• Hallo Api

    Aber wenn das Hauptproblem evtl ein psychisches ist und der Alkohol nur eine Folge davon: da kann man seinen Partner doch nicht hängen lassen, denn das wäre es doch dann!?!

    wenn er schon Alkoholiker ist, ist es wurscht ob die Psyche oder etwas anderes dafür verantwortlich ist. Es ist nur von Bedeutung, wenn der Alkoholiker sich auf den Weg in ein trockenes Leben macht. Diesen Schritt muss er gehen. Dazu ist er anscheint nicht bereit.

    Was bedeutet hängen lassen? Nun lese ich heraus das du 27 Jahre mit Ihm zusammen bist. Das du darunter leidest. Und du es ihm gesagt hast.

    Wer lässt wen hängen? Neee ziehe dir diesen Schuh mal ganz schnell wieder aus.

    Wenn er, wie er sagt, kein Problem hat, dann soll er doch einfach den Alkohol lassen. Jegliche Begründung warum er es nicht lassen kann, zeigt nur inwieweit er darin gefangen ist.

    Gruß Hartmut

    ------------------

    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Guten Morgen Api,

    ich verstehe dich so gut, daß du nach Erklärungen suchst. Insbesondere dann, wenn du ihn im Grunde als willensstarke Persönlichkeit wahrnimmst und kennst. Aber es ist genau so, wie Morgenrot schrieb: Alkoholismus ist eine Krankheit und hat mit Willensstärke nichts zu tun. Seine Willensstärke ist erstmal weg - die kommt aber sicher wieder, wenn er endlich begreift, daß Alkohol sein Problem und er dies Problem angegangen ist.

    Alkoholismus und Depression gehen einen sehr schwierigen, gemeinsamen Pfad. Den Anfang und den Verlauf zu bestimmen, ist fast unmöglich. Das Ende von Alkoholismus und Depression hingegen ist ziemlich klar. Es geht immer weiter abwärts. Andere haben es auch schon geschrieben: in so einem Fall: aufhören zu trinken! Der Rest zeigt sich dann.

    Du bist am Beginn deines Weges, Api. Du willst klarer sehen und darum bist du ja auch hier. So vielen anderen Angehörigen ist es genauso gegangen, wie dir. Lies dich bitte mal hier ein in deren Geschichten und du wird erstaunliche Parallelen feststellen.

    Deine Fragen sollten weniger auf sein Problem zielen. Das kann nur er selber in Angriff nehmen. Deine Fragen sind doch eher "Wie gehe ich damit um? Wo stehe ich bei der ganzen Sache? Wie achte ich auf mich und meinen Sohn? Warum tu´ ich mich das an?".

    LG,

    Peter

  • danke an alle für eure Antworten . Das hilft mir sehr! Und noch eine Frage habe ich, um mich zu sortieren und Euch besser einschätzen zu können: ich weiß ja nicht, wie sehr mein Lebensgefährte abhängig ist. Er hat ja vor vielen Jahren auch mit seiner starken Raucherei aus freiem Willen aufgehört. Kann man das vergleichen? Er trinkt ja regelmäß immer die gleiche Menge, aber nur abends, ist auf der Arbeit extrem leistungsstark und zuverlässig, Zuhause eher zurückgezogen aber nie aggressiv oder so.

    Und was unseren Sohn angeht: ich möchte nicht, dass er das Trinkverhalten als normal ansieht, aber ich möchte ja auch nicht, dass er unter einer Trennung leidet! Er liebt ja den papa und man kann ja nicht sagen, dass wir einen schrecklichen Alltag haben oder so. Ich habe Angst, dass ich alles nur noch schlimmer mache. Ich weiß, ich bin feige.

    Ich kapier einfach nicht, dass mein LG es nicht wahrhaben will, wie sehr mich sein Konsum stört. Und wie sch... ich es für unseren Sohn finde! Sonst würde er doch etwas ändern oder sich Hilfe holen.

  • Hallo Api,

    brauchst Du Argumente um Dich trennen zu können? Bei mir war das damals so. Nach außen hin war alles in Ordnung - Familie, Arbeit, Haus und Hof und trotzdem war ich unglücklich mit seinen Trinkmengen und mein Kind auch. Keiner hat es gezeigt, wir waren doch ach so stark. Darunter leidet die Beziehung zwischen Kind und Vater heute noch - auch wenn er nicht mehr trinkt.

    Ich kapier einfach nicht, dass mein LG es nicht wahrhaben will, wie sehr mich sein Konsum stört.

    Musst Du auch nicht. Es ändert doch nix. Ich hatte auch den tollen Plan, dass er nur aufhören soll zu trinken, eine Therapie macht und mein Leben ist wieder gut. Ich wusste genau wie es für ihn geht. Wie toll, dass ich weiß, wie andere leben sollen und ich selbst kreuzunglücklich bin. Mein Leben hat sich wirklich und zwar zum Positiven geändert, als ich anfing, auf mich zu schauen, Dinge zu tun, die mir gut taten und meinen Fokus auf mich und nicht meinen Partner gerichtet habe und ich bin ausgezogen. Ich brauchte den räumlichen Abstand um mir über mein Leben klar zu werden. Das war gefühlsmäßig eine wahnsinnig anstrengende Zeit, aber sie hat sich gelohnt.

    Zu Deiner Frage

    Kann man das vergleichen?

    Keine Ahnung und aus oben genannten Gründen ist das in meinen Augen auch nicht zielführend.

    Schau danach, was du tun kannst, damit es dir besser geht.

    sonnige Grüße

    Lütte

    "In dem Moment, wo Du eine Entscheidung triffst, formt sich dein Schicksal"

  • Ich glaube, unser Sohn wird mich hassen, wenn ich mich trenne. Er ist nicht unser leiblicher Sohn und hat sowieso schon so schreckliche Beziehungsabbrüche hinter sich. Wie sollte er das denn verkraften!? Er liebt doch den Papa. Und oft ist es ja auch so schön. Aber ich habe Angst, dass er dann später auch so viel trinkt, wenn er das jetzt als normal kennenlernt und alles immer so weiter geht. Ich kann nicht mehr klar denken. Es gibt keine gute Lösung.

    Wir leben hier in Frieden und Wohlstand, während anderswo Krieg und Hunger herrschen und wir kriegen es dennoch nicht gebacken, gut zu leben! Das gibts doch gar nicht!

  • Doch Api,

    das gibt es leider. Viele Mißstände müssen wir ertragen. Und ja: oft gibt es keine gute Lösung. Auch im eigenen Leben.

    Wir können aber einige Mißstände in unserem Leben und Umfeld sehr wohl angehen mit dem Ziel, daß es uns besser geht.

    Der Versuch, einen Alkoholiker vom Trinken abzuhalten, ist verständlich. Aber ein Alkoholiker hat nur ein Ziel: die nächste Flasche und den nächsten Schluck. Dem ordnet er alles unter. Alles. Auch dich und seinen Sohn, was er natürlich nie zugeben würde. Es ist aber so. Der Alkohol steht für ihn an erster Stelle.

    Du suchst nach Antworten, du suchst nach (Aus)Wegen, du möchtest das alles verstehen und begreifen.
    ER wird sich diese Gedanken um eure Beziehung ganz sicher nicht ernsthaft machen.
    Mach´dir sein Problem nicht weiter zu deinem Problem. Du hast ein glückliches Leben verdient.

    Wie Lütte schon schrieb: "Schau danach, was du tun kannst, damit es dir besser geht."

    LG Peter

  • danke euch allen schonmal für eure Antworten!

    Ich habe jetzt nochmal einpaar Therapeuten/Berater*innen angerufen und -geschrieben und hoffe jemanden zu finden, mit dem ich das alles gut reflektieren kann.

    Lg

  • Ich habe jetzt nochmal einpaar Therapeuten/Berater*innen angerufen und -geschrieben und hoffe jemanden zu finden, mit dem ich das alles gut reflektieren kann.

    Lg

    Ganz viel Glück! Ich habe ja 2 Jahre lang immer mal gesucht und nur Absagen bekommen und irgendwann hatte ich Glück und es hatte an dem Tag des Probegesprächs Jemand die Therapie abgebrochen und ich konnte anfangen.

  • hallo

    Habe nun nach so vielen Absagen von Therapeuten (oder bis zu 15 Monate Wartezeit) das Naheliegendste gefunden, nach dem ich vorher vergeblich gesucht hatte: hab nun nächste Woche einen Beratungstermin bei einer Suchtberatung, die auch Angehörige berät! Keine Ahnung, warum ich die vorher nicht gefunden habe, ist eigentlich super leicht zu finden.

    War erst ein bisschen unangenehm, zu sagen worum es geht, fühlt sich jetzt aber gut und richtig an, nachdem mein Lebensgefährte wieder ein paar mal meine Sorgen abgetan hat und einfach 0 merkt, wie dringend ernst es mir ist.

    Klar - hab ja auch mehr als lange genug mitgemacht. Wieso soll er jetzt plötzlich merken, dass es anders ist als sonst, wenn das Thema auf den Tisch gekommen ist. Aber es IST anders. Ich werde handeln, wie auch immer das aussehen mag.

  • Hallo Api,

    toll, daß es geklappt hat mit dem Termin! Die regionale Suchtberatungsstelle ist eine gute Adresse auch für Angehörige.


    LG, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • hallo

    Wollte nur kurz berichten, dass ich bei der Beratung war. Eigentlich hat man mir dort aber nichts anderes gesagt als Ihr hier. Ich bin ein bisschen ernüchtert, obwohl ich eigentlich gar nicht weiß, was ich anderes erwartet habe! Vielleicht heimlich eine zauberformel, mit der alles gut wird. Oder etwas, dass ich meinem Lebensgefährten nur sagen muss, er sich darauf die Hand an die Stirn schlägt und zu sofortiger Einsicht kommt ?! Keine Ahnung.

    Er hat jetzt drei mal in den letzten 3 Wochen nichts getrunken, ist dann aber immer entweder direkt auf dem Sofa eingeschlafen oder früh ins Bett gegangen. Ich glaube wegen der vorösterlichen Fastenzeit. Da hat er früher mal mehrere Wochen nichts getrunken.

  • Liebe Api!

    Es tut mir leid, ich glaube wir alle würden sich eine Zauberformel wünschen...;-(

    Er hat jetzt drei mal in den letzten 3 Wochen nichts getrunken,

    Diesen Satz versteh ich aber nicht...heißt das, dass er die anderen Tage getrunken hat?

    GLG

  • ja, er trinkt ja JEDEN Tag einen Liter Wein oder (am Wochenende) 6 Flaschen Bier. + am Wochenende noch Schnaps. Die Beraterin fand das auch viel und hakt auch diese Regelmäßigkeit... dabei auf Arbeit 120% verlässlich, souverän und stark. Zuhause auch nicht aggressiv oder so. Aber halt IMMER diese gleichen Mengen... und IMMER bis spät in die Nacht. Sie meinte, das zählt auch wie wenn jemand immer früher anfängt. Er hört halt immer später auf. Er will nicht groß was trinken, wenn Sohn noch auf ist.

  • Zitat

    ja, er trinkt ja JEDEN Tag einen Liter Wein oder (am Wochenende) 6 Flaschen Bier. + am Wochenende noch Schnaps. Die Beraterin fand das auch viel und hakt auch diese Regelmäßigkeit... dabei auf Arbeit 120% verlässlich, souverän und stark. Zuhause auch nicht aggressiv oder so. Aber halt IMMER diese gleichen Mengen... und IMMER bis spät in die Nacht. Sie meinte, das zählt auch wie wenn jemand immer früher anfängt. Er hört halt immer später auf. Er will nicht groß was trinken, wenn Sohn noch auf ist.

    Hallo Api,

    darf ich fragen wie lange du das noch ertragen kannst, aushalten willst?

  • Puh, das ist schon einiges...v.a. dass er noch so funktioniert. Aber das kann - wenn - schnell kippen. Denk ich!

    Dennoch gut, dass er wenigstens die Wirkungen auf euren Sohn erkennt und nicht in seiner Gegenwart trinken will oder so lange er noch auf ist. Aber traurig, dass der Druck dennoch da ist, es zeitlich demnach anzupassen ;-(!

    Alles Gute und v.a. viel Kraft!!!!!!!!!!

  • ... dabei auf Arbeit 120% verlässlich, souverän und stark.

    Hmmm, woher weißt Du das, Api?

    Meine Erfahrungen als Alkoholikerin sind andere.

    Als ich noch gesoffen habe, habe ich auch im Job noch funktioniert. Bis zum Tag meiner Entgiftung, sozusagen.

    ABER ich habe immer weniger mein wirkliches Potential ausschöpfen können.

    Die Gedanken an Alk waren stets sehr präsent...wann und wie ich was besorgen und heimlich konsumieren kann und was an Leergut ich noch entsorgen muss etc.pp.

    Das allein wird irgendwann schon fast zum Fulltime-Job :rolleyes:

    Als ich dann einige Monate trocken war, und ich zurück zur Arbeit konnte, freute ich mich sehr drauf.

    Ich hatte wieder Spaß an meinem Job und meine Kollegen fehlten mir auch mittlerweile.

    Und ich bekam nach eigener Zeit ein eigenes Projekt, ich vermute, zu Saufzeiten traute mir das keiner mehr zu.

    Ich konnte trocken wieder früh und zuverlässig auf der Arbeit erscheinen, alle Termine halten und das wurde letztendlich auch finanziell honoriert.

    Man mag vielleicht denken, man mache auch seinen Job trotz Sauferei noch gut, aber ich denke das redet man sich nur ein, um getrost weitersaufen zu können.

    Die Realität sieht eher anders aus...

    Und die Kollegen sind auch nicht doof, die merken oder ahnen, was los ist.

    Man riecht ja auch am nächsten Tag noch nach Alk, der Körper dünstet es aus, da helfen nicht mal fishermans.

    Ich kann Dir heute beispielsweise ganz genau sagen, wer am Vorabend gesoffen hat, ich rieche das sofort.

    LG Sunshine

  • @ Sunshine: du hast Recht!

    Auch wir Co glauben es nur, dass ja alles noch funktioniert. Du hast Recht, NEIN, tut es nicht mehr und die anderen merken es sogar noch früher und reden oft nur nicht drüber. Bis dann - auch am Arbeitsplatz - ev. die Stigmatisierung draus resultiert.

    Bei meinem Ex-Partner war es so. Ich glaube lange, dass er einen tollen Job macht und die anderen komisch sind (Berufsgruppen bedingt). Im Nachhinein hat er mir seine Wahrnehmung nur dementsprechend erzählt, sodass ich es auch angenommen habe und nicht hinterfragt habe. Weil ich wohl auch in dem Glauben bleiben wollte .. ja er trinkt, aber es geht ja noch! Falsch, geht/ging nicht mehr!

    GLG

  • Ja Anita, diese ganze Augenwischerei betrifft auch den CO.

    Der nasse Alkoholiker macht sich selbst was vor...und der CO möchte auch nur zu gern glauben, das alles noch im "normalen Bereich" wäre.

    Und so macht man sich selbst und anderen was vor, nur um nicht ins Handeln kommen zu müssen, das gilt für den Alkoholiker UND den CO.

    Andere haben sich oft längst ihr eigenes Bild gemacht. Und reden, lästern vielleicht auch drüber, aber trauen sich nicht, die Betroffenen selbst anzusprechen.

    Würde allerdings in den meisten Fällen auch nix nützen.

    Wer trinken will, wird es tun.

    Und wer die Augen vor allem fest zukneift aus Angst, handeln zu müssen, wird auch daran festhalten.

    Und so vergehen oft Jahre oder gar Jahrzehnte in denen die Situation immer schlimmer wird.

    Denn dieser Aufzug kennt nur eine Richtung, und die ist bergab...mal schneller oder mal langsamer.

    Solange keiner aussteigen will...

    LG Sunshine

  • on einiges...v.a. dass er noch so funktioniert. Aber das kann - wenn - schnell kippen. Denk ich!

    die Beraterin gestern sagte, dass manche Menschen erstaunlich viel vertragen und dies wohl genetisch sehr unterschiedlich ist. Was nicht heißt, dass sie weniger abhängig sind.

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