Iphiegenie - Umgang mit Unsicherheit und Labilität

  • Guten Morgen Stern,

    Guten Morgen Iwona,

    ich habe jetzt länger über meine Bewerbung für den offenen Bereich und meine Aktivität hier im Forum nachgedacht.

    Leider wurde mein Hausarzt-Termin wegen Krankheit des Arztes Ende der Woche abgesagt und auf 10Tage später verschoben. Das hat mich leider sehr niedergeschmettert, da ich in meinem Schwarz-Weiß-Denken fast alles auf diesen Termin gesetzt hatte.

    Ich würde gerne weiterhin mit der Bewerbung für den offenen Bereich warten, bis ich möglichst bald einen alternativen Arzt-Termin finden kann. Ich bin mir ziemlich sicher, dass bei mir mit der Abstinenz unter und mit dem Alkoholmissbrauch versteckte/verquickte Depressionen und Ängste sehr stark zu Tage getreten sind. Ich möchte gerne bei einem Neurologen und Endokrinologen klären, ob Therapien auf der physiologischen Ebene (Hormonhaushalt, Gehirnstoffwechsel) helfen könnten.

    Ich hoffe, dass ich es kommende Woche schaffe, hier Termine zu bekommen.

    Herzliche Grüße und Danke für Eure Aufmerksamkeit.

    Iphigenie

  • Hallo Iphigenie,

    ich würde Dir dringend raten, erst einmal Deine Alkoholsucht in Angriff zu nehmen. Die ganzen Nebenerscheinungen wie Depressionen usw. kann man erst danach behandeln. Erst Depressionen bekämpfen, um dann das Alkoholproblem in den Griff zu bekommen wird niemals funktionieren, weil nicht die Depressionen einen trinken lassen, sondern die Alkoholsucht. Es wird immer anders herum ein Schuh draus. Erst die Sucht und wenn dann noch Bedarf ist mit der Abstinenz und damit verbundenen klaren Kopf kann es an die Depressionen gehen.

    Du satteslst da das Pferd leider wirklich von hinten auf und suchst irgendwie nach sämtlichen Dingen, die zu bearbeiten sind.

    Was macht dabei Deine Abstinenz? Trinkst Du wieder oder bist Du nach wie vor nüchtern?

    LG Cadda

  • Leider wurde mein Hausarzt-Termin wegen Krankheit des Arztes Ende der Woche abgesagt

    Hallo Iphigenie,

    es gibt in diesen Fällen immer Vertretungsärzte in der Umgegend. Die nehmen Dich dann trotzdem auf und jeder Arzt ist in der Lage Dich zu behandeln. Eine Überweisung zum Neurologen halte ich für sehr sinnvoll, wenn Du die in der Hand hast kannst Du schonmal einen Termin machen. Das kann ja bekanntlich etwas dauern .

    Aber wie auch schon geschrieben wurde: Erst der Alkohol, dann die Depressionen. Umgekehrt wird das nichts.

    GlG WW

    m. , Bj. 67 :wink: , abstinent seit 2005

    Wir gehen unseren Weg, weil wir nur den Einen haben. Hätten wir mehrere zur Auswahl, wären wir total zerrissen und unglücklich. Einzig die Gestaltung unterliegt uns in gewissen natürlichen Grenzen.

  • Hallo Iphigenie,

    Da ich aus eigener Erfahrung weiß, wie sehr einen die Psyche runterziehen und lähmen kann, gebe ich auch mal meinen Senf dazu.

    Bei dem, was Du schreibst, habe ich den Eindruck, bitte nicht übelnehmen, dass Du Dich selbst wie eine Maschine betrachtest, die nun endlich wieder funktionieren soll, möglichst einfach und unauffällig, ein bisschen Ölen hier, ein bisschen Löten da müsste doch reichen ...

    Aber: Das ist nur von außen. Die Sucht jedoch steckt tief in uns drin und hängt in vielen Fällen, nicht immer, mit psychischen Problemen zusammen. Damit müssen wir uns auseinandersetzen, auch wenn es manchmal wehtut und sich hinzieht.

    In dem Zusammenhang wäre ein Termin bei einem Psychiater, der sich mit Sucht auskennt, sinnvoller als bei einem Endokrinologen. Auch ein Psychiater kann Medikamente verordnen, die ( vorübergehend oder länger) den Hirnstoffwechsel "ins Lot" bringen - als eine Voraussetzung, nicht Ersatz, für eine gelingende Beschäftigung mit unserer Sucht und den damit zusammenhängenden Problemen. Er kann Dir auch bei einem Antrag auf eine stationäre oder ambulante Reha helfen.

    Ich stimme Iwona zu: Nimm gerade am Anfang alle Hilfe an, die Du bekommen kannst, dann ist es auch nicht so dramatisch, wenn ein Helfer mal durch Krankheit oder Urlaub ausfällt ....

  • ich würde Dir dringend raten, erst einmal Deine Alkoholsucht in Angriff zu nehmen. Die ganzen Nebenerscheinungen wie Depressionen usw. kann man erst danach behandeln.

    Den Hinweis von Cadda solltest du mMn beherzigen. Meine Therapeutin hätten die Behandlung meiner Depression schlicht und vergreifend verweigert und erst die Arbeit an der Sucht angeboten/gefordert. Man kommt an die tieferliegenden Probleme leider erst mit der Abstinenz dran, da sich der Alkohol wie ein Schutzschild drüberlegt.


    Und jetzt noch eine persönliche Beobachtung: seit ich aufgehört habe zu saufen, sind meine Depressionen so gut wie weg...alles ist leichter geworden. Ohne Alkohol lösen sich viele Probleme von selbst 👍


    Ich drücke dir die Daumen, dass der Arzttermin so schnell wie möglich stattfindet.

  • erst einmal Deine Alkoholsucht in Angriff zu nehmen

    Hallo Cada,

    Danke für Deine klaren Worte. Das merke ich mir.

    Was macht dabei Deine Abstinenz?

    Ich trinke weiterhin nichts. 26 Tage habe ich jetzt nochmal nachgezählt. Habe so etwa jeden dritten Tag Anfechtungen. Mit dem Frühling kommen eben auch neue Situationen auf mich zu, in denen ich früher immer getrunken habe.

    Herzliche Grüße

    Iphigenie

  • Ich würde gerne weiterhin mit der Bewerbung für den offenen Bereich warten, bis ich möglichst bald einen alternativen Arzt-Termin finden kann.

    Guten Morgen Iphigenie,

    meinen Glückwunsch zu 26 abstinenten Tagen!

    Wie ist Dein Arzttermin gelaufen?

    Derzeit schreiben wir noch im Vorstellungsbereich, der nur für den kurzen Austausch gedacht ist.

    Außerdem bist Du mittlerweile 26 Tage abstinent und somit kann die Freischaltung durch uns Moderatoren erfolgen.

    Der offene Bereich ist für den Austausch gedacht.

    Bitte fülle den folgenden Link aus, damit wir Deinen Thread in den offenen Bereich verschieben können.

    https://alkoholiker-forum.de/bewerben/

    Du brauchst nur einen kurzen Satz schreiben, das reicht.

    LG Elly

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    Mancher wird erst mutig, wenn er keinen anderen Ausweg mehr sieht.

    - Trocken seit 06.01.2013 -

  • Hallo Hobbes, Rennschnecke und Whitewolf,

    ganz herzlichen Dank für Eure Reaktionen , wertvollen Hinweise und das Aufrütteln.

    Meine Therapeutin hätten die Behandlung meiner Depression schlicht und vergreifend verweigert und erst die Arbeit an der Sucht angeboten/gefordert. Man kommt an die tieferliegenden Probleme leider erst mit der Abstinenz dran, da sich der Alkohol wie ein Schutzschild drüberlegt.

    Ich hatte ganz andere Erfahrungen bzgl. meiner immer wiederkehrenden Depression mit Psychotherapeuten und Psychiatern sowohl in der Klinik als auch ambulant. Das lag zum Einen daran, dass ich es gut vor Anderen und vor mir versteckt habe und, wenn ich den Alkoholkonsum angeben musste, habe ich die Menge runtergespielt. Dennoch müsste man ja bei meiner Angabe "täglich" aufmerken...Aber da kommt wieder das Thema, dass Alkoholkonsum eben normal ist.

    Nimm gerade am Anfang alle Hilfe an, die Du bekommen kannst

    Habe nächste Woche zwei Arzttermine bei meinem Hausarzt und bei einem Internisten. Und hoffe dort auf Überweisungen und Empfehlungen.

    Diese Woche habe ich noch einen Telefontermin mit meiner Suchttherapeutin, mit der ich seit 2 1/2 Jahren (seit Trunkenheit am Steuer und 11 Monate Führerscheinverlust) ca. alle 6 Wochen gesprochen habe und die mich letztlich langsam aber beharrlich auf den Pfad der Abstinenz gebracht hat. Das war entscheidend. Ich könnte Sie wegen einer ambulanten Suchttherapie fragen. Hier gibt es eine Klinik für Suchtkranke in 3 km Entfernung.:roll:

    Danke nochmal für Eure Aufmerksamkeit und Hilfe. Es ist wirklich auch sehr hilfreich für mich einen Ort zu haben, um die Gedanken, Irrungen und Wirrungen im Kopf zu klären.

    Schönen Tag

    Iphigenie

  • hallo Iphigenie,

    du bist jetzt für den offenen Bereich freigeschaltet, dein Thema habe ich dorthin verschoben.

    Du kannst jetzt überall schreiben, nur bitte in den ersten 4 Wochen nicht im Vorstellungsbereich. Ich wünsche dir einen guten Austausch.

    lg Morgenrot

    Wer nicht hofft, wird nie dem Unverhofften begegnen. ( Julio Cortazar )

  • Hallo Iphigenie,

    Ich könnte Sie wegen einer ambulanten Suchttherapie fragen. Hier gibt es eine Klinik für Suchtkranke in 3 km Entfernung. :roll:

    Nimm jede Hilfe an, die du kriegen kannst.
    Du musst zwar letztendlich alleine nüchtern bleiben, aber du musst den Weg nicht nicht alleine gehen.

    ich wünsche dir hier einen guten Austausch.

    Viele Grüße

    Stern

    ⭐️

    Wenn du heute aufgibst, wirst du nie wissen, ob du es morgen geschafft hättest.

  • Hallo Carl Friedrich,

    Ich hatte von Menschen mit und ohne Alkoholproblem gesprochen, wie Unvergoren sie aus seiner persönlichen Wahrnehmung und Erfahrung beschrieben und unterschieden hatte. Und daraufhin meine persönliche Erfahrung, Wahrnehmung diesbezüglich geschildert; dass ich keinen eindeutigen Unterschied von Menschen mit und ohne (bekannten oder mutmaßlichem) Alkoholproblem in der Reaktion auf mich als Abstinenzler entdecken kann. Es ist meine persönliche Empfindung, die ich hier mitteile, mit der ich keinerlei Anspruch auf Allgemeingültigkeit erheben möchte. Ja auch nicht der Sinn dieser SHG.

    Vielleicht möchtest Du es im Kontext des Dialogs lesen, da ist es aus meiner Sicht verständlich.

  • Nimm jede Hilfe an, die du kriegen kannst.
    Du musst zwar letztendlich alleine nüchtern bleiben, aber du musst den Weg nicht nicht alleine gehen.

    Ich hatte gestern ein Gespräch mit meiner Suchtberaterin (mit der ich seit 2 1/2 ca. alle 6 Wochen telefoniere). Sie hat mich dringend darin bestärkt, eine ambulante Suchtberatung aufzusuchen. Habe da jetzt nächste Woche einen Termin, plus noch zwei Arzttermine (mit Blick auf Hormone und Neurologie) und einen Termin bei einem freien Therapeuten . Also ich bin gespannt, ob ich da lebend wieder rauskomme:; bin sehr gespannt und freue mich auf die nächsten Schritte. Mein Mann sagte gestern in der Sonne auf der Terasse : "Es ist eigentlich noch viel schöner ohne Alkohol hier zu sitzen und in die Landschaft zu schauen". (Er hat kein Alkoholproblem , trinkt aber für mich seit meiner Abstinenz zu Hause gar nichts und hatte mir einen "Gute Laune"-Tee mitgebracht, nicht ohne Ironie.)

  • dass ich keinen eindeutigen Unterschied von Menschen mit und ohne (bekannten oder mutmaßlichem) Alkoholproblem in der Reaktion auf mich als Abstinenzler entdecken kann.

    ach so war das gemeint! also bei mir ist schon ein Unterschied. Die, die wenig trinken, reagieren auf mein unerwünschtes outing sprachlos. Das ist zu sehr von ihrer Welt entfernt. Meine Alkiefreunde jedoch sind beeindruckt, aber sagen dann auch wieder so Sachen wie: naja irgendwann wirst du doch dann sicher wieder normal trinken können.... Sie haben alle nicht eingesehen, dass das Suchtgedächnis eine Realität ist und der angestrebte Pegel auch nach einer noch so langen Pause erhalten bleibt. Obwohl man das eigentlich weiss. Es ist kein Geheimnis. Einer hat sogar gemeint was ich mache sei immer so radikal. Zuerst radikal viel saufen und jetzt radikal gar nichts. (Bisschen Sektenhaft, nicht wahr...). Ich hab ihm geantwortet: frag einen Arzt. Der wird jedem Alkoholiker sagen, dass es nur radikal mit gar nichts mehr geht. Dann war Schweigen.

  • ich keinen eindeutigen Unterschied von Menschen mit und ohne (bekannten oder mutmaßlichem) Alkoholproblem in der Reaktion auf mich als Abstinenzler entdecken kann.

    OK.


    Die Beobachtung habe ich in meinem Umfeld nicht machen können. Weinigtrinkern war und ist es völlig schnuppe, dass ich nichts trinke. Vieltrinkern habe ich durch meine Abstinenz wohl einen Spiegel vorgehalten. Der Anblick hat nicht immer Gefallen ausgelöst.

    Mit zunehmender Dauer meiner Abstinenz ist jedoch der Kontakt zu Vieltrinkern eingeschlafen. Sie passen nicht zu mir und ich nicht (mehr) zu ihnen.


    Bei neuen Kontakten halte ich mich automatisch von Leuten fern, die ein gestörtes Verhältnis zum Stoff zeigen, den anderen sage ich, wenn ich überhaupt noch mal gefragt werde, dass ich nichts trinke. Das wird bislang so akzeptiert. Nachfragen hat es schon eine gefühlte Ewigkeit nicht mehr gegeben.

  • Bei neuen Kontakten halte ich mich automatisch von Leuten fern, die ein gestörtes Verhältnis zum Stoff zeigen, den anderen sage ich, wenn ich überhaupt noch mal gefragt werde, dass ich nichts trinke. Das wird bislang so akzeptiert. Nachfragen hat es schon eine gefühlte Ewigkeit nicht mehr gegeben.

    Das ist bei mir genau so.

    Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Leute, die lediglich hin und wieder mal ein Glas Wein (oder was anderes) trinken, gar nix hinterfragen, wenn ich sage: „Danke, für mich bitte ein Wasser.“
    Das ist dann einfach so.

    Viele Grüße

    Stern

    ⭐️

    Wenn du heute aufgibst, wirst du nie wissen, ob du es morgen geschafft hättest.

  • Ich für meinen Teil kann Carl Friedrich und Stern absolut zustimmen. Leuten, die wenig bis gar nichts trinken, ist es egal ob und was ich trinke und von den Vieltrinkern halte ich mich fern.

    LG Skylar

    nothing else matters

  • Unvergoren hatte das Thema bei Dir aufgegriffen, weil ich momentan Menschen, die viel Alkohol trinken absolut vermeide. Und auch Abendsveranstaltungen, die in die Richtung gehen könnten, möglichst vermeide. Leider ist das beruflich bei mir nicht ganz einfach. Ich finde es mutig, dass Du Dich mit solchen Situationen konfrontierst, stelle es mir aber auch ganz schön anstrengend vor. Aber vielleicht tut ja die Auseindersetzung gut, um sich selbst zu überprüfen und zu positionieren?

    Stern   Carl Friedrich   Skylar McIntyre ich glaube ich habe einfach zu wenig Erfahrung (Tag 27) und habe mich bisher nur unter Freunden und Familie geoutet. Also bei denen, die aus meiner Sicht ein Problem haben könnten (aus gemeinsamer Trinkerfahrung) war die Reaktion nachdenklich. Ich kann mir noch gar nicht vorstellen, wie es dann ist, sollte ich in Zugzwang kommen, mich gegenüber Bekannten erklären zu müssen oder zu wollen.

    Danke Euch allen für Eure Erfahrungen.

  • Unvergoren Ich finde es mutig, dass Du Dich mit solchen Situationen konfrontierst, stelle es mir aber auch ganz schön anstrengend vor. Aber vielleicht tut ja die Auseindersetzung gut, um sich selbst zu überprüfen und zu positionieren?

    Meine 2 besten Freunde sind Alkoholiker. Also sehe ich sie immer noch. Aber ehrlich gesagt halten sie mir nur einen bedauerlichen Spiegel vor. Der eine jammert jedes mal, dass er wieder furchtbar verkatert ist. (Bin ich froh dass ich diese Zustände nicht mehr habe!) Es fallen mir bei ihm nun Dinge auf, die ich früher nie gemerkt habe. Glasige Augen, Fahne, leichtes Lallen... Der zweite wird total aggressiv wenn im Restaurant das Bier nicht schnell genug serviert wird. Er zappelt unruhig auf seinem Sessel herum. Am liebsten hätte er es in Mikrosekunden auf den Tisch gebeamt... Nichts von diesem Verhalten ist für mich in irgend einer Weise anturnend. Wer will schon so sein müssen?

  • Ich kann mir noch gar nicht vorstellen, wie es dann ist, sollte ich in Zugzwang kommen, mich gegenüber Bekannten erklären zu müssen oder zu wollen

    Nur du alleine entscheidest, wem du was erzählen willst. Müssen tust du schon mal gar nix.

    Ich sehe keinen Zugzwang bei mir …noch nie …und von daher muss ich mir da auch gar nix vorstellen, was in diese Richtung gehen könnte. 🤔

    Ich bin Herr meiner Gedanken …und meines Handelns. Wer will da für mich anderes bestimmen?

    Viele Grüße

    Stern

    ⭐️

    Wenn du heute aufgibst, wirst du nie wissen, ob du es morgen geschafft hättest.

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