Maeron - Von der Krankheitseinsicht & meiner täglichen Abstinenz

  • Hallo Maeron,

    gib deiner Frau Zeit, ich kann sie verstehen. Am Anfang ist es schwer für die Angehörigen, wieder Vertrauen aufzubauen.

    Sie hat dich darauf angesprochen, und das finde ich positv, weil sie es nicht mit sich ausmacht.


    lg Morgenrot

    Wer nicht hofft, wird nie dem Unverhofften begegnen. ( Julio Cortazar )

  • Wie geht es Dir denn gerade psychisch? Hast ja schon länger nicht mehr geschrieben, konntest Du mit Ärzten/Therapeuten sprechen? Gerade Depressionen gehen ja oft mit erhöhtem Schlafbedarf bzw. "Flucht" einher ..

    Hallo Rennschnecke ,

    mir geht's tatsächlich ganz gut, denn beruflich habe ich etwas in Aussicht, was klappen könnte. Das freut mich doch bringt mich auch wieder viel zum Nachdenken. Ich gehe gedanklich alles mögliche durch, weshalb ich gedanklich schwer zur Ruhe komme (trotz Meditation und auch Baldrian).

    Depressionen habe ich eigentlich nicht. Ich hatte sicherlich eine depressive Phase, aber Die ist vorbei. Wegen meiner Ängste bin ich im Austausch mit den Fachleuten und habe Ende des Jahres ein Termin beim Psychiater um mir einmal auch diese Sicht und ggf mögliche Optionen anzuhören.

  • Hallo,

    ich habe gerade "König Alkohol" von Jack London gelesen und kann das Buch sehr empfehlen. Sicherlich kennen es hier einige. Ich wollte es trotzdem einmal hier erwähnen.

    Ich fühle mich derzeit ganz gut. Ich genieße immer mehr die Abstinenz. Leider kommt ab und zu die Stimme der Sucht, damit meine ich kurzzeitiges Aufflackern von Verlangen. Das nervt. Wann hört das auf?

  • Hallo Maeron,

    Wenn sich meine Suchtstimme meldet, spreche ich mit ihr. „Du schon wieder, hast Du schon vergessen was Du angerichtet hast…..” oder so ähnlich
    Mir hilft es.
    Mit der Zeit wird es immer weniger. Die alten Trampelpfade der Verhaltensmuster müssen erst zu wuchern und die neuen sich einprägen und normal werden.

    Ich achte darauf, in welchen Situationen die Stimme kommt. Dann kann ich mich entweder darauf vorbereiten oder die Situation vermeiden.

    Viele Gruesse

    Nayouk

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    - abstinent seit 6.01.2024 -

  • Hallo Maeron,

    kurzzeitiges Aufflackern von Verlangen. Das nervt. Wann hört das auf?


    Ich kann mich inzwischen nicht mehr erinnern, wann ich das zuletzt hatte - insofern wird es wohl deutlich seltener mit der Zeit.

    In welchen Situationen hattest du Suchtdruck (dieses Verlangen)? Und was war vorher?

    Nach meiner Erfahrung hilft es, hier Zusammenhänge zu erkennen und das eigene Verhalten entsprechend - vorbeugend - anzupassen.


    Viele Grüße

    Thalia

  • Leider kommt ab und zu die Stimme der Sucht, damit meine ich kurzzeitiges Aufflackern von Verlangen. Das nervt. Wann hört das auf?

    Warum leider?

    Es tut nicht weh, beißt nicht, ist vorübergehend und erinnert dich immer wieder daran, dass die Sucht bestehen bleibt.

    Think positiv.

    Gruß Hartmut

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    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • In den ersten Monaten wittert der Neuling gerne akute Gefahr, wenn sich das Suchtgedächtnis mal meldet. Es ging mir genau so. Die Abstände wurden immer größer. Und wenn jetzt ein Gruß kommt:

    Es tut nicht weh, beißt nicht, ist vorübergehend und erinnert dich immer wieder daran, dass die Sucht bestehen bleibt.

    Think positiv.

    Da steht's. ich habe mich daran gewöhnt, dass es sich "gaaaanz" selten mal meldet, dann weiß ich wenigstens, dass ich alles richtig gemacht habe und nicht womöglich in den Aberglauben verfalle, geheilt zu sein und deswegen jetzt mal das eine oder andere Gläschen trinken könne. Daher sehe ich solche Meldungen inzwischen positiv. Es dauerte aber schon ein paar Jährchen, bis sich diese Erkenntnis bei mir einstellte.

  • Ja, diese Stimme kenne ich auch. Mal laut, mal leise, mal direkt, mal hinterhältig. Aber immer seltener. Sie erinnert mich daran, dass ich Zeit meines Lebens ein Suchtproblem haben werde. Das nächste Glas wäre das erste von unendlich vielen neuen mit den entsprechenden katastrophalen Folgen. Insofern nervt sie mich zwar, aber sie erinnert mich daran, achtsam zu sein. Mein neues Leben hingegen ist deutlich weniger nervig, als das Generve der Suchtstimme. Ich lebe mit einer Krankheit, die sich manchmal meldet. Ich lerne, das zu akzeptieren.

    Abstinent seit dem 22.9.2023

  • Ich habe mir am Anfang auch immer einen Kopf gemacht, wenn sich die Stimme mal gemeldet hat (war bei mir zum Glück nicht so häufig).

    Mittlerweile sehe ich es wie Hartmut und CF. Und ich bin eigentlich auch ganz froh, dass sich die Stimme ab und zu meldet. Lässt mich dann immer mal wieder etwas bewusster auf meine Erkrankung blicken (nicht, dass ich es „vergessen“ würde, aber ich finde das persönlich immer ganz gut, so einen Stupser).

    VG Sue

    You will bloom if you take the time to water yourself 🌷

  • Danke euch allen für die Antworten!

    Ich versuche die Tipps umzusetzen. Suchtgedanken erkennen, anschauen, weggehen lassen. Vielleicht auch ablenken oder so. Ansonsten habe ich jetzt zur Sicherheit zwei Freunde auf meine Notfall-Liste gesetzt. Falls es ein Ausrutscher gibt, kann ich die anrufen. Und vorher schon. Erst dachte ich, sowas ist für mich nicht notwendig. Doch es ist notwendig. Und die Freunde fühlten sich geehrt, dass ich sie fragte und haben zugestimmt. Das freut mich voll.

    Ich habe mal in alten Mails recherchiert und mich erinnert, dass ich im Laufe der Zeit immer mal wieder in anderen "Alkoholiker-Foren" angemeldet war.. . 2010 hatte ich das erste mal gemerkt, dass mein Konsum nicht normal ist und war bei der Suchtberatung. Da war ich Anfang 20. Dann weiter gesoffen. Dann 3 bis 4 Jahre später wieder in einem Forum angemeldet. Dann auch einer Therapeutin geschrieben, dass ich glaube ein Alkohol Problem zu haben....Insgesamt war es für mich immer mal wieder Thema. Meine Suchtstimme, das Verlangen, zeigt sich manchmal in den Gedanke die aufkommen, wie "vielleicht bist du garnicht süchtig". Meine Recherche in alten Mails haben dann das Gegenteil bewiesen. Es ist so und es wird es bleiben. Ich kann nicht konsumieren. So oft ich auch dazu gedanklich Lust bekomme.... Es würde sich wieder einschleichen.... Dann würde ich wieder ausarten... Und so weiter... Und da ich das nicht will, arbeite ich weiter ab Meiner Überzeugung, dass es besser ist OHNE Suchtmittel!

  • Ansonsten habe ich jetzt zur Sicherheit zwei Freunde auf meine Notfall-Liste gesetzt. Falls es ein Ausrutscher gibt, kann ich die anrufen. Und vorher schon. Erst dachte ich, sowas ist für mich nicht notwendig. Doch es ist notwendig. Und die Freunde fühlten sich geehrt, dass ich sie fragte und haben zugestimmt. Das freut mich voll.

    Bist du dir so unsicher, trocken zu bleiben? Wo sind denn da deine Ängste?

    Ich bin skeptisch, jemand anderem Verantwortung zu übertragen, nur damit ich selbst nicht trinken muss. Besteht nicht die Gefahr, dass ich diese Person unbewusst verpflichte für mich verantwortlich zu sein?

    Auch die Vorstellung, eine "Beichte" ablegen zu können , sollte es so weit kommen, betrachte ich kritisch. Ich würde einen Rückfall nicht als Ausrutscher bezeichnen, denn das impliziert bereits, dass es nicht so schlimm sei.

    Es wäre für mich auch keine Ehre, im Vorfeld gefragt zu werden, ob ich dazu bereit wäre. Denn es ist Verantwortung, die ich für etwas übernehme, das nicht in meiner Hand liegt. Mache mich nicht zum CO?

    Natürlich hatte ich ganz am Anfang Anlaufpunkte wie SHG jedoch mit der Zeit des trocken seins aber gab nie für mein Tun eine Verantwortung ab.

    Gruß Hartmut

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    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • achso, ich dachte, du maeron, rufst die notfalllistenfreunde an bevor es zum rückfall kommt! das würde für mich sinn machen. eine liste zu haben, um sie nach dem rückfall anzurufen, das wirkt auf mich wie: ich bau da schon mal vor und bau mir schon mal eine verteidigungslinie für den rückfall. für mich wäre das nichts. keine eventualitäten. nie mehr wieder alkohol, also auch keine rückfalllisten. es liegt an mir, nicht an meinen freunden. die können mir im vorfeld helfen, aber mir die verantwortung für mein tun im nachhinein nicht abnehmen. sei stark!

    Abstinent seit dem 22.9.2023

  • Hallo Maeron,

    ich finde, da solltest Du nochmal „nachbessern“ bzw Dir Gedanken machen. Dass Du Dir Notfallkontakte überlegst, ist ja keine schlechte Idee. Allerdings ist der Sinn von solchen Notfallkontakten ja, dass Du Dich meldest, bevor Du rückfällig wirst!
    Was sollen Dir die Kontakte denn bringen, nachdem Du einen Rückfall hattest? Dass sie Dich „aufmuntern“? Oder Dir den Kopf waschen?

    Irgendwie klingt das für mich auch so, als würdest Du gedanklich schon alles für einen Rückfall „planen“ oder zumindest davon ausgehen, dass es zu einem kommt?

    Welche Strategien hast Du denn um Deine Nüchternheit zu stabilisieren? erkennst Du Schwachstellen, wo Du noch überlegen kannst, wie Du sie beheben kannst um Sinne der Risikominimierung?

    VG Sue

    You will bloom if you take the time to water yourself 🌷

  • Bist du dir so unsicher, trocken zu bleiben? Wo sind denn da deine Ängste?

    Aufgrund besonderer Begebenheiten in meinem Leben, habe ich zeitweise Verlangen. Um besser Acht zu geben, überlege ich, was gut wäre. In meinen Unterlagen gab es eben den "Ausrutscher-Vertrag", als Möglichkeit zur Prävention..... Zuerst dachte ich mir, ich würde dies nicht brauchen. Aber dann dachte ich, es wäre doch vielleicht eine gute Idee, damit nichts passiert bzw. ich Freunde für den Notfall habe, die bescheid wissen.

    Besteht nicht die Gefahr, dass ich diese Person unbewusst verpflichte für mich verantwortlich zu sein?

    Ja, denke die Gefahr besteht.

    Ich würde einen Rückfall nicht als Ausrutscher bezeichnen, denn das impliziert bereits, dass es nicht so schlimm sei.

    Da gibt es glaube ich grundsätzlich unterschiedliche Meinungen zu. Ich denke euch, man sollte es nicht als Freikarte sehen. Aber eben, wenn es passiert, auch nicht als Weltuntergang und im Fall der Fälle ist das Ziel, den Konsum zu stoppen, es nach dem ersten Schluck zu beenden, bzw. so schnell es geht.


    nn es ist Verantwortung, die ich für etwas übernehme, das nicht in meiner Hand liegt.

    Ich werde den Freunden nochmal schreiben, dass es MEINE Verantwortung ist.

    achso, ich dachte, du maeron, rufst die notfalllistenfreunde an bevor es zum rückfall kommt! das würde für mich sinn machen

    Also dieses Formblatt aus der Reha beschreibt, dass man auch nach einem Konsum die Freunde anrufen soll, damit man nicht weiter trinkt und sicher Konsum nicht ausdehnt.

    Irgendwie klingt das für mich auch so, als würdest Du gedanklich schon alles für einen Rückfall „planen“ oder zumindest davon ausgehen, dass es zu einem kommt?

    Ja, da ist sicherlich was dran. In dem Moment, als ich das gemacht habe, war das vielleicht ein wenig wie ein Plan für den Konsum. Aber jetzt Ist das Gefühl wieder weg.

    Welche Strategien hast Du denn um Deine Nüchternheit zu stabilisieren? erkennst Du Schwachstellen, wo Du noch überlegen kannst, wie Du sie beheben kannst im Sinne der Risikominimierung?

    - Regelmäßig Sport

    - Regelmäßig Achtsamkeitsübung

    - Auf mein Stress-Level achten

    - Orte die mich triggern könnten nicht besuchen.


    Und ich habe jetzt Freunde gefragt, mit denen ich mich bald treffen will, ob es für sie denkbar wäre, in meiner Umgebung keinen Alkohol zu trinken, während ich da bin.

  • Da gibt es glaube ich grundsätzlich unterschiedliche Meinungen zu. Ich denke euch, man sollte es nicht als Freikarte sehen. Aber eben, wenn es passiert, auch nicht als Weltuntergang und im Fall der Fälle ist das Ziel, den Konsum zu stoppen, es nach dem ersten Schluck zu beenden, bzw. so schnell es geht.

    Ich beschäftige mich nicht mit Meinungen über etwas, das tödlich enden könnte. Ich schaue mir explizit Erfahrungen von Rückfälligen an.

    Wenn ich etwas im Vorfeld verharmlose, wie kann ich dann bei einem eventuell aufkommenden Saufdruck mir selbst klarmachen, dass es ernst ist? Nun ja, wenn es für mich tödlich endet, ist es auch kein Weltuntergang. Aber das bekomme ich ja nicht mehr mit. Ist ja dann egal.;)

    Wenn ich deine ganzen Hinterfragungen mal für mich deute, spielst du schon mit dem Gedanken, rückfällig zu werden. Das Abschieben von Verantwortung kann auch als eine Art vorzeitige Entschuldigung betrachtet werden. Wenn niemand erreicht wird, dann kann man ja saufen. Verstehst du, was ich meine?

    Bisher habe ich mir während meiner langen Trockenheit keine Gedanken darüber gemacht, was nach einem Rückfall geschieht. Damit sich zu beschäftigen ist eine Hintertür aufzulassen.

    Ich wünsche dir mehr Leichtigkeit auf deinem Weg.

    Gruß Hartmut

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    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Ja, verstehe was du meinst.

    Ich habe die Nummer der Freunde auch aufgeschrieben, dafür diesen Notfalllpass ausgeschnitten und dort eingetragen. Der lag hier auf dem Tisch. Meinen Frau hat den gesehen, genommen und gefragt, was das ist. Ich sagte/nuschelte zu ihr, " Notfallpass.. So zum Eintragen wegen Alk..." oder so ähnlich. Dabei hatte ich ein Gefühl, als hätte Sie mich bei was ertappt. Dabei ist es doch grundsätzlich gut aber irgendwie war mir was peinlich

  • dass man auch nach einem Konsum die Freunde anrufen soll, damit man nicht weiter trinkt und sicher Konsum nicht ausdehnt.

    Ein Plan für nach dem Rückfall?

    Das wäre für mich, wie ein schlechtes Omen in der Tasche herumtragen. Als würde ich permanent unter der Leiter hin und her rennen.

    Am Abgrund tanzen, usw.

    Lieber 10 Pläne für vor dem Rückfall. Rückfall ist keine Alternative.

  • Hallo Maeron

    Freunde anzurufen wenn es passiert ist wird nicht funktionieren. Dazu hab ich mich,in der suchtspirale steckend nicht mehr aufraffen können.

    Sinnvoll ist es schon bei saufdruck jemanden anzurufen, der auch Bescheid weiß was dann zu tun ist.am besten einen trockenen.

    Treffen, ablenken, reden,alles hilft.

    Schreib doch einfach deinen Plan um.

    Aus einem Rückfall auszusteigen gelingt nicht so einfach wie man es sich vorstellt. Sehr viele bleiben hängen und finden den Weg raus nicht mehr.

    Hier ist doch die beste Stelle, in dieser Gruppe, mit solchen Gedanken umzugehen, sie hier reinzuschreiben.

    Mehr trockene wirst du nirgends finden :wink:

    LG Bolle

    Der Weg ist das Ziel(Konfuzius)

    Seit 1.1.2014 trocken

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