Volka - Auf dem Weg!?

  • Hey,

    nachdem ich hier nun einige Wochen im Forum gelesen habe, möchte ich mich heute vorstellen:

    Ich bin männlich, 37 Jahre alt, seit 16 Jahren in einer Beziehung, davon die letzten 7 Jahre verheiratet. Aus unserer Beziehung haben wir 2 wunderbare Töchter von 6 und 9 Jahren. Ich bin Vollzeit berufstätig, meine Frau arbeitet Teilzeit und betreut hauptsächlich die Kinder.

    Meine Frau ist leider dem Alkohol verfallen. Sie hat seit jeher psychische Probleme, die aus ihrer Kindheit herrühren. Seit Beginn unserer Beziehung sind mir die Probleme bekannt, sie wollte aber nie darüber sprechen. Das ging auch lange Zeit gut.

    Rückblickend kann man die Geburt unserer 2. Tochter als Startpunkt unserer persönlichen Misere festhalten. Also nun rund 6 Jahre. Ihr ging es psychisch nach der Geburt nicht gut, uns allen ging es bedingt dadurch eigentlich nicht gut. Hier fing es an, dass sie vermehrt zum Alkohol griff, vor allem abends, als die Kinder im Bett waren. Dies geschah anfangs noch gemeinschaftlich. Es wurde zu einer Regelmäßigkeit, dass abends etwas getrunken wurde. Für mich war das nicht bedenklich. Es war nicht verwerflich, dass wir uns nach den „Strapazen“ zum TV schauen o.ä. eine Flasche Wein aufmachten, hier trank ich auch mit. Bis ich merkte, dass die Mengen bei ihr immer mehr zunahmen. War die Flasche nach einem Abend sonst immer noch halb voll, bzw. zumindest noch ein Glas drin, musste sie dann immer leer sein. Ich erinnere mich rückblickend, dass ich da schon sagte, dass die Flasche nicht immer leer sein muss.

    Ich bin auch in der Phase abends an mehreren Abenden in der Woche meinen Hobbys nachgegangen, das war für mich ein wichtiger Ausgleich. Also trank sie abends dann alleine, und auch hier kam es dann immer häufiger vor, dass sie die Flasche Wein auch alleine leer bekam.

    Ich kann mich noch an den Abend erinnern, im November 2020, als ich das erste Mal googelte, was denn eigentlich so die Merkmale des Alkoholismus sind. Mir fiel es wie Schuppen von den Augen. Ich war geschockt. Meine Frau eine Alkoholikerin? Nein das kann nicht sein! Unmöglich.

    Und doch war der Samen der Skepsis gesät. Es folgte eine schlimme Phase, in der sie auch tagsüber trank, mal mehr, mal weniger. Bier, Wein, Schnaps. Ich war geschockt, wusste damit nicht umzugehen und fühlte mich hilflos. Denn auf Gespräche reagierte sie abwehrend, gestand sich nichts ein. Ich ließ sie auch weitestgehend gewähren, ihr ging es auch psychisch/nervlich sehr schlecht. Ich hatte ein schlechtes Gewissen, sie dazu noch ständig mit ihrem Alkoholkonsum zu konfrontieren.

    Als Paar hatten wir natürlich auch unsere Probleme. Ich überredete Sie zu einer Psychotherapie um ihre psychischen Probleme anzugehen. Alles unter dem Deckmantel, dass es uns allen nicht gut geht. Ich hatte dort auch einige Termine für mich, die mir auch tatsächlich sehr gut taten. Vor Vereinbarung der Termine, zog ich den Therapeuten ins Vertrauen. Ich war damals noch der Meinung, sie trinkt wegen der psychischen Probleme, wenn die beseitigt werden, gibt es keinen Grund mehr, weiter zu trinken. Heute weiß ich es besser.

    Sie sagte auch klipp und klar: Wenn ich bei der Therapie irgendwas von Alkohol sage, bricht sie sofort ab. Die Termine taten uns beiden gut, das merkte sie auch. Doch nach wenigen Terminen fand sie, sie sei austherapiert. Ich wollte gerne weiter an uns arbeiten, doch da kam das Argument, das ich seitdem in einer Regelmäßigkeit höre: Ich sei nie zufrieden, ich wolle immer mehr.

    Ich fand leere Flaschen an den unmöglichsten Orten und fing an versuchen zu wollen, zu „kontrollieren“ was und wie viel sie trank. Zählte Leergut, malte Eddingmarkierungen an Schnapsflaschen, kontrollierte das Altglas. All das, was ich auch hier schon von anderen las. Was mich fuchste und bis heute beschäftigt: Irgendwo musste sie noch ein Zwischenlager haben, trotz intensiver Suche, habe ich es bis heute nicht gefunden.

    Je mehr ich aufdeckte und ihr in (Streit-)Gesprächen unter die Nase rieb, desto ausgefuchster wurde sie. Ich merkte bspw., dass in den Bierkisten Flaschen mit verschiedenen MHDs waren, die beim Kauf alle gleich waren. Also füllte sie die Kiste immer mal wieder auf. Altglas brachte sie früher nie weg, auf einmal bringt sie immer das Altglas weg. Ich fand Kassenzettel, nicht oft, aber ab und an, wo Wein draufstand, den ich nie zu Gesicht bekam.

    So ging es weiter mit allen auf und abs, die ich hier in so vielen Berichten gelesen habe. Ich bin dankbar, dieses Forum gefunden zu haben. Ironischerweise musste ich bei so manchem Beitrag lächeln weil ich dachte: Das hätte ich 1:1 so geschrieben haben können.

    Die Muster ähneln sich extrem.

    Es ist etwa 4-5 Monate her, als ich am Tiefpunkt war, ich wusste nicht mehr weiter. Ich habe seit langer Zeit Rückenschmerzen, die ich inzwischen auf unsere Situation zurückführe.

    Trennung war für mich nie eine Option. Das kam in meiner Gedankenwelt gar nicht vor. Ich dachte immer: Wie kann man nur die Flinte ins Korn werfen? Wenn es Probleme gibt, bespricht man sie, rauft sich zusammen und so wird das werden. Übrigens hatte mir der Therapeut eine Trennungsangst attestiert, worüber ich erst in dieser Phase nachgedacht habe.

    Ich weiß nicht, wie es kam, dennoch erlaubte ich mir gedanklich vorzustellen, was bei einer Trennung passieren würde, wie das aussehen würde. Zu meinem Erstaunen war da plötzlich ein riesiges Gefühl der Erleichterung. Es fühlte sich an, als würde ich Ballast abwerfen. Das war so unfassbar schön.

    Diese Launen nicht mehr ertragen zu müssen, diesen glasigen Blick nichtmehr sehen zu müssen. Sich all das vorzustellen war wunderschön.

    Doch: Was passiert mit den Kindern? Ihre Krankheit ist nicht diagnostiziert, niemand weiß es offiziell. Sie selbst ist sich keines Problems bewusst. Was passiert also? Ich kann es gedanklich nicht ertragen, dass die Kinder bei ihr sein sollen. Sie bekommt das zwar im Alltag alles noch gut auf die Reihe, aber wie lange? Das ist eine tickende Zeitbombe. Ich denke mir, in der jetzigen Situation habe ich noch den besten Einfluss auf alles. Kann sie schützen, zu ihnen stehen, für sie da sein.

    Ich kann mir gut vorstellen, meine Vollzeit Stelle in eine Teilzeit Stelle umzuwandeln, jedoch glaube ich nicht, dass die Kinder hauptsächlich zu mir kommen würden.

    Dennoch war dieser Zeitpunkt Initialzündung: Ich achtete mehr auf mich, distanzierte mich von ihr, trieb mehr Sport, hörte Musik, las Bücher. So muss ich sagen, dass ich von diesem Tiefpunkt von vor ein paar Monaten inzwischen weit entfernt bin.

    Ich bin seit längerem im Gespräch mit Ihrer Freundin, die vollkommen Bescheid weiß und sich wirklich um uns bemüht. Wir haben zusammen eine weitere Freundin meiner Frau involviert, diese war nicht sonderlich verwundert, als wir es offenbarten. Sie führte schon tagsüber Telefonate mit meiner Frau, und sie lallte nur ins Telefon. Mein Ziel war es, dass meine Frau auch mal von anderen auf den Alkohol angesprochen wird, nicht nur von mir.

    Wie ist die Situation aktuell? Letzten Sonntag haben wir (wiedereinmal) ein Gespräch gehabt. Auf Initiative von ihr, da ich mich zunehmend distanziere. Vorher behandelte ich sie wie Luft, da sie sich Donnerstag und Freitag abends richtig einen genehmigte und Samstagabend richtig abschoss.

    Ich sagte ihr sehr deutlich, dass ich nichtmehr kann und verwies wieder auf den Alkohol. Sie sagte erneut, dass sie kein Problem mit Alkohol habe. Sie sagte, dass es ihr derzeit gut geht wie lange nicht, sie weniger trinkt (was auch seit einigen Wochen stimmt) und auch mit den Kindern geduldiger ist (was auch stimmt). Ich vermute, dass das eine Reaktion auf meine zunehmende Abkapslung ist. Ich habe auch ihre „Verbesserungen“ nicht wirklich honoriert. Ich will nicht wieder Hoffnung schöpfen, um dann krass auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt zu werden. Das habe ich einige Male durch und tat jedes Mal höllisch weh.

    Sie warf mir wieder vor, ich sei nie zufrieden mit ihr, egal was sie macht, ich hätte immer was zu meckern. Seit Sonntag hat sie (höchstwahrscheinlich) nichts getrunken. Ich vermute, sie versucht zu beweisen, dass sie kein Alkoholproblem hat. Dafür ist sie oft übler Laune und manchmal fragt man sich, ob die Lockerheit des Alkohols nicht doch besser ist (böse – ich weiß). Das Thema „Kalter Entzug“ hab ich auf dem Schirm und sie ist dementsprechend unter Beobachtung.

    Sie passt meiner Meinung nach auf keinen Trinkertypen. Phasenweise ist es auch unterschiedlich. Schnaps wie zwischendurch, trinkt sie seit ca. 1,5 Jahren nicht mehr. Es ist Wein und Bier. Phasenweise war es jeden Tag, dann wieder alle paar Tage. Dann wiederum auch tagsüber, dann wieder nur abends.

    Sorry, wenn es für die Vorstellung so ausführlich geworden ist, ich wusste aber nicht, wo ich mich einschränken soll. Trotzdem ist der Bericht sicher noch nicht vollständig. Zudem entschuldige ich mich, wenn es etwas durcheinander sein sollte. Ich würde mich wirklich sehr über einen Austausch freuen.

    Ich weiß nicht, wie es weitergeht, ich bin aber entschlossen, es step by step anzugehen. Ich habe diese Woche noch einen ersten Termin bei einem Suchtberater, um mich weiter zu informieren.

    LG

    Volka

  • Hallo Volka,

    willkommen bei uns in der Selbsthilfegruppe.

    Mit Deinem Problem bist Du leider nicht allein, möchtest Du Dich im offenen Bereich

    mit anderen Angehörigen austauschen?

    Hier ist der Bewerbungslink für Dich:

    https://alkoholiker-forum.de/bewerben/

    Anklicken und kurz etwas dazu schreiben. Dann wirst Du freigeschaltet und Dein Thema zu den

    "Erste Schritte für Angehörige" verschoben.

    LG Elly

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    Mancher wird erst mutig, wenn er keinen anderen Ausweg mehr sieht.

    - Trocken seit 06.01.2013 -

  • Hallo Volka,

    gut, dass du dich angemeldet hast. Ich war auch mal in einer ähnlichen Lage wie du. Ich kann also die verzwickte Lage, die Sorgen und das Gedankenkarussell gut nachempfinden.

    Wenn du in anderen Geschichten liest, wirst du feststellen, dass viele Alkoholiker ihren Partnern unterstellen, sie seien unzufrieden, kompliziert, nörglerisch usw. Auch bei mir und meinem Exmann war das so. Süchtige Menschen schieben gern die Schuld oder Verantwortung anderen in die Schuhe. So stellen sie sicher, dass sie nicht allzu viel verändern müssen.

    Mit Kindern ist die Lage noch mal verzwickter. Ein alkoholkranker Elternteil ist für sie, auch wenn er alles Organisatorische und Versorgerische erledigt, leider emotional nicht erreichbar....und eigentlich der coabhängige Elternteil ebenfalls nicht, denn der ist in erster Linie gedanklich mit dem trinkenden Partner beschäftigt.

    Du hast bestimmt schon in anderen Beiträgen gelesen, dass du für deine Frau im Grunde nichts tun kannst, sehr wohl aber für dich und eure Kinder. Ich finde es super, dass du bereits einen Termin zur Suchtberatung hast.

    Meistens kommen hier her Mütter, die verzweifelt nach einem Ausweg suchen. Ich kann es gut verstehen, dass du dir nicht vorstellen kannst die Kinder in ihrer gesundheitlichen Situation bei ihr zu lassen, falls es dazu käme die Beziehung zu verlassen. Das wäre auch Wahnsinn!

    Du denkst da zum Glück vorausschauend.

    Hier findest du jedenfalls immer jemanden, der online ist.

    LG, Saphira

  • Vielen lieben Dank erstmal für die schnelle Freischaltung.

    Lieben Dank Saphira für deine Antwort.

    Das lesen in anderen Berichten tat wirklich gut. Man fühlt sich nicht alleine, erkennt einige Muster einfach wieder. Es hilft zu verstehen und auch zu Erkenntnissen zu gelangen.

    Es ist unfassbar, wie manipulativ das alles ist. Gerade diese Kritik an der eigenen Person lässt einen nicht kalt. Man hinterfragt sich, ob nicht doch etwas an den Vorwürfen dran ist.

    Und ja: es ist ein Gedankenkarussell, wenn man es Revue passieren lässt, eben auch schon so lange.

    Mein erster Impuls bzgl. der Kinder war, dir zu widersprechen, was mich betrifft. Nach etwas Überlegen, gebe ich dir allerdings recht. Es wird so viel Kraft und Energie durch diese Sucht gebunden, dass ich ihnen gegenüber auch nicht aus den vollen schöpfen kann.

    Meine Frau organisiert viel für die Kinder und ist auch sehr engagiert. Aus meiner Sicht oft zu viel, was auch darin mündet, dass sie oft sagt, sie kann nicht mehr und es ihr alles zu viel ist.

    Emotional ist sie tatsächlich vollkommen aus der Bahn. Da fürchte ich, haben sie tatsächlich schon so einiges mitnehmen müssen.

    Sie haben eigentlich zwei Mütter, die immer anders reagieren. Die Erkenntnis tut weh und sie tun mir Leid, sie müssen in ihrer Wahrnehmung komplett verwirrt sein.

    Ein Beispiel: es fällt am Tisch ein Glas um. Reaktion an Tag 1, ohne Alkoholkonsum: "Mensch, pass doch auf, jeden Tag der gleiche Mist!!" Reaktion an Tag 2, nach Alkoholkonsum: "Hach, ist doch nicht so schlimm, das wischen wir einfach wieder weg!"

    Klar reagiert man nicht an jedem Tag gleich, aber diese Gegensätze sind krass.

    Ja, ich habe gelesen, dass ich im Grunde nichts tun kann. An den Gedanken muss ich mich allerdings noch gewöhnen.

    Und ja: ich muss zusehen, wie es mit den Kindern wird.

    Ich habe bzgl. der Suchtberatung keinerlei Erwartungshaltung, ich bin einfach offen und gespannt. Der Termin ist am Mittwoch.

    Ja, viele Berichte sind von Müttern, deren Männer trinken. Anders aber im Grunde doch ähnlich. Für alle ist es die gleiche emotionale Belastung, für alle bedeutet es, große Einschnitte im Leben vorzunehmen. Etwas, das man sich nie ausmalen konnte, mal tun zu müssen. Es ist einfach frustrierend, was diese Krankheit anstellt und zerstört, welche Narben sie hinterlässt.

    Ich kann es gut verstehen, dass du dir nicht vorstellen kannst die Kinder in ihrer gesundheitlichen Situation bei ihr zu lassen, falls es dazu käme die Beziehung zu verlassen.

    siehst du eine andere Option, als sich geistig mit einer Trennung zu beschäftigen?

    Von einer Therapie ist sie weit entfernt. Sie ist nichtmal so weit, dass sie ihre Sucht anerkennt.

    Aktuell weiß ich gar nicht, ob ich mich selbst darauf einlassen könnte. Ich habe kein Vertrauen mehr, dass es sich irgendwie zum Guten wenden könnte. Es waren einfach zu viele Wendungen. Zu viele Gespräche mit 0,0 Effekt. Ich fürchte, ich könnte keinen Fehltritt, keinen Rückfall o.ä. mehr verzeihen.

    Einmal editiert, zuletzt von Volka (25. Juli 2023 um 02:13)

  • siehst du eine andere Option, als sich geistig mit einer Trennung zu beschäftigen?

    Guten Morgen Volka,

    nein! Mit meinem heutigen Wissen und meinen eigenen Erlebnissen: definitiv nein! Du siehst ja auch ganz klar, nämlich dass zu viele Dinge passiert sind, die du eher nicht mehr vergessen kannst und die dein Vertrauen nachhaltig geschädigt haben. Wahrscheinlich ist auch schon viel Liebe kaputt gegangen. So war es zumindest bei mir. Ich wollte zwar einerseits nicht wahrhaben, dass unsere Ehe/Familie gescheitert ist und dass meine große Liebe zerbrochen ist. Aber andererseits war in ruhigen Momenten klar, dass ich diesen Mann nicht mehr liebe. Ich hatte allerdings sehr viel Mitleid mit ihm und war sehr besorgt um ihn. Ich durfte aber zum Glück in den Monaten nach der Trennung lernen, dass mein Mitleid und Mitgefühl für ihn meine persönlichen Alarmglocken sind. Denn sobald ich Mitleid gespürt habe, war ich bereit es mir selbst total unbequem zu machen, nur damit es ihm ein bisschen besser ging. So hatte ich dann 10000 Erklärungen und Entschuldigungen für sein mieses Verhalten mir gegenüber. Das habe ich inzwischen zum Glück abgelegt.

    Was die Kinder betrifft, ist das alles noch mal eine andere Hausnummer. Ich weiß schon, dass Kinder üblicherweise im Falle einer Trennung bei der Mutter bleiben. Niemand hier würde im umgekehrten Fall (also Vater Alkoholiker, Mutter Co) mit dem Rat zögern, dass die Kinder selbstverständlich nicht beim trinkenden Vater im Haushalt bleiben können. In einem Fall wie deinem (also Mutter trinkt, Vater Co) scheint sich im Hirn ein Knoten aufzutun, weil es grundsätzlich eben nicht die Regel ist, dass nach Trennungen die Kinder beim Vater bleiben. Ich bin zu dem Thema gerade aber auch noch etwas befangen, da mein Ex mir mit vielen Lügen 2x innerhalb des letzten Jahres gerichtlich die Kinder wegnehmen wollte, obwohl die Kinder während der aufrechten Ehe immer "mein Geschäft" waren.

    Es steht mir auch nicht zu darüber zu sprechen, wie eine alkoholkranke Mutter für ihre Kinder empfindet. Das können andere hier im Forum viel besser. Ich bin sicher, sie lieben ihre Kinder wie nun mal eine Mama liebt. Nur Sucht ist stärker als Liebe (solange die Sucht nicht bekämpft wird).

    Dasselbe kann ich aber auch dem Co unterstellen - auch ich hätte von mir immer behauptet, dass ich stets die Kinder im.Blick hatte und alles für sie getan habe. Aber für die Kinder zu gehen (natürlich MIT ihnen) hatte ich lange nicht als bessere Variante im Blick...da war die Sucht meinen Exmann retten zu wollen, für ihn eine Lösung finden zu wollen absolut tonangebend.

    Ja, ich habe gelesen, dass ich im Grunde nichts tun kann. An den Gedanken muss ich mich allerdings noch gewöhnen.

    Das war auch für mich lange schwer zu begreifen. Aber so ist es tatsächlich. Hier im Forum findest du viele trockene Alkoholiker. Das hier ist quasi die Zentrale. Es ist aber kein Bild der Realität. Sie sind in der Realität nämlich die Ausnahme. Das kannst du hier an den Cos sehen. Davon gibt es hier nämlich nicht so viele, deren Partner es geschafft hat die Sucht zu stoppen.

    Die einzige Hilfe, die vielleicht helfen könnte, ist keine Hilfe! Aber auch das geht leider ziemlich oft ins Leere.

    Du kannst nur für dich und die Kinder etwas bewirken.

    LG, Saphira

  • Hallo Volka,

    Achtung, jetzt kommt ein langer Text, das Lesen bei dir war mal wieder ein wichtiger Reminder.

    Ein Einblick von der Alkoholiker Seite.

    Ich war quasi deine Frau.

    Totale Abhängigkeit, gänzlich mit dem Leben überfordert, mittelschwere Depression, Versteckspiel, ergebnislose Streitgespräche... Zwei Kinder, damals ungefähr im gleichen Alter. Einen hilflosen, fast gebrochenen Mann, der eines Tages nicht mehr aufstehen konnte, weil seine Kraft zuende war. Er hat wirklich alles versucht, nichts kam an mich heran.

    Auch ich hab als Mutter und Arbeitnehmerin immer funktioniert, ich war jahrelang Spiegeltrinkerin, 2 Flaschen Wein am Tag waren am Ende das Minimum.

    Ich hatte mich vor ca. 1,5 Jahren, da war ich 41, eigentlich aufgegeben und war bereit, meine Familie zu verlassen, um sie zu vor mir schützen. Damit sie nicht zuschauen müssen, wie ich mich zu Tode saufe. Und noch mehr Schaden bei ihnen anrichte, was definitiv der Fall war. Meine Kinder haben Ticks und Ängste entwickelt, weil sie die Situation nicht greifen konnten.

    Mir war zwar irgendwann bewusst, daß ich Alkoholikerin bin, doch ich war völlig überzeugt davon, daß ich es niemals schaffe, davon je wieder los zu kommen. Eingestehen musste ich es mir spätestens als ich morgens schon getrunken habe, bevor ich die Kinder geweckt habe.

    Als ich das alles das erste Mal beim Arzt laut ausgesprochen habe (mein Mann hat mich begleitet, ich bin ihm zuliebe hin, war aber ohne Hoffnung) hat irgendwas Klick gemacht.

    Ich denke, es war das Gefühl, ich kann Hilfe bekommen, da gibt es ein System. Profis, die genau dafür da sind.

    Es folgten ein begleiteter Entzug zuhause, Suchtberatung, Gesundheitscheck, 14tägige Blutabnahmen, meine Anmeldung und das Niederschreiben hier, eine reale SHG, die ich immer noch besuche usw.

    Das alles hatte ich vorher nur in der Theorie in Erwägung gezogen. Ich hab mich darüber oft im Netz informiert, Krankheitsbilder bis zum Endstadium gegoogelt,... aber die Sucht hatte mich letzten Endes im Griff.

    Ich möchte dir keine Hoffnung machen, daß das auch bei euch klappt, der Anfang von Allem ist das Eingeständnis.

    An erster Stelle stehen jetzt deine Kinder, die haben das nämlich nicht verdient. Deine Frau hat sich das mit Sicherheit nicht ausgesucht. Du und sie, ihr müsst das als das sehen, was es ist, eine Krankheit, die nach und nach alles zerstört.

    Ich wünsch euch das Beste,

    Hera

  • Guten Morgen Saphira,

    es ist so wahr, was du in deinem ersten Absatz schreibst.

    Ich glaube, es ist ein Prozess, bis man das begreift. Ja, die Gefühle wie sind nachhaltig beschädigt. Trotzdem empfindet man den Menschen als wertvoll, hat all die schönen Erinnerungen im Kopf und ja: Mitgefühl und Mitleid. Sie hatte es auch nunmal schwerer in ihrem Leben als ich. Kann ich ihr das antun, auch noch den letzten Rest Boden unter den Füßen wegzureißen? All das sind Gedanken, die an der Entschlusskraft nagen.
    Ich denke, ich bin aber dabei, das geistig zu sortieren und einzuordnen. Das geht nicht sofort und von jetzt auf gleich, aber step by step. Ohnehin bin ich nicht der Typ für überstürzte Aktionen.

    Dazwischen kommen auch immer wieder die Zweifel an der eigenen Wahrnehmung, die ich hier auch schon oft gelesen habe. Obwohl ich es eigentlich besser weiß, kommen immer wieder die Fragen im Kopf auf: Stimmt es wirklich, dass sie der Sucht verfallen ist? So viel ist es ja meist doch nicht, das sie trinkt.... Immerhin trinkt sie derzeit tagsüber nicht, ist das nicht ein Erfolg?

    WAAAH: Nein, ist es nicht - ich weiß es und dennoch geistern diese Gedanken im Kopf. Ich glaube, das ist einfach die menschliche Hoffnung. Prinzipiell ist es ja super, dass es sie gibt, aber vermutlich in diesen Fälle einfach nicht hilfreich.

    Wie du im nächsten Abschnitt schreibst: Ja, in der Konstellation gäbe es da überhaupt keinen Zweifel, wo die Kinder am besten aufgehoben sind. Der Knoten ist tatsächlich da. Fängt natürlich beim Job und den finanziellen Dingen an. Organisatorisch müsste ich da auch erst reinwachsen, dahingehend ist sie natürlich im Vorteil. Also bei der neutralen Bewertung, wo sie besser aufgehoben wären.

    Ich verstehe, was du meinst, bzgl. deines Ex Mannes.

    Wir sind nicht so organisiert, dass die Kinder nur ihr "Geschäft" sind. Zeitlich bedingt ist es eben tatsächlich so, dass sie die Hauptaufgaben übernommen hat.

    Ich bin natürlich auch fest davon überzeugt, dass sie die Kinder liebt. Ich weiß, dass sie selber darüber unglücklich ist, wie sie mit ihnen umgeht. Auch deine Sichtweise auf den Co in der Situation verstehe ich total. Rückblickend ist es ja natürlich so. Ich setze die Kinder den Launen und dem für sie verwirrenden Verhalten meiner Frau aus. Alles getrieben von meiner Hoffnung, alles noch retten zu können. Gut gemeint vielleicht, aber eben doch völlig daneben.
    Es bringt allerdings nichts, damit zu hadern. Der Blick ist nach vorne gerichtet und ich bin echt froh, inzwischen die ein oder andere Erkenntnis mitgenommen zu haben. Jetzt heisst es wirklich, die Erkenntnisse step by step wirken zu lassen.

    Lieben Dank für deine Worte Saphira

  • Guten Morgen Hera,

    puh, vielen lieben Dank für deinen Bericht!

    Ich sehe schon, dass die Muster sich einfach ähneln.

    Es ist interessant, deine Seite zu lesen.

    Wie bist du damit umgegangen? Hast du mit deinem Mann darüber gesprochen? Also, dass du mit dem Gedanken spielst, die Familie zum Schutz zu verlassen?

    Zudem ist es ja auch leider ein Unterschied, ob Gespräche im nüchternen Zustand geführt werden, oder auch nicht.

    Ich glaube, meiner Frau ist es auch bewusst, aber sie ist nicht bereit, das nach aussen hin einzugestehen.

    Wenn ich das so lese, warst du noch ein ganzes Stück tiefer drin in dieser Spirale. Ich fürchte fast, meine Frau ist noch nicht tief genug, damit es eben diesen "Klick" machen kann.

    Im Falle einer Trennung würde sie sicher mit allem was sie hat um die Kinder kämpfen.

    Liebe Hera, du hast meinen vollsten Respekt für den Weg, den du eingeschlagen hast. Ich ziehe wirklich den Hut. Das liest sich unendlich groß und stark. Der Weg klingt steinig und braucht sicher einen starken Willen. Ich kann mir nur vorstellen, wie das erscheinen mag mit dem Eingeständnis der Sucht und den Auswirkungen die es hat. Eben diese ganzen Stationen zu durchlaufen mit dem Ziel, davon weg zu kommen. Maßnahmen, die vermutlich das ganze weitere Leben begleiten und prägen.

    Dieses googeln nach Krankheitsbildern zeugt ja davon, dass es durchaus in deinem Bewusstsein war. Das hast du dann auch für dich ausgemacht? Oder hast du da mit deinem Mann darüber kommuniziert?

    Danke nochmals für deinen Bericht und dein Apell. Ich bin dabei, das zu verinnerlichen, dass es eine zerstörerische Krankheit ist. Auf Einsicht meiner Frau in der Hinsicht kann ich leider (noch) nicht zählen.

    LG

    Volka

  • Wir hatten ja so gut wie nie nüchterne Gespräche, mindestens war da Restalkohol vom Vortag. Das waren dann die "es-tut-mir-alles-so-leid-Gespräche".

    Ich hab fast alles mit mir selbst ausgemacht, weil mir auch klar war, daß er, als ein Nicht-Süchtiger, mein Problem mit dem Alkohol nicht nachvollziehen kann - zum Glück für ihn.

    Das mit dem Verlassenwollen hab ich dann natürlich gesagt und er meinte dann, ich soll es doch zumindest EINMAL versuchen. Das hatte ich bis dato ja nie.

    Das hab ich ihm dann versprochen, aber hab gleich eingehakt, daß ich ihm nicht versprechen kann, daß ich es schaffe.

    Es war also mein erster Versuch, daher mein Thread-Titel. Und ich wünsch mir so sehr, daß es mein einziger bleiben wird.

    Und klar ist es tägliche Arbeit, Trockenarbeit nenn ich das.

    Ich bin hier täglich, hab meine Abstinenz-App, lese Bücher über die Thematik, geh in die SHG und passe eben gut auf mich auf. Ich darf meine Krankheit nie mehr aus den Augen verlieren. Aber sie bestimmt keine 24 Stunden mehr mein Leben, so wie zu meiner Saufzeit: Wie komm ich an den Alk, was muss ich vorher noch zwingend erledigen, wo kauf ich heute meinen Wein, wann entsorge ich das Altglas, muss ich heute noch Autofahren....dieses Getriebene war unerträglich und doch konnt ich so lange nix dagegen tun.

    Bisher klappt das sehr gut und ich will nie wieder dahin zurück, wo ich mal war.

    Aber jetzt zieh ich mich mal zurück, denn in eure Co-Baustelle, in die kann ICH mich schwer hineinversetzen. Wollte dir nur meinen Blickwinkel aufzeigen, ohne Bewertung und ohne Ratschläge für dein weiteres Vorgehen.

    LG,

    Hera

  • Hallo Volka,

    Ich fürchte fast, meine Frau ist noch nicht tief genug, damit es eben diesen "Klick" machen kann.

    Was ist, wenn sie diesen Tiefpunkt nie erreicht? Hoffen und Harren ......? Du darfst für dein Leben entscheiden. Du darfst dafür sorgen, dass es Dir und den Kindern gut geht. Du darfst erstmal auf dich schauen. Deine Frau wird immer Gründe für das Trinken finden. Das kann die schwere Kindheit/Jugend sein (die ich ihr nicht absprechen will), der doofe Arbeitgeber, du, die Kinder, das Wetter, die Fliege .... . Als mir das damals bewusst wurde - ich meine, dass es egal ist, was ich tue, wenn er trinken will, trinkt er - wurden die Entscheidungen für mich leichter. Ich bin damals auch hier aufgeschlagen, weil ich Hilfe für ihn suchte. Ich habe Hilfe für mich gefunden und das war der ausschlaggebende Punkt. Kümmere dich um dich und deine Kinder. Wenn deine Frau aufhören will, findet sich auch ausreichend Hilfe. Das Angebot für Alkoholiker ist wesentlich größer als das für die Angehörigen. Ich hab damals einen Spruch gelesen, der für mich den Nagel auf den Kopf getroffen hat: "Wenn jeder für sich sorgt, ist für jeden gesorgt".

    Ich wünsche Dir Kraft, Mut und Geduld

    sonnige Grüße

    Lütte

    "In dem Moment, wo Du eine Entscheidung triffst, formt sich dein Schicksal"

  • Hey Lütte,

    vielen Lieben Dank für dein Feedback.

    Heute hatte ich den Termin bei der Suchtberatung. Durch die Einarbeitung in das Thema und das lesen hier im Forum, waren es nun keine neuen Erkenntnisse. Trotzdem war es sehr gut. Die Beraterin war sehr nett und es hat gutgetan, das alles nochmal erzählen zu können. Auch die Bestätigung tat nochmal gut. Es gab ein professionelles Feedback zu der Situation, nochmal weitere Hinweise und Blickwinkel. Sie stellte nochmal gute Fragen und es war wirklich ein tolles Gespräch.
    Ich möchte einfach raus aus dieser Hilflosigkeit. Sie hat mich darin bestärkt. Ja, es sind die ersten zaghaften Schritte auf diesem Weg, aber so nimmt jeder Weg seinen Anfang.

    Danke Lütte, du hast recht, es bringt nichts auf den "Klick" bei ihr zu warten, wer weiß, ob er kommt.

    Den Spruch kenne ich, habe ihn früher als Ausgeburt des Egoismus interpretiert. Heute interpretiere ich ihn anders :-).

    Lieben Dank für deine Wünsche.

    Volka

  • Guten Morgen,

    ich möchte zwei Dinge niederschreiben:

    Zum Einen habe ich gestern ein gutes Gespräch mit meinem Chef gehabt. Es besteht ein sehr gutes Vertrauensverhältnis, ich bin schon lange im Unternehmen, es ist sehr familiär geführt und ich glaube beide Seiten wissen, was sie voneinander haben. Es hatte einfach gepasst und ich habe ihm meine Situation geschildert.

    Wir haben lange geredet und er hat mir volle Unterstützung zugesagt bzgl. evtl. Arbeitszeitreduzierung, flexibler Arbeitszeiten und auch Home Office. Das im Rücken zu haben tut gut. Ein weiterer wichtiger Baustein.

    Zum Anderen ist das Verhalten meiner Frau wieder verwirrend, wie so oft bei den auf und abs. So ein gefühltes "auf" gab es allerdings lange nicht mehr. Ihre kleine Abstinenz, die ich in meinem ersten Beitrag beschrieb, hat sie inzwischen aufgegeben. Zu dieser Woche: Montag abend war ich unterwegs, als ich nach Hause kam, hatte sie was getrunken. Meine Recherche (grrrr) hatte dann 3 Bier ergeben, wobei sie den Eindruck machte, dass sie mehr getrunken hatte. Dienstag und Mittwoch war ich abends dann zu Hause, da trank sie nichts. Donnerstag abend war ich wieder unterwegs, als ich nach Hause kam, war sie bereits im Bett, da waren 2 Bier leer. Ich ärgere mich, dass ich da noch immer nachschaue, was fehlt.

    Dann kommen wieder diese bescheuerten Zweifel auf: Auf diesem Niveau geht der Konsum ja noch. Besteht doch überhaupt kein Handlungsbedarf? Honoriere doch, dass sie sich Mühe gibt. Vor Wochen hätte sie noch wenigstens abends eine Flasche Wein getrunken. Sind "nur" 2 Flaschen Bier nicht ein Ausdruck davon, welche Selbstbeherrschung sie doch hat? Bekommt sie sich vielleicht doch noch in den Griff?

    Ist das meine Co Sucht, die diese mich wieder verunsichernden Gedanken zulassen?

    LG

    Volka

  • Hallo Volka,

    wie geht es dir mit ihrem Konsum? Wo ist deine Grenze? Du kontrollierst ziemlich stark. Traust du deiner Wahrnehmung nicht? Traust du ihr nicht?

    Für meine Beziehung war es damals gut und richtig, dass wir ein paar Monate getrennt von Tisch und Bett waren. Als ich auszog, war mir völlig egal, was aus unserer Ehe (immerhin 21 Jahre) wird. Ich wusste nur, dass ich so nicht weiter leben konnte. Wir hatten aber mit meinem Auszug die Chance, jeder für sich zu schauen, was wichtig ist in unserem Leben. Ich konnte nur mit dem räumlichen Abstand zur Ruhe kommen. Sonst wäre es mir weiterhin wie dir gegangen, ich hätte gezählt und diskutiert - völlig umsonst.

    Gut, dass du auf Arbeit Unterstützung erfährst. Ich hoffe, Du kannst sie für dich nutzen.

    sonnige Grüße

    Lütte

    "In dem Moment, wo Du eine Entscheidung triffst, formt sich dein Schicksal"

  • Hallo Lütte,

    es ist dieses Chaos im Kopf. Es tut mir Leid, das ist immer alles Wirr. Ich schreibe hier widersprüchliche Sachen, das wundert mich auch nicht, ich denke teilweise widersprüchlich.

    Mir geht es mit ihrem Konsum nicht gut. Eigentlich ist das schon eine ganze Aussage für sich. Man könnte es so formulieren: Wir sind aktuell auf einem aushaltbaren Niveau. Und da bin ich wieder bei dem Wunsch, der Kinder zuliebe alles zusammenzuhalten.

    Dennoch krampft es mir alles zusammen, wenn ich sie nur mit der Bierflasche sehe. Oder sie sich ein Weinchen aufmacht. Diese Verniedlichungen kann ich nicht leiden: Es ist ein WEIN, kein Weinchen. Den Spruch bekommt sie jedes Mal.

    Wie kann man seiner Wahrnehmung noch trauen? Ich nehme aktuell wahr, dass sie sich zusammennimmt und bemüht. Was stelle ich mit dieser Wahrnehmung nun an? Ich traue ihr nicht zu, dass es dauerhaft möglich ist.

    Ich traue auch ihr nicht - wie könnte ich, nach all den Enttäuschungen?

    Was genau ich mit der Kontrolle bezwecken will, weiss ich auch nicht. Vermutlich suche ich nach innerer Bestätigung, dass ich im Grunde richtig liege. Was ich eigentlich auch so schon weiß.

    Ich kann das gut nachvollziehen, was du schreibst.

    LG

    Volka

  • Das Problem ist ja, es hilft im Prinzip keinem, wenn sie sich aktuell zusammen reißt und bemüht.

    Sie will ja gar nicht aufhören zu trinken. Und dauerhaft kontrollieren wird sie ihren Konsum wohl nicht können. Also wird wahrscheinlich nach einer ruhigen Phase eine umso schlimmere Folgen.

    Du musst dir für dich überlegen, wie du weiterleben willst.

    Ich konnte irgendwann das Geräusch, wenn es das Glas abgestellt hat, schon nicht mehr ertragen. Und dann wurde mir auch klar, dass ich so nicht weiterleben kann und will. Dank dieses Forums wusste ich, dass auch alles immer nur noch schlimmer wird. Und so war es auch. Auf kurze, bessere Phasen, folgten umso schlimmere.

    Ich hab mir eine Liste gemacht, mit all den schlimmen Abstürzen und Dingen, die passiert sind. Die hab ich mir immer vor Augen gehalten, wenn ich dachte, ach, vielleicht kannst du das doch aushalten.

    Wie wäre es es denn für dich mit ersten Schritten wie Beratung für Angehörige, Hilfe für deine Kinder. Erstmal kleine Schritte. Damit du aus der Ohnmacht raus ins Handeln kommst. Weiß denn jemand aus deinem Umfeld Bescheid?

  • Hey Panama,

    das denke ich mir ja auch. Es ist ja auch auf Dauer kein Leben, wenn sich immer jemand zusammenreißen muss, dass es funktioniert. Mir fehlt diese Lockerheit und dieses Selbstverständnis total.

    Es ist ohnehin so, dass es in der dunklen Jahreszeit schlimmer wird, so war es bisher jedenfalls. Deshalb traue ich dem auch nicht über den Weg, dass sie das auf Dauer so im Zaum halten kann, wie die letzten Wochen. Und ich warte nur auf eine Verschlimmerung :-(.

    Ich kenne dieses Geräusch und weiß was du meinst. Ich hörte das oft, wenn ich bereits im Bett war. Gruselig.

    Bei einer Beratung für Angehörige war ich diese Woche bereits, das war gut und ein weiterer ist bereits vereinbart. Bzgl. der Kinder bin ich noch ratlos, hoffe hier aber auf weitere Erkenntnisse. Ich habe eine handvoll Freunde eingeweiht, was mir auch wirklich guttut.

    Im Grunde weiß ich, dass ich das alles nicht mehr so kann/will. Ich habe mich bereits step by step auf den Weg gemacht, (Freunde eingeweiht, Suchtberatung für Angehörige aufgesucht, hier angemeldet, den Arbeitgeber eingeweiht) es fühlt sich gut an, aber ich bin nicht frei von Zweifeln.

  • Wahrscheinlich ist man nie ganz frei von Zweifeln.

    Dennoch wenn man als Gradmesser nimmt wie es dir geht und es geht dir dauerhaft nicht gut, dann ist es ja eigentlich klar, dass nur eine Veränderung eine Verbesserung bringen kann.

    Ansonsten bleibt es auf dem Niveau von jetzt Trend abwärts.

  • Hallo Volka,

    mir geht es so ähnlich mit meinem Partner, bin auch voller Zweifel, und weiß nicht,

    wie es weitergehen soll. Und man liebt ja diesen Menschen und möchte ihn nicht

    fallen lassen. Mal kann er sich zusammen reißen, sogar sehr lange, dann stürzt er

    wieder ab.

    Was mir geholfen hat, ist wirklich eine räumliche und auch körperliche emotionale

    Distanz, und ihm zu zeigen, das mach ich so nicht mehr mit, hatte dann auch mal

    den Krankenwagen gerufen und die Polizei, meinen Sohn mitgenommen zur Suchtberatung,

    dort hatten wir ein sehr gutes Gespräch. Mich hier angemeldet und ausgetauscht.

    Vielleicht ist sie sich einfach zu sicher, dass du sie niemals verlassen würdest

    und genau den Zahn solltest du ihr ziehen.

    Liebe Grüße Indiana

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