Liliane - Nach zehn Jahren die erste trockene Woche

  • Hallo zusammen,

    meine Alkoholabhängigkeit besteht seit ca. 10 Jahren. Angefangen hat natürlich Alles früher, bereits in einer sehr traumatischen Kindheit, in der ich schon sterben wollte. Ich habe viel Trauma-Therapie gemacht und bin dauerhaft in Behandlung. Vom Alkohol komme ich aber nicht weg. Für das Problem ist eben nicht nur das Trauma verantwortlich. Es ist komplex.

    Seit genau sieben Tagen habe ich keinen Alkohol getrunken und ich bin entschlossen nie wieder Alkohol zu trinken. Ich habe große Angst, es nicht zu schaffen. Im Moment geht es mir überhaupt nicht gut. Ich hoffe, dass ich mich bald besser fühle.

    Ich bin sehr gespannt, von Anderen hier zu erfahren und auf den Austausch. Ich erhoffe mir einen respektvollen und ermutigen und inspirierenden Austausch.

    Liebe Grüße

    Lili

  • Hallo Lili,

    willkommen bei uns in der Selbsthilfegruppe!

    Meinen Glückwunsch zu Deinem Entschluss keinen Alkohol mehr zu trinken.

    Da es Dir jedoch nicht gut geht, rate ich Dir dringend bei Deinem Hausarzt anzurufen

    und Dir Hilfe zu holen.

    Du bist momentan im kalten Entzug und das kann gefährlich für Dich werden.

    Wenn Du es wirklich ernst meinst und weiterhin abstinent leben willst, dann sei mutig

    und rufe beim Arzt an, schildere, was los ist und lasse Dir noch für heute einen Termin geben!

    Klicke den Artikel an und lies Dich ein:

    Das Forenteam
    14. Mai 2021 um 22:29

    LG Elly

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    Mancher wird erst mutig, wenn er keinen anderen Ausweg mehr sieht.

    - Trocken seit 06.01.2013 -

  • Hallo Elly,

    vielen Dank für die Begrüßung, den Link und den Zuspruch.

    Ich habe den Artikel gelesen. Es ist super schwierig für mich Symptome zu analysieren. Ich glaube, ich habe keine physischen Symptome. Oder was sind physische und was psychische? Kann man das trennen? Ich weiß aus Erfahrung, dass psychische Symptome auch gefährlich sind und versuche es im Blick zu haben.

    Derzeit träume ich nachts so viel, dass ich morgens fix und fertig bin. Der Schlaf erschöpft mich furchtbar anstatt mich zu erholen. Ich knirsche mit den Zähnen und habe Kopfschmerzen davon. Außerdem halte ich meine Gefühle nicht aus. Ich fühle „zu viel“. Ich bin sehr sensibel und komme generell nicht gut mit Gefühlen zurecht. Es ist mir auch zu hell, zu laut, alles zu schnell und einfach zu viel. Ich würde mich am liebsten irgendwo einbuddeln.

    Ich habe noch ein paar weitere solcher (psychischen?) Symptome und schon mit meiner Psychiaterin gesprochen. Ich kann sie während ihrer Arbeitszeit jederzeit anrufen zum Glück. Meine Symptome sind an sich keine neuen, nur betäube ich sie jetzt nicht vermutlich.

    Ich habe keine der körperlichen Probleme, die in dem Artikel genannt werden, glaube ich.

  • Nimmst Du denn Medikamente?

    Momentan muss sich Dein Körper und die Seele erstmal an die neue,

    nämlich nicht betäubte Situation gewöhnen.

    Es dauert eine Weile, bis alles wieder als normal empfunden wird.

    Du hast lange Zeit alles betäubt, Alkohol ist ein Nervengift.

    Arbeitest Du derzeit oder bist Du zu Hause? Auf jeden Fall ist es besser,

    wenn man sich in dieser anstrengenden Anfangszeit aus allem herausnimmt.

    LG Elly

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    Mancher wird erst mutig, wenn er keinen anderen Ausweg mehr sieht.

    - Trocken seit 06.01.2013 -

  • Ja, ich nehme seit vielen Jahren ein Medikament. Alkohol ist damit natürlich auch schlecht.

    Ich lasse vielleicht nochmal heute oder morgen EKG und Blutdruck prüfen. Ich habe starke Blutdruck-Schwankungen durch das Medikament und neuerdings auch leichte Herzrhythmusstörungen. Vielleicht zweiteres durch den Alkohol, sagt die Ärztin.

    Ich bin bis Dienstag zuhause. Aber am Montag schreibe ich eine Klausur. Ich habe einen anspruchsvollen Job mit Führungsposition und mache gleichzeitig noch ein Studium. Es ist sehr anstrengend und belastend. Seit einem halben Jahr ist die Belastung besonders hoch. Mein Gehirn muss Hochleistung bringen.

    Zuhause habe ich Unterstützung von meinem Partner. Ich habe ihn lange bearbeitet, bis er einverstanden war, den Wein aus dem Haus zu verbannen.

  • EKG und Blutdruck wurden getestet und sind wunderbar. In zwei Wochen habe ich wieder einen Termin zur Blutabnahme und ich lass diesmal ein paar Sachen mittesten, die die Krankenkasse nicht zahlt (Vit D, Vit B12).

    Im Moment ist auch Alles okay, also nicht anders als an oder nach Tagen, an denen ich am Nachmittag / Abend eine Flasche Wein trinke.

    Ich hänge in den Seilen. Mit dem Hund rausgehen fällt mir schwer. Aber wenn ich mal draußen bin, tut es gut. Der Wind pustet heute ordentlich und die Temperatur liegt bei angenehmen 18 Grad.

    An sich ist Alles okay gerade, obwohl es mir nicht gut geht. Nicht okay sein ist schließlich auch okay.

    Ich habe die Ärztin gefragt wie lange die Entgiftung dauert. Sie sagt, sie tut sich schwer mit dem Wort „Entgiftung“ und einer Benennung von Zeitpunkten. Sie meint, sie sehe bei mir vor allen Dingen bisher die psychische Abhängigkeit als Problem. Und die körperlichen Folgen, die natürlich auch da sind (Kreislaufbeschwerden morgens, Verdauungsprobleme, Hautprobleme, mit Sicherheit überlastete Leber, abgestorbene Gehirnzellen usw.), regulieren sich wohl immer sehr unterschiedlich bei den verschiedenen Menschen. Sie trifft da wohl nicht gerne Prognosen. Sie sagt aber auch, wenn ich nächste Woche immer noch Schlafprobleme und Kopfschmerzen habe, soll ich nochmal kommen und sowieso falls ich schlimmere Kreislaufprobleme oder Ähnliches habe.

    Ich versuche also für die Klausur zu lernen, komme aber nur schleppend voran. Ich muss die Klausur nur bestehen. Zur Not muss ich sie nochmal schreiben.

    Am Abend wird es mit Sicherheit wieder schwerer ohne Alkohol, aber immerhin leichter als an Arbeitstagen. Bis der Feierabend ohne Wein nicht mehr schwer fällt, das dauert sicher lange?

  • Guten Morgen Liliane,

    eine Woche ist ein guter Anfang und beim Arzt warst Du auch. Das ist konsequent und ein wirklich guter Start!

    Dass die Werte gut sind, das sind doch tolle Neuigkeiten! Die wird es sicherlich von Zeit zu Zeit besser gehen. Gib Deinem Körper etwas Zeit!

    Bis der Feierabend ohne Wein nicht mehr schwer fällt, das dauert sicher lange?

    Das Suchthirn wird umprogrammiert. Momentan ist es noch daran gewöhnt, Alkohol zu bekommen. Das ist quasi der „Normalzustand“.

    Bald wird es normal für Dich sein, nichts mehr zu trinken. Das ist dann ein Gefühl von Freiheit. So empfinde ich es jedenfalls.

    LG Cadda

  • Es ist gut, dass Du bei der Ärztin warst, Lili. So bist Du erstmal auf der "sicheren Seite". Also hast

    Du bestätigt bekommen, dass erstmal alles im normalen Rahmen ist.

    Alles in allem dauert der Entzug seine Zeit. Wenn man überlegt, wie viel Jahre man zuvor

    den Körper und die Seele belastet hat, ist 1 Woche tatsächlich nicht viel.

    Aber viel in Bezug auf den Start in ein neues, trockenes Leben!

    Für die Klausur drücke ich Dir die Daumen. Aber wie Du schon anmerkst, es gibt derzeit

    eine noch viel wichtigere "Baustelle" in Deinem Leben. Denn das ist Deine trockene

    Gegenwart und Zukunft.

    Hast Du Dich schon ein wenig bei uns im Forum eingelesen? Unter dem blauen Reiter oben findest Du

    unter Artikel z.B. "Der Notfallkoffer" und auch die "Grundbausteine für ein nüchternes Leben".

    Wichtig ist, dass man den Haushalt alkoholfrei hat, am Anfang Feierlichkeiten auf denen Alkohol konsumiert meidet und sich regelmäßig mit anderen trockenen Alkoholikern austauscht. Und dafür bist Du ja hier richtig!

    Hier ist der Bewerbungslink für den offenen Bereich:

    https://alkoholiker-forum.de/bewerben/

    Anklicken und kurz etwas dazu schreiben.

    Wir werden Dich dann freischalten und Dein Thema in den Bereich "Erste Schritte für Alkoholiker" verschieben.

    LG Elly

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    Mancher wird erst mutig, wenn er keinen anderen Ausweg mehr sieht.

    - Trocken seit 06.01.2013 -

  • Hallo Liliane,

    Du bist jetzt für die offenen Bereiche freigeschaltet.

    Du kannst überall schreiben, jedoch bitte nicht die ersten 4 Wochen bei den

    neuen Teilnehmern im Vorstellungsbereich.

    Ich wünsche Dir einen guten und hilfreichen Austausch.

    LG Elly

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    Mancher wird erst mutig, wenn er keinen anderen Ausweg mehr sieht.

    - Trocken seit 06.01.2013 -

  • Vielen Dank für die Aufnahme in die Gruppe!

    Ich lese die Berichte der Anderen und bin ganz fasziniert und habe so viel Respekt vor den Entscheidungen und dem Kämpfen und Durchhalten. Was die Leute hier alles erleben, ist sehr berührend.

    Ich bin froh, dass mein Freund mich endlich unterstützt. Ich habe es jetzt auch schon in einem anderen Bericht gelesen, dass der Partner das Problem nicht ernst genommen hat. Es war bei uns auch echt lange so, dass er so Dinge gesagt hat: „Dann trink halt nur ein Glas abends!“ „Du musst ja nichts trinken!“ „Dann lass es doch einfach!“

    Er wollte immer den Wein zuhause behalten. Jetzt ist kein Wein mehr da endlich und er hat versprochen nicht mehr beim Winzer zu bestellen und auch keinen mehr mitzubringen vom Einkaufen. Wenn er trinken will, geht er woanders hin.

    Im Moment geht er einkaufen und bringt Glasflaschen weg. Am Samstag gehe ich auf den Markt. Ich werde lieber in kein Geschäft gehen.

    Ich bin irgendwie bis heute gar nicht auf die Idee gekommen, dass es für ihn vielleicht gerade auch nicht leicht ist. Er hat nicht wie ich jeden Tag so viel getrunken, aber immer mindestens ein Glas und manchmal eben doch viel.

    Ich beobachte ihn. Er wirkt zerstreut und hat tiefe Augenringe. Er sagt, er sei kaputt einfach, weiß aber nicht warum. Hm, ich will nichts hineininterpretieren, aber beobachte ihn.

    In zwei Wochen bin ich ein paar Tage bei Familie zu Besuch. Es gibt eine große Familienfeier. Ich werde mich an meine Schwester kleben, die Alkohol hasst und gar keinen trinkt. Sie bevorzugt mittlerweile einen muslimischen Freundeskreis.

    Unser Vater ist nasser Alkoholiker und auch noch in meine Trauma-Geschichte verwoben. Er trinkt, um zu Verdrängen.

    Das wird nicht leicht, aber es sind nur zwei Tage. Ich werde mir bis dahin viel zurechtlegen. Hier gibt es ja viele Tipps.

  • Hallo Liliane,

    Toll, dass dein freund mit zieht.

    Das ist eine sehr wichtige Voraussetzung für deine Trockenheit.

    Bei deiner Schilderung ist mir einerseits aufgefallen, wie gut du auf dich und deine gesundheit acht gibst (einkaufen etc, alkoholfreier Haushalt), andererseits aber wagnisse eingehst, die anfangs sehr gefährlich werden können.

    Eine große Feier mit viel Alkohol, einem nassen alkoholiker und einem Trauma was wieder hervor geholt wird ist wirklich gefährlich.

    Alleine eine so große Feier ist anfangs schon nicht so gut und kann dein suchtgedächtnis noch Tage, Wochen oder sogar Monate später triggern. Die beiden anderen Dinge die noch dazu kommen lassen bei mir gerade alle Alarmglocken klingeln.

    Es ist natürlich deine Entscheidung.

    Ich habe im ersten Jahr alles vermieden, wo es auch nur einen Tropfen Alkohol gab. Große familienfeier ist hier auch bald geplant. Anfangs werde ich bestimmt auch dabei sein. Sobald da aber mehr Alkohol fließt, werde ich mich verabschieden. Das ist einfach nicht mehr meine Welt und ich fühle mich nicht wohl. Außerdem weiss ich halt gar nicht, wie mein suchtgedächtnis reagieren würde. Denn das bleibt mir mein Leben lang erhalten. Genau wie meine Krankheit selber.

    Ich habe gelernt meine Abstinenz über alles andere zu stellen. Anfangs war das für meine Familie nicht gerade toll und sie waren auch manches Mal enttäuscht. Heute sind sie aber total glücklich, dass ich trocken bin und sind da auch viel toleranter dem Thema gegenüber geworden. Ihnen ist am wichtigsten, dass ich gesund bleibe.

  • Hallo!

    Ich lebe jetzt mehr als 8 Jahre abstinent.

    Mir ist der Ausstieg erst gelungen, als ich bereit war, meine Abstinenz, somit meine Gesundheit und mein Leben an oberste Stelle zu setzen. Dem habe ich alles andere untergeordnet. Dazu gehört es, zunächst mal allen riskanten Situationen, so gut es eben geht, aus dem Weg zu gehen.

    Ich bin nicht der Meinung, dass eine Neuling auf einer Familienfeier eines hochaktiven Alkoholikers etwas zu suchen hat. Das birgt viel zu viele Risiken. So eine feucht-fröhliche Party ist eine enorme Herausforderung und kann heftig nachwirken, insbesondere im Anschluss an die Feier, wenn die Schwester nicht mehr "aufpasst".


    Geh noch mal gründlich in Dich, ob Deine Teilnahme wirklich erforderlich ist.

    Gruß

    Carl Friedrich

  • Zitat
    ich bin bis Dienstag zuhause. Aber am Montag schreibe ich eine Klausur. Ich habe einen anspruchsvollen Job mit Führungsposition und mache gleichzeitig noch ein Studium. Es ist sehr anstrengend und belastend. Seit einem halben Jahr ist die Belastung besonders hoch. Mein Gehirn muss Hochleistung bringen.

    Und jetzt muss Dein Gehirn noch eine weitere Belastung vertragen.

    Sage mal, ist es nicht einen Gedankengang wert zu pausieren? Also wirklich auf die Bremse zu treten, schnellstmöglich eine Kur oder eine Reha anzutreten, hauptsache raus aus dem Hamsterrad des Alltags und der Gewohnheit.

    Ich weiß, es gibt garantiert 1000 und 1 Grund warum das NICHT möglich ist. Es gibt aber auf jeden Fall EINEN guten Grund das zu machen und das bist Du selber.

    Ich habe im Berufsalltag mit so vielen Hochbelasteten Menschen zu tun, die so hochtourig drehen und es überhaupt nicht mehr schaffen, aus diesem Rad rauszukommen. Beruf, Familie, Haus, Familie und ja, dann noch trinken.

    Ich weiß, das klingt so einfach geschrieben, was ich Dir aber aus meiner Warte aus sagen kann, erst eine Auszeit die ich mir selber genommen hatte, hat mich auf die Spur gebracht, mich um mich selber zu kümmern. Und als ich die Entscheidung getroffen habe, bin ich im Rahmen meiner Entscheidung nicht mehr zu trinken, zum Egoisten geworden. Alles, aber wirklich alles, was mir nicht gut getan hat, habe ich gelassen. Alle Dinge, die mich belastet haben, habe ich von mir gewiesen um so Energie zu schöpfen.

    Jetzt bin ich an einem Punkt, dass ich wieder Energie habe und diese dann auch für andere Dinge investieren kann und siehe da, mit neuer Kraft als auch Spaß. Aber wie gesagt, das musste ich mir erarbeiten durch eigenen Egoismus.

    Bzw. Egoismus ist das falsche Wort, eigentlich ist es reine Selbstführsorge. Und dein Leidensdruck, den ich hier lese, scheint so hoch zu sein, dass eigentlich eine Entscheidung für Dich längst fällig ist. Und zwar ohne Rücksicht auf anderes.

    LG!

  • Hallo Liliane,

    schön, dass du nun auch nüchtern leben willst und schön, dass du uns gefunden hast.

    Ich bin mit Hilfe dieses Forum nüchtern geworden.

    Ich habe so viele Beiträge gelesen und durfte so erfahren, dass ein Leben ohne Alkohol möglich ist. Genau das konnte ich mir nämlich gar nicht mehr vorstellen.

    Und das wollte ich auch….ein Leben ohne Alkohol.

    Das war vor über 2 Jahren.

    Ich wünsche dir hier einen guten Austausch und ich wünsche dir, dass du jetzt jeden Abend nüchtern ins Bett gehen kannst.

    Viele Grüße

    Stern

    ⭐️

    Wenn du heute aufgibst, wirst du nie wissen, ob du es morgen geschafft hättest.

  • Vielen Dank für eure Ratschläge und eure Erfahrungs-Berichte.

    Eine große Feier mit viel Alkohol, einem nassen alkoholiker und einem Trauma was wieder hervor geholt wird ist wirklich gefährlich.


    Alleine eine so große Feier ist anfangs schon nicht so gut und kann dein suchtgedächtnis noch Tage, Wochen oder sogar Monate später triggern. Die beiden anderen Dinge die noch dazu kommen lassen bei mir gerade alle Alarmglocken klingeln.

    Ich bin nicht der Meinung, dass eine Neuling auf einer Familienfeier eines hochaktiven Alkoholikers etwas zu suchen hat. Das birgt viel zu viele Risiken. So eine feucht-fröhliche Party ist eine enorme Herausforderung und kann heftig nachwirken, insbesondere im Anschluss an die Feier, wenn die Schwester nicht mehr "aufpasst".


    Geh noch mal gründlich in Dich, ob Deine Teilnahme wirklich erforderlich ist.

    Ich weiß, dass ihr Recht habt. Ich denke noch darüber nach. Wäre da nicht meine kleine Schwester, würde ich nicht hinfahren. Ich war viele Jahre nicht für sie da und habe jetzt sehr viel Verantwortung, eine Schwester für sie zu sein. Ich werde mit ihr telefonieren, wenn sie aus dem Urlaub zurück ist. Ich glaube, sie weiß nichts von meinem Alkoholproblem. Mal sehen, wie sie es aufnimmt… Ich will sie auch nicht immer in meine Kindheitsthematik reinziehen. Sie kann nichts dafür, hat aber so viel abbekommen durch meine Erkrankung. Sie organisiert gerade die Familienfeier.

    Ich habe mich noch nicht entschieden.


    Ich habe gelernt meine Abstinenz über alles andere zu stellen.

    Mir ist der Ausstieg erst gelungen, als ich bereit war, meine Abstinenz, somit meine Gesundheit und mein Leben an oberste Stelle zu setzen. Dem habe ich alles andere untergeordnet.

    Und als ich die Entscheidung getroffen habe, bin ich im Rahmen meiner Entscheidung nicht mehr zu trinken, zum Egoisten geworden.

    Ich kann das nicht. Ich kann nicht immer zuerst an mich und meine Selbstfürsorge denken. Das ist vollkommen unmöglich. Ich denke an Andere, wenn es ihnen schlecht geht und möchte helfen. Wenn ich helfen kann, tue ich es. Wenn ich nicht kann, dann natürlich nicht. Die Welt wäre ein furchtbarer Ort, wenn Alle Egoisten wären. Ich bin in vielen Situationen und Beziehungen verantwortlich und ich entziehe mich nicht meiner Verantwortung.

    Aber Grenzen zu ziehen, das gebe ich zu, ist ein Dauerthema bei mir. Ich habe schon viel gelernt, über meinen Job lerne ich sehr viel. Ich muss jeden Tag auf Arbeit Termine und Aufgaben anlehnen, was ich anfangs nicht gemacht hatte. Und es fällt mir immer noch sehr schwer und klappt manchmal nicht gut.


    Sage mal, ist es nicht einen Gedankengang wert zu pausieren? Also wirklich auf die Bremse zu treten, schnellstmöglich eine Kur oder eine Reha anzutreten, hauptsache raus aus dem Hamsterrad des Alltags und der Gewohnheit.


    Ich weiß, es gibt garantiert 1000 und 1 Grund warum das NICHT möglich ist. Es gibt aber auf jeden Fall EINEN guten Grund das zu machen und das bist Du selber.

    Doch, das würde schon gehen. Ich habe sowas auch schon oft gemacht. Ich war auch ein paar mal schon sehr lange krankgeschrieben.

    Es ist nicht so bei mir, dass das mal so ist, sich behandeln lässt und dann wieder gut ist. Ich habe eine komplexe Traumafolgeerkrankung mit einer Reihe chronischer Symptome. Vieles bei mir im Leben geht gar nicht oder nur anders oder eingeschränkt.

    Ich arbeite mittlerweile nur noch 50 Prozent, mein Studium mache ich in der doppelten Studienlänge, ich unternehme nahezu nichts mit anderen Menschen in meiner Freizeit und sage fast alle Einladungen ab. Mein Alltag funktioniert durch eine strukturelle dissoziative Erkrankung eh schon gar nicht normal. Also ich fahre sowieso extrem sehr langsam durch das Leben, Bremse permanent und lege häufig den Rückwärtsgang ein.

    Am besten ist es für mich immer, jede Woche verteilt viel Pausen zu haben, alles zu entschleunigen und meine Rückzugsorte zu haben. Mich mehrere Wochen rauszunehmen ist hin und wieder auch gut (im Oktober habe ich drei Wochen frei zum Beispiel), aber auf keinen Fall an einen anderen Ort und in einen anderen Alltagsablauf, unter anderen Leuten. Ich brauche ohnehin Personen um mich, die sich mit meiner Erkrankung auskennen, Spezialisten quasi. Jede Therapieform, bei der sich Behandelnde nicht auskennen, ist gefährlich für mich.

    Durch mein Studium und meinen Jobwechsel hat sich auch extrem viel verbessert. Ich bin jetzt viel flexibler und kann Entscheidungen auch für mich treffen. In meinem früheren Job konnte ich nichts entscheiden und stand immer an der Front und habe mich gezwungen und ausgeliefert gefühlt. Dafür ist mein Job jetzt anspruchsvoller und ich habe mehr Verantwortung. Aber das gefällt mir auch. Ich verdiene jetzt auch gut und arbeite im öffentlichen Dienst. Ich brauche halt noch meinen Abschluss. Da führt kein Weg dran vorbei, wenn ich in dem Job bleiben möchte und das möchte ich unbedingt. Und das Studium neben der Arbeit ist wirklich extrem fordernd.


    Apropos Geld:

    Mein Freund hat gestern einen ganzen Stapel Bücher gekauft. Mit dem Kommentar: „Wir sparen ja jetzt mindestens 300 Euro im Monat.“

    8| 8| 8| 300!!! haben wir jeden Monat mindestens für Alkohol ausgegeben!!!

  • Weißt du, du kannst anderen am besten helfen, wenn du dich zuerst um dich kümmerst, dafür sorgst, dass es dir gut und, um dann mit voller Kraft für andere da sein zu können.

    Das ist wie im Flugzeug! Man soll im Notfall zuerst selbst die Sauerstoffmaske aufsetzen und dann anderen helfen. Andernfalls klappt es vielleicht für beide nicht!

  • Apropos Geld:

    Mein Freund hat gestern einen ganzen Stapel Bücher gekauft. Mit dem Kommentar: „Wir sparen ja jetzt mindestens 300 Euro im Monat.“

    8| 8| 8| 300!!! haben wir jeden Monat mindestens für Alkohol ausgegeben!!!

    Deshalb hocke ich gerade auf Mallorca :mrgreen: (nein, nicht Ballermann ;))

    Der Urlaub ist im Grunde genommen überteuert in den Ferien mit meinen Jungs bei dem Wetter in Deutschland, wo alle weg wollen.

    Eine Kollegin hat mir neulich mitgeteilt, dass das aber zu viel Geld ist, was ich für die kurze Zeit ausgebe.

    Sie raucht eine Schachtel Zigaretten am Tag. Ähm ja…. Danke für den Tip ;)

    LG Cadda

  • Ich kann das nicht. Ich kann nicht immer zuerst an mich und meine Selbstfürsorge denken. Das ist vollkommen unmöglich. Ich denke an Andere, wenn es ihnen schlecht geht und möchte helfen. Wenn ich helfen kann, tue ich es. Wenn ich nicht kann, dann natürlich nicht. Die Welt wäre ein furchtbarer Ort, wenn Alle Egoisten wären.

    Nein, genau das ist imho falsch !

    Wenn jeder für sich selber sorgen würde, wäre die Welt ein besserer Ort.

    Ich meine nicht „Egoismus“, wie er im allgemeinen Sprachgebrauch verwendet wird, sondern Selbstfürsorge.

    Die meisten leben viel zu sehr im „außen“ und gucken wenig bis gar nicht in ihr Inneres.

    Wenn jeder für sich selber sorgt, ist für jeden gesorgt !

    Und, solange du diese Selbstfürsorge nicht kompromisslos an erste Stelle setzt, wirst du nicht trocken.

    Trinkpausen ja, trocken nein.

    Solange du Entscheidungen von deiner Schwester oder wem auch immer abhängig ( tolles Wort in dem Zusammenhang ) machst, bleibst du abhängig.

    Trocken = unabhängig ( von allem und jedem )

    Liebe Grüße,

    M. ( die genau das nachvollziehen kann, was du denkst, die aber lernen musste, dass sie selber an erster Stelle steht )

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