Die Sucht und die Arbeit

  • Hey ihr Lieben, was mich aus euren persönlichen Situationen interessiert ist folgendes.

    Ich nehme jetzt eine klassische Situation her. Mann arbeitet Vollzeit ca 40h/ Woche 8-17 Uhr oder 10-19 Uhr (egal).

    Wie war das Trinkverhalten eures/eurer Partner/in vor und nach der Arbeit bzw. -

    am Wochenende bzw. freien Tagen.

    Will nur Erfahrungen austauschen und ein Thema starten das mich beschäftigt.

    Sollte dieser Thread nicht passend sein bitte löschen. Vielen Dank.

  • Hallo Upsidedown,

    willkommen in Forum. Warum stellst du diese Frage? Bist du in einer ähnlichen Lage? Trinkt dein Partner und du bist interessiert zu erfahren, was normal und was nicht normal ist, um deine eigene Lage besser einzuschätzen?

    Jeder Mensch ist anders. Bei dem einen ist mehr und bei dem anderen Menschen weniger Alkohol, der in die Abhängigkeit führt. Eine generelle Aussage kann man da nicht machen.

    Wir alle tauschen hier unsere Erfahrungen aus, aus verschiedenen Blickwinkeln als Alkoholiker, Angehöriger oder gar aus der Perspektive eines Kindes.

    Welche Erfahrungen möchtest du denn austauschen?


    Peter

  • Da gibt es zwei Blickwinkel, die des Trinkenden & die des Angehörigen.

    Es ist nicht möglich, da ein Normalmaß festzulegen.

    Was für den einen "die 2 , 3 Bierchen" sind, die als nicht weiter dramatisch interpretiert werden, ist für den anderen schon bedenkliches Verhalten.

    Es spielt auch eine Rolle, wie das Umfeld des Trinkenden ist d. h. wie sehr Alkoholkonsum üblich ist; es spielt das generelle Trinkverhalten des Trinkenden eine Rolle (ständigen saufen bis zum Absturz oder über den Tag immer nur ein wenig). Selbst die Arbeitszeit kann eine Rolle spielen.

    Jedenfalls macht es wenig Sinn, dem Partner anormales Trinkverhalten vorzurechnen. Wenn dich das Trinkverhalten des Partners stört, solltest du das auch so ausdrücken. Ein Alkoholiker vor seinem Tief/Wendepunkt wird selten sein Trinkverhalten als anormal bezeichnen & eher die Wahrnehmung des Partners anzweifeln.

    Die Mühen der Gebirge liegen hinter uns.
    Vor uns liegen die Mühen der Ebenen. (Bert Brecht) 8)

  • In seinem familiären Umfeld wird sehr locker mit Alkohol umgegangen. Mehrere Personen sind Alkoholkrank, einer Abstinent. Ich trinke gelegentlich, nicht täglich.

    Der Konsum seinerseits wird nicht mehr abgestritten, er weiß auch er hat ein Problem mit dem Alkohol, aber ist nicht gewillt etwas dagegen zu tun. Im Gegenteil er kann sich nicht mal vorstellen überhaupt mal gar nichts zu trinken.

    Er trinkt morgens vor der Arbeit 0,5L Bier, damit der Körper funktioniert und er ruhiger wird. Nach der Arbeit gehts feucht fröhlich weiter. Täglich 6 Bier und an freien Tagen artet es komplett aus da sind es dann schon 10-12, ab ind zu Wein, wobei diese Flaschen dann versteckt werden.

    Ich have nichts gegen ein Feierabendbier, beim Grillen, in Gesellschaft, aber eben das exzessive wie oben beschrieben ist zu viel.

    Ich spreche ihn an, ja, erwarte mir nicht, dass er sich ändert und plötzlich ein Wunder passiert. Ich weiß ich kann nur meinen Teil verändern. Akzeptieren oder loslassen.

    Dennoch interessieren mich eure Erfahrungen diesbezüglich. Habt einen schönen Tag, liebe Grüße 8)

  • Hallo Upsidedown,

    wer, wann, was, wie viel trinkt ist natürlich situationsabhängig und hängt vom „Trainingszustand“ ab.

    Wie viel verträgt der Alkoholiker, was ist er gewohnt? Bemerken es Außenstehende überhaupt noch und ab wann?

    Dem geübten Spiegeltrinker sieht man es eher selten an, der funktioniert noch sehr gut mit 1 bis 2 Promille im normalen Alltag, fast alle trinken unbemerkt, heimlich … erst nach der Arbeit gönnt man sich offen „sein Feierabendbier“.

    Es ist also müßig herausbekommen zu wollen, wer, was trinkt. Das kann dir nur der Betroffene selbst beantworten.

    Viele Angehörige wollen es kontrollieren, besser: herausbekommen wo ihr Alkoholiker steht, um sich dann ein Bild machen zu können.

    Sie hoffen, wollen es sich schön reden … „na so schlimm ist es ja (noch) nicht“.

    Jeder normale (wissende) Mensch wird sich gern einmal zu dem Experiment hinreißen lassen, für ein paar Tage nichts zu trinken oder gar Monate. Schließlich braucht man ja das Zeug nicht.

    Auf Schokolade, wenn ich sie gern esse, kann ich ja auch verzichten. ... wenn man nicht mehr auf einen Stoff verzichten will, wird`s schon arg bedenklich! Kann man es nicht mehr, sind alle Anzeichen einer Sucht gegeben.

  • Dennoch interessieren mich eure Erfahrungen diesbezüglich.

    Wenn du hier liest, wirst du jede Menge Erfahrungsberichte und Meinungen lesen. Die Erfahrungen werden sich leider nicht ändern, egal wie oft du nachfragst.

    Du hast vollkommen recht, entweder verändert dein Alkoholiker etwas oder du.

    Einmal editiert, zuletzt von achelias (3. Mai 2022 um 10:30)

  • Im Gegenteil er kann sich nicht mal vorstellen überhaupt mal gar nichts zu trinken.

    Hallo Upsidedown,

    für einen Alkoholiker wird nie ein Bier/Wein, etc. ausreichen. Und das, was Du mitbekommst, ist oft nur die Spitze

    des Eisberges. Niemand, außer dem Trinker weiß, wie hoch die Menge ist, die er konsumiert. Manchmal weiß

    es derjenige noch nicht einmal selbst genau.

    Die Erfahrungen anderer (Alkoholiker oder Familienangehörigen) werden Dich nicht wirklich weiterbringen.

    Du wirst rein gar nichts ändern können. Das kann nur der Alkoholiker selbst. Dein Partner will trinken,

    und sieht kein Problem.

    Du hast damit ein Problem, also musst Du etwas ändern!

    LG Elly

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    Mancher wird erst mutig, wenn er keinen anderen Ausweg mehr sieht.

    - Trocken seit 06.01.2013 -

  • Hi!

    ich seh das wie Elly. Ich bin trockene Alkoholikerin und kann Dir sagen: ein Alkoholiker ändert nur etwas, wenn er selbst an einem Punkt ist. Da kann er auch nur selbst hinkommen. Also musst Du etwas ändern, wenn Du damit nicht leben kannst.

    LG - Calida

  • Hallo upside,

    ich weiß aus eigener Erfahrung, dass es für mich eine Zeit gab wo ich es wichtig fand, Vergleiche zu haben.

    Ob das, was mein Exmann so trieb noch " normal" war. Ob andere es schlimmer trieben und er doch noch nicht so tief drinsteckte. Denn ich traute meinen Wahrnehmungen nicht, war unsicher, ob ich Recht hatte mit meinen Gefühlen. Er redete mir das ja auch dauernd ein, dass ich blöd wäre, ihn zu Unrecht verdächtigen würde, übertreiben würde. All sowas.

    Ich kann dir heute und aus eigenem Erleben sagen, dass du keine Vergleiche oder so brauchst. Das, was du siehst und empfindest ist real und richtig. Und der einzige Weg für dich ist, selbst zu handeln und dir das Leben so zu gestalten, dass es für DICH passt. Und wenn es nötig ist bleibt da nur eine Trennung.

    Eins kann ich dir aber sagen. Wenn er morgens schon einen halben Liter braucht um überhaupt funktionieren zu können, dann ist er abhängig. Ich habe zufällig mal meinen Exmann erwischt, wie er aus dem Schrank unseres Sohnes eine Likörflasche rausgeholt hatte. Frühmorgens. Unser Sohn war zu dem Zeitpunkt Anfang 20 und hatte sie zum Geburtstag geschenkt bekommen. Der Ex hatte sie regelrecht aufgerissen und hatte sie direkt am Hals. Ab da war mir klar, dass ICH was ändern musste. Das zu sehen war ein wichtiges Ereignis um mich in Bewegung zu bringen.

    Lieber Gruß

    Aurora

    Willst du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten.


    chinesische Weisheit

  • Hallo Upside,

    es gibt die Definition der WHO was "risikoarmer" Konsum ist, (2 Standardgläser pro Tag an höchstens 5 Tagen die Woche) wobei auch da die Sichtweise hin zu "jeder Tropfen ist zuviel" geht.

    Was "normal" ist, ist in Deutschland leider gesellschaftlich nicht geregelt. In andern Ländern gibt es da deutlich klarerere Regeln (gesellschaflich gewachsen).

    Sei es in islamischen Lädenrn wo klar ist: Alkohol geht garnicht, oder in Frankreich oder Südeuropa: 1 Glas zum Essen am Abend ist gesellschaftlich "normal" ... reicht es in Deutschland von: "Frühschoppen am Donnerstag ist völlig normal" oder "7 Bier sind auch ein Schnitzel" zu "Am Wochenende mal die Sau rauslassen ist OK" oder auch "wer allein trinkt hat ein Problem" ... es gibt kein "Normal" hier.

    Das ist aber auch völlig egal, denn FÜR DICH ist sein Konsum zuviel.

    Er selbst wird da kein Problem sehen (oder noch nicht groß genug) sonst würde er was tun...

    Also musst du für dich entscheiden was du willst... und das entsprechend angehen. Denn: deinen Umgang mit der Situation kannst du steuern, Klar ist auch, dass DU nicht zurück stecken musst wenn er das nicht tut.

    Eine gesunde Beziehung lebt davon, dass sich jeder etwas bewegt (nicht immer gleichviel, aber soviel wie jedem noch gut tut) ... oder es ist eben eine ungesunde Beziehung... und dann bist du die Leidende... und das kannst du ändern.


    Grüße

    Barthell

    Train to survive

    survive to train

  • Eine kurze Aussage zur Frage "normal".

    Er muss morgens etwas trinken um zu "Funktionieren". Er versteckt Flaschen. Er kann nicht einen Tag aufhören. An Wochenende eskaliert es.

    Es ist egal in welchem Land wir hier sind, denke ich. Er ist definitiv Alkoholiker.

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