Stefan 1 Dann stelle ich mich mal vor...

  • Da ich ja vieles aus dem Forum mitnehme, hab ich mich durchgerungen, jetzt doch mal vom letzten halben ja zu berichten (eventuell interessiert oder hilft es gar jemand, ansonsten ists es halt weiterer verbrauchter Speicherplatz):

    Wenn ich das letzte halbe Jahr reflektiere, gab es für mich eigentlich zwei große Knackpunkte, bei denen meine Abstinenz immer wieder ins straucheln kam.

    1. bei gesellschaftlichen Anlässen, bei denen es gewöhnlich Alkohol gab und bei denen ich meist sehr kommunikativ (und meist mit einem lustigen Getränk in der Hand) mitmischte.

    2. meine schon erwähnten "Montagsabstürze", die oft erst nach 8-10 Bier endeten.

    Beides hab ich aber "relativ" schnell in Griff bekommen. Erstes, dadurch, dass ich mir halt die ersten paar Wochen einige Kommentare anhören musste ("wie, DU trinkst gar nichts?" oder "auf, eins geht"...) , die aber auch irgendwann durch waren. Mittlerweile hört man von denselben Kommentatoren durchweg positive Töne über mein neues Trinkverhalten. Zweites. war eigentlich auch schnell gegessen, ich fuhr an meiner gewohnten "Tränke" einfach nicht mehr vorbei. Witzigerweise vermisst mich dort bis heute keiner meiner hochkonditionierten Kameraden von noch ein paar Monaten.

    Ich glaube nun ist mein Umfeld soweit angepasst oder ausgedünnt, dass meine Abstinenz nicht ständig vor neuen Herausforderungen steht. Wobei ich aber jetzt auch nie Probleme hatte, z.B. im Supermarkt durch Schnapsregale zu laufen. Letztendlich wird es aber immer wieder zu Situationen kommen, in denen ich dem Alkohol gefährlich nahe komme. Stand momentan habe ich aber davor keine Angst, ich würde behaupten ich bleibe weiterhin vorsichtig und schaffe das auch eine weiteres halbes Jahr und auch noch ein weiteres halbes Leben...

    Nun steht bei mir das Thema Alkohol nicht mehr im Vordergrund und es bleibt endlich genug Zeit für die wichtigen Dinge im Leben. Diese mussten viel zu lange darunter leiden und und manches ist auch dadurch nicht mehr zu retten...

    Deshalb: ich hab keinen Tag zu früh aufgehört!

  • Hallo Stefan, habe nun deinen ganzen Strang gelesen und fand es total spannend, deinen Weg so mitzuverfolgen. Ein halbes Jahr - Hut ab! Wow! Ich wünschte, ich wäre schon so weit. Danke fürs teilen!

    LG Annamela

  • Hallo Stefan, habe nun deinen ganzen Strang gelesen und fand es total spannend, deinen Weg so mitzuverfolgen. Ein halbes Jahr - Hut ab! Wow! Ich wünschte, ich wäre schon so weit. Danke fürs teilen!

    LG Annamela

    Ja, ich glaube, es klingt spannender als es ist. Aber stolz bin ich auch ein bisschen auf mein halbes Jahr. Nun kann man ja Zeit weder vor noch zurückdrehen. Bei mir war so die erste Zeit eigentlich hauptsächlich davon geprägt mich "umzuorganisieren". Das Umfeld ist aber nun angepasst, das ein oder andere Opfer hat es gegeben, aber für mich ist am aller hilfreichsten, nicht ständig gefragt zu werden, warum ich (heute) nichts trinke. Deshalb, auch du kannst ein halbes Jahr trocken werden und es bestimmt auch bleiben.

  • Guten Morgen Stefan,

    Was hast du alles umorganisiert - kannst du ein paar Beispiele nennen?

    Wie hast du das mit deinen Bekannten und Freunden gehalten - wen hast du aus deinem Leben geworfen und warum?

    Wenn dir das zu privat ist, ist okay...es interessiert mich einfach, weil ich mir gerade auch so meine Gedanken mache. :/

    LG Annamela

  • Umorganisiert ist vlt das falsche Wort. Ich habe mich eben von alten "Freunden" getrennt, mit denen der kleinste gemeinsame Nenner der Alkohol war. Das ging sehr schnell und schmerzfrei über die Bühne.

    Im gesellschaftlichen Alltag ( im Verein, bei Feiern, etc.) habe ich mir eine gewisse Akzeptanz eingefordert. Zwar gab es da auch ein paar Diskussionen und Rückfragen, warum ich gerade nichts trinke, aber die meisten haben es sehr positiv aufgenommen und sogar unterstützt. Natürlich hab ich nicht jedem mein Alkoholproblem unter die Nase gerieben, dennoch ist es erstaunlicherweise ( ;) )für die meisten völlig O.K., wenn man nichts trinkt.

    Jetzt, ein halbes Jahr später werde ich kaum noch darauf angesprochen, warum ich nichts trinke. Falls es aber doch vorkommt, bin ich mittlerweile auch nicht mehr sehr verlegen und wenn ich die Person gegenüber mag, sag ich ihr auch schonmal direkt ins Gesicht, dass ich Alkoholiker bin. Schneller bekommst du kaum einen Themenwechsel hin...

  • wen hast du aus deinem Leben geworfen

    So „hart“ ist das gar nicht abgelaufen.

    Z.B.

    In meiner Sauna WhatsApp Gruppe, haben sie sich zum vorglühen verabredet und dann nach jedem Saunagang etwas getrunken. Da bin ich dann eben aus der Gruppe ausgestiegen und nicht mehr mit.

    Als ich mal, mehr oder weniger, zufällig in der Sauna dabei war, bin ich zum Trinken natürlich nicht mit. Also habe ich sie fast nicht zu Gesicht bekommen.

    Und wenn ich sie dort kurz gesehen habe, war das angesoffenen Geschwätz nicht mehr so spannend für mich. Um es vorsichtig auszudrücken.

    Als ich aus der Gruppe ausgetreten bin, haben sie sich einzeln gemeldet und gesagt, dass sie sich melden, wenn sie mal etwas ohne Alkohol machen. Das ist jetzt circa ein Jahr her. ^^

    Ich vermisse da gar nichts. Sie würden in mein neues Leben überhaupt nicht mehr reinpassen.

  • Guten Morgen,

    gestern waren es 222 Tage (wenn ich jetzt Schnapszahl schreibe, ist das nasses denken?)

    Aber mal im Ernst: tatsächlich fühle ich mich gar nicht "trocken". Gerade über Ostern kam ich in die Situation, auf einer Veranstaltung zu sein, auf der auch schonmal was getrunken wird. Nicht exzessiv, aber für mich als Alkoholiker eben sehr gefährlich um in alte Muster zu fallen. Ich habe mich dennoch entschieden hin zu gehen, natürlich wohlwissentlich, mich in eine Gefahrensituation zu begeben und aber auch darauf vorbereitet zu sein.

    Und es lief auch sehr gut. Eigentlich hat niemand von mir "verlangt" Alkohol zu trinken. Mir wurde zwar welcher angeboten, aber als ich ablehnte, hat niemand nachgefragt oder einen dummen Spruch gedrückt. Trotzdem ging ich wieder früh ins Bett, denn je länger der Abend wurde, desto mehr bekam ich Lust etwas zu trinken. Zum Glück siegte die Vernunft.

  • Herzlichen Glückwunsch zu dieser schönen Zahl.

    222 nüchterne Tage, das ist super 👍🏻.

    Dass wir als Alkoholikern so oft angenehmen, dass alle Menschen Alkohol trinken und wir nun die absoluten alkoholfreien Exoten auf diesem Planeten sind, die sich rechtfertigen müssen, dass sie keinen Alkohol trinken, stelle ich immer wieder hier fest.

    Das ist aber nicht so, wie du ja nun auch feststellen durftest. Es interessiert (fast) niemanden.

    Es muss auch nur dich interessieren und da immer schön wachsam bleiben und ,brenzlige‘ Situationen meiden oder verlassen, ist unser Job. Nur wir selber können auf uns aufpassen.

    Die Welt um uns herum ändert sich nicht.

    Viele Grüße

    Stern

    ⭐️

    Wenn du heute aufgibst, wirst du nie wissen, ob du es morgen geschafft hättest.

  • Hallo Stefan, Glückwunsch zu deinen 222 Tagen. Wir sind ja fast gleich,bei mir sind es 229 Tage. Ich nenn mich nicht trocken,sondern abstinent. Finde es mutig,dass du dich solchen Ereignissen stellst, dennoch würde ich vorsichtig sein. Man weiß nicht,was es mit einem macht.

    denn je länger der Abend wurde, desto mehr bekam ich Lust etwas zu trinken.

    Es hat ja schon was mit dir gemacht. Würde dem echt aus dem Weg gehen,aber das musst du für dich selber entscheiden.

  • Hallo Stefan. Glückwunsch zu dieser schönen Zahl.

    Zum Glück bist du rechtzeitig gegangen.

    Ich bin bei Tag 471 und wäre wahrscheinlich nicht hingegangen.

    Sowas kann noch Tage nachwirken.

    Was auch immer das für eine Veranstaltung war, sie müsste schon Verdammt wichtig für mich sein.

    Den meisten Leuten ist es recht egal ob man etwas trinkt. Hauptsache, sie haben etwas zu trinken. Wenn sie damit nerven, dann eher, weil es ihnen selbst unangenehm ist. Oder sie selbst ein Problem haben. Da habe ich es einmal erlebt. Sonst interessiert das keinen.

  • Ich habe immer ein Plan B, C und D parat.

    Das ist wichtig und ich finde es auch richtig.

    Jedoch habe ich nur einen Plan, den B. selbst heute noch nach über 15 Jahren. Plan B. bedeutet ,sofort ohne Umschweife die Veranstaltung verlassen. Ich musste mich da auch nie erklären.

    Wenn es anderen nicht gut geht, gehen sie ja auch. Bei Suchdruck oder Gedanken jetzt mit zu saufen, dann geht es mir nicht gut.

    Gruß Hartmut

    ------------------

    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Jedoch habe ich nur einen Plan, den B. selbst heute noch nach über 15 Jahren. Plan B. bedeutet ,sofort ohne Umschweife die Veranstaltung verlassen. Ich musste mich da auch nie erklären.

    Ja, darauf lief es ja letztendlich hinaus. Die Veranstaltung war ja nicht nur am Abend, sondern auch tagsüber und wir hatten viel Spaß und einiges produktiv geleistet (nur nicht, dass es so klingt, ich wollte nur auf ne Party).

    Wie Stern schon geschrieben hat: Die Welt um uns herum verändert sich nicht.

    Aber ich habe mich verändert und dazu gehört eben auch, dass ich Partys frühzeitig verlasse. Und das ich morgens fit aufwache ohne Scham, was ich die Nacht zuvor alles angestellt habe...

    Diese Variante gefällt mir deutlich besser.

  • Aber irgendwie gefällt mir es auch, dass ich nicht mehr mitzähle...

    Hab ich irgendwie auch nicht gemacht. Habe kein def. Datum.

    Das habe ich in dem Wissen, das der nächste Schluck den Kalender eh auf Null stellen würde, damals absichtlich nicht gemacht.

    Das ist in der Anfangszeit sehr ärgerlich... jetzt spielt es keine Rolle mehr.

    Gruss WW

    m. , Bj. 67 :wink: , abstinent seit 2005

    Wir gehen unseren Weg, weil wir nur den Einen haben. Hätten wir mehrere zur Auswahl, wären wir total zerrissen und unglücklich. Einzig die Gestaltung unterliegt uns in gewissen natürlichen Grenzen.

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