• aber das Unterbewusstsein hat so ein Deal mit der Sucht gemacht. Da läuft es dann schonmal klammheimlich ab.

    ja, das ist das unberrechenbare und erschreckende, so wie ein seelischer steinschlag.

    mich hat's nur so überrascht, weil es so aus heiterem himmel kam und ohne vorankündigung. die lehre daraus hast du ja geschrieben: wachsam bleiben.

    Abstinent seit dem 22.9.2023

  • So etwas habe ich anfangs auch eine paar Male erlebt. Da musste ich einfach durch. Wichtig ist die Erkenntnis, dass so ein Suchtverlangen nie ewig andauert und Ablenkung neben der berühmten Pulle Wasser das Abflauen des "Sturms" erheblich fördert.

    Du hast dem Druck Einhalt geboten, darauf kannst Du aufbauen, falls das Suchtgedächtnis das nächste Mal um die Ecke geschlichen kommt.

    Also alles richtig gemacht. Weiter so.

  • heute habe ich bei aufräumen einen letzten weinkorken gefunden.

    der stammt wahrscheinlich aus einem der geheimen alkohollager, die ich hamstergleich gebaut hatte, um meine sucht zu verstecken.

    ich überlegten dann, ihn aufzuheben, quasi als mahnmal. aber dann dachte ich: wozu? weg damit!

    und jetzt liegt er in der mülltonne und da gehört er auch hin.

    Abstinent seit dem 22.9.2023

  • Bist Du Dir sicher, dass es der Letzte war ^^ Ich finde immer noch was. Habe mal meine Verstecke, an die ich mich erinnern kann, abgesucht und
    dabei weitere gefunden, Kronkorken, leere Flaschen :|

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    - abstinent seit 6.01.2024 -

  • So, heute sind es stolze 8 Monate ohne! Das macht mich froh!

    Was hat sich verändert in den letzten vier wochen?

    zum einen hat der suchtdruck sich nicht oder nur ganz verhalten gemeldet. ich glaube zum einen liegt das daran, dass ich gelernt habe viele situationen einzuschätzen. viele trigger kenne ich mittlerweile und kann sie umgehen. am meisten hatte ich unterschätzt, dass die konkrete situation (café am nachmitag, am nebentisch eine lustige aperol-runde; eine zugfahrt und der ganze zug ist voll von betrunkenen bierfestbesucher*innen) nicht das problem ist, sondern, dass ich die situation mit nach hause nehme und sie triggernd nachwirkt. deshalb meide ich mehr als vorher.

    zum anderen geht es mir aber gut, weil ich merke, dass ein leben ohne.... mir gut tut. das schreibt sich langsam aber stetig in mein hirn und seele ein. ein gutes gefühl.

    am spannendsten aber fand ich diese entdeckung: ich frage mich nicht mehr, wie komme ich ohne ... durch das heute , sondern, was will ich vom heute, vom morgen, vom leben?

    und da ist mir aufgefallen: alkohol zwingt dich den status quo zu halten. alkohol hasst veränderungen, vor allem weil bestimmte lebenssituationen ja grund fürs saufen sind. alkohol möchte, dass immer alles so bleibt, wie es ist. und selber kann man nichts ändern, weil man ja damit beschäftigt ist, irgendwie mit dem alkoholisierten ich klar zu kommmen. du kommst überhaupt nicht auf die idee, dass es anders werden sollte. oder wenn, dann sorgt die sucht schon dafür, dass du das alles wieder zunebelst.

    im nüchternen zustand stellen sich ganz andere fragen: wer bin ich jetzt? was will ich? wie will ich leben? wo sind meine ziele?

    das ist spannend, macht mich neugierig und nervt mich manchmal. so ist das, wenn man die lebensgeister wieder in sich hat!

    Abstinent seit dem 22.9.2023

  • Herzlichen Glückwunsch zum 8en Monat. 🎉

    alkohol zwingt dich den status quo zu halten

    Das kann ich sofort unterschreiben. Da hält man es auch gerne mal jahrelang in einer toxischen Beziehung aus.

    Habe viel "ausgehalten" oder "erduldet", weil ich in mir drin auch dachte "ich hab's ja auch verdient".

    Das Leben ohne Alkohol ist mehr, als nur nichts trinken. Und so soll es auch sein. :thumbup:

  • Herzlichen Glückwunsch zu 8 Monaten, Paul.

    alkohol zwingt dich den status quo zu halten……..

    Finde ich gut beschrieben. Da der Alkohol an dem Ast sägt, auf dem er sitzt, wurde mein Handlungsradius immer enger.
    Nur der Nachschub musste gesichert sein, dafür habe ich keine Mühen gescheut.
    Was für ein Irrsinn 🤦🏻‍♂️

    Alles Gute.
    Nayouk

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    - abstinent seit 6.01.2024 -

  • aaaaaargh, da war ich noch so happy über nüchterne 8 monate und dann das:

    heute ist meine familie in den urlaub gefahren. ich konnte leider nicht mit, muss arbeiten. tapfer winkte ich ihnen hinterher und als ich ins wohnzimmer zurückkomme, sitzt da mein suchtgedächtnis und zwinkert mir zu: "das ist deine chance. lass es krachen. merkt ja keiner. du bist allein und so erfährts niemand. kannst ja wieder aufhören, bevor deine liebsten zurückkommen."

    boah, das hat mich echt geschockt! nicht, weil das suchtgedächtnis mal wieder durch die hintertür geschlichen ist, das kenn ich ja schon. sondern, weil es den GANZEN tag herumgelungert hat und mir ein bierchen, ein weinchen und was auch immer einreden wollte. irgendwann bin ich dann eine stunde joggen gegangen und bin offensichtlich dem suchtgedächtnis davongelaufen.

    jetzt ist gerade ruhe. aber es nervt, wie fies und sprungbereit das suchtgedächtnis ist und wie es auf seine chance lauert!

    was macht ihr in diesen hartnäckigen (an)fällen?:/

    Abstinent seit dem 22.9.2023

  • Ich habe hier mal ein paar Sachen reingestellt, die mir mehrfach geholfen haben:


    Carl Friedrich
    5. November 2022 um 14:58
  • aaaaaargh, da war ich noch so happy über nüchterne 8 monate und dann das:

    Ups, als ich diese, deine Anfangszeilen gelesen habe, wurde mir ganz heiß vor Schreck. Zum Glück hat es sich im Laufe des Textes etwas relativiert. Gute Ratschläge habe ich aufgrund mangelnder Erfahrung (heute zarte 100) leider nicht. Aber Stärke und Kraft kann ich dir wünschen. Hoffe weiter positives von dir zu hören.

  • merkt ja keiner

    Das war mal bei mir, nach ca. 1 1/2 Jahren fast genau der gleiche Gedanke.

    Mir hat besonders geholfen, das bereits in meinem Kopf für das Forum zu formulieren. Auch der Gedanke, "was würde mir da jetzt geantwortet werden"?

    Nicht aussitzen. Aufgestanden und kleiner Ortswechsel. Sofort den Bauch voll getrunken. Mit Wasser und Cola zero. Die Wut an der Suchtstimme ausgelassen. Gleich in die nächste Anwendung (war in der Sauna).

    Während der Anwendung war es dann schon weg. Als wäre es nie dagewesen.

    Hatte Angst, dass das jetzt öfters passiert. War unbegründet. Irgendwann wahrscheinlich. Das Jahr danach jedenfalls nicht mehr. Und wenn, dann wieder den Notfallkoffer auf :thumbup:

    Laufen war auf alle Fälle eine spitzen Idee.

  • Hallo Paul,

    Da machst du als „ Frontman“ dem Namen alle Ehre.
    Ich hoffe es ist alles vorbei und ok bei Dir.
    Den Thread von CF hatte ich schon gelesen und gerade nochmal.
    Habe mir den Link gespeichert.
    Mitte Juni komme ich in die gleiche Situation, wenn meine Frau 10 Tage in Kur ist.
    Hatte mir schon überlegt, wie das werden wird.
    Jetzt habe ich eine Variante von Dir gehört, wie es sein kann. Danke für Deine Mitteilung.

    Nayouk

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    - abstinent seit 6.01.2024 -

  • Hallo Paul,

    ich hoffe, es geht dir wieder besser, und du hast den Tag gut überstanden. Ich möchte dir aber auch noch zu deinen 8 alkoholfreien Monaten gratulieren. ich hoffe, dass dir deine Freude darüber nicht ganz abhanden gekommen ist.


    lg Morgenrot

    Wer nicht hofft, wird nie dem Unverhofften begegnen. ( Julio Cortazar )

  • so, nach der krise gestern, gehts mir heute wieder gut. ich habe sogar schon den geschirrspüler repariert (ich - der totale technikdepp!!). hätte ich gestern nachgegeben, dann würde ich jetzt mit einem riesenkater, schuldgefühlen und total deprimiert in der ecke hängen oder an der flasche. kleine siege, große freuden!

    danke euch für die unterstützung. das forum ist wichtig!

    Abstinent seit dem 22.9.2023

  • oh, schon wieder eine runde zahl: 250 tage ohne alkohol.

    nichts wirklich neues.

    gelegentliche kurze anfälle von suchtdruck (du könntest ja mal wieder, hast es ja jetzt bewiesen ...)

    gelegentlich heftige glücksanfälle über den nüchternen zustand

    meistens ein leben im nüchternen und langsam wird das zum alltag. normalität.

    sinne sind geschärfter. empfinden direkter. die farben bunter.

    interessant: ich dachte immer, probleme lassen sich nur mit alkohol lösen. erkenntnis: alkohol löst nicht ein einziges, er schafft sie.

    und probleme sind lösbar, wenn man klaren kopf hat.

    auch nach 250 tagen - das ist das leben, das ich will.

    euch allen eine gute nacht

    Abstinent seit dem 22.9.2023

  • interessant: ich dachte immer, probleme lassen sich nur mit alkohol lösen. erkenntnis: alkohol löst nicht ein einziges, er schafft sie.

    und probleme sind lösbar, wenn man klaren kopf hat.

    Ganz genauso ist es, Paul! :thumbup:

    Immer weiter so auf dem Weg der Erkenntnis! ;)

    Meinen Glückwunsch zu 250 Tagen neuem Leben! 🌸

    LG Elly

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    Mancher wird erst mutig, wenn er keinen anderen Ausweg mehr sieht.

    - Trocken seit 06.01.2013 -

  • Heute beginnt die europameisterschaft. Im fernsehen werden ständig saufende schotten gefeiert (nicht rassistisch gemeint, aber auf jedem sender, männer in schottenröcken, die bier um bier trinken) . ich freu mich auf fußball, aber es strengt mich auch an, denn ich und fußball und trinken, das war jahrelang eine äußerst enge verbindung. wenn es spannend war, stieg der pegel, wenn es langweilig war, auch. also, willkommener anlass für gesellschaftlich sanktioniertes saufen.

    jetzt stellt sich die frage, wo schauen, ob schauen, mit wem schauen, wie schauen.

    geht es den fußballfans in dieser gruppe auch so? und wie sind dann eure strategien?

    schöne grüße

    Abstinent seit dem 22.9.2023

  • Ich bin kein Fußballfan aber die zentralen Spiele bei EM oder WM schau ich mir schon an.

    Ich werde das Spiel heute schön brav Zuhause schauen und mich keinem Public Viewing Platz nähern.
    Die Verbindung Fußball - Alkohol ist nunmal bei vielen Programm und das nicht nur bei den richtigen Fans.

    Die Vorstellung ich sitze in einer mehr oder weniger alkoholisierten Menschenmenge, welche mit zunehmenden Toren oder Frust immer anstrengender wird, stößt mich heute ab. Natürlich habe ich das früher auch das ein oder andere Mal gemacht, dann aber kontrolliert wenig getrunken, da mein Konsum ja immer heimlich vorher schon war und zu dem Zeitpunkt eigentlich für den Tag ausreichend war.
    Da war ich für mich anstrengend.
    Momentan bin ich noch sehr zurückhaltend und da passt solch ein Event überhaupt nicht dazu.
    Das wäre so als ob ich nach einer schweren Grippe gleich am ersten bettfreien Tag auf eine Tanzparty gehe.

    Wenn ich mir vorstelle, ich würde wegen so einem Mist wieder rückfällig und in 4 Wochen ist alles vorbei nur der Alkohol ist mir geblieben…….

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    - abstinent seit 6.01.2024 -

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