Strandkind - Möchte raus aus der Co-Abhängigkeit

  • Hallo und guten Tag, ich stelle mich hier einmal vor. Ich bin 56 Jahre alt und mit meinem Mann seit knapp 15 Jahren verheiratet und seit knapp 20 Jahren zusammen. Wir haben einen gemeinsamen Sohn, der jetzt elf Jahre alt ist.

    Auch Habe ich eine 25-jährige Tochter, die nicht mehr bei uns wohnt. Ich habe jetzt einige Beiträge in diesem Forum gelesen, die zum Teil auch meine Erfahrungen und mein Wissen, das ich mir in den letzten 20 Jahren über das Thema Alkoholismus angeeignet habe und was ich auch selbst komplett durch gelebt habe. mit komplett durch gelebt habe, meine ich, dass ich das ganze Thema von Beginn an zunächst als normal empfunden habe und auch selbst mit getrunken habe, bis ich zu einem Stadium kam, an dem das auffällig zu viel wurde und ich knallhart die Notbremse gezogen habe. die Geschichte der Alkoholkrankheit in unserer Partnerschaft ist lang und hat viele Phasen. Wie gesagt zunächst trügt der Schein und alles ist schön und lustig man geht feiern man trinkt abends zusammen ein paar Gläschen Wein (später Flaschen) und irgendwann hat man diese alkoholisierten Phasen so oft und so massiv, dass es sich zeigt, wie krankhaft dieser Konsum ist.

    Ich selbst bin immer ein fröhlicher Mensch und sehr kommunikativ und viel mit Menschen zusammen gewesen. Als ich noch mit meiner Tochter alleine gelebt habe, war bei mir immer viel los. Ich habe viel unternommen bei mir haben sich die Leute getroffen und ja, es wurde auch viel gefeiert. Daher war es aus meiner Sicht damals naiv, aber durchaus verständlich, dass mir das Zusammensein mit meinem damaligen neuen Partner, das verliebt sein, und das Feiern sowie das viele Trinken relativ normal erschien. Aber schon früh im ersten und im zweiten Jahr unserer Beziehung wurde das Trinkverhalten meines Mannes sehr auffällig. Ich hatte damals einen verantwortlichen Job und bin oft spät von der Arbeit nach Hause gekommen und er war zu der Zeit schon jeden Tag in der Woche betrunken. Damals trank er Flaschenweise Rotwein. und als es so schlimm wurde, dass er im Wohnzimmer stumpf auf dem Boden liegen blieb, um dort zu schlafen, habe ich ihm die Pistole auf die Brust gesetzt. Da er zu mir und meine Tochter gezogen war, sagte ich, er solle sich was überlegen und mit dieser Trinkerei aufhören ansonsten könne er direkt wieder ausziehen. Zu der Zeit damals habe ich das komplett und zu 1000 % so gemeint. Ich war ich selbst unabhängig finanziell und sozial und ich wollte das meiner Tochter nicht antun mit so einem Partner an meiner Seite groß zu werden. Ich war dann für ein paar Tage auf Dienstreise, und als ich zurückkam, eröffnete er mir, dass er ab sofort keinen Tropfen Alkohol mehr trinkt. er sei bei einer Hypnose gewesen, die das Thema behandelt hat. Dazu muss ich sagen, dass wir gemeinsam diese Hypnotiseur besucht hatten, um mit dem Rauchen aufzuhören. Das war ungefähr ein Jahr davor gewesen. Nun hat er diese Hypnose für seinen Alkoholkonsum eingesetzt. Und das war für mich das erste Mal die Situation, in der ich ihn gefragt hab, ob er ein ernsthaftes Alkoholproblem hat. Aus heutiger Sicht sehr naiv von mir. Damals meinte er nein er hätte kein Problem allerdings kann er nur ganz oder gar nicht trinken, wenn ich jetzt sage, dass er ab diesem Zeitpunkt sieben Jahre lang keinen Tropfen Alkohol getrunken hat, klingt das unfassbar unglaublich, aber so war es. In diesen sieben Jahren wurde ich noch mal schwanger. Wir haben geheiratet, wir haben ein Haus gebaut, wir haben eine Firma aufgebaut und eines Tages zog der Alkohol wieder ein in unser Leben bis heute.

    In den sieben Jahren, in denen mein Mann nicht getrunken hat, habe ich normal Alkohol weiterhin konsumiert. D.h. wenn meine Freundinnen da waren, gab’s ein Glas Sekt. Wenn wir unterwegs waren, gab’s ein Glas Wein auf unserer Hochzeit. Hab ich einen Sekt mit getrunken oder zwei oder auch drei. Mein Mann war in dieser Zeit komplett trocken ohne Probleme Auslöser für den erneuten Einzug des Alkohols war meines Erachtens Stress das unbearbeitete Thema aus Kindheit, mangelndes Selbstwertgefühl, hohe Verantwortung, es ist aber auch egal.

    Unser Sohn war zu der Zeit etwa drei Jahre alt, als mein Mann mit dem Trinken wieder anfing.

    Und ich stand ganz am Anfang der Erkenntnis, dass mein Mann alkoholkrank ist.

    Es ist eine Gradwanderung zwischen gesellschaftlich lustigen beisammen sein und Genießertrinken und dem dass die Biergläser einfach nur in sich hinein gekippt werden, um irgendwas zu bewirken. Wir hatten Phasen, in denen wir uns gut verstanden haben und viel Spaß hatten und ich hatte Phasen, in denen ich gelitten habe und wir hatten Phasen, in denen wir gestritten haben. Wir haben uns furchtbar auseinander gelebt gekämpft geliebt uns versöhnt uns wieder zerstritten. Wir haben den Respekt vor einander verloren, und es kam sogar dazu, dass mein Mann sich eine andere Frau in den Arm geworfen hat und ich mich getrennt habe. Mein Mann ist dann aus unserem gemeinsamen Haus ausgezogen und hat sich sehr schnell mit vielen anderen Frauen und speziell potentiellen Partnerinnen zusammen getan. Das hat mich so verletzt, dass ich mir eine Versöhnung überhaupt nicht mehr vorstellen konnte.

    Nach ungefähr drei Monaten. Nach seinem Auszug kam die Weihnachtszeit und der Jahreswechsel und in dieser Zeit ist mein Mann mit viel Energie und Liebe erneut auf mich zukommen. Das schlimme ist, dass die Gefühle nicht weg waren und ich sogar offen für Gespräche war, da ich schon eine Trennung und ein Scheidungskind hatte, war mir auch wichtig, dass unser Sohn seine Familie zurückbekommt, weil auch er sehr unter dieser Trennung gelitten hat.

    Wir kamen also wieder zusammen und haben uns sehr vermisst und waren glücklich und stolz, dass wir nach so einer Trennung wieder zueinander gefunden haben. In diesen Zeiten gab es immer wieder auch Phasen, in denen mein Mann nicht getrunken hat und wir schöne Zeiten hatten. Jedoch und damit schließt sich der Kreis Und bestätigt sämtliche Erfahrungen, die ich kenne und die ich auch hier gelesen hab und die ich auch in anderen Foren und auch bei Selbsthilfegruppen gelernt habe. Mein Mann trinkt immer wieder seine Bierchen und er ist nicht verlässlich. Mittlerweile trinke ich seit 1,5 Jahren keinen Alkohol mehr. Mein Mann hatte mal wieder die Idee, dass er aufhören will mit dem Trinken und dann habe ich gesagt zu ihm Pass auf ich unterstütze dich und trinke auch nichts mehr. Das hat ungefähr sechs Monate gedauert, bis er wieder angefangen zu trinken und ich bin einfach dabei geblieben, nüchtern zu leben, weil mir das unglaublich gut tut, die Geschichte geht noch weiter, weil er er sich irgendwann mal eingestanden hat dass er alleine nicht aufhören kann mit dem Trinken beziehungsweise auch alleine nicht in der Lage ist seine Alkoholkonsum zu kontrollieren. Da ich mittlerweile das Thema auch sehr gut von allen Seiten betrachtet und analysiert habe und mich selber als coabhängig bezeichne, habe ich meine Grenzen deutlicher gezogen als früher.

    Sobald er sein Bier trinkt, bin ich nicht mehr bereit, mit ihm in einer Kommunikation zu treten. Beziehungsweise sind wir dann im Haus räumlich getrennt und auch das Schlafzimmer ist für ihn tabu. Ich habe ihm auch deutlich gemacht, dass er sich Hilfe holen soll und alles dafür getan, damit er eine therapeutische Begleitung bekommt. Dies hat er dann auch im Sommer diesen Jahres getan. Er ist in eine Suchtberatung Lienig gegangen, die über eine Tagesklinik das ganze Thema Alkoholismus und sucht Krankheit beleuchten und das hat ihm sehr gut getan. Er hat einige Hilfsmittel und Werkzeuge an die Hand bekommen und kennt seine Problematik durch und durch Die Abstinenz nach dieser Therapie hat etwa vier Monate gedauert. Aktuell trinkt er sein Bier so als wäre es völlig normal und er ihn informiert mich auch sogar telefonisch oder direkt persönlich mit dem Satz. Ich habe Bier getrunken. Unser Sohn ist mittlerweile elf und für ihn existiert sein Vater nicht, sobald er betrunken ist. Ich selbst stehe jetzt zu diesem Zeitpunkt an einem Punkt in meinem Leben, an dem ich jetzt auch mit diesem Text mit diesem Text auf meine letzten 15 Jahre zurückblicke und mir überlege, was ich mit meinem Leben denn noch anfangen möchte. Denn mir ist klar, dass ich keine Möglichkeiten habe, Einfluss zu nehmen auf das Trinkverhalten meines Mannes. Ich merke, dass ich den Respekt vor meinem Mann verliere. Ich denke darüber nach wie ein Leben, ohne ihn verlaufen würde. Meine Zukunftsplanung konnte sich verändern und anders als ursprünglich gedacht, mit ihm allzu werden, verlaufen.

    Als ich mich damals von meinem Mann getrennt habe, habe ich das aus Liebe getan und aus Verletztheit. Ich glaube, ich liebe meinen Mann immer noch sehr. Aber ich glaube ich liebe mich mehr. Und vor allem meine Kinder. Ich habe so lange in dieser Abhängigkeit gelebt, dass ich mich völlig von mir entfernt habe und ich habe viel an mir gearbeitet, um wieder zu mir zu kommen und für dich zu sorgen. Ich möchte wieder leben!!! Ich habe Angst davor, einen Schritt zu tun, den ich später bereuen werde. Aber momentan stehe ich an einem Punkt, wo ich so nicht mehr weitermachen möchte.

    Aktuell habe ich mich für ein paar Tage in ein Hotel zurückgezogen, um einmal ein bisschen zu mir zu kommen. Mein Sohn und mein Mann sind allein zu Hause. Gestern Abend teilt mein Mann mir mit, dass er Bier getrunken hat. Eigentlich wollte ich hier ein bisschen zur Ruhe kommen und mich von einer stressigen Phase erholen. Ich hab ihm vertraut, als er sagte, er sei stabil und ich könne fahren. seit er mir das gestern gesagt hat, hab ich natürlich keine Ruhe gehabt und kaum geschlafen. Deswegen gebe ich jetzt auch mal meine Geschichte hier rein. Im Grunde genommen weiß ich was gut ist für mich. Denn diese Sorge und diese Angst und diese ständige enttäuscht sein sind Gefühle, die ich nicht mehr haben möchte in dieser Intensität vielleicht kennt einer von euch ja meine Situation oder hat ähnliche Situationen und vielleicht gibt es ja das ein oder andere Wort. Was ist dazu zu schreiben gibt ich bin gespannt und freue mich. Vielen Dank.

    Ich habe diesen Text übrigens mit Sprachnachricht aufgezeichnet. Also wenn das orthographisch manchmal nicht so passt, bitte ich um Verständnis. Danke.

  • Hallo und willkommen Strandkind,

    im Grunde genommen verläuft es immer wieder ähnlich. Im Zusammenleben mit einem Abhängigen. Das, was du beschreibst, habe ich, natürlich im Zusammenhang mit meinem Lebensumfeld, auch erlebt.

    Alkoholiker versprechen viel um ihre Ruhe zu haben. Aber halten können sie das nicht, denn sie sind abhängig. Der Suchtdruck wird unerträglich und der Stoff muss nachgefüllt werden. Ich habe hunderte solcher Szenen erlebt und immer wieder gedacht, er hält sein Versprechen. Und immer wieder hat er es nicht getan.

    Und immer und immer wieder ging das so, und im Grunde genommen wusste ich es und er auch aber es war wie ein Zwang in mir, es immer wieder zu machen. Ihm zu glauben. Und danach am Boden zerstört zu sein.

    Es macht mich sehr betroffen, dass du deinen Sohn bei ihm gelassen hast. Er ist erst 11. Dachtest du, dein Mann würde sich da zusammenreißen? War doch klar, dass er es nicht tut. Und dein Sohn steht hilflos davor...

    Ich lade dich ein, Mitglied in unserer Online-Selbsthilfegruppe zu werden. Hier ist der Link für die Freischaltung

    https://alkoholiker-forum.de/bewerben/

    Klick einfach drauf, Fülle es kurz aus und dann wirst du freigeschaltet. Dein Thema findest du dann im Bereich für Angehörige und Coabhängige

    Liebe Grüße Aurora

    Willst du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten.


    chinesische Weisheit

  • Liebe Aurora,


    ich verstehe Deine Betroffenheit. Ich habe meinen Sohn bisher niemals mit ihm alleine gelassen, ihn sogar mit in ein Mädelswochenende genommen.

    Allerdings ist meine jetzige 2 tägige Auszeit aus schweren Gründen entstanden. Ich weiß, dass hier alles anonym ist und daher schreibe ich hier, warum ich diese Entscheidung für mich getroffen habe.

    Meine große Tochter ist seit 4 Wochen bei uns eingezogen, sie ist schwer traumatisiert und wartet seitdem auf einen Klinikplatz. Sie ist 24/7 nah bei mir. Da ich am 4.12. einen neuen Job anfangen werde, hab ich auch von ihr eine Pause gebraucht, sie ist für diese Zeit bei ihrem Vater.

    Aktuell also hat das Universum viel über mich ausgegossen.

    Ich weiß, dass mein Sohn mir vertraut und ich weiß, dass ich ihm auch vertrauen kann. Er ist nicht so hilflos, wie man meinen könnte. Allerdings habe ich auch ein schlechtes Gewissen.

    Jedoch bin ich aktuell dabei selbst Kraft zu tanken- auch für ihn.


    Danke. 🙏🏻

  • hallo Strandkind,

    herzlich willkommen bei uns. Ich habe dich für die offenen Bereiche freigeschaltet und wünsche dir einen guten Austausch.

    Du kannst jetzt überall schreiben, nur bitte in den ersten 4 Wochen nicht im Vorstellungsbereich.


    lg Morgenrot

    Wer nicht hofft, wird nie dem Unverhofften begegnen. ( Julio Cortazar )

  • Aber ich glaube ich liebe mich mehr. Und vor allem meine Kinder.

    Hallo Strandkind,

    du weißt im Grunde sehr gut was zu tun ist und hast auch deine Rolle in dem Ganzen verstanden.

    Die Angst eine Entscheidung später zu bereuen kann ich nachvollziehen. Die Reaktion deines Sohnes auf deinen Mann wenn er getrunken hat sagt schon einiges. Soll er weiter so aufwachsen?

    Mein Sohn hat mir nach der Trennung Dinge erzählt von meinem Ex an die ich mich gar nicht mehr erinnern konnte bzw. nicht mitbekommen habe. Mein Sohn war 2014 unter anderem wegen Angstzuständen in Behandlung. Auch wenn ich es nicht wahrhaben möchte glaube ich schon das das Zusammenleben mit meinem Ex meinem Sohn sehr geschadet hat. Und mein Ex war auch nie aggressiv oder ähnliches.

    LG

  • Hallo Mollyfisch,


    ich danke dir für deine Nachricht. Genau das ist es, mein Mann ist auch nicht aggressiv, er zieht sich zurück, wenn er trinkt. Er ist praktisch nicht da.

    Danke auch für deine ehrlichen Worte zur Situation der Vater-Sohn-Beziehung. Die Trennung 2018 war für unseren Sohn schwer und es hat ihn sehr verändert. Ich habe für ihn damals Unterstützung bei einer Familienhilfe in Anspruch genommen. Er war da 6 Jahre alt.

    Für ihn war es wie für uns alle eine große Freude, als wir wieder als Familie zusammen waren. Er hat damals viele Bilder dazu gemalt und ich wünschte mir, dass er seine Familie bekommt, in der er sich wohl fühlt.
    Wäre er nicht, hätte ich viel früher andere Entscheidungen getroffen.

    Ich möchte nicht, dass er durch die Alkoholkrankheit seines Vaters Schaden nimmt. Aber ich habe aktuell auch große Angst und Sorgen, dass es ihn doch negativ beeinflusst.

    Er hat viel Verständnis für seinen Papi und verhält sich viel erwachsener als er. Das allein ist schon grenzwertig.

    Ich denke ich werde mit ihm normal mit der Familienhilfe sprechen.

    Wie alt war Dein Sohn?


    LG

  • Hallo Strandkind, mein Sohn war zu dem Zeitpunkt schon erwachsen. Er wohnt aber mit im Haus in seiner eigenen Wohnung. Zu dem Zeitpunkt waren wir noch mitten in der Sanierung . Mein Ex ist nicht der leibliche Vater.

    LG

  • Hallo Strandkind,

    ich habe gerade deine Geschichte gelesen. Mein Mann ist auch nicht aggressiv, aber trotzdem leiden meine Kinder. Mein ältester ist genauso alt wie dein Sohn, die anderen beiden im Grundschulalter. Bitte unterschätzte nicht, was der Alkohol macht. Mir ist es erst durch die Therapeutin meines mittleren Kindes bewusst geworden und seitdem ich offen mit den Kindern darüber spreche, ist es hier jeden Tag Thema. Die Kinder belastet es sehr und jetzt haben sie zumindest einen Namen dafür.

    Das Hoffen und die erneute Enttäuschung kann ich so gut nachvollziehen, es ist ein Tauziehen, dass uns schlussendlich kaputt macht.

    Ich habe eine Freundin, die seit fast 20 Jahren mit ihrem alkoholkranken Mann zusammen ist, die Kinder sind noch recht klein. Sie ist jetzt an dem Punkt, dass sie schwer depressiv ist, und eigentlich in eine Klinik müsste. Sie geht nicht, sie schafft es auch nicht sich zu trennen. Und für mich habe ich entschieden, dass ich nicht an diesen Punkt kommen möchte. Deswegen muss ich Konsequenzen ziehen, auch wenn es hart ist.

    Im Endeffekt nehmen die Kinder größeren Schaden, wenn sie so aufwachsen, als wenn die Eltern sich trennen. Ich weiß nicht, wie es dir geht aber die Sucht nimmt meine täglichen (und auch nächtlichen) Gedanken sehr ein. Bei der Vorstellung, dass das den Rest meines Lebens so weitergehen würde, wird mir ganz schlecht und schwer ums Herz. Ich will das einfach nicht mehr.


    Liebe Grüße

    Matilda

  • Liebe Mathilda,


    Deine Nachricht hat mich sehr berührt, es ist immer dieses Familienbild, das uns so stark bindet und lähmt Entscheidungen und Schritte zu gehen.

    Im Endeffekt nehmen die Kinder größeren Schaden, wenn sie so aufwachsen, als wenn die Eltern sich trennen. Ich weiß nicht, wie es dir geht aber die Sucht nimmt meine täglichen (und auch nächtlichen) Gedanken sehr ein. Bei der Vorstellung, dass das den Rest meines Lebens so weitergehen würde, wird mir ganz schlecht und schwer ums Herz. Ich will das einfach nicht mehr.

    Ich will das auch nicht mehr. Ich bin in diese Co-Abhängigkeit im Prinzip nach der Trennung August 2018 und des Wiederzusammenkommens Februar 2019 voll und tief reingekommen. Habe alles für eine glückliche Beziehung und Familie gemacht. Habe mich verändert. Dann kam Corona und ich habe mich richtig zurückgezogen von der Welt, wollte mich auf meinen Mann und meine Familie konzentrieren.
    Wir haben tolle Zeiten gehabt,Urlaube, Zweisamkeit und Zeit mit unserem Sohn u.s.w. bis 2022 verlief auch das Trinken (ich hab mir das eingeredet) fröhlich und gemeinsam ab. Es war ja alles gut, wir haben in der Familie ein Umfeld, in der ein oder zwei Feierabend Gläschen doch ganz normal sind.
    Alle waren froh, dass wir wieder zusammen waren.
    Doch 2021 gab es einen Urlaub, in dem wir campen waren mit den Familien von Schwager und Schwägerin, in dem der Alkohol so dermaßen übertrieben getrunken wurde, dass ich am Ende nicht mehr dabei sitzen konnte und kurze Zeit danach komplett runtergefahren bin damit. Ich habe 4 Wochen nichts getrunken. Eine Saftkur gemacht. Damals staunte die ganze Familie und machte sich lustig darüber. Ich habe danach noch mal eine Flasche Sekt getrunken an einem Abend mit meinem Mann und bin dann am nächsten Tag fast gestorben weil mir so übel war. Das war für mich der schlimmste Tag und ich habe danach nur noch am Sektglas vorsichtig genippt, wenn es da zu Gelegenheiten kam. Winter 2021/2022 wurde der Konsum meines Mannes so stark, dass ich die bis dahin ignorierte Sucht erkannte. Ich habe mir Hilfe geholt bei Alanon und Beratungsstellen für Angehörige.
    Im April 2022 war ich mit meiner Schwester im Urlaub, das ging, weil mein Sohn da an einer Ferienfreizeit teilgenommen hat und ich die Woche für mich nutzen wollte, auch um das Thema Alkoholsucht für mich klar zu stellen.
    In dieser Zeit hat mein Mann sich reflektiert und Podcasts gehört und sich um Hilfe gekümmert. Er entschied sich nicht mehr zu trinken. Und ich entschied mich auch dafür nichts mehr zu trinken.
    Das ging bis Oktober gut. Dann fing er wieder an. Er schafft es tatsächlich unsere Familinurlaube trocken zu bleiben, und er trinkt 1-2 x die Woche. Im Juni 2023 hat er dann eine ambulante Therapie gemacht. Das hat gewirkt bis September. So ist unser Geschichte bis jetzt. Er trinkt 1-2x Bier, ist damit alleine in seinem Büro und schläft auf dem Sofa. Es gibt tausende Entschuldigungen und das ganze ist sehr bequem für ihn.

    Seit Oktober und verstärkt seit gestern mache ich ihm klar, dass ich so nicht weitermachen werde. Er war letzen Freitag bei seiner SHG und hat sich da gut aufgehoben gefühlt. Ich habe ihn begleitet. Ich muss sagen, mich hat es sehr gereizt den Beteiligten die Sicht eines Co Abhängigen darzulegen, aber momentan kann ich die Geschichten alle nicht mehr hören. Ich habe mich in diese Co Abhängigkeit selbst hineinmanövriert und ich will da raus. Ich will mein eigenes Leben zurück. Und für unseren Sohn ein gesundes Umfeld und Leben ermöglichen.
    Ich werde das mit meinem Mann besprechen. Er hat all meine Gedanken mit voller Ernsthaftigkeit erfasst und ich werde sehen was er daraus macht. Ich weiß, dass es noch ein paar Abstürze braucht, aber ich bereite mich auf meinen Weg vor.

    Danke 🫶🏻

  • Hallo Strandkind,

    dein Name weckt gute Erinnerungen, bin selber am Wasser aufgewachsen und es zieht mich / uns immer wieder dahin zurück. :)

    Ja was soll ich dir sagen, was du nicht eh schon weist. Du hast ja sogar eine on / off- Beziehung mit deinem Mann hinter dir, ich denke, im Grunde benötigst du keine Tipps. Du weist bereits was du wissen musst.

    Ich kenne die Phasen der Abstinenz natürlich auch, und kann deine Hoffnung nachvollziehen. Erst kürzlich hatte zB. meine Frau eine dieser Phasen, sogar unsere Kinder bekamen es mit und waren guter Hoffnung. Sie freuten sich für mich, aber als Realist habe ich ihnen gesagt, sie holt nur Anlauf, glaubt mir. Zack und umgehend waren 5 Tage Sofa angesagt. Wir kennen unsere Partner eben gut und wissen, dass diese Schübe in Wellen kommen.

    Betrachte deinen Mann als Mitbewohner innerhalb der WG, er ist anwesend, gehört aber nicht wirklich dazu. Ich weis jedoch nicht wie gut du das trennen kannst, aber ich mache es so bereits sehr lange.

    Du hast doch sicherlich Hobby´s, denen kannst du versuchen alleine nachgehen. Treff dich mit Freunden, geh am Wochenende Eis essen, oder was auch immer. Da du aber einen Sohn von 11 Jahren hast ist es nicht ganz so einfach, für ihn willst du natürlich die "heile Welt" aufrechterhalten. Da bin ich dir gegenüber im Vorteil, alle sind groß und selbstständig. Ich setzt mich zB. im Sommer aufs Motorrad und bin für 6 Stunden weg, du hast doch sicherlich auch etwas was dir Spaß macht?

  • Betrachte deinen Mann als Mitbewohner innerhalb der WG, er ist anwesend, gehört aber nicht wirklich dazu. Ich weis jedoch nicht wie gut du das trennen kannst, aber ich mache es so bereits sehr lange.

    Hallo Freddy,

    das ist ein Aspekt über den ich auch gerade nachdenke... allerdings auf Zeit. Ich denke das es auf lange Sicht keinen Sinn macht eine Art Wg mit einem Alkoholkranken Partner zu führen. Dazu ist die emmotionale Bindung viel zu groß und das saugt auch enorm Energie ab das Tag täglich zu trennen. Weil irgendwie bekommst du es ja doch immer mit, da muss man schon sehr abgebrüht sein, um sowas durch zu ziehen.... also sicher nix für einen Co...

    Um ein neues Leben in Frieden und Freiheit zu beginnen, hilft wohl über kurz oder lang nur die räumliche Trennung, so sehe ich das.


    Lg

    Mg

  • Hallo Strandkind, anbei meine Gedanken zu deiner Geschichte.

    Auch ich habe lange gehofft, mehrere Jahre eigentlich, ohne dass es einen Unterschied gemacht hat. Hoffnung ist für mein Empfinden kein guter Begleiter, so meine persönliche Erfahrung. Dem zufolge habe ich meine Hoffnungen vor längerer Zeit begraben. Aber ich will es nicht pauschalisieren, manchmal werden ja Hoffnungen auch erfüllt.

    Ja, meine Art mit der Gesamtsituation umzugehen klingt für einige Leute leicht abschreckend bis hin zu verstörend, aber ich kann ja nun mal nicht aus meiner Haut raus, so bin ich persönlich gestrickt. Offensichtlich gehöre ich nicht zu den übertriebenen Gefühlsmenschen, bei mir war schon immer Denken vor Fühlen angesagt.

    Deinen Prozess, den Weg aus dem "System Sucht" zu finden, ist ein wichtiger Schritt, auch ich gehe den gerade. Dieser ist bei dem einen etwas langwieriger, beim anderen mal kürzer, aber es plätschert so vor sich hin. Immer ein Schritt nach dem anderen, man will ja nichts unüberlegtes tun, wofür man im Nachhinein keine Chance mehr hat. Vielleicht ist das auch wieder so eine persönliche Marotte von mir, Vorsorge ist besser als Nachsorge. Wenn jedoch Gefahr in Verzug ist, oder körperliche / seelische Gewalt droht, sieht die Sache natürlich anders aus, dann heißt es "Machen nicht Quatschen".

    Jeder muss sich im Klaren sein, was er da vor hat, und was es alles für Konsequenzen nach sich zieht. Hier muss (so wie ich finde) zwingend alles in Gedanken durchgespielt und abgewägt werden. Hier haben wir als Angehörige einen erheblichen Vorteil. Unser Denk-Apparillo arbeitet immer auf gleichbleibendem Niveau, wehrend der unserer Alkoholiker starken Schwankungen unterliegt, im Bezug auf dessen Leistungsfähigkeit. Das klingt vermutlich wieder abwertend, deckt sich aber mit meiner Erfahrung.

    Ich kann dir natürlich keine Rat geben was zu tun ist, ich habe ja auch meine eigene Baustelle offen.

    Momentan ist Weihnachten, da gucke ich persönlich über diese Dinge hinweg. Nach Weihnachten kann es dann weiter gehen, so wie bei vermutlich den meisten hier.

  • Mein lieber guter Denk-Apparat,
    macht gerne mal Spagat.

    Auch ganz ohne Alkohol und Drogen,
    bringen Emotionen ihn zum Wogen.

    Gelegentlich schränken Wut, Angst und Pein,
    die Leistungsfähigkeit doch erheblich ein.

  • unser Denk-Apparillo arbeitet immer auf gleichbleibendem Niveau, wehrend der unserer Alkoholiker starken Schwankungen unterliegt, im Bezug auf dessen Leistungsfähigkeit. Das klingt vermutlich wieder abwertend, deckt sich aber mit meiner Erfahrung.

    Hi Freddy, natürlich klingt das abwertend für andere! Also meiner arbeitet nicht auf dem gleichen Niveau im Gegenteil mein Denkapperat ist enorm gestört dadurch... weil mein Denkapperat sich viel zu lange damit beschäftigt hat, darüber nachzudenken, wie ich meinen Partner dazu bringen kann, nicht mehr zu saufen. Da sollstest du deinem Tiger schon mal ins Auge sehen ;) und mal selbst in dich gehen..... alles andere ist ich sich selbst belügen.

    Vielleicht ist das auch wieder so eine persönliche Marotte von mir, Vorsorge ist besser als Nachsorge.

    trotz allem, kann ich deine Gedankengänge auch nachvollziehen. Du bist eben eine sehr analytischer Mensch.. und analytische Menschen sind anders gestrickt und wenn man sie emmotional berühren möchte, dann schalten sie auf Überlebensmodus und wirken ab und an kalt bis hin zu arrogant, obwoh sie das eigentlich gar nicht sind. Das ist Selbtwahrnehmung und Fremdwahrnehmung!

    Jeder muss sich im Klaren sein, was er da vor hat, und was es alles für Konsequenzen nach sich zieht. Hier muss (so wie ich finde) zwingend alles in Gedanken durchgespielt und abgewägt werden.

    also ich bin da auch so... das ist mein Überlebensmodus, wo ich obwohl ich im Grunde ein sehr emmotianaler Mensch bin, auf Grund meiner persönlichen Erfahrungen lerne ich gerade, das es mir nichts bringt wenn ich nur noch am rumagieren bin. Diese Erfahrungen habe ich in letzer Zeit bitter lernen müssen und mir oft damit selbst geschadet.

    Im Moment versuche ich zb. meine emmotionale Seite in den Griff zu gekommen, die auf andere wie ein Dart Scheibe wirkt, damit meine ich das sie noch mehr Pfeile reinspicken, weil sie denken ich sei schwach, es ausnutzen, etwas zu minimieren.So ist der Mensch nun mal! Da gibt es aber auch noch die absolut analytische Seite in mir, die kann dann Berge bewegen und für manche Menschen ist sie nicht sehr angenehm, weil ich meistens ins Schwarze treffe, allerdings für mich ist sie gut, weil ich taktisch vorgehe. Ich bewege mich sozusagen in meinen eigenen Anteilen die jeder Mensch hat. das muss auch nicht jeder verstehen oder nachvollziehen können, wichtig ist, das ich damit klar bin!

    Na ja, ich denke jeder Mensch hat diese Seiten und noch viel mehr in sich, im Endeffekt nutzen wir unser potenzial als Mensch, unsere Fähigkeiten nur zu einem geringen Teil!

    Allerdings denke ich auch, um seine eigenen Potenziale nutzen zu können, muss man erst einmal sich selbst kennen und jeder Mensch, auch du hast Emmotionen in dir, sie sind eventuell nur ganz tief begraben in dir. Diese zu finden und auch zuzulassen ... das kannst nur du selbst.

    Mein Gott bin ich wieder analytisch grins....


    Lg Mg

  • Mein Denk-Apparillo war zu Saufzeiten definitiv nicht auf gleichbleibenden Niveau. Wie denn auch, wenn man zwischendrin betrunken war?! Daher fühle ich mich nicht beleidigt, denn es stimmt ja.

    Als Co-Abhängige war mein Denk-Apparillo allerdings sogar nüchtern gestört, denn da war es tatsächlich gleichbleibend bedenklich. Denn warum habe ich die Situation nicht früher beendet?

    Ich glaube nicht, dass hier eine Variante besser ist, als die Andere …

  • Freddy kann nicht mehr antworten, er ist gesperrt. Und bitte keine Diskussionen darüber, es gab zig Verwarnungen vorher.

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

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