Fördert das "Bild der Frau" Coabhängigkeit?

  • Es gibt ja das althergebrachte Bild der Frau, die bedingungslos liebt, sich für ihre Kinder und ihren Mann bis zum geht nicht mehr aufopfert. Die Frau/ Mutter, die immer für einen da ist, alles verzeiht, bis dass der Tod sie scheidet.. Die Mutter, die alles für ihre Kinder tut... Ich denke, diese Art von Erziehung, dass man durch derartiges Denken seine Liebe beweist trägt schon ganz schön zu Coabhängkeit bei. Denkt ihr auch, dass diese Art von "Frauenrolle" coabhängkeit fördert?

  • Gute Morgen Frozen Tears,

    ja, ich denke schon, dass die typische Mädchenerziehung da eine
    Rolle spielen kann.
    Ich habe es schon selber erlebt.
    Bei meiner Schwiegermutter z.B. Sie war auch so ein
    angepasstes Frauchen, ihr Mann trank.
    Als ich ihr dann mal erzählte, dass meiner auch zuviel trinkt,
    meinte sie, dass wir Frauen da durch müssten,
    Männer seien eben so und es wäre doch kein
    Grund sich zu trennen.
    Das Leben sei eben nicht immer nur leicht, wir müssen da durch,
    ich solle mich nicht so anstellen....
    Sie machte ihm dann zwischen seinen Saufgelagen Tee und
    belegte Brote und sagte immer: XY...du musst doch essen,
    das geht doch nicht, dass du nichts im Bauch hast.....
    Sowas von Co.abhängig.....
    Noch ein Beispiel, mein Mann nahm unseren Sohn damals hier und da mit
    zum Sonntagsfrühschoppen.
    Ich sagt meiner Mutter, dass ich das nicht in Ordnung fände, weil
    ein Kind nichts in einer Kneipe zu suchen hat.
    Sie meinte nur: Ach lass doch die Männer, das musst du als
    förderlich für die Vater-Sohn-Beziehung ansehen, sowas brauchen
    Männer......
    Es war auch normal, dass mein Vater mit glasigem Blick unter
    dem Weihnachtsbaum saß, aber in der Kirche, da zog man sich dann
    einen Anzug vom Feinsten an und wahrte sein Gesicht, ein Mann
    vom Feinsten müssen die Leute gedacht haben.
    Tun Männer das alles? Ich habe damals gedacht, es sei eben männlich.
    Bin ich jetzt voll am Thema vorbei????

    Und wenn du denkst es geht nicht mehr
    kommt von irgendwo ein Lichtlein her.....

  • Hallo Frozen Tears,
    ja, das denke ich auch.

    Habe da das beste Beispiel meiner Mutter. Sie war immer und zu jeder Zeit für die Familie da...alles andere war unwichtig.
    Mein Vater war Quartalstrinker, sie wurde geschlagen und beschimpft.

    Einmal versuchte sie sich zu lösen...hmm...er drohte ihr dadrauf, dass er die ganze Familie umbringen würde. :cry:
    Sie blieb...mein Vater wurde nur 44 Jahre alt und meine Mutter verlagerte dann ihre Coabhängigkeit auf uns Kinder.
    Sie lebte dann noch ein zufriedenes Leben, jedoch waren ihre Kinder immer an 1. Stelle.

    Das alles sehe ich aber erst seit heute...wo ich selber coabhängig bin und mehr über diese Krankheit Bescheid weiß.

    LG Monty

    Wenn man seine Ruhe nicht in sich findet, ist es zwecklos, sie anderswo zu suchen

  • Hallo Frozen Tears

    Zitat

    Bild der Frau

    woher hast du denn das Bild vermittelt bekommen? Waren das CO -Abhängig die das vermittelten oder wollten sie CO- Abhängige züchten?

    ich denke es gibt schon äußere Einflüsse die begünstigender sind eher abhängig zu werden. Jedoch wo fange ich da an und wo höre ich da auf?

    Gruß Hartmut

    Gruß Hartmut

    ------------------

    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Das Bild der frau, also die Vorstellung davon wie eine Gute Frau / Ehefrau zu sein hat in der Generation unserer Mütter wurde wohl geprägt von Religion, Literatur, Tradition, Gesellschaft...Es war eben dmals der trend der zeit. Und damals war es ja sogar so, dass Frauen zumindest finanziell von ihrem Partner abhängig waren. Die zeit der Unabhängigkeit der Frau ist ja noch nicht sooo lange her und hat sich bis heute ja auch noch nciht vollkommen durchgesetzt. Wir bewegen uns in die Richtung, ja. Und selbst heute, wenn ich das so in vielen Threads hier lese, scheinen viele Frauen zumindest noch finanziell abhängig von ihren Männern zu sein, befürchten zumindest finanzielle Einbussen, wenn sie sich trennen.
    Die Denkweise der Frauen, warum sie sich für ihre Partner so aufopfern finde ich auch noch eine sehr althergebrachte Denkweise.
    Auch ich habe das ja von meiner Mutter vorgelebt bekommen. Mein Vater ist trocken. Aber meine Mutter hat irgendwie nichts dazu gelernt.
    Ich finde, dass ich wesentlich selbständiger bin als meine Mutter. Vielelicht gerade deswegen, weil ich nie so sein wollte.Und dennoch bemerke ich jetzt dass doch ein anderer Teil in mir schlummert, der diese alten Werte vermittelt hat, wie eine Frau zu sein hat.
    Diesen widerspruch, den ich in mir trage habe ich früher nicht wahrgenommen. Eigentlich erst durch das lesen hier im Forum ist es mir bewußt geworden, dass auch dieser coabhängige Teil in mir schlummert.
    Anders als viele Partnerinnen von Alkoholikern habe ich zwar keine Ambitionen mich bis zum Burnout für einen Partner aufzuopfern oder ihn in seiner sucht verändern zu wollen. Das habe ich als Kind auch nie so gedacht oder erlebt, dass dies möglich sein könnte. Aber ich merke dass ich sehr tolerant gegenüber den bösen Auswirkungen des Alkohols bin. Für mich war es ja Tagesordnung und somit normal. zwar nervig, aber auch allmählich nichts besonderes mehr. Meine Toleranzgrenzen sind eigentlich viel zu hoch. Und obwohl ich ganz anders als meine mutter darüber denke, was man sich gefallen lassen sollte und was nicht habe ich allein durch ihr vorgelebtes Verhalten so eine Gleichgültigkeit gegenüber vielen Dingen entwickelt.

  • Es spielt eine Rolle ihr Lieben, zumal wir erzogen wurden - oft - diplomatisch zu sein, zurückhaltend und und und....

    Wir aber können das Bild verändern! Wir sind sehr wohl in der Lage als Frau gleichwertig zu sein ohne die nicht negativen Eigenschaften von mitfühlend ect. zu behalten.

    Ich darf mitfühlen, darf auch (wenn jemand Hilfe wünscht) ihm Ansätze auf den Weg geben, durchstarten muss mein Mitmensch dann selber.

    Ich kann dem anderen ein geschlechtsneutraler, menschlicher Freund sein ohne die liebende, überfürsorgliche Mutter zu sein, die das Kind nicht von der Hand lässt.

    Lieben Gruß von Dagmar

  • glück auf Frozen Tears

    Zitat von Frozen Tears

    Es gibt ja das althergebrachte Bild der Frau, die bedingungslos liebt, sich für ihre Kinder und ihren Mann bis zum geht nicht mehr aufopfert. Die Frau/ Mutter, die immer für einen da ist, alles verzeiht, bis dass der Tod sie scheidet.. Die Mutter, die alles für ihre Kinder tut... Ich denke, diese Art von Erziehung, dass man durch derartiges Denken seine Liebe beweist trägt schon ganz schön zu Coabhängkeit bei. Denkt ihr auch, dass diese Art von "Frauenrolle" coabhängkeit fördert?

    ja dieses bild / diese rolle fördert die co-abhängigkeit - genau so wie der "auftrag?": "bis das der tot euch scheidet" + auch die "Bild der Frau" fördert die co-abhängigkeit

    ich frag mich: kann ich was dagegen tun?

    schöne zeit

    :D
    matthias

    trocken seit 25.4.1987 - glücklich liiert - 7 Kinder - 17 Enkel

  • Zitat

    ich frag mich: kann ich was dagegen tun?

    Klar... wenn ich bei mir anfange und das Bild der Realität anpasse :) und nicht andersrum mich dem Bild ;-)..

    Anfangen muss ich bei mir, denn wenn ich mich ändern kann... ist das schon `ne Menge.

    Wisst ihr eigentlich, dass die größen Frauenzeitschriften und das Bild wie eine Frau zu sein hat, von Frauen gemacht wird? Da fängt es doch schon an :roll:

    Das Bild mag eine Co-Abhängigkeit fördern. Doch ich darf doch auch raustreten !!!

    Liebe Grüße
    Maria

  • Hallo Frozen Tears,

    ja, ich denke schon, dass Frauen durch Erziehung und das Bild der Frauen, das so gern in der Gesellschaft gezeigt wird, leichter in eine Co-Abhängigkeit geraten als Männer.

    Frauen werden, auch heute noch, erzogen, dass sie die Sorgenden, die Behütenden, die Verständnisvollen sind. Guck dich um in den Ehrenämtern, in den Schulen, in den Kommunen und in den Kirchengemeinden. Helfen, beistehen, für Andere da sein, erzieherische Berufe von kleinen Kindern, Grundschulen – überall wirst du mehr Frauen als Männer finden, die hier tätig sind.

    Eigenständige, eigenwillige Frauen sind nach wie von nicht sehr angesehen in unserer Gesellschaft. Die würden womöglich ihre eigenen Grenzen viel mehr ziehen, als die treusorgenden. Und sie wären sicherlich nicht so leicht in eine Co-Abhängigkeit zu verstrickt.

    Die Übergänge sind fließend, je nach dem mit welchen Menschen eine Frau zu tun hat. Bei mir war es immer so, dass ich die Verantwortliche war. Als große Schwester, als Mutter, als Ehefrau, die den Haushalt und das Zusammenleben organisierte. Ich bin so aufgewachsen und erzogen worden, dass mein eigener Wille hinten anzustehen hat. Vernünftig sein, anständig sein und fürsorglich, das waren die Schlagworte, die mein Leben prägten. Dafür zu sorgen, dass es den Menschen in meinem Umfeld gut geht. Nicht mein eigenes Wohlergehen durfte im Mittelpunkt stehen.

    Und wenn ich mir angucke, in welchem Alter hier die Frauen sind, die schreiben, dann denke ich, dass dies nicht nur ein Problem meiner Generation ist. Hier wird schon ein Frauenbild vererbt. Und es ist richtig, in erster Linier erziehen Frauen. Also ihr jungen Mütter, ihr könnt es ändern. Fangt an, euch selbst in den Mittelpunkt eueres Lebens zu stellen. Nur wenn sich jeder Einzelne ändert, kann sich auch das Ganze ändern.

    Wenn ich hier lese, denke ich oft, es ändert sich nichts! Die Männer, die Verwandten, die Kinder, die Nachbarn – alle sind wichtiger als die einzelne Frau. Romantische Ergüsse, Sehnsucht und das Gefühl der Leere, wenn der Mann weg ist. - Und täglich grüßt das Murmeltier......

    LG
    Ette

    Im Schmerz von gestern liegt die Kraft von heute.
    ("Handbuch des Kriegers des Lichts" v. P.Coelho)

  • Das heimtückische an der Tatsache ist doch eigentlich, dass man sich ganz normal fühlt, also nicht krank. Ich habe meine Mutter jahrelang leiden sehen und mich immer wieder gefragt, warum sie nichts dagegen macht.
    Jetzt ist mir so die Idee gekommen, dass sie wohl dachte, es müßte so sein, da müsse man durch, das gehört dazu und am Ende bekommt sie vielleicht noch ein Mütterverdienstkreuz dazu.
    Und noch heute bekomme ich eine Gänsehaut, wenn ich Sprüche höre, wie Leute es empfinden, was eine gute Frau ist. schon alleine, wenn man hört: Ja, mein Vater ist wieder so streng gewesen, aber meine Mutter. "Ihr wißt ja, ist halt meine Mutter"....Da wird dann schon vorausgesetzt , dass andere auch so denken. Männer können klare Grenzen ziehen, wenn ihnen etwas nicht paßt. Wie oft hört man die drochung: warte erst bis der Papa kommt. Oder bei Familien, wo die (angeblich verhaltensgestörten) Kinder nicht auf die Mutter hören: Komisch, beim Vater verhalten sie sich ganz anders.

    Es stimmt. Kinder werden überwiegend von Frauen erzogen. Und Coabhängige Mütter erziehen sich auch coabhängige Töchter.
    So ist es auch nicht verwunderlich, dass in Frauenzeitschriften die Frauen selber dieses Bild der Frau erschaffen. Männer unterstützen es weitgehendst, da es ihnen ja auch 'dient'. Ich finde, dass sich diese Verhaltensstruktur eigentlich nicht nur in der Beziehung Alkoholabhängig/ coabhängig wiederspiegelt.
    Genauso wird es ja gesellschaftlich gefördert, dass ein Mann trinkt.
    Frauen trinken zwar auch 'mal ein Gläschen Sekt' oder ein 'schönes Glas Wein zum Essen'. Aber Männer sind 'echte Kerle', wenn sie einen halben auf Ex trinken können usw.
    Mich wundert es gerade mal garnicht, dass wenn jeder so seine Rolle erfüllt und der Mann zu oft und zu viel auf Ex getrunken hat und in eine Abhängigkeit gerutscht ist sich überhaupt als 'krank' empfindet.
    Selbst als ich das Tag ein Tag aus über Jahre mitmachen haben müssen dachte ich eher an "Übertreibung". Niemals kam mir der Gedanke, dass die Eltern vielleicht ohne Hilfe da von selber nicht mehr rauskönnen. Ich war auch der Überzeugung, dass mein Vater einfach weniger trinken müsse und dann wird alles schon wieder. Wie sollte man es auch wissen? Internet gabs noch nciht und Beratungsstellen nur in großen Städten vielleicht. Obendrein war es dann wieder ein Tabu dort hinzugehen. Probleme hatten ja nur die , die ganz unten waren, denen dann auch noch nachgesagt wurde, dass sie ja eh nicht ganz klar im Kopf sind. In meiner Gegend gab es sehr viele Alkoholiker. Viele starben nach und nach. Dann hat sich eben wieder einer tot gesoffen. andere, die kurz davor waren und eigenartige Dinge taten wie zum Beispiel den ganzen Tag mit dem Radio auf der Schulter rumliefen wurden als 'verrückt' eingestuft. Wobei man nie erwähnt wurde, dass diese Verrücktheit vom Alkoholkonsum kam.
    Frauen meckerten zwar herum an ihren Männern, wenn es ihnnen zu viel wurde. Aber einen Frau, die sich trennte war derzeit irgendwie immer noch "unehrenhaft". Ich glaube, dass es zu der Zeit auch noch schwieriger war dann einen neuen Mann zu finden, besonders wenn man auch schon mehrere Kinder hatte. Und die Frauen fürchteten dann, dass sie ein Leben lang alleine verbringen müßten und niemand sie versorgte. Es galt ja auch immer noch die Schuldfrage bei einer Trennung.
    Heutzutage hat sich zumindest was die Versorgung der Frau angeht ja schon einiges geändert. Aber die Tatsache, dass die meisten Frauen sich hier anmelden in dem Glauben, dass sie für ihre Partner Hilfe suchen zeigt doch eigentlich, dass allgemein ein großes Informationsdefizit besteht, dass Alkoholismus eine Krankheit, eine Sucht ist und dass es auch Coabhängigkeit gibt. jeder hört von Krebs, Schweinegrippe, HIV...
    Warum sind wir alle so schlecht über die Sucht, ganz besonders über die Coabhängigkeit informiert?
    Liegt es daran, weil unsere Gesellschaft Coabhängigkeit im Grunde eigentlich immer noch fördert?
    Aussteigen aus der Coabhängigkeit hat auch irgendwie etwas mit Emanzipation zu tun. Viele Männer suche sich dann auch gerne wieder Frauen, die nicht so emanzipiert sind, gerade damit sie tun und alles können was sie wollen.
    Ich glaube das erklärt auch, dass viele Beziehungen neben der so hochgepriesenen Liebe auch sehr viel mit Machtkonstellation, Rollenverhalten, eben diesen erwähnten Abhängigkeiten zu tun hat. Kein wunder,d ass dann das Kartenhaus sehr schnell zusammenbricht, wenn Frau aus dieser Rolle aussteigt - was dann eben wohl oftmals bedeutet, dass die Beziehung dann auch nicht mehr funktioniert. Also nicht nur abhängig vom Alkoholkonsum oder nicht.

  • Hallo,

    hab ja selbst jetzt zwei kleine Kinder und weiß überhaupt nicht, wie ich die versorgen soll, ohne mich selbst radikal zurückzustellen.

    Sicher, überall steht jetzt, die Mutter soll sich doch auch mal was gönnen...
    Na ja, mach das mal als Alleinerziehende. Schwierig.

    Sicher - das Bild der Frau spielt ne große Rolle. Ich hab auch bei meiner Trennung auch mal zu hören bekommen, ich sei ja eine Frau, die sich durchsetzen kann (Und das war, glaub ich, nicht nur positiv gemeint.) Einer Frau wird automatisch mehr zugemutet, was Anpassung/Fürsorge usw. angeht, ist mein Eindruck. Sich dagegen zu stemmen, erfordert ne Menge Mut.

    Aber ich denke, Frauen haben einfach die stärkere sozial-empathische Ader und sind auch deshalb anfälliger für Co-Abhängigkeit. Ich glaub, das ist echt auch in den Genen.

    Doro

  • Ich bin mir sicher, dass das Frauenbild eine sehr große Rolle spielt.
    Ich selbst habe als Kind eingeimpft bekommen, dass Männer nun mal so sind.
    Mein Vater trinkt nicht, legt aber im Prinzip das Verhalten eines nassen Alkoholikers an den Tag.
    Die Parallelen zu meinem Ex sind verblüffend.
    Dass das so ist, merke ich erst, seit ich weiß, was Co-Abhängigkeit ist.
    Und es erklärt mir auch, weshalb ich Co bin, zumindest teilweise.

  • Hi Frozen Tears,

    die Suche nach Rechtfertigung für die Unfähigkeit sein Leben zu meistern ist unergründlich. Die, die gesund bleiben, nicht coabhängig werden, das sind dann wohl alles Männer.

    In Opferhaltung in der Cosülze suhlen und nach Rechtfertigungen suchen, hat mich lange und intensiv beschäftigt und zumindest immer wieder zum Tiefpunkt gebracht.

    LG Kaltblut

    Sie standen dar und fragten sich warum und nur einer meinte: warum nicht.

  • Hallo Kaltblut,

    Danke für Deinen Beitrag.
    Ich konnte und kann mich auch nicht mit diesem althergebrachten Bild der Frau identifizieren.
    Ich war schon immer der "Macher" der Familie, hatte die Zügel in der Hand, das wiederum hat Meinem erst ermöglicht seine/meine Alk-Karriere zu starten, wurde ja alles geregelt.

    Zitat

    In Opferhaltung in der Cosülze suhlen und nach Rechtfertigungen suchen, hat mich lange und intensiv beschäftigt und zumindest immer wieder zum Tiefpunkt gebracht


    Ich fühle mich zwar nicht, wie in der Opferrolle, suche aber auch immer noch nach Rechtfertigungen :oops: und das lässt auch mich immer wieder auf der Stelle rumeiern.
    Wenn nicht das Bild von der Frau - was kommt dann ?
    missverstandenes Kind, fehlendes Selbstbewusstsein, falsche Erziehung,...
    das können wir ausarbeiten bis zum geht-nicht-mehr,
    aber dann blicken wir immer nur nach hinten und nicht nach vorn.
    Das eigene Tun reflektieren - ja, sich da festbeissen - nein.

    Dabei analysieren wir doch zu gern :x

    Gruß,
    nici

  • hi all,

    wie jetzt, das frauenbild? nun, jede von euch hat es mit zunehmendem erwachsenwerden selbst in der hand, dem kleinen helferlein zu entsprechen oder eben ein eigenstaendiges leben zu leben.

    frauen haben heute alle chancen dieser welt, beginnend mit der ernaehrung (nein, bei uns werden maedchen nicht verhungern gelassen), der schulbildung (jedes maedchen hat die gleichen rechte des schulbesuchs) und die berufswahl (auch die ist frei). also kein grund, sich selbst von einem partner abhaengig zu machen oder zu bleiben.

    in unserer westlichen gesellschaft ist auch das sexualleben selbst bestimmt, genauso wie die partnerwahl. also auch kein grund, unselbstaendig in eine partnerschaft zu fluechten oder in einer zu verharren.

    das leben bei den menschen, die uns praegen und erziehen (= unsere eltern) beschraenkt sich auf die ersten ca. 20 lebensjahre - danach haben wir laut statistik noch mal 60 jahre und mehr vor uns. das ist unsere zeit, in der wir unser leben zimmern. wir muessen das nicht so tun, wie es anderen gefaellt, sondern wir duerfen es so tun, wie wir es wollen.

    es liegt also wieder mal an uns, welches bild wir von uns nach aussen transportieren wollen. "die gesellschaft" dafuer verantwortlich halten zu wollen greift mir entschieden zu kurz.

    ich faende es erheblich ehrlicher, wenn so mancher "beziehungssuechtige" sich eingestehen wuerde, dass es fuer ihn/sie einfach erheblich bequemer ist, in einer kranken beziehung zu verharren, als die verantwortung fuer das eigene handeln zu uebernehmen.

    ich gehe bewusst provokativ noch weiter und behaupte aus eigener erfahrung mit sehr vielen angehoerigen, dass die meisten "co-abhaengigen" schlicht und einfach beziehungsgestoert sind, und der "ausloeser" alkohol halt zufaellig bei ihnen "passt". es koennte jedoch auch jedes andere defizit aein, dem sie sich aufopfernd hinterherwerfen und darin suhlen.

    der rest, also das scheinbare reflektieren, dient ja auch in vielen faellen nur wieder der befriedigung des eigenen selbstmitleids: "seht her, wie ich mich quaele, um aus der schrecklichen situation herauszukommen. es gelingt mir nur nicht".

    ich gestehe, dass ich hier ein absichtlich duesteres bild zeichne, bei dem ich dem einen oder anderen unrecht zufuege. aber die grosse masse, die trifft es jedoch zu recht.
    aus diesem blickwinkel haelt sich mein mitgefuehl (manche sagen empathie dazu) in sehr engen grenzen und ich stelle jedem hier die frage, warum er/sie die eigenverantwortlichkeit, die er/sie vom alkoholiker einfordert, nicht zu aller erst sich selbst und seinen kindern angedeihen laesst.

    weil es bequem(er) ist, zu jammern, als seinen hintern zu bewegen? weil ein kilo mitleid besser ist, als gar keine aufmerksamkeit? weil co-abhaengig einfach "besser klingt", als unwillig, fuer sich selbst verantwortung zu uebernehmen? Weil ... ? die liste koennte lang werden!

    auch wenn es jetzt dann mecker gibt:

    sehr befremdliche gruesse,
    MrHardcore

  • Hallo

    ich sehe es auch als Rechtfertigung da irgendetwas ja daran schuld sein muss. Wo fange ich an und wo höre ich auf war meine Eingangsfrage . Ette hatte mal 2009 eine interessanten Thread eröffnet . Vielleicht findet sich der eine oder der andere da wieder.

    https://beispiel.rocks/beispiel.rocks…pic15367-0.html

    Gruß Hartmut

    Gruß Hartmut

    ------------------

    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Hallo,

    also ich sehe es nicht so, dass wir unser Leben nicht in die Reihe bekommen.
    Viele von uns managen ja das gesammte Leben, weil der Alkoholiker in vielen Fällen nicht mehr in der Lage dazu ist.

    Ich denke, es ist eine gewisse Abhängigkeit von dem Partner...warum auch immer?

    Erst dann, wenn wir das erkennen, erst dann können wir an uns selber anfangen zu arbeiten und UNSER Leben anfangen zu leben.

    Außerdem suche ich nach keiner Schuld...denn Schuld gibt es für mich nicht.
    Man ist halt über Jahre in einem Kreislauf geraten aus denen man sich selber wieder heraus holen muss.

    So, und nun gehe ich mal zu den angegebenen Traid

    LG Monty

    Wenn man seine Ruhe nicht in sich findet, ist es zwecklos, sie anderswo zu suchen

  • Hallo,

    nachdem ich mich endlich von meinem Ex trennen konnte, begann ich darüber nachzudenken, was mich 26 Jahre langt festgehalten hat in dieser Beziehung. Ich wollte nicht wissen, wer ist daran Schuld, das ist eine müßige Angelegenheit, die Schuld zu suchen. Ich wollte es wissen, um mich ändern zu können, um Strukturen erkennen zu können, um in Zukunft gewappnet sein zu können.

    Dabei kam ich darauf - also in meinem Fall! - es war so...

    Alkohol war immer präsent in meiner Familie. Es war "normal", auf Festen zu saufen bis zum Umfallen. Ich hatte viele Onkels und auch Tanten, die Alkoholiker waren, bzw. co-abhängig.

    Da wurde mir schon ein Bild vermittelt, von klein an. Die Mutter/Frau sorgt für die Familie, hält alles zusammen. Hat auch das Sagen in vielen Sachen. Selbst hat sie wenig Anspruch auf eigenes Leben, eigene Bedürfnisse. Also was sie sagt und macht hat immer nur was mit dem Wohlbefinden der Familie zu tun. Und sie ist verantwortlich für die allgemeine Harmonie. Und sie hält zu ihrem Mann, koste es, was es wolle! Familie ist wichtig! Harmonie ist wichtig! Zähne zusammenbeißen ist wichtig! Wenn du so bist, bist du eine gute Frau. Das jetzt mal grob gesagt. Und echt, wenn ich an die Schulbücher denke, die ich hatte, damals...da wurde genau auch dieses Bild vermittelt.

    Ein großes Thema für mich ist der Selbstwert. Meine Eltern kommen aus kleinen Verhältnissen. Vor allem meine Mutter fühlte sich immer minderwertig. Das hat sie übertragen, so wurden wir erzogen. Immer schön brav sein. Nicht aufmüpfig sein. Als letzter vom Kuchen nehmen, und nie mehr als ein Stück! Zurückstecken, wenn andere dich ärgern, lass sie sein, der Klügere gibt nach. Nicht einstehen etwa, für die eigenen Rechte, Bedürfnisse, denn dann fällst du negativ auf und keiner mag dich. Und die Mutter steht im schlechten Licht da, weil sie uns nicht anständig erzogen hat. Immer zurückhaltend sein. Den Mund halten. Nicht auffallen, es könnte negativ sein. Immer freundlich sein, "ja" sagen! So mal grob gesagt.

    Eine Familie ist wichtig, also schnell einen Mann angeln und heiraten und Kinder kriegen. Und dann Hausfrau sein! Wie war ich glücklich, als ich Exmänne fand und er mich heiraten wollte! Da wollte mich tatsächlich jemand haben! Dafür habe ich alles gemacht. Meinen Ehering, den trug ich wie eine Auszeichnung!

    Meine Mutter hat mir oft gesagt, "ich habe nie verstanden, dass du Abi gemacht hast, als Frau brauchst du doch sowas garnicht...und dann noch die Ausbildung als Bankerin, wozu, wo du doch eh zuhause bist..." . Ich habe mich gewehrt, es versucht, anders zu sein. Bis zu einem gewissen Grad ging das, aber dann wieder nicht. Zu tief waren die Dinge verwurzelt in mir. Machte ich was "gegen den Strom", wurde ich belächelt in meiner Familie, ausgelacht, klein gemacht, als Spinnerin betitelt.

    Funktionierte ich wie das gewohnte Bild, wurde ich darin bestärkt, unterstützt. Ich fühlte mich dann akzeptiert, geliebt, verstanden.

    Dasselbe wurde mir auch von meiner angeheirateten Sippe vermittelt, natürlich von meinem Exmann, teilweise von meinem Umfeld, von Freunden, Bekannten.

    Da auszubrechen, das war sehr, sehr schwer! Ich war programmiert auf aushalten, Harmonie, Familie. Ich hatte Ängste, sehr viele Ängste. Die haben mich lahm gelegt. Mein Exmann konnte diese Ängste gut schüren!

    Als ich wieder anfing zu arbeiten, da habe ich mich nur getraut, Teilzeit zu machen. Ich hatte doch noch die Familie. Ich war zuständig für alles, der Mann verdiente schließlich das dicke Geld, da konnte ich doch nicht verlangen, dass er im Haushalt noch was tat! Er hat sich erfolgreich dagegen gewehrt, das zu tun. Ich hatte ein schlechtes Gewissen, arbeiten zu gehen, anfänglich, weil ich dachte, ich nehme meiner Familie Zeit weg damit. Und der Haushalt könnte weniger perfekt sein.

    Somit war ich finanziell ganz schön eingeschränkt. Was mich mein Ex auch spüren ließ! Die ganze Arbeit mit den Kindern, dem Haushalt, wer erkannte das schon an? Dafür gibt es nichts bezahlt, deshalb ist es nichts wert, so ist das wohl in den Köpfen vieler Menschen! Hausfrau, kicher, biste nur Hausfrau, ach, wie schön bequem für dich, kannste quatschen den ganzen Tag, stricken, Kaffee trinken, auf der Couch liegen... :evil: Werde gerade wütend, wie klein mich das hat werden lassen! Wie viel mich das an Wert gekostet hat! Wie wenig ich in der Lage war, was daran zu ändern, weil ich in den alten Strukturen festhing. Ach, bin schon nicht mehr wütend, gerade. Ist so.

    Ich ging dann arbeiten, Teilzeit, da konnte ich auch bald die Stunden erhöhen. Ein wenig. Immerhin.

    Dann wurde ich immer unzufriedener, immer kleiner. Exmänne trank immer mehr. Die Kinder wuchsen heran und brauchten mich nicht mehr dauernd. Ich war unzufrieden, weil ich es nicht schaffte, zu viel Angst hatte, da auszubrechen. Und ich fühlte mich verantwortlich, für Exmännes Gefühle, Bedürfnisse, ich konnte ihm doch nicht weh tun. Verantwortung, die hatte ich meines Empfindens nach eben für alles. Das war doch meine Aufgabe... :roll: . Aufgabe ist gut, sehr zweideutig, dieser Begriff, in diesem Fall...

    Viele Faktoren waren da. Ängste, Zwänge, Bequemlichkeit, ja, auch das. Natürlich. Es ist schon bequem, im warmen Nest zu sitzen. Das gebe ich zu! Aber welchen Preis habe ich dafür bezahlt. Auch das wusste ich. Und in mir drinnen war ich zerrissen deshalb. Ich fühlte mich ausgenutzt, überlastet, andererseits war ich nicht fähig, was zu ändern. Denn so, wie ich lebte, war es ok für mein Umfeld und ich erhielt Bestätigung. Das war Balsam für mein geringes Selbstbewusstsein.

    Als ich mich trennte, hörte ich von ringsum (selbst von der Kollegin), nun sei mal nicht so, lass dir Zeit, aber geh zurück. Trennung, weia. Scheidung, weia. Da nimmst du noch deinen Ex aus, finanziell :shock: . Der arme, und immer diese bösen Frauen, die meinen, sich verwirklichen zu müssen. So in etwa. Meine Mutter konnte es garnicht verstehen, anfänglich, es hat sehr lange gedauert. Eine Frau ist doch nur was mit einem Mann. Du gehst kaputt, finanziell. Liebe gibt es nur einmal im Leben, da musst du dran festhalten. Was sollen die Leute denken. Was wird mit deiner Rente, hast doch nicht lange voll gearbeitet... Usw...

    Diese Trennung, dieser Schritt, das hat mich lange Vorbereitung gekostet. Es zu denken, dann immer intensiver zu denken, dann umzusetzen. Und danach hatte ich noch massig mit Schuldgefühlen zu tun!

    So sieht's mal aus, bei mir. Ich kann ja nur aus meiner Sicht schreiben, wie ich es sehe. Warum ich so lange dieses Co-Verhältnis leben konnte. Es ist nicht leicht, da auszubrechen. Und meiner Meinung nach hat es sehr viel mit dem Bild der Frau in unserer Gesellschaft zu tun! Dieses Bild ist ja immernoch nicht sooooooo viel anders, als vor 30 Jahren. Das ist meine persönliche Meinung! Ich habe versucht, meine Kinder, meine Tochter, anders zu erziehen. Sie ist anders geworden, so völlig, als ich es war. Das ist ein sehr schönes Gefühl für mich.

    Es hat was mit Prägungen zu tun. Mit Erziehung, mit Weltbild. Und es gibt nun mal sehr viel weniger Männer als Frauen, die in diesen co-abhängigen Beziehungen verharren. So empfinde ich es zumindest, so erlebe ich es.

    Ich empfinde mich nicht als schlechter oder auch nicht als krank, weil ich so lange so gelebt habe. Und auch nicht schuldig, niemand hat da Schuld. Es war für mich einfach auch lange Zeit in Ordnung so. Als es das nicht mehr war, war ich zum Glück irgendwann in der Lage, zu erkennen und zu verändern. Ich weiß aber auch, wie schwer es ist und wie viel Änderungen da im Kopf passieren müssen.

    Ich weiß auch, dass es nur geht, wenn ich bereit dazu bin, mich zu verändern, hinzusehen, nicht stehen zu bleiben und zu jammern.

    Nun habe ich mich massig ausgelassen hier :roll: .

    Aurora

    Willst du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten.


    chinesische Weisheit

  • Hallo,

    also ich weiß nicht ob das an dem Frauenbild liegt, was wir vermittelt bekommen. Meine Mama ist eigentlich eher so der: Lass Dir nix gefallen Typ und meine Eltern leben in einer gleichberechtigten Beziehung.

    Aber meine Ommas sind da ganz schlimm, die versuchen bis heute immer noch alles was nicht ins Bild passt zu vertuschen, hauptsache der Schein trügt und man hat eine "intakte" Familie. Bei der einen hat der Mann gesoffen und bei der anderen war der andere Sohn alkoholabhänig und die beiden Frauen haben für diese Männer trotzdem alles gemacht und reden bis heute kein schlechtes Wort über sie.

    Sind eigentlich eher mehr Frauen als Männer Co-Abhänig??

    LG empty

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