Rosa - diese Ohnmacht macht mich wahnsinnig

  • Ihr Lieben,

    Ja, ich weiß leider auch nur zu gut, dass es sich bei dieser mühe meines Mannes nur um weitere Ruhe vor einem neuen Sturm handelt... ich habe wohl zu große Hoffnung, dass das Weihnachtsfest ruhig verläuft. Ich habe mir vorgenommen, ohne ihn zu seiner oder meiner Familie zu gehen mit den Kindern, falls es irgendwie Scheiße mit ihm ist....

    Auch gehe ich zwischendurch größere Runden mit dem Hund über mehrere km. Was macht ihr, um der eventuell beschissen auftretenden Stimmung zu entkommen? Ach mensch, man möchte es doch eigentlich an Weihnachten nur gemütlich haben...

    LG an euch und einen schönen 3. Advent

  • Kann es sein, dass der süchtige Partner spürt/merkt, wenn bei der co-abhängigen Partnerin was im Gange ist - sprich wenn ich mir nicht mehr alles gefallen lasse, wenn ich viel für mich mache.... ?? Mein mann gibt sich aktuell viel Mühe.... ich schwanke zwischen wohlfühlen und dem Frieden nicht trauen....

    Ich denke immer: Mensch, uns könnte es so gut gehen.

    Hallo Rosa,

    ich hoffe dein 3. Advent war friedlich besinnlich und ohne Zwischenfälle.

    Unsere Alkoholiker-Partner spüren mit hoher Wahrscheinlichkeit, dass sich eine Veränderung anbahnt. Sie selber wissen ja um ihren kritischen Konsum bescheid, und auch dass sowas nicht ewig gut geht.

    Ich kann aus eigener Erfahrung berichten, dass sie möglichst lange versuchen, still und leise unterm Radar zu fliegen. Nichts ist schlimmer für einen Alkoholiker, innerhalb seiner Komfortzone gestört zu werden. Er wird sich natürlich dir zuliebe "Mühe geben", diese Taktik verschafft ihm die nötige Ruhe zur Selbstverwirklichung. Das sind natürlich nur Beruhigungspillen, die solltest du nicht überbewerten.

    Morgenrot hat es auch gut formuliert, da gehe ich absolut konform.

  • Auch gehe ich zwischendurch größere Runden mit dem Hund über mehrere km.

    Hi Rose,

    das find ich super! Ich habe auch einen Hund, mit dem ich in letzer Zeit viel zu wenig unterwegs war. Der alte Junge hat mich ganz schön vermisst wie ist seit kurzer Zeit feststelle und ich ihn, weil ich die ganze Zeit mit meiner Arbeit und meinen Mann beschäftigt war.

    Ich liebe es am Sonntag morgen in der Früh mit ihm, wenn alles ganz Still ist meine Runden zu drehen, während er die unverfälschten Gerüche der Natur geniesst. Da spüre ich eine Einheit und eine komplette Erdung. Das ist eine Verständigung ohne Worte und tut mir gut und ihm.

    Ich habe ja nun mehr keine Kinder die hier leben, aber unser Hund ist sehr sensibel und merkt sofort wenn etwas nicht stimmt!

    Wie mit Pferden, die sind genauso unterwegs...

    Bleib dran und alls es dir gutgehen


    Lg

    Mg

  • Das Weihnachtsfest ist bei uns relativ gut über die Bühne gegangen. Ich hoffe, bei euch allen auch.

    Da ich mit meinem Mann seit ca. 3 Jahren garnicht mehr über meine Sorge ihm gegenüber rede, macht er ja weiter wie alle Süchtigen. Momentan etwas verhaltener, aber dennoch "läuft es" bei ihm. Kennt ihr Alkoholiker, die bei jedem kleinsten Ansprechen auf irgendein Problem(vorallem wenn es um den Süchtigen selbst geht) aus der Haut fahren, alles abstreiten, mit Gegenanschuldigungen kommen, die einen selbst mürbe machen und hart treffen, und dann einfach eingeschnappt den Raum verlassen?

    Derzeit wirft mir mein Mann aus dem Nichts irgendeine dämliche beleidigende Aussage an den Kopf, die ich akustisch nicht verstehe.... wenn ich frage, was er gesagt hat, kommt immer ein schulterzuckendes, höhnisches "Nichts" mit einem dämlichem Grinsen im Gesicht. Das häuft sich in der letzten Zeit....

    viele Dinge bespreche ich mit ihm nur ganz kurz oder garnicht, weil vieles keinen Sinn macht mit ihm zu diskutieren. Er fühlt sich schnell und häufig angegriffen, wird sehr oft dann verbal aggressiv. Viele Worte verdreht er mir oder anderen einfach im Mund. Und immer immer wieder kommt er mit Gegenargumenten wie "aber du machst doch dieses oder jenes noch viel schlimmer" ... das macht er mit den Kindern, aber mit mir am schlimmsten. Normales streiten/diskutieren ist mit ihm unmöglich. Das konnte er noch nie. Er verhält sich immer wie ein bockiges Kind. Deshalb spreche ich auch seine Alkoholsucht nicht mehr an.

    Was ich gerne wissen wollen würde von euch/aus eurer Erfahrung: wie lief es bei euch ab, als sich der Süchtige Partner immer weiter abwendete? Ich dachte am Anfang, als sich das einschlich vor nun fast 5 Jahren, es liegt alles an mir. Ich bin hässlich, zu fett, mache dieses und jenes falsch.... Dabei bekomme ich von außen immer mal gesagt, dass ich eine attraktive Frau bin. Bzw ich weiß, dass es so ist. Aber er hat mein Selbstvertrauen und Selbstbewußtsein ganz ganz oft in Frage gestellt. In dem er mir immer mal wieder gemeine Sachen an den Kopf geworfen hat, meist im Suff. Früher trug er mich auf Hände... Dazu kam die Impotenz.... ich denke, er kompensierte sein Problem einfach auf mich. Freilich bin ich nicht mehr so zart wie vor den Schwangerschaften. Aber mich ständig damit zu beleidigen und zu belasten, hat doch nix mit Liebe zu tun. Ich habe sehr lange gebraucht, um zu begreifen, dass er ein Riesenproblem hat und ich automatisch mit darin gefangen bin. Es hat mir sehr sehr wehgetan, zu begreifen, dass unsere Beziehung komplett im A... ist. Ich schaue neidisch auf andere.... wie wertschätzend und liebevoll sie miteinander umgehen. Ich kriege seltenst bis gar nicht ein liebes Wort, geschweige denn ein Kompliment, erst recht keine zärtliche Geste, wie Umarmung oder einfach mal die Hand nehmen oder in Arm nehmen. Er hat noch nie gefragt, wie es mir geht, was mich beschäftigt und bewegt, wie es in mir drinnen aussieht. Bin ich krank, geht er mir aus dem Weg.

    Wenn ich hingegen ihn frage, wie es ihm geht, ob alles gut ist, werde ich von ihm angeranzt, ich soll mit sowas aufhören und ihn nicht nerven.

    Das alles ist keine Beziehung mehr, wo liebevoll und achtend und würdevoll mit Respekt dem anderen begegnet wird. Die Liebe ist keine mehr, nur noch eine angenehm funktionierende Gewohnheit.

    Sagt mir jetzt bitte nicht, was mich noch hält. Ich bin bereits an einem Punkt, wo ich versuche, Lösungen für mich zu finden.

    Ich wollte euch nur mal einen Einblick in meine Welt geben und euch fragen, ob es bei euch ähnlich abläuft/ablief und wie ihr damit umgehen könnt....

    Vielleicht kennt ihr ähnliche Verhaltensweisen und Situationen....

    LG Rosa

  • Hi Rosa,

    ich kann nur von der Gegenseite (trocken seit bald zwei Jahren) berichten. Meine Ex hat vor zwei Jahren nach insgesamt 12 Jahren Beziehung die Reißleine gezogen. Bis auf die Kinder und die verbalen Entgleisungen ist das Szenario allerdings sehr ähnlich. Da wir immer noch Kontakt und viel über dieZeit als Paar gesprochen haben, kenne ich auch viele Eindrücke aus ihrer Sicht.

    Die emotionale Distanz, die Tatsache, dass du deine rechtmäßigen Sorgen nicht mehr äußern kannst und das Suchen nach Liebe inMikrogramm macht einen auf Dauer psychisch und körperlich kaputt. Meine Ex meinte, sie hat erst nach einem Jahr wieder ein Gefühl von Klarheit und Selbstbestimmtheit gespürt. Davor komplette Leere, im Grunde Depression...das Selbstwertgefühl geht dermaßen den Bach runter und braucht sehr lange um wieder ansatzweise stabil zu sein. Tu dir das nicht an...

    Von meiner Seite: keine Liebe der Welt hätte mich zum aufhören gebracht. Der Moment in dem klar war, ich möchte nie wieder trinken hatte nichts mit ihr, unserer Beziehung oder der gemeinsamen Zukunft zu tun. Klingt wahnsinnig bitter aber ist auch nur ehrlich. Wenn mich meine Freundin auf den Alkohol, meine Unzuverlässigkeit oder gemeinsame Verabredungen angesprochen hat, habe ich mich immer herausgewuselt, abgetan, Ausflüchte. In dem Moment stellt sich jemand zwischen dich und den Alkohol und der steht immer an erster Stelle...

    Ich weiß nicht ob dir das weiter hilft aber hör auf dein Bauchgefühl. Das Leben ist zu kurz um es mit Menschen zu verbringen, die einen für selbstverständlich ansehen.

    (Meine Ex hat seit einem Jahr einen neuen Partner und ist super happy)

  • Hallo Rosa!

    Ja das kenne ich auch von meinem Exmann der hat auch Lappalien total aufgebauscht um von sich und seinem Konsum abzulenken. Anfangs habe ich mich immer versucht Dinge zu ändern um ihm keine Angriffsfläche zu bieten aber er fand immer etwas. Irgendwann fing ich aber an mich zu wehren dann hatten wir ewig Streit und er wurde immer massiver und sehr beleidigend mir gegenüber.

    Ich konnte es einfach nicht verstehen und war oft sehr deprimiert. Nach vielen Ehejahren war ich nur noch depressiv und wusste wenn ich nicht endlich in die Puschen komme werde ich ernsthaft krank. Es hat Jahre gebraucht mein Selbstvertrauen wieder aufzubauen und mich wieder in meiner Haut wohlzufühlen. Im Nachhinein verstehe ich selber nicht warum ich so viele Jahre ausgeharrt habe.

    Ich versuche aber nach vorne zu blicken, es nützt ja nichts immer zurück zu blicken.

    LG Marie

    Wer nichts ändern will für den ist die Opferrolle die beste Strategie!

  • Ihr Lieben,

    Danke für eure Sichtweisen und Erfahrungen.... es ist der blanke Wahnsinn, was man sich antut und versucht, aufrecht zu erhalten.... man hält fest an den schönen Erinnerungen und will einfach nicht wahr haben, dass das nie wieder kommt. Man denkt, man hat sich mal geschworen zusammen alt zu werden und einer für den anderen einzustehen.... aber Wahnsinn, wie dieses teufelszeug einen Menschen komplett verändern kann. Immer wieder sage ich mir, er ist ein guter Mensch.

    Lieber Hobbes, warum ist er denn eifersüchtig? Warum fragt er ständig, ob ich einen anderen habe, wenn ich mehrere Wege erledige, die länger dauern oder wenn ich mit Bekannten zum Essen gehe, mir einfach was gönne? Er hat oft im Suff geäußert, früher schon, wenn ich ihn jemals betrüge oder gehe, würde er mir was antun. Warum sagt man sowas, wenn man nichts mehr für seine Partnerin übrig hat? Warum würde er mir kein besseres Leben gönnen? Ich bin die Mutter seiner Kinder.

    Ich bin mittlerweile auch zu dem Schluss gekommen, dass ich meine besten Jahre quasi geopfert/verschwendet habe... die letzten 5-7 Jahre waren echt nicht lebenswert. Ich möchte meine Leichtigkeit, Unbeschwertheit, vorallem Kraft und Energie zurück haben. Ständig muss man drauf achten, was man sagt und tut. Ich hasse es so leben zu müssen.

  • Er hat oft im Suff geäußert, früher schon, wenn ich ihn jemals betrüge oder gehe, würde er mir was antun. Warum sagt man sowas, wenn man nichts mehr für seine Partnerin übrig hat?

    Weil es bei häuslicher Gewalt nicht um Liebe, sondern um Macht geht.

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Von meiner Seite: keine Liebe der Welt hätte mich zum aufhören gebracht. Der Moment in dem klar war, ich möchte nie wieder trinken hatte nichts mit ihr, unserer Beziehung oder der gemeinsamen Zukunft zu tun. Klingt wahnsinnig bitter aber ist auch nur ehrlich. Wenn mich meine Freundin auf den Alkohol, meine Unzuverlässigkeit oder gemeinsame Verabredungen angesprochen hat, habe ich mich immer herausgewuselt, abgetan, Ausflüchte. In dem Moment stellt sich jemand zwischen dich und den Alkohol und der steht immer an erster Stelle...

    Ich weiß nicht ob dir das weiter hilft aber hör auf dein Bauchgefühl. Das Leben ist zu kurz um es mit Menschen zu verbringen, die einen für selbstverständlich ansehen.

    Wow Hobbes, danke dir dafür! Die Erkenntniss als Co ist wirklich bitter....... aber sie hilft auch zu begreifen, das du noch so viel tun kannst ,wie du willst, du kannst noch so viel Liebe geben und zeigen, da steht einfach etwas dazwischen auf das du keinen Enfluss mehr hast... und es als Co nicht in den Griff bekommen kannst. Eigentlich wäre es ganz einfach......... höre auf dein eigenes Gefühl........lass das los, was dir nicht gut tut und bekomm dein eigenes Leben wieder in den Griff.

    @ Rose, die Frage die ich mir gerade stelle, ob ich machosistisch veranlagt bin.......also im Übertragenen SInnne, weil es geht uns ja nicht gut damit........ wir üben uns in Hoffnung das unsere alkohol kranker Partner uns das gibt was wir brauchen und holen uns immer wieder eine Ohrfeige ab...... und tun alles, bis hin zur Selbtaufgabe, um diesen einen Job zu erfüllen, das unser Partner den wir uns selbst gewählt haben uns endlich die Aufmerksamkeit gibt die wir uns wünschen, die wir uns als KInd schon so oft gewünscht haben... weil das fängt ja alles an, das ist meine Erkenntinss

  • Danke Mg-Midget für diese glasklare Selbsterkenntnis. Ich teile diese Erfahrung

    die ich mir gerade stelle, ob ich machosistisch veranlagt bin

    bis hin zur Selbtaufgabe, um diesen einen Job zu erfüllen,

    unser Partner den wir uns selbst gewählt haben

    Was bei dir so schön ist zu lesen, dass du schaust, was deine Anteile sind. Denn am Ende ist es ja so: wenn man sich vom Alkoholiker trennt, aber bei sich nicht hinschaut...dann geht das Drama weiter. Mit dem nächsten Partner. Man kann nie, nie, NIE beim anderen die Veränderung herbeiführen, die man sich wünscht, wenn man nicht bei sich anfängt!

    Diese Erkenntnis war/ist für mich der Schlüssel in die Freiheit.

    Alles was man über das Leben lernen kann, ist in 3 Worte zu fassen: es geht weiter.

  • aber Wahnsinn, wie dieses teufelszeug einen Menschen komplett verändern kann. Immer wieder sage ich mir, er ist ein guter Mensch.

    Das kann ich bestätigen, seit ca einem Jahr fühlt es sich es sich so an, als wäre das nicht ich gewesen. Als wäre die Zeit als Alkoholiker einem anderen passiert. Ganz seltsames Gefühl an dem ich aktuell auch noch knabber.

    Zu dem "er ist ein guter Mensch":

    Das ist vielleicht auch so aber aktuell ist er Alkoholiker und tut dir weh.

    Und weder die Vergangenheit, noch das Potenzial, das du ihn im siehst gibt dir gerade was du für dich brauchst. Und halte dir eines immer vor Augen: was du forderst und dir von deiner Beziehung wünschst ist das ABSOLUTE MINIMUM!

    Lieber Hobbes, warum ist er denn eifersüchtig? Warum fragt er ständig, ob ich einen anderen habe, wenn ich mehrere Wege erledige, die länger dauern oder wenn ich mit Bekannten zum Essen gehe, mir einfach was gönne?

    Kann nur für mich sprechen: Weil mir unterbewusst klar war, dass sie etwas besseres verdient hat. Es gab ein paar Männer bei denen ich wahnsinnig eifersüchtig war, nicht weil die unbedingt ernsthaftes Interesse gehabt hätten, sondern meine Freundin bei Wertschätzung auf Augenhöhe wieder aufgeblüht ist. Eifersucht ist immer ein Problem des eigenen Egos und zeigt einem die eigenen Unzulänglichkeiten auf.

    Zweitens hat man ja neben dem Alkohol immer noch das Bedürfnis nach Nähe und Liebe. Das will man halten, ohne auf den Alk verzichten zu müssen...im Grunde die zweite Abhängigkeit.

    Die Gewaltandrohung geht gar nicht, klare Grenzüberschreitung. Aber ich bin noch nicht lange genug im Forum, als dass ich da Empfehlungen geben kann. Da gibt es sicherlich erfahrenere Mitglieder.

  • Ich danke euch immer und immer wieder für eure lieben und auch vorallem ehrlichen Worte.... ich lasse es immer ein paar Tage sacken. Auch finde ich ganz super, dass du, Hobbes, mir aus der anderen Sicht vieles klar werden lässt. Ganz ganz oft habe ich versucht, Verständnis aufzubringen. Ich danke dir sehr, Hobbes, und hoffe, ich kann von dir noch einges lesen.

    Ja, die Weihnachtszeit verlief relativ gut, dafür ging der Sturm (das Saufen, mit morgendlich beginnendem Konterbier) danach erst wieder richtig los .... so war der Jahreswechsel wieder im alten Trott. Ich hasse diese Alkoholfahne.... das ist alles leider so üblich, wenn der Herr mehrere Tage frei / Urlaub hat und wir zu Hause sind. Für mich sind solche Tage einfach nicht entspannend, nur ätzend.

    Ich hoffe, ihr seid alle gut ins neue Jahr gestartet. Ich hoffe, ich finde im neuen Jahr endlich den Mut und die Kräfte endlich irgendwas zu ändern.

    Rückblickend kann ich sagen, dass ich 2023 endlich realisiert habe, dass ich in einer co-Abhängigkeit stecke und dass ich dort nicht rauskomme und es sich generell nix ändern wird an der Gesamtsituation, wenn ich nicht endlich meine Sichtweise ändere und auch Taten folgen lasse. Ich habe mich Freunden gegenüber geöffnet, habe mit meiner Hausärztin über das Problem gesprochen, habe einen reha-antrag gestellt, gehe zur suchtberatung sowie beginne eine Therapie. Von alldem weiß leider mein Mann nichts.... wisst ihr, für mich ist das alles nach wie vor ein, nennen wir es "Vertrauensbruch" ihm gegenüber.... weil ich dies alles "hinter seinem Rücken" in Bewegung bringe, weil ich einfach nicht mit ihm darüber reden kann. Diese Blockade, diese unüberwindbare Mauer steckt immer noch in mir. Das gilt es für mich zu überwinden.... geht's noch jemandem ähnlich?

    Ich hoffe, ich texte euch nicht zu sehr mit meinen Problemen zu.... aber man sieht, eins führt durch diesen Sog zum anderen....

    Eine Frage hätte ich noch: Habt ihr manchmal auch schon gedacht, dass es besser wäre, dem saufenden Partner würde was zustoßen, also so dass er nicht überlebt? Also quasi als Wunsch? Ich schäme mich so für solche Gedanken....

  • Hallo Rosa,

    ich hatte so vergleichbare Gedanken, Gefühle noch nicht so lange her in einer anderen Situation, ich habe das auch aufgeschrieben. Es ist ein Gedanke, es sind Gefühle, keine Tat.

    Bei mir kam das aus einer gefühlten absoluten Ohnmachtssituation heraus. Die Situation türmte sich auf wie ein gigantischer Berg und ich ganz klein und ohnmächtig unten.

    Dann gaukeln einem solche Sehnsüchte die naheliegende Lösung des Problems vor - ganz ohne daß man selber was tun müsste.

    Aber genau da geht der Weg lang: Schauen was man selbst verändern kann. Kleine Schritte, Abstand verändern, sich informieren, sich vernetzen, Freundschaften auffrischen und pflegen, duschen, joggen gehen... Wichtig ist es aus der Ohnmachtssituation rauskommen. Und nicht den riesen Berg vor sich sehen, sondern die nächsten paar Schritte.

    Sei lieb zu dir, es gibt so Zeiten, dann gehts wieder.

    Lieber Gruß, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Liebe Rosa,

    noch ein frohes neues Jahr! Da hast du im letzten Jahr einen riesigen Meilenstein geschafft:

    Rückblickend kann ich sagen, dass ich 2023 endlich realisiert habe, dass ich in einer co-Abhängigkeit stecke und dass ich dort nicht rauskomme und es sich generell nix ändern wird an der Gesamtsituation, wenn ich nicht endlich meine Sichtweise ändere und auch Taten folgen lasse

    Ganz genau 😊 als ich angefangen habe bei mir hinzuschauen und mich zu bewegen, da hat die Veränderung begonnen. Es war nicht das, was ich wollte (das der Ex aufhört zu saufen und dann ist alles paletti) sondern viel besser! Ich habe gelernt loszulassen was mir nicht gut tut und habe zu mir selbst gefunden. Es ist ein Weg und mittlerweile bin ich genau auf dem, wo ich mich wohl fühle.

    Du hast als Mutter das gegeben, was du konntest. Dein bestes. Es gab Gründe dafür, dass du gehandelt hast, wie du gehandelt hast. Jetzt weißt du, wo du ansetzen kannst, um anders zu handeln. Mir hat es geholfen Unterstützung zu holen. Familienberatung etc. da kannst du dir Infos einholen, wie du am besten mit deiner Tochter umgehen kannst.

    Aber am wichtigsten ist: schau auf dich! Ich kenne die Gedanken, dass mit dem Tod alles leichter wird und alle erlöst sind. Das ist ein großes Alarmsignal. Nicht dafür, dass du ein schlechter Mensch bist, sondern als Ausdruck wie schlecht es dir geht. Wie groß die seelische Belastung ist. Es ist die Übersetzung in ein greifbares physisches Leiden.

    Es zeigt auch die "gefühlte" Handlungsunfähigkeit. Gefühlt deshalb, weil es in Wirklichkeit sehr viel gibt was du tun kannst. Aber genau da wird der Perspektivwechsel so wichtig. Wenn du es schaffst nicht in "alten Lösungsstrategien" zu denken (was häufig einfach nur Vermeidungsverhalten ist), dann wirst du plötzlich sehen, wie viel Handlungsoptionen es gibt.

    Für mich war das Forum hier ein wichtiger Baustein, Impulse von außen zu erhalten. Ich war in der Suchtberatung für Angehörige. Ich habe geschaut, dass denken und handeln Schritt für Schritt die Richtung geändert haben. Das kann man nämlich wirklich beeinflussen. Vieles andere nicht.

    LG,

    Kintsugi

    Alles was man über das Leben lernen kann, ist in 3 Worte zu fassen: es geht weiter.

  • Eine Frage hätte ich noch: Habt ihr manchmal auch schon gedacht, dass es besser wäre, dem saufenden Partner würde was zustoßen, also so dass er nicht überlebt? Also quasi als Wunsch? Ich schäme mich so für solche Gedanken....

    Hallo Rosa,

    solche Gedanken hatte ich auch. War es doch vermeintlich die Lösung des Problems. Keiner hätte erfahren das er Alkoholiker ist und die für mich scheinbar ausweglose Situation wäre behoben.

    Wie schon häufig beschrieben ist das in dem Moment einfach diese unglaubliche Hilflosigkeit und der Druck unter dem man steht. Man weiß ja grundsätzlich das es so nicht weitergehen kann weiß aber auch noch nicht wirklich wie man rauskommen soll.

    LG

  • Hallo Rosa,

    einmal hatte ich auch so einen Gedanken. Ich könnte trauern, offen weinen und müsste nicht verstecken wie traurig ich bin weil ich ihn verloren habe. Ich könnte über meine Trauer reden. Das war mein Gedanke dabei.
    Da wurde mir bewusst, hier läuft was gehörig schief. Es kann doch nicht sein dass mir sein Tod lieber wäre nur weil es für mich leichter wäre. Ich schämte mich für meine Gedanken. Aber es sind nur Gedanken aus der Verzweiflung heraus. Wir müssen ins handeln kommen anders funktioniert es nicht.

    Liebe Grüße Petra

  • Von alldem weiß leider mein Mann nichts.... wisst ihr, für mich ist das alles nach wie vor ein, nennen wir es "Vertrauensbruch" ihm gegenüber.... weil ich dies alles "hinter seinem Rücken" in Bewegung bringe, weil ich einfach nicht mit ihm darüber reden kann. Diese Blockade, diese unüberwindbare Mauer steckt immer noch in mir. Das gilt es für mich zu überwinden...

    Hi Rosa, ich finde du machst das genau richtig!!! stell dir vor du würdest ihm sagen, was du schon alles für dich tust, um dich aus deiner Co-Anhängingkeit zu befreien.

    Den Fehler habe ich nämlich gemacht!!! Das Resultat waren Beschimpfungen, Manipulationen, mich ins Lächerliche ziehen so ala dann geh mal zu deiner Gruppe und läster da mal schön über mich ab etc.

    Warum du das genau richtig machst? Weil dein Mann dann anfangen würde, deine Trigger Punkte zu aktivieren damit du dich schlecht damit fühlst das du dir Hilfe suchst....... er würde versuchen dir weiterhin einzureden das du nicht richtig bist und du damit die Familie zerstörst usw. deswegen brauchst du da überhaupt kein schlechtes Gewissen zu haben!

    Im Gegenteil du solltest morgens aufstehen, dir vor dem Spiegel selbst auf den Rücken klopfen und zu dir sagen, jawoll Rosa, du nimmst jetzt dein Leben in die Hand!

    Was da in dir spricht ist dein innerer Kritiker der da sagt: also Rosa. jetzt hast du das schon so lange mitgemacht, ich weiß gar nicht was du willst, Rosa du weißt doch er hat auch seine guten Seiten, wie kannst du nur so unanständig sein! usw. usw.

    Als nächstes denke einmal drüber nach wie oft dein Mann hinter deinem Rückes getrunken hat und dir Geschichten erzählt hat.............dann sagst du deinem inneren Kritiker der dir eigentlich nur Angst machen will, das er den Mund halten soll,mit seinem Geschwätz!


    Lg

    Mg

  • Warum du das genau richtig machst? Weil dein Mann dann anfangen würde, deine Trigger Punkte zu aktivieren damit du dich schlecht damit fühlst das du dir Hilfe suchst....... er würde versuchen dir weiterhin einzureden das du nicht richtig bist und du damit die Familie zerstörst usw. deswegen brauchst du da überhaupt kein schlechtes Gewissen zu haben!

    Hallo Rosa,

    dem kann ich nur zustimmen.

    Bei meiner ersten Trennung war ich unvorbereitet und habe es dann auch nicht durchgezogen. Als ich aber merkte das er so weitermacht wie vorher habe ich auch angefangen diverse Dinge zu regeln. Ich hatte mir ein Konto eingerichtet, habe die Unterlagen auseinandersortiert, war beim Anwalt usw. Auch alles ohne sein Wissen. Aber durch dieses Handeln erschienen mir die Hürden die vor mir liegen nicht mehr so hoch. Ich hatte einen gewissen Überblick und die Angst vor der Zukunft war nicht mehr ganz so gros.

    Du machst das genau richtig so.


    LG

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