Hanseat - Moin aus Hamburg

  • Nö, ich hab am Samstagabend die Notbremse gezogen und eine Rundmail geschrieben. Dafür ist heute die Kacke am Dampfen. ;) Naja, alles kein Weltuntergang, ich war fleißig und hab sauber kommuniziert, also, mir macht niemand einen Vorwurf.

    Aber es war schon wichtig, daß ich mir nicht zuviel auflade. Heute heißt das Zeug wohl "Achtsamkeit", aber ich achte sehr darauf, daß ich mich nicht übermäßigem Streß aussetze, dann das ist natürlich ein Risikofaktor. Früher, wenn die Dinge sich häuften und wie ein Berg vor mir lagen, habe ich mich gerne mit meinen Freunden Johnny Walker oder Jack Daniels aus der Affäre gezogen -- mit dem Ergebnis natürlich, daß der Problemberg noch größer wurde.

  • Genau richtig. Wenn Du - wie damals - getrunken hättest, wäre der Problemberg noch größer geworden.

    Anders herum bedeutet es nicht, "nur" weil wir nichts mehr trinken, dass wir zu Superhelden werden (auch wenn manche nahe dran sind :mrgreen: ) die alles meistern können. Was zu viel ist, ist zu viel. Von daher ist es auch richtig, da achtsam zu sein.

    LG Cadda

  • Ich mache mir gerade ein paar Gedanken über den Vorstellungsbereich und über die Nudeltante.

    Erstmal zum Vorstellungsbereich: Vermutlich schlagen da auch mal Leute auf, die gerade betrunken sind und es nach außen etwas an Ernsthaftigkeit mangeln lassen. Ich weiß jetzt den Namen des Teilnehmers gar nicht mehr, aber dem wurde vor ein paar die Tür vor der Nase zugeschlagen, was er dann noch mit einem traurigen Smiley quittieren konnte, ansonsten konnte er sich wohl nicht mehr äußern. Sollten wir da im Vorstellungsbereich nicht vielleicht etwas toleranter sein? Auch wer gerade noch trinkt, hat ein Recht auf Hilfe.

    Dann die Nudeltante. Ich mache niemandem einen persönlichen Vorwurf, aber sie tut mir leid. Sie hat sich in ihrer Verzweiflung hier angemeldet und findet keinen Ausweg aus ihrer Tretmühle, was ja wohl eine Situation ist, die jeder Co kennt, und nun fühlt sie sich hier im Forum nicht mehr willkommen. Hätten wir das nicht vielleicht vermeiden können, sogar sollen?

  • Hallo Hanseat,

    ja, das sind teils schwierige Situationen.

    Ich verstehe, was du meinst.

    LG, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Hallo Hanseat,

    ich verstehe auch, was du meinst.

    Bei den Angehörigen-Themen lese ich zwar mit, halte mich aber eher raus. Nur, wenn z.B. noch keine Antwort da ist, heiße ich die Schreiber willkommen oder ich schreibe, wenn es konkret Fragen an die Alkoholiker gibt. Daher kann ich auch nicht so beurteilen, welche Hilfe dort am Besten ist und wie diese formuliert wird.

    Bei den Abhängigen ist die Frage, wann ein Austausch noch sinnvoll ist. Einige sind überhaupt nicht empfänglich für Hinweise, Ratschläge, Hilfsangebote oder für Rückfragen offen. Wie soll da eine sinnvolle Kommunikation zustande kommen? Soweit ich das gesehen habe, wird den Schreibern gesagt, dass sie jederzeit wiederkommen können, wenn sie Hilfe annehmen möchten. Die Tür ist also nicht ganz verschlossen und mitlesen kann man auch ohne sich angemeldet zu haben. Ich vertrau auch darauf, dass die Moderatoren gut abschätzen können, wann ein Thema geschlossen werden sollte. Wir sind ja eine Selbsthilfegruppe und wenn keine Hilfe ankommt…Schwierig.

    Viele Grüße

    Seeblick

  • Ich weiß jetzt den Namen des Teilnehmers gar nicht mehr, aber dem wurde vor ein paar die Tür vor der Nase zugeschlagen, was er dann noch mit einem traurigen Smiley quittieren konnte, ansonsten konnte er sich wohl nicht mehr äußern.

    es ist ok wenn du dir Gedanken machst.

    Wir handeln immer aus unseren jahrelangen Erfahrungen heraus. Es wird auch keinem die Tür zugeschlagen, immer nur ein zeitweises Abschließen. Was der User auch per PN mitgeteilt bekommt . Jeder kann sich wieder melden, wenn er bereit ist sich ernsthaft auszutauschen.

    Sollten wir da im Vorstellungsbereich nicht vielleicht etwas toleranter sein?

    Nein.

    Wenn Toleranz, nur da, wo auch erkennbar ist, das aus Absichtserklärungen eventuell Handlungen folgen werden. Nun wollen wir hier auch nicht jedem davon überzeugen oder etwas überstülpen. Wir wollen hier keine Stammtischgespräche oder uns mit betrunkenen User unterhalten. Wenn ich mich hier besoffen anmelde, ist es nichts anderes als das üblichen Wehklagen, was jedem nassen Alkoholiker bekannt ist.

    Hätten wir das nicht vielleicht vermeiden können, sogar sollen?

    Wer ist wir? Wo fängt das Verständnis an und wo hört das Leid was von dem CO oder Alkoholiker verursacht wird auf? Es dreht sich ja nicht nur um den CO oder den Alkoholiker. Es sind unmittelbar andere Menschen davon betroffen. Kinder, Familie und viele mehr.

    Ich hatte jegliches Verständnis für mein Vorgehen in der Abhängigkeit dazu benutzt, um weiter zu saufen. Solange ich Schulterklopfer gesucht hatte, musste ich ja nichts verändern. Und Schulterklopfer bekam ich auch nur in den Kreisen die nicht bereit waren das Ausmaß zu erkennen.

    Gruß Hartmut

    ------------------

    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Hallo,

    ich kann die Denkanstöße von Hanseat aus menschlicher Sicht gut nachvollziehen.

    Ganz gleich ob im Forum für Angehörige oder Alkoholerkrankte, man möchte jedem seine Hilfe und Erfahrungen anbieten und hofft natürlich auf eine dementsprechende positive Resonanz von den Betroffenen.

    Nur, es gibt bei allem Verständnis auch Grenzen......

    Genau, wie in einer Selbsthilfegruppe im realen Leben, sollte eine Online-Selbsthilfegruppe ebenfalls klare Regeln aufzeigen, um ein gemeinsames Miteinander respektvoll möglich zu machen.

    In der Selbsthilfegruppe meines Mannes darf z.B. kein Mitglied betrunken erscheinen....das ist ein absolutes No Go!......würde sofort mit Ausschluss bestraft werden.

    Weshalb sollte hier im Forum dann ein Gespräch mit einem vermeindlich betrunkenen Menschen geführt werden?

    Was ergibt das für einen Sinn, wenn der oder diejenige nicht klar bei Verstand ist ?

    Für mich keinen.....da vertraue ich ganz auf die Intention der Moderatoren und kann es verstehen, wenn der Chat geschlossen wird.

    In einem nüchternen Zustand würde keinem User oder keiner Userin das Forum verwehrt werden.

    Im Angehörigenforum ist es jedem individuell überlassen, was von den Hilfestellungen der User übernommen werden möchte.

    Klare Worte, auch wenn diese auf den ersten Blick zuerst einmal hart erscheinen mögen, sind aus meiner Sicht oft am hilfreichsten, um die eigene schwierige Situation besser verstehen zu lernen, neu zu überdenken, Denkanstöße aufzunehmen und gesunde Verhaltensmuster entwickeln zu können.

    Aus diesem Grund meldete ich mich u.a. auch hier an......oft befindet sich der oder die Betroffene in einer Sackgasse mit Tunnelblick oder benötigt noch emotionale Unterstützung für den letzten Entscheidungsschritt.

    Da können deutliche Worte ein Segen sein und wenn nicht, dann bleibt eben alles beim alten "Weiterleiden".....es liegt in den Händen jedes einzelnen, seinen Weg aus dem Suchtsystem selbstkritisch zu finden.

    Klar musste auch ich schon einmal bei dem einen oder anderen geschriebenen Text schlucken, aber letztendlich sind sie alle wohlgemeint, ehrlich und authentisch gedacht, sollen die Betroffenen aus ihrem Tunnelblick helfend herausführen, Augen und Ohren für ihre Problematik öffnen, zum Nachdenken anregen.

    Von den Erfahrungen und den Meinungen hier im Forum zu profitieren, sich öffnen zu dürfen, bedarf Mut, Ehrlichkeit, Toleranz für Verschiedenartigkeit und vor allem eine gehörige Portion Selbstreflexion.

    In den Selbsthilfegruppen für Angehörige im realen Leben oder in psychologischen Sitzungen wird ebenfalls oft Klartext gesprochen und nicht weichgespültes Allerlei, Kritik am eigenen Verhalten oder in der Persönlichkeit geübt.

    Diesen Herausforderungen muss man sich stellen, ansonsten gibt es keine Chance auf Fortschritt und Weiterentwicklung, kann sich den Besuch in Selbsthilfegruppen, online oder real, sparen.

    Liebe Grüße,

    Christrose

  • Hallo Hanseat,

    manchmal ergeht es mir wie dir … da müsste man doch toleranter sein …

    Doch dann, erinnere ich mich daran in welchem Forum ich mich befinde, auch fallen mir die ständigen Wiederholungen auf, Rechtfertigungsversuche – immer wieder das gleiche, alle sagen, sie wissen, was man tun müsste, doch was tun sie?

    … hoffen, nicht handeln.

    Als ausgebildeter Rettungstaucher lernt man, einen Ertrinkenden lieber absaufen zulassen, bevor man sich selbst in Gefahr begibt.

    Ein Arzt oder Rettungssanitäter muß helfen, außer der Patient will es nicht.

  • Moin Hanseat,

    heute habe ich mal in deinen Anfängen gestöbert.

    Du berichtest dort u.a. von deiner Filmsuche, in denen Alkohol Thema ist.

    Hast du den Film "Die Katze auf dem heißen Blechdach" gesehen? Mit Paul Newman und Elizabeth Taylor?

    Auch 1958, als der Film rauskam, war Alkoholismus (zumindest in den USA) schon ein wichtiges Thema.
    Es ist alles drin... Alkohol & die liebe Familie, Absturz und Neuanfang. Ich liebe diesen Film :)

    Für mich bist du übrigens schon eine kleine Ewigkeit hier. Nicht erst seit letztem Jahr.

    Herzlichen Glückwunsch zu so vielen Monaten ohne Alkohol!

    VG Peter

  • Es waren die besten neun Monate seit langem. Und auch wenn ich kein High-society-Knallerleben führe, so waren diese neun Monate doch ereignisreicher als einige Jahre davor. Wandel ist möglich, das weiß ich jetzt. Irgendwo habe ich mal gelesen: "Der Sieg über sich selbst, das ist der größte Sieg."

    Und zum erstenmal seit einer Ewigkeit habe ich das Gefühl, mein Leben nicht nur verschwendet, sondern auch gelebt zu haben.

  • Sollten wir da im Vorstellungsbereich nicht vielleicht etwas toleranter sein? Auch wer gerade noch trinkt, hat ein Recht auf Hilfe.

    Völlig korrekt, aber: auch wer gerade noch trinkt, kann sich hier jederzeit Hilfe abholen, da muss man nicht ein Wort für schreiben. Hat bei mir zumindest geklappt, denn ich habe erst lange gelesen - und mich dann angemeldet, als ich der Meinung war, die Regeln hier einhalten zu können. Eine davon ist nun mal "niemand schreibt betrunken". Und ich persönlich finde das gut so, denn das Angebot ist niederschwellig genug. Die Gefahr hier Kneipenatmosphäre aufkommen zu lassen und sei es nur ein winziges bisschen, ist meiner Meinung nach die Beiträge nicht wert, die man dadurch evenutell verpasst. Den damit verbundenen Ärger ohnehin nicht.

    Tough times don't last, tough people do

  • Hallo Hanseat,

    am Handy kann ich nicht zitieren,aber was du am Dienstag um 11.05 Uhr geschrieben hast,ist so schön.

    Mir geht es ähnlich. Die Erkenntnisse, Erlebnisse der alkoholfreien letzten Tage, habe ich sonst in Jahren vorher nicht gemacht.

    Wenn der Tag heute um ist,habe ich 100 Tage keinen Alkohol getrunken. Heute will ich den Tag und das Leben allgemein feiern.

    Gruß 🌞

  • Ihr Lieben,

    heute habe ich den absoluten Horrortermin beim Zahnarzt. Ich erspare Euch die Einzelheiten, aber das wird alles sehr unschön. Aber irgendwie schaffe ich es gerade sogar, hier das Positive zu sehen: Ich kriege endlich meinen Scheiß gebacken und schiebe nichts mehr auf die lange Bahn. Heute abend, wenn alles getan ist, werde ich stolz auf mich sein, da freue ich mich schon drauf.

    Dann wollte ich 2022 noch die Wohnung komplett neu streichen. Mal gucken, ob ich das hinbekomme, noch ist ja Zeit. ;)

    Grüße,

    H.

  • 7 Monate... :wink:

    Von daher, wenns vorbei ist erst mal die Backe kühlen und den Rest des Tages chillen.

    Lieber Gruß, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

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