Lara J. - Auch die eigenen Bedürfnisse berücksichtigen

  • Du wirst erstaunt sein, wen er noch so alles manipulieren kann, wenn Du Dich nicht mehr

    kümmerst, Lara.

    Der bekommt das Leben auch ohne Dich hin. Er ist ein erwachsener Mensch.

    Dir wird es nach einem Kontaktabbruch besser gehen. Der Anfang ist nicht einfach,

    aber im Laufe der Zeit gewöhnt man sich dran! Ich schreibe da aus Erfahrung!

    Denn ich habe vor 10 Jahren den Kontakt zu meinem Vater abgebrochen. Das war dann

    allerdings auch beidseitig.

    LG Elly

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    Mancher wird erst mutig, wenn er keinen anderen Ausweg mehr sieht.

    - Trocken seit 06.01.2013 -

  • Ich fühle mich halt wie gesagt nur schlecht, weil ich denke er hat ja sonst niemanden.

    Die Masche mit der emotitionalen "Erpressung" funktioniert gut, das musste ich damals auch bei mir feststellen.

    Nur weil dein Vater jetzt in einer Entzugsklinik ist, ist der noch lange nicht trocken!

    Je öfter du dich von ihm einspannen lässt, desto schwerer wird es für dich NEIN zu sagen.

    Schulden kann man auch bei Gericht in Raten zahlen.

    Ich (!!!) würde da keinerlei Zugeständnisse machen. Eine Strafe muss weh tun.

    Alle Versprechen meines Vaters waren Schall und Rauch, nichts als leere Versprechen.

    Und ich, dumme Nuss, fiel zu oft darauf herein.

    Lebe bitte dein Leben.

  • Zitat

    er hat ja sonst niemanden

    Stellt sich die Frage: warum?

    Ich habe eine beste Freundin, etliche Freunde, Ansprechpartner, Nachbarn usw. usw. Das liegt aber an meinem eigenen Verhalten!

    Wenn er sonst niemanden hat, liegt das vielleicht daran, daß sein ehemaliges Umfeld einen gesunden Egoismus hat. Was vollkommen in Ordnung ist.

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Hallo Lara,

    ich erkenne mich sehr in deiner Geschichte wieder... Der Psychoterror hat bei mir zum Glück nie solche Ausmaße angenommen wie bei dir, aber auch nur weil mein Vater gemerkt hat, dass er mich auf andere Art besser manipulieren kann.

    Bei mir sind es aktuell auch die Anrufe, dass er ins Krankenhaus muss. Anfangs bin ich noch hingefahren, nur damit er dann nach zwei Stunden Diskussion festgestellt hat, dass er doch nicht ins Krankenhaus möchte. Es ist zum verrückt werden. Inzwischen verweise ich auch auf den Notruf. Den hat er beim letzten Mal dann auch tatsächlich angerufen. Aber das schlechte Gewissen bleibt.

    Wie geht es dir denn aktuell? Hast du zur Zeit Kontakt zu deinem Vater? Und was ist aus der beantragten Betreuung geworden? Ich spiele auch schon mit diesem Gedanken, aber rechne mir da ebenfalls keine hohen Chancen aus, dass das durchgehen würde...

  • Hallo Jada,

    mal so und mal so geht es mir. Mein Vater war jetzt seit Mitte Dezember trocken und hat sich jetzt letzte Woche wieder mit seinem aller letzten Geld Alkohol gekauft. Da er kein Geld mehr hat und ihm niemand was kauft, war er somit eine Woche wieder am trinken und ist jetzt wieder ausgenüchtert. Wir hatten eine extreme Auseinandersetzung, fühle mich aber irgendwie verpflichtet ihm etwas zu Essen zu kaufen. Er hat immense Schulden und kann sich bis Ende des Monats kein Essen mehr selbst kaufen. Eine Langzeittherapie ist genehmigt, aber erst im April. Ich bezweifle noch sehr stark, dass er geht.

    Das mit der Betreuung hat nicht funktioniert. Mein Vater konnte sich beim psychiatrischen Gutachten trotz hohem Alkoholpegel sehr gut artikulieren und war auch in der Lage seine Wünsche zu äußern, weshalb gegen seinen Willen keine Betreuung möglich ist. Somit ist das im Sand verlaufen.

  • ... fühle mich aber irgendwie verpflichtet ihm etwas zu Essen zu kaufen. Er hat immense Schulden und kann sich bis Ende des Monats kein Essen mehr selbst kaufen.

    Hallo Lara J. ,

    darf ich fragen, wie lange du deinem Vater Essen kaufen möchtest?

    Ich kenne ja nicht die Einkommensverhältnisse, doch einen Selbstbehalt gibt es.

    Da auch mein Vater soff und auch ich eine zeitlang Lebenmittel kaufte, weiss ich, dass mein Vater sein Geld immer in Alkohol verwandeln konnte, nur für Essen hat es nicht gereicht.

  • Hallo Lara, ich erinnere mich noch gut daran, als ich meinen Eltern Essen gekauft habe, weil ich zu 100% wusste, dass sie ansonsten Hungern.

    Ein furchtbares Gefühl!

    Das Gefühl, als ich damit aufgehört habe, war noch um einiges furchtbarer. Aber irgendwann kam auch das Gefühl von Freiheit dazu. Die Erkenntnis und darauf folgende Akzeptanz, dass sie selbst entscheiden können wie sie ihr Leben führen wollen. Irgendwann hatte ich mich sogar mit dem Gedanken ausgesöhnt, selbst dann nicht ein zu greifen, wenn sie Obdachlos würden. (Ist vermutlich nicht passiert, wäre aber auch nicht meine Baustelle geworden)

    Du bist nicht allein mit diesen Sorgen und Gefühlen und du wirst einen Weg für dich finden.

    Liebe Grüße, Lea

  • Hallo ihr Lieben,

    ich habe nun eine Zeit lang nur still mitgelesen.

    Heute habe ich jedoch das Bedürfniss, erneut ein wenig mein Herz auszuschütten bzw. mir einiges von der Seele zu schreiben.

    Ich habe versucht den Kontakt zu meinem Vater abzubrechen, aber jedes Mal wenn ich denke, jetzt ist es soweit, schafft er es irgendwie mit etwas was er sagt oder irgendetwas passiert, damit ich den Kontakt doch nicht abbreche.

    Seit meine Mutter meinen Vater vor 4 Jahren verlassen hat, kümmere ich mich als Einzige um ihn. Er hat keine sozialen Kontakte. Ich habe in den letzten Jahren einfach immer wieder gehofft, dass er die Kurve doch noch bekommt. Habe alles mögliche vorgeschlagen, um ihn zu unterstützen:

    - neue Wohnung suchen, an welcher nicht so viele Erinnerungen hängen, die billiger ist und auch kleiner

    - ihm helfen einen Nebenjob zu finden, damit er Beschäftigung/ Ablenkung hat

    - regelmäßige Spaziergänge

    - Therapie (am Meer) - damit er raus kommt

    Alles wurde abgelehnt....

    Nun habe ich vor ein paar Wochen gedacht, dass es an der Zeit ist meine eigene Einstellung zu ändern. Wie meine ich das? Ich muss akzeptieren, dass sich nichts ändern wird und er sein Leben nicht ändern will. Mein Vater sagt wirklich fast täglich, dass er nicht mehr leben möchte (dies höre ich allerdings bereits seit 10 Jahren). Er hat mich sogar gefragt, ob ich ihm helfen würde sich umzubringen, indem ich ihm ein Betäubungsmittel besorge - kann man hier irgendwas machen, wenn sogar schriftliche Beweise vorliegen? Hilfe suchen? Ich hatte ja bereits versucht ihm einen Betreuer zu organisieren, aber das wurde abgelehnt.

    Die letzten beiden Male als ich bei ihm war, war der Besuch zunächst angenehm. Als es aber an der Zeit war zu gehen, fing er jedes Mal eine Diskussion an, dass es mir ja total egal wäre, wenn er stirbt. Ich würde ihn hier alleine lassen, obwohl ich wüsste wie elendig es ihm geht etc. - ich weiß mittlerweile nichts mehr auf solche Aussagen zu antworten. Ich habe mich gefühlt auch in den letzten Monaten nochmal sehr stark emotional distanziert. Da sich das ganze bereits über Jahre hinzieht, glaube ich ihm zum Beispiel nicht mehr, wenn er behauptet er bringt sich jetzt um. Ich fühle mich irgendwie leer.

    Im Anschluss an diese Besuche bekomme ich dann immer wieder E-Mails, in denen er mir sagt, dass ich ein gefühlloser Mensch sei. Mein Vater verlangt außerdem, dass ich 24 Stunden für ihn erreichbar bin. Nach einem E-Mail-Austausch habe ich ihm ein paar Stunden nicht geantwortet, weil ich nicht am Handy war. Es kam danach eine Mail, dass ich ihn am Arsch lecken soll, ich hätte überhaupt nichts liebes an mir. Ich wäre nicht mal fähig ihm seine Tabletten zu besorgen (ich habe Donnerstag Abend die Krankenkarte bei ihm abgeholt und konnte wegen der Arbeit und Öffnungszeiten vom Arzt noch nicht das Rezept abholen) . Also ich fühle mich einfach nur unter Dauerstress, da eigentlich von mir verlangt wird, dass ich 24 Stunden am Tag für ihn zur Verfügung stehe.... zwischendurch bekomme ich dann gedroht er würde sich ein Taxi rufen und dann vor meiner Tür stehen. Oder in der Woche droht er, er würde bei meiner Arbeit anrufen und denen erzählen, was sie eigentlich für einen Menschen eingestellt hätten. Ich habe seit Tagen wieder Stimmungsschwankungen, habe häufig schlechte Laune, bin sehr schnell genervt oder versinke in meinen Gedanken und schweife daher ab.... teilweise fange ich auch an mich selbst zu hinterfragen und an mir zu zweifeln, ob ich wirklich ein schlechter Mensch bin . Daher nehme ich zurzeit Aussagen auch schnell persönlich.

    SO viel zu meiner aktuellen Situation und Gefühlslage.

    Ich wünsche euch einen schönen Sonntag Abend.

    Liebe Grüße

    Lara

  • Hallo Lara,

    lass Dir bitte nicht weiter ein schlechtes Gewissen einreden. Du bist nicht Schuld an seinem Alkoholproblem. Ebensowenig bist Du sein Babysitter! Ja das ist leider leichter gesagt als getan aber so zermürbt er Dich kontinuierlich Stück für Stück mehr. Ich weiß nicht was für ein Mensch Dein Vater ist aber vielleicht merkt er ja erst schmerzlich was sein Verhalten auslöst, wenn Du Dich ganz zurück ziehst. In Deiner Firma wird man wissen was man an Dir hat und wäre sicherlich auch daran interessiert, dass Du den Kopf frei hast. Ich würde es darauf an kommen lassen. So weh es auch tut. So machst Du Dich zum Wrack. Lass das nicht zu! Ganz viel Kraft wünsche ich Dir! 🙏❤️

  • Als es aber an der Zeit war zu gehen, fing er jedes Mal eine Diskussion an, dass es mir ja total egal wäre, wenn er stirbt. Ich würde ihn hier alleine lassen, obwohl ich wüsste wie elendig es ihm geht etc. - ich weiß mittlerweile nichts mehr auf solche Aussagen zu antworten

    Ein Alkoholiker ist wie ein Schwarzes Loch. Es hockt in der Mitte, dreht sich nur um sich selbst und zieht die komplette Energie des Umfeldes in sich hinein.

    Es frisst dich auf.

    Ich frage mich, wie lange du diesen Zirkus noch mitmachst. Du gehtst kaputt dabei. Er hört nie auf. Du kannst ihm geben was er will, was du kannst, was dir einfällt... es ist völlig wurscht. Es ist nie genug, es ist immer das falsche, es reicht nie.

    Aber das liegt nicht an dir, sondern an seiner verdrehten Denke. Leider macht Alkohol das Gehirn kaputt. Manche sterben schon mit 45, leider ist das so. Ich habe es für mich so verarbeitet, daß ich die kranken Entscheidungen meiner Mutter akzeptiere. Jeder von uns stirbt mal. Manche früher, manche später. Manche so. Leider. Es ist ihre Entscheidung. Von außen kann man nichts erreichen.

    Wie wäre die Vorstellung, ihm die Verantwortung für sein Wohl und Wehe zu überreichen und zu gehen? So richtig.

    Du kannst guten Gewissens dir selber und jedem anderen gegenüber sagen, daß du ALLES versucht hast und nur noch Profis helfen können - wenn er denn will. Will er aber nicht. Also bist du raus aus der Nummer.

    Alles blocken, mal wirklich konsequent, so richtig konsequent.

    Du kannst es als etwas ansehen, was du in all den Jahren noch nicht ausprobiert hast. Vielleicht bewirkt es etwas bei ihm, das würdest du erfahren. Einfach mal ein halbes Jahr oder Jahr wegbleiben. Du kannst dich erholen. Er kann trocken werden oder noch tiefer im Sumpf landen. Aber das würde er auch, wenn du dich ausnutzen lässt .

    LG, Linde (EKA)

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Liebe Lara,

    es erschüttert mich zu lesen, wie Dein Vater Dich behandelt. Du machst und tust, und er erpresst Dich auch noch.

    Es ist aus Deinen Zeilen herauszulesen, dass Du sehr wohl eine mitfühlende Person bist. - Leider zu sehr!

    Ich wage sogar zu behaupten, dass er auch ohne Alkohol ein Ekelpaket ist. Man erpresst niemanden, der

    für einen da ist und den man angeblich liebt.

    Wenn er Dich lieben würde, dann würde er sich anders verhalten.

    Ich habe selbst jahrelang gesoffen, aber derart niederträchtig bin ich nie gewesen!

    Und wenn er sein Leben beenden will, was er unweigerlich sowieso mit dem Alkohol tut, dann soll er das

    gefälligst alleine über die Bühne bringen.

    Aber dafür fehlt ihm der Mut. Er will dazu noch Unterstützung von Dir. Was es aber mit Dir machen würde, das

    ist ihm schei..egal!

    Sieh es so herum, lasse jemanden los, der Dich unter Druck setzt und Dir Dein Leben schwer macht.

    Mache richtig Schluss mit ihm und sage, er darf sich nicht mehr bei Dir melden, dass es endgültig reicht.

    Und dann ziehe es auch konsequent durch, denn ansonsten machst Du das ganze Theater bis zum bitteren

    Ende mit. Steige aus diesem Drama aus!

    Tue es für Dich!

    LG Elly

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    Mancher wird erst mutig, wenn er keinen anderen Ausweg mehr sieht.

    - Trocken seit 06.01.2013 -

  • Lara, klare Worte von Elly und besser kann man es gar nicht in Worte fassen! Und ja auch ich hatte das Gefühl, daß dieser Mensch auch ohne Alkohol wohl ein Tyrann sein muss. 👌👍

  • Ich kann Dir empfählen Buch von Helmut Kolitzus - Ich befreie mich von deiner Sucht . Hilfen für Angehörige von Suchtkranken.

    Und auch Gruppen Al- Anon in Deiner Stadt. Termine kann man im Computer nachschauen.

    Alkoholiker , sind grausame Manipulanten , weiß ich, weil selbst bin ich Alkoholikerin.Du erkennst eine manipulative Person daran, dass Konsequenzen und Bestrafungen drohen, wenn du die Erwartungen nicht erfüllst.

    Und Vater bestraft Dich für sein Versagen ?! Las im Fahlen , so denke ich .

    L.G Iwona

  • Danke für eure zahlreichen Antworten. Ich habe bereits ein paar davon schon gestern Abend vor dem Schlafen gehen gelesen und diese zunächst einmal auf mich wirken lassen. Nun nehme ich mir in Ruhe die Zeit zu antworten.

    Ich frage mich, wie lange du diesen Zirkus noch mitmachst. Du gehtst kaputt dabei. Er hört nie auf. Du kannst ihm geben was er will, was du kannst, was dir einfällt... es ist völlig wurscht. Es ist nie genug, es ist immer das falsche, es reicht nie.

    Genau das ist es. Ich gebe meine ganze Kraft, jedoch reicht es ihm nie. Alles ist falsch wie man es macht.

    Wie wäre die Vorstellung, ihm die Verantwortung für sein Wohl und Wehe zu überreichen und zu gehen?

    Ich finde in dieser Vorstellung ziemliche Erleichterung. Als würde einem ein Stein und eine riesige Last genommen werden. Gleichzeitig dann natürlich das schlechte Gewissen ihn alleine zu lassen.

    ich habe selbst jahrelang gesoffen, aber derart niederträchtig bin ich nie gewesen!

    Das finde ich eine sehr interessante Sichtweise. Ich habe mir nämlich schon häufig die Frage stellt, wie jemand der selbst alkoholkrank ist diese Verhaltensweise von meinem Vater findet. Ich habe es bisher halt immer so empfunden, als würden zwei Welten aufeinander prallen und es findet sich einfach keine Einigkeit da zu unterschiedliche Sichtweisen auf die Dinge existieren. Aber wenn du von deiner Position aus soetwas sagst und auch iwona-w das sagt.... dann scheint er noch zusätzlich ein Extremfall zu sein. Wie du sagst ein Ekelpaket .... dies war jedoch nicht immer so. Wie Linde sagt "Alkohol macht das Gehirn kaputt" - der Mensch von früher, der mein Vaer einmal war, existiert einfach schon einige Jahre nicht mehr. Und hiervon gibt es auch kein zurück mehr...


    Und ihr habt Recht, ich muss für mich und mein Wohlbefinden endgültig mit aller Konsequenz aussteigen.

    Danke iwona-w für die Buchempfehlung. Ich werde mich mal nach dem Buch erkundigen.

    LG Lara

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