Norma - Suche Austausch zu anderen Co-Abhängigen

  • Ich habe nie irgendjemand verantwortlich gemacht, dass ich saufen musste.
    Und ich muss auch nix aus meiner Kindheit aufarbeiten, weil die nämlich traumhaft schön und behütet und frei von Ängsten und Sorgen war.

    Täter-Opfer-Umkehr

    Ich habe gerade meine Schwierigkeiten mit ‚Täter‘ und ‚Opfer‘.
    Kannst du da bitte erklären, wie du das meinst?

    Viele Grüße

    Stern

    ⭐️

    Wenn du heute aufgibst, wirst du nie wissen, ob du es morgen geschafft hättest.

  • Hallo Stern.

    Ich habe meine Situation geschildert - und in meiner Situation wurde ich als Täter hingestellt (weil ich depressiv bin) und mein Partner war das Opfer das darunter leidet und deswegen trinken muss. Der Grund fürs Trinken wird im Außen gesucht statt in sich selbst - in dem Fall in der Sucht und warum es zur Sucht überhaupt kam.

  • Guten Morgen Norma,

    In meinem Fall liegen noch ganz viele andere psychische Störungen vor die den Ursprung in der Kindheit haben und mich immer wieder im Leben einholen, Depressionen auslösen und mich komplett niederreißen - deswegen sollte ich das wohl tatsächlich mal aufarbeiten um mir ein gutes Leben für die Zukunft zu erarbeiten.

    Das ist eine andere Sache. Wenn es Dinge sind, weshalb es Dir heute noch schlecht geht, weil Du aus irgendwelchen Mustern nicht allein heraus kommst, dann ist das sicherlich hilfreich.

    Ich habe mich die letzten Tage intensiv auch mal mit der anderen Seite beschäftigt - also was in einem Suchtgehirn abläuft und warum sich Alkoholiker die schon so weit drin stecken dass sie es nicht mehr aus eigenem Willen schaffen auszusteigen dann so "daneben" benehmen (Täter-Opfer-Umkehr). Für mich ist das nun alles höchst tragisch wenn ich mich versuche da einzufühlen, wie sehr sie auch unter ihrem eigenen Verhalten leiden - immer wieder Begründungen zu finden warum konsumiert werden muss und im Ausmaß dann sogar die liebsten Menschen aus dem Umfeld verletzen muss, Streit provozieren muss, um für sich selbst einen eingeredeten Grund zu finden weiter trinken zu müssen ("wegen Dir, weil Du krank bist, weil Du mich verletzt, weil Du mich nicht verstehst, weil Du, weil Du, weil Du...) Weil man eben in der Außenwelt - Job oder was auch immer - keine nachvollziehbaren Begründungen mehr logisch argumentieren kann, weil da die Fassade schon gefallen ist, und dann bleibt eben nur noch der engste Kreis um sie herum übrig auf die man die "Schuld" übertragen kann... Das tut mir verdammt weh wie verzweifelt man sein muss... Ich sehe das nun alles ganz anders und er tut mir gerade ganz sehr leid.

    DAS ist für mich allerdings nicht hilfreich ;)

    Denn wie Du weiter oben es schon mit der Co-Abhängigkeit gemacht hast, machst Du es jetzt auch mit der Alkoholsucht:

    Du verallgemeinerst (durch das Einholen dieser Informationen).

    Es wird Dir absolut nichts bringen, zu wissen, ob es im Fall Deines Partners so ist oder nicht. Denn glaube mir bitte eines: Ich kenne einige Alkoholiker, die gern saufen. Die kein Geheimnis draus machen und einfach sagen "Ja, ich trinke viel zu viel und es gehört zu meinem Leben, aber ich will es nicht ändern". Bei ihrer Partnerin reden sie ganz anders, weil diese sonst schon längst abgedampft wäre.

    Natürlich ist es zum Teil so, wie Du herausgefunden hast. Sich immer neue Gründe einfallen lassen, weshalb gesoffen werden muss/kann/darf. Schlechtes Wetter, gutes Wetter, Steuernachzahlung, Schicksalsschlag, Trauer, Wut, schlecht schlafen können, Belohnung, Partnerin ist so böse usw.

    Aber wer sagt denn, dass das Suchen dieser Gründe den Alkoholiker wirklich ins Geheim traurig machen? Also ich habe viele Jahre diese Gründe gehabt und fühlte mich damit keineswegs mies, weil ich mir die Gründe ja selbst eingeredet habe und sie auch glaubte. Wer damit ein Problem hatte, war mir halt zu spießig. Es dauerte sehr, sehr lange, bis ich immer weiter auf meinen Tiefpunkt zusteuerte und erkannte, dass ich mir selbst etwas vormache und dass genau DAS die Alkoholsucht macht.

    Nun wird beim Lesen des obigen Satzes vielleicht als Co-Abhängige Dein Gehirn einen Freudensprung gemacht haben, weil Du denst "Oh, also warte ich einfach, bis mein Partner seinen Tiefpunkt erreicht, dann steigt er aus". Da muss ich Dich leider enttäuschen, so hart das auch ist, aber es gibt soooo unendlich viele Alkoholiker, die ihren Tiefpunkt niemals erreichen und auch niemals aufhören, zu trinken. Egal, ob sie bereits wissen, dass sie Alkoholikerin sind und egal ob sie darunter leiden oder nicht.

    Und was ich noch glaube: Diese Berichte, die stammen doch alle offenbar von Alkoholikerin, die irgendwann mal aufgehört haben, zu trinken und sich dann auch so fühlten. Aber was ist mit denen, die an ihrem Leben gar nichts ändern wollen? Die würden das so doch gar nicht begründen, weil es ihnen vielleicht gar nicht so schlecht damit geht. Wir hier im Forum (ich sage bewusst wir, weil ich das jetzt bewusst verallgemeinere), wir hatten offenbar eine Sorge damit zu trinken, sonst hätten wir ja nicht aufgehört und würden uns hier als trockene Alkoholiker austauschen.

    Aber was ist mit denen, die jeden 3. Tag Party machen bis zum Umfallen, unter Gleichgesinnten sind und ihren "Spaß" im Leben haben und gar nichts daran ändern wollen? Die werden das so ja nicht angeben, wie in dem Bericht, den Du gefunden hast. Weil sie gar nicht damit beschäftigt sind, Menschen über ihr Inneres aufzuklären, weil sie ja mittendrin stecken in der Sucht.

    Ich kann daher einfach nur raten, sich gar nicht so viel mit der Allgemeinheit zu befassen, sondern einfach mit seiner eigenen Situation. Und damit meine ich die Situation als Co-Abhängige, nicht die Situation des alkoholkranken Partners. Denn egal, ob dieser nun leidet oder nicht, er kann es ändern! Er hat seine Situation in der Hand. Du hast Deine eigene Situation in der Hand.

    Liebe Grüße

    Cadda

  • Hallo Cadda, da gebe ich Dir recht. Was wäre wenn und wieso und weshalb bringt mich nicht weiter. Ich suche wahrscheinlich nach Erklärungen, die mir meine Wunschvorstellungen bestätigen um weiter hoffen zu können. Ich merke ja selbst, dass ich in mir total zerrissen bin. Der Verstand sagt ganz klar - raus hier und nach vorn blicken. Mein Herz rückt sich aber immer wieder in den Vordergrund und versucht den Verstand zu überzeugen... Es ist nicht so einfach - ich stehe gerade irgendwie im Kampf mit mir selbst. Werde auf jeden Fall - neben hier - in eine Selbsthilfegruppe für Co-Abhängige gehen. Ich muss aufarbeiten was in unserer Beziehung alles war und auch meine Urängste bearbeiten die durch diese Beziehung aktiviert wurden. Und ja, eine Beziehung die auf Angst basiert kann niemals funktionieren.

    Danke für's "Kopfwaschen" - manchmal brauch ich es mit dem Hammer 😉

  • Ich muss aufarbeiten was in unserer Beziehung alles war und auch meine Urängste bearbeiten die durch diese Beziehung aktiviert wurden.

    Aus eigener Erfahrung kann ich Dir empfehlen, erstmal Handeln, abgrenzen, in Sicherheit bringen - das Aufarbeiten kommt in sicherer Entfernung dann von ganz allein.

    Du bist deinem Herz übrigens nicht hilflos ausgeliefert. Manchmal ist es gut auf den Verstand zu hören. Es ist eine Entscheidung für Dich - oder gegen Dich. Für deine Werte und Standards oder dagegen. So habe ich das erlebt.

  • Danke - ich habe große Angst vor morgen. Die innere Unruhe, Angespanntheit und ja sogar Angst ist wieder da. Die letzten 3 Wochen war ich zwar nervlich ein Wrak (habe unendlich viel geweint) aber diese unguten körperlichen Symptome war weg. Ich weiß nicht was mich morgen erwartet, versuche mich auf alle Szenarien vorzubereiten aber es ist so unabsehbar auch weil wir ja keinen Kontakt zwischendurch hatten was es mir erleichtert hätte im Vorfeld etwas einzuschätzen.

  • Hallo ihr Lieben. Er ist wieder da und sofort ging bei mir dieses Beklemmende Gefühl wieder los. Druck auf der Brust, Engegefühl, Herzrasen, flaues Gefühl im Magen... Bin gerade wahnsinnig angespannt und hab mich zurück gezogen um ihn nicht um mich zu haben. Wir haben kurz gesprochen über seinen weiteren Weg. Langzeittherapie oder Reha will er nicht machen. Er habe sich schon nach Wohnungen erkundigt könne aber erst im Juli ausziehen. Ich bin so wütend, ich halte das nicht mehr aus. Ich hab versucht ruhig zu bleiben und sachlich zu reden, dass er zeitnah gehen soll. Einen anderen Job will er sich jetzt auch suchen. Ich bin fertig - kurz vorm heulen

  • Das tut mir leid, dass so wenig Einsicht da ist bei Deinem Ex.

    Auf wen läuft denn die Wohnung?

    LG Elly

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    Mancher wird erst mutig, wenn er keinen anderen Ausweg mehr sieht.

    - Trocken seit 06.01.2013 -

  • Er hat noch einen Bungalow an einem Stausee hier in der Nähe. Strom ist zugeschaltet aber noch kein Wasser - das wird erst Mitte April angestellt. Er will dann da hin bis zum Auszug - dennoch ist das dann eine Schwebe und wir können beide nicht abschalten. Ich versuch dann nochmal mit ihm zu sprechen wenn ich mich etwas beruhigt habe

  • Guten Morgen ihr Lieben. Ich hab mal ne Frage an Euch. Gibt es hier jemanden in der Runde der sich mit PTBS auskennt, bzw. durch das Erlebte eine entwickelt hat? Ich habe gestern als er nach Hause kam ganz klare Reaktionen und Symptome in mir bemerkt und heute Nacht hatte ich eine Panikattake...

    Ich wollte mal fragen, ob hier jemand ähnliche Erfahrungen gemacht hat

  • Hallo Norma, als Alkoholikern, die auch Co-Anteile bei sich erkannt ( und ihre eigenen psychischen Probleme) hat, habe ich Deinen Faden aufmerksam mitverfolgt.

    Erst einmal: Wie geht es Dir jetzt? Kannst Du evtl. die 2 Wochen bis zu seinem Umzug an den Stausee mit Deinem Sohn bei Freunden oder Familie überbrücken, notfalls in einer Ferienwohnung? Wenn es Dir akut noch so schlechtgeht, zögere bitte nicht, medizinische Hilfe zu suchen.

    Zu Deiner letzten Frage: Was würde Dir eine Bestätigung Deiner Eigendiagnose durch Cos bringen? Du hast vorher mehrfach von Täter-Opfer-Umkehr geschrieben. Das impliziert ja, dass Du diese Rollen in Eurer Beziehung klar definiert (nur von ihm verdreht) siehst.

    Das lese ich auch bei Deiner Frage nach der PTBS heraus. Jetzt hast Du "wegen ihm auch noch PTBS" bekommen? Ist es wirklich so einfach? Denn weiter oben schreibst Du ja auch, dass Du auch unabhängig von Eurer Beziehung seiner Alkoholsucht schon lange große psychische Probleme hast. Und vor allem: Bringt Dich diese Frage gerade weiter?

    Bitte versteh mich nicht falsch, ich möchte Dein Leiden nicht kleinreden, nur helfen, Deinen Fokus auf Deine akute Problembewältigung für Dich und Deinen Sohn zu richten. Du liest Dich sehr reflektiert, deshalb hiffe ich, dass ich so direkt werden durfte. Alles Gute!

  • Es hat sich gestern alles geklärt. Er ist in seinem Bungalow untergetaucht. Er hat seit November letzten Jahres eine Affäre und will sich nun nüchtern mit ihr ein neues Leben aufbauen. Ich bin so wütend. Und er hatte nicht einmal den Mut es mir zu sagen - ich habs in seinen Aufzeichnungen due er in der Klinik angefertigt hat gelesen. Keine Entschuldigung - nach wie vor bin ich in seinen Augen der böse Teufel wegen dem er trinken musste.

    Ich gehe nun zu einer Tiefenpsychologin um aufzuarbeiten.

  • Hallo Norma, das ist sicherlich noch mal bitter für Dich, auch wenn Du Dich schon zu einer kompletten Trennung entschlossen hattest. Eine Therapie ist bestimmt hilfreich. Melde Dich aber ruhig weiter hier in Sachen Co-Abhängigkeit, denn die ist ja mit dem Partner nicht einfach weg ... Alles Gute, ich hoffe, Di kommst jetzt etwas zur Ruhe.

  • Hallo Norma,

    es ist bitter und sehr verletzend. Nun hat er eine Neue und will mit ihr nüchtern werden...

    Ja, er hat eine Neue - eine neue Coabhängige, die ihm an den Lippen hängt und ihre ganzen Kräfte mobilisiert weil sie die erste und einzige sein wird, die ihn retten kann. Wer's glaubt... Reine Spekulation meinerseits aber nicht so abwegig, oder? Ich hab es hier auch schon öfter so gelesen.

    Du bist ihm zu unbequem geworden.

    Sei froh, dass du ihn los bist.

    Liebe Grüße Aurora

    Willst du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten.


    chinesische Weisheit

  • Genau das dachte ich auch:

    Ja, er hat eine Neue - eine neue Coabhängige, die ihm an den Lippen hängt und ihre ganzen Kräfte mobilisiert weil sie die erste und einzige sein wird, die ihn retten kann. Wer's glaubt... Reine Spekulation meinerseits aber nicht so abwegig, oder? Ich hab es hier auch schon öfter so gelesen.

    Er hat nichts verstanden und keine Einsicht. Ohne ihn geht's dir sicher besser. Natürlich ärgerst du dich und bist auch traurig. Das ist normal. Aber du kommst darüber hinweg und kannst jetzt dein Leben leben.

    Du schaffst das! :thumbup:

  • Danke ihr Lieben für Eure Worte. Ich bin einfach nur unendlich wütend. Sicher - da er auch keine Therapie macht, weder Langzeit noch Reha, er ändert nichts an seinen Grundsätzen und Verhaltensweisen - er wird rückfällig werden und ja, seine Neue glaubt dass er aus Liebe für sie nun trocken bleiben wird. Ich bin mir zu 100% sicher dass er rückfällig wird... Eigentlich tut sie mir sehr leid - sie klammert sich nun daran dass er es für sie geschafft hat und wird sich am Ende auch genauso verlieren wie ich es tat. Es ist eine Tragödie. Ich bin froh dass ich diese Bürde nicht mehr tragen muss, aber sie tut mir leid, denn niemand hat es verdient sowas mitmachen zu müssen und kaputt zu gehen. Die nächsten Wochen werden noch hart bis er hier endlich raus ist und ich dann auch für mich richtig abschließen und aufarbeiten kann. Meine körperlichen Reaktionen als er aus der Klinik zurück kam, haben mir ja auch klar verdeutlicht, dass da ganz viel in mir gekrankt und zerstört ist. Er triggert mich nur mit seiner Anwesenheit - deswegen kann ich erst nach seinem Auszug und Kontaktabruch meinen inneren Frieden wiedererlangen

  • Liebe Norma,

    Ich verstehe Deine Wut und Deine Enttäuschung. Aber vielleicht kannst Du Deine Wut in Aktionen für Dich umsetzen. Ich selbst wäre froh, wenn ich mehr in meine Wut kommen könnte, um diese für mich zu nutzen.

    Ich wünsche Dir ganz viel Kraft und Energie für Dich.

    LG Momo

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