Kann man/ ich zur CO erzogen werden?

  • Ich war mal in einen Seminar "abgrenzen und durchsetzten" (kannte damals meinen Freund noch nicht und kannte die Alkoholproblematik nicht). In diesem Semina lernte wir das die meisten die über 30 sind mit diesen "falschen Grundsätzen" aufgewachsen sind. Wenn du nicht....dann...

    Ich habe lange nach diesem Grundsatz gelebt obwohl meine Eltenr keine Alkoholiker sind und im enferntesten nicht von mir verlangen immer brav und angepasst zu sein. Aber es war in der Zeit in der wir aufgewachsen sind halt so Uso das man als Kind brav war und alles tat was andere wollten. Nur nicht auffallen, brav sein keinen Unfrieden verursachen. Ich selbst hab es erst gelernt das ich aufhören muss damit als ich mit einen Burnout aus dem Beruf ausgeschieden bin.

    Meine Freundin und ich lachen oft darüber und scherzen "das wir zu gut erzogen" sind aber wenn man das hier in diesem Forum liest weis man wohin diese "gute" Erziehung führen kann auch wenn es unsere Eltern bestimmt nicht schlecht gemeint haben.

    Gott sei dank habe ich über meine Therapie nach dem Burn Out gelernt habe mich ab zu grenzen und mache die Spielchen meiner Schwiegermutter deshalb nicht mehr mit.

    Mein Freund (Verlobter) hat das Coabhängigenverhalten definitiv anerzogen bekommen (Schläge, Vorwürfe, usw.) wie warscheinlich eh viele von euch

  • ICH bin zwar noch neu hier, habe aber schon einige versch. Therapien gemacht (aus anderen Gründen als Co)... ich habe einige "Schädigungen" (so nenne ich es für mich) von Zuhause mitbekommen. In den Therapien habe ich eig. nur herausgearbeitet, dass es entweder mit Vater oder Mutter zusammenhängt, oder mit deren Zusammenspiel, als sie noch nicht getrennt waren.
    Ob meine Mutter co war- weiß ich nicht, sie hat sich jedenfalls getrennt, da war ich 12 (mein Vater ist polytox- Alk und Benzos).
    Eine grundlegend schlimme Sache habe ich von ihr gelernt, meinen Gefühlen nicht zu trauen. Sie hat es immer geschafft, dass gemacht wurde, was sie wollte, im Notfall hat sie uns halt "veräppelt" oder "den richtigen Weg gezeigt" (so hat sie es genannt). Beispiel: "Geht ins Bett, es ist fast acht." Ich war 15 (!), als ich das erste Mal checkte, dass es bei so SÄtzen oft gerade mal kurz nach sieben war. Naja, die Wahrheit ist halt dehnbar...
    Und: Grenzen gab es nicht. Wenig Regeln, aber v.a. - sie überschritt sämtliche Grenzen, außer der s.... Beispiel: Sie klopfte nie (!) an, wenn sie in mein Zimmer kam, egal wie alt ich war. Sie las meine Tagebücher, Sie belauschte meine Telefonate, sie verwüstete mein Zimmer, zog mich an den Haaren, kam ins Badezimmer... so in der Art. Sie ist äußerst manipulativ oder walzt einem die Grenze mit Worten platt, wenn sie sich durchsetzen will. Im Notfall gibt es Tränen von ihr.

    Also, ich finde schon allein das reicht. Ohne eigene Grenzen und wenn man den eigenen Gefühlen nicht traut- das sind doch schon die Einfalltore für Co-Abhängigkeit.

    Und mein Vater- der hat mich im Stich gelassen, als ich ein Mal seine Hilfe brauchte. Heute hat er den Kontakt zu mir eingestellt, will ich eine Forderung an ihn gestellt habe- berechtigt oder nicht, sei hier mal dahingestellt. Fakt ist: Anforderung an ihn: Rückzug / Kontaktabbruch...
    Das ist doch das Verhalten der XYs in Reinform, kurz zusammengefasst.

  • Zitat von girasole

    In den Therapien habe ich eig. nur herausgearbeitet, dass es entweder mit Vater oder Mutter zusammenhängt, oder mit deren Zusammenspiel, als sie noch nicht getrennt waren.


    oh, das klingt missverständlich.
    Ich meine nicht: Entweder hängt es mit Vater zusammen oder mit Mutter.
    Sondern: Versch. Verhaltensweisen stammen zt vom Vater, zt von der Mutter, und zt aus dem kranken Zusammenspiel der beiden.

  • Danke für das Thema!

    Ich denke, dass man zum Co erzogen wird.
    Wir sind als Kind von den "Eltern" ja mal prinzipiell abhängig, sollten jedoch im Lauf der Jahre lernen, mit unserem eigenen Leben zurechtzukommen / unser eigenes Leben zu leben.
    Wenn ich mich so in meinem Leben umschaue, habe ich den Eindruck, dass das bei Vielen nicht so gut geklappt hat.
    Als Co habe ich das Gefühl, das es bei mir "unterdurchschnittlich" geklappt hat und die Ursache sehe ich für mich va. in der Familie als auch, im Weiteren, im Gesellschaftsbild. (Es gehört sich nicht, dass ... usw.)

    Schade finde ich, dass man mit seinen Eltern oft auch gar nicht darüber reden kann, weil sie nicht verstehen, worum es geht.
    Sie waren ja selbst "Kind/er" in einer Familie und einer Gesellschaft; müssten also auch Ihre Vergangenheit aufarbeiten; was viele nicht können oder wollen.

  • Liebes Feuerpferd,

    Du bist nicht schuld am Verhalten der Anderen - das muss Dir ganz bewusst werden. Ich habe jahrelang mit ähnlichen Gedanken gekämpft und habe mich selbst dabei schuldig und schlecht gefühlt. Was mir damals sehr geholfen hat, war eine Aussage, die ich Dir gerne zum Nachdenken hier lassen möchte:

    Liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst.

    Ich habe festgestellt, dass ich mich selbst gar nicht mehr lieben konnte, eben weil mir von allen Seiten Schuldgefühle vermittelt wurden. Erst als ich anfing, mich selbst zu lieben, mich selbst so anzunehmen, wie ich bin, wurde dieser Kreis meiner Schuldgefühle durchbrochen. Es wurde mir klar, dass auch der Nächste sich selbst lieben muss, damit er diese Liebe weitergeben kann. Das ist leider meistens nicht so. Daher können auch oft die Anderen unsere Erwartungshaltung nicht erfüllen, genauso wie wir oft die Erwartungshaltung anderer Personen nicht erfüllen können.

    Versuche mal diesen Gedanken für Dich zu reflektieren.

    Liebe Grüße
    Heid2001

  • Hallo ihr Lieben,

    ich habe mal diesen Thread gesucht, da Ideja noch einen, für mich auch sehr interessanten Aspekt in den Wochenthemen eingebracht hatte.

    Zitat

    Wenn ich darüber nachdenke, muss ich mich fragen, wie kann ein Mensch überhaupt religiös UND NICHT co-abhängig sein.


    Ich sehe mich durchaus auch als einen religiösen Menschen, ich bin auch COabhängig. Hat mich diese Religiösität dazu gemacht?
    Meine erste spontane Reaktion wäre vor einigen Jahren ein eindeutiges "Ja" gewesen. Endlich die Ursache gefunden. Kann ja gar nicht anders sein.
    Wenn ich heute und jetzt darüber nachdenke kann ich mich nur von diesem "Ja" distanzieren, denn schon in der Bibel steht ein Satz, der an meine Selbstfürsorge apelliert, ja sie sogar regelrecht einfordert.
    Der Satz: Liebe deinen nächsten den kennt sicher jeder, aber das ist nur der erste Teil, der Satz geht ja weiter.
    Den letzten Teil habe auch ich immer "überlesen" und "überhört" wie dich selbst.
    Ich fand es immer sehr schwer mich zu lieben, bis heute frage ich mich, was ist denn liebenswert an mir, was macht mich aus?
    Damit sind wir wieder bei der Erziehung angekommen, oder ist es ein Zusammenspiel von beidem ?
    Hat jemand von euch noch andere Erfahrungen gemacht?

    lg Morgenrot

    Wer nicht hofft, wird nie dem Unverhofften begegnen. ( Julio Cortazar )

  • Hallo Morgenroth,

    Zitat

    Der Satz: Liebe deinen nächsten den kennt sicher jeder, aber das ist nur der erste Teil, der Satz geht ja weiter.
    Den letzten Teil habe auch ich immer "überlesen" und "überhört" wie dich selbst.

    Mir ging es ähnlich, obwohl ich ja nicht in einem religiösen Umfeld groß geworden bin. Aber in unserem System ging es ja auch nicht um den einzelnen sondern um das Wohl der Masse. Gefühlt habe ich meine Entscheidungen immer danach gerichtet, wie sie auf's Umfeld wirken könnten und nicht danach ob ich mich damit wohl fühle :roll: . Das wirkt natürlich bis heute und bedarf ner Menge Arbeit, dass zu ändern.

    sonnige Grüße
    Lütte

    "In dem Moment, wo Du eine Entscheidung triffst, formt sich dein Schicksal"

  • Hallo,

    das Thema erinnert mich an meine Kindheit, mein Vater war fast immer betrunken, meine Mutter oft krank.
    Ich war die älteste von 6 Kindern.
    Als meine jüngste Schwester geboren wurde war ich 8 1/2 Jahre alt.
    Wenige Wochen nach ihrer Geburt musste meine Mutter ins Krankenhaus, es waren Ferien und ich war mit den jüngeren Geschwistern quasi alleine.
    Mein Vater hatte wohl Urlaub war aber kaum für uns da.
    Das Jugendamt schickte uns später eine Frau, die sich tagsüber um uns kümmerte.
    Eines Tages musste ich mit ansehen wie diese Frau vom Vater fast vergewaltigt wurde - ich hatte ihn durch mein plötzliches Auftauchen gestört.

    Die Frau packte ihre Sachen, eine Schwester und ich kamen in ein Heim, die Ferien waren inzwischen vorbei, die kleineren Kinder wurden bei Verwandten untergebracht, bis meine Mutter wieder gesund war. In dem Heim verbrachte ich 3 Monate.

    Es dauerte dann noch 5 Jahre bis meine Mutter die Scheidung einreichte. Was bis dahin alles passierte würde ein Buch füllen.

    Da ich die älteste war, habe ich viel helfen müssen. Die Kinder beaufsichtigen, Einäufe erledigen .....
    Meine Mutter war einfach zu krank um das alles alleine zu schaffen, zudem ging sie auch jeden Morgen noch Zeitungen austragen.

    Jede Nacht kam mein Vater betrunken von seinen Sauftouren zurück und fiel laut schreiend über unsere Mutter her.
    Meine Geschwister weinten und kamen zu mir ins Bett.
    Wir hatten alle schreckliche Angst.

    Ich fühlte mich immer für meine Mutter und Geschwister verantwortlich, auch noch nach der Scheidung.

    Erst jetzt verstehe ich so richtig mein Verhalten meinem Mann gegenüber.

    Gute Nacht und liebe Grüße, Veilchen

  • Weiß nicht, wem es euch geht? Mir ist im Laufe meiner Abhängigkeit aufgefallen, dass ich in allem und jedem immer vorrangig das Positive
    wahrnehme. Allerdings auf mich bezogen, mich stets abwertend bedacht und gefühlt habe, habe mich in Gedanken und Wort selbst erniedrigt.
    Dabei hatte z.B. meine Mutter als Kind ein viel härteres Leben, denn sie wurde damals bei ihrer Verwandtschaft abgegeben und als billige
    Arbeitskraft benutzt. Leider unbewusst übernommen habe ich ihre Art Negativismus. Noch heute ertappe mich, dass ich bei Besprechungen, Veranstaltungen, auf Anhieb recht schüchtern bin, Angst habe zu versagen und erst den Schalter im Kopf umlegen muss, bevor mich dann zu zeigen verstehe. Inwieweit das mit Co-Abhängigkeit zusammenhängt, weiß ich nicht.


  • ,,ich habe so viel Liebe zu verschenken, dass ich alles heilen kann."
    Dieser Satz ist so typisch für mich, ich bin auch so vermessen zu glauben, dass ich mit meiner Liebe Menschen ändern kann.
    Woher kommt es bei mir? Ich denke, es ist vieles anerzogen.

    Hallo Feuerpferd,
    was du da schreibst, kann ich sooo sehr nachempfinden. Ich habe, wie andere sagen, heilende Hände und wo ich sie auflege, da gehen Schmerzen weg, Husten hört auf und ein warmes Gefühl geht durch den Körper. Früher kostete es meine Kraft, diese Hilfe zu geben, heute habe ich vermeintlich gelernt, die Kraft des Universums zu nutzen und weiter zu geben. Aber manchmal möchte ich garnicht helfen/heilen ... und tue es trotzdem.

    Die Kraft der Liebe kann sicher lindern und heilen. Das ist nicht grundsätzlich verkehrt. Dennoch, ich habe auf einer Messe einen begnadeten Heiler bei seiner Arbeit beobachtet und er war am Ende des Tages völlig erschöpft ... Auch das kostet also Kraft.

    Und außerdem: Als ich 1,5 Jahre alt war, kam meine herzkranke Schwester zu Welt. Meine Mutter war überfordert und ich war automatisch in die Pflege meiner geliebten Schwester eingebunden. Jede Bewegung war anstrengend, selbst essen. Nach der dritten Herz-OP verstarb sie dann mit 6 jungen Jahren als ich 8 Jahre alt war. Für meine Eltern zerbrach eine heile Welt, mein Vater ging arbeiten und ich kümmerte mich um meine Mutter, die häufig tagelang mit Migräne im Bett lag ...

    Ich habe mich immer verantwortlich gefühlt für meine Schwester und meine Mutter betont immer, dass sie das nie verlangt hat und ich das von ganz alleine gemacht hätte ... soviel zum Thema angeboren oder erzogen ?

    Die Wissenschaftler sagen, dass wir viele Eigenschaften/Veranlagungen in den Genen zur Verfügung haben. Welche dann "aktiviert" werden, hängt von unserer Lebensumgebung ab. Einige Wissenschaftler sagen auch, dass die Vererbung nur 20% ist und der Rest epigenetisch.Das bedeutet, dass durch die Erziehung veranlagte Eigenschaften ausgeprägt und verstärkt werden. Hm, man wird also zu 20% als CO geboren und wenn man dann eine herzkranke Schwester bekommt, dann wird man zu 80% zur CO ausgeprägt ?

    Ich kann nur für mich sprechen. Wenn ich so zurück schaue, sehe ich ein lebensfähiges Mädchen, welches viel Kraft für seine Familie hatte und das schon mit 1,5 Jahren. In der Schule war ich ein 1er-Kandidat, damit ich zuhause mit den Hausaufgaben schnell fertig war und für meine Schwester Zeit hatte. Und dennoch habe ich versagt ... ich habe nicht genug getan, um sie am Leben zu erhalten ... so meine Gedanken und Gefühle, ca. 40 Jahre nach dem Tod meiner Schwester.

    Zentrum meiner Gedanken war also: "Ich habe nicht genug getan. Ich habe versagt." Ich habe also das anerzogene, genetisch vordisponierte, schlechte Gewissen geübt, gelernt, dass ich nicht genüge. Egal was ich tue, es reicht nicht. So suchte ich mein Leben lang Situationen, Menschen, wo ich etwas gutes, heilendes tuen konnte, um etwas Balsam auf meine Wunden zu erhalten, dass ich aber diesmal ein bisschen etwas richtig gemacht habe...

    Dann konnte ich mich eine Zeit lang gut fühlen, bis die Wirkung der"Heil-Gebungs-Droge" nachließ und ich erneut mein Helfersyndrom verwenden musste, um mich wieder gut zu fühlen. Warum also nicht einfach mit einem Mann zusammen leben, der ständig diese Zuneigung, Aufmerksamkeit und Liebe im Übermaß braucht ? So saß ich doch an der Quelle meiner eigenen Lebensenergie und konnte permanent mein Helfersyndrom ausüben und jeden Tag auftanken ? Es sollte also ideal sein, wenn eine CO mit einem jammernden Alkoholiker, der sich nur als Opfer sieht, zusammen zu leben !!!

    Was ist also falsch an dieser Sache wenn doch alles passt wie Deckel auf Topf ??? Was ich übersehen habe die ganzen Jahre ist, dass das Leben eine ständige Veränderung und Bewegung beinhaltet. In Momentaufnahmen ist alles perfekt und jeder kann sein Schema leben. Wir CO's können geben und der Alk kann nehmen. Aber in der Bewegung des Lebens ist der Knackpunkt. Der Alk will immer mehr, da seine Bedürfnisse ja nur augenscheinlich befriedigt werden. Die wahre Ursache seines Jammertals bleibt unberührt. Und immer mehr kann auch die beste CO irgendwann nicht mehr leisten.
    Sie fängt an, sich zu verweigern, sich zurück zu ziehen und entzieht damit dem Alk sein Lebenselexier, was er gewohnheitsmäßig einfordert.

    Und damit kommt auch das schlechte Gewissen der CO wieder auf, nicht zu genügen, zu versagen. Und schon ist die Abwärtsspirale auf der Überholspur angekommen. Immer häufiger Streit, immer häufiger Konflikte, Vorwürfe, Entzug auf BEIDEN Seiten. Der Alk schafft es, Schuldgefühle zu produzieren, die CO funktioniert im Alltag nicht mehr, sagt Fortbildungen ab (wie in anderen Beiträgen zu lesen), findet keinen neuen Job und ist immer mehr nicht arbeitsfähig. Damit ist auch die bislang funktionierende CO im Strudel angekommen, der wie ein schwarzes Loch zieht und nicht mehr los lässt. Wie entkommt man diesem schwarzen Loch, welches einen unweigerlich immer stärker aufsaugt ? Nur durch ABSTAND !!

    So lerne ich zurzeit, Abstand zu halten von meinem Jammerlappen, meine Gedanken neu zu konditionieren: Ich darf am Feiertag in meiner Wohnung bleiben, in diesem Forum schreiben, lesen und stöbern und meine neuen Gedanken üben: Ich bin wertvoll, denn ich bin als ein von Gott geliebtes Wesen auf diese Welt geboren. Ich darf das tun, was mir gut tut und mein Alk darf genau das selbe. Ich bin verantwortlich für mein Wohlergeben und meine Arbeitsfähigkeit und nur ich bin verantwortlich dafür, dass ich heute Momente finde, die mich strahlen und lachen lassen. Suchen wir also das Licht. Es leuchtet in uns und es leuchtet in Menschen, Tieren und Pflanzen da draußen. Achten wir auf das Licht und erlauben wir ihm den Zutritt zu unserer Seele.

    In diesem Sinne danke ich, dass ich heute meinen Gedanken hier freien Lauf lassen durfte und wünsche allen einen sonnigen Feiertag !
    L, FreeWell

  • Es gibt viele Bücher, die ich empfehlen kann. Da ich nur toxische Beziehungen hatte, habe ich mich sehr mit meinen Anteilen daran beschäftigt. Die Strukturen und Beziehungsmuster werden in den ersten fünf Lebensjahren geprägt. Wie auch bei mir. Ich kann hierzu das Buch "Wenn Frauen zu sehr lieben" und "Das Kind in dir muss Heimat finden" empfehlen.

    Diese Beziehungsmuster sitzen so tief, wie unser Überlebungswille.

    Warum wir uns genau das antun, was wir am wenigsten brauchen? Weil wir diese Muster kennen und in diesen eine Art Sicherheit sehen.

  • Fehlende Liebe oder zu sehr ausgeprägte Liebe ist für Kinder schädlich und führen dazu, dass die natürliche Abnabelung nicht stattfindet.

  • Hier noch ein Nachtrag zu meinem Beitrag eben:

    Es arbeitet in mir, auch auf meinem Spaziergang in der Sonne konnte ich nicht loslassen. Nur selten Momente, wo ich die Sonne geniesse und mich mit Menschen unterhalte, die offensichtlich "ganz normal" sind...

    Je länger ich wegbleibe und schweige, desto stärker wird der Druck aufgebaut, dass ich zurück komme. So ist das mit der Bewegung in der Beziehung. Hat man ein bisschen Abstand gefunden, beruhigen sich die Gemüter. Aber sowohl beim Alk als auch bei der CO fängt die Sucht an zu ziehen. Ist es nicht so, dass man sich als CO wieder zu seinem Partner hingezogen fühlt, sobald man zur Ruhe kommt ? Er fehlt einem, man will wissen was er macht, wie es ihm geht. Man sehnt sich danach ihm wieder zu helfen. Auch der Alk hat sich beruhigt und wäre jetzt wieder mit "etwas" Zuneigung und Hilfe zufrieden. Also die normale Dosis, die man auch verkraften kann.
    Ginge man an diesem Punkt zurück in die Beziehung, würde der Sog unweigerlich wieder stärker werden. Alk zieht, braucht immer mehr und CO gibt wieder über ihre Kräfte, Grenzen hinaus. Dann kommt unweigerlich der Zeitpunkt, wo sie wieder ausbricht, wütend wird und wieder Abstand braucht ... nur um sich erneut zu erholen und zurück zu gehen zum Blutegel der Liebe ...

    Ja, kann man eine Beziehung retten, die so hoffnungslos auf die Abhängigkeiten eingefahren ist ? Ich weiß es im Moment nicht, denn sobald man wieder zusammen kommt, geht es ja von vorne los. Man müsste neue Verhaltensmuster auf beiden Seiten üben und leben, aber ob das auf die Dauer geht ohne rückfällig zu werden ? Wahrscheinlich müssten beide Partner erst über Monate gesund werden, bevor sie es nochmal miteinander versuchen könnten.

    Oder gibt es andere Beispiele, dass so eine Beziehung dauerhaft heilen kann ? Würde mich interessieren von euch zu hören ...

    LG, FreeWell

  • Hallo FreeWell,

    Zitat

    Man müsste neue Verhaltensmuster auf beiden Seiten üben und leben, aber ob das auf die Dauer geht ohne rückfällig zu werden ? Wahrscheinlich müssten beide Partner erst über Monate gesund werden, bevor sie es nochmal miteinander versuchen könnten.

    So hab ich es bei uns erlebt. Wir mussten beide an unsere Muster ran. Das ist kein leichter Weg und manchmal kann man halt nicht aus seiner Haut und altes, vertrautes bricht sich seine Bahn, aber ich habe Mittel und Wege an der Hand, damit umzugehen. Bei uns gab es einen Rückfall nach 6 Jahren - ein einmaliger Vorfall. Wir mussten nicht wieder bei Null anfangen, aber es ist schon ein anstrengender Weg.

    sonnige Grüße
    Lütte

    "In dem Moment, wo Du eine Entscheidung triffst, formt sich dein Schicksal"


  • So hab ich es bei uns erlebt. Wir mussten beide an unsere Muster ran. Das ist kein leichter Weg und manchmal kann man halt nicht aus seiner Haut und altes, vertrautes bricht sich seine Bahn, aber ich habe Mittel und Wege an der Hand, damit umzugehen. Bei uns gab es einen Rückfall nach 6 Jahren - ein einmaliger Vorfall. Wir mussten nicht wieder bei Null anfangen, aber es ist schon ein anstrengender Weg.

    Liebe Lütte,

    danke für deine Worte, die Hoffnung machen. Ich denke, dass auch "Normalos" in ihren Beziehungen/Ehen Stress haben und Achterbahn fahren. Nur, dass die nicht auf so einer Abwärtsspirale unterwegs sind.

    Ich war gestern bei meinem Lebensgefährten und wir haben ruhig geredet und neue Verabredungen getroffen. Ich sage offen und fest, was ich machen möchte und er akzeptiert es, wenn ich bei mir sein möchte. Er zieht nicht, da ich sonst sofort gehe. Ich komme zu ihm, wenn es entspannt ist und wir geniessen schöne Stunden. Dennoch gehe ich nach einigen Stunden, bevor es wieder "eng" wird. So hat er seinen Freiraum, Verantwortung für sein Leben zu übernehmen.

    Auch habe ich deutlich sagen können, dass ich mich in seinem Haus nicht wohl fühle, weil er aus Bequemlichkeit zuwenig aufräumt und putzt. Er möchte dass jetzt ändern, damit ich mich wieder wohl fühle. So komme ich zu ihm, er putzt, ich koche, wie essen und sprechen und nach einer Weile eines positiven Treffens gehen wir zurzeit wieder eigene Wege. Vielleicht klappt es so. Es fühlt sich gut an.

    Ich werde euch auf dem Laufenden halten. :)

    LG, FreeWell

  • Zitat

    Ich war gestern bei meinem Lebensgefährten und wir haben ruhig geredet und neue Verabredungen getroffen. Ich sage offen und fest, was ich machen möchte und er akzeptiert es, wenn ich bei mir sein möchte. Er zieht nicht, da ich sonst sofort gehe. Ich komme zu ihm, wenn es entspannt ist und wir geniessen schöne Stunden. Dennoch gehe ich nach einigen Stunden, bevor es wieder "eng" wird. So hat er seinen Freiraum, Verantwortung für sein Leben zu übernehmen.

    Auch habe ich deutlich sagen können, dass ich mich in seinem Haus nicht wohl fühle, weil er aus Bequemlichkeit zuwenig aufräumt und putzt. Er möchte dass jetzt ändern, damit ich mich wieder wohl fühle. So komme ich zu ihm, er putzt, ich koche, wie essen und sprechen und nach einer Weile eines positiven Treffens gehen wir zurzeit wieder eigene Wege. Vielleicht klappt es so. Es fühlt sich gut an.

    Liebe Freewell,
    das hört sich ja alles ganz nett an, aber ich schreibe Dir ganz ehrlich, was ich dazu denke.
    Es wird nicht funktionieren. Auch wenn man es sich noch so sehr wünscht. :wink:
    Es spricht einfach zu viel dagegen.
    Mal dazu einige Punkte:
    Mit einen nassen Alkoholiker kann man keine Verabredungen treffen, bzw. kann man das schon :wink: , sollte dann aber auch wissen, das der andere sie nicht einhalten kann und wird.
    Die Suchterkrankung lässt sowas nämlich gar nicht zu.
    Entspannte Zeiten mit einem nassen Alkoholiker?
    Ich bin ja selbst Alkoholikerin und kann Dir sagen, das ein Alkoholiker nur entspannt ist, wenn er genug Alk im Blut hat.
    Und dabei bleibt es nicht, denn der Kontrollverlust ist ja typisch für unsere Krankheit.
    Es wird also regelmäßig weiter gesoffen und von Entspannung kann dann sicher keine Rede mehr sein.
    Und ohne Alk im Blut sind wir ebenfalls nicht entspannt !
    Denn die Sucht arbeitet dann erbarmungslos in uns und wir denken nur noch dran, wann wir wieder saufen können.
    So läuft die Sache nun mal, und ist ja auch bekannt, DAS es so läuft.
    Auch Du wirst da alles schon so miterlebt haben, nicht wahr?

    Zitat

    So hat er seinen Freiraum, Verantwortung für sein Leben zu übernehmen.


    Auch nett gedacht, aber weit von der Realität entfernt.
    Ein nasser Alkoholiker hat gar nicht mehr die Fähigkeit dazu, Verantwortung für sein Leben zu übernehmen.
    Er wird immer versuchen, die anderen aufzudrücken.
    Die Welt ist immer schlecht für ihn, egal was ist. Der Alkie ist immer das "Opfer der Umstände"!
    Ist natürlich Blödsinn, kann und will der Alkie aber nicht so sehen.
    Denn wenn der wirklich Verantwortung für sein Leben übernehmen wollte, müsste er erstmal trocken werden.
    So läuft die Nummer....und nicht anders.
    Auch wenn Du es Dir vielleicht anders wünscht.

    Zitat

    So komme ich zu ihm, er putzt, ich koche, wie essen und sprechen und nach einer Weile eines positiven Treffens gehen wir zurzeit wieder eigene Wege.


    Ja genau :wink:
    Und im Himmel is Jahrmarkt 8)
    Sorry Freewell, aber ich glaube keine Minute dran, das das funzt. Nicht mit einem nassen Alkie mit den Charaktereigenschaften von Deinem Säufer da.
    Entschuldige bitte, das ich die DInge so krass beim Namen nenne, aber so bin ich nun mal.
    Ich mag da nichts schönen und Dir gut zureden, das es vielleicht klappen könnte.

    Du verschwendest gerade weiter Deine wertvolle Lebenszeit. Aber es ist ja Deine, Du darfst das.
    Du lässt Dich so weiter von einem nassen Alkie nach Herzenslust be-und ausnutzen. Auch das darfst Du.
    Es ist ja Dein Leben.
    Groß rumjammern braucht man dann aber auch nicht, denn es ist ja die freie Entscheidung vom Einzelnen gewesen.
    Sorry das ich auch das so schreibe, aber mich nervt halt Rumjammerei, wenn Dinge relativ einfach abänderbar sind.
    Hier ist niemand der Leibeigene von einem anderen Menschen, CO-Abhängigkeit hin-oder her.

    Du möchtest Dich noch nicht trennen, sondern auch Deine CO-Abhängigkeit noch ne Weile ausleben. Darum redest Du Dir Sachen schön.
    Denn ansonsten müsstest Du ja eine Entscheidung treffen und handeln.
    Theoretisch weisst Du das auch alles längst selbst... ich muss Dir das eigentlich also gar nicht alles schreiben.

    Ich wünsche Dir den Mut zu Entscheidungen. Noch ist der nicht da.
    Du bist auch nicht der erste CO, der hier noch ne Runde drehen muss oder will.
    Dann ist das eben so, ich kann das auch nicht ändern. Aber zureden und schreiben "das wird schon", dazu bin ich auch nicht bereit.
    Mir tut es nur in der Seele weh, wenn jemand so sinnlos seine Lebenszeit opfert.
    Denn die gibt Dir niemand zurück !

    LG Sunshine

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