BellesHope - Vorstellung

  • Hallo!

    Wie so viele hier zuvor weiß ich gar nicht wie ich am besten anfange...

    Ich bin w, Mitte zwanzig und seit etwa 3 Jahren mit meinem alkoholkranken Partner zusammen.

    Schon zu Beginn der Beziehung hatte ich die Vermutung, dass er kein gesundes Verhältnis zu Alkohol hat, da er immer in ein Lokal gehen wollte. (Er meinte immer wir könnten uns dort gemütlich hinsetzen, gemeinsam etwas unternehmen - er bestellte aber immer Bier). Wenn mir einmal nicht danach war in ein Lokal zu gehen wurde er sehr schlecht gelaunt. Irgendwann habe ich dann 1+1 zusammengezählt und mir meine Gedanken darüber gemacht. Etwas später stellte ich fest, dass eine Alkoholflasche in meiner Wohnung gefehlt hat. Ich habe ihn darauf angesprochen aber er wusste angeblich von nichts (obwohl es eindeutig war, dass er sie genommen hat). Ein paar Monate später bekam er seine eigene Wohnung und wir waren hauptsächlich bei ihm. Dort viel mir auf, dass er immer ein Glas hatte, dass er kaum aus den Händen gelassen hat. Er nahm es sogar mit ins Bad wenn er Duschen ging. Es kam auch immer wieder einmal vor, dass man den Alkohol riechen konnte. Irgendwann fand ich dann an den verschiedensten Orten in der Wohnung Vodka Flaschen, teilweise voll, teilweise leer. Wie viel er pro Tag trinkt war mir damals nicht bewusst. Ich dachte es wäre vielleicht eine Flasche in der Woche.

    Wiederum ein paar Monate später kam er während dem Abendessen mit Tränen in den Augen zu mir und meinte er hat ein Problem. Das war das erste Mal, dass er zugegeben hat, Alkoholiker zu sein. Ich habe ihm gesagt, dass ich ihn unterstützen werde. Ein paar Tage danach hat er sich Informiert wie es mit einem Entzug ausschaut und angeblich mit jemandem telefoniert, der das ebenfalls hinter sich hatte. Kurz zusammengefasst hat er aus dem Gespräch mitgenommen, dass es aussichtslos ist - weil Stationärer Entzug käme für ihn nicht in Frage, weil er dann in der Arbeit fehlen würde und ein kalter Entzug kann tödlich sein. (Ich zweifle bis heute daran, dass er tatsächlich bei der Suchtberatung angerufen hat, da ich nicht davon ausgehe, dass ihm nur diese zwei Möglichkeiten vorgeschlagen werden). Es verging wieder einige Zeit in der sich nichts änderte an der Situation.

    Eine Weile später hat er beschlossen zu einer Psychologin zu gehen was jedoch nichts änderte. Ich weiß auch nicht, ob er den Alkohol damals angesprochen hat oder nicht. (Er hat auch noch weitere psychische Erkrankungen, die er jedoch nicht wahrhaben will. Er ist immer der Meinung, dass er das Opfer ist und macht alle anderen für seine Probleme verantwortlich.)

    Fast forward,... wir leben seit fast 2 Jahren nun offiziell zusammen. Er trinkt nach wie vor und ich weiß mittlerweile, dass es oft 0,5-1,5 Flaschen Vodka pro Tag sind. Er war zwischenzeitlich wieder in Therapie - die ihm zum Teil gut getan hat, aber er hat diese aufgehört als er letztes Jahr seinen Job verloren hat. Mittlerweile ist er der Meinung, dass er keine Therapie mehr benötigt.

    Seit 6 Monaten ist er nun wieder arbeitslos und macht meiner Meinung nach viel zu wenig um einen neuen Job zu bekommen.

    Anfang des Jahres waren wir gemeinsam auf Urlaub, dort hatte er definitiv einen kalten Entzug, aber es ging ihm gut (außer, dass mir seine zittrigen Hände mehrmals aufgefallen sind).

    Ende Februar hatte er erneut einen kalten Entzug jedoch diesmal mit Nebenwirkungen (darauf würde ich in einem späteren Thread mehr eingehen. Es sei nur so viel gesagt, für mich war es gefühlt schlimmer als für ihn.)

    Seit dem Kämpfe ich umso mehr. Ich kann mit seiner Erkrankung überhaupt nicht umgehen und für mich ist klar, so geht es nicht weiter. Ich schwanke zwischen - es reicht ich trenne mich und vielleicht besteht ja doch noch Hoffnung, ich kann doch die letzten drei Jahre nicht einfach wegwerfen.

    Wir hatten letztes Jahr gemeinsam Pläne gemacht, es heuer mit dem Kinderwunsch anzugehen - wobei ich immer klar kommuniziert habe, dass das für mich ein no-go ist, solange er trinkt.

    Er hat öfters gesagt, dass er aufhören will (wobei ich nicht weiß ob er es gemeint hat, oder nur gesagt hat um mich zufrieden zu stellen.) Er betont aber auch sehr oft, dass ich ihn weniger Stressen soll, dann kann er damit aufhören (Damit meint er z.B. dass ich ihn öfter auffordere etwas im Haushalt zu machen und alles sofort gemacht haben möchte, oder auch wenn ich ihn auf etwas aufmerksam mache, wie z.B. dass die Wäsche anders gewaschen gehört. - solche Situationen stressen ihn.)

    Ich möchte nachts nicht mehr von einer Alkoholfarne umgeben sein, ich möchte mir nicht ständig sorgen machen müssen und durch den Alkohol eingeschränkt sein, und vor allem möchte ich wieder mit Leichtigkeit durchs Leben gehen und auch für die Zukunft planen. Am liebsten würde ich das natürlich mit ihm an der Seite, aber wie das möglich ist, weiß ich derzeit leider nicht.

    Ich hoffe noch von vielen "Gleichgesinnten" zu lesen und schlussendlich die für mich richtige Entscheidung zu treffen.

    LG, BellesHope

    Noch kurz angemerkt: Ich trinke selber überhaupt keinen Alkohol und war auch noch nie in meinem Leben betrunken. Habe vor 10 Jahren ein paar Schlucke von Mischgetränken probiert, aber im Prinzip auch noch nie Alkohol getrunken, weshalb ich von vielen Dingen (wie z.B. welche Mengen wirklich viel sind etc.) überhaupt keine Ahnung habe.

  • Hallo BellesHope,

    willkommen bei uns in der Selbsthilfegruppe!

    Leider ist es so, dass sich viele Geschichten der Angehörigen bei uns im Forum ähneln.

    Und es ist so, dass nur der Alkoholkranke die Sucht stoppen kann. Du kannst im Grunde nichts tun,

    nur dafür sorgen, dass es Dir besser geht.

    Es ist gut, dass Du von einem momentanen Kinderwunsch absiehst. Auch die Geburt von einem Kind

    ändert nichts an dem Suchtverhalten, auch wenn man es noch so sehr erhofft.

    Möchtest Du Dich im offenen Bereich mit den anderen Angehörigen austauschen?

    Hier ist der Bewerbungslink für Dich:

    https://alkoholiker-forum.de/bewerben/

    Anklicken und kurz etwas dazu schreiben.

    Wir werden Dich dann freischalten und Dein Thema in zu den "Erste Schritte für Angehörige"

    Bereich verschieben.

    LG Elly

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    Mancher wird erst mutig, wenn er keinen anderen Ausweg mehr sieht.

    - Trocken seit 06.01.2013 -

  • Deine Bewerbung ist eingegangen, BellesHope.

    Ich habe Dich freigeschaltet und Dein Thema hier her in das Forum verschoben.

    Ich wünsche Dir einen guten und hilfreichen Austausch.

    LG Elly

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    Mancher wird erst mutig, wenn er keinen anderen Ausweg mehr sieht.

    - Trocken seit 06.01.2013 -

  • Willkommen BellesHope!

    Das liest sich, als hättest du deine Antwort eigentlich schon.

    Ich möchte nachts nicht mehr von einer Alkoholfarne umgeben sein, ich möchte mir nicht ständig sorgen machen müssen und durch den Alkohol eingeschränkt sein, und vor allem möchte ich wieder mit Leichtigkeit durchs Leben gehen und auch für die Zukunft planen. Am liebsten würde ich das natürlich mit ihm an der Seite, aber wie das möglich ist, weiß ich derzeit leider nicht.

    Du kannst aus diesem Zug aussteigen. Helfen kannst du ihm nicht. Aber für dich gibt es einen Ausweg.

    Mir wurde es nach 2 Jahren in meiner Beziehung auch zu viel. Konnte mich aber bis dahin nicht von ihm lösen. Und dann hat es nochmal 3 Monate gebraucht, bis ich für mich Klarheit hatte, so nicht mehr leben zu wollen.

    Mein Ultimatum, die Beziehung zu beenden, stieß auf taube Ohren.

    Im September letztes Jahr, hatte er auch noch beteuert, dass er sich ändern möchte, dass ich ihm wichtig bin. Im Dezember dann, hat er sich für ein Leben ohne mich entschieden. Es war eine schlimme Zeit für mich. Aber jetzt hab ich eine eigene Wohnung, bin auf Abstand und fange langsam an, mir wieder ein selbstbestimmtes Leben aufzubauen.

    Ich kann dir also nur raten, das Beste für dich zu tun. Wie das genau aussieht, wirst du herausfinden müssen. Wenn du dich für den Weg mit ihm entscheidest, solltest du dir der Konsequenzen allumfänglich bewusst sein, damit du nicht selbst auf der Strecke bleibst.

    Manchmal denke ich darüber nach, ob es, mit meinem Wissen heute über seine Sucht und meine Co-Abhängigkeit, vielleicht hätte funktionieren können. Die Antwort, die ich mir selbst geben, lautete jedesmal: Nein!

    Du bist noch jung und sich an einen Alkoholiker zu binden, der nichts für sich ändern möchte, ist eine zermürbende Lebensaufgabe, die man nicht unbeschadet überstehen wird. Und irgendwann fragst du dich: Wo sind all die Jahre hin? Was hab ich alles verpasst? Warum habe ich mir das selbst angetan?

    Ich wünsche dir hier einen guten Austausch und hoffe du findest Klarheit.

  • Hallo BellesHope,

    Willkommen bei uns hier in der Gruppe.

    Wenn jemand stabil und zufrieden trocken ist, warum keine Kinder bekommen? Aber in der ungewissen Situation lieber nicht. Manche Frauen hier haben gehofft, daß er motiviert durch die Schwangerschaft der Partnerin bzw. der Geburt des Kindes "aufwacht". Aber meist liest man, daß das nur als zusätzlicher Grund zum saufen hergenommen wird. Weil der Ärmste dann ja ach so viel Streß hat.

    Überleg gut, wenn er trinkt, nicht arbeitet und ihr eine Familie gründet, an wem wohl ALLES alleine hängen bleibt?

    Keine einfache Situation, aber eigentlich weißt du, was du nicht möchtest. Das ist schonmal gut.

    Liebe Grüße, Linde (EKA, Tochter eines alkoholkranken Elternteils)

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Hallo Nova,

    vielen Dank für deinen Input!

    Mein Ultimatum, die Beziehung zu beenden, stieß auf taube Ohren.

    Das kommt mir bekannt vor. Ich habe ihm auch schon mitgeteilt, dass ich die Beziehung beenden muss, sollte es so weitergehen. Leider haben meinen Worten aber keinen Taten gefolgt, weshalb er mich (verständlicher weise) nicht ernst nimmt. Eher macht ihn diese Aussage wütend.

    Leider bekomme ich oft an den Kopf geworfen, dass ich ihn wohl nicht liebe, mir die Beziehung doch egal sei. Ich habe ihm darauf schon gesagt, dass Liebe alleine manchmal nicht ausreicht. Aber das kann er nicht verstehen. Er stellt mich dann immer als die Böse dar. Was mir wiederum auch einen finalen Schritt erschwert.

    Manchmal denke ich darüber nach, ob es, mit meinem Wissen heute über seine Sucht und meine Co-Abhängigkeit, vielleicht hätte funktionieren können. Die Antwort, die ich mir selbst geben, lautete jedesmal: Nein!

    Ich habe in den letzten 2,5 Jahren schon so viel über diese Sucht gelesen, mich so viel informiert und Erfahrungen gelesen, aber leider ist er derjenige der darüber Bescheid wissen sollte.

    Über "Co-Abhängigkeit" bin ich öfter gestolpert, habe es aber nie genauer angeschaut, was das bedeutet. Ich hatte ehrlich gesagt eine komplett falsche Idee was das heißen könnte. Letzte Woche habe ich darüber jedoch einen Podcast gehört und war überrascht, was ich auch neues über mich erfahren habe. In der Bedeutung die ich im diesem Forum gelesen habe kann ich mich total wiederfinden.

    Ich finde es bestärkend von anderen zu lesen, die auf sich geschaut haben und einen Schlussstrich gezogen haben! Oft liest oder hört man ja nur von den "bösen Angehörigen" die sich nicht kümmern.

  • Liebe Linde,

    danke auch für deine Worte!

    Zum Glück bin ich so Vernünftig und kann meinem Wunsch auch widerstehen, weil ich weiß, dass es in der jetzigen Situation komplett falsch wäre.

    Ich kenne es jetzt schon, dass alles an mir alleine hängen bleibt. Ich habe ihn schon ein paar Mal darauf angesprochen, dass ein Kind viel Stress bereiten kann aber er ist überzeugt davon, dass er nichts trinken wird, wenn er ein Kind hat. Zum Glück bin ich anderer Meinung. Ich habe selbst Kinder von alkoholkranken Elternteilen in der Familie, und ich würde nicht meinen Teil dazu beitragen wollen, dass es auch meinem Kind so ergeht.

    Jedoch habe ich mir auch schon die Frage gestellt, was wäre wenn er Rückfällig werden würde? Wie würde ich darauf reagieren und damit umgehen. Ich weiß nicht ob ihm in dieser Hinsicht jemals wieder komplett vertrauen kann.

    Liebe Grüße, BellesHope

  • Leider bekomme ich oft an den Kopf geworfen, dass ich ihn wohl nicht liebe, mir die Beziehung doch egal sei. Ich habe ihm darauf schon gesagt, dass Liebe alleine manchmal nicht ausreicht. Aber das kann er nicht verstehen. Er stellt mich dann immer als die Böse dar. Was mir wiederum auch einen finalen Schritt erschwert.

    Das hat er mir nie vorgeworfen und generell hat er mir nie wegen überhaupt irgendwas Vorwürfe gemacht. Aber genau diese Worte: Liebe allein reicht hier nicht, die habe ich oft verwendet.

    Du bist nicht die Böse und du hältst ihm auch nicht die Flasche an den Hals. Er ist selbst für sein Tun verantwortlich!

    Letzte Woche habe ich darüber jedoch einen Podcast gehört und war überrascht, was ich auch neues über mich erfahren habe. In der Bedeutung die ich im diesem Forum gelesen habe kann ich mich total wiederfinden.

    Ich wurde auch erst über einen Podcast meiner Co-Abhängigkeit bewusst. Ich hab das vorher auch völlig anders für mich interpretiert. Dieser Podcast hat mein Leben verändert. Ich hab mich hier angemeldet und eine reale SHG gefunden. Und so den Schritt raus aus diesem Teufelskarusell geschafft. Es hat eine kleine Weile gedauert, bis ich wieder Boden unter den Füßen hatte, aber es hat sich definitiv für mich gelohnt. Vor allem in Bezug auf Selbstreflektion. Mich wirft immer mal wieder was aus dem Außen aus der Bahn. Ich lerne gerade, auch da bei mir hinzuschauen, was ich für mich oder an mir ändern kann, um besser mit gewissen Umständen, Situationen umzugehen.

    Du musst dir einfach für dich selbst bewusst werden, wie du dir dein Leben weiter vorstellst. Und wie du das erreichen willst. Nicht immer läufts nach Plan. Aber wenn man in der Rückschau sagen kann, ich hab für die Umstände das Beste daraus gemacht, dann ist das doch so viel wert!

  • Liebe BellesHope,

    Gut, dass du dieses Forum entdeckt hast.

    So kannst du in diesem Forum lesen und erkennen, wie ähnlich sich die Alkoholiker in ihrem Suchtverhalten sind, und wie ähnlich sich die Situation auf die Angehörigen als Co-Abhängige auswirkt.

    Ich schwanke zwischen - es reicht ich trenne mich und vielleicht besteht ja doch noch Hoffnung, ich kann doch die letzten drei Jahre nicht einfach wegwerfen.

    Wir hatten letztes Jahr gemeinsam Pläne gemacht, es heuer mit dem Kinderwunsch anzugehen -

    Ich wünsche dir, dass du nach dem Lesen im Forum zu dem Entschluss kommst, lieber die vergangenen drei Jahre zu bedauern, als später sehr viel mehr Jahre und dich zusätzlich noch um die Auswirkungen auf das Leben deiner Kinder zu sorgen.

    Wie sich das Leben der Angehörigen verändert kannst du in vielen Beiträgen und in einem Artikel lesen und zu den Auswirkungen auf die Kinder gibt es einen Forum-Beitrag.

    Vielleicht kann dir jemand aus dem Moderatoren-Team hier die Links zum Artikel und EKA Beitrag einstellen.

    Für mich trifft das geschilderte ebenfalls zu.

    Und auch wenn meine erwachsenen Kinder behaupten, sie hätten nie etwas gemerkt, befürchte ich, dass sie unbewusst schon mitbekommen haben, dass ihr Vater mit dem Gedanken nicht bei ihnen, sondern vom Alkohol betäubt war.

    Ich wünsche dir alles Gute für die Zukunft und Mut für die notwendigen Entscheidungen, die du treffen kannst, je mehr du hier liest.

    An dieser Stelle ein Dank an das Moderatoren-Team.

    Eure Beiträge/Ratschläge und Erklärungen zu den Schilderungen von Betroffenen helfen mir sehr.

  • Wie auch schon in der Vorstellung angesprochen wollte ich auch noch über den Entzug im Februar berichten.

    Vorweg - Ich wusste nichts von seinem Vorhaben, mit dem Trinken aufzuhören.

    Ich war in der Arbeit und bekam von ihm die Nachricht, dass es ihm nicht gut geht und er sich übergeben musste (das schließe ich sowieso immer auf den Alkohol...). Später rief er mich an und lallte ins Telefon, fragte mich wo ich sei - ich sagte ich bin am Weg nachhause von der Arbeit - worauf er meinte was ich in der Arbeit gemacht habe. Meine Reaktion darauf war, ob er besoffen sei, was er verneinte (Was für eine blöde Frage? Was macht man wohl unter der Woche in der Arbeit?). Er erzählte dann, dass er sich in die Lippe gebissen habe, aber alles in Ordnung sei.

    Als ich nachhause gekommen bin schrie er mir entgegen, "Vorsicht, da ist Blut am Boden". Ich ging ein paar Schritte weiter und sah Blutflecken an der Wand, am Boden im Vorraum, eine riesige Blutlacke im Schlafzimmer und ebenfalls weitere Blutflecken verteilt in der gesamten Wohnung. Ich konnte kaum glauben, dass das Blut alles von der Lippe sein soll und fragte ihn, ob er eventuell eine Verletzung am Kopf hat. Hatte er nicht. Jedoch meinte er, er wisse nicht, ob er nicht Ohnmächtig war.

    Ich rief daraufhin einen RTW die ihn ins Krankenhaus brachten. Es stellte sich heraus, dass er einen Krampfanfall aufgrund des Alkohol Entzugs hatte. Abgesehen von einer aufgeplatzten Lippe, diversen blauen Flecken und einem abgesplitterten Zahn ist ihm nichts passiert. (Wobei das für mich schon genug war.)

    Er hat sich in der selben Nacht selbst entlassen und ist wieder nachhause gekommen. Ich war jedoch bei meinen Eltern, da ich schon genug Schock hatte und mich in dieser Situation nicht um ihn kümmern wollte. (Zum Glück hatte ich die volle Unterstützung meiner Eltern, dass es mein gutes Recht ist, auf mich zu schauen!)

    Er war anschließend ca. ein Monat trocken, was mir wirklich viel Hoffnung gegeben hat.

    Diese Erfahrung war für mich sehr unschön um es so auszudrücken und ich habe seitdem immer den Hintergedanken "Hoffentlich ist nicht wieder etwas passiert" wenn ich nachhause komme.

    Außerdem kommt für mich belastend dazu, dass kaum jemand den Wahren Grund für seinen Krampfanfall kennt, da ich seine Krankheit weitestgehend für mich behalten habe, und ich eigentlich andauernd meine Familie belüge.

  • Es sind nun zwei Wochen vergangen seit meinem letzten Beitrag. Vor zwei Wochen war ich mir ziemlich sicher, dass es so nicht weitergeht - und die einzige Lösung schien mir eine Trennung. Ich habe mir erneut durchgerechnet, ob ich mir die Wohnung ohne ihm leisten kann und habe auch getrennt von ihm geschlafen.

    Es folgte ein Gespräch am nächsten Tag nachdem er mich fragte, ob ich Schluss machen möchte. Man könnte sagen, er flehte mich an, ihm noch eine Chance zu geben. Er hat auch eingesehen, dass ich ihm schon sehr viele Chancen gegeben habe, wollte aber dennoch eine letzte Chance.

    Er meinte er hat schon so oft versucht aufzuhören, er möchte aufhören. (Tatsächlich befasst hat er sich nur noch nie mit seiner Krankheit. Dass ein Alkoholiker nie wieder kontrolliert trinken kann, war ihm neu. Generell wie die Sucht funktioniert, weiß er nicht...) Ich stelle mir dadurch die Frage, ob er tatsächlich aufhören möchte, oder es nur sagt um mich hinzuhalten? (aber dann wiederum muss ich sagen, dass er generell kein Mensch ist der sich groß über etwas informiert)

    Er wollte erneut einen kalten Entzug machen - ich war jedoch strikt dagegen. Er sagte dann, dass er sich sofort am nächsten Tag über einen ambulanten Entzug informieren wird.

    Bei uns in der Stadt läuft das alles über ein Kompetenzzentrum - welche einem dann an die entsprechenden Institutionen weitergeben. Auf einen Termin muss er allerdings fast zwei Wochen warten. Für mich komplett unerklärlich dieses System. Schlussendlich denke ich, dass er die letzten zwei Wochen dann dennoch im kalten Entzug war/ist. (Ich habe seit dem nicht mitbekommen, dass er etwas getrunken hat.). Auch sonst hat er sich die letzten zwei Wochen sehr bemüht, mir mit dem Haushalt geholfen, Jobs gesucht etc - was man halt als Erwachsener für Aufgaben hat. Ihm ist scheinbar wirklich klar geworden, dass ich es ernst meine.

    Übermorgen hat er nun endlich ein telefonisches Gespräch mit der Suchthilfe. Danach bekommt er einen neuen Termin für ein 3-stündiges. persönliches Gespräch.

    Wie es nun weitergeht, weiß ich nicht. Ich kann nicht einschätzen ob es ihm wirklich ernst ist diesmal.

  • Mein Ex-Freund hat bei jedem Rückfall um eine letzte Chance gebettelt. Er hat immer beteuert, dass es jetzt wirklich „Klick“ bei ihm gemacht hat. Und ich wollte das nur zu gerne glauben. In den Phasen, in denen er eine Trinkpause oder einer Therapie gemacht hat, war er immer voll krankheitseinsichtig (anders als mein Vater, der immer gesagt hat: ich habe kein Problem, ich trinke nur Bier). Mein Ex-Freund hingegen war nüchtern voller Reue und ein sensibler und liebenswerter Mann. Leider hat das ganze nie angehalten oder zu einer echten Veränderung geführt.

    Wenn der Alkoholkranke nicht alles dafür gibt, sich zu informieren und entschlossen ist, abstinent zu leben, ist es vielleicht eine ernst gemeinte Absichtserklärung seinerseits aber kein Hoffnungsschimmer für Dich und eure Beziehung. Bleib wachsam. Und überleg dir genau, wo deine Grenze ist. Die Enttäuschung, wenn nach einem scheinbaren Hoch im Anschluss an eine Therapie der Absturz folgt, ist zerstörerisch und unvorstellbar schmerzhaft …

  • Nachdem er einmal schon ca. ein Monat trocken war, und dann wieder zur Flasche gegriffen hat kam für mich die große Enttäuschung. Ich dachte, dass ihm die Erfahrung des Krampfanfalls genug war.

    Das ständige Überlegen, ob es noch Sinn hat/ob er es ernst meint und ob ich alles einfach aufgeben will ist anstrengend und raubt mir so viel Kraft.

    Nachdem er gesagt hat, dass er möchte, dass ich an seiner Therapie teilhaben kann, habe ich die Hoffnung, dadurch erfahren zu können, wie ernst es ihm wirklich ist. Aber ich denke, das stelle ich mir einfacher vor, als es letztendlich ist.

  • Hallo,

    Das ständige Überlegen, ob es noch Sinn hat/ob er es ernst meint und ob ich alles einfach aufgeben will ist anstrengend und raubt mir so viel Kraft.

    du mußt nicht überlegen, dieses ich sag mal grübeln, kostet wirklich sehr viel Kraft.

    Schau doch mal, ob bei ihm Taten folgen. Bemüht er sich um Termine wie Suchtberatung, Entgiftung usw. Du wirst du ganz schnell spüren ob es ihm ernst ist.

    Nachdem er gesagt hat, dass er möchte, dass ich an seiner Therapie teilhaben kann,

    es ist seine Therapie, die sollte er für sich machen. Dieses "teilhaben" zieht dich nur wieder in eine Verantwortung, die du nicht hast.

    Wenn später mal ein Paargespräch stattfinden sollte, würdest du informiert.


    lg Morgenrot

    Wer nicht hofft, wird nie dem Unverhofften begegnen. ( Julio Cortazar )

  • Mein Ex-Freund hat bei jedem Rückfall um eine letzte Chance gebettelt. Er hat immer beteuert, dass es jetzt wirklich „Klick“ bei ihm gemacht hat. Und ich wollte das nur zu gerne glauben. In den Phasen, in denen er eine Trinkpause oder einer Therapie gemacht hat, war er immer voll krankheitseinsichtig (anders als mein Vater, der immer gesagt hat: ich habe kein Problem, ich trinke nur Bier). Mein Ex-Freund hingegen war nüchtern voller Reue und ein sensibler und liebenswerter Mann. Leider hat das ganze nie angehalten oder zu einer echten Veränderung geführt.

    Das, was lananana hier schreibt, kann ich nur bestätigen. Mein Mann befindet sich gerade in einer Art trinkpause. Heißt bei ihm, er versucht es zu kontrollieren und nur noch abends zu trinken, wenn ich mit den Kindern schon im Bett bin. Mittlerweile WEIẞ ich aber, das es nur eine Pause ist. Habe es schon zig mal durchgehabt. Nebenher bereite ich mich aber gedanklich auf eine Trennung vor, nutze quasi die „ruhige“ Zeit. Wenn man schon weiß, dass es nur eine Pause ist, tut die Enttäuschung nicht ganz so weh.

  • Guten Morgen BellesHope,

    Das ständige Überlegen, ob es noch Sinn hat/ob er es ernst meint und ob ich alles einfach aufgeben will ist anstrengend und raubt mir so viel Kraft.

    Letztendlich bringt es Dich auch überhaupt gar nicht nach vorne, wenn Du überlegst, ob er es ernst meint. Solange er keine Taten (nicht Worte) sprechen lässt, kannst Du davon ausgehen, dass er es nicht ernst meint. Wenn ein Alkoholiker wirklich und ganz ehrlich vom Alkohol weg möchte, dann wirst Du das erkennen, indem er sofort handelt. Wenn der Punkt nämlich erreicht ist, dann will er keinen einzigen Schluck mehr trinken, sondern sofort aufhören und sucht sich dafür Hilfe.

    Ich wollte Jahre lang aufhören und hab trotzdem weiter gesoffen. In der Theorie aufhören wollen ist eine Sache. Es dann wirklich anzugehen, eine ganz andere.

    Viele denken auch immer "wenn mein Partner erstmal eine Therapie macht, wird alles besser und er hört auf". Doch das Eine hat mit dem Anderen doch gar nichts zu tun. Ich kann über Jahre eine Therapie machen und trotzdem saufen. Genau so kann ich umgekehrt auch aufhören zu saufen, ohne jemals einen Therapieraum von innen gesehen zu haben.

    Eine Therapie kann begleitend sein. Sie bringt einen Alkoholiker aber nicht dazu, mit dem Saufen aufzuhören. Sie bringt einen vielleicht dazu, mögliche Gründe zu finden, weshalb es soweit kam. Die Tatsache allein lässt einen aber nicht trocken werden, zumal Alkoholiker ja auch in der Lage sind über sich nachzudenken und viele Dinge auch schon selbst reflektieren können. Ich konnte das Jahre lang. Wie gesagt hab ich trotzdem Jahre weiter gesoffen. Mein Ex-Partner konnte das auch. Er hatte vollstes Einsehen für alles und wollte etwas ändern. Er säuft immer noch......

    Hallo Marli.

    Mein Mann befindet sich gerade in einer Art trinkpause. Heißt bei ihm, er versucht es zu kontrollieren und nur noch abends zu trinken, wenn ich mit den Kindern schon im Bett bin. Mittlerweile WEIẞ ich aber, das es nur eine Pause ist.

    Das ist nicht mal eine Pause. Er trinkt doch.... ?!

    Ein typisches Merkmal für Co-Abhängige. Dieses - ich nenne es mal - "schön reden". Und Ja!! Ich war auch so. Aber man belügt sich doch selbst. Da ist ein Partner, der ein Alkoholproblem hat, der dabei ist nur heimlich zu trinken oder weniger zu trinken und Du nennst das Trink-Pause. Nee, wo denn?

    Mich macht das so wütend, dieses Rumgeeiere. Weil ich genau so war. Immer wieder Hoffnung schöpfen sobald die kleinste Veränderung eintritt. Alles nur heiße Luft und wieder vergeht Zeit der Hoffnung, um nach einiger Zeit enttäuscht zu werden.

    Dieses Weniger-Trinken hält nie lange an. Ist ja eigentlich auch klar, denn wenn er seinen Konsum kontrollieren könnte, wäre er kein Alkoholiker.

    Es ist also wieder ein Hinhalten Deinerseits. Dieses Weniger-Trinken lässt Hoffnung schöpfen. Bringt aber letztendlich nur wieder eine Zeit des sinnlosen Wartens auf Besserung. Für einen Alkoholiker gibt es langfristig jedoch nur ganz oder nie wieder.

    Es ist ein Teufelskreis, aus dem man nur selbst aussteigen kann.

    LG Cadda

  • Das ist nicht mal eine Pause. Er trinkt doch.... ?!

    Deswegen nenn ich es ja „eine ART trinkpause“. Er nennt es so bzw. für ihn ist es eine. Für mich nicht. Mir zeigt das nur, dass er noch keinerlei Einsicht hat. Und deswegen weiß ich auch, dass er es noch gar nicht ernsthaft angeht und es ihm eben nicht ernst. Ist vielleicht falsch rübergekommen.

    Mich macht das so wütend, dieses Rumgeeiere. Weil ich genau so war. Immer wieder Hoffnung schöpfen sobald die kleinste Veränderung eintritt. Alles nur heiße Luft und wieder vergeht Zeit der Hoffnung, um nach einiger Zeit enttäuscht zu werden

    Das ist eben das, was sich in meinem Denken geändert hat. Keine Hoffnung, weil ich weiß, dass es nur von kurzer Dauer ist. Und solange er versucht, dass auf diese Art hinzubekommen, wird sich auch keine Hoffnung bei mir einstellen, dass sich wirklich etwas ändert.

  • Keine Hoffnung, weil ich weiß, dass es nur von kurzer Dauer ist. Und solange er versucht, dass auf diese Art hinzubekommen, wird sich auch keine Hoffnung bei mir einstellen, dass sich wirklich etwas ändert.

    Worauf wartest du dann? Warum steckst du so viel Zeit und Energie und etwas, das hoffnungslos erscheint?

  • Worauf wartest du dann? Warum steckst du so viel Zeit und Energie und etwas, das hoffnungslos erscheint?

    In die Beziehung stecke ich keine Energie mehr. Das habe ich aufgegeben, und das habe ich meinem Mann auch so gesagt. Ich stecke meine Energie gerade in meine Kinder und in mich. Schreibe Bewerbungen, damit ich im Fall der Trennung finanziell besser dastehe. Mache mir Kopien von wichtigen Unterlagen. Sobald ich Zeit finde, prüfe ich den Kreditvertrag für unser Haus. Schaue nach Möglichkeiten, zumindest für eine Zeit im Haus bleiben zu können, damit ich den Kindern im Falle einer Trennung nicht gleich ihr ganzes Umfeld nehmen muss. Wenn ich gehe bzw er geht, will ich darauf vorbereitet sein. Überstürzen kann ich es immer noch. Ich sage nicht, dass die Situation hier toll ist. Aber meiner Einschätzung nach ist sie nicht so dramatisch, dass alles andere besser ist. Weißt du, was ich meine?

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