line33 - Angehörige eines Alkoholikers

  • Aber obwohl ich selbst mit alkoholabhängigen Eltern aufgewachsen bin und als Kind und Jugendliche viele schlimme Dinge miterlebt habe, kann ich nicht die Person sein, die ich mir selbst als Kind gewünscht habe.

    Ich bin auch EKA und formuliere den Satz mal um:

    Weil ich selbst mit alkokolabhängigen Eltern aufgewachsen bin….

    Es heißt nicht umsonst Familienkrankheit Alkoholismus. Aus Kindern werden Süchtige oder co-Abhängige, denn sie erlernen von klein auf das Muster.


    "Ist das die einzige 50/50 Chance, ob er aufhört zu trinken oder eben nicht?" fragst du.


    Dass ein Alkoholiker aufhört zu trinken und dauerhaft trocken bleibt, ist leider nur zu einem ganz erheblich kleineren Prozentsatz der Fall. Der größte Anteil wird nicht dauerhaft trocken und trinkt bis zuletzt. Trotzdem erhält die unrealistische Hoffnung die Angehörigen in der Beziehung.

    Viele liebe Grüße, Linde, EKA

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Hallo Morgenrot und Linde,

    Danke für eure Nachrichten.


    Ich muss mal kurz fragen, wofür EKA steht?


    Hm... für mich klingen einige Nachrichten so, als wenn es keinen anderen Weg gibt, außer sich zu trennen. Ist das wirklich so? Gibt es keine Partnerschaften, die das bewältigen konnten, ohne sich zu trennen? Ist es abhängig von der Bereitschaft des Süchtigen? Welchen Zeitraum gibt es, zu entscheiden, ob er es möchte oder nicht?

    Entschuldigt, aber ich bin so hin- und her gerissen.

    Ich bin einerseits der Meinung, dass man auch schlechte Sachen in einer Partnerschaft durchstehen kann und muss, aber ja, wo ist da die Grenze?

  • Ich muss mal kurz fragen, wofür EKA steht?

    das steht für Erwachsene Kinder aus suchtkranken Familien.

    Was Linde beschrieben hat, kann ich nur unterstreichen, Alkoholismus ist eine Familenkrankheit. Schon die Kinder lernen, wie sie sich zu verhalten haben und beginnen Rücksicht zu nehmen.

    Dadurch werden bestimmte Muster "antrainiert" die ein lebenslanger Begleiter sein können. Es ist sehr oft so, dass gerade diese Kinder später in Beziehungen landen, wo sie dieses angelernte weiterhin leben können. Es scheint erst einmal eine Sicherheit zu sein, weil es bekannt ist. Es ist aber eine sehr trügerische und belastende Sicherheit.


    lg Morgenrot

    Wer nicht hofft, wird nie dem Unverhofften begegnen. ( Julio Cortazar )

  • Hallo line,

    EKA bedeutet: erwachsenes Kind von alkoholkranken Eltern.

    Die Frage, die sich stellt, ist, kann man mit jemanden zusammenleben, der völlig unberechenbar ist?

    Wie kommt man damit klar, dass sich die Lage immer mehr zuspitzt?

    Gerade auch, wenn Kinder involviert sind.

    Nur wenn der Alkoholiker wirklich etwas ändern will, dann besteht die Chance auf einen Neuanfang. Aber auch nach einem Entzug ist alles auf Neustart gestellt, weil der Alkoholiker sich wieder verändert.

    Viele Alkoholiker schaffen eine langjährige Abstinenz nicht. Das ist leider so.

    Hier in der SHG sind einige trockene Alkoholiker, die schon jahrelang abstinent sind. Aber davon gibt es bedauerlicherweise nicht viele.

    Im Grunde kannst nur Du entscheiden, wie lange Du noch dabei zusehen willst, wie er seine Gesundheit und Eure Familie ruiniert.

    Diese Entscheidung kann Dir niemand abnehmen und niemand will Dir einreden, dass Du Dich trennen solltest. Das liegt in Deiner Hand, wie Du Dich entscheidest.

    Du bist erst kurz hier in der SHG, lies Dir die anderen Threads von den Angehörigen Stück für Stück durch, da wird Dir einiges klar werden.

    LG Elly

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    Mancher wird erst mutig, wenn er keinen anderen Ausweg mehr sieht.

    - Trocken seit 06.01.2013 -

  • Ich bin einerseits der Meinung, dass man auch schlechte Sachen in einer Partnerschaft durchstehen kann und muss, aber ja, wo ist da die Grenze?

    Die Grenze ist da, wo die anderen Familienmitglieder massiv belastet und auch krank werden. Vor allem dann, wenn der Partner überhaupt keine Krankheitseinsicht hat.

  • Ich danke euch.

    Naja dann werde ich mich mal mit ein paar Dingen intensiver beschäftigen. Dinge, die mich und die Kinder betreffen. Es ist schon richtig, dass ich den Fokus auf uns und unser Leben richten muss. Entweder möchte er daran teilhaben oder nicht.

  • Ich habe mal eine Beschreibung gelesen, die eine dysfunktionale Beziehung/Familie mit einem Mobilee vergleicht. Steigt einer aus dem Suchtsystem aus, funktioniert das System nicht mehr. Also eigentlich kannst Du nur was ändern, für Dich und Deine Kids. Heißt ja nicht, dass Du Dich jetzt trennen musst. Aber sobald Du Dein Leben lebst, Deinen Mann als erwachsenen Mann siehst mit seinen Verantwortlichkeiten, wirst Du klarer sehen und auch gute Entscheidungen für Dich treffen können. Egal ob er eine Einsicht hat oder nicht. Deine Liebe, Dein Mitgefühl, Deine Hilfe solltest Du nicht ihm zuteil werden lassen (er ist erwachsen), sondern Dir. Die Energie die Du sonst in einen anderen Menschen steckst, fehlt Dir dann.

    LG Momo

  • Gibt es keine Möglichkeit innerhalb einer bestehenden Partnerschaft, diese Zeit zu ändern und zu überwinden?

    Hallo Line und noch ein herzliches Willkommen von mir.

    Möglicherweise gibt es das. Mit einem wirklich einsichtigen Partner, der ausgetrunken hat und ein abstinentes Leben haben möchte.
    Der sich dann auch in den Entzug begibt und alles für seine stabile Trockenheit unternimmt. Das trifft wohl eher nicht auf deinen Partner zu.
    Und du kannst das nicht beeinflussen. Du kannst dich auf die Hände stellen und mit den Füssen wackeln, die Sucht hat das Zepter in der Hand.

    Eine Trennung ist auch kein Garant dafür, dass der Alkoholiker dann das Einsehen hat.

    Das Leben mit dieser Unsicherheit wird für dich und deine Kinder zur Tortour.
    Hoffnung und Enttäuschung wechselt sich ständig ab. Dann kommt die Verzweiflung, vielleicht Resignation. Und Resignation der Mutter ist das schlimmste für ihre Kinder. Denn dann bleibt ihr alle auf ewig in dem System gefangen.

    Dein Leben und das deiner Kinder sollte für dich Priorität haben.

    LG Nova

  • So, ich habe mir schon grob eine Liste erstellt.

    Werde diese sicherlich noch etwas erweitern und detaillierter sein. Zudem möchte ich mir noch Gedanken zu Zielen und Möglichkeiten zur Umsetzung machen...

  • Ich teile diese Liste mit euch, weil ich vielleicht noch mehr Anregungen erhalten kann und vieles, was ich mir geschrieben habt, mich motiviert, mich jetzt intensiv damit zu beschäftigen, um einen Weg zu finden.

  • Meine Wünsche für...

    die Kinder

    * unbeschwert und glücklich

    * Zuhause = Geborgenheit und Zuflucht

    * Eltern = Liebe, Sicherheit und sorgen- frei

    * kein Elternteil alkoholisiert erleben

    * keinen Stimmungsschwankungen ausgesetzt sein

    * keine Auseinandersetzung der Eltern erleben

    * Zuhause X Anspannung und Angst


    mich selbst

    * unbeschwert und glücklich

    * Zuhause = Geborgenheit und Zuflucht

    * "Ich-Sein"-Können

    * eine liebevolle, fürsorgliche und star-

    ke Mama sein können

    * ein Vorbild für meine Kinder sein

    * Angespanntheit nicht auf die Kinder

    übertragen

    * den Kindern nicht das Gefühl ver-

    mitteln, dass sie nicht wichtig sind,

    weil ich selbst angespannt bin

    * nicht die Ruhe verlieren, weil ich

    angespannt bin

    * die Alltagsroutinen nicht vernach-

    lässigen, weil ich nervlich fertig bin


    meinen Partner

    * unbeschwert und glücklich

    * fokossiert

    * lustig

    * motiviert und zielstrebig

    * ein liebevoller Papa

    * kein Alkohol

    * über Probleme und Sorgen reden und

    nicht auf andere übertragen oder als

    Sündenbock darstellen

    * Routinen beibehalten

    * nicht die eigene Unzufriedenheit an der

    Familie auslassen

    * die Anwesenheit der Kinder beachten

  • Wow, das nenne ich mal …..eine Herausforderung.

    Ich bin mir gerade nicht sicher, ob das alles zusammen realistisch ist.
    Wo gibt es denn nur ‚Friede, Freude, Eierkuchen‘? :roll:

    Ich hätte Angst, dass ich bei so viel selbstgemachten Druck das Leben verpassen könnte.

    Viele Grüße

    Stern

    ⭐️

    Wenn du heute aufgibst, wirst du nie wissen, ob du es morgen geschafft hättest.

  • Wow, das nenne ich mal …..eine Herausforderung.

    Ich bin mir gerade nicht sicher, ob das alles zusammen realistisch ist.
    Wo gibt es denn nur ‚Friede, Freude, Eierkuchen‘? :roll:

    Ich hätte Angst, dass ich bei so viel selbstgemachten Druck das Leben verpassen könnte.

    Ich rede eher, von den größeren Problemen. Das es immer Herausforderungen im Leben gibt, gehört dazu und macht das Leben aus. Deswegen muss man ja nicht unglücklich sein. ;)

  • Du schreibst bei den Wünschen für dich davon, was du alles nicht willst, weil du angespannt bist … weil du nervlich fertig bist…unausgeglichen.

    Vielleicht müssen einige Dinge ja gar nicht auf deiner Wünsch-Liste stehen, wenn du daran arbeiten könntest, eben nicht angespannt zu sein und nicht nervlich fertig, nicht unausgeglichen?
    Warum bist du denn angespannt, nervlich fertig, unausgeglichen?

    Du hast 10 Wünsche für deinen Mann und gerade mal 3 Wünsche für dich ganz alleine (was sonst noch bei dir steht, betrifft ja doch eher die Kinder).:roll:

    Nimm dich wichtiger.
    So vieles löst sich von ganz alleine, wenn du zufrieden durchs Leben gehen kannst.

    Ich bin ja von ‚der anderen Seite‘. Ich bin Alkoholiker, kenne mich mit Co-Abhängigkeit auch überhaupt nicht aus, aber ich kann dir versichern, seit ich mir selbst der wichtigste Mensch geworden bin, ist so vieles sehr viel einfacher für mich geworden. Das bedeutet ja nicht, dass mir andere Menschen nicht auch noch wichtig sind. Nur bin ich nirgends eine Hilfe, wenn es mir nicht gut geht.

    Ich bin überzeugt davon, dass jeder für sich selbst sorgen muss.
    Klar, Kinder müssen von uns gut begleitet werden, auf sie müssen wir aufpassen. Sie können das noch nicht selbst. Es ist unsere Aufgabe, ihnen einen unbeschwerten Weg zu ermöglichen, sie auf das Leben vorzubereiten. Ich bin sicher, dass dies mit einem saufenden Partner nicht funktioniert.
    All deine Wünsche für deine Kinder werden sich mit einem saufenden Papa nicht erfüllen.

    Es tut mir Leid, dass ich das nicht mit etwas mehr rosa und etwas mehr Plüsch formulieren kann. Dafür ist das Thema auch zu wichtig.
    Pass bitte gut auf dich auf, und auf deine Kinder. Dein Mann muss auf sich selbst aufpassen.

    Viele Grüße

    Stern

    ⭐️

    Wenn du heute aufgibst, wirst du nie wissen, ob du es morgen geschafft hättest.

  • Guten Morgen Stern,

    danke für deine etwas ausführlichere Nachricht.

    Vielleicht ist der Titel meiner Liste nicht optimal gewählt oder eine Interpretationssache. Und die Liste ist erstmal nur schnell zusammengestellt -was mir so spontan in den Kopf kam.

    Zu den Punkten, die ich für mich selbst aufgeschrieben habe:

    Ich bin ein Mensch, der sich gern auch selbst reflektiert. Jeder Macht Fehler. Es gibt Dinge, da sage ich mir, das ist nicht so schlimm und es gibt Dinge, die finde ich selbst nicht gut und die möchte ich dann ändern.

    Warum ich gestresst und nervlich fertig bin? Ja -leider muss ich sagen, dass das natürlich an der Sucht meines Partners liegt. Er hat eigentlich jeden Tag schlechte Laune und die lässt er mit Vorliebe (verbal) an mir aus. Das macht fertig. Und ich habe mich die letzten Jahre gar nicht oder kaum dagegen gewehrt. Da entstehen dann solche Situationen, dass die Kinder vielleicht etwas von einem wollen -der Partner ist aber gerade dabei mich schon seit Ewigkeiten vollzutexten und die Kinder werden dann mit "ich bin GLEICH da" vertröstet und das "GLEICH" dauert und dauert, weil ich mich nicht traue, meinen Partner zu unterbrechen, weil er dann noch schlechtere Laune hat. ...Oder die Kinder wollen etwas mit mir machen und ich habe nicht die Energie dafür, weil er mich kurz zuvor wieder runtergebuttert hat.

    Ich mache es seit einiger Zeit so, dass ich eher das Gespräch mit ihm abbreche und in Kauf nehme, dass er dadurch noch schlechter drauf ist. Aber das habe ich halt nicht immer so gemacht. Und um dabei zu bleiben und mich da nicht wieder reinziehen zu lassen, steht es auf meiner Liste.


    Mehr Wünsche für ihn als für mich... hm... ich brauche eigentlich nicht viel um glücklich zu sein. An und für sich bin ich ein ziemlich ausgeglichener Mensch.


    Ja, die Sache mit dem saufenden Papa...

    Das ist eigentlich, dass einzige wirkliche Problem.

  • Ich glaube, ich bin gerade in einer Phase, in der ich akzeptiere, dass ich nichts machen kann. Ich kommuniziere das auch so mit ihm und breche Streits auch ab und sage ihm, dass es nichts bringt, solange er trinkt. Schlechte Laune hat er so oder so. Also warum soll ich mich dadurch einschränken lassen. Das hat nichts gebracht und es wird nichts bringen.

    Entweder sieht er dadurch, dass es nicht funktioniert oder eben nicht. Und wenn er es nicht sieht, dann muss ich wirklich die Kraft finden, da einen Schlussstrich zu ziehen. Ich glaube, dafür sammel ich mich gerade.

  • Das ist auf jeden Fall der richtige Weg, Gespräche mit ihm abzubrechen, wenn er betrunken ist. Und du schreibst, er trinkt täglich, also ist er ja quasi täglich alkoholisiert und/ oder verkatert. Da bringen Gespräche und Diskussionen auch einfach gar nichts. Und wenn sie dich nerven, eh nicht und wenn er dich runtermacht erst Recht nicht.
    Bleib da bei dir, du bist eine tolle und starke Mama, du hast es nicht verdient, dich runterbuttern zu lassen.

    Du kannst doch dann sowas sagen wie, ich hab keine Lust mit dir zu reden, wenn du betrunken bist, oder dass will ich mir nicht anhören, wenn er dich angreift. Seine schlechte Laune hältst du dann eben aus bzw gehst ihm aus dem Weg. Schnappst dir dann die Kinder und machst was schönes mit ihnen.

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