Ich bitte um Rat und um Hilfe - ich bin verzweifelt

  • Hallo ihr Lieben!

    Als erstes möchte ich sagen, dass ich dankbar bin dass es Menschen und Foren wie euch gibt! <3

    Ich (35) glaube ich bin Co - und - Emotional Abhangäg von meinem Ex (34)

    Ich habe ihn letztes Jahr im Sommer über Fb kennengelernt und er hat mir von anfang an gesagt dass er ein Problem mit Alkohol hat. Er hat mir optisch irrsinnig gut gefallen, er war zu 100% mein Typ. Es war eine Fb Singlegruppe.

    Anfangs war ich sehr skeptisch da ich schon Erfahrung damit machte und das eigentlich aus meinem Leben verbannen wollte. Meine Nachbarin hat mich ein wenig ermutigt da sie meinte, "Meine Stiefmutter war 20 Jahre trocken dank meines Vaters, siehst du Claudia, es kann also funktionieren, vielleicht bist du ja seine Rettung"

    Sie hat keine Schuld daran, allerdings finde ich es verantwortungslos von ihr da sie auch meine Vorgeschichte kannte.

    Meine Mutter war selbst Alkoholikerin und auch meine ganze Kindheit ist davon schwer geprägt. In meinem Leben hat sich meistens alles um Alkohol gedreht. Vater wollte mich nicht und kannte ich daher auch nicht.

    Somit waren meine Startschwierigkeiten als Kind schon mal schwer.

    Da ich mich sooo unglaublich gut mit XY (Ex) verstanden habe, habe ich das Problem Alkohol ausgeblendet. Von Anfang an hatte mich mein Bauchgefühl gewarnt.

    Wahrend dem schreiben hat er weiter nach Frauen in der SInglegruppe gesucht, beim ersten Treffen hat er neben mir mit einer anderen geschrieben, wir hatten etwas getrunken und wir sind mit dem Auto gefahren, ...

    Es hört sich alles so verrückt an, aber als ich ihn das erste mal sah war es für mich wie Liebe auf den ersten Blick. Die ersten Minuten haben das komplett entschieden - deswegen habe ich auch über alles hinweg gesehen. Ich sagte mir die ganze Zeit : "Wenn so etwas magisches passiert, muss es doch einen Grund haben - quasi dass wir füreinander bestimmt sind"

    Wir hatten dermaßen viele Gemeinsamkeiten dasss es schon unheimlich wurde, egal ob es jetzt Weltanschauungen, Hobbies, Humor oder Musik waren.

    Seinen Konsum habe ich anfangs auch nicht so mitbekommen, den wir hatten zwar einen flüßigen Abend allersinds hat er die Tage danach, solange ich bei ihm war keinen Schluck getrunken. Im Nachhinein hat sich herausgestellt dass er aus Einsamkeit trank natürlich verknüpft mit seinen psychischen Problemen (Depressionen, Suizid Gedanken - fast vesuche)

    Der Vertrag meiner damaligen Arbeit lief aus und wir entschieden uns dass ich für ein Probemonat zu ihm ziehe (Er wohnt mit seinen Eltern + Schweste am Land - Haus ausgebaut für eigene Wohnung)

    Da fing der Horror erst richtig an.

    Ich habe mich zur absoluten Gänze aufgegben um für ihn die perfekte Frau zu sein - die perfekte Schwiegertochter/Schwägerin

    Versucht ihm vom Alkohol weg zu bringen, ihn wieder zu stabilisieren, freude, motivation, unterstützung, vertrauen, Sex, liebe zu zu zeigen.

    Die Mutter mischte sich permanent ein (warum wir einen neuen Staubsauger kaufen wollen, warum wir das Geschirr austauschen, warum wir den Teppich entfernen - alles in einem sehr herrscherischen Ton - er hat nie zu mir gestanden), außerdem war er absolut verantwortungslos und in keinster Art und Weise Eigenständig. Gut verdient aber ein fettes Minus am Konto, bei dem ich ihm raus geholfen habe und er jetzt wieder komplett auf gleich ist. Das stellte sich natürlich erst alles heraus als ich fix bei ihm war. Habe meine Schule, meinen Fuhrerschein und mein Leben komplett vernachlässigt. Ich zerbrach mit jedem Tag ein Stück mehr... anfangs merkte ich es nicht und blieb stark... es kam immer mehr dazu und ich dachte mir "Puh okay, das packen wir schon, das nächste kam, dann dachte ich wieder okay, das packen wir auch schon, dann kam wieder etwas, puh okay langsam wird es viel aber wir packen das schon"

    Nein, einen Scheiss haben wir gepackt!

    Es kamen lügen, blöde kommentare mit anderen Frauen, Erniedrigungen, Kontrolle, extreme Eifersucht, Schuldzuweisungen und sogar handgreiflichkeiten dazu.

    Ich habe ihn die erste Zeit gut stabilisiert und er hat gut ausgesehen, vital und fit - ich wurde immer blasser und schwächer...

    Meine Familie und Freunde haben mich nicht mehr erkannt, ich habe nur mehr geweint - bin aber trotzdem geblieben. Das war der Moment wo ich wahrscheinlich zur Co- Abhängigen wurde.

    Dann kam Dezember 2021

    Unsere Stimmung war nach dem ganzen sehr angespannt.

    Wir tranken und es eskalierte endgültig - die Mutter hört uns wieder mal beim streiten und stürmte in die Wohnung (sie hatte ja den Schlüssel)

    Mitten in der Nacht hat er mich rausgeschmissen und dann rief ich verzweifelt meine Schwägerin an die sich ins Auto setzte und wahrhaftig 2h zu mir gefahren ist.

    Seine ganze Familie samt ihn stellte sich gegen mich und schrie mich an und machte mir Vorwürfe dass ich ihn angeblich von der Familie entferne obwohl ich ihn immer gebeten habe hinüber zu gehen, er wollte nie. Wir waren aber regelmäßig drüben, ich habe oft gebacken und Kuchen hinüber gebracht, sind zusammen gesessen. Aber wenn man einen Partner hat isr es doch normal dass man ein wenig "Abstand" hat, oder?!? Natürlich! Die Schwester war auch von anfang an sehr abweisend zu mir. Zudem stand ich auch permanent unter Beobachtung von der ganzen Familie. Seine Worte "das wachende Auge"

    Ich trug von diesesm Abend eine Beule am Kopf davon.

    Ich ging nach sage und schreibe 2 Wochen zurück.... Unfassbar!

    Aber es wurde nie wieder wie es mal war... es sind natürlich noch vieeeel mehr Sachen vorgefallen dich ich jetzt nicht schreiben will da es jetzt eh schon so viel ist.

    Es wurde immer schlimmer, auch mein Konsum erhöhte sich da ich meinen Druck und Stress kompensieren wollte bzw musste

    Konsum, Streit und handgreiflichkeiten wurden mehr...

    Ich zog im Februar wieder zurück in meine Wohnung.

    Nach Selbstmorddrohunge, Streitereien, Schuldzuweisung hatte ich ihn für eine Woche blockiert und hob sie allerdings wieder auf. Er versprach wieder blabla

    Am 12.03 habe ich mich das letzte Mal mit ihm getroffen und wir haben wieder getrunken und gestritten und er war wieder handgreiflich...

    er blieb über Nacht und ist am nächsten Tag gefahren. 2 Tage später hatte er einen Nervlichen Zusammenbruch und dann habe ich ihn wieder blockiert - bis heute....

    Er hat mir natürlich geschrieben und auch einen Freund animiert mir zu schreiben.

    Ich überlege tatsächlich ihn zu entblockieren und während ich das schreibe heule ich...

    Er fehlt mir und ich dachte er ist der Vater meiner Kinder und er war gaaanz am Anfang mein Traummann. Diese Gemeinsamkeiten, der gleiche Humor, die gleichen Anschauungen, Familienwunsch und dass er optisch genau mein Typ ist lassen mich weich machen und hoffen dass es vielleicht doch noch eine Möglickeit gibt... irgendwann ...

    Er ist ansonsten ein sehr zurückhaltender Typ, Introvertiert und kein Stück Selbstebewusst, eher kleiner und Naiv, ich würde sogar sagen beschränkt, pessimistisch

    Ich bin genau das Gegenteil, Extrovertiert, Lebensfroh, belesen, Weltoffen, Open Minded, Selbstbewusst und eine Starke Persönlichkeit, Interessiert, optimist

    Was will ich also von dem ?? Ich bin anscheinenen Emotional Abhängig, oder?

    Aber ich kenne ja auch seine guten und tollen Seiten in die ich mich verliebt habe.

    Natürlich spielt meine Kindheit und Vergangenheit eine Rolle , ich habe auch schon Ansätze dazu warum es so ist, aber wie komme ich davon los?

    Therapie, ich weiß... aber hat irgendwer von euch Tipps?

    Mit ihm kann ich doch keine Zukunft haben, geschweige den Kinder, oder?

    Meine Hoffnung und meine Emotionen verleiten mich immer wieder...

    Ich habe auch Angst dass ich keinen Mann mehr finde, keine Liebe mehr finde... ich hab nach 10 Jahren wieder Liebe gespürt.. dieses Gefühl hat mich lebendig gemacht...

    Ist er vielleicht doch der richtige?

    Letzter Stand war dass er sich in eine Entzgsklinik begibt...

    Vielleicht funktioniert es dann?

    Vielleicht müssen wir beide heilen uns dann wieder zusammenfinden ?

    Bitte helft mir ;(

    Ich bin jeden einzelnen von euch Dankbar der sich meine Geschichte durchliest <3<3<3<3<3:saint::saint::saint::saint:

  • Hallo Claudia,

    willkommen bei uns im Forum!

    Da hast Du die letzte Zeit ja eine wahre Achterbahnfahrt hinter Dir! Gut, dass Du ausgestiegen bist.

    Dass ein Kontaktabbruch das einzig richtige ist, das ist Dir auch bewusst... Dann tue es auch.

    Dir zuliebe!

    Deine Schilderung ist ja eindeutig. Da gibt es doch nichts zu beschönigen. Es ist eskaliert und so

    kann und will man doch nicht leben, oder?

    Wie siehst Du das, hast Du auch ein Alkoholproblem und wie sehen Deine Pläne aus?

    LG Elly

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    Mancher wird erst mutig, wenn er keinen anderen Ausweg mehr sieht.

    - Trocken seit 06.01.2013 -

  • Liebe Elly, danke für deine Antwort und deine Zeit!

    Nein, ich habe kein Alkoholproblem, ich habe mittlerweile auch eine Aversion gegen Alkohol entwickelt, aber ich bin durch meine Vergangenheit gefährdet und greife bestimmt schneller zu einem Glas als wer anderer.

    Zurzeit habe ich absolut kein verlangen danach, ich war am Wochenende auch mit Freunden aus und trank innerhalb von 4h 3 Gläser Sekt Orange mit viel Orange und ging nach Hause.

    Aber ab wann hat man den ein Problem?

    Es ist die Volksdroge Nummer 1 - soviel ist klar

    Ich trinke nicht täglich sondern nur mit Freunden beim Ausgehen. Ich trinke auch nicht alleine. Ich nutze auch nicht jede Gelegenheit dazu zb beim Essen gehen oder dergleichen

    ...aber natürlich bin ich vorbelastet.

    Es kommt schon vor dass ich Lust auf Party habe und dann trinke ich schon mal einen über den Durst, aber das ist alle paar Monate mal.

    Ich merke nur wenn ich mich damit umgebe dass ich eben leichter hineinkippe auf Grund meiner Vergangenheit.


    Eben, deswegen versteh ich nicht warum ich es beschönige?!?!

  • finde ich traurig das du dich so emotional vergewaltigen hast / zugelassen hast.

    Bin leider kein Experte, kommen sicherlich weitere Antworten.

    Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünschst für diese Welt. – Mahatma Gandhi

  • Hallo Claudia,

    wenn das sowas wie dein Tiefpunkt für dich ist, dann gehts jetzt bergauf. Das kann dein Wendepunkt sein.

    Wir fragen die Alkoholiker hier manchmal: Was bist du bereit für deine Trockenheit zu tun? Übertragen: Was bist du bereit zu tun, daß es dir besser geht? Denn DU hast das ja in der Hand. Nicht er.

    Es ist DEINE Entscheidung, dein Leben. Und es gibt 100%ig einen Menschen, für den du nicht die Rettung sein mußt. Liebe sollte einfach sein, im Gleichgewicht, fröhlich, ernst, all sowas. Aber doch keine solche Qual. Nur für ein bißchen Sex und der Hoffnung, daß er nächstesmal nicht mehr so schlimm zuschlägt?

    Lieber Gruß, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Liebe Claudia,

    herzlich willkommen! Dass du den Schritt hierher gewagt hast und dich öffnest, ist doch schon mal toll! Du wirst hier viele Gleichgesinnte treffen und auch das Ganze für dich nieder geschrieben zu haben, wird dir helfen.

    Dass du dich schämst, kann ich verstehen. Bei der ein oder anderen Zeile hatte ich auf der Zunge dir zu schreiben ‚Mensch, Mädel! Wach auf!‘ Aber ein Stück weit bist du es ja, sonst wirst du nicht hier.

    Du musst das anders betrachten: Klar kannst du dich dafür schämen, was du dir hast antun lassen. ABER: Du suchst dir Hilfe. Du suchst den Ausweg, bleibst nicht passiv. Das ist doch mutig!

    Mit erlaubt dir das Erleben von Stolz und Zuversicht. Das ist ein Prozess und wir Alkikinder brauchen oft länger als andere, um manche Dinge zu begreifen oder umzusetzen.

    Das liegt nicht an deiner eventuellen Schwäche, sondern ist genau genommen dem Gegenteil geschuldet: Wir sind leidensfähiger als andere. Unsere Schmerzgrenzen liegen höher und das Selbstwertgefühl meilenweit unter dem Maß der Anderen.

    Das erst mal vorab. Mach dich also nicht noch kleiner, sondern sieh nach vorne. Was willst du, was wünschst du dir für dich? Mach dir einen Plan, eine Liste, was du für dich möchtest und wie du das erreichst. Schritt for Schritt. Eigene Wohnung ist gut. Entfolgen: Nicht gut.

    Würde es dir helfen, eine neue Social Media-Identität zu schaffen, um gar nicht der Versuchung zu erliegen? Neue Handynummer, etc.? Dann tu es. Sei mutig. Die Liebe zu verlieren ist schwer. Aber wenn man sich einmal klar gemacht hat, dass man diesen Wunschpartner, den man gesehen hat, niemals (!) bekommen wird, kann man loslassen. Und weitergehen.

    Was du im Umkehrschluss tun kannst: Du dachtest, er würde der Vater deiner Kinder. Mal dir bitte mal aus, wie es weitergehen könnte, wenn du zurück gehst und es darauf anlegtest. Er legt jetzt schon Hand an dich. Möchtest du mit deinen schützend über den schwangeren Bauch gelegten Armen in der Ecke kauern, während er über dir steht und wer weiß was tut? Möchtest du ein Baby, ein Kind seinen körperlichen Misshandlungen aussetzen? Noch trägst du nur für dich allein die Verantwortung, das ist schon mehr als genug. Du bist mehr wert, als so ein scheiß! Überleg dir das bitte sehr gut und genau, wie so etwas enden kann.

    Das ist keine Liebe. Das ist einfach nur scheiße, entschuldige, dass ich das so klar sage. Niemand verdient, so behandelt zu werden. Und wenn du dir deines eigenen Wertes bewusst wirst, wird dir jemand begegnen, der dir genau das wieder spiegelt und dir zeigt, wie Liebe wirklich sein kann.

    Ich wünsche dir ganz viel Kraft und gute Entscheidungen!!

    Alles Liebe von

    Löwenzahnkind

    Löwenzahnkinder kämpfen sich durch.
    Sie halten den gegebenen Umständen stand und überleben tapfer -

    ganz gleich ob zwischen Beton oder in der tiefsten Wildnis, ob bei Sturm, Regen oder Sonnenschein.

  • Nein, ich habe kein Alkoholproblem, ich habe mittlerweile auch eine Aversion gegen Alkohol entwickelt, aber ich bin durch meine Vergangenheit gefährdet und greife bestimmt schneller zu einem Glas als wer anderer.

    […]

    Ich merke nur wenn ich mich damit umgebe dass ich eben leichter hineinkippe auf Grund meiner Vergangenheit.

    Das kenne ich nur zu gut. Leider.

    Maß halten kann ich einfach nicht. Bzw. Konnte, denn das ist (wie alles) ein Lernprozess und ich hab das Gefühl, dass das schon deutlich besser wird, auch mit der Abgrenzung, mal ‚nein‘ zu sagen. Oder eben nach 1-2 Gläsern aufhören zu können. Da hilft mir aber auch ein Sicherheitsnetz, mich möglichst nicht in so Situationen zu begeben oder wenn, dann mit der Option abhauen zu können. Mein Partner hat mir da auch sehr geholfen über die Jahre. Früher hab ich ihn angefeindet und bekämpft, wenn er das ‚Schatz, es ist genug/wir gehen‘ über mir ausgeschüttet hat. Da bin ich ab einem bestimmten Level regelrecht ausgetickt, das habe ich leider von meinem Vater, der im Suff total starrsinnig wird und eine Art Persönlichkeitsverschiebung durchmacht.

    Ich musste lernen, dass mein Partner nicht mein Feind ist und hab akzeptiert, wenn er (und wie) er mir hilft, so Situationen zu umschiffen oder gar nicht erst reinzugeraten. Das hat viel Zeit und Vertrauen gebraucht und ist als EKA doppelt schwierig, weil man verlässliche Menschen ungerne zu nah an sich heran lässt. Das kennt man eben nicht von kleinauf.

    Anstatt etwas anzunehmen, ist es oft vermeintlich auch übrigens einfacher, für andere alles von sich herzugeben, bis man ganz ausgezehrt ist. Auch das kenne ich. Gerne für Menschen, die das absolut nicht wert sind.

    Löwenzahnkinder kämpfen sich durch.
    Sie halten den gegebenen Umständen stand und überleben tapfer -

    ganz gleich ob zwischen Beton oder in der tiefsten Wildnis, ob bei Sturm, Regen oder Sonnenschein.

  • Hallo Claudia,

    Ich bin zwar selbst Co.- Abhängige, aber der Umgang meines Partners ist ein himmelweiter Unterschied zu dem, was du schilderst, ohne das ich damit sagen will, dass es weniger schlimm ist, nur eben anders, nicht so extrem. Und in meinem Fall hängt eben auch noch einiges mehr an der ganzen Sache.

    Würde ich ihn nur so kurz kennen wie du deinen Ex, hätte keine gemeinsamen Kinder und sonstige gemeinsame Verpflichtungen, ich hätte schon längst das Weite gesucht.

    Nichtsdestotrotz, ähneln deine Schilderungen einer meiner ersten langjährigen Beziehungen die ich hatte.

    Er trank auch immer relativ viel, als Alkoholiker hätte ich ihn aber nicht eingestuft. Er wurde irgendwann von anderen Substanzen abhängig, die er in seiner damaligen Jugend probiert hatte und dann regelmäßig konsumierte. Was mit Joints hin und wieder anfing, steigerte sich irgendwann in synthetische Drogen. Wir wohnten beide noch Zuhause. Ich war bei ihm nur zu Besuch. Zum Glück, aus heutiger Sicht.

    Insgesamt waren wir knapp 5 Jahre zusammen. Bis auf den übermäßigen Alkoholkonsum bei irgendwelchen Partys nahm er nichts, als wir uns kennenlernten.

    Durch das Zeug verwandelte er sich in einen komplett anderen Menschen. Heute würde ich fast schon von schizophrenen Zügen sprechen. Er unterstellte mir Dinge, die nie passiert sind, wurde mir gegenüber auch handgreiflich, sperrte mich einmal ein, war arrogant und überheblich....ein richtiger Kotzbrocken, mit dem man am liebsten nichts zu tun haben wollte und immer mitzi6im Rücken, die nichts schlechtes auf ihren ach so lieben jungen kommen ließ.

    Ich war emotional abhängig von ihm. Außer ihn hatte ich niemanden neben meiner Familie. Keinen eigenen Freundeskreis oder so etwas. Meine gesamte Freizeit verbrachte ich bei ihm. Bei mir zuhause war er irgendwann nicht mehr gern gesehen.

    Aber er tat mir leid. Auch ich dachte, dass sich irgendwann alles wieder zum Guten wendet, er die Kurve noch bekommt und man das ganze unter Jugendlichen Leichtsinn verbucht später.

    Reines Wunschdenken.

    Meinen Tiefpunkt erreichte ich, als er wieder einmal angekrochen kam, obwohl er wusste, dass er bei mir zuhause nicht gern gesehen war, sich für alles entschuldigen wollte usw... Und mein Vater es letztlich war, der mich an den Schultern packte, mich durchschüttelte und fragte, wann genug genug sei, ihn des Hofes verwies, mit den Worten sich nie mehr blicken zu lassen und ihm die Tür vor der Nase zuschlug.

    Das war der Cut. Der endgültige Cut. Seitdem nie wieder was gehört oder gesehen. Meine paar Sachen die noch bei ihm waren, blieben dort.

    Es hat eine Zeitlang gedauert und ich trauerte ihm hinterher. Fragte mich immer wieder, ob das richtig war und war so manches Mal verführt, ihn wieder zu kontaktieren. Sofort wäre er gekommen, als der Retter, der mich aus meinem ach so schlimmen Elternhaus, was mich nur beschützen wollte, herausholt, nur um mich dann wieder wie gewohnt manipulieren und, ja, missbrauchen zu können. Weil er wusste, dass ich dumm und naiv genug war, das Spielchen weiterzuspielen.

    Genau das war ich...dumm und naiv...

    Rückblickend war es die beste Entscheidung die meine Eltern hätten treffen können und ich bin ihnen auch heute noch sehr dankbar dafür. Will mir gar nicht ausmalen, wo das ganze sonst hingeführt hätte für mich.

    Bleibe stark. Ignoriere seine Kontaktversuche, egal ob von ihm direkt oder über Freunde von ihm. Niemand hat es verdient so behandelt zu werden. Gegen seine sucht kannst du nichts unternehmen. Er muss dafür sorgen, genau wie du für DICH sorgen musst.

    Mag ja sein das er vorhat in eine Klinik zu gehen. Solange er es nicht tut, ist es Schall und Rauch. Auch in einer Klinik kannst du nichts für ihn machen.

  • Liebe Claudia,

    ich war in meinem Leben einige Mal in so intensive, krasse, ungesunde Geschichten verwickelt. Daher kenne ich das Muster einer emotionalen

    Abhängigkeit und was du da schilderst, klingt für mich ganz danach.

    Gerade diese "magischen" Begegnungen, die (herbei romantisierte) Seelenverwandschaft, das Drama ... das sind alles schon "red flags" und da solltest du mal bei dir schauen. Nicht nur auf ihn, den Alkoholabhängigen. Ich habe hier mal den schönen Satz gelesen "Er war besoffen und ich war besoffen von ihm".

    Schau mal in den Internetsuchmaschinen unter "SLAA" (Sex and Love Addicts Anonymous), da gibt es auch einen schönen Fragenkatalog, den du mal für dich ausfüllen kannst ...ob da einiges auf dich zutrifft.

    Interessant ist auch noch das Stichwort "Traumabond" oder "Traumabindung". Da gibt es auch spannende Sachen auf YouTube zu.

    Genau wie bei der Alkoholabhängigkeit kann und darf ich hier keine Ferndiagnose stellen, du kannst das nur für dich selbst rausfinden. Mir jedenfalls haben die genannten Themen auf meinem Weg geholfen, auch wenn ich selbst noch nicht durch bin damit. Vielleicht gibt dir das ein oder andere ja einen Denkanstoß...

    Einmal editiert, zuletzt von LeaLux (23. März 2022 um 18:54)

  • Ich danke euch wirklich von ganzem Herzen dass ihr euch Zeit für mich genommen habt !!

    Eure Worte, eure Fragestellungen und eure persönlichen Erlebnisse/Erfahrung machen es für mich einfacher und lassen mich auf- und durchatmen. Ich fühle mich verstanden und nicht ganz so wie ein Idiot.

    Es gibt mir sehr zu viel denken...

    Und ja, ich bin ein Alkikind deswegen habe ich auch verstärkt dieses "Helfersyndrom", meine Theorie dazu ist, dass ich immer versucht habe meiner Mutter zu helfen, es aber nie konnte und es auf Teufel komm raus bei anderen versuche. Sie ist mittlerweile verstorben. Das bedeutet ich habe keine Eltern und versuche Liebe und Geborgenheit auf Krampf zu finden, die ich ja vorher auch kaum hatte... nur so funktioniert das leider nicht.

    Nein, er ist nicht der richtige und ein Kind mit ihm wäre absolut Fatal!!

    Rational weiß ich das Haargenau, aber wenn man dann wieder in dieser ekelhaften emotionalen Spirale gefangen ist dann versucht man es sich schön zu reden.

    Abgesehen von seinem Alkoholproblem spielen natürlich auch viele andere Faktoren eine Rolle, der Alkohol ist ja nur ein Symptom seiner eigentlichen Probleme.

    Er hat unfassbar viele Komplexe, - edit -

    Im Prinzip ein armer kleiner Junge, der dass selbe wie ich sucht... Sicherheit, Liebe und Geborgenheit.

    Also würde ich, auch wenn er einen wiederholten Entzug macht auch nicht glücklich mit ihm werden.

    Ich habe oder halte an einer Vision von uns fest die nie existieren wird.

    Dazu kommt noch dass er absolut unglücklich im Kreis seiner Familie ist, da sie ihm quasi krepieren und sich täglich besaufen lassen. Der Vater kümmert sich einen scheiss und die Mutter wischt ihm heute noch den A***** aus.

    Ein Wegziehen mit mir hat ihm zum heulen gebracht, weil er ja immer Zuhause gewohnt hat...

    Im Endeffekt hatte ich auch unfassbar viel Mitleid weil ich wusste was für ein gestörter bzw verstörter Mensch er ist.

    Ich wusste dass ich auch meine Probleme auf Grund meiner Vergangenheit habe und habe mich die letzten Jahre schon sehr viel mit mir beschätigt und viel Reflektiert, aber ich konnte mich quasi nie auf Probe stellen in wie weit ich es geschafft habe - bis er in mein Leben kam.

    Das hat mich absolut auf den Boden der Tatsachen geholt und ich habe noch ein großes Stück arbeit vor mir.

    Ich bin "Dankbar" für die Erfahrung mit ihm den sie hat mir gezeigt wie es wirklich um mich steht und ich endlich weiss wie und woran ich an mir arbeiten muss.

    Ich fange auch eine Therapie nächste Woche an.

    Er hat an mir Psychische und Körperliche Gewalt ausgeübt.

    Ich habe einen Interessanten Absatz über Psychische Gewalt gefunden.

    "Seine emotionalen Gewaltakte sind sogar häufig selbst durchsetzt mit Beteuerungen seiner Liebe, dass sie „das Beste, was ihm jemals passiert“ ist, dass er endlich anfangen will, sie entsprechend zu behandeln. Dies führt zu weiterer Verwirrung. Sie hofft und hofft, dass, wenn sie genug „tut“, wenn sie ihm genug gibt, er aufhören wird, sie zu verletzen, und dass seine liebevolle, umsorgende Seite wieder auftaucht. Diese falsche Hoffnung ist ein häufiger Grund dafür, dass misshandelte Frauen sich nicht trennen."

    Und genau so war es!


    Ich hoffe von ganzem Herzen, dass ich irgendwann einen Mann finde der meinen Wert erkennt und mir eine Famlilie schenkt - bis dahin werde ich die Zeit nutzen um mit mir an mir zu arbeiten.

    Es tut trotzdem weh wenn ich an ihn denke...
    Und ja, ich trauere ihm hinterher, und frage mich noch immer ob es das richtige war, auch wenn ich es weiß...

    Ich muss mir Zeit geben :(

    Denkt ihr dauert es sehr lange über ihn hinweg zu kommen????

    Einmal editiert, zuletzt von Linde66 (23. März 2022 um 19:06) aus folgendem Grund: persönliche Angaben über den Partner gelöscht

  • Claudia, möchtest Du Dich weiterhin bei uns im Forum austauschen?

    An welchen Bereich hast Du gedacht, an EKA oder aber für Angehörige?

    Ich frage das, weil Du momentan noch im Vorstellungsbereich schreibst...

    Gegebenenfalls kann Dich dann ein Moderator freischalten.

    LG Elly

    ---------------------------------------------------------------------------------------

    Mancher wird erst mutig, wenn er keinen anderen Ausweg mehr sieht.

    - Trocken seit 06.01.2013 -

  • Hallo Claudia,

    bitte schreibe nicht so ausführlich über deinen Partner. Solche Details wie oben von dir beschrieben werden gelöscht, um seine Persönlichkeitsrechte zu schützen.

    Einfach künftig etwas allgemeiner schreiben bzw. mehr über dich als über ihn, dann paßt das. Schließlich bist du wegen dir hier, damit es dir besser geht. So ganz genau müssen wir hier nicht wissen, wie er aussieht usw.

    Liebe Grüße, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Liebe Claudia,

    willkommen im Forum - ja diesen magischen Moment kenne ich. Er vergeht! Und es bleibt wirklich gar nichts davon übrig.

    Denkt ihr dauert es sehr lange über ihn hinweg zu kommen????

    Die Hälfte der Zeit, die ihr zusammen wart ;) nein, ich weiß es nicht. Aber dein Kopf sieht klar, das Herz wird folgen. Gib dir Zeit!

    LG, Anni

    Alles was man über das Leben lernen kann, ist in 3 Worte zu fassen: es geht weiter.

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