• Hallo,

    Ich habe lange überlegt, ob ich mich hier anmelde, bin aber zu dem Schluss gekommen, dass es nicht schaden kann, Erfahrungsberichte anderer zu lesen, die in der gleichen Situation sind oder waren.

    Ich bin 39 Jahre alt und seit 16 Jahren verheiratet. Wir haben drei gemeinsame Kinder im Alter von 15, 4 und 1,5 Jahren.

    Trinken tut mein Mann schon ein paar Jahre. Es ist aber nicht dieses Trinken bis zur Besinnungslosigkeit, aber doch sehr viel für mein Empfinden. Er trinkt auch kein Bier oder so etwas, sondern eher sowas wie Whisky, Bourbon, Korn. Also eher schon das Hochprozentige. In der Regel ist es eine halbe bis dreiviertel Flasche, manchmal auch eine ganze pro Tag bzw. Abend, immer so nebenbei.

    Nach den zweiten, dritten Glas merkt man ihm es dann auch an. Er wird zwar nicht aggressiv, aber sein Verhalten irgendwie eklig anderen gegenüber. Überheblich, herablassend, maulig. Und oft schläft er dann vor dem Fernseher ein.

    Ich erwische mich oft dabei, wie ich abends oder auch morgens nachschaue, ob und wie viel in der betreffenden Flasche noch drin ist. Die leeren Flaschen nimmt er irgendwann dann mit und entsorgt sie.

    Hat er, wegen Schichtdienst, erst später abends Feierabend und die Läden sind noch auf, fährt er oft nur deswegen dort noch hin, um sich eine Flasche zu kaufen. Ich selbst kaufe gar nichts mehr. Nicht weil ich es ihm so gesagt habe, ich mache es einfach nicht mehr.

    Ist mal nichts Hochprozentiges im Haus oder die Flasche eben leer, macht er sich auch mal ein Bier auf, sollte welches da sein oder eine Flasche Wein.

    Er kann auch ohne. Auf Arbeit zumindest, wenn er Nachtdienste hat und ja dort auch produzieren muss. Er würde sich, derzeit jedenfalls, auch nicht angetrunken ins Auto setzen.

    Schon mehrmals hat er gesagt, dass er seinen Konsum einschränken bzw. ganz sein lassen wird. Meist hielt das aber nur ein paar Tage vor und schon stand wieder eine Flasche im Wohnzimmerschrank.

    Ich habe nichts dagegen, wenn man MAL ein Gläschen Wein trinkt oder ein Gläschen Hochprozentiges. Aber das jetzt in den letzten Jahren hat echt Überhand genommen und die Art, wie er dann mit mir oder auch den Kindern redet, ist einfach nur widerwärtig.

    Ich selbst trinke gar nichts. Schon einige Jahre nicht. Habe darauf noch nie viel gegeben, meist schmeckte es mir auch nicht besonders und mit den Kindern fände ich es auch verantwortungslos. Selbst wenn ich abends mal ein Glas Wein trinken wollen würde ginge es nicht, weil ich immer im Hinterkopf habe, was wäre, wenn mal etwas ist und man zb. mit einem der Kinder ins Krankenhaus oder zum Arzt müsste. Wir wohnen sehr ländlich und haben entsprechende Fahrtwege zu solchen Einrichtungen .

    Ich weiß nur nicht, was ich machen soll. Er selbst gesteht es sich nicht ein, ein Problem zu haben, da er ja meint, jederzeit verzichten zu können. Ich könnte ihn auch gar nicht vollendete Tatsachen stellen und zb. sageb er solle ausziehen oder mit den Kindern selber (vorübergehend) gehen. Unser Haus, was wir uns vor fast 10 Jahren gekauft haben ist noch lange nicht abbezahlt und ich verdiene nun auch nicht soviel, um Miete und anteilig Kredit zahlen zu können, noch dazu mit 3 Kindern.

    Das das keine Gründe sind mit jemanden zusammen zu bleiben weiß ich. Wäre das Trinken nicht, würde ich mir um so etwas auch gar keine Gedanken machen,da es nüchtern sonst sehr gut läuft.

    Ich mache mir eben auch um seine Gesundheit sorgen bei diesem Trinkverhalten bzw. der Menge.

    Das ist es erst einmal fürs Erste. Vielen Dank an die, die bis hier gelesen haben.

    Nele

  • Hallo Nele,

    willkommen im Forum. Ich bin Alkoholikerin und schreibe eher weniger bei den Angehörigen, möchte dir aber kurz ein paar Zeilen dalassen.

    Ob dein Mann Alkoholiker ist, lässt sich auf die Ferne nicht beurteilen, aber nach deiner Beschreibung hört es sich schon danach an. Wer täglich oder regelmäßig Alkohol braucht, um abzuschalten, erfüllt schon mal ein Kriterium der Sucht. Und nur weil man noch funktioniert und tagsüber nicht trinkt, heißt nicht, dass man nicht schon abhängig ist. Das Leugnen ist leider auch Teil des Krankheitsbildes.

    Leider scheint er sein Problem nicht zu sehen und da sind dir dann die Hände gebunden. Wenn er keine Einsicht hat und nicht aufhören möchte, wirst du nicht viel ausrichten können. Ein reduziertes oder kontrolliertes Trinken ist für Alkoholiker nicht möglich.

    Wie kannst du denn für dich die Situation erleichtern? Wenn ihr ein größeres Haus habt, kannst du dich innerhalb des Hauses räumlich von ihm trennen?

    Viele Grüße

    Seeblick

  • Eine räumliche Trennung innerhalb des Hauses ist möglich, ja. Meistens sitzt er Abends im Keller oder im Arbeitszimmer vorm Fernseher. Er geht zwischendurch dann ins Wohnzimmer um seinen Alkohol zu trinken und kommt dann wieder. Heißt, die Flasche steht nicht auf dem Tisch und wird im Minutentakt geleert.

    Das kleine Kind schläft noch nicht durch. Wenn ich dann Abends aus dem Kinderzimmer oder nachdem ich abends, noch ein wenig im Haushalt gemacht habe, zu ihn stoße und er dann im Keller oder Arbeitszimmer vor dem Fernseher eingeschlafen ist, lasse ich ihn in der Regel dort liegen und gehe dann selbst ins Bett oder beschäftige mich anderwertig in einem anderen Zimmer.

    Ist er noch wach und ekelt so rum, sage ich meist wenig bis gar nichts dazu. Eher ist es dann unser ältester Sohn, der zu den Uhrzeiten manchmal auch noch mit TV schaut bei uns, dem es dann zu doof wird und dann in seinem Zimmer verschwindet. Der auf ihn oft auch im nüchternen Zustand am nächsten Tag nicht gut zu sprechen ist, da er am Abend vorher eben wieder so angepampt wurde, wegen nichts. Ich bleibe meist nur sitzen wenn er noch wach ist, ja warum... vielleicht weil man sich den ganzen Tag über nicht gesehen hat wegen der Arbeit und das bisschen gemeinsame Zeit zusammen verbringen möchte. Das ich mir damit selbst etwas vormache, da er angetrunken eben so ein Ekel ist und man sich nicht vernünftig mit ihm unterhalten kann, weiß ich.

    Aber ich weiß ja wie er nüchtern ist und mag mich auch nicht komplett abschotten. Dann hätte man oft vielleicht eine Stunde am Tage was voneinander, da er oft das erste Glas schon trinkt, kaum das er gegen frühen Abend Zuhause ist. Ich habe dann mit den kleinen Kindern zu tun und eh die dann im Bett sind, vergeht eben auch einiges an Zeit. Zeit, in der er dann seinen Pegel eben weiter steigen lassen kann.

    Ich erwische mich auch oft dabei, wie ich unserem großen Sohn nahelege, in seinem Zimmer zu bleiben, während ich die beiden kleineren abends fertig mache, damit er eben nicht diesen verbalen Entgleisungen seines Vaters ausgesetzt ist,ohne das ich dabei bin und evtl. eingreifen könnte.

    Der Große fragt oft, warum Papa so mies drauf ist und ist auch recht sensibel, wenn man ihn wegen irgendwelcher Nichtigkeiten so angeht.

  • Das ist kein schönes Umfeld - weder für dich noch für deine Kinder. Das solltet du ihm deutlich machen. Wenn er trinken will, dann bitte in seinem Keller oder Arbeitszimmer. Dann habt ihr den Rest der Wohnung alkoholfrei.

    Du schreibst, dass ihr sonst gar keine Zeit miteinander hättet, aber fürs Trinken hat er genug Zeit. Und was willst du mit der verbliebenen Zeit mit ihm anfangen, wenn er doch betrunken ist? Da ist ja gar kein Raum für Gemeinsamkeit oder Gespräche.

    Vielleicht kannst du ja wirklich eine räumliche Abgrenzung bewirken. Ihr wohnt ja schließlich auch in dem Haus.

    Seeblick

  • Naja ich verkrieche mich dann ins Bett oder mache irgendwas im Haushalt, was liegen geblieben ist. Wäsche, die bei 5 Personen ja auch nicht wenig ist oder räume irgendetwas auf....

    Ja, durch die Arbeit haben wir nicht so sonderlich viel gemeinsame Zeit. Das war im Grunde aber schon immer so, auch, als er früher eine andere Arbeit hatte. Von den Arbeitszeiten her hat sich durch den Arbeitswechsel nicht großartig etwas geändert. Wir waren noch nie gemeinsam im Urlaub. Weder zu noch kinderlosen Zeiten oder als dann mit Kindern. Die paar Male die wir zum Beispiel Mal zusammen im Kino waren, kann ich an einer Hand abzählen. Früher sind wir hin und wieder mal essen gegangen, auch mit den Kindern zusammen. Unternehmungen mit den Kindern mache häufig nur ich. Mal ins Freibad, an den See, ins Schwimmbad, Spielplatz, auf irgendwelche Freizeithöfe usw. . Ist alles nicht so sein Ding und deswegen mache ich das dann eben.

    Und Zuhause bleibt auch das ein oder andere liegen und wird immer aufgeschoben. Irgendwas ist immer am oder im Haus zu machen, aber so richtig zu Potte kommt er schon längere Zeit nicht mehr.

  • Mich macht es eben nur so traurig, dass es überhaupt so weit gekommen ist. Er ist sonst ein liebenswerter Vater und auch Partner. Aber durch den Alkohol hat sich vieles verändert. Wir haben beide kaum weitere soziale Kontakte außer unserer Familien. Heißt, seine Eltern, meine Eltern, Geschwister.

    Das war aber schon immer so. Ich hatte noch nie einen großen Freundeskreis und wüsste aktuell auch niemanden, wen ich als beste/n Freund/ in betiteln sollte. Alles eher sporadische Kontakte über Smartphone, aber mehr häufig nicht. Und das gilt für ihn auch.

    Umso schlimmer finde ich es dann, wenn er angetrunken über meine Familie herzieht und so anfällig redet, oft auch im Beisein der Kinder, wo dann zumindest der Große immer sehr traurig ist, weil er meine Eltern, seine Großeltern nunmal liebt und nicht verstehen kann, warum man da so abfällig reden muss.

    Ich kann manches Verhalten seiner Eltern auch nicht immer nachvollziehen, denke mir dann aber meinen Teil und halt den Mund.

    Ich bin oft allein mit den Kindern nach der Arbeit, kümmere mich um ihre Belange und um nahezu alles Zuhause. Sitze oft morgens allein am Frühstückstisch mit den Kindern am Wochenende, weil er so früh noch nicht hochkommt und es eine gefühlte Ewigkeit dauert, bis er dann mal aufgestanden und angezogen ist. Dabei ist er wach und bekommt mit, dass wir auf sind und Frühstück vorbereiten usw. , schafft es aber nicht sich aufzuraffen.

    Klar gehen wir am Wochenende auch mal zusammen spazieren oder so, aber sich morgens einfach mal ins Auto setzen und irgendwohin einen Tagesausflug machen oder so, um einfach mal etwas anderes als seinen gewohnten Dunstkreis zu sehen, nein. Noch nie.

    Da sitzt man ja so lange im Auto und wohin überhaupt. Im Sommer mal an einen Strand fahren oder einen Tag im Freibad verbringen, um Gottes Willen.

    Jeder kocht so sein eigenes Süppchen und hinzu eben dieser für übermäßige allabendliche Alkoholkonsum von ihm, der ihn dann so eklig werden lässt. ☹️

  • Hallo Nele,

    herzlich Willkommen hier!

    Mit deinen Sorgen bist du nicht alleine. Ich drücke dir die Daumen, daß dir der Erfahrungsaustausch hilft dich zu sortieren, wo es für dich lang gehen könnte.

    https://alkoholiker-forum.de/bewerben/

    Bitte klicke als nächstes diesen Link an. Dann kommst du auf unser Bewerbungsformular. Einfach ausfüllen, danach können wir dich fürs Forum freischalten. Dein Thema wird dann auch gleich in den Angehörigenbereich geschoben, o.k.?

    Viele liebe Grüße, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Hallo Nele, mir fehlen noch ein bisschen die Worte um Dir hier eine Stütze zu sein, dein Text ist mir nahe gegangen. Du bist eine tolle Mutter und eine starke Frau, das kann man in deinem Text lesen! Schön dass Du hierher gefunden hast!

  • Ich frage mich oft, warum ich...warum kann nicht einfach alles mal in geregelten Bahnen laufen.

    Nicht nur privat, sondern auch generell. Ich hatte in den vergangen Jahren viel Sorgen und Ärger mit Arbeitgebern. So viele waren es bisher nicht, aber es reichte auch. Beim ersten, bei dem ich bisher am längsten war mit fast 18 Jahren, hat man gekämpft und gehofft und letztlich müsste man doch die Insolvenz anmelden und zu machen, der nächste hat mir im Grunde immer nur was vorgemacht und mich dann auf sehr unschöne Art und Weise "gehen lassen", um es mal nett zu formulieren. Und das zog sich dann auch sehr lange hin, bis das dann vom Tisch war. Zwischendurch dann die Schwangerschaften und Elternzeiten, die dadurch auch mit Sorgen belastet waren. Dann jetzt Corona, was beim aktuellen Arbeitgeber auch nicht spurlos vorbeigegangen ist.

    Dann einige Todesfälle in meiner Familie die letzten Jahre, in denen alle 4 Großelternteile nacheinander verstarben, was mir auch sehr zugesetzt hat.

    Freunde, von denen ich dachte, sie seien welche, haben mich im Grunde genommen auch nur ausgenutzt und hintergangen, was dann dazu führte, dass ich mich dahingehend auch auf niemanden mehr eingelassen habe. Bevor ich da die nächste herbe Enttäuschung erlebe, lasse ich es lieber.

    Ist mit zwei noch so kleinen auch ohnehin immer recht schwierig, Zeit zu finden Freundschaften zu pflegen. Der Aspekt, dass wir hier nun auch so ländlich wohnen und man entsprechende Fahrtwege hat, tut dann sein übriges dazu.

    Ich vermisse es aber auch nicht, da ich mit den Kindern und allem auch ausgelastet bin, auch wenn ich selbst dabei für außenstehende evtl. auf der Strecke bleibe und eben nichts mal wirklich nur für mich mache.

    Mir würde es vollkommen genügen, wenn zuhause alles in Ordnung wäre, man sich keine finanziellen Sorgen machen müsste und ein normales Familienleben führt, in dem jeder mit anpackt. Und wenn's nur Kleinigkeiten sind, wie sein benutztes Geschirr in die Spülmaschine zu stellen, statt nur obendrauf, vielleicht auch mal eine Waschmaschine anstellt oder die Sachen aus dem Trockner holt, mal kurz durchsaugt... Kleinigkeiten eben, die mich oft aufhalten und mich ärgern. Vorallem dann, wenn man dann belehrend dasteht und ansagt, wie man denn die Spülmaschine einzuräumen hat, was alles in den Trockner kann und was nicht usw. .

    Es gab Zeiten, da haben wir abends zusammen gekocht, auch mit Kind, was dann schon im Bett war. Wir haben früher unheimlich gern zusammen Filme geschaut.

    Heute schläft er oft schon, wenn ich mit dem abendlichen Programm durch bin und noch genügend Zeit dafür wäre, weil er währenddessen schon x mal am Schrank war und die halbe Flasche von was auch immer geleert hat.

    Mal abgesehen davon, dass sowas einfach nicht gesund sein kann und ich keine Lust habe, in ein paar Jahren schlimmstenfalls Witwe zu sein, wenn das so weitergeht.

  • Alex07 4. Januar 2022 um 10:25

    Hat den Titel des Themas von „Vorstellung“ zu „Nele84 Vorstellung“ geändert.
  • Es ist auch schlimm, was für Gedanken mir manchmal kommen. Die Vorstellung wie es ihnen ihn wäre. Nur die Kinder und ich, ohne Alkohol, ohne Angst vor verbalen Entgleisungen, ohne dieses beklemmende Gefühl in seiner betrunkenen Gegenwart, ohne dieses mulmiges Gefühl am frühen Abend in den Keller oder das Arbeitszimmer zu kommen, wohlwissend er schläft schon, ohne Angst, den großen, der ihm unterlegen ist, mit ihm allein zu lassen. Einfach nur wir vier in aller Ruhe für uns

    Wie schön wäre es in so manchen von solchen fast allabendlichen Situationen...

    Und dann holt mich die Realität ein. Die mir sagt, dass ich das wegen fehlender Absicherung allein gar nicht schaffen kann.

    Ich habe noch nie viel verdient, habe der Kinder wegen , bis auf eine kurze Zeit, immer Teilzeit gearbeitet (hätte in Vollzeit in den Firmen aber auch nun auch keine Reichtümer verdient), sehe unser Haus, was wir uns vor vielen Jahren kauften und allein herrichteten, sehe den Kredit dafür, der noch gut 15 Jahre von uns beiden bedient werden muss, was schon fast dreiviertel meines Gehalts ausmacht.

    Wohnung und Hälfte Kredit kann ich finanziell einfach nicht stemmen mit 3 Kindern. Selbst wenn er Unterhalt zahlen würde, was bei seinem Einkommen nun auch nicht sonst wie viel wäre. Es wäre bestenfalls ein Leben von der Hand in den Mund. In dem nichts unvorhersehbare passieren dürfte, was größere Anschaffungen nach sich zieht. Ich könnte eine Wohnung für 4 Personen nicht Mal einrichten. Könnte ja schlecht alle zusammen angeschafften Möbel usw mitnehmen.

    Und eigentlich will ich das auch gar nicht. Ich möchte, dass es wieder so wird wie früher. Gemeinsame Zeit als Familie, sich gemeinsam kümmern und sich einbringen, abends Filme schauen und vorher vielleicht zusammen was kochen, Mal wieder essen gehen und gemeinsam wie damals ja auch, eins nach dem anderen am und im Haus fertigstellen.

    Ich möchte nicht wieder zurück in eine Mietwohnung. Wir haben Platz, wir haben ein tolles Grundstück, die Kinder können sich hier frei bewegen und auch mal Besuch empfangen, ohne das man das Gefühl hat wie die Kaninchen aufeinander zu sitzen.

    Es könnte alles wieder so schön sein und ist es ja auch wenn er nüchtern ist. Aber eben zu selten und in letzter Zeit eigentlich gar nicht mehr. Kaum Zuhause, hör ich schon von weitem wie sich der Schraubverschluss der Flasche öffnet und ich könnte einfach nur losheulen. 😥

  • Liebe Nele, deine Gedanken ( Wunsch) sind nachvollziehbar...glaube mir, für jedem hier.

    Du hast aber auch die Macht darüber ( es sind ja Deine, in Deinem Kopf).

    Du hast echt die Wahl, dich zu entscheiden, ob Du im Haus bleibst, die Wege suchst es weiter zu finanzieren. Oder ihr das Haus verkauft und du deine Hälfte als Anzahlung für ein anderes nimmst..

    Oder in die Wohnung... Zwar eng, aber frei, unabhängig, mit drei Kinder, die ohne Alkohol in dem ganzen Alltag aufwachsen dürfen.

    Ich verstehe das sehr gut und möchte dir trotzdem sagen, die Wahl hast Du! Ihn wirst du nicht verändern, aber du kannst entscheiden was Du möchtest...

    nur die Option: "ich möchte dass er aufhört," die gibt's nicht.

    LG und viel Kraft wünsche ich Dir!

    Stern

  • Hallo Nele,

    als ich deine Geschichte las, wurde ich bitter an meine Kindheit erinnert: Vater Hauptverdiener, trank ähnliche Mengen wie dein Mann, anfangs, Mama Geringverdiener zwei kleine Kinder (meine Schwester und ich). Die Mama schmiss den ganzen Haushalt, incl. Kinder und damaliges Wochenendgrundstück. Klar gab es Konflikte, die Mama schützte die Familie so gut sie konnte, wenn das Geld mal nicht reichte, half die Oma aus. Wir Kinder wurden von Vatersseite wenig beachtet, oft gab es Mecker, oft hatte ich Tränen in den Augen, selbst mit 16 noch. Es war ein Nebeneinanderherleben.

    Meine Eltern ließen sich nach 24 Jahren scheiden, mein Vater lernte eine jünger Frau kennen (hielt alkoholbedingt ca. 3 Jahre). Die Mama benötigte ca. ein Jahr bis sie sich von der Trennung „erholte“ und sie sagte danach : „das war das Beste was passieren konnte, warum habe ich mich nicht früher scheiden lassen … „

  • Ich weiß das nur er was ändern kann und ich dazu nicht viel beisteuern kann. Ohne seine Einsicht und den Willen es für sich zu tun, würde alles nichts bringen.

    Ich weiß auch gar nicht mehr wie das ganze so anfing.

    In seiner früheren Arbeit hatte er immer sehr viel Stress. Das war aber schon lange bevor wir uns damals kennenlernten auch schon so. Wir zogen relativ schnell in eine gemeinsame Wohnung. Er kündigte seine 1 Raum Wohnung damals, damit wir mehr Platz hätten. Und die Heirat folgte auch recht schnell, bis dann Kind 1 geboren wurde.

    Ich war schon immer viel alleine wegen seiner Arbeit, trotzdem brachte er sich früher mehr ein.

    Das Alkohol nie Thema in seinem Leben war, so ist es nicht. Aber es war ein normaler Konsum. MAL ein Glas Wein zum Essen, MAL ein Glas Whiskey als absacker...gefühlt alle Jubeljahre Mal und du für mich absolut nicht bedenklich.

    Und dann schlichen sich irgendwann die Hochprozentigen Dinge in unser Leben, die als bald fast täglich und in immer größeren Mengen getrunken wurden. Von Genuss war und ist man da schon meilenweit entfernt.

    Ich lernte vor einigen Jahren beim Babyschwimmen ein jüngeres Pärchen kennen und schloss Freundschaft.

    Auch da war Alkohol Thema, was mir so richtig aber erst im Nachhinein klar wurde. Kaum Zuhause von der Arbeit, hatte er oft schon das erste Bier am Hals oder trank Wein in rauen Mengen.

    Irgendwann ging ihm diese Freundschaft nicht weit genug. Jedenfalls nicht, wenn er angetrunken war. Er schmiss sich regelrecht an mich und konnte ein nein meinerseits nur schwer akzeptieren. Ihm war aber nüchtern sehr wohl bewusst was er getan hat und konnte auch da ein nein nicht akzeptieren.

    Es kam soweit, dass ich den Kontakt gänzlich abbrach. Daraufhin folgten Verunglimpfungen meiner Person in aller Öffentlichkeit und auch meinem Mann wurden Storys erzählt, die erstunken und erlogen waren. Von wegen wir hätten ein Verhältnis gehabt und man hätte ja gemeinsame Zukunftspläne gehabt uvm.

    Einfach aus verletzem Stolz, weil er nur schwer mit Abweisungen umgehen konnte.

    Das alles nagte natürlich auch an meinem Mann und ich konnte reden wie ich wollte, eine gewisse Skepsis blieb und in manchen Situationen wird mir das auch vorgeworfen, auch wenn ich mir absolut nichts vorzuwerfen habe.

    Selbst wenn da etwas dran gewesen wäre, rechtfertigt es dennoch nicht sein Trinkverhalten und sein Verhalten dann uns gegenüber und da daran nichts dran ist, erst recht nicht.

    Ich könnte auf der anderen Seite ja genauso denken, da er auch viele Kolleginnen hat, mit denen er fast mehr Zeit auf Arbeit verbringt als Zuhause.

    Mache ich aber ja auch nicht, da ich ihm vertraue und es für mich keine Anhaltspunkte gibt, daran etwas zu ändern.

    Ich wüsste er würde nur für uns mit dem trinken aufhören. Sehr wahrscheinlich nur von kurzer Dauer oder es dann zumindest einschränken. Ob dann auf Dauer, weiß ich nicht.

    Bringt ja aber nichts, da er ja für sich aufhören soll und auch muss, um davon gänzlich loszukommen. Er muss sich sagen, er hat drei Kinder, von denen er auch in Zukunft auch noch was haben will bezogen auf seine Gesundheit, unser Haus, was wir uns hier gemeinsam herrichten und schön machen wollten, unsere gemeinsame Zeit als Familie, die ihm in seinen kurzen nüchternen Zuständen Zuhause ja so wichtig ist.

    Ich habe ihm immer den Rücken frei gehalten, egal worum es geht und habe dafür in all den Jahren auf meine Wünsche verzichtet. Gern hätte ich mich vor ein paar Jahren in meinem Beruf weitergebildet oder hätte nochmal etwas ganz anderes gelernt, hätte gern Kurse an der Volkshochschule besucht, auch um vielleicht einfach mal raus und unter Leute zu kommen. War alles nicht möglich mit kleinen Kindern, die ich zu den Zeiten, die ich dann am Abend fort gewesen wäre, bei ihm hätte allein lassen müssen, wohlwissend er ist nicht nüchtern und Herr seiner Sinne.

    Ich hätte wahrscheinlich nicht mal ein Problem damit, wenn er es einschränken würde. Eben so, wie es früher einmal war. Aber ich weiß, dass es nicht geht, da er für mein Empfinden einfach schon so lange so viel trinkt.

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