maloross - Endlich eine Entscheidung!?

  • Ein Teil von mir bejaht es, der andere Teil appelliert an mein Verwantwortungsgefühl: kann ich einen Menschen einfach fallen lassen, wohl wissend, dass er untergehen kann?

    Ich kann deinen Gedankengang verstehen, weil ich ihn selbst lang so verfolgt habe. Aber: hinterfrag mal, ob du genug Verantwortung für dich übernimmst, indem du dir das weiter antust. Ist es richtig, ihn in deinem Leben auf die erste Stelle zu setzen und nicht Dich? Und hilfst Du ihm wirklich? Geht er nicht am Ende vielleicht so oder so unter? Oder womöglich so erst recht, weil er nicht wirklich fällt sondern in seiner Sucht - unwillentlich - von Dir getragen wird? Mir haben diese Fragen wichtige Antworten gegeben. Ohne es zu merken, habe ich mich auf ungesunde Weise von mir und meinen Bedürfnissen entfernt in der Partnerschaft zu meinem alkoholkranken Partner. Ihm hat es nicht wirklich geholfen und mich hat dieses Verhalten immer mehr aufgelöst und geschwächt.

  • Lanananana Danke für die Impulse.

    Ich denke, ich bin schon dabei, vieles zu hinterfragen, auch meine eigenen Motive und Handlungsmuster. Vieles hat sich im Laufe der Jahrzehnte eingeschliffen und ist nicht "mal eben so" zu ändern. In gewisser Weise auch eine Form der Sucht, auch mit psychischen und physischen Folgen, wenn auch nicht so gravierende wie Suchtmittel.

  • Vor gut einer Stunde kam von meinem Mann ein "es tut mir auch Leid, dass alles so gekommen ist" - per Whatsapp!

    Mein erster Impuls: Wut. Keine wirkliche Entschuldigung (Auge in Auge), keine Reflexion über den eigenen Beitrag zu dieser Situation. keine Auseinandersetzung mit der Thematik.

    Nachdem ich eine Stunde lang meinen Hund bespaßt und diesen lapidaren Satz ausgeblendet habe, schrieb ich ihm zurück:

    Zitat

    es gibt nur 2 Möglichkeiten: man will etwas ändern oder man will es nicht.

    leid tun bedeutet nur, dass man nichts ändern will.

    es sind deine Entscheidungen, dein Leben. mach was draus oder lass es.

    Vielleicht wird er heute mit mir sprechen wollen, wir wohnen noch im gemeinsamen Haus und laufen uns zwangsläufig über den Weg. Ich möchte standhaft bleiben und werde versuchen, die Mutter Theresa in mir nicht zu Wort kommen zu lassen.

  • kann ich einen Menschen einfach fallen lassen, wohl wissend, dass er untergehen kann?

    Er hat Dich bereits fallen lassen. Du reagierst lediglich auf sein Verhalten, falls Du gehst. Es ist lediglich eine Konsequenz, die er von Dir abverlangt.

    Untergehen wird er auch mit Dir an seiner Seite, wenn er untergeht.

    Du wirst ihn davor nicht schützen können.

    Im Gegenteil. Dadurch, dass sich für ihn wenig ändert und es bequem bleibt, bleibt er möglicherweise noch länger unverändert in seiner Situation.

    Möglicherweise wäre eine Trennung sein Tiefpunkt.

    Wobei Du Dich darauf nicht verlassen solltest. Manche Alkoholiker erreichen ihren Tiefpunkt nie.

    Ich kann Dir nur sagen, dass es sich aus der Ferne in Freiheit einfacher beobachten lässt, ob wirklich eine Veränderung stattfindet. Sich abzugrenzen, um selbst wieder das Gefühl der Freiheit zu haben, ist wichtig.

    Hab ich mittendrin auch nicht gedacht, dass ich damit glücklicher sein könnte. War aber ganz schnell der Fall :)

    LG Cadda

  • Hallo,

    Keine wirkliche Entschuldigung (Auge in Auge), keine Reflexion über den eigenen Beitrag zu dieser Situation

    ich bin auch Angehörige und habe sowas auch erwartet.

    Das ist eine falsche Erwartung zu dieser Zeit, er ist nass und da kommt ( noch ) nichts.

    Wenn du das erwartest, machst du dich weiter abhängig von seinem Handeln oder eben nicht handeln.

    Er kann ja noch nichts reflektiert haben, und ist sich sicher nicht bewußt was er ( mit ) verursacht hat.

    lg Morgenrot

    Wer nicht hofft, wird nie dem Unverhofften begegnen. ( Julio Cortazar )

  • Erwarte nichts. Kümmere Dich nicht um seine Angelegenheiten. Spiele nicht den Seelentröster.

    Versuche auch das ge-smse oder ge-whatsappe zu lassen.

    Kümmere Dich um Dich, um Deine Gesundheit, um Dein Leben.

    Das ist alles was jetzt zählt.

  • Spiele nicht den Seelentröster.

    Seelentröster bin ich nicht, denn Trost sucht er nicht, mir ist der manipulative Versuch hinter seiner Message bewusst. Er lebte bisher recht gut in seiner Blase, aber es wird dort für ihn immer ungemütlicher, ich mache nichts mehr von dem, was ich bisher an Aufgaben übernommen habe. Obwohl wir noch unter einem Dach leben sind Begegnungen extrem selten, schriftlich wird bis auf ganz wenige Versuche seinerseits (s. heute) nur Verwaltungskram besprochen.

    Vielleicht ergibt sich morgen, dass ich eine neue Wohnung habe, bisher ca. 40 Absagen bekommen, da ich kein Einkommen vorweisen kann. Trennungsunterhalt werde ich am Donnerstag mit meiner Rechtsanwältin klären und hoffe, dass die erste Zahlung nicht zu lange auf sich warten lässt. Er hat einen gut bezahlten Job, war dort auch immer zuverlässig und hat nie alkoholbedingt gefehlt. Aber so muss es natürlich nicht bleiben, daher liegt mein Augenmerk aktuell auf meiner finanziellen Absicherung.

    Ich halte nichts davon, die Kommunikation komplett einzustellen, aber ich halte die Augen offen, mich nicht mehr in die Rolle der Fürsorgerin drängen zu lassen. Nicht einfach, aber mittlerweile habe ich hier sehr viele Threads gelesen und bin da schon viel sensibilisierter.

    Außerdem möchte ich ihm trotz allem unterstützen, sollte er tatsächlich einsichtig werden und sich in therapeutische Behandlung geben. Er hat weder in der Familie noch im Freundeskreis Unterstützung (alle mit ähnlichem Alkoholkonsum). Vielleicht nicht mehr als Ehefrau und Partner, aber als Freund.

    Bei genauer Betrachtung sind nur mein Bruder und ich alkoholabstinent - eine kleine Minderheit in der riesigen Mehrheit derer, für die Alkohol sozusagen zum "guten Ton" gehört....

  • Es ist schon sehr, sehr heftig für mich. Besonders, weil wir schon lange zusammen sind. Mein Mann und ich kennen uns nun seit fast 50 Jahren, sind seit 41 Jahren ein Paar, davon 33 Jahre verheiratet. Wir sind beide 60+ und haben die Rente quasi schon in Reichweite, ich hatte mir meinen Lebensabend sicher nicht so vorgestellt.

    Natürlich könnte ich sagen: er schlägt mich nicht, er wird nicht ausfallend oder gemein, er geht regelmäßig arbeiten und ist dort zumindest zuverlässig - also warum die letzten 10 - 20 Jahre nicht noch aussitzen?

  • Eine schlaflose Nacht, viele Gedanken und Emotionen.

    Mir ist bewusst geworden, dass nicht nur meine Zukunft auf dem Spiel steht. Ich bin grad echt ratlos.

    Die Situation: Wir haben ein schuldenfreies 2-Familienhaus plus Einliegerwohnung. Mein Bruder bewohnt die Einliegerwohnung, mein Sohn hat ebenfalls seinen (wenn auch kleinen) Wohnbereich. Das Haus soll(te) unser Sohn demnächst übernehmen.

    Für meine Zukunft benötige ich natürlich Geld, mein "Vermögen" steckt im Haus. Fordere ich das Geld, muss das Haus wohl verkauft werden. Damit entziehe ich meinem Sohn die Zukunft, meinem Bruder vermutlich auch.

    Alles irgendwie Mist....

  • Wieder eine Absage, der Vermieter möchte nur Mieter mit festem Einkommen. Kann ich noch nicht vorweisen.

    Termin am Donnerstag bei der Anwältin mit erstem Lichtblick: Trennungsunterhalt bzw. Vertrag mit Angabe der monatlichen Zahlungen kann ich in wenigen Wochen erhalten, dann kann ich potentiellen Vermietern zumindest ein ausreichendes Einkommen nachweisen. Allerdings sollte ich mir eine Scheidung gründlich überlegen und statt dessen vielleicht "nur" räumliche Trennung in Erwähnung ziehen. Wenn ich das alles nur schon vor Eheschließung geahnt hätte - ich hätte wohl da schon die Flucht ergriffen...

    Mein Mann redet seit meinem Anwaltstermin kein Wort mehr mit mir, starrt mich nur mit einem - zumindest interpretiere ich das so - bösem Blick an. Letzter Kommentar am Donnerstag Abend: ich habe mein Leben im Griff. Hast du dein Leben auch im Griff?

    Dienstag Termin bei einer Suchtberatung hier in der Nähe, aktuell sammle ich so viele Informationen wie möglich.

  • Mein Mann redet seit meinem Anwaltstermin kein Wort mehr mit mir, starrt mich nur mit einem - zumindest interpretiere ich das so - bösem Blick an. L

    Dann scheinst du einen Nerv getroffen zu haben. Alles richtig gemacht.

    Gruß Hartmut

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    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Wieso lieber „nur“ Trennung und keine Scheidung laut Anwältin?

    Betrifft Hauseigentum (im Grundbuch steht nur mein Mann), Erbrecht, Witwenrente, Versorgungsausgleich usw.

    Hier hat sie ein Vierergespräch vorgeschlagen mit dem Ziel, eine geeignete Vereinbarung zu erzielen und schriftlich (notariell beglaubigt) zu fixieren.

    Insgesamt ist eine Scheidung im fortgeschrittenen Alter sehr, sehr ungünstig.

  • Insgesamt ist eine Scheidung im fortgeschrittenen Alter sehr, sehr ungünstig.

    Warum? Bin gerade erschrocken.

    Werde ich mich wohl diese Woche auch mal erkundigen müssen, falls es wirklich auf eine entgültige Trennung hinausläuft.

    Alles Gute dir.

    Was sagen denn deine Mutter und Sohn zur Situation?

    Ich bin auch schon sehr lange mit meinem Mann verheiratet und die Rente ist fast greifbar nah.

  • Beispiel Krankenversicherung:

    Ich bin über meinen Mann in der gesetzlichen Krankenversicherung familienversichert. Bei Scheidung muss ich mich selbst versichern, wobei die Altersgrenze für die gesetzliche KV bei 55 Jahren liegt und ich somit eine Private Krankenversicherung abschließen muss.

    Beispiel Versorgungsausgleich:

    Hier werden die während der Ehe erworbenen Rentenpunkte gegeneinander ausgeglichen (Halbierung). Hätten die Renten für einen gemeinsamen Haushalt gut ausgereicht, so müssen von den über den Versorgungsausgleich angepassten (gekürzten!) Renten zwei Haushalte bezahlt werden. Bei den steigenden Mieten und Preisen rückt da die Altersarmut in greifbare Nähe.

    Wenn möglich also Scheidung vermeiden, ggf. Trennungsfolgevereinbarung (notariell beglaubigt) abschließen.

    Was sagen denn deine Mutter und Sohn zur Situation?

    Meine Mutter lebt nicht mehr und Sohnemann hält sich raus,

  • Meine Kinder mögen auch nicht darüber sprechen, sagen aber ich soll mich jetzt um mich kümmern.

    Fällt ja nicht nur den erwachsenen Kindern schwer darüber zu sprechen, zumal hier ja die doppelte Problematik Trennung und Alkoholmissbrauch zum Tragen kommt. Auch die Geschwister meines Mannes finden, ich übertreibe - wobei deren Trinkverhalten dem meines Mannes ziemlich ähnlich sind - und wechseln schnell das Thema. Von deren Seite brauche ich keine Unterstützung zu erwarten.

    Mein Blick auf Alkohol ist noch kritischer geworden: mir fällt immer öfter auf, dass Alkohol anscheinend immer und überall dazu gehört.

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