Engel11 - Nun auch hier

  • Hallo zusammen,


    Ich habe mir hier etliche Nachrichten durchgelesen und finde mich in so vielen wieder. Ich möchte jetzt selbst etwas loswerden. Wird wohl etwas länger.


    Mein Partner und ich sind in den Fünfzigern, beide kommen aus langjährigen Ehen (geschieden) und sind seit 2,4 Jahren zusammen. Wir wohnen nicht zusammen, da wir jeder noch Kinder bei uns haben und etwas auseinander wohnen.

    Ich habe ihn auf einer Party kennengelernt. Ich nüchtern, da ich fahren musste und er im Laufe des Abends vermehrt alkoholisiert. Irgendetwas hat uns angezogen und es entwickelte sich langsam aber stetig eine Beziehung. Was mir recht schnell auffiel war, dass er recht häufig feuchtfröhlich Party macht, mit seinen verschiedenen Kumpelgruppen. Und das etabliert seit seinen Zwanzigern. Jährlichen Ballerman Trip, Partyboote, Wochenendpartys in verschiedenen Städten, mit männlichem Bekanntenkreis in örtlichen Kneipen, freitags mal raus mit Freunden. In der Woche tageweise ca. 3 x 0,5 Bier ist auch normal für ihn. Bier kann er wie Wasser trinken. Sein ganzes Umfeld ist so gestaltet, dass in regelmäßigen Abständen irgendwas los ist.


    In unseren ersten Monaten fand ich es echt extrem und insgesamt habe ich die Beziehung nun ca. 5x beendet aufgrund dieser Thematik, weil mir das Ganze sehr extrem vorkam bzw. Immer noch vorkommt. Er hat jedesmal sehr um die Beziehung gekämpft (ich würde ihn „erden“ und wäre seine Basis/Säule) und ich bin immer wieder eingeknickt, da auch starke Gefühle für ihn da sind.
    Ich selbst kenne das Thema Alkohol aus meiner Kindheit. Mein Vater war alkoholkrank, wurde im Suff aggro und meine Mutter war aus heutiger Definition Co-abhängig und wir Kinder dann ja wohl auch irgendwie.


    Mein Partner verbindet Alkohol nur mit positiven Dingen, Spaß, Tanzen, Party machen, Verbundenheit mit anderen spüren. Er wird nicht aggressiv. Er kann nicht nachvollziehen, warum ich seinen Konsum problematisch finde, da er als Person dann nicht ausfallend wird. Er geht seinem Job und seinem Alltag nach, erledigt alle Pflichten und ist kein Spiegeltrinker.

    Ich kann es nicht genau erklären, aber ich habe immer wieder einen dicken Knoten im Bauch. Ich würde auch gerne irgendwann mit ihm zusammenziehen (müsste in sein Haus, da er nicht wegziehen will) aber gedanklich und vom Gefühl her, ist mir jetzt schon klar, das werde ich nicht machen. Gefühlt ginge dann eine Falle zu und ich begebe mich in seine Abhängigkeit und hätte keine Möglichkeit für Rückzug mehr, falls er noch mehr weggehen würde und ich dass dann schlucken müsste.

    Mir geht es wie so vielen Angehörigen hier, kann ich meinem Gefühl, das sein Alkoholkonsum problematisch ist vertrauen? Übertreibe ich und bin einfach nur die Spassbremse? Ich hänge nun zu tief in der Bindung zu ihm drin und traue mich nicht ein weiteres Mal die Beziehung zu beenden. Er ist ein lieber, verbindlicher, zuverlässiger, zugewandter, lustiger, charismatischer, aktiver und toller Mensch und Partner.

    Aber ich mache mir sehr viele Gedanken ob das alles so richtig ist. Wenn ich mit ihm zusammen bin ist alles gut und die Gedanken und Missgefühle kommen, wenn wir getrennt unterwegs sind und ich innerlich zur Ruhe komme und alles reflektiere.


    Er ist ein innerlich sehr getriebener Mensch, mag nicht alleine sein, mag keine Stille, macht viel Sport und generell Dinge die Adrenalin und Dopamin ausschütten. Zur Ruhe kommt er wohl nur, wenn wir zusammen sind und ich ihn wie gesagt „erde“. Was sich fast schon langweilig anhört. Action und Party außerhalb und ich bin die Basis zum Aufladen, was mich aber immer mehr Kraft kostet. Wir gehen auch zusammen weg, aber da empfinde ich ihn kontrollierter. Keine Ende findet er, wenn er mit seinen Jungs unterwegs ist. Er trinkt und findet kein Ende. Für mich eine Art von Kontrollverlust. Er fängt an zu lallen und stinkt am nächsten Tag nach Alkohol. Das triggert mich stark und ich finde das alles dann nur erbärmlich. Einen Kater hat er danach nie.


    Ich habe keine Ahnung wie es weitergehen soll. Wir haben schon viele Gespräche deswegen geführt, für ihn steht es nicht zur Diskussion auf seine Partys etc. zu verzichten. Er sieht darin die Lust am Leben auszuleben und das wäre nichts schlimmes. Er will sein Leben auskosten.
    Er meinte sogar mal, ob ich es ihm nicht gönne oder missgünstig sei, weil ich nicht so einen Freundeskreis habe, mit dem ich sowas selbst machen könnte.

    Manchmal mache ich mir Sorgen, dass ich nun selbst in die Co-Abhängigkeit gerutscht bin. Wie komme ich da nur wieder raus? Nüchtern ist er der tollste Partner und diesen Menschen möchte ich nicht verlieren. Ein Dilemma :(.


    Danke für „Zuhören“.

    Einmal editiert, zuletzt von Engel11 (15. Juli 2024 um 10:12)

  • Hallo Engel,

    herzlich willkommen in unserer Onlineselbsthilfegruppe.

    Mir geht es wie so vielen Angehörigen hier, kann ich meinem Gefühl, das sein Alkoholkonsum problematisch ist vertrauen?

    das ist oft schwer, seinen Wahrnehmungen zu vertrauen, wenn der Partner ständig alles in Abrede stellt. Das kenne ich auch von mir.

    Du kannst mir glauben, deine Wahrnehmungen sind richtig, und du kannst ihnen vertrauen. Hier hat sich kaum mal ein Angehöriger "umsonst" angemeldet.

    Zur Ruhe kommt er wohl nur, wenn wir zusammen sind und ich ihn wie gesagt „erde“

    Solche Aussagen kommen oft von nassen Alkoholikern, um den Partnern zu sagen: Ich brauche dich. Wir Angehörige hören das gerne, weil wir ja helfen wollen. Ist aber für uns völlig kontraproduktiv und hält uns in der Sucht mitgefangen.

    Dein Partner sieht kein Problem für sich und will weitertrinken, da bleibt dir nur, etwas für dich zu tun, damit es dir besser geht.

    Wenn du dich hier austauschen willst, klicke bitte unten auf den Link und bewirb dich kurz in einem Satz, dann schalten wir dich frei.

    https://alkoholiker-forum.de/bewerben/


    lg Morgenrot

    Wer nicht hofft, wird nie dem Unverhofften begegnen. ( Julio Cortazar )

  • Hallo und willkommen Engel,

    Mir geht es wie so vielen Angehörigen hier, kann ich meinem Gefühl, das sein Alkoholkonsum problematisch ist vertrauen? Übertreibe ich und bin einfach nur die Spassbremse?

    Mir ging es auch so. Und irgendwann wusste ich, es ist egal ob sein Alkoholkonsum problematisch ist oder nicht, ich komme damit nicht klar. Und das ist doch wichtig. Das wichtigste.

    Du magst, wenn ich richtig verstehe, seinen Lebenswandel, also das Partymachen, seine Sauftouren mit den "Jungs" etc , nicht wirklich. Er will darauf nicht verzichten. Du hast Bauchknoten und ihr ward schon 5 Mal getrennt...

    Das sagt doch schon ganz viel aus.

    Liebe Grüße Aurora

    Glücklichsein ist eine Entscheidung

  • Hallo Engel,

    du bist jetzt für den offenen Bereich freigeschaltet und der Austausch kann beginnen.

    Du kannst überall schreiben, nur bitte in den ersten 4 Wochen nicht im Vorstellungsbereich. Ich wünsche dir einen guten Austausch.


    lg Morgenrot

    Wer nicht hofft, wird nie dem Unverhofften begegnen. ( Julio Cortazar )

  • Hallo Morgenrot,


    Machen das denn nasse Alkoholiker unbewusst? Dass sie einen brauchen?


    Und ja, ich fühle mich wichtig und habe nun andersherum Angst wieder alleine zu sein. Obwohl ich früher gut und gerne Single war. Ich stecke wohl schon in einer Art Abhängigkeit fest.

  • hallo,

    Machen das denn nasse Alkoholiker unbewusst?

    das wird oft sehr bewußt eingesetzt, wenn der nasse Alkoholiker weiß, welche "Knöpfe er bei dir zu drücken hat." Du möchtest helfen und dieses helfen führt dich beim Alkoholismus sehr oft ganz schnell in diese COabhängigkeit, zumal du bestimmt gewisse Muster kennst, durch deinen Vater. Alkoholismus betrifft immer die ganze Familie.

    Ich stecke wohl schon in einer Art Abhängigkeit fest.

    das kannst du hier im Austausch herausfinden, du könntest auch mal bei den erwachsenen Kindern lesen, da findest du vielleicht einiges, was dir bekannt vorkommen könnte.


    lg Morgenrot

    Wer nicht hofft, wird nie dem Unverhofften begegnen. ( Julio Cortazar )

  • Was mich nur wundert. Er streitet ja ein Alkoholproblem kategorisch ab, ist immer die Ruhe selbst, selbstbewusst und hat ja Spaß.

    Um mich bewusst an sich zu binden müsste er sich doch seines Problems bewusst sein. Aber klar, er hat mich 5x zurückgewonnen. Das hat ja funktioniert.


    Ich frage mich halt immer, ob ich mir mehr Mühe geben muss, alles entspannter zu sehen. Die gelassene Partnerin sein, die ihren Partner sein lässt wie er ist und ihm seinen Freiraum gibt. Darf ich Ansprüche an ihn stellen, sich meinetwegen zu verändern? Aber es fühlt sich in mir nicht gut an. Hat er ein Problem oder ist es nur meins. In meinen Kopf kommt keine Ruhe mehr rein.

  • Hallo Engel,

    Machen das denn nasse Alkoholiker unbewusst?

    Meine Antwort dazu, als Alkoholiker. Ich habe einfach "gemacht". Und dann festgestellt, was ich machen muss, damit ich in Ruhe trinken kann. Ich würde sagen, bei mir war es intuitiv. So wie die Sucht mich gesteuert hat, ohne dass ich es geglaubt habe. Ich habe es auch nicht geglaubt. Mindestens 25 Jahre lang.

    Darf ich Ansprüche an ihn stellen, sich meinetwegen zu verändern?

    Das kannst Du gerne machen. Es wird aber nichts nützen. Wenn er Alkoholiker ist, muss er trinken. Ob er er sich das jetzt eingesteht, oder nicht.

    Die Frage ist eher, was für Ansprüche Du an Dein Leben stellst.

    Ihn kannst Du nicht ändern. Aber was kannst Du für Dich an Deiner Situation ändern, damit es Dir wieder besser geht?

  • Hallo Engel11,

    ich war an dem gleich Punkt wie du. Mein Partner hatte mal zu mir gesagt als ich mich gefühlt das 10. Mal von ihm trennen wollte wegen seinem "Lifestyle"wie du ihn auch von deinem Partner beschreibst, "ich werde nie aufhören in ein Wirtshaus zu gehen und ein paar zu trinken,wenn du damit nicht klar kommst musst du dich eben von mir trennen" das war mein Aufruf zu gehen. Ich hatte keine Lust mehr gegen Windmühlen zu kämpfen,wusste was mich in Zukunft erwarten würde und dass ich damit nie klarkommen werde. Hätte er gesagt "ich möchte dass wir eine Familie bleiben,ich werde in Therapie gehen oder was auch immer nötig ist damit wir glücklich werden",wäre ich geblieben.

    Bei jedem Familienausflug war er nach einer Zeit genervt weil wir zu lange schon unterwegs waren,hat nur darauf gewartet endlich mit seinen Kumpels oder wo auch immer eines trinken zu können. Sobald ihn jemand gefragt hat ob er wo mitkommt war er Feuer und Flamme,diese Begeisterung hatte er für seine Familie nie. Am Ende hab ich lieber meine Mutter mitgenommen als ihn,da wusste ich wenigstens das mein Tag nicht durch ihn vermiest wird.

    Auch mir hat er mal vorgehalten ich wäre nur eifersüchtig weil er immer wo hingehen könne und ich ja gar keine Freunde habe usw. Das ist alles Manipulation,das muss dir bewusst werden. Ob er das unbewusst oder bewusst macht in dem Moment sagt ist egal,sein Ziel ist es ohne Stress trinken zu können.

    Wenn du dir bewusst machst,wie deine Zukunft mit ihm aussehen wird und ob du mit diesem Bild leben möchtest,es dich glücklich machen würde,dann ist es in Ordnung. Aber wenn du merkst dass es dich immer stören wird,du nur ihm zuliebe es dulden würdest,ziehe die Reißleine.

    LG

  • Liebe Solom,


    Ja, mein Partner sagt sehr deutlich, dass er auf seine Aktivitäten mit seinen Jungs nicht verzichten wird. Auf der anderen Seite ist er wirklich nie blöd, gemein, ungeduldig oder gehässig zu mir. Weder nüchtern noch betrunken.

    Ich hatte in den letzten Jahren nie blödes Verhalten von ihm mir gegenüber. Das macht mir alles so schwer. Er ist in der Beziehung zu mir stabil, respektvoll und immer gleichbleibend wertschätzend.

    Aber auch ja, ich kann mir diese sehr regelmäßigen Feiern nicht für Jahre oder für immer vorstellen. Er verliert die Kontrolle über die Menge die er trinkt, wenn er unterwegs ist und dann wird er zu dieser anderen, für mich erbärmlichen, Person. In diesen Augenblicken verliere ich den Respekt vor ihm. Dann ist er nicht mehr der starke Mann für mich.

    Er überschüttet mich mit Liebe. Aber vielleicht ist genau das das Muster, das mich bindet und hält. Ohne die mag ich nicht mehr leben, ich fühle mich von ihm geliebt und wichtig. Ich empfinde immer mehr eine emotionale Abhängigkeit ihm gegenüber. Früher konnte ich Alleinsein genießen jetzt fehlt mir etwas, wenn wir nicht zusammen sind.


    Wenn er weggeht plane ich mittlerweile auch etwas für diesen Zeitraum. Ich würde aber nie von mir aus was am Wochenende planen. Er mag es nicht alleine zu sein und würde sich dann mit seinen Jungs verabreden und auch feiern gehen. Mit den üblichen Folgen. Das lässt mir keine Ruhe.

    Ich gefalle mir selbst in dieser Beziehung immer weniger und habe aber auch Angst wieder alleine zu sein und nie wieder die „schöne“ Seite dieser/seiner Aufmerksamkeit zu bekommen.
    Ich hänge da irgendwie drin und weiß keinen Ausweg bzw. nicht den Mut dafür.

    😔

  • Liebe Solom,


    Ja, mein Partner sagt sehr deutlich, dass er auf seine Aktivitäten mit seinen Jungs nicht verzichten wird. Auf der anderen Seite ist er wirklich nie blöd, gemein, ungeduldig oder gehässig zu mir. Weder nüchtern noch betrunken.

    Ich hatte in den letzten Jahren nie blödes Verhalten von ihm mir gegenüber. Das macht mir alles so schwer. Er ist in der Beziehung zu mir stabil, respektvoll und immer gleichbleibend wertschätzend.

    Aber auch ja, ich kann mir diese sehr regelmäßigen Feiern nicht für Jahre oder für immer vorstellen. Er verliert die Kontrolle über die Menge die er trinkt, wenn er unterwegs ist und dann wird er zu dieser anderen, für mich erbärmlichen, Person. In diesen Augenblicken verliere ich den Respekt vor ihm. Dann ist er nicht mehr der starke Mann für mich.

    Dir muss halt bewusst sein,dass du in dieser Beziehung nie die Priorität sein wirst. Erst kommt der Alkohol,die Freunde,vielleicht noch der Job aber du stehst hinten an. Auch wenn er dich wirklich liebt,er kann dir gar nicht mehr geben weil er alkoholkrank ist. Und er wird immer Situationen, Kreise bevorzugen,wo er sich nicht erklären muss oder Angst vor Stress haben muss weil die trinken ja mit und feiern das vielleicht noch,wie viel er trinken kann ohne das man es ihm anmerkt.Zuhause würde es nur zu Streit kommen weil er das da gar nicht praktizieren kann und dann unausstehlich werden würde wenn er so lange Entzug hat.

    Ich denke auch noch oft zurück an meinen Ex,er hatte auch wirklich gute Seiten,war meist auch lieb,schon fast zu lieb und eher weichgekocht (vielleicht hatte er da auch einen anderen Pegel).Ich wäre gerne mit ihm alt geworden,wäre er nicht Alkoholiker.

    Den Respekt habe ich komplett verloren ihm gegenüber aufgrund der Vorkommnisse ( Bett einnässen,stark alkoholisiert nach Hause kommen, Lallen, Versprechen säuseln die dann eh den nächsten Tag nichtig sind)

    Am Ende bin ich ihm an die Gurgel als er wieder betrunken nach Hause kam und sich selbst bemitleidet hat,damit er endlich still ist weil ich ihn nicht mehr hören konnte. Angeekelt war ich auch von ihm. So weit war es schon gekommen. Ich habe mich selbst für den Menschen gehasst,der ich geworden war.

    Reue hat er nie gezeigt,auch nie entschuldigt. Schuld war immer ich.

    Dann war es 2 Tage maximal ok,ging es wieder los. Was für ein Leben.

    Vermisst habe ich ihn nach der Trennung nie, nur was wir hätten sein können wenn er nicht krank wäre.

    Ich teile das mit dir damit du weißt,dass du nicht alleine bist mit dem Problem und auch vielleicht aufwachst. Ich habe auch lange gebraucht. Aber letztendlich bringt es nichts. Man redet sich die schönen Momente gut und nagelt sich daran fest.

  • Hallo Engel11,

    ich schreibe als trockene Alkoholikerin.
    Auch ich war in meiner nassen Zeit nie ausfällig, beleidigend, bösartig oder sonstwie blöd zu meinem Partner.
    Aber das ist letztendlich kein Grund für den Partner, das aushalten zu müssen.

    Ich glaube aus deinen Texten ziemlich deutlich rauslesen zu können, dass Du ein Problem mit seinem Trinkverhalten hast.
    Punkt - ist so. Das könnte ja auch sonst was sein, was ein No-Go für Dich wäre. Kommt letztendlich aber auch nicht so wahnsinnig drauf an.
    Wenn es für Dich ein No-Go IST, und Dein Partner weiß das, dann müsst ihr entweder gemeinsam an einer Lösung für euch beide suchen (wobei die Lösung hier m.E. nur von ihm durch (s)eine Krankheitseinsicht kommen kann), oder Du solltest so ehrlich zu Dir selbst sein und für Dich erkennen, dass Du für DICH alleine eine Lösung findest.
    Wobei - alleine bist Du nicht. Neben dem tollen Forum hier gibt es ja viele weitere Anlaufstellen, vielleicht auch gute Freunde, Verwandte, die Dir unter die Arme greifen.

    Schau, es stehen hier zwei Aussagen im Raum:

    1. Dein Partner will sein Trinkverhalten nicht ändern - warum auch immer

    2. Du hältst das auf Dauer mit ihm so nicht aus.

    Da sehe ich irgendwie keinen gangbaren Weg im Moment für euch beide zusammen.
    Auf gar keinen Fall darfst Du Dir den Schuh anziehen, dass DU für irgendwas verantwortlich bist. Bist Du nicht!

    Du hast das Recht auf ein glückliches Leben. Dass Du ja kein "Ego-Schwein" (sorry, nicht persönlich nehmen...) bist, liest man glaube ich ganz gut heraus, da Du ganz oft versuchst auf ihn, seine Gedanken usw. einzugehen.
    Macht er das auch bei Dir?

    Mir ging es in meiner nassen Zeit genauso. Schuld waren immer die Anderen, die Umstände, meine Vergangenheit, die Arbeit, die Menschen ... das könnte ich ewig fortführen. Aber es ist eine totale Selbstverar...e. Ich habe mir UND meinem damaligen Partner Lebenszeit geraubt. Für mich habe ich das selbst zu verantworten, für meinen Partner tut es mir im Nachhinein total leid. Das hat niemand verdient, auch Du nicht.
    Ich habe es auch echt gut drauf gehabt alles so zu drehen, dass sich die Wogen wieder geglättet haben und ich freie Bahn für den nächsten Abschuss hatte - ohne Rücksicht auf Verluste. Das ist die Sucht.

    Und ich bin mir ziemlich sicher, dass Dich viele Menschen EHRLICH lieben, um Deiner selbst willen, und nicht nur um Dich zu beschwichtigen.
    Damit will ich nicht sagen, dass Dein Partner Dich nicht liebt, aber ich fürchte den Alkohol liebt er mehr.
    Du solltest Dir mehr wert sein. Nein, Du BIST mehr wert.
    Vergiss das nie und pass´auf Dich auf.

  • Lieben Dank für eure Unterstützung und lieben Antworten.


    Es tut mir gut hier zu sein. Tief in mir drin, weiß ich schon lange die „richtige“ Antwort und ärger mich über mich, bei einer der vergangenen 5 Trennungen nicht standhaft geblieben zu sein. Jetzt hänge ich ziemlich tief in der Bindung und emotionalen Abhängigkeit zu ihm drin.

    Wir haben jetzt diese Woche noch einen Urlaub vor uns, der sicher schön werden wird, ich ihn aber nicht richtig genießen werde, weil das Damokle Schwert drüber schwebt. Danach habe ich schon einen Termin bei einem Coach gemacht, die ich bereits kenne. Ich brauche mentale Unterstützung bei der nächsten, hoffentlich endgültigen, Trennung. Das alles wird nicht leicht und einfach für mich werden.

    Aber ja, seine Fahrten und Partys werden weiter in regelmäßigen Abständen stattfinden, wie seit 30 Jahren. Die Termine stehen ja bereits schon fest. Liebe hin oder her, dass ist zu tief mit ihm verwoben. Und durch die Erfahrung mit meinem Vater weiß ich auch, dass man einen Suchtkranken aus seiner Sucht nicht „herauslieben“ kann.

    Das alles tut einfach nur weh…

    Vg, Engel11

  • Engel, verschwende nicht zu viel Zeit damit Dich runterzuziehen, weil Du irgendwas in der Vergangenheit nicht geschafft hast.
    Es ist halt nun mal so.

    Ich denke mir immer, dass alles für irgendwas gut ist.
    Und wenn es bei Dir halt noch Zeit braucht, bis es wirklich so ganz richtig "klick" macht und Du handeln kannst, dann ist das auch so.
    Versuche Dir die Zeit dafür zuzugestehen - aber nimm das Abwarten und Zögern nicht als Vorwand nichts zu tun.

    Vor längerer Zeit war ich beruflich mal in einem Seminar, was eher mit Persönlichkeitsbildung zu tun hatte.
    Da wurde uns ein sehr anschauliches Bild von einem großen grünen klebrigen Schleimtopf beschrieben, in dem ganz viele von uns sitzen.
    Es ist zwar nicht sehr schön darin, aber man kennt es, es kommt nicht viel unkalkulierbares, man kann sich kurz durch Schimpfen, Jammern und Klagen Luft verschaffen, aber toll ist es ja nicht da drin. Es ist halb auf eine gewisse Art und Weise bequem.
    Man will aber gerne aus dem Schleimtopf raus, dann muss man irgendwann in´s Tun kommen. Schlimmer als im Topf drin kann es außen ja auch nicht sein. Im Gegenteil, geh davon aus, dass es um vieles besser wird.

    Als ich Hartmut´s Motto das erste mal gelesen habe, fielen mir gaaaaanz viele Schuppen vor die Augen:
    Wer will findet Wege - wer nicht will findet Gründe.
    Da ist so viel Wahres dran.

    Sei nicht zu hart zu Dir, Du hast schon viel geschafft. Aber bleib´ dran :thumbup::thumbup::thumbup:

  • Guten Morgen,


    Heute sehe ich meinen Partner wieder (er war selbst ein paar Tage verreist) und morgen fliegen wir wie geplant 1 Woche zusammen in Urlaub. Mein ganzes System spielt verrückt. Ich war die letzten Tage ihm gegenüber sehr reserviert und auf Abstand, obwohl alles in mir die Bindung zu ihm sucht. Ich habe große Angst vor dem Urlaub, weil wir uns dann wieder so nah sind.
    Ich möchte nicht mehr, dass Nähe entsteht und trotzdem sind wir dort 24/7 zusammen und es sollte ja ein glücklicher Pärchenurlaub werden.

    Er ist weiterhin lieb und nett und geduldig mir gegenüber auch wenn er merkt, etwas arbeitet in mir und es gibt eine Distanz. Ich habe große Angst vor unserem Zusammentreffen heute Nachmittag. Es fällt mir immer sehr schwer gute Miene zum bösen Spiel zu machen und mein Innenleben zu überspielen. Ich bin keine gute Schauspielerin.

    Gleich meldet sich ein Coach bei mir, die sich mit Co Abhängigkeit und emotionaler Abhängigkeit auskennt. Ich brauche in all dem Unterstützung und Mut.


    Mir ist vom Verstand her sonnenklar, dass nur eine Trennung sinnvoll ist, da er ja sein Leben so weiterführen will und wird und nichts schlimmes daran findet. Wer kann Ausgelassenheit, Spaß, Freude und Lachen auch verteufeln. Ich aber psychisch immer mehr drunter leide und keine gemeinsame Zukunft mit ihm sehe zusammen alt zu werden. Ich kann also zwangsläufig nur die Reißleine ziehen, da ich mir selbst in der Beziehung zu ihm überhaupt nicht mehr gefalle. Ich war mal stabil, strahlend, kraftvoll und gefühlt innerlich frei. Das alles ist in mir verschüttet, ich mag mich selbst nicht mehr.

    Es fällt mir aktuell nur so schwer, die schönen Seiten mit ihm wegzuschieben. Ich habe mich ja bereits schon 5x wegen dem Alkoholthema von ihm getrennt und bin immer eingeknickt, ein 6. mal muss sitzen, sonst verliere ich auch immer mehr den Respekt vor mir und er und mein Umfeld auch vor mir.

    Der Gedanke wieder alleine zu sein und neu anzufangen fühlt sich aktuell beängstigend und trostlos für mich an.

  • Update 14.08.24

    Guten Tag zusammen,

    ich war also mit meinem Partner im Urlaub. Es war wie erwartet wunderschön, so in unserer Blase, ohne Umfeld und ohne unsere Familien, abends gab es am Stand auch wieder die Dosen Bier etc.. Zu dem Zeitpunkt konnte ich mir trotzdem überhaupt nicht mehr vorstellen, die Beziehung zu beenden. Als wir dann aber wieder zurück in der Heimat und wir wieder in unserem Umfeld waren bzw. ich wieder mit in seinem Umfeld war, kamen postwendend meine ganzen schlechte Gefühle zurück und ich war wieder dort innerlich angekommen, wo ich vor dem Urlaub gefühlsmäßig stand. Also, dass ich mir die Zukunft und ein mögliches Zusammenziehen (dann auch bei ihm in seinem Haus, weil er sich keine Veränderung vorstellen kann) so mit ihm nicht vorstellen kann.

    In der Woche drauf hatte ich dann 2 Coachingtermine und auch Gespräche mit 2 guten Freundinnen, die sehr eng an mir dran sind und schon viel davon mitbekommen haben.

    Lange Rede, kurzer Sinn, seit Samstag 03.08.24 bin ich nun getrennt von ihm. Einige Whatsapp Nachrichten seinerseits (Sprachnachrichten habe ich direkt ungehört gelöscht) habe ich ihn seit letztem Sonntag nun auch blockiert. Es machte keinen Sinn mehr. Ich habe mich immer wieder inhaltlich und meine Entscheidung erklärt und er hat darauf nie Bezug genommen, sondern immer nur an meine Gefühl appelliert und mir vorgeworfen, dass ich unsere Zukunft einfach so wegwerfe, wie gut wir doch zusammen passen, wie sehr er mich lieben würde und dass er an sich arbeiten würde (was auch immer das heißen sollte...). Es hat mir soviel Energie abgezogen, deshalb dann das Blocken.

    Ich nehme noch das Coaching in Anspruch (heute ist wieder ein Termin), heute bin ich auch erstmalig bei einer Zoom SHG von Co-Abhängigen dabei, höre zwischendurch verschiedene Podcasts bezgl. Alkoholsucht und Co-Abhängigkeit, lese Bücher über das Thema Alkohol und was es für Schäden u.a. im Gehirn (Nervensystem, Dopamin und Serotonin etc) verursacht, lese hier im Forum immer noch die Posts von anderen mit und habe mir mal den Whatsapp Verlauf mit meiner besten Freundin innerhalb der letzten 2 Jahre durchgelesen (ist fast wie ein Tagebuch). Dort hatte ich auch die anderen 5 Trennungen von ihm mit ihr besprochen. Es ist erschreckend, wie ähnlich sich die jeweiligen Nachrichten sind, wie wenig sich letztendlich seinerseits (und auch bei mir) geändert hat und ich immer wieder eingeknickt bin, weil ich immer wieder zurückgegangen bin.

    Es geht mir gut, ich habe bisher keinen großen Liebeskummer und arbeite nun an meinen eigenen Themen, die natürlich einen roten Faden in meine Kindheit und die Alkoholabhängigkeit meines Vaters und unserer familiären Co-Abhängigkeit haben. Mein Wunsch ist es, dass ich irgendwann einen Partner finde, der besser zu mir passt und dass ich nicht wieder in gleiche Muster reinrutsche. Aber erstmal bleibe ich alleine, gestalte mein eigenes Leben (habe mich im Fitnessstudio angemeldet und plane im Herbst eine Yoga-Reise) und kann mir eine neue Partnerschaft aktuell überhaupt nicht vorstellen. Alles braucht erstmal seine Zeit.

    Vielen Dank für eure tatkräftige Unterstützung hier im Forum, ich lese hier immer noch gerne mit und habe für mich beschlossen (nachdem ich ein spezielles Buch über Alkohol gelesen habe) dass ich ab jetzt selbst auch keinen Alkohol mehr trinke. Erstmal als Challenge für 1 Jahr und dann sehe ich mal weiter. Letztendlich ist ein Nerven-Gift, eine Droge, die leider gesellschaftlich legitim und anerkannt ist und jeder von uns kann davon süchtig werden, auch wenn wir nur "genuss"- trinken".

    Es bleibt somit spannend.

    Viele Grüße. Engel11

  • Hallo Engel11,

    ich kann natürlich an Deinen Beschreibungen nicht wissen, ob er eine Abhängigkeit entwickelt hat oder nur einen riskanten Konsum hat. Das ist jetzt auch ganz egal. Du hast das vollkommen Richtige gemacht denn Du hast auf Deine inneren Gefühle gehört. Ich lese sehr deutlich heraus, daß Du Dich schon lange nicht mehr bei ihm wohl gefühlt hast. Somit bist Du konsequent Deinen Weg gegangen. Gut so! :thumbup:

    Du machst einen sehr reflektierten Eindruck auf mich. Es ist super, das Du dich mit Alkohol beschäftigst und über diesen Erkundigst und keinen Alkohol mehr konsumieren möchtest. Das tut nicht nur Deinem Körper gut sondern auch Deiner Seele. Alkohol ist ja nichts anderes als eine legale harte Droge die sehr stark abhängig machen kann und zu oft tödlich endet. Die Sucht beginnt fast immer sehr schleichend, ich nehme Deinem Ex voll und ganz ab, das er keine Ahnung hat, in welcher Situation er sich befindet und was da noch auf ihn zu kommen wird, falls er wirklich eine Abhängigkeit entwickelt hat. Der Kontrollverlust spricht dafür.

    Ich finde es super, das Du dir Hilfe geholt hast!!! Es kostet ja nichts und hilft so viel.

    Und über das alleine sein, darüber würde ich mir an Deiner Stelle mal überhaupt keine Gedanken machen. Eine neue Bekanntschaft kommt doch meist gaaaanz plötzlich und gaaanz anders, als man sich das vorgestellt hat. :mrgreen: Beim nächsten Mal wirst Du ganz sicher vom Anfang ab die Antennen ganz fein justiert haben, was den Alkohol betrifft.

  • Ich komme mal zu dir und bringe gleich einen Text, den du im Alkoholiker Bereich geschrieben hast, mit.

    Bei mir sieht es jetzt so aus, dass ich tatsächlich stark an mir zweifel, ob ich mich unbewusst zu Menschen mit Suchtproblem hingezogen fühle, weil mir die Muster und Mechanismen vertraut sind. Ich war in meiner letzten Beziehung direkt auf dem Weg in die Co-Abhängigkeit, wie damals als Kind mit einem alkoholkranken Vater. Ich vertraue mir aktuell selbst nicht, brauche dazu noch Zeit und darf auch noch einiges aufarbeiten.

    Ich bezweifle nicht, dass du dich zu Alkoholiker hingezogen fühlst, sonst würdest du ja nicht den Austausch mit solchen suchen. Verstehe mich nicht falsch, wir begrüßen den Austausch hier, aber was glaubst du, damit erreichen zu können?

    Suchtverlagerung auf andere Alkoholiker und den Drang helfen zu müssen? Ist das nicht das, was eine CO ausmacht?

    Gruß Hartmut

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    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Hi Hartmut,

    das ist aber hier nicht mein Thread, sondern von C.K..

    Was ich damit erreichen will? Bei mir haben sich damals einige trockene Alkoholiker gemeldet und haben ihre Sicht und Lage mir mitgeteilt, was mir in meiner Situation die "andere Seite" gut dargestellt hat und so wollte ich meine Sicht als Angehörige darlegen. Dieses Forum beheimatet ja Alkoholabhängige, EKAs und auch Angehörige (u.a. in Co-Abhängigkeit). Falls es nicht erwünscht sein sollte, dann werde ich nicht mehr im "Alkoholbereich" schreiben. Und klar, lese ich hier noch mit. Ich habe mich von meinem Partner getrennt und bin natürlich auch noch nicht "über den Berg" und finde ich mich mit meinen Gefühlen und Zweifeln in manch anderen Beiträgen wieder.

    Ich war u.a. auch mal bei einem Treffen vom blauen Kreuz, da wurde mir gesagt, es können auch betroffene Angehörige teilnehmen. Beide Seiten könnten davon profitieren.

    Habe ich dich richtig verstanden? Mir ist nicht so wirklich klar, was jetzt dein Anliegen war.

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