• Hallo,

    ich zermartere mir das Hirn über meine Partnerin.

    Sie ist ein wunderbarer Mensch, und ich liebe sie sehr. Aber ihr Trinkverhalten macht mir Sorgen: Meines Erachtens trinkt sie grenzwertig, in Wellen. Mal wochenlang nur 1-2 Standardgläser (pro Woche), das ist kein Problem, aber dann werden es auch mal wochen- bis monatelang lang 8-12, darunter wochenlang auch 10-14, wenn sie beispielsweise eine Freundin zu Besuch hat

    Ich weiß, dass das alles relativ gesehen Kleinigkeiten sind, aber sie macht das schon seit ca. 30 Jahren, und ich kann ja nicht verhindern, dass mir das Sorgen macht. Denn vor allem: Wenn ich sie darauf auch nur sehr vorsichtig anspreche, reagiert sie sofort aggressiv: Sie lasse sich nichts verbieten. Das liegt mir zwar völlig fern, aber es ist die Reaktion, die mir Sorgen macht.

    Ich würde gern erfahren, ob ich wirklich einen Grund habe, mir Sorgen zu machen.

    Mehr zu werden, scheint es nicht.

    Wir wollen eigentlich heiraten, aber ich fühle mich unter diesen Umständen unsicher vor diesem Schritt.

    Ich danke Euch für Euer Verständnis!

  • Hallo sorrowful,

    herzlich Willkommen hier im Forum.

    Ich würde niemanden heiraten, bei dem ich auch nur die leisesten Bedenken wegen einer Alkoholsucht hätte.

    Nur sie selber kann wissen, ob sie Alkoholikerin ist oder nicht. Aber ihr Trinkverhalten und ihre Aggressivität wenn du sie ansprichst, das ist ja nicht nichts...

    Vom Trinken abhalten wirst du sie nicht können, niemand kann das. Für sie scheint die Welt in Ordnung zu sein. Manche Menschen sind Quartalstrinker. Die trinken eine Weile nichts oder gemäßigt und dann wieder exzessiv.

    Was du da siehst und was du dabei fühlst sind alles andere als Kleinigkeiten. In einer Ehe würde es dir das Leben zur Hölle machen. Bitte paß gut auf dich auf und komme auf gar keinen Fall auf die Idee, daß Liebe oder Heirat deine Partnerin trockenlegen würde. Das funktioniert nicht.

    Ich sage aus Erfahrung: Ja, du hast allen Grund dir Sorgen zu machen. Über dich und dein Leben. Wie gehts für dich weiter? Liebe heilt keinen Alkoholismus. Heirat heilt auch keinen Alkoholismus, es wird nur unglaublich viel schwerer die Beziehung zu beenden.

    Liebe Grüße, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Hallo sorrowful,

    Meines Erachtens trinkt sie grenzwertig, in Wellen. Mal wochenlang nur 1-2 Standardgläser (pro Woche), das ist kein Problem, aber dann werden es auch mal wochen- bis monatelang lang 8-12, darunter wochenlang auch 10-14, wenn sie beispielsweise eine Freundin zu Besuch hat

    ‚Grenzwertig‘ ist ein merkwürdiges Wort für ein Trinkverhalten, welches wochen- bis monatelange 8 bis 12 oder 10 bis 14 Gläser Alkohol beinhaltet.

    Wenn deine Partnerin nicht mit dem Trinken aufhören will, kannst du da auch gar nichts beeinflussen.
    Alkohol ist ein Gift, schnell wird aus Missbrauch Sucht. Wo sich deine Partnerin sieht, kann nur sie selbst sagen.

    Unter Alkoholeinfluss aggressiv reagieren, spricht meiner Meinung schon für sich und gibt genug Anlass zum Sorgen machen. Aber solange deine Partnerin sich keine Sorgen macht, helfen deine Sorgen niemandem.

    Eine Hochzeit mit einem unsicheren Gefühl zu planen, kann auch nicht der richtige Weg sein.

    Du hast dich in einer Online-Selbsthilfegruppe angemeldet, in dem sich auch Angehörige von Alkoholikern austauschen.
    Was denkst du, wobei du Hilfe brauchst?

    Viele Grüße

    Stern

    ⭐️

    Wenn du heute aufgibst, wirst du nie wissen, ob du es morgen geschafft hättest.

  • Danke für Eure Antworten!

    Ich gehe mal auf einige Zitate von Euch ein und muss, glaube ich, versuchen, noch einiges etwas zu präzisieren, muss selbst Bilanz ziehen und mir über das genaue Verhalten klar werden.

    Nur sie selber kann wissen, ob sie Alkoholikerin ist oder nicht.

    Ja, das habe ich schon in einer vorigen Beziehung begriffen. Damals war es deutlich krasser, und ich habe mich damals schließlich auch wegen dem Alkohol getrennt.

    Aber ihr Trinkverhalten und ihre Aggressivität wenn du sie ansprichst, das ist ja nicht nichts...

    Na ja, zu ihrem Trinkverhalten unten mehr. Aber eigentlich ist sie nicht wirklich aggressiv, sondern "defensive", wie man auf Englisch sagen würde, also nicht wirklich böse, sondern nur abwehrend, aber das ist natürlich auch schon vielsagend.

    Insgesamt habe ich trotzdem nicht den Eindruck, dass sie den Alkohol wirklich braucht, sondern sie mag ihn nur. Aber das führt zu der Schlussfolgerung: Eigentlich ist es mir egal, ob sie abhängig oder "un-abhängig" so trinkt, wie sie trinkt, solange es über die Zeit nicht mehr wird, was es nicht wird bzw. nicht geworden ist. Ich muss aber einfach Klarheit darüber bekommen, ob mir das Trinken so zu viel ist oder nicht und ob da eine deutliche Gefahr lauert, dass es doch einmal zum Abrutschen kommt. Aber das kann man wahrscheinlich nie voraussagen

    Vom Trinken abhalten wirst du sie nicht können, niemand kann das.

    Nein, das weiß ich. Es geht letztenendes um die knallharte Frage: Sich trennen oder nicht?

    Die trinken eine Weile nichts oder gemäßigt und dann wieder exzessiv.

    Es gibt NIE wirkliche Exzesse im landläufigen Sinn: Das Maximum waren ein einziges Mal bei einer sehr langen Sylvesterparty 2 Gläser Wein à 200 ml und ein kleines Glas Sekt, also 5 Standardgläser in vielleicht 6-7 Stunden. Sie ist deshalb auch nie betrunken, die Mengen bei einem Trinkanlass reichen dafür einfach nicht.

    ‚Grenzwertig‘ ist ein merkwürdiges Wort für ein Trinkverhalten, welches wochen- bis monatelange 8 bis 12 oder 10 bis 14 Gläser Alkohol beinhaltet.

    Die "Extremphasen" muss man sich in der Praxis so vorstellen:

    Es kommt eine Freundin für eine Woche zu Besuch. Dann gibt es im Extremfall eben mal jeden Tag ein 200-ml-Glas zum Abendessen, nie mehr. OK: Vielleicht am ersten Abend auch zwei, danach auch wieder ein, zwei Tage ganz ohne Alkohol in einer solchen Woche.

    In der darauffolgenden Woche sind wir zu zwei Parties eingeladen, da werden es dann meinetwegen zweimal zwei solche Gläser.

    Wenn es der Zufall will, haben wir in der darauffolgenden Woche wieder Besuch für ein paar Tage, da können es dann eben dreimal zwei solche Gläser werden.

    In den Wochen danach gehen wir vielleicht einmal essen, da wird es dann je ein solches Glas pro Woche.

    Dann kommen Wochen ohne gesellschaftlichen Anlass, da ist es dann Null.

    Ich finde schon, dass das irgendwie ein Grenzfall ist. Andere Leute würden sich darüber wahrscheinlich überhaupt keine Gedanken machen, aber durch meine kulturelle Prägung ist Alkohol für mich, abgesehen von vielleicht einem kleinen Glas Sekt alle 1-2 Monate, bei einer Feier zum Anstoßen, allgemein krass negativ belegt, deshalb bin ich da sehr sensibel.

    Unter Alkoholeinfluss aggressiv reagieren, spricht meiner Meinung schon für sich

    Nein, nein, unter Alkoholeinfluss reagiert sie nie negativ, sie ist immer ihr freundliches und liebevolles Ich. Dafür sind die Dosen auch einfach nicht hoch genug.

    Ich suche einfach Klarheit hier im Forum, danach fälle ich meine Entscheidung: Gehen oder bleiben? Bei dieser erwähnten ehemaligen Beziehung haben mir auch die Leute in einem Forum geholfen, ich bin dann ziemlich schnell gegangen. Und gebranntes Kind scheut das Feuer, daher meine Sorgen und meine Empfindlichkeit.

  • P S.: Und aus diesem Vergleich mit der alten Beziehung kommt eben meine Unsicherheit. Damals war ziemlich schnell klar: Ja, das überschreitet eine rote Linie, sowohl, was den Verdacht angeht, dass da schon eine Abhängigkeit ist, und auch, was die pure Trinkmenge und -häufigkeit anging, das war mir einfach schnell zu viel.

    Aber hier ist es eben deutlich niedrigschwelliger, kollidiert aber schon mit meiner Prägung. Deshalb bin ich mir im Unklaren über alles.

  • Ich habe den Eindruck, daß du die Antwort schon weißt.

    Interessant ist die Frage, wie du wieder in eine Beziehung zu einer Trinkerin geraten und so lange geblieben bist.

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Guten Abend sorroful,

    willkommen bei uns in der Selbsthilfegruppe!

    Wir können Dir keine Anleitung schreiben, wie Du am besten mit dem Alkoholkonsum Deiner Partnerin umgehst.

    Es stört Dich, sodass Du sogar "Buch führst" über ihren Konsum.

    Das alleine sagt mir, dass im Grunde jedes Glas, dass sie trinkt, schon zu viel für Dich ist.

    Davon ab siehst Du nur die Trinkmenge, die sie konsumiert, wenn Du dabei bist.

    Alles andere kannst Du nicht beurteilen.

    Du hast nicht die Kontrolle darüber wie viel Alkohol sie trinkt, kannst Du damit weiterhin leben?

    Denn auf den Alkohol will sie scheinbar nicht verzichten, laut Deinen Schilderungen.

    LG Elly

    ---------------------------------------------------------------------------------------

    Mancher wird erst mutig, wenn er keinen anderen Ausweg mehr sieht.

    - Trocken seit 06.01.2013 -

  • Ich habe den Eindruck, daß du die Antwort schon weißt.

    Nein, ich möchte sie hören von Leuten, die damit selbst Probleme hatten. CH wäre dankbar, wenn Ihr das klar sagen könntet.

    Interessant ist die Frage, wie du wieder in eine Beziehung zu einer Trinkerin geraten und so lange geblieben bist.

    Ja, das ist aber meine Baustelle. Aber: Ist jemand, der so trinkt, wirklich schon eine Trinkerin? Könnt Ihr bitte erklären?

  • Was nützen dir hier irgendwelche Ferndiagnosen?

    Wenn 10 Leute sagen sie ist Alkoholikerin, dann trennst du dich?

    Und wenn 10 sagen, stell dich nicht so an, sie ist einfach nur gut drauf, dann trennst du dich nicht?

    Keiner von uns kann dir eine Entscheidung abnehmen oder ihr Trinkverhalten einschätzen. Vielleicht trinkt sie heimlich doppelt so viel wie du siehst.

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Dann kommt noch etwas dazu.

    DU hast dich hier angemeldet, schreibst aber fast nichts über dich, sondern nur in aller Ausführlichkeit über deine Partnerin.

    Der Schwerpunkt des Erfahrungsaustausches hier in dieser Selbsthilfegruppe sollte auf einem selbst liegen.

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Hi sorrowful,

    Ich habe gerade alles gelesen . Ich kann deine Sorgen nachvollziehen, aber egal ob sie alkoholikerin ist oder nicht , es stört dich oder ?
    Als ich meinen Partner kennengelernt habe , hat er nur bis zu einem gewissen Pegel in meiner Gegenwart getrunken. So das es für mich nicht unangenehm wurde.
    Mittlerweile kann er das nicht mehr .
    Und wenn es dich jetzt schon stört oder du dich nicht wohl fühlst wenn sie Alkohol trinkt dann habt ihr ein Problem.
    Vielleicht ist sie Alkoholikerin, vielleicht wird sie es irgendwann, vielleicht auch nicht . Das kann dir hier niemand beantworten. Du solltest auf dein Bauchgefühl achten .

    LG

    Zabou

  • aber durch meine kulturelle Prägung ist Alkohol für mich, abgesehen von vielleicht einem kleinen Glas Sekt alle 1-2 Monate, bei einer Feier zum Anstoßen, allgemein krass negativ belegt, deshalb bin ich da sehr sensibel.

    Da passt ja etwas nicht zusammen.

    Für Sie scheint der Alkohol mindestens zu einer Art Lebensqualität zu gehören, welche sie sich wohl auch nicht nehmen lassen will. Für Dich hat der Alkohol einen ganz anderen Stellenwert und das kann sie trotz Gesprächen über das Thema nicht nachvollziehen.

    Es gehört für sie einfach dazu. Ob da evtl. sogar eine Sucht dahintersteckt kann Dir hier niemand abschliessend beantworten. Auch nicht ob es schlimmer wird.

    Was die Heirat angeht: Höre auf Dein Bauchgefühl. Selbst wenn Du hypersensibel sein solltest, kannst Du das ja nicht einfach abstellen und andauernd in Dein Kissen beissen um Streit zu vermeiden.

    Es gehört einfach zu Deiner Persönlichkeit und ist ja nun nicht unbedingt schlecht oder sollte dringend "abgestellt" werden. Ein Mensch kann ja nicht einfach umgebaut und in eine passende Schablone gepresst werden. Das gilt für Dich ebenso wie für sie.

    Ignorieren und "zusammenreissen" ist ein erheblicher Stressfaktor, welcher irgendwann durchschlägt und alles zum einstürzen bringen kann.

    Wir wissen leider sehr wenig von Dir, von daher stochern wir da irgendwie in der Luft herum. Evtl. steckt ja auch ein viel tiefer gehendes kulturelles Problem dahinter. Du solltest auf jeden Fall erstmal davon ausgehen, das sie nicht aufhört den Alkohol für sich zu nutzen, wofür auch immer.

    Bei Deinen Bedenken würde ich die Hochzeit erstmal auf Eis legen, da sind ungute Zeiten schon vorprogrammiert.

    Sie kennt Deine kulturelle Prägung und kennt Deine letzten Erfahrungen mit dem Thema.

    Es dürfte Ihr klar sein, das dieses Thema für Dich ( warum auch immer ) immens wichtig ist. Wenn sie das weitestgehend ignoriert und ihr also auch egal ist wohin das führt ( evtl. Trennung ), dann spricht das Bände was eine zukünftige dauerhafte glückliche Beziehung angeht.

    Wir sind hier eine Selbsthilfegruppe, das heisst das Du hier bist um Dir selbst zu helfen. Es stellt sich die Frage ob wir etwas für DICH tun können hier oder ob Dir die Einschätzungen aus der Gruppe hier bis dato eigentlich schon reichen.

    Wie siehst Du das?

    Gruss WW

    m. , Bj. 67 :wink: , abstinent seit 2005

    Wir gehen unseren Weg, weil wir nur den Einen haben. Hätten wir mehrere zur Auswahl, wären wir total zerrissen und unglücklich. Einzig die Gestaltung unterliegt uns in gewissen natürlichen Grenzen.

  • Hallo sorrowful,

    wenn du hier ein wenig im Bereich ‚Angehörige von Alkoholikern’ liest, wirst du ganz viele Beiträge finden, in denen es darum geht, wie sich die Angehörigen fühlen im Leben mit einem Alkoholiker. Und was sie für sich unternehmen, damit es ihnen selbst besser gehen kann. Denn ihren Partnern können sie bei gar nix helfen, solange es der trinkende Partner nicht von sich selbst aus will.
    Und darum geht es hier im Forum. Wir sind ein Alkoholikerforum ….für Alkoholiker und auch für Angehörige von Alkoholikern.

    Du schreibst, dass dich der Alkoholkonsum deiner Partnerin nicht so wirklich stört ….wenn es nicht mehr werden sollte.
    Wobei können wir dir denn helfen? Es wird ja im Moment nicht mehr, betonst du.
    Hier können keine Prognosen erstellt werden, ob oder wie sich das Trinkverhalten deiner Partnerin ändern wird.
    Was ich dir aber aus eigener Erfahrung sagen kann, ist: Bei einem Alkoholiker wird der benötigte Alkohol immer mehr und wer sich erst einmal in der Suchtsprirale befindet, rauscht immer nur nach unten. Immer ….Ausnahmen gibt es nicht.

    Ob du diese Abwärtsfahrt dann mitfahren willst, liegt in deiner Entscheidung.
    Wenn deine Partnerin nicht abhängig trinkt, wobei dir ja auch das egal ist, solange es nicht mehr wird, sprech doch einfach mal gemütlich bei einem Glas Tee (oder Saft…)an, wie es dir mit ihrem Alkoholkonsum geht.

    Letztendlich ist doch jeder Mensch selbst dafür verantwortlich, wie es ihm selbst geht.
    Und wenn es dir nicht gut geht mit dem Alkoholkonsum deiner Partnerin, gibt es nicht so viele Wege, damit es dir wieder gut geht.
    Ihr besprecht das und sie trinkt, wenn sie keine Alkoholikerin ist, einfach nicht mehr …..weil sie auch möchte, dass es dir in dieser Partnerschaft gut geht.
    Einem Nichtalkoholiker ist Alkohol nicht wichtiger als die Partnerschaft. Anders: Ein Alkoholiker stellt irgendwann den Alkohol über die Partnerschaft. Und das ist keine Ausnahme, das ist einfach so.
    Oder du überlegst dir für dich eine Lösung, damit es dir wieder gut gehen kann. Und, ja, das kann auch eine Trennung sein ….wenn für den Partner der Alkohol einen höheren Stellenwert hat als die Partnerschaft und sich irgendwann alles dem Alkohol unterordnen muss.

    Du hast dich in einem Alkoholiker-Forum angemeldet.
    Was erwartet du in einem Alkoholiker-Forum für Antworten?

    Viele Grüße

    Stern

    ⭐️

    Wenn du heute aufgibst, wirst du nie wissen, ob du es morgen geschafft hättest.

  • Guten mlorgen sorrowful,

    Ich schreib dir mal aus der perspektive eines EKA,(erwachsnes kind v alkoholikern) mein vater hat getrunken, viele jahre lang moderat, regelmässig wie ein uhrwerk. Moderat schreibe ich weil mir als kind gar nicht bewusst war, dass er zuviel trinken könnte, bzw. Das regelmässiges trinken nicht zum feierabend dazu gehört. Meine prägung war also, trinken gehört dazu.

    Meine mutter war damit sehr unglücklich und hat ihn vergeblich davon abzuhalten versucht. Will sagen er war ok mit seinem konsum, sie nicht. Ihr argument, wenn die familie dir wichtig ist trink bitte nicht, hat ihn schlichtweg nicht interessiert.

    Sie ist bei ihm geblieben. Für uns kinder. Was schlimmeres hätte sie uns nicht antun können damit. Es wurde zum dauerthema. Und als mein vater sich schliesslich trennte, war sein neues umfeld wieder betroffen. Es trifft immer die ganze familie. Erst partner, dann kinder. Schwiegerkinder, wer auch immer dann der nächste angehörige ist.

  • Hallo sorrowful,

    ich kann das Problem noch nicht ganz fassen. Du schreibst, sie ist ein wundervoller Mensch und du liebst sie. Sie scheint auch nicht ungut zu werden, wenn sie getrunken hat und auch nur defensiv, wenn du sie auf den Alkohol ansprichst. Bei vielen hier, und auch bei mir, ist es ja so, dass einen das Verhalten des Partners stört, wenn er getrunken hat, das Lügen, das Verstecken, das Leugnen, das aggressiv werden, die Wahnvorstellungen, die Wesensveränderungen, das nicht ansprechbar sein, die gesundheitlichen Auswirkungen, etc. Natürlich ist Alkohol ein Nervengift und deshalb schon mal prinzipiell keine gute Idee. Dh es ist durchaus legitim, wenn es dich aus Prinzip stört. Aber sie macht das seit 30 Jahren, scheinbar unverändert - was hat sich bei dir verändert, dass es dich jetzt stört? Oder hat es dich immer schon gestört? Oder ist das Heiraten ein Thema, dass es für dich verstärkt ein Sorgen-Thema ist? Oder ist es die Sorge, dass das alles schlimmer werden könnte? Fühlst du dich unglücklich wegen ihres Konsums? Verursacht der Alkohol Probleme in eurer Beziehung? Hat es Auswirkungen auf ihre Gesundheit? Und welche Auswirkungen hat ihr Konsum auf dich?

    Nicht falsch verstehen, möchte das Problem sicher nicht klein reden - ich kann es nur noch nicht ganz fassen.

    Liebe Grüße

    Jana

  • Hi.

    Krass, wie genau du das beobachtest, wieviel sie wann zu welchen Anlässen trinkt. Sie trinkt nur in Gesellschaft?

    Kurz zusammengefasst: ich glaube, du brauchst jemanden, der nullkommanull trinkt.

    LG, Hera (Alkoholikerin)

  • Vielen, vielen Dank für eure Beiträge und die Mühe, Dir Ihr Euch gemacht habt!

    Eure Antworten haben mir schon viel Klarheit gebracht, insbesondere, was die Frage des Stellenwerts von Beziehung vs. Alkohol bei Ihr angeht. Das muss ich mit ihr ansprechen, das zu klären scheint mir immens wichtig. Auch, was die geplante Heirat angeht. Das wird schwierig, muss aber sein.

    Ich gehe mal noch auf einige Einzelheiten ein:

    Du hast nicht die Kontrolle darüber wie viel Alkohol sie trinkt, kannst Du damit weiterhin leben?

    Ja, eine entscheidende Frage, danke! Das muss ich mit mir klären.

    Wenn 10 Leute sagen sie ist Alkoholikerin, dann trennst du dich?

    Und wenn 10 sagen, stell dich nicht so an, sie ist einfach nur gut drauf, dann trennst du dich nicht?

    Es hilft mir schon, wenn Leute, die Erfahrungen mit diesen Dingen machen mussten, mir sagen, dass ihrem Gefühl, oder Bauchgefühl, nach hier schon die Talfahrt in vollem Gange zu sein scheint. Und auch, dass der Tenor im Endeffekt ist: Na ja, es ist vielleicht nicht wenig, aber man kann es einfach nicht voraussagen.

    DU hast dich hier angemeldet, schreibst aber fast nichts über dich, sondern nur in aller Ausführlichkeit über deine Partnerin.

    Ich weiß nicht recht, was von mir in diesem Zusammenhang wichtig sein könnte.

    Vielleicht: Ich sage ungern positive Dinge über mich, aber ich glaube, ich bin einfach "ein echt guter Kerl" und so ungefähr das Gegenteil von spießig. Aber ich bin, wie schon gesagt, protestantisch erzogen, zwar selbst Agnostiker, aber durch diese ganzen Wertvorstellungen geprägt. Das sitzt tief.

    OK, in meiner Jugend haben wir es ab und an auch ziemlich heftig krachen lassen, aber mein Bild ist durch meine Prägung immer gewesen: Das ist das Privileg der Jugend, wenn man dann richtig im Erwachsenenleben angekommen ist, dann fährt man das stark zurück. Da gelten dann für "vernünftige" und "anständige" Menschen Maßstäbe von Mäßigung, Zurückhaltung und Wahrung der Kontrolle.

    Also schon puritanisch, aber nicht fanatisch oder dogmatisch puritanisch: Man kann gern "ab und an" "moderat" Alkohol trinken, und man kann auch "mal" "etwas" über die Stränge schlagen – was immer das in Gänsefüßchen auch jeweils konkret bedeuten mag, also alles mit schwer konkret zu ziehenden Grenzen.

    Aber wenn da auf Dauer eine Art Regelmäßigkeit zu erkennen ist, also wenn ich den Eindruck bekomme, der Alkoholkonsum, wenn auch in moderatem Maße, ist irgendwie Teil der Persönlichkeit und der Identität, dann wird mir das schon unangenehm.

    Wenn dann noch "relativ häufige" (vielleicht öfter als einmal pro Jahr?) Exzesse mit schwerer Betrunkenheit dazukämen, wäre es für mich jenseits von gut und böse.

    Ihr seht also, dass (a) die Grenzen schwer zu ziehen sind und dass (b) dass das für die meisten von Euch Kinkerlitzchen sind, denn Ihr musstet ganz anderes erleben.

    Ich verstehe deshalb Eure überwiegend verdutzte Haltung. Ich bitte deshalb auch um Nachsicht, da aber meine (wiewohl unscharfe) Grenze für Unwohlsein beim Trinken eben schon sehr tief liegt, quält mich eben die Situation, und deshalb suche ich um Rat.

    Trotz der unscharfen Grenzen ist es aber so, dass ich bei den meisten Leuten sehr schnell fühle, ob das gar nicht geht (meine Ex), oder ob es für mich OK ist, aber mit meiner Liebsten fühle ich mich eben wie in einem Graubereich - dazu unten mehr.

    aber egal ob sie alkoholikerin ist oder nicht , es stört dich oder ?

    Wenn ich erkennen könnte, dass da die Spirale nach unten schon deutlich fröhlich am Rotieren wäre, würde es mich natürlich viel mehr stören, und dann hätte ich meine Konsequenz schon längst gezogen. Aber so: Ich weiß nicht, wohin das führt (und das kann mir bei dem, was ich schildern konnte, offensichtlich auch niemand klar beantworten), und: Ja, es stört mich schon irgendwie, aber es ist immer noch so der Graubereich, bei dem ich das Gefühl habe: "Na ja, könnte vielleicht gerade noch so gehen."

    ich kann das Problem noch nicht ganz fassen. Du schreibst, sie ist ein wundervoller Mensch und du liebst sie. Sie scheint auch nicht ungut zu werden, wenn sie getrunken hat und auch nur defensiv, wenn du sie auf den Alkohol ansprichst. Bei vielen hier, und auch bei mir, ist es ja so, dass einen das Verhalten des Partners stört, wenn er getrunken hat, das Lügen, das Verstecken, das Leugnen, das aggressiv werden, die Wahnvorstellungen, die Wesensveränderungen, das nicht ansprechbar sein, die gesundheitlichen Auswirkungen, etc. Natürlich ist Alkohol ein Nervengift und deshalb schon mal prinzipiell keine gute Idee. Dh es ist durchaus legitim, wenn es dich aus Prinzip stört.

    Ja, das ist eben (neben Menge und Häufigkeit, die vielleicht "gerade noch so gehen" könnten), einer der positiven Punkte im Graubereich: Es wirkt sich rein faktisch nicht negativ aus.

    Aber sie macht das seit 30 Jahren, scheinbar unverändert - was hat sich bei dir verändert, dass es dich jetzt stört?

    Wir kennen uns ca. zweieinhalb Jahre, alles was davor war, kenne ich nur aus dem, was sie sagt: "Aber ich mache das doch schon seit Jahrzehnten so, es ist nie mehr geworden, und es hat doch auch nie Probleme bereitet."

    Oder ist das Heiraten ein Thema, dass es für dich verstärkt ein Sorgen-Thema ist?

    Ja, und zwar verbunden mit der nächsten Sorge:

    Oder ist es die Sorge, dass das alles schlimmer werden könnte?

    Ja. Ich weiß, dass Leute auch noch nach Jahrzehnten umkippen können.

    Fühlst du dich unglücklich wegen ihres Konsums?

    Ja, aber, wie gesagt: Es geht vielleicht gerade noch so. Es wäre schon anders, wenn ich irgendwann mal einen Kontrollverlust bei ihr erlebt hätte, aber so ist es eher die, auf Dauer gesehen, Regelmäßigkeit und die Rolle, die Alkohol für sie ihrem Leben spielt.

    Das ist alles so grenzwertig für mich. Sie ist in jedem Lebensbereich sehr diszipliniert und erwachsen und kontrolliert, und dieser eine einzige Zug kollidiert für mein Empfinden damit. Es erscheint mir irgendwie "nicht puritanisch genug" (haha) und irgendwie "unreif". Und das macht es so schwierig: Alles wunderbar für mich, nur eben das nicht.

    Nochmal: Ich verstehe, dass Ihr darüber nur den Kopf schüttelt, aber mich quält das eben, deshalb schreibe ich.

    Verursacht der Alkohol Probleme in eurer Beziehung?

    Bisher nur für mich, in meinem Empfinden.

    Hat es Auswirkungen auf ihre Gesundheit?

    Keine erkennbaren, Gott sei Dank.

    Und welche Auswirkungen hat ihr Konsum auf dich?

    Siehe oben: Er bringt mich nicht zum Verzweifeln, aber zum Zweifeln.

    Im normalen Alltag: "Hm, OK, mal wieder ein Cocktail. An sich kein Problem, denn dabei bleibt es im normalen Alltag ja auch. Aber ein paar Tage später: Wieder ein Cocktail. Hm. Mir wäre angenehmer gewesen, wenn das vielleicht eine Woche später oder so an der Reihe gewesen wäre, aber na ja, zwei oder drei werden es ja im Alltag nie ..." So in der Art.

    Krass, wie genau du das beobachtest, wieviel sie wann zu welchen Anlässen trinkt. Sie trinkt nur in Gesellschaft?

    Ja, soweit ich weiß, nur in Gesellschaft.

    Ansonsten, Stichwort "Buchführung": Wir kennen uns seit ca. zweieinhalb Jahren. Deshalb kann ich mich an die eine Sylvesterfeier erinnern, aber sonst nicht an konkrete Anlässe. Was ich hier geschrieben habe, ist ein Versuch, Euch das aus der vagen Erinnerung zu schildern, wie sich das über die Zeit so darstellt, anhand fiktiver Anlässe. Ich führe nicht konkret Buch, bringt doch sowieso nichts. Mir reicht das ungefähre Bild, was sich so über die Zeit in der Erinnerung einstellt.

    Kurz zusammengefasst: ich glaube, du brauchst jemanden, der nullkommanull trinkt.

    *Im Prinzip* ja. Aber auch nur im Prinzip, denn ganz ohne wäre es mir auch wieder zu uptight.

    Ich bräuchte wahrscheinlich in punkto Alkohol idealerweise jemanden, der mein schwammiges Gefühl von "in Maßen" erfüllt.

    Aber ansonsten brauche ich genau jemanden wie sie, und ich glaube auch, dass sie das Gefühl hat, dass sie genau jemanden wie mich braucht, und auf ihrer Seite auch in punkto Alkohol: Für sie wäre ein Mann, der heftig über dem trinkt, was sie auch selbst als OK für sich ansieht, ein Graus.

    Ich weiß anekdotisch (nicht nur von ihr), dass sie einmal eine Beziehung hatte, in der sie sich sehr schnell wieder getrennt hat, weil der Mann, nachdem er natürlich am Anfang einen guten Eindruck machen wollte, sehr schnell in sein Alltags-Ich zurückfiel und dann jeden Tag trank und Gras rauchte. Das lag dann unerträglich über ihren eigenen Grenzen.

    Danke noch einmal für Eure Energie, und ich bitte um Nachsicht ...

    Einmal editiert, zuletzt von sorrowful (29. August 2024 um 11:17)

  • Wir kennen uns ca. zweieinhalb Jahre, alles was davor war, kenne ich nur aus dem, was sie sagt: "Aber ich mache das doch schon seit Jahrzehnten so, es ist nie mehr geworden, und es hat doch auch nie Probleme bereitet."

    Guten Morgen,

    genau das hat mein Lebensgefährte (Mitte 50) auch genau so zu mir gesagt. Wir waren ca. 2,4 Jahre zusammen und auch ich habe diesen dicken Klotz im Bauch gehabt und eine starke Ambivalenz meiner Gefühle zu ihm. Ich habe mich nun vor 4 Wochen getrennt. Das 7. Mal in 2,4 Jahren (es war immer wegen seines Alkoholkonsums und immer bin ich wieder eingeknickt) und jetzt endgültig. Mir ist soviel klar geworden. Ich kann mir eine Zukunft mit ihm einfach nicht zuverlässig vorstellen. Ich habe hier auch im Forum geschrieben. Ich hatte mittlerweile ein Riesenproblem mit seinem missbräuchlichen Konsum und das war es jetzt für mich. Wenn man Zweifel bekommt, ist das eigentlich schon Zeichen genug. Man will das nur vielleicht nicht wirklich zulassen und wahrhaben. Aber wenn man ehrlich ist, hat man die ganze Zeit die Antwort in einem und der Klotz im Bauch wird nicht von alleine weggehen, wenn er bereits da ist. Meine Erfahrung....

  • Hallo,

    Ja, aber, wie gesagt: Es geht vielleicht gerade noch so.

    Das finde ich einen sehr gefährlichen Satz für Angehörige. In meinen Augen führt es dazu, dass du deine Grenzen immer weiter aus dem Blick verlierst und damit auch weiter steckst. So können ganz schnell Jahre an der Seite eines nassen Alkoholikers vergehen. Da kommt dann nämlich immer mehr, was " vielleicht gerade noch so geht. "


    lg Morgenrot

    Wer nicht hofft, wird nie dem Unverhofften begegnen. ( Julio Cortazar )

  • Lieber Sorrowful,

    Ich lese schon die ganze Zeit mit und versuche irgendwie eine Knopf am Deine Themen zu bringen.

    Hier mal meine Gedanken zu Deinen Texten hier (ich kann völlig daneben liegen)

    1. Du hast Dich an ein Forum für trockene Alkoholiker und Co-Abhängige gewendet = Ich denke Du schätzt Eure Situation schon richtig ein, willst Sie aber nicht wahr haben oder traust Deinen eigenen Gefühlen/Gedanken nicht.

    2. Dein Username spricht für sich

    3. Hätte, würde, könnte... Würde sie weniger trinken dann... Hierauf hast Du aber (niemand hat das) keinen Einfluss

    4. Du musst für Dich entscheiden wie Du Leben möchtest. Das kann Dir hier niemand beantworten

    5. Ob Deine Partnerin Suchtkrank ist oder nicht, kann auch nur Sie beantworten. Dazu wirst Du hier keine Antwort erhalten.

    LG Momo

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