Hallo zusammen, auf der Suche nach einer geeigneten Reha-Klinik bin ich auf dieses Forum gestoßen und sehr froh darüber, denn in eine Gruppe vor Ort traue ich mich noch nicht. Aber das kommt bestimmt auch noch.
Zu meiner Person: Frau, Mitte 50, mit stressigem Vollzeitjob (wo ich brav funktioniere, ganz wichtig für mich), seit jungen Jahren depressiv (eigentlich gut eingestellt, aber der Alk funkt wohl dazwischen) und definitiv alkoholkrank. Das habe ich lange geahnt, aber auch lange verdrängt, weil ich mir ein Leben ohne den teuflischen "Freund", "Tröster" und "Belohner" Alk (am Abend, das berühmte Feierabendbier, das mit den Jahren langsam, aber sicher immer mehr wurde) nicht vorstellen konnte. Außerdem vertrage ich leider einiges und das Zeug schmeckt mir auch immer noch ...
Trotzdem hat sich im Laufe des letzten Jahres wohl irgendwas bei mir verändert. Zum einen, weil die höchstwahrscheinlichen Negativfolgen (Zusammenhang noch nicht offiziell diagnostiziert, da ich meinen Ärzten mit einer Ausnahme noch nichts von der Alkoholkrankheit gesagt habe) überhand nahmen (Vitaminmangel, Ausbruch von Autimmunerkrankungen, Adipositas, immer weniger Energie für den Alltag, Angst vor einer Fahne am nächsten Morgen ...) und mich noch Schlimmeres fürchten ließen (Krebs, Demenz, Verlust meiner Eigenständigkeit...).
Zum anderen sind mir (ohne zunächst danach zu suchen) immer mehr Berichte über bzw. Bücher von trockenen Alkoholikern begegnet, die mich erkennen ließen, dass ein trockenes Leben kein ödes Jammertal bedeutet, sondern viel mehr eine ganz neue Lebensqualität eröffnen kann. Das war ein echtes Aha-Erlebnis für mich.
Und so lese und recherchiere ich seit einiger Zeit im Netz ganz intensiv und geradezu begeistert zu meinem neuen Sehnsuchtsziel Abstinenz und dem geeigneten Weg dorthin - am Abend aber immer noch mit der Bierflasche in der Hand. Einen kalten Entzug konnte ich mir zum Glück nie vorstellen, "kontrolliertes" Trinken bei mir auch nicht mehr. Bei der Psychiaterin, die mir mein Antidepressivum verschreibt, habe ich mich Anfang des Monats geoutet, denn mit ihr kann ich gut reden.
Ende August habe ich wieder einen Termin bei ihr, bis dahin möchte ich mich "sortiert" haben, um dann den Reha-Antrag zu stellen und mich organisatorisch und seelisch auf die Reha vorzubereiten.
Was mich gerade umtreibt, ist die Frage, welche Formen der Entgiftung und der Entwöhnung in meinem Fall am besten geeignet sind (ambulant oder stationär, Kurzzeit oder Langzeit...) und welches Angebot wirklich etwas taugt. Selbstbeschreibung und Bewertungen unterscheiden sich doch oft sehr.
Dann noch die Angst, ob ich in meinem geliebten Zuhause (bei meinen geliebten Haustieren) überhaupt trocken werden/bleiben kann, da das ja nun mal der Ort meines zunehmend maßlosen Saufens ist. Ich kann mir auch nicht vorstellen, so lange von zu Hause weg zu sein. (Um die Tiere würde sich mein Ex kümmern, der trinkt aber noch deutlich mehr als ich... Ich habe ihm schon gesagt, dass wir uns danach nur noch ohne Alk sehen können ....). Freunde vor Ort habe ich nach meinem berufsbedingten Umzug kaum, alte Freunde sind rar geworden und weit weg.
So viel zu meiner Ausgangssituation. Entschuldigt bitte den langen Text. Den muss ich aber auch erst mal sacken lassen. Ich freue mich, von Euch zu hören und werde Eure Reaktionen mit größtem Interesse lesen, aber vielleicht nicht immer gleich antworten können. Danke für Euer Verständnis. Liebe Grüße