lausaufderleber - wollte mich mal kurz vorstellen

  • Hallo Ihr

    Ich bin Partner einer trinkenden Frau. Die ganze Geschichte werde ich mal aufschreiben. Ich habe mich mal angemeldet, weil es mir echt hilft auch ander Geschichten zu lesen. Oft fühlt man(n) sich allein, das Lesen hilft beim heilen. Danke dafür.

  • Hallo Laus,

    willkommen bei uns in der Selbsthilfegruppe!

    Lesen und schreiben über die eigene Situation kann Klarheit verschaffen.

    Die Frage, die Du Dir stellen solltest: Was kannst Du tun, damit es Dir besser geht?

    Denn den Alkoholiker kannst Du nicht vom Saufen abbringen. Das weiß ich aus eigener Erfahrung. Die Alkoholsucht kann nur der Süchtige selbst stoppen.

    Ist Dir durch das Lesen bei den anderen Angehörigen schon etwas klar geworden?

    LG Elly

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    Mancher wird erst mutig, wenn er keinen anderen Ausweg mehr sieht.

    - Trocken seit 06.01.2013 -

  • Ich bin um die 50 Jahre, meine Frau um die 40. Seit 20 Jahren sind wir zusammen und haben eine Tochter im pupertierenden Alter. Getrunken und gefeiert haben wir beiden immer gerne, hatten sehr viel Spass mit Freunden und tolle Feste in unserem wunderschönen Haus.

    Die letzten Jahre, weiss nicht ab wann und diese Frage quält mich, ist alles entglitten. Ich weiss nicht genau seit wann und schon garnicht warum. Schuld sei ich, aber wie ich hier schon oft lesen konnte, ist das üblich...

    Sie trinkt täglich, bereits Morgens, raucht und telefoniert oder schläft. So ist das jeden Tag gewesen. Auf dem Heimweg von der Arbeit fragte ich mich immer wieder, was mich erwartet. Denn sie hörte irgendwann auf, mich mehrfach täglich auch auf der Arbeit anzurufen. Ohne Spass, ich konnte nach der langen Zeit bereits ihren Alkoholpegel an der Art wie sie redet bestimmen.

    Das mit dem Trinken hat sich echt unter meinen Augen innerhalb unserer Beziehung zum Problem entwickelt, glaube ich zumindest. Noch lange bevor ich in ihr Leben trat war und ist sie Essgestört. Auch das Thema war immer wieder Thema bei uns, da es natürlich auch somatisch immer wieder Probleme gab und ich mir ehrliche Sorgen um sie aber auch auf das Vorleben und Beispiel geben gegenüber unserer Tochter gemacht habe.

    Bezüglich der Essstörung fuhr ich sie vor 2 Jahren in eine Spezialklinik nach NRW, sie sass 5 Wochen ab und lebte am Tag danach ihr Leben weiter wie gehabt. Im Vorfeld gab es viel Streit und Druck. Sie tat es nur wegen mir. Gebracht...nichts...

    Seit ca. 3 Jahren (vorher 30%) arbeitet sie garnicht mehr. Lebt den langen Tag einfach so vor sich hin. Findet immer jemand, der sie in den Laden oder an die Tankstelle fährt um Zigaretten oder Alkohol z besorgen. Das einzige auf was ich mich immer verlassen konnte, Essen steht auf dem Tisch, denn dass ist ja auch ein Thema.

    Unsere Tochter hat sich tagsüber in ihrem Zimmer eingeschlossen, da die beiden sich eigentlich nur noch gestritten haben. Meine Frau kann unter Alkohol echt zu einem Monster werden. Wenn ich nach Hause kam, haben wir, mehrheitlich unter Streit, zu Abend gegessen unser Kind ging wieder in ihr Zimmer und oft gingen auch meine Frau und ich uns in dem grossen Haus aus dem Weg, denn sonst haben wir nur gestritten und das macht unter Alkohol mal überhaupt keinen Sinn.

    Vor drei Monaten habe ich mich getrennt bin ausgezogen. In eine Wohnung, mit meiner Tochter. Sie möchte bei mir bleiben, möchte keinen Kontakt zu ihrer Mutter, erschreckt mich manchmal mit ihren Äusserungen. Das Haus steht zum Verkauf, ist aber derzeit nicht wirklich einfach.

    Ich sagte ihr mal: Jeden Tag vor dem Kühlschrank entscheidest du dich aufs Neue...

    Jeden Tag hat sie sich gegen mich, unsere Tochter und unser Leben entschieden...

    Ca. 1 Monat nachdem wir weg waren, dazwischen Nachrichten und Telefonate mit Liebe und Hass, ging sie in eine Entzugsklinik. Wohlgemerkt körperliche Entgiftung, 10 Tage. Dann meinte sie, sie habe etwas getan und war erstaunt, dass wir nicht gleich zurück kommen. Am Abend der Entlassung-Rückfällig.

    Ich sitze in meiner neuen Wohnung, habe zum Glück eine Hand voll gute Freunde, und lamentiere über das Leben. Nerve mich über meine innerliche Traurigkeit und warum ich nicht froh bin, dem Ganzen endlich entkommen zu sein. Sie hat in der Klinik einen neuen Partner gefunden. Lebt bei ihm und hat nun endlich keinen Stressfaktor mehr neben sich, der sie bei ihren Gewohnheiten stört, sondern einen Gleichgesinnten.

    Trotzdem fehlt mir so sehr der Mensch, in den ich mich vor 20 Jahren verliebt habe, obwohl der schon lange weg ist...

    Einmal editiert, zuletzt von lausaufderleber (19. November 2023 um 14:02)

  • Hallo und herzlich Willkommen in unserer Runde lausaufderleber,

    schön dass du uns gefunden hast.

    Mir hat das lesen in den ersten Wochen hier auch sehr viel gebracht.

    Ohne Spass, ich konnte nach der langen Zeit bereits ihren Alkoholpegel an der Art wie sie redet

    Kennen die Meisten von uns.


    Diese Leere und diesen Schmerz den du im Moment fühlst kann ich so sehr mitfühlen. Aber du bist schon einen Schritt weiter als einige (ich) von uns.

    Beim lesen wurde mir richtig eng ums Herz und mein Magen schnürte sich zusammen. Dann, die Erleichterung, deine Tochter ist bei dir.....:lol: Ich hörte den Stein in meinen Gedanken richtig plumpsen.

    Jetzt sind nur noch DU und deine Tochter wichtig. Es ist keine einfache Zeit die vor euch liegt. Habt ihr psychologische Hilfe? Wenn nicht, wäre das sicherlich sinnvoll für euch beide aber vor allem für eure Tochter.

    Nun komm hier erst einmal an. Das ist jetzt deine Selbsthilfegruppe.....<3

    Liebe Grüße Petra

  • Hallo, lausaufderleber,

    toll, dass du den Absprung geschafft hast. Ich beneide dich, ehrlich. Deine Frau hat ja nun wieder auch eine Familie zu dritt, so hart es klingt: Den Gleichgesinnten, der die Sauferei besser versteht wie wir COs, sich selbst und den Alkohol.

    Du kümmerst dich jetzt um dich und deine Tochter. Liebe Grüße.

  • Hallo und willkommen Lausaufderleber,

    da bist du ja schon einen guten Schritt gegangen, leider ist eine Trennung meistens unumgänglich, wenn der suchtkranke Partner seine Sucht nicht stoppen will oder kann. Als Coabhängiger gehst du sonst mit kaputt und wenn Kinder im Spiel sind ist das noch schlimmer. Denn Kinder tragen meistens schwere psychische Schäden davon.

    Für den Austausch kannst du dich hier bewerben:

    https://alkoholiker-forum.de/bewerben/

    Klick auf den Link, schreib kurz nochmal was dazu und dann geht es los. Dein Thema findest du dann im Bereich für Angehörige und Coabhängige.

    Liebe Grüße Aurora

    Glücklichsein ist eine Entscheidung

  • Danke für eure Antworten. Ja, Psychologe für meine Tochter habe ich darüber nachgedacht. Sie möchte es noch nicht, denkt aber darüber nach. Sie spürt, denke ich, so eine Art Hass Liebe. Sie möchte keinen Kontakt zu ihr, spricht aber gelegentlich über Themen, die sie mit ihr besprochen hatte. Ist ja auch klar, sie ist ihre Mutter. Die beiden hatten die letzten Jahre keine gute Zeit miteinander...

    Trennung ja, habe ich hinbekommen. War in dem Haus aber auch echt nicht mehr auszuhalten. Hier in der Wohnung mag ich es aber auch nicht, fühle mich so zerrissen. Ich hoffe, die Zeit heilt meine Wunden. Bereue meine Entscheidung nicht, war richtig und wichtig. Aber ich leide und hasse es...wie kann Sekt wichtiger sein als Kind,Mann, Haus ,Leben...ich verstehe das nicht.

  • Hallo lausaufderleber,

    hier geht nun der Austausch richtig los.

    Du kannst hier überall schreiben, bitte die ersten 4 Wochen aber nicht im Vorstellungsbereich.

    Liebe Grüße Aurora

    Glücklichsein ist eine Entscheidung

  • … Bereue meine Entscheidung nicht, war richtig und wichtig. Aber ich leide und hasse es...wie kann Sekt wichtiger sein als Kind,Mann, Haus ,Leben...ich verstehe das nicht.

    Das habe ich auch ein paar Jahre nicht verstanden. Das ist halt Sucht und die geht über alles. Nichts ist wichtiger als zu saufen, höchste Priorität. Welchen bisherigen Tiefpunkt hat deine Frau erreicht? Dieser scheint dann noch nicht tief genug gewesen sein, wenn sie nichts verändert hat/wollte. :(

  • Na ja, der grösste Tiefpunkt sollte ja sein, dass die Familie zerbrochen ist und unsere Heimat zum Verkauf steht. Ob das für sie so ist, kann ich nicht wirklich beurteilen. Schnell konnte sie alles austauschen.

    Bis zu diesem Punkt haben wir denke ich Einiges durch. Stürze, Prellungen, nächtliches ausbleiben, Filmriss..Filmriss..Filmriss. Kam öfter nass oder dreckig nach Hause mit fadenscheinigen Begründungen. Unser Leben bestand aus Streit, Suiziddrohungen ihrerseits. Sie hat sich immer mehr in ihre Welt fallen lassen. Keine Arbeit, schon Morgens Alkohol da Mann und Kind tagsüber ausser Haus. Dann immer weniger Antrieb. Keine cleanen Phasen mehr, nur noch unterschiedliche Level.

    Wie es ihr jetzt geht weiss ich nicht, ob sie je etwas ändert oder ändern kann glaube ich nicht mehr

  • Die letzten Jahre, weiss nicht ab wann und diese Frage quält mich, ist alles entglitten. Ich weiss nicht genau seit wann und schon garnicht warum. Schuld sei ich, aber wie ich hier schon oft lesen konnte, ist das üblich...

    Hallo,

    das ist ein schleichender Prozess. Und es ist nicht dir entglitten sondern ihr. Die Frage wann und warum stellt sich wohl jeder irgendwann. Aber das ist wie mit der Frage hätte ich doch dieses oder jenes getan dann wäre es vielleicht anders gelaufen. Die Antworten darauf bekommen wir nicht.

    Du hast getan was für dich und dein Tochter wichtig und richtig ist. Deine Frau ist für sich selbst verantwortlich, auch wenn es schwer zu ertragen ist wie der Mensch den man ja auch anders kennt abstürzt.

    LG

  • Hallo Mollyfisch

    Ich habe deine Geschichte gelesen. Sie gibt Kraft. Tiefpunkte überwinden und immer wieder aufstehen. Ich bin mir bewusst, dass ich auf mich schauen muss und vor Allem auf meine Tochter. Sie ist sehr tapfer und profitiert von der Ruhe, die in unseren Alltag eingekehrt ist.

    Telefonate mit meiner Frau sind selten und gehen immer von ihr aus. Ich lasse sie in Ruhe. Im Gespräch bleibe ich dann sachlich und freundlich, sie ist immer mässig intoxikiert. Mehrheitlich geht es um den Hausverkauf und so. Ein einziges Mal fragte sie nach unserer Tochter. Die Beiden haben keinerlei Kontakt derzeit.

    Ich weiss sie ist bei einem anderen Mann, das ist im Grundsatz auch o.k., wir haben uns getrennt. Beim letzten Telefonat hat sie vergessen aufzulegen und ich konnte ihn im Hintergrund sprechen hören. Man, kann Gewissheit schmerzen. Ihr reicht Gesellschaft und Alkohol.

    Der Austausch hier tut gut. Höhen und Tiefen gehören dazu. Puh, strengen aber auch an.

  • Ich weiss sie ist bei einem anderen Mann, das ist im Grundsatz auch o.k., wir haben uns getrennt. Beim letzten Telefonat hat sie vergessen aufzulegen und ich konnte ihn im Hintergrund sprechen hören. Man, kann Gewissheit schmerzen. Ihr reicht Gesellschaft und Alkohol.

    Das kann ich mir gut vorstellen. Du bist weg und schon ist der nächste da. Andererseits zeigt dir das an welchem Punkt deine Frau angekommen ist.

    LG

  • Hallo Laus , bis jetzt hast du vieles richtig gemacht.Du hast die Trennung durchgezogen und deine Tochter

    aus dem Chaos rausgeholt. Das man in der Klinik einen neuen Partner/ Partnerin kennen lernt

    ist nicht selten und wird manchmal sogar in der LZT von den Therapeuten geduldet oder sogar unterstützt.

    Da kommt ein Patient mit Suchtproblem und Suizidgedanken in die Klinik und nach 10-12 Wochen verlässt er die Klinik

    mit neuem Partner und neuen Plänen für die Zukunft, Therapie geglückt, alles andere von vorher kaputt(Wenn`s nicht vorher schon war)

    Ich würde mir einen Anwalt nehmen und ihn das Meiste regeln lassen und den persönlichen Kontakt beenden,

    Selbst Gespräche am Telefon können ,wie du siehst, schmerzen.

    Deine Tochter möchte keinen Kontakt dann respektiere es.

    Telefonierst du mit deiner Nochfrau , wird zwangsläufig deine Tochter, beim nächsten Frühstück, von dir

    mit eingebunden.

    Wenn sie irgendwann wieder was von Ihre Mutter hören will kann sie selbst in Kontakt mit ihr treten.

    Meiner Tochter habe ich das vor über 10 Jahren auch so überlassen,

    Gruss Harry

  • Danke Harry für deine Worte. Und auch Freddy..ja, Katastrophe...

    Ich benötigte ein paar Wochen, um meine Tochter selbst entscheiden zu lassen. Habe doch immer wieder etwas gedrängt, da der Weg der beiden oft über mich ging. Jetzt lasse ich mein Kind in diesem Themenbereich weitestgehend in Ruhe, frage kaum. Habe ihr nur angeboten, ob wir oder jeder einzeln mal mit einer neutralen Person reden sollten. Ich weiss aber nicht, ob das so richtig ist, die Begegnung und das weitere Leben der Beiden einer Pupertierenden und einer Alkoholikerin zu überlassen.

    Oder vielleicht sollte ich es meiner Tochter einfach gleich tun. Sie geniesst ihr Leben, hat Freunde und Freude am neuen Leben...

  • Ja, traurig aber wahr. Da kommen zwei Abhängige zusammen, die verstehen sich natürlich besser, weil sie dasselbe Problem haben. Der ehemalige CO war ja nur ein Störenfried beim Saufen.

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