Therapie mehr benötigt.
Seit 6 Monaten ist er nun wieder arbeitslos und macht meiner Meinung nach viel zu wenig um einen neuen Job zu bekommen.
Anfang des Jahres waren wir gemeinsam auf Urlaub, dort hatte er definitiv einen kalten Entzug, aber es ging ihm gut (außer, dass mir seine zittrigen Hände mehrmals aufgefallen sind).
Ende Februar hatte er erneut einen kalten Entzug jedoch diesmal mit Nebenwirkungen (darauf würde ich in einem späteren Thread mehr eingehen. Es sei nur so viel gesagt, für mich war es gefühlt schlimmer als für ihn.)
Seit dem Kämpfe ich umso mehr. Ich kann mit seiner Erkrankung überhaupt nicht umgehen und für mich ist klar, so geht es nicht weiter. Ich schwanke zwischen - es reicht ich trenne mich und vielleicht besteht ja doch noch Hoffnung, ich kann doch die letzten drei Jahre nicht einfach wegwerfen.
Wir hatten letztes Jahr gemeinsam Pläne gemacht, es heuer mit dem Kinderwunsch anzugehen - wobei ich immer klar kommuniziert habe, dass das für mich ein no-go ist, solange er trinkt.
Er hat öfters gesagt, dass er aufhören will (wobei ich nicht weiß ob er es gemeint hat, oder nur gesagt hat um mich zufrieden zu stellen.) Er betont aber auch sehr oft, dass ich ihn weniger Stressen soll, dann kann er damit aufhören (Damit meint er z.B. dass ich ihn öfter auffordere etwas im Haushalt zu machen und alles sofort gemacht haben möchte, oder auch wenn ich ihn auf etwas aufmerksam mache, wie z.B. dass die Wäsche anders gewaschen gehört. - solche Situationen stressen ihn.)
Ich möchte nachts nicht mehr von einer Alkoholfarne umgeben sein, ich möchte mir nicht ständig sorgen machen müssen und durch den Alkohol eingeschränkt sein, und vor allem möchte ich wieder mit Leichtigkeit durchs Leben gehen und auch für die Zukunft planen. Am liebsten würde ich das natürlich mit ihm an der Seite, aber wie das möglich ist, weiß ich derzeit leider nicht.
Ich hoffe noch von vielen "Gleichgesinnten" zu lesen und schlussendlich die für mich richtige Entscheidung zu treffen.
LG, BellesHope
Noch kurz angemerkt: Ich trinke selber überhaupt keinen Alkohol und war auch noch nie in meinem Leben betrunken. Habe vor 10 Jahren ein paar Schlucke von Mischgetränken probiert, aber im Prinzip auch noch nie Alkohol getrunken, weshalb ich von vielen Dingen (wie z.B. welche Mengen wirklich viel sind etc.) überhaupt keine Ahnung habe.