Liesel - Mein Mann ist alkoholabhaengig

  • Liebe Liesel,

    Ja, gute Frage, wohl weil wir uns versprochen haben, auch in schlechten Zeiten. Ich bin auch ein gläubiger Mensch.

    ja, das hat man. Aber es geht mehr als um eine Krise. Um mal ganz ehrlich zu sein, gibt es diese guten Zeiten einem Suchtkranken nicht wirklich.

    Die Familie meiner Mutter ist sehr gläubig, meine Oma hat meinen alkoholkranken, untreuen Opa verlassen. Ende der 60er, auf dem erzkonservativen Land. Und meine Eltern unterstützen mich und sind sehr froh, dass ich nun diesen Weg gehe, obwohl sie sehr gläubig sind.

    Ich kann verstehen, dass du dich schämst. Ich weiß auch nicht, in welcher Gegend ihr wohnt, wo vielleicht auch mit der Nase gerümpft wird, wenn sich Paare trennen. Aber das Leben nimmt manchmal andere Läufe, als man sich das vorgestellt hat. Und wichtig ist zu erkennen, wann man endlich aus dem kranken System aussteigen muss. Ich mache mir manchmal Vorwürfe, dass ich es nicht eher getan habe. Meine Kinder fragen mich zwischenzeitlich auch schonungslos aus, warum ich manche Dinge nicht anders entschieden habe. Ich habe unsere Probleme verdrängt und habe mir auch diese heile Familie gewünscht, die es bei uns aber nicht gab. Sobald man aber erkennt, wo das Problem liegt, muss man handeln. Und eine multiple Suchterkrankung ist nichts, das man sein Leben lang ertragen muss. Es ist dein Leben und das deiner Tochter, ihr habt nur dieses eine.

  • Guten Morgen liebe Liesel,

    Dieses Versprechen..... Schau mal... Wenn Eure Ehe normal wäre, wärst Du nicht hier in diesem Forum angemeldet, müsstest Du nicht in eine Beratung, würdest Du Dich nicht schämen. Das mal von außen betrachtet. Hast Du Dir das so vorgestellt? Ich meine Dein Leben? Ich habe auch in einer Illusion gelebt... Fakt ist aber, dass es die nicht gibt. Und als Bild...Du strampelst, machst dir tausend Gedanken, versuchst wahrscheinlich Alles möglich zu machen, dass niemand was mitbekommt. Und Er? Was macht er?

    Und ich sage Dir Eines... Die Menschen in Eurem Umfeld haben mit Sicherheit schon erkannt was los ist...Oder eine Vermutung. Von daher Kopf hoch und als souveräne Mutter raus aus der Situation. Du musst es ja nicht als Drama inszenieren. Sondern als Mutter, Frau die so ein Leben nicht mehr länger toleriert. Das war nämlich mit Sicherheit nicht Eure Abmachung.

    LG Momo

  • Liebe Liesel,

    ich als EKA kann dir sagen, dass ich mit meinen beiden Elternteilen groß geworden bin, und ich kann klar sagen, dass das nicht gut für mich war. Mein Vater war zwar körperlich anwesend, aber als Vater war er für mich nicht verfügbar. Er hat keine Verantwortung für mich übernommen.
    Meine Mutter als Co. vermochte auch nicht so für mich da zu sein, wie es wichtig für mich gewesen wäre. Einen Vorteil aus dieser Konstellation kann ich tatsächlich nicht sehen.

    Ich habe tiefe Traumata davongetragen, die sich auf mein gesamtes Leben auswirken.
    Erst mit dem Tod meines Vaters im letzten Jahr ist mir das so richtig klar geworden, und ich arbeite aktiv an mir. Vorher habe ich verdrängt und funktioniert. Ich bin jetzt 49 Jahre.

    So lange habe ich geschwiegen über meinen Vater. Erst mit seinem Tod habe ich mich öffnen können, es tut gut, und meine Scham war wirklich fehl am Platze.

    Ja, du hast ein Eheversprechen gegeben. Aus meiner Sicht hat dieses aber Grenzen.
    Die Verantwortung dir und deiner Tochter gegenüber sollte darüber stehen.
    Als EKA und Mutter einer zwölfjährigen Tochter kann ich leider auch nicht verstehen, dass du deiner Tochter zu Liebe nicht bereit bist, beruflich etwas zu verändern und ihr Sicherheit zu geben. Aus meiner Sicht gibt es immer Möglichkeiten.

    Liebe Grüße

    Juli

  • Ich verstehe nicht ganz was mit psychologischer Dienst vom JA gemeint ist? Ist mir neu, dass es das gibt? Dann wiederum meintest du "psychologische Beratungsstelle". Die sind normalerweise eigenständig, also der Träger ist nicht das JA. Sondern gflls. die Stadt, Kirche, Verein etc. Egal, wie auch immer. Psychologisch wird das Problem nicht zu klären sein. Zuerst das Praktische. Da wäre der Sozialdienst vom JA Ansprechpartner. Das geht nach Wohnort/Straße. Also einfach bei der Zentrale des JA anrufen und sagen du willst mit deiner zuständigen Sozialarbeiterin sprechen. Dir ggfls. die Nummer geben lassen. Ihr auf den AB sprechen. Termin machen. Diese kennt die Möglichkeiten vor Ort am besten und hat vielleicht noch neue Ideen und Erfahrungen. Beim JA kommt es immer sehr darauf an, an wen du geräts...das kann richtig richtig gut und hilfreich sein oder enttäuschend. Weißt du erst, wenn du hin gehst.

    Eine Idee, die mir noch kam, ist ein Internat. Sie ist ja 13 Jahre. Am Wochenende könnte sie dann ja immer heim kommen. Falls du am Wochenende nicht auch verreisen musst. Es gibt tolle Internate. Auch mit verschiedenen Schwerpunkten. Vielleicht auch in deiner Nähe...

  • Hallo Liesel,

    Ich bin auch ein gläubiger Mensch.

    dann weißt du aber auch, dass in der Bibel steht: Liebe deinen nächsten, wie dich selbst

    Ein trockener Alkoholiker hat mir mal auf einem großen Treffen gesagt, wie oft er diesen letzten Teil überlesen und nicht wahrgenommen hat. Du darfst dich selbst lieben und dass beste für dich und dein Kind tun. Gerade mit der Selbstliebe sieht es ja bei uns nicht besonders aus.


    lg Morgenrot

    Wer nicht hofft, wird nie dem Unverhofften begegnen. ( Julio Cortazar )

  • Ich danke Euch für Euren Support. Ja, ich muss mich davon lösen ( diesem Versprechen) und überlege grad, welche Deadline ich meinem Mann setzen werde.
    Internat werde ich auch mal prüfen, obwohl es mir irgendwie weh tut, aber als Option muss ich es prüfen.
    LG

  • Folgender Gedanke kam mir vorhin noch zu Dir...

    Mit Deiner Entscheidung/Ultimatum gibst Du Deinem Mann dann auch die Möglichkeit, selbst zu entscheiden, welchen Weg er einschlagen will. Du gibst ein Ziel für Dich und Deine Tochter vor, indem Du das Leben dem Wahnsinn vorziehst.

    Und das ist eine gesunde Antwort auf eine ungesunde Lebenssituation. Solange Dein Mann nichts ändert, wird es immer schlimmer werden. Wenn Du da nicht aussteigt, ist das so als würdest Du die Liegestühle auf dem Sonnendeck der Titanic nutzen, obwohl Du den Eisberg siehst....

    LG Momo

  • Mit Deiner Entscheidung/Ultimatum gibst Du Deinem Mann dann auch die Möglichkeit, selbst zu entscheiden, welchen Weg er einschlagen will.

    Nö, sehe ich gar nicht so.

    Ultimaten zwingen etwas heraus, was aus freien Willen geschehen müsste. Sonst wird es zu einem Bumerang und verursacht nur ein längeres Leiden. Es ist nicht die Aufgabe des CO Abhängen dafür zu sorgen, dass der Alkoholiker aufhört.

    Ich kann mich noch ganz gut in den nassen Jahren herein versetzen. Hätte nach einem Ultimatum nur temporär aufgehört, heimlich weiter gesoffen und die ewige Liebe geschworen ,

    Zudem bei Liesel erschwerend dazu kommt. Er ist gewalttätig und scheut also keine Konfrontation. Jeder Alkoholiker weiß, dass er Alkoholiker ist und weiß auch die Auswirkungen ..Er weiß auch, dass nur er aus der Nummer herauskommen kann.

    Gruß Hartmut

    ------------------

    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Ultimaten zwingen etwas heraus, was aus freien Willen geschehen müsste. Sonst wird es zu einem Bumerang und verursacht nur ein längeres Leiden. Es ist nicht die Aufgabe des CO Abhängen dafür zu sorgen, dass der Alkoholiker aufhört.

    Ich kann mich noch ganz gut in den nassen Jahren herein versetzen. Hätte nach einem Ultimatum nur temporär aufgehört, heimlich weiter gesoffen und die ewige Liebe geschworen ,

    bumerang ist ein gutes wort dafür. so ein ultimatum ist auch eine doppelte selbstverpflichtung. wenn du es stellst, musst du es durchziehen, falls er nicht aufhört.

    falls er temporär nicht trinkt, hast du dich selbst in eine lage gebracht, in der du indirekt das bleiben versprochen hast.inklusive eventuell folgender anschließender nachverhandlung... es war doch nur ein bier...

    rette sich, wer kann

  • @ Panama: Ich weiß es noch nicht. Rede am Samstag mit einer Freundin und frage sie, ob meine Tochter da mal übernachten dürfte.
    Bereite mich innerlich auf eine Trennung vor, aber so ungern ich es zugebe, ich hoffe, ich schaffe es.
    ( das Geld hat er meiner Tochter auf massiven Druck von mir zurückgegeben).

  • Ich habe nochmal nachgedacht, warum es so schwer ist ihn zu verlassen.
    Neben dem Versprechen, das ich gegeben habe bei der Ehe und schon berichtet habe, ist es wohl die Angst, dann ganz allein zu sein, auch in Zukunft auch wenn man im Alter dann krank ist.
    Ich habe leider keinerlei Angehörige, außer meinen über 80jährigen Vater und meiner Tochter.
    Ist natürlich nicht ein Grund, dieses Sucht- Drama mit meinem Mann zu ertragen, aber ich will ja hier ehrlich sein.

  • Die Angst vorm Alleinsein verstehe ich sehr gut - aber an der Seite eines nassen Alkoholikers bist Du doch auch allein und es ist noch viel schlimmer, weil Du so viele Sorgen zusätzlich hast, die du allein nicht hättest.

  • ist es wohl die Angst, dann ganz allein zu sein, auch in Zukunft auch wenn man im Alter dann krank ist.

    Liesel, Du lebst im Hier und Jetzt!

    Momentan ist die Zeit zum Handeln, je länger Du wartest, desto eher hast Du wieder den Kopf frei für anderes und andere Menschen.

    Es bedeutet ja nicht, dass Du bis zum Lebensende allein sein wirst. Siehe die Vorteile, die eine Trennung mit sich bringen wird!

    LG Elly

    ---------------------------------------------------------------------------------------

    Mancher wird erst mutig, wenn er keinen anderen Ausweg mehr sieht.

    - Trocken seit 06.01.2013 -

  • Hallo Liesel

    wer etwas nicht möchte, der baut eine fiktive Mauer auf oder wie ich es immer wieder schreibe. Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

    Suchtkranke, darunter zähle ich ausnahmslos auch die Co-Abhängigkeit, bestimmt das eigene Denken die Krankheit. Es wird alles ins Feld geworfen, um nichts dagegen tun zu brauchen.

    Dann ist es aber leider auch so, dass der CO eben noch nicht so weit ist. Sein Leiden noch nicht so tief, dass er handeln möchte oder kann. Und eben noch ein paar Runden schwimmen muss. Das sehe ich bei dir auch so. Denn über einem Jahr wirst du dir nicht klar.

    Parallel, wenn der CO es aussitzen möchte, schreitet die Abhängigkeit beim Alkoholiker auch weiter fort. Rolltreppe für beide abwärts.

    Ich weiß auch von zig tausend gelesenen CO Geschichten, meist nur zwei Sachen übriggeblieben sind. Die Angst alleine zu sein oder das Finanzielle. Alles andere waren Schutzbehauptungen. Sogar die viel umschriebene Liebe war plötzlich nicht mehr da.

    Durch das CO Dasein ist auch immer der Zwang für jemanden da zu sein auf einmal weg und es entsteht dadurch eine Leere. Zudem viel Zeit übrigbleibt, die für die "Betreuung" des Alkoholikers verwendet hatte.

    Wenn ich dann die Geschichten lese, die es schon hier schon hinter sich haben, wandelte sich die Angst plötzlich in Leben um. Lernten neue Hobbys, Menschen kennen und die meisten sogar leben wieder in einer neuen Partnerschaft.

    Das Leben ist es nicht wert, um unglücklich zu sterben.

    Wir hier bieten den Austausch an, wie löse ich mich von meiner Co-Abhängigkeit.

    Keine will dich zu etwas überreden ,es ist auch alles geschrieben . Was können wir noch für dich tun?

    Gruß Hartmut

    ------------------

    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Hallo Liesel!

    Du machst trotzdem einen guten Tausch, du bist zwar ohne Partner (was ja nicht so bleiben muß) aber dafür hast du ein weitaus besseres Leben. Ich fand es total entspannend morgens alleine aufzuwachen und mir keine Gedanken über Ihn zu machen - ich hätte oft vor Erleichterung heulen können.

    Alleine bin ich bis heute nicht, ich habe Kinder, ein Enkelkind und einen relativ großen Bekanntenkreis. Als ich noch mit ihm zusammen war traute ich mich noch nicht mal jemanden einzuladen aus Angst er könnte mich wieder total blamieren weil er so betrunken war.

    LG Marie

    Wer nichts ändern will für den ist die Opferrolle die beste Strategie!

Unserer Selbsthilfegruppe beitreten!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!