Rennschnecke - bin froh, hier zu sein

  • Alex07 18. Juni 2024 um 10:15

    Hat den Titel des Themas von „Rennschnecke . Neu hier und heilfroh“ zu „Rennschnecke - bin froh, hier zu sein“ geändert.
  • Hallo zusammen, heute ist für mich ein ganz besonderer Tag: Genau vor einem Jahr habe ich dieses Forum gefunden, mich direkt angemeldet und losgeschrieben und seither jeden einzelnen Tag hier mitgelesen, -gefühlt und unglaublich viel gelernt - und bin irgendwann sogar mit diesem Rückhalt in die zufriedene Nüchternheit (bald sechs Monate) gestartet.

    Dafür bin ich Euch allen, insbesondere auch den geduldigen Mods, unendlich dankbar, denn aller Anfang ist schwer und meine verkopfte Herangehensweise war für viele erfahrene Abstinente zumindest fragwürdig, wie man hier nachlesen kann.

    Ich wollte ja erst mit einem Rehaplatz in der Tasche die Entgiftung starten, weil ich mir selbst so wenig traute. Hat dann fast sechs Monate gedauert, bis es nach vielen Recherchen und Beratungsterminen, soweit war.

    Für mich persönlich, bei meiner Situation und Vorgeschichte, fühlte und fühlt es sich aber richtig an, hab es nicht bereut, da auf meine innere Stimme zu hören, auch wenn jeder alkverseuchte Tag weniger natürlich besser gewesen wäre. Aber, wie ein für seine punktgenauen Kommentare bekannter Mod mir dann schrieb: Dafür gings mir dann wohl noch zu gut, um direkt aufzuhören.

    In der "Wartezeit" bis zur Entgiftung habe ich mich ja weiter tagtäglich, vor allem in diesem Forum, mit der Frage beschäftigt, wie Abstinenz gelingen kann, und Ich glaube, das hat mir geholfen, vor der Krankheit zu kapitulieren und nicht kämpfen zu müssen.

    Ich habe mich dabei beobachtet, wie ich vorerst weiter abends meinen Pegel gesichert habe und was ich dabei gedacht habe ("Noch darf ich ja", "eigentlich schmeckt es gar nicht mehr so richtig, aber ich darf ja auch nicht in den kalten Entzug kommen", "jetzt kippe ich allen Ernstes noch die Weinreste vom Ex hinterher, weil mir mein Bier nicht reicht, wie eklig" usw. )

    In der letzten Woche vor der Entgiftung habe tatsächlich auch den "Abschied" ein bisschen zelebriert: zum letzten Mal Alksorte A, B, C, und sogar ein Foto vom allerletzten Bier gemacht(!), wie mir neulich erst wieder eingefallen ist. Parallel habe ich mich auf die ambulante Entgiftung vorbereitet wie auf eine Reise, und mir auch meinen Notfallkoffer gepackt. Und so konnte ich Anfang des Jahres ein langes Kapitel beenden und voller Vorfreude ein neues, hoffentlich noch viel längeres, aufschlagen, jetzt eben mit Tee in der Hand ...

    Ohne diese "Vorgeschichte" hätte mir die Reha nicht einmal halb so viel gebracht, da bin ich mir sicher - ohne mich deshalb sicher zu fühlen. Ich habe verinnerlicht, dass das Dranbleiben am Thema und an der Abstinenz jetzt meine tägliche Aufgabe für den Rest meines Lebens ist - fast schon ein neues Hobby, wenn es nicht so ernst wäre.

    Deshalb habe ich Alex gestern gebeten, den Titel meines Fadens anzupassen, denn neu bin ich hier nicht mehr, wenn auch immer noch ziemlich am Anfang....

    Danke, dass es Euch gibt!

  • Liebe Rennschnecke,

    Wie Du ja mal geschrieben hast, wir haben ziemlich zeitgleich aufgehört.
    Allerdings hatte ich diesen Vorlauf nicht. Wenn mir letzte Weihnachten jemand gesagt hätte,
    dass ich Anfang Januar in den Entzug gehe, den hätte ich noch heftig abgewehrt.

    Jeder Weg ist anders und erfolgreich ist er dann, wenn er sein Ziel erreicht.
    Wie der Titel meines Threads „Der Weg ist das Ziel“.
    Der Eintritt in die Abstinenz wurde erreicht. Ab da ging ein neuer Weg weiter,
    der „dauerhafte Erhalt der Abstinenz“ und ich hoffe, nein, ich bin zuversichtlich,
    dass dieser Weg kein Ende hat , welches ich erleben werde.

    Das wünsche ich Dir auch.

    Wir warten jetzt noch die nächsten 6 Monate und ein paar Tage ab und dann gibt’s Glückwünsche🙂

    Liebe Grüße
    Nayouk

    -------------------------------------------------------
    - abstinent seit 6.01.2024 -

  • Wir warten jetzt noch die nächsten 6 Monate und ein paar Tage ab und dann gibt’s Glückwünsche🙂

    Für euch beide, Rennschnecke und Nayouk,

    🏆

    🏆

    Herzlichen Glückwunsch zu jedem einzelnen nüchternen Tag.

    Ihr seid auf einem so guten Weg und so vergehen die Tage…Wochen….Monate …und das Schönste ist, dass ihr jeden einzelnen Tag bewusst erleben könnt.
    Euer tägliches Geschenk an euch: Ein gelebter Tag.

    Viele Grüße

    Stern

    ⭐️

    Wenn du heute aufgibst, wirst du nie wissen, ob du es morgen geschafft hättest.

  • Hallo zusammen,

    eigentlich wäre heute Jubeln angesagt: Bin heute immerhin schon ein halbes Jahr nüchtern.

    Leider fühle ich mich seit ein paar Tagen gar nicht mehr gut damit, habe plötzlich Verzichts- und "Vielleicht geht ja doch noch irgendwann mal ein bisschen was"- Gedanken (denke dabei interessanterweise an Wein, obwohl ich den die letzten Jahre kaum noch und nicht mal mehr gern getrunken habe).

    Noch vor anderthalb Wochen hatte ich in meiner Gruppe vor Ort erzählt, dass mir bei gelegentlichen abendlichen Gedanken an Alk dann seit einiger Zeit immer einfällt, dass ich nichts verpasse, habe ja in den vergangenen drei Jahrzehnten wahrlich mehr als genug von allem gehabt....und jetzt das😪

    Zwecks Suchtverlagerung scheine ich jetzt rund um die Uhr zu futtern, besonders Süßes.

    Ich habe vermutet, dass es daran liegt, dass ich mal wieder mein Antideoressivum zu unregelmäßig genommen habe. In meiner Gruppe vor Ort wurde vermutet, dass es daran liegt, dass ich gerade Urlaub habe (1,5 Wochen, zu Hause).Allerdings habe ich in Urlaubszeiten nicht mehr oder anders getrunken als sonst, daher verstehe ich es nicht so ganz.

    Ehrlich gesagt macht es mir Angst. Die ersten 5,5 Monate waren so einfach und klar, und jetzt fühle ich mich so zurückgeworfen und unsicher ...

  • Leider fühle ich mich seit ein paar Tagen gar nicht mehr gut damit, habe plötzlich Verzichts- und "Vielleicht geht ja doch noch irgendwann mal ein bisschen was"- Gedanken

    Entweder befindest du dich gedanklich bereits mitten im Rückfall, oder ist es lediglich Alarmstufe Rot? Was nicht viel besser ist. Aber Hut ab, du hast dich mitgeteilt, und nun können wir gemeinsam schauen, ob wir die Kuh wieder vom Eis bekommen.

    Solche Gedanken sind oder waren mir nicht fremd, und es ist ein Prozess, den viele Alkoholiker durchlaufen. Gerade, wenn man am Anfang nicht sicher war, Alkoholiker zu sein.

    Wie sah es bei dir aus?

    Ich habe vermutet, dass es daran liegt, dass ich mal wieder mein Antideoressivum zu unregelmäßig genommen habe.

    Oder es ist einfach ganz banal. Es ist einfach nur die Sucht, die aus dir heraus schreit.

    Gruß Hartmut

    ------------------

    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Hallo Rennschnecke,

    es sind Gedanken, Du nennst sie Verzichtsgedanken. Du hast sie als solche erkannt und das ist der wichtigste Punkt.

    Das mit dem Wein kenne ich auch und ich habe mich gefragt warum ich dann gerade an Wein gedacht habe.
    Wein steht gesellschaftlich höher. Man trinkt gepflegt oder kultiviert einen guten Wein. Der gleiche Satz mit Bier hört sich komisch an,
    für mich zumindest. Also ist es doch was Besseres Wein zu trinken, das hat nichts mehr mit saufen zu tun. Nur ein Schlückchen guten Wein gepflegt trinken.
    So hat mir mein Suchthirn das suggerieren wollen.

    Diese Gedanken haben mich unzufrieden gemacht. Es hat bei mir was mit zufriedener Abstinenz zu tun.

    Ich hol Dir das mal von mir in einem anderen Thread hierher.
    "Eine zufriedene Abstinenz habe ich noch nicht, dazu ist die innere See noch nicht glatt genug.
    Ich weiss aber, dass ich da hinkomme, genauso wie bei der See, wenn der Wind gegangen ist und die Zeit alles geglättet hat.
    Zeit habe ich als wesentlichen Faktor erkannt, inklusive Höhen und Tiefen. Ab da habe ich aufgehört zufrieden abstinent sein zu wollen.

    Vielleicht hilft es, die Gedanken einzuordnen und tiefer in Dich reinzufühlen.
    Auf alle Fälle finde ich es toll, dass Du Dich mitgeteilt hast und mach das bitte zeitnah weiter.

    Du wirst mit Hilfe von all den Erfahrenen hier einen Weg finden, wie Du damit umgehen kannst.

    Du bist mit einem Tag Unterschied genauso lange abstinent wie ich, ein halbes Jahr oder 6 Monate.
    Deswegen schicke ich Dir einen "Glückwunsch" zu Deinen 6 Monaten, denn das ist ein riesen Erfolg für Dich.

    Viele Grüsse

    Nayouk

    -------------------------------------------------------
    - abstinent seit 6.01.2024 -

  • Danke, Hartmut, für Deine Antwort.

    Ich hatte mir ja lange genug Zeit gelassen, um mir schließlich im letzten Jahr endlich einzugestehen, dass ich längst süchtig und in der Abwärtsspirale gefangen war.

    Und ich war mir auch immer dessen bewusst, dass das Suchtgedächtnis jederzeit unerwartet um die Ecke kommen kann, bin nicht leichtsinnig oder übermütig geworden.

    Vielleicht hat es etwas damit zu tun, dass ich im Urlaub zwar den Job schnell hinter mir lassen, aber trotzdem nicht gut entspannen kann. Zu Hause ist ja so viel liegen geblieben- wenn nicht jetzt, wann dann ...Mir gehtces ummer besser, wenn ich was auf meiner To-Do-Liste streichen kann, traurig eigentlich.

  • Das ist sekundär. Aber Du wirst lachen, ich habe tatsächlich gedacht, da stimmt was nicht.
    Pass auf Dich auf und melde Dich. Dafür sind wir alle füreinander da.

    -------------------------------------------------------
    - abstinent seit 6.01.2024 -

  • Ach ja, neulich, als ich so unleidlich reagiert habe, als ein paar COs das Forum in einen Live-Chat inkl. Ablästern über ihre trinkenden Partner zu verwandeln schienen, da hatte ich gerade eine OP hinter mir, die am Ende wohl wegen des jahrzehntelangen exzessiven Alkoholkonsums nötig geworden ist.

    Die lange Narbe sah ich als "Strafe", aber auch als lebenslange Warnung an. Hat ja lange gehalten ...Dabei habe ich mich so gefreut, dass der Befund gutartig war, undmich mit einem Einkausbummel belohnt. Das hat endlich mal wieder Spaß gemacht, weil die Auswahl nach dem abstinenzbedingten Gewichtsverlust viel größer und interessanter geworden ist.

    Mir ging es also eigentlich gut...

  • Es ist gut, dass ich das hier loswerden konnte, sollte ich wohl öfter machen, statt immer nur bei anderen zu "klugschwätzen". Mirgen geht es nit der ambulanten Reha weiter, da habe uch schon einmal ein Thema ...Gute Nacht.

  • Herzlichen Glückwunsch zu einem halben nüchternen Jahr.

    Dass du noch nicht im zufriedenen nüchternen Leben angekommen bist, ist nicht ungewöhnlich. Jeder Mensch ist anders und so ist auch jeder Weg anders. Äußerlich vielleicht ähnlich, aber innerlich hat ja doch jeder sein Eigenes.

    Ich finde es gut und ganz wichtig für dich, dass du so mutig von von deinen Gedanken und Ängsten schreiben kannst.
    Wenn der nüchterne Weg für jeden immer nur einfach wäre, wäre die Rückfallquote nicht so hoch.
    Die Sucht hat da schon ihre Tricks, dem Alkohol gedanklich wieder die völlig falsche Beachtung zu widmen.

    Du verpasst nichts, wenn du nüchtern bleibst, aber du verlierst so viel, wenn du es nicht mehr bist.
    Kein einziger Schluck dieser Welt ist es wert, dein nüchternes Leben wegzuwerfen.
    Für uns Alkoholiker wird es nie wieder dieses eine Glas Wein geben, was Entspannung verspricht… weil das der Einstieg in den Abgrund ist.

    Die Alkoholsucht ist eine chronische Erkrankung, sie geht nie wieder weg. Aber solange du abstinent bist, stoppst du sie.

    Ich finde dieses Bild von der Abwärtsspirale sehr passend und ich bin so dankbar, dass ich daraus einen Weg gefunden habe. Und das war wirklich sehr sehr schwer, Du hast ihn auch gefunden. Riskiere nicht, dass du es nicht noch einmal schaffst.


    Du schreibst von Suchtverlagerung….auf Süßes. Mich beschäftigt genau die gleiche Suchtverlagerung bei mir.
    Aber die Alkoholsucht zu stoppen, hat bei mir oberste Priorität.
    Das wünsche ich dir auch.

    Ich wünsche dir, dass es dir morgen besser gehst und du stolz auf dein halbes nüchterne Jahr blicken kannst.

    Viele Grüße

    Stern

    ⭐️

    Wenn du heute aufgibst, wirst du nie wissen, ob du es morgen geschafft hättest.

  • "Vielleicht geht ja doch noch irgendwann mal ein bisschen was"

    Der Gedankengang hört ja an diesem Punkt nicht auf.

    Was würde passieren?

    lG WW

    m. , Bj. 67 :wink: , abstinent seit 2005

    Wir gehen unseren Weg, weil wir nur den Einen haben. Hätten wir mehrere zur Auswahl, wären wir total zerrissen und unglücklich. Einzig die Gestaltung unterliegt uns in gewissen natürlichen Grenzen.

  • Hallo Rennschnecke,

    den Verzichtsgedanken hatte ich auch recht lange. Auch wenn ich wirklich nicht mehr trinken wollte und froh war, es so weit geschafft zu haben, war ich auch ein wenig traurig, dass ich keinen Wein mehr trinken kann (und ich habe gern Wein getrunken). Da hat mir mein Notfallkoffer geholfen und das "Aussitzen".

    Oft gehen diese Gedanken auch mit anderen Stimmungen einher: Hast du in letzter Zeit gut für dich gesorgt? Hast du genug gegessen und getrunken, kannst du dir Erholung schaffen (wenig Stress), hast du ausreichend Schlaf, kannst du Freude auch aus kleinen Dingen ziehen, belastet dich etwas,...

    Mit den Antidepressiva solltest du sorgsam umgehen. Immer regelmäßig nehmen und ein Absetzen/ausschleichen mit dem Arzt besprechen!

    Viele Grüße
    Seeblick

  • Hallo Rennschnecke,

    wie geht es dir heute?

    Ich habe mir nochmal Gedanken darüber gemacht, warum bei manchen immer mal wieder so ein ‚Verzichtsgedanke‘ aufkommt.
    Ich kenne das bei mir nämlich (bisher) überhaupt nicht. Ich bin einfach nur glücklich, dass ich nicht mehr saufen muss.
    Bei mir war Alkohol nie mit Genuss verbunden und ich denke, dass jeder Alkoholiker zumindest in seiner letzter Saufzeit nicht (mehr) mit Genuss Alkohol getrunken hat.
    Ging es letztendlich nicht nur noch darum, die Sucht zu befriedigen?

    Und wäre ein einziges Glas Alkohol jetzt nicht nur dazu da, die Sucht wieder zu befriedigen? Sie zu füttern….ihr wieder die Macht über das Leben zu geben?

    Du hast dir dein Leben zurück geholt. Pass gut darauf auf… es gibt kein neues.

    Viele Grüße

    Stern

    ⭐️

    Wenn du heute aufgibst, wirst du nie wissen, ob du es morgen geschafft hättest.

Unserer Selbsthilfegruppe beitreten!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!