Meine erwachsene Tochter trinkt

  • Hallo,

    ich bin weiblich und 60 Jahre alt und war mit einem Alkoholiker verheiratet, der uns verlassen hat und an seiner Krankheit letztendlich gestorben ist. Ich habe zwei erwachsene Kinder mit ihm, die inzwischen erwachsen sind und auf sehr unterschiedliche Weise mit dieser Familiengeschichte umgehen.

    Ich möchte mich über mein Verhältnis zu meiner Tochter austauschen. Sie trinkt teilweise schon tagsüber und hat ihre Arbeit aufgegeben. Sie hat einen wohlhabenden Mann mit starken psychischen Problemen kennengelernt hat, der ebenso wie sie seinen Tag mit Trinken zu strukturieren scheint. In ihrer Jugend hatte sie eine massive Essstörung, die sie irgendwie in den Griff bekommen hat. Inzwischen habe ich den Eindruck dass sie das Suchtthema auf den Alkohol, wahlweise auch mal auf Tabletten verlagert hat. Sie macht seit vielen Jahren Therapie und beteuert auch immer wieder wie sehr sie sich des Problems des Trinkens bewusst ist. Aber es ändert sich aus meiner Sicht wenig, im Gegenteil sie macht die Probleme ihres Partners zu ihren Problemen und muss sich so auch nicht um ihr Leben kümmern.

    Wenn ich ehrlich bin, schwanke ich gefühlsmäßig zwischen Hoffnung und Wut. Ich möchte ihr glauben dass sie ihr Verhalten wirklich ändern will, aber ich bin mir nicht sicher ob sie es ernst meint. Wütend und traurig werde ich, weil ich diese Gefühlsduschen zwischen Hoffnung und Enttäuschung schon von ihrem Vater kenne und ich es persönlich nehme, wenn ich mal wieder angelogen und betrogen werde.

    Was kann ich tun um aus dieser Gefühlsspirale auszusteigen? Ich liebe meine Tochter und habe das Gefühl sie tanzt am Abgrund. Ich gehe immer wieder auf Distanz zu ihr, weiß aber auch nicht ob das der richtige Weg sein kann?

    Danke für eure Gedanken

  • Hallo Mindella,

    es ist nicht ungewöhnlich, dass sich Kinder nach dem im Elternhaus Erlebten orientieren.

    Manche beginnen ebenso wie der trinkende Elternpart eine Suchtkarriere, andere kopieren die Co-Abhängigkeit des anderen.

    Deine Tochter läuft nun auf der Suchtschiene, & sie hat einen "passenden" Partner dazu gefunden.

    Es ist schon unheimlich schwer, ohne eigenen Impuls aus der Sucht heraus zu kommen.

    Noch schwieriger aber wird es, wenn die Partnerschaft des betroffenen Menschen ebenfalls von Sucht betroffen ist.

    Zusätzlich gibt es noch die wirtschaftliche Abhängigkeit deiner Tochter von ihren Partner.

    Die soziale kommt natürlich noch hinzu. Ihr geht es vielleicht mit ihrem Partner genau so wie es dir mit deiner Tochter ergeht.

    Sehr komplex. Das schafft sie nicht ohne professionelle Hilfe.

    & das ist das einzige, was du ihr anraten kannst. Du selbst kannst sonst nichts beitragen & reibst dich höchstens an der Sache auf.

    Die Mühen der Gebirge liegen hinter uns.
    Vor uns liegen die Mühen der Ebenen. (Bert Brecht) 8)

  • Hallo Mindela, guten Morgen.

    Es ist gut, daß du dir für dich Hilfe suchst. Du darfst nämlich aus der Spirale aussteigen und Abstand halten.

    Bitte klicke als nächstes diesen Link hier an und fülle kurz das Formular aus.

    Danach schalten wir dich fürs Forum frei, wo du dich mit den anderen Angehörigen austauschen kannst!

    Viele liebe Grüße, Linde

    https://alkoholiker-forum.de/bewerben/

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Ich heiße Malinda und bin schon seit ich denken kann mit dem Thema Alkohol konfrontiert. Ich bin weiblich, über 60 und habe zwei Kinder.

    Mein Vater hat schon getrunken, war zeitweise gewalttätig und ist letztendlich an seiner Alkoholsucht gestorben. Ich habe mein Elternhaus mit 17 Jahren verlassen und bin weit weg gezogen um meinen eigenen Lebensweg zu gehen.

    Ich habe mich dann mit 21 Jahren in einen sehr sanftmütigen Mann verliebt, der auch ein Suchtproblem hatte, was ich zunächst nicht so erkennen konnte. Wir hatten aufregende intensive Zeiten und ich habe ihn sehr geliebt. Als wir dann eine Familie gegründet haben und seßhaft wurden, war er mit der Verantwortung überfordert und griff immer häufiger zur Flasche und nahm auch andere Drogen. Ich habe versucht die Familie zusammenzuhalten, indem ich immer mehr Verantwortung für die Kinder und den Familienunterhalt übernommen habe. Aber es wurde nicht besser. Als ich ihn dann nach 7 Jahren vor die Alternative Familie oder Alkohol gestellt habe, hat er sich für den Alkohol bzw. für seine Lebensvorstellungen entschieden. Er hat uns dann verlassen, hat seine Arbeit aufgegeben und konnte/wollte keinen Kindsunterhalt zahlen. Um seine Kinder ( 3 und 7 Jahre alt) konnte er sich auch nicht mehr kümmern, bzw. war er extrem unzuverlässig hat sie manchmal einfach vergessen oder sich nicht um sie gekümmert wenn sie ihn besucht haben.

    Ich musste in diesen Jahren alleine für den Familienunterhalt sorgen und ich habe ihn zeitweise gehaßt. Unterstützung seitens der Familien gab es keine. Dank eines guten Netzwerks aus Freunden und Kollegen habe ich mich auf eigene Beine gestellt und für mich sehr viel Selbstbewusstsein gewonnen und konnte so gut für uns 3 Sorgen. Mein Ex-Mann hat mich dann noch auf Unterhalt verklagt und ist letztendlich auf der Straße gelandet, war nicht mehr erreichbar und ist an seiner Suchtkrankheit gestorben.

    Mit meiner Tochter hat er jedoch sporadisch den Kontakt gesucht, ich wusste davon nichts und habe es erst bemerkt als sie mir in der Pubertät Vorwürfe machte, dass ich die Familie zerstört hätte und meinem Ex-Mann nicht helfen würde. Ich empfand das als Verdrehung der Tatsachen und war total verärgert. Wieder hatte der Alkohol über die Hintertür Eintritt in mein Leben genommen, genau dann als ich einen neuen Partner gefunden hatte und dachte durch die Trennung von meinem Ex-Mann wäre das Thema gelöst.

    Im Laufe der folgenden Jahre hatte meine Tochter dann mit dem Thema Essstörungen zu kämpfen und mein Sohn hat sich im Alkoholrausch fast das Genick gebrochen.

    Mein Sohn hat inzwischen eine eigene Familie und meidet Alkohol. Meine Tochter hingegen macht seit 15 Jahren Therapie und hat zwar die Essstörung überwunden, aber sie greift wahlweise zu Tabletten, Alkohol oder anderen Drogen. Es ist traurig zu sehen, dass sie alles für ihre jeweiligen Partner macht und deren schlechte Eingeschaften, d.h. Drogen oder Alkoholprobleme mitmacht und sich letztendlich nicht um sich selbst kümmert. Der Witz dabei ist, dass sie Sozialarbeiterin ist, aber inzwischen ihre Arbeit aufgegeben hat und sich psychisch und ökonomisch völlig abhängig von ihrem derzeitigem Partner gemacht hat.

    Ich habe schon immer offen mit meinen Kindern über das Thema Alkoholismus gesprochen und was es mit unserer Familie gemacht hat. Ich habe auch schon therapeutische Unterstützung in den härtesten Zeiten gehabt. Ich sehe auch dass es eine Krankheit ist, aber ich komme nicht damit klar, dass meine Tochter offensichtlich ihr eigenes Leben wegwirft. Sie hat eine fast kindliche Zuneigung zu mir und ehrlich gesagt manchmal halte ich sie nicht aus und mir fällt nichts besseres ein als auf Distanz zu gehen. Das bestätigt sie wiederum in ihrer Haltung nicht geliebt zu sein und deshalb so wenig Selbstbewusstsein zu haben und darum trinken zu müssen.

    Es ist ein abartiger Teufelskreis und manchmal denke ich will nicht leben, weil es mir so weh tut.

  • Hallo Mindela,

    willkommen im Forum,

    du hast da ja ein ganz schön schweres Päckchen zu tragen und ein Thema das dich dein Leben lang (so klingt es) begleitet.

    Ähnlich wie bei denem ExMann ist es bei deiner Tochter... es gibt nicht viel mehr das du tun kannst ausser auf Distanz zu gehen...

    Du hast dich dein Leben lang gekümmert, immer um andere, langsam könnte es Zeit sein, dass du dich um dich kümmern kannst?

    Deine Tochter ist alt genug, du hast ihr alles mitgegeben was sie zum Leben braucht... auch wenn es hart ist zu sehen was sie dann daraus macht, es ist nicht deine Schuld.


    Grüße und ganz viel Kraft,

    Barthell

    Train to survive

    survive to train

    Einmal editiert, zuletzt von Linde66 (24. März 2022 um 12:49) aus folgendem Grund: doppelter Link gelöscht

  • Hallo Mindela,

    ich habe deine beiden Themen zusammengefügt.

    Bitte schreibe einfach hier in diesem Thema weiter. Dazu einfach unten auf das blaue ANTWORTEN klicken. :)

    Viele liebe Grüße, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • moin mindela

    erst mal herzlich willkommen. oh man, vieles was du schreibst kommt mir echt bekannt vor. nur hab ich statt mich selbstständig zu machen auch angefangen zu saufen und erst nach 20 jahren die trennung geschafft. schnee von gestern. ich bin trocken und gut. was mir auffällt ist das deine tochter seit 15 jahren in therapie ist und der einzige erfolg ist eine suchtverlagerung? wie wäre es mit einem therapeuten der weiß was er tut? vielleicht redest du mal mit ihr darüber. ich finde das sehr befremdlich das nach so langer zeit so absolut nichts in bewegung geraten ist. oder erzählt dir deine tochter auch da schon einen vom pferd um dich zu beruhigen? nun, du weißt das deinem vater niemand helfen konnte, du warst bei deinem mann machtlos und du bist es leider auch bei deiner tochter. das einzige was hier hilft ist, sei egoistisch und guck das es dir gut geht. du kannst für sie da sein wenn sie wirklich anfängt etwas positiv zu verändern, alles andere bringt nur dich an deine grenzen und womöglich drüber raus. das ist nicht gut. lese dich hier in ruhe ein und schreib dir von der seele was dich drückt.

    doro

    Alkohol ist ein prima lösungsmittel es löst familien arbeitsverhältnisse freundeskreise und hirnzellen auf.
    trocken seit 18.10.2001

  • Hallo Mindela,

    bestimmt hast du den Link, den dir Linde für die Freischaltung geschickt hat, übersehen.

    Ich gebe ihn dir gerne hier noch mal:

    https://alkoholiker-forum.de/bewerben/

    Du brauchst ihn nur anzuklicken und das Formular ausfüllen. Dann wirst du freigeschaltet, dein Thema wird dann aus dem Vorstellungsbereich in den Bereich

    Erste Schritte für Angehörige und Co Abhängige

    verschoben. Da geht dann der Austausch weiter.

    Liebe Grüße

    Aurora

    Willst du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten.


    chinesische Weisheit

  • Danke für eure Worte, ja im Prinzip gehe ich schon auf Distanz aber es tut einfach weh, weil es das eigene Kind ist.

    Mindela

    Moin Mindela,

    ich bin die Loewenmama, und habe einen erwachsenen mehrfach süchtigen Sohn. Ich kann deine Gedanken und Gefühle sehr gut nachvollziehen.

    Auf Distanz gehen ist wichtig, und es tut sehr sehr weg, zuzusehen, wie das eigene Kind sich und sein Leben schrottet.

    Bleib weiter stark!

    Gruß

    Loewenmama

  • Hallo Loewenmama,

    ja das mit der Distanz ist wichtig, ist mir auch klar. Trotzdem frage ich mich ob es nicht ebenso wichtig ist den Faden zu seinem Kind nicht abreißen zu lassen, aber wie und was ist das richtige Maß?

  • Moin Mindela,

    das richtige Mass zu finden ist in der Tat sehr schwer.

    Ich handhabe das im Moment so, dass ich mich weitestgehend zurückgezogen habe und ihn alle Sachen machen lasse, die er auch alleine erledigen kann und muss. Und ich gehe auch nicht immer ans Handy, wenn er anruft, lass´ mir dann mit dem Rückruf Zeit.

    LG

    Loewenmama

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