Jump! aus dem Hamsterrad - Neustart?!?

  • Soo gut, so viel Feedback zu bekommen! Ich bin immer wieder neu gerührt, wenn andere, doch eigentlich fremde Menschen, sich so viel Zeit nehmen um mir zu schreiben.

    Liebe Liesel, ich freue mich mal wieder etwas von dir zu hören. Ich kann nur erahnen wie schlimm es sein muss, wenn durch Spielsucht dann auch noch dermaßen viele Schulden entstehen.

  • Danke, Jump! Ja, es ist noch on top zum Alkohol, leider. Er trinkt zwar im Moment nicht ( wie erwähnt wegen Führerschein ), insofern ist es etwas leichter für mich, weil er nicht ständig betrunken zu Hause hockt. Dennoch ist er wie ein Zombie- habe nachgedacht, was ich damit meine. Und ich meine, das er eigentlich null Interesse an mir, an unserer Tochter oder sonst was im Leben hat. Ich frage mich, ob das die Auswirkungen des Alkohols sind.
    Die Spielschulden sind soweit, dass er, wenn wir nicht in unserem Haus wohnen würde, sofort privat Insolvenz anmelden müsste.
    Und er hat eigentlich immer ganz ok verdient.

    So was ist so schlimm!

  • Heute bin ich besonders früh aufgestanden, weil ich einfach nicht mehr schlafen konnte. Als ich mich im Bett rumgewälzt habe, musste ich daran denken wie viele schlaflose Nächte ich schon hatte. Weil ich den Alkohol -Geruch nicht ertragen hatte, das Schnarchen, ich gedanklich in Endlos-Schleifen versunken bin. Gestern hatte ich einen extrem anstrengenden Tag auf der Arbeit. Als ich heim kam war mein Mann in der SH-Gruppe, eine meiner Katzen hat mich begrüßt und ich hab mich so sehr gefreut, dass er gleich nüchtern sein wird, wenn er heim kommt und ich ihm dann von meinem heftign Tag erzählen kann. Doch eigentlich was ganz Normales. Für mich nicht. Er hat zugehört, meinte "jetzt mach' ich uns erst Mal einen Tee" und es war wirkliche Nähe da. Ich glaube ich bin gar nicht so ein Bindungs-Freak sondern da ist einfach sehr viel verschüttet gegangen. Ich habe es verschütten lassen.

    Auf dem Heimweg hatte ich im Forum gelesen, dass RH sich verabschiedet hat. Mittags wollte ich eigentlich nochmal schreiben, hatte aber keine freie Sekunde und dann war der Faden schon zu. Ich fürchte mein Beitrag war der letzte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat. Ich hatte mich gestern schon den ganzen Tag gefragt weshalb ich das bei ihr geschrieben hatte. Nicht weil ich inhaltlich etwas falsch finde, gar nicht. Aber warum das für MICH wichtig war. Zuerst dachte ich: na toll, jetzt wolltest du dich auf ihre Kosten als die tolle Kinder-Versteherin profilieren. Aber das stimmt nicht. Das ist einfach ein sehr tiefes Anliegen von mir. Es ist eben nicht nur die rohe körperliche Gewalt oder das Rumschreien, Streiten, sondern auch wenn der Alkoholiker 'immer friedlich' ist und 'nur schläft' oder 'weniger trinkt' ist das für Kinder schädigend. Es ist für Betroffene oft nur weniger greifbar, was es alles andere als einfacher macht.

    Und dann bin ich drauf gekommen was mein Beitrag mit mir selbst zu tun hat. Ich hatte Sorge RH beschönigt ihre Situation - und DAS ist mein eigenes Thema. Diese Angst weg zu gucken. Meine eigenen Grenzen doch wieder auszuweiten. Wo setze ich denn den Punkt an dem ich gehe? Wäre es von jetzt auf gleich wieder so schlimm wie Anfang des Jahres, dann wäre es klar (oder auch nicht, denn diese "wenn's" sind ja sehr fraglich). Aber es geht soo langsam...er trinkt "nur" morgens und ist nüchtern, wenn ich da bin. Dann hat er vielleicht nach Wochen irgendwann 0,3 oder so - ach, ist ja so wenig, da darf man ja sogar noch Auto fahren. Dann 0,5.... Aber er geht ja in Reha, da kriegt er das wieder in den Griff . So geht es Stück für Stück. (Also ich hoffe nicht, aber das ist meine Befürchtung). Und hier im Forum würde ich es dann vielleicht klein reden. Weil ich den Rückhalt nicht verlieren will, aber auch genau wüsste, dass ihr mir das gnadenlos (und zu Recht) um die Ohren hauen würdet.

    Es gibt doch so ein Sprichwort: ich sehe den Splitter im Auge des anderen, aber nicht den Balken im eigenen. Oder so ähnlich. Das stimmt.

    Aber die Katze ist jetzt aus dem Sack! Die krieg ich da sowieso nicht mehr rein. Ich geh jetzt Schritt für Schritt.

    Jetzt kommen erst Mal zwei Wochen Urlaub. Das ist Natur, Atmen, Wandern, Lesen, Treiben lassen, Schlemmen. Alkohol hat im Urlaub seit Jahren keine Rolle gespielt. Essen gehen wir immer mittags, auch weil es uns nervt, wenn dauernd mit der Weinkarte gewedelt wird, aber vor allem weil wir früh auf stehen, nach dem Laufen hungrig sind und abends längst schlafen, wenn es im Süden los geht. Ich freu mich. Und hab Angst. Wer hoch fliegt kann tief fallen. 🤦🏼‍♀️ Jetzt reicht's aber echt mal mit meinen Sprichwörtern...

    Jump! 🌴

  • Hallo Jump,

    wer Gründe zum Gehen finden will, findet sie. Wir haben aktuell ca. 200 Beiträge pro Tag hier. Wer Wege finden will, findet auch Wege, denn wir haben aktuell ca. 200 Beiträge pro Tag. Merkst du was? Es liegt immer in einem selbst, was man draus macht.

    Lieber Gruß und gute Erholung beim Wanderurlaub.

    Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Liebe Liesel,

    wie ein Zombie

    Ja, genau dieses Wort "Zombie" hatte ich auch immer im Kopf!

    Für mich hieß das, dass er wie ferngesteuert war und grauenhaft verändert.

    Ja, ich glaube die Sucht macht das Desinteresse. Aber es nützt dir ja nichts das zu verstehen, du kannst dich nur versuchen davor zu schützen. Ich weiß grad nicht wie das in den Filmen ist, ob die da weg gerannt sind oder versucht haben einen Zombie zu retten? Ich bin so ein Schisser, ich kann gar keine Horror-Filme gucken, nicht mal solche harmlosen. 😅

    Bestimmt hast du dich schon bei der Schuldnerberatung informiert. Wirklich schlimm!

    Ich glaube bei mir wird es ein spontaner Sprung, ungeplant. Ich vertraue darauf, dass ich merke wenn es soweit ist. Eben hab ich Sport gemacht und als ich meine üblichen Übungen durchgezoen habe, da ist auf einmal so eine lustvolle Spontanität hoch gekommen und ich hab pötzlich ganz neue Bewegungen gemacht, mit den Hüften gewackelt, einfach den Körper machen lassen ... Also ich bin noch weit davon entfernt durchs Zimmer zu tanzen, aber es hat sich gut angefühlt. Ob das schon ein bisschen als "Tat" zählt 😜.

    Dran bleiben ist mein Motto.

    Alles Liebe,

    Jump! 🏵️

  • Hallo Ihr lieben wilden BefreiungskämpferInnen*,

    ich war ja im Urlaub...ab und zu habe ich aber auch mal ins Forum rein geschaut und ich staune immer wieder welche Entwicklung hier viele machen!

    Urlaub war sehr sehr schön. "Wanderurlaub" wäre jetzt zu sportlich bezeichnet, aber immerhin haben wir einen (kleinen) Berg bestiegen und zwei Küstenwanderungen gemacht. Wir reisen immer von Ort zu Ort... Alkohol war völlig unwichtig. Ich hatte etwas Sorge, weil in den Unterkünften ja oft ein "Begrüßungswein" steht - war aber nur einmal so. Früher hätte ich das direkt weg geschüttet, einfach weil ich mir keinen Kopf drum machen wollte (auch weil ich sonst nachdenke ob ich das selbst trinken will). Diesmal war es einfach unwichtig und ich hab nach kurzem völlig vergessen, dass diese Flasche im Kühlschrank steht.

    Beim Essen-gehen waren viele Gerichte mit Wein in der Sauce. Da habe ich erst überlegt, ob ich mir das dann ebenfalls nicht bestelle...aber dann dachte ich, dann kann er halt nicht probieren bei mir. Er findet das Quatsch - der Alkohol würde beim Kochen sowieso verdunsten... Das sind dann die Momente in denen ich Zweifel habe, ob er es schafft mit der Abstinenz. Er sagt: "ich weiß doch, dass ich nichts trinken darf". Ich: "Aha, du sagst 'darfst' und nicht 'will' - das spricht Bände". Er findet das ist Wortklauberei. Überhaupt meint er ich würde ihn mit meiner Besserwisserei nur klein machen und er würde das alles nur noch mit seine SH-Gruppe besprechen. Okay. Hat er recht. Ich muss das lassen. Ich kann nichts machen...

    Aber was ich machen kann ist, dass ich jetzt einen Urlaub nur für mich alleine gebucht habe. Während er in der Reha ist wären wir eigentlich durch den Kaukasus gefahren. Ich habe überlegt das alleine zu machen, aber mit Allrad alleine durch die Berge ist mir dann doch too much. Jetzt habe ich einen spannenden Städteurlaub gebucht...und knüpfe damit an Früher an, als ich viel alleine gereist bin. Freu' mich drauf!

    *Ich fühle mich zur Zeit irgendwie so frei. Ich dachte schon, vielleicht muss ich ja gar nicht "springen", sondern gerade wachsen mir Flügel!

    Vielleicht mache ich mir aber auch nur was vor, jetzt wo mein Mann weiterhin nüchtern ist und ich wieder Hoffnung habe. Da ist es leicht sich wieder stark zu fühlen. Aber ich bereite mich auf alles vor. Auch finanziell schaue ich, dass ich liquide bin. Mein Mann meint ich bräuchte mir keine großen Gedanken zu machen wo ich dann wohne, denn wenn ich ausziehe, dann hätte er sich sowieso innerhalb eines halben Jahres tot gesoffen und ich hätte das Haus für mich (er wäre aber auch bereit auszuziehen). Er sagt das gar nicht als Drohung oder manipulativ, sondern ernst und sachlich. Für ihn war der Anfall ein "Nahtot-Erlebnis" und er weiß er ist komplett am Ar..., wenn er rückfällig wird.

    Im Moment erlaube ich mir jedefalls die Gegenwart zu genießen. Ich fahre auf Sicht.

    Jump! 🏵️

  • Mein Mann meint ich bräuchte mir keine großen Gedanken zu machen wo ich dann wohne, denn wenn ich ausziehe, dann hätte er sich sowieso innerhalb eines halben Jahres tot gesoffen und ich hätte das Haus für mich

    Das ist eine heftige Ansage: "Verlässt Du mich, dann saufe ich mich halt tot."

    Damit will er Dir schon vorab Schuldgefühle einreden und Dich an sich binden.

    Aber Du bist für seine Abstinenz nicht zuständig. Das ist er ganz allein!

    Lass Dich damit nicht unter Druck setzen, Jump!

    LG Elly

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    Mancher wird erst mutig, wenn er keinen anderen Ausweg mehr sieht.

    - Trocken seit 06.01.2013 -

  • Das sind dann die Momente in denen ich Zweifel habe, ob er es schafft mit der Abstinenz.

    Die Zweifel finde ich berechtigt, denn konsequent alkoholfrei ist anders...

    Bei ihm kannst du nichts drehen, aber bei dir selber immer mal schauen, wie konsequent du selber unterwegs bist. Du kümmerst dich um deine Finanzen, das finde ich super sinnvoll.

    Viele liebe Grüße, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Damit will er Dir schon vorab Schuldgefühle einreden und Dich an sich binden.

    Nee, das glaube ich nicht, so ist er nicht. Er sieht das wirklich so. Da spricht seine echte Resignation. Er versucht nicht mich zu binden. Das bin ich selbst, die sich nicht lösen kann oder will. Aber ja, heftig ist das! Und ich muss damit ja innerlich irgendwie umgehen.

  • Hallo Jump ( warum muss ich immer an Van Halen denken, irgendwo muss ich noch die Platte...:mrgreen:...)

    denn wenn ich ausziehe, dann hätte er sich sowieso innerhalb eines halben Jahres tot gesoffen und ich hätte das Haus für mich (er wäre aber auch bereit auszuziehen). Er sagt das gar nicht als Drohung oder manipulativ, sondern ernst und sachlich.

    Bei solchen Aussagen würde jeder Therapeut die Hände über dem Kopf zusammenschlagen.

    Bedeutet:

    -Der Alkohol ist immernoch Lösung Nr. 1 wenn was schiefläuft.

    -Dein Verhalten Ihm gegenüber steht zwischen Ihm und dem Alkohol.

    Das ist weit weg von " ich will und werde nicht trinken" . Und natürlich manipulieren solche Aussagen und hinterlassen Spuren. Gewollt oder ungewollt. Was solltest Du denn mit so einer Info anfangen , steckt da überhaupt eine Info drinn?

    Wenn er wüsste wovon er da spricht, dann käme das sowiso nicht mehr über seine Lippen. Sich totsaufen ist nicht so einfach wie es klingt. Qualvoll, extrem schmerzhaft und nicht absehbar. Das kann er nicht wollen und den Versuch würde er bald wieder abbrechen wenn er dann noch kann.

    Aber wenn ich da an die Schlafsackaktion denke von der Du geschrieben hast, scheint er ja zu Extremdarstellungen zu neigen.

    Einen Partner schonmal auf das eigene Abbleben vorbereiten wenn er nicht spurt, ist in meinen Augen keine besonders kluge Idee. Bist Du sein Sinn des (Über) Lebens? Dir könnte ja auch mal etwas passieren... was dann?

    Frag Ihn doch mal ganz direkt was passieren würde, wenn Du Dich entschliesst Deine Klebestreifen von den Schuhen zu nehmen? Geht er dann in den Laden um sich hochprozentiges zu besorgen um mit der Selbstauflösung zu beginnen?

    Den Entschluss sich umzubringen könnte man ja auch schneller und effektiver umsetzen als langwierig mit Alkohol. Grundvoraussetzung für diesen Blödsinn ist nämlich, das Du dabei zuschaust, mitleidest und dann Erbarmen zeigst. Und das ist nicht manipulativ?

    Du warst ja schonmal Zeuge eines "schlimmen Zustandes" ( Krampfanfall ), hast die Bilder vor Augen und mitgelitten. Dieser " Schockzustand" hat ja nicht gereicht wenn ich das richtig gelesen habe? Und das sollst Du Dir doch gefälligst noch ein paarmal anschauen ?

    Er sollte nach den ganzen Reha`s irgendwie schlauer sein und andere Lösungsstrategien haben. Für sich. Nur für sich.

    Es wäre vermutlich besser für Ihn wenn er die kommende Reha ohne Partner angeht. Dann kann er entscheiden ob er eine Umorientierung für Sich ohne Alkohol schafft und will.

    Ich habe nichts davon wenn Du aus Eurem Leben in Dein Leben jumpst. Daher auch kein Ratschlag von mir. Du triffst ja die Entscheidungen und entwickelst Dich weiter wie man hier gut lesen kann.

    Es sind einfach nur Denkanstösse von jemandem, welcher diese Äusserungen und Aktionen bin zum erbrechen kennt und deshalb scharf verurteilt.

    lG WW ( der jetzt die Platte suchen geht...:wink: )

    m. , Bj. 67 :wink: , abstinent seit 2005

    Wir gehen unseren Weg, weil wir nur den Einen haben. Hätten wir mehrere zur Auswahl, wären wir total zerrissen und unglücklich. Einzig die Gestaltung unterliegt uns in gewissen natürlichen Grenzen.

  • Hallo Whitewolf,

    DANKE für deine klare und konfrontative Ansage!! Und deine Mühe meine Puzzel zusammen zu setzen!

    Ich will darauf eingehen...

    Was solltest Du denn mit so einer Info anfangen , steckt da überhaupt eine Info drinn?

    Ja, da steckte eine Info drin. Der Kontext war der, dass ich ihm gesagt hatte, dass ich überlege eine Wohnung zu kaufen und wir über das Finanzielle und Praktische geredet haben...und da meinte er der Aufwand würde sich nicht lohnen, es wäre besser was zu mieten, weil ich dann bald das Haus für mich hätte... Ich weiß, dass es sich für Außenstehende sehr schräg anhört. Er ist aber da tatsächlich sachlich und kein manipulativer Typ - das bin eher ich 🙈. Er ist mehr so ein bisschen autistoid, also ihm ist tatsächlich nicht klar was er bei anderen auslöst.

    Wenn er wüsste wovon er da spricht, dann käme das sowiso nicht mehr über seine Lippen.

    Leider weiß er sehr genau von was er spricht, denn er ist nicht nur Betroffener, sondern auch EKA und Angehöriger.

    zu Extremdarstellungen zu neigen.

    Nein, im Gegenteil, er ist ein: sehr "nüchterner Typ" wollte ich jetzt grad schreiben 🤦🏼‍♀️. Also ein ruhiger, zurückhaltender Mensch. Ich fürchte ich fasse seine schlimmsten Momente aus 20 Jahren hier zusammen und dann wirkt das so extrem.

    Frag Ihn doch mal ganz direkt was passieren würde, wenn Du Dich entschliesst Deine Klebestreifen von den Schuhen zu nehmen?

    Klar habe ich ihn das schon gefragt. Er sagt dann er "hofft", dass er trocken bleiben würde, aber er weiß es nicht. Diese "was wäre wenn - Fragen" hasst er und damit kann er auch nichts anfangen (eben "autistoid").

    Dieser " Schockzustand" hat ja nicht gereicht wenn ich das richtig gelesen habe?

    Doch! Für mich hat das eine sehr große Wende eingeleitet! Und für ihn auch!

    Dieser "Schockzustand" kam ja übrigens auch nicht von selbst. Ich hatte ja schon seit Monaten im Forum still mitgelesen und daher aufgehört mich als "Trockner" zur Verfügung zu stellen. Sonst hat er am Wochenende aufgehört/ist in Entzug gegangen und war dann montags wieder "fit" um weiter zu machen. Ich bin aber dann am Wochenende weg gegangen...und so ist er nicht mehr raus gekommen - das war der Unterschied zu vorher. Hilfe durch Nicht-Hilfe. Denn so schlimm der Anfall war, es hat alles verändert.

    Es wäre vermutlich besser für Ihn wenn er die kommende Reha ohne Partner angeht.

    DAS ist etwas worüber ich mir schon die ganze Zeit Gedanken mache!!! Auch Hobbes hatte ja schon geschrieben, dass er denkt, dass ein Alkoholiker seine Sucht nur alleine angehen kann. Aber das wäre SEIN Ding das für sich zu entscheiden, oder? Wäre doch auch wieder co, wenn ich ihn verlasse, damit er bessere Chancen hat es wirklich dauerhaft und ernsthaft zu schaffen?

    Hört sich jetzt wahrscheinlich alles sehr nach Entschuldigen und Herausreden an - ich kann aber versichern, dass ich mir jeden einzelnen Punkt sehr zu Herzen nehme!

    Danke!

    Jump! 🏵️

  • Ja. Du empfindest halt viel für ihn.

    Das trifft es wohl.

    Bei allem darf man nicht vergessen, dass auch in Alkoholiker-Co-Beziehungen noch ganz viel Liebe drin stecken kann. Nicht alles ist Co-Verhalten. Ja, das ist schwer zu trennen, aber dennoch - Partner:in kamen irgendwann mal in Liebe zusammen (hoffentlich) und Liebe ist ein starker Klebstoff - die Verbindung hält viel aus, bis sie endgültig reißt. Wie ein Tesa-Streifen - der klebt ja auch noch ein bisschen, nachdem man ihn irgendwo abgezogen hat. Aber mit jedem Mal wird die Haltekraft geringer. So ist es zumindest mal bei mir und nur davon kann ich schreiben. Es ist meine ganz eigene Erfahrung.

    LG wardasalles

  • Hallo Jump,

    Er ist mehr so ein bisschen autistoid

    Wenn da was drann ist, wäre es um so wichtiger das ohne Alkohol anzugehen. Wenn überhaupt behandlungsbedürftig. Das würde auf einige Darstellungen natürlich ein anderes Licht werfen und da soetwas nicht von heute auf morgen kommt, hast Du Ihn ja auch so kennen-und lieben gelernt. 20 Jahre sind ja irgendwie schon eine Hausnummer.

    und kein manipulativer Typ - das bin eher ich 🙈

    Das war nach der Autistoid-Erklärung das erste woran ich gedacht habe, ohne das jetzt genauer zu thematisieren.

    Aber Du bist ja hier um für Dich zu schauen was geht, möglich ist und evtl. sinnvoll.

    Wir hier versuchen immer den Fokus auf dem Mitglied hier zu halten, Ferndiagnosen von ggf. vorhandenen Persönlichkeitsstörungen sind uns unmöglich , von daher verteilen wir hier nur die einfache Kost der persönliche Erfahrungen und sehen immer wiederkehrende Mechanismen. Und um damit etwas anzufangen, sind wir auf evtl. lückenhafte Darstellungen und Beobachtungen angewiesen. Fehler also jederzeit möglich.

    Aber das wäre SEIN Ding das für sich zu entscheiden, oder? Wäre doch auch wieder co, wenn ich ihn verlasse, damit er bessere Chancen hat es wirklich dauerhaft und ernsthaft zu schaffen?

    Das dürfte hier einigen Co`s ein dezentes schmunzeln oder verschreckte Augen :shock: bescheren. Da muss ich jetzt nochmal drüber nachdenken, hab ich so noch nicht gelesen.

    Hört sich jetzt wahrscheinlich alles sehr nach Entschuldigen und Herausreden an

    Nein, tut es für mich nicht. Wofür solltest Du Dich entschuldigen? Du bist hier nicht in einer Angeklagten-Defensivsituation. Du hast klar Deine Sichtweise formuliert und Empfindungen dazu. Ob das Ausreden und Entschuldigungen sind, das weisst ja nur Du selber für Dich. Du kennst Dich hald selbst am Besten und weisst was gut für Dich ist.

    Ich habe den Eindruck das Du das alles durchdenkst und für Dich eine oder zehn gute Lösung(en) findest.

    Mir kommt es so vor ,das Du hier etwas in das sortieren gekommen bist.

    Allerdings ist der Alkohol auch ein zäher und sehr dauerhafter Gegner , welcher von Dir garnicht bekämpft und von Ihm nur dauerhaft gestoppt werden kann. Er bleibt Thema.

    Um eine dauerhafte Abstinenz zu erreichen muss er sich persönlich stark verändern. Willst Du Ihn dann überhaupt noch als Partner wenn das geschehen sollte?

    Gestärkt in der Persönlichkeit, egoistisch zum Selbstschutz, klare Grenzen und eigene Ziele um die Trockenheit nicht zu gefährden? Die Möglichkeiten zum manipulieren würden ins bodenlose sinken... ich weiss wovon ich da schreibe. Ich sehe es an mir und das kann ganz schön anstrengend sein für einen Partner.

    Deshalb hab ich mich hier angemeldet. Ich bin Mitte 50 und ich will keine Zeit mehr verplempern.

    Harter Ausdruck, klingt so ünnütz...

    Ich persönlich finde ja , das eine Neuorientierung, Selbstwahrnehmung und ein Lernzyklus nicht zwingend verplemperte Zeit sind. Hamsterrad und täglich grüsst das Murmeltier zementieren die Wahrnehmungen und können dann als Entscheidungshilfe fungieren . Fehlende Reset-Taste, kaputter Akku und sekundärer Krankheitsgewinn, durchwachte Nächte, Alkoholgeruch, Angst vor Rückfällen nach kurzer Trinkpause ? Da hast Du doch schon einiges zusammengetragen was Dir auch für die wie auch immer gestaltete Zukunft einiges bringt.

    Erfahrungsgemäss ist ja der erste entscheidende Schritt am schwierigsten ( z.B. tatsächlich einen Mietvertrag unterschreiben oder gar eine Wohnung kaufen ). Danach ist es ja oft so, das es sich zum Selbstläufer entwickelt und das eigentliche "ob" oder " warum" nicht mehr so in Frage gestellt wird. Alles spielt sich auf die neue Situation ein und ein wirkliches "Zurück" gibt es nicht mehr.

    Alle Folgen , auch im zwischenmenschlichen Bereich, lassen sich leider nicht konkret voraussehen, nur erahnen, erhoffen und/oder befürchten.

    Du hast ja für Dich schon eine ( Los )Lösungsstrategie entwickelt. Auf den ersten Blick sieht sowas immer sehr egoistisch aus ( Ist es natürlich auch, aber es gibt ja "gesunden Egoismus" ). Allerdings bedeutet eine radikale Veränderung ja auch für beide Seiten eine bis dato versperrte Möglichkeit der ( positiven)Veränderung.

    Irgendwann macht es irgendwo "klick" und dann weisst Du was richtig ist. Zumindest läufst Du nicht vor der Thematik davon, stellst Dich hier den eigenen Denkprozessen, bist zum Austausch mit Leidensgenossen bereit und arbeitest daran. Dann wird sich der Rest auch bald finden.

    lG WW

    m. , Bj. 67 :wink: , abstinent seit 2005

    Wir gehen unseren Weg, weil wir nur den Einen haben. Hätten wir mehrere zur Auswahl, wären wir total zerrissen und unglücklich. Einzig die Gestaltung unterliegt uns in gewissen natürlichen Grenzen.

  • Danke Whitewolf!

    Mit "autistoid" meinte ich keine Persönlichkeitsstörung, wie z.B. schizoid oder so. Sondern er hat einfach ein bisschen was autistisches und das meine ich gar nicht pathologisierend, sondern ganz liebevoll beschreibend. So etwas wie Kalkül, doppelte Botschaft, Manipulation, über-Bande-spielen etc. ist ihm fremd. Er meint was er sagt und spricht ohne zu überlegen was das auslöst. Das mag ich. Das hat mich damals geflashed, das kannte ich so nicht. Auch wenn es mich manchmal auch ärgert, wenn ich z.B. vom Friseur komme und er ruft: ach du je, wie siehst du denn aus? 😂 Er meint das dann nicht böse, er zeigt nur seine Überraschung.

    Wenn er sagt "ich HOFFE ich bleibe abstinent", dann will er sich damit keine Hintertür offen lassen, sondern er würde sich fühlen wie ein Scharlatan, wenn er sagen würde: Ja, ich bleibe jetzt abstinent. Er will ehrlich sein mir gegenüber und keine Sicherheit geben, die es nicht gibt, auch wenn er sich das selbst wünscht.

    Nein, behandlungsbedürftig ist das sicherlich nicht. Ich finde das liebenswert-anders. Hat auch nichts mit der Sucht zu tun.

    Ja, der Punkt für mich ist, wie ich mit einem starken, Nein-sagendem Gegenüber klar komme. Oh je, das hört sich jetzt echt gestört an und soo schlimm bin ich nicht. Aber ich hab gerne die Fäden in der Hand. Ja, ich hab es auch manchmal ausgenutzt, wenn er betrunken war, dann hat er zu allem ja gesagt.

    In einem anderen Faden hat mal jemand geschrieben, es gäbe zwei Sorten von Co-Sein: entweder Helfersydrom oder machtbesessener Manipulator (ich sag's jetzt mal überspitzt). Ich fürchte ich bin eher zweites 😬. Also jetzt nicht so heftig wie es sich anhört und ich denke das schwankt auch hin und her und ist nicht wirklich so getrennt...aber in die Richtung. Oh je, ich mach' mich jetzt wahrscheinlich grad zum größten Unsympath.

    (Ich drücke mich oft etwas krass aus, weil ich damit die Dinge klarer auf den Punkt bringen will.)

    Alles Liebe von

    Jump! die aber auch sehr liebe Seiten hat :oops:

  • Hey Jump,

    In einem anderen Faden hat mal jemand geschrieben, es gäbe zwei Sorten von Co-Sein: entweder Helfersydrom oder machtbesessener Manipulator (ich sag's jetzt mal überspitzt).

    Meine eigene Erfahrung ist, dass ich beide Seiten in mir hatte.

    Also zum einen habe ich geholfen, gesorgt und mich bemüht immer da zu sein. Zum anderen fand ich es gut, dass ich die Fäden in der Hand hatte und schalten und walten konnte, wie ich es wollte. ( Auch wenn ich mich gerne beklagt habe, wie alleine ich doch bin mit allem)... Ich hab mich beklagt aber gleichzeitig alles an mich gerissen.

    Ich war also eine helfende, mächtige Manipulatorin. Multitasking eben.

    Ich hab das nicht aus Berechnung gemacht, dass es so war habe ich erst später in der Aufarbeitung gesehen. Ich habe aus diesem Verhalten meinen Wert erhalten, Anerkennung und Daseinsberechtigung. Ich habe mich wichtig und gebraucht gefühlt.

    Dass das kein gesundes Verhalten für mich war, das wusste ich nicht wirklich. Ich habe so gelebt, wie ich geprägt worden war. Durch Familie, gesellschaftliche Einflüsse, das damalige Bild der Frau.

    Also eine Unsymphatin bist du für mich nicht, dann müsste ich auch eine sein. Nönö, wir sind cool weil wir erkennen und verändern.

    Liebe Grüße Aurora

    Willst du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten.


    chinesische Weisheit

  • Ja, der Punkt für mich ist, wie ich mit einem starken, Nein-sagendem Gegenüber klar komme.

    Wenn Du in seiner Reha die Fäden komplett aus der Hand gibst, könnte genau das dabei herauskommen.

    Das würde ein anderes Licht auf

    Wäre doch auch wieder co, wenn ich ihn verlasse, damit er bessere Chancen hat es wirklich dauerhaft und ernsthaft zu schaffen?

    werfen. Kontrollverlust?

    Er versucht nicht mich zu binden. Das bin ich selbst, die sich nicht lösen kann oder will.

    Er leidet unter einer Erkrankung welche das Wesen verändert und vom Partner nicht kontrolliert werden kann. Da rennst Du mit normaler Kommunikation gegen eine Wand. Nicht planbar, nicht einzuschätzen. Verlauf in einer Spirale nach unten.

    Das einzige was wir Dir mit Sicherheit schreiben können ist, das diese Krankheit unbehandelt immer schlimmer wird. Gegen jede Vernunft.

    lG WW

    m. , Bj. 67 :wink: , abstinent seit 2005

    Wir gehen unseren Weg, weil wir nur den Einen haben. Hätten wir mehrere zur Auswahl, wären wir total zerrissen und unglücklich. Einzig die Gestaltung unterliegt uns in gewissen natürlichen Grenzen.

  • Wenn Du in seiner Reha die Fäden komplett aus der Hand gibst, könnte genau das dabei herauskommen.

    Das verstehe ich nicht ganz? Natürlich gebe ich in der Reha die Fäden komplett aus der Hand. Ich hatte es nur so verstanden, dass mir geraten wird ihn am besten zu verlassen, weil er nur als Single die Chance hat wirklich an sich und seiner Sucht zu arbeiten. Und das würde ja heißen ich verlasse ihn nicht weil ICH es selbst will, sondern quasi ihm zuliebe. Das meinte ich mit co.

    Aber nee, ich habe die Zeiten in denen er in der Reha war immer genossen. Ich wusste er macht Seins und ich mach Meins. Bin gerne alleine für mich. Sehr gerne. Aber ich habe mich auch immer sehr gefreut, wenn er wieder da war. In der ersten Reha hatte ich ihn noch öfter am Wochenende besucht, aber dann gar nicht mehr.

    Ja, diese verdammte Sucht ist nicht planbar. Nicht kontrollierbar. Das macht mich wahnsinnig. Deshalb bin ich super entspannt, wenn er in der Reha ist und dort "unter Kontrolle". Das ist total co! Das weiß ich. Ich muss da an Nova denken, die geschrieben hat, sie fährt noch eine Runde mit im Karussell und "lässt sich aber den Wind um die Nase wehen" egal wie es ausgeht. Davon bin ich noch weit entfernt 😔.

    Ja, und heute kriecht sie wieder hoch, die alte Angst - Urlaub rum, keine Kontrolle mehr... ich muss los lassen. Ich kann nichts machen. Ich soll nichts machen. Ich soll nichts machen wollen...puh!

    Ja, unbehandelt geht die Spirale abwärts. Aber er "lässt" sich ja immer wieder behandeln. Und es war nie mehr so schlimm wie ganz früher. Aber schlimm genug. Drei Rehas hört sich so frustrierend an - aber es bedeutet auch, dass er sich immer wieder Hilfe gesucht hat und die Abwärtsspirale gebremst hat. Und ja auch immer wieder trocken war. Oder Trinkpause? 1-2 Jahre gilt als trocken?

    Was mache ich für mich? Taten! Ich knüpfe an Früher an, krame meine Ressourcen raus, versuche mich mental vorzubereiten auf etwas, was ich wahrscheinlich nicht vorbereiten kann, solange ich alles von dieser unplanbaren Krankheit abhängig mache. Das sind keine Taten, das ist Kopfkino. Plan B habe ich schon lange geistig vor mir.

    Ich fahre diese Runde mit im Karussell, ja! Weil ich zu viel Schönes zu verlieren habe. Aber sobald es los geht mit Achterbahn will ich aussteigen. Will!

    Jump! 🏵️

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