Liebe Liesel,
Ja, gute Frage, wohl weil wir uns versprochen haben, auch in schlechten Zeiten. Ich bin auch ein gläubiger Mensch.
ja, das hat man. Aber es geht mehr als um eine Krise. Um mal ganz ehrlich zu sein, gibt es diese guten Zeiten einem Suchtkranken nicht wirklich.
Die Familie meiner Mutter ist sehr gläubig, meine Oma hat meinen alkoholkranken, untreuen Opa verlassen. Ende der 60er, auf dem erzkonservativen Land. Und meine Eltern unterstützen mich und sind sehr froh, dass ich nun diesen Weg gehe, obwohl sie sehr gläubig sind.
Ich kann verstehen, dass du dich schämst. Ich weiß auch nicht, in welcher Gegend ihr wohnt, wo vielleicht auch mit der Nase gerümpft wird, wenn sich Paare trennen. Aber das Leben nimmt manchmal andere Läufe, als man sich das vorgestellt hat. Und wichtig ist zu erkennen, wann man endlich aus dem kranken System aussteigen muss. Ich mache mir manchmal Vorwürfe, dass ich es nicht eher getan habe. Meine Kinder fragen mich zwischenzeitlich auch schonungslos aus, warum ich manche Dinge nicht anders entschieden habe. Ich habe unsere Probleme verdrängt und habe mir auch diese heile Familie gewünscht, die es bei uns aber nicht gab. Sobald man aber erkennt, wo das Problem liegt, muss man handeln. Und eine multiple Suchterkrankung ist nichts, das man sein Leben lang ertragen muss. Es ist dein Leben und das deiner Tochter, ihr habt nur dieses eine.