sealobster: Quartalstrinker gesucht

  • Hallo!

    ich bin 40 Jahre alt und teile wohl die typische Karriere von vielen hier. Immer gerne und viel getrunken. Dazu immer als jemand sehr Geselliges bekannt, mit dem man aufgrund der Trinkfestigkeit gut feiern kann.

    Da ich nun in den letzten 1-2 Jahren öfters Montags von der Arbeit pausiert habe, habe ich entschieden mein Leben zu ändern. Dies klappt auch ganz gut und ich habe so gut wie kein Bedürfnis Alkohol zu trinken.

    Nun bin ich aber zum Epsilon-Trinker (Quartalstrinker) geworden. Mein Verhaltensmuster ist genau das, wie von Quartalstrinkern nach Jellinek beschrieben. Alle 3 Monate brauchen ich einen Trinkexzess. Mich würde gerne hier im Forum weitere Quartalstrinker kennenlernen und mit ihnen gezielt Erfahrungen und Bewältigungsstrategien austauschen.

    Herzlichen Grüße!

    Sealobster

  • Hallo Sealobster,

    willkommen bei uns in der Selbsthilfegruppe!

    Es ist völlig egal, wie man die Sucht bezeichnen will. Es gibt nur den einen

    Begriff: Alkoholiker

    Siehst Du Dich selbst als Alkoholiker?

    LG Elly

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    Mancher wird erst mutig, wenn er keinen anderen Ausweg mehr sieht.

    - Trocken seit 06.01.2013 -

  • Hallo und willkommen Sealobster,

    egal welchem Trinkmuster du folgst, Alkoholiker ist Alkoholiker.

    Das Schema von Jellinek ist zwar immer noch nachlesbar aber inzwischen nicht mehr relevant.

    Wenn du also Betroffene zum Austausch suchst, hier suchst, ist es wichtig dass du erkennst, alkoholkrank, Alkoholiker zu sein.

    Und es ist wichtig dass du abstinent sein willst, ein Leben ohne Alkohol willst. Denn alles andere ist sinnlos um diese Krankheit zum Stillstand zu bringen.

    Lieber Gruß

    Aurora

    Willst du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten.


    chinesische Weisheit

  • Hallo Elly,

    hallo Aurora,

    vielen Dank für eure Antwort.

    Ich war vielleicht an bisschen zur kurz in meiner Erklärung. Ja, ich bin Alkoholiker und in der Untergattung Quartalstrinker.

    Das Wort "Quartalstrinker" habe extra so hervorgehoben, da ich gerne mit "Gleichgesinnten" in Kontakt treten würde bezüglich Therapiemöglichen, Erfahrungen etc.

    Wir sind eben in einer etwas anderen Art und Weise krank. Bisher habe ich mit Selbshilfebüchern, Internet etc. sehr gute Fortschritte gemacht, was auch meine Frau bestätigt. Nur hatte ich demletzt einen Rückfall. Ich sehe das aber als Chance daran zu wachsen und meine Schlüsse vor dem nächsten Mal zu ziehen, damit so etwas nicht wieder passiert.

    Weihnachtliche Grüße!

    Sealobster

  • Hallo Sealobster,

    wann hast Du zuletzt Alkohol getrunken und hast Du deswegen, u.a. auch wegen

    einem Entzug mit Deinem Arzt gesprochen?

    LG Elly

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    Mancher wird erst mutig, wenn er keinen anderen Ausweg mehr sieht.

    - Trocken seit 06.01.2013 -

  • Hallo Elly,

    ich war 3 Monate trocken und hatte letzte Woche einen kleinen Rückfall, da ich zwar 2 mal ablehnen konnte, aber beim 3. mal schwach wurde. Ich dachte auch fälschlicherweise, dass ich es nun kontrollieren kann.

    Mit meinem Hausarzt hatte ich schon 2 längere Gespräche. Er fand allerdings meine Fortschritte gut und sah keinen Grund für einen Entzug. Er meinte, dass ich clever genug sei, dass selbst mit Selbsthilfeangeboten zu schaffen.

    Viele Grüße!

    Sealobster

  • 2x ablehnen, beim 3. Male schwach werden - du merkst selbst, wo das Problem steckt.

    Nicht das "schwach werden" ist das Problem, sondern die Situation, wo du zum trinken aufgefordert wirst.

    Die Mühen der Gebirge liegen hinter uns.
    Vor uns liegen die Mühen der Ebenen. (Bert Brecht) 8)

  • Seal, ich würde mich gar nicht auf die Kategorie "Quartalstrinker" festbeißen.

    Im Grunde geht es wie bei allen Trinkertypen, dass der Alkoholiker sein Trinkverhalten nicht kontrollieren kann & sich selbst oder andere durch dieses Verhalten ständig und/oder massiv schädigt.

    In den Büchern wirst du nichts anderes gelesen haben.

    Wir unterscheiden hier im Forum auch nicht danach, wer welches Trinkverhalten hat.

    Wir sind Alkoholiker, wir wissen, dass wir mit dem Zeug nicht umgehen können, wissen, dass das nicht heilbar & demzufolge die dauerhafte Abstinenz die richtige Konsequenz daraus ist, wollen wir dem Teufelskreis entrinnen.

    Die Mühen der Gebirge liegen hinter uns.
    Vor uns liegen die Mühen der Ebenen. (Bert Brecht) 8)

  • Es gibt keinen kleinen oder großen Rückfall, sealobster.

    Rückfall ist Rückfall. Da nützt keine Verniedlichung!

    Wichtig ist für den Austausch mit uns im offenen Bereich, dass Du

    vorhast, keinen Alkohol mehr zu trinken. Und zwar für immer!

    An welchem Tag hast Du zuletzt Alkohol getrunken?

    LG Elly

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    Mancher wird erst mutig, wenn er keinen anderen Ausweg mehr sieht.

    - Trocken seit 06.01.2013 -

  • Hallo Sealobster!

    Ich habe mich auch viele Jahre selbst als Quartalstrinker gesehen. Bis mir bewusst wurde, dass es völlig egal ist, wie ich meine Trinkgewohnheiten bezeichne, das Problem mit dem Alkohol bleibt das gleiche. Zumal die Grenzen fließend sind, die Abstände wurden immer kürzer, die Gründe zu trinken vielfältiger. Frust, Freude, Enttäuschung, Begeisterung, Belohnung, Gesellschaft, es gab immer mehr Gründe. Klar, ich habe immer wieder Trinkpausen gehabt, mal Wochen, mal Monate, auch schon mal ein Jahr. Nur habe ich nach jeder Pause umsomehr zugeschlagen. Als Belohnung sozusagen! Schließlich hatte ich mir bewiesen, dass ich auch ohne konnte. Nein, das konnte ich nicht. Meiner Ansicht nach ist der einzige Unterschied an dieser "Form" des Alkohlismus, wenn man denn diese Unterscheidung machen möchte, dass der Weg zur Einsicht länger ist, da man der festen Überzeugung ist, man braucht den Alkohol ja gar nicht. Ich habe mich vom "Zweimal im Jahr Trinker" zum "Wochenendtrinker" entwickelt. Ausschlaggebend dafür mir Hilfe zu holen, waren nicht die Zeitabstände zwischen dem Trinken, sondern die erschreckende Feststellung wieviel Raum der Alkohol in meinen Gedanken einnimmt, egal ob dazwischen lange oder kurze Phasen ohne Trinken dazwischen liegen.

  • Hallo zusammen,

    ich hoffe die Feiertage verlaufen bisher entspannend.

    Elly

    Ich habe am 17.12. das letzte Mal Alkohol getrunken. Davor seit Anfang September gar nichts.

    Dante

    Da hast du vollkommen Recht. Das grundsätzliche Problem bleibt das selbe, obwohl sich die Ausprägung ändern. "Nicht das "schwach werden" ist das Problem, sondern die Situation" sei das Problem. Damit hast du vollkommen recht. Nur kurz zum Beispiel Weihnachten: Ich habe kein Problem mit dem nüchtern bleiben, da in meiner Familie an Weihnachten nie viel getrunken wurde. Dadurch ist Weihnachten und Alkohol auch sozusagen nicht in meinem Suchtgedächtnis mit einem "tollen Moment" verbunden, der durch Alkohol noch viel schöner wird.

    Hobbit

    Das ist genau, dass warum ich das Thema "Quartalstrinker" erwähnt hatte. Ich wollte mich mit Personen austauschen, die genau die gleiche Erfahrung gemacht haben. Alles was du sagst, kann ich nachzuvollziehen. Nur hat es mir auch in gewissermaßen die Augen geöffnet, dass es eine total gefährliche Situation ist in dem Wechsel zwischen Nüchternheit und Belohnung leben. Eigentlich verarscht man sich ja dadurch nur selbst.

    Schöne Weihnachtsfeiertage!

    Sealobster

  • Hallo Sealobster,

    wenn Du Dich mit den anderen im offenen Bereich austauschen möchtest,

    klicke den Bewerbungslink an, schreibe ganz kurz etwas und Dein Thema

    wird in den entsprechenden Bereich verschoben.

    https://alkoholiker-forum.de/bewerben/

    Auch Dir noch schöne Weihnachtsfeiertage!

    LG Elly

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    Mancher wird erst mutig, wenn er keinen anderen Ausweg mehr sieht.

    - Trocken seit 06.01.2013 -

  • Alex07 25. Dezember 2022 um 16:07

    Hat den Titel des Themas von „Quartalstrinker gesucht“ zu „sealobster: Quartalstrinker gesucht“ geändert.
  • Liebe Community,

    vielen Dank für die Aufnahme ins Forum. Ich bräuchte gleich einen Ratschlag von euch:

    Meine Frau erkundigt sich ab und zu nach meinem Befinden und Fortschritten. Da ich letzte Woche einen Rückfall hatte, hat sie etwas Zweifel bekommen. Speziell, dass ich „nur“ beim Hausarzt war, der ja kein Suchtexperte sei und daher keinen Ahnung von dem Thema hätte. Zudem meint sie, dass Selbsthilfegruppen ja auch nicht unter ärztlicher Aufsicht stehen und man daher auch dort doch keine Ahnung hätte. Sie ist der festen Überzeugung, dass man zu einem Spezialist muss, der z.B. auch die Möglichkeit hat, Medikamente zu verschreiben.

    Was würdet ihr in so einem Fall meiner Frau sagen? Gibt denn z.B. Privatärzte, die auf das Thema Sucht spezialisiert sind, wo man kurzfristig einen Termin für mich und meine Frau bekommen kann? Ich habe ehrlich gesagt nicht so viel gefunden außer private Suchtkliniken, die eher nach einem Wellnessurlaub aussehen. Vielleicht habe ich auch nur falsch gesucht.

    Danke im Voraus!

    Sealobster

  • Hallo Sealobster,

    es geht um Dich, Dich als Alkoholiker.

    Was Deine Frau in dem Sinne sagt, mag richtig sein. Aber siehst Du für Dich größeren

    Behandlungsbedarf?

    Dann wende Dich an eine Suchtberatungsstelle oder an einen Arzt, der sich auf Sucht

    spezialisiert hat und erfahre dort, wie Du weiter vorgehen kannst.

    Wenn Du am Zweifeln bist, ob wir Dir hier nicht genug Anregung zur Selbsthilfe geben

    können, dann musst Du Dir weitere Unterstützung holen.

    Das kannst nur Du allein für Dich entscheiden.

    LG Elly

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    Mancher wird erst mutig, wenn er keinen anderen Ausweg mehr sieht.

    - Trocken seit 06.01.2013 -

  • Dann wende Dich an eine Suchtberatungsstelle

    Den Ratschlag unterstütze ich voll und ganz. Dorthin kannst Du auch Deine Frau mitnehmen, zumindest ist das bei uns möglich. So kann sie es auch von einem externen Experten erfahren.

    Zudem meint sie, dass Selbsthilfegruppen ja auch nicht unter ärztlicher Aufsicht stehen und man daher auch dort doch keine Ahnung hätte.

    Deine Frau erliegt leider einem Irrglauben. In einer SHG sitzen, wie auch hier im Forum, hochqualifizierte Facharbeiter zum Thema Alkoholsucht. Wir sind Experten und kennen die Risiken und Tücken; viele von uns sind seit Jahren abstinent.

    Reine Suchtärzte sind eher selten anzutreffen. Frag mal bei der Suchtberatung nach entsprechenden Ärzten nach.

    Übrigens, der Doc kann zwar Pillen gegen Craving verschreiben, aber nicht gegen die Sucht. Aus der Sucht aussteigen kannst Du nur selbst und dabei findest Du u.a. hier Hilfe und Unterstützung. Den Weg aus der Flasche musst Du jedoch selbst beschreiten. Deshalb heißt es ja auch: Hilfe zur Selbsthilfe.

    Gruß

    Carl Friedrich

  • Medikamente gäbe es nur bei einer medizinisch begleiteten Entgiftung, lieber Seal. & selbst da braucht man die nicht unbedingt,

    das wäre dann wirklich eine Entscheidung der behandelnden Ärzte.

    Ich kann die Sorgen deiner Frau gut verstehen, zeigt das doch, wie wichtig ihr ist, dass du mit der Trinkerei Schluss machst.

    Jedoch geht beim Weg in die Trockenheit denkbar wenig über die Ärzte.

    Das Wesentliche musst du alleine schaffen. Dein Leben - deine Trockenheit, alles andere ist nur Hilfs- bzw. Beiprogramm.

    Selbsthilfegruppen bestehen zwar nicht aus ausgebildeten Experten, sind aber Bestandteil des sog. niedrigschwelligen Angebots,

    & ihre Wirksamkeit ist vielfach belegt. SHGen gibt es mittlerweile in allen möglichen Themenfeldern, nicht nur bei Sucht.

    Grundsätzlich ist der Weg in die Trockenheit & der Erhalt der Abstinenz nachweisbar stabiler denn als "Einzelkämpfer", wenn man eine SHG besucht.

    Die Mühen der Gebirge liegen hinter uns.
    Vor uns liegen die Mühen der Ebenen. (Bert Brecht) 8)

  • Hi sealobster,

    das stimmt, was Dante sagt.

    Schaffen musst du es allein, aber du musst dabei nicht allein sein.

    In meiner realen SHG sagte mal einer, hier kannst du nichts werden, ausser trocken.

    Und da sitzen Leute, die seit 35 Jahren abstinent sind. Die wissen, von was sie sprechen.

    Nimm alles mit, was dir hilft.

    Liebe Grüße,

    Hera

  • Hi Sealobster!

    Du bist dir ja deines Problems offensichtlich bewusst und du sprichst offen mit deiner Frau darüber. Das sind schonmal die besten und auch wichtigsten Voraussetzungen für dein Vorhaben abstinent zu sein und es auch zu bleiben. Ich bin mit den gleichen Voraussetzungen da ran gegangen und hab mich zusätzlich an meine Hausärztin gewandt. Für mich war es wichtig zum einen einen Ansprechpartner zu haben, an den ich mich wenden kann, wenn ich merke, ich bekomme Probleme und schaffe es nicht alleine. Und zum anderen hab ich mir eine Art Kontrolle gewünscht. Ich bin jetzt alle zwei Monate bei meiner Ärztin und kann über meinen Erfolg oder Misserfolg berichten. Auch wenn meine Ärztin nicht auf Suchterkrankungen spezialisiert ist, weiß sie zumindest an wen oder wohin sie mich verweisen könnte, wenn wir feststellen, dass wir nicht weiter kommen. Das gibt mir ein gutes Gefühl und die Sicherheit, im Notfall auch andere Maßnahmen ergreifen zu können. Für mich persönlich war die SHG hier die bisher hilfreichste Unterstützung. Du profitierst hier von der geballten Erfahrung und jeder einzelne hier kann nachvollziehen, in welcher Situation du dich befindest. Soviel Zeit für Tipps und Verständnis wie du sie hier findest, wird kein Suchtexperte auf der Welt für dich aufbringen können.

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