Hallo liebe Forumsmitglieder,
ich bin 54 Jahre alt und arbeite derzeit viel Vergangenes auf - bislang mit mäßigem Erfolg.
Bisher hatte ich mit Selbsthilfegruppen und Therapien oft Pech aber das ist alles auch schon etwas her und jetzt muss ich meine Problematik wieder ernsthaft angehen.
Zu meiner Geschichte (des Trinkens):
Ich habe schon seit der Jugendzeit gerne mal zu viel getrunken, es war aber wohl noch keine Abhängigkeit nach meiner heutigen Einschätzung.
2005 wurde bei mir eine nicht therapierbare und fortschreitende Erbkrankheit diagnostiziert so dass ich meinen Beruf nicht mehr ausüben durfte. Aufgrund dieser Erkrankung bin ich inzwischen schwerbehindert. Zeitgleich mit der Diagnose wurde ich von meiner damaligen Lebensgefährtin zuerst betrogen und dann verlassen. In dieser Situation erhöhte sich der Konsum rapide.
Ich bekam dann die Genehmigung einer Umschulung und kurz nach der Beendigung lernte ich meine jetzige Frau kennen. Es ging wieder Bergauf aber weiter getrunken habe ich trotzdem. Ich war selten völlig betrunken aber ein gewisses Level musste schon sein und es wird einfach immer mehr.
2013 hatte ich die erste Entgiftung - es war ein spontaner Entschluss: Ich rief in der Klinik an und 4 Stunden später war ich dort. Körperlich war es ein harter Entzug für mich aber so etwas lohnt sich wohl immer!
Danach war ich in einer Tagesklinik, was ich nach der halben Zeit (3 Wochen) abgebrochen habe. Es war mir zu langweilig. Bei der Örtlichen Selbsthilfegruppe war ich auch nur 2 mal und ein Psychotherapeut, der wirklich super war, verließ die Arztpraxis nachdem ich einige Male dort war - wobei er wahrscheinlich nicht wegen mir aufgehört hat. Es war für mich auch nicht schlimm, dass diese Therapieversuche fehlschlugen - Ich fühlte mich prima, hatte nie Suchtdruck und war dann fast 6 Jahre absolut abstinent.
Dann alkoholfreies Bier bei einer Feier (unglaublich was da im Kopf los war) - dann mal ein "richtiges" Bier und: "Geht ja - passiert gar nichts Schlimmes" dachte ich Trottel. Maßlose Selbstüberschätzung.
Seit 2019 war ich nun 4 mal in der Klinik zum Entgiften. Das letzte Mal im Juli 2022. Dieses Jahr im März habe ich wieder angefangen und dann einen Entzug zu Hause gemacht. Langsam reduziert und jetzt seit 4 Wochen auf Null. Auch wenn ich wesentlich weniger getrunken hatte wie vor dem ersten Entzug war der jetzige am Härtesten aber für mich auch am Wertvollsten und hoffentlich am Heilsamsten! Ich bin derzeit enorm gestresst, weil die Beziehung zwischen meiner Frau und mir durch die Trinkerei und Rückfälle - gelinde gesagt - sehr schwierig und belastet ist. Ich bin sehr froh, dass ich es trotz der angespannten Lage alleine geschafft habe.
Jetzt muss ich dran bleiben - eigentlich weiß ich ja wie einfach es sein kann länger abstinent zu sein - Ich glaube, das ist meine und unsere letzte Chance!
Schöne Grüße vom Bodensee
Freddy